(19) |
 |
|
(11) |
EP 0 315 743 B1 |
(12) |
EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT |
(45) |
Hinweis auf die Patenterteilung: |
|
05.02.1992 Patentblatt 1992/06 |
(22) |
Anmeldetag: 23.08.1988 |
|
|
(54) |
Verfahren zur Herstellung eines Tunnels oder Stollen sowie Tunnelbohrmaschine zur
Durchführung des Verfahrens
Method for making a tunnel or gallery, and tunneling machine for carrying out the
method
Méthode pour réaliser un tunnel ou une galerie et machine de forage de tunnel pour
la mise en oeuvre de la méthode
|
(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
|
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL |
(30) |
Priorität: |
12.11.1987 DE 3738485
|
(43) |
Veröffentlichungstag der Anmeldung: |
|
17.05.1989 Patentblatt 1989/20 |
(73) |
Patentinhaber: Alfred Kunz GmbH & Co. |
|
D-80336 München (DE) |
|
(72) |
Erfinder: |
|
- Harpf, Richard, Dipl.-Ing.
D-8070 Ingolstadt (DE)
|
(74) |
Vertreter: Gossel, Hans K., Dipl.-Ing. et al |
|
Lorenz-Seidler-Gossel
Widenmayerstrasse 23 80538 München 80538 München (DE) |
(56) |
Entgegenhaltungen: :
EP-A- 0 207 056 DE-A- 3 400 182 US-A- 4 055 051
|
DE-A- 1 807 972 DE-C- 936 082
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die
Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen
das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich
einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr
entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen). |
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Tunnels oder Stollen mit
einer Tunnelbohrmaschine, bei dem in radialer Richtung ein Bohrgestänge in das Gebirge
drehend und/oder schlagend vorgetrieben werden kann.
[0002] Beim Bohren von Tunneln oder Stollen mit Vollschnitt-Tunnelbohrmaschinen wird eine
gute Bohrleistung erreicht, die 40-60 m/Tag betragen kann, wenn der Tunnel in einem
standfesten Gebirge vorgetrieben wird. Die Tunnelbohrmaschine besteht in ihrem Grundaufbau
aus einem rotierenden Bohrkopf, hinter dem die Antriebs- und Verklammerungseinrichtungen
angeordnet sind, wobei der erforderliche Andruck des Bohrkopfes durch Vorschubpressen
aufgebracht wird, die sich auf eine durch Spannbacken mit der Tunnelröhre verspannte
Stützeinrichtung abstützen. Probleme beim Tunnelbohren mit einer Tunnelbohrmaschine
ergeben sich dann, wenn der Bohrkopf eine Störungsstelle, die beispielsweise aus brüchigem
oder rolligem Gebirge wie Kies oder Sand oder einer Wasserader bestehen kann, anschneidet.
Im Falle des Auftretens derartiger Störungsstellen kann es zu einem Einbruch der Tunnelröhre
unmittelbar hinter dem Bohrkopf kommen, also in einem Bereich, der schlecht zugänglich
ist und der bei dem Bohrfortschritt nicht sofort mit Spritzbeton oder anderen sichernden
Einrichtungen verkleidet werden kann. Als sichernde Einrichtungen kommen Bögen oder
Anker in Betracht, die normalerweise in dem Raum hinter dem Bohrkopf angebracht werden,
der als Arbeitsraum dient. Diese Einrichtungen können aber nicht installiert werden,
wenn es zu Einbrüchen des Gebirges unmittelbar hinter dem Bohrkopf kommt. Treten im
Falle einer Störungsstelle Einbrüche unmittelbar hinter dem Bohrkopf auf, die nicht
sofort abgefangen werden können, ergeben sich komplizierte Räum- und Sicherungsarbeiten,
die einen zügigen Fortschritt der Bohrung stören und zu teuren Stillstandszeiten führen.
[0003] Aus der EP-A-207056 ist eine Vorrichtung zum Bohren von Tunneln, Schächten oder dergleichen
bekannt, bei dem der Tunnel oder dergleichen mittels einer Tunnelbohrmaschine im Vollschnitt
hergestellt wird. Dabei kann unmittelbar hinter dem Bohrkopf in radialer Richtung
ein Bohrgestänge in das Gebirge vorgetrieben werden. Aus der DE-C-936082 sind Bohrgestänge
bekannt, die beim Auftreten von Störungsstellen in das Gebirge vorgetrieben werden
und dort stehengelassen werden, wobei der Ringraum mit einem aussteifenden Material
verfüllt wird.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren vorzuschlagen, das die Fortführung der
Bohrarbeiten mit einer Tunnelbohrmaschine ohne langwierige Räumungs- und Sicherungsarbeiten
auch dann ermöglicht, wenn die Tunnelbohrmaschine Störungsstellen anschneidet.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einem Verfahren der eingangs angegebenen Art
dadurch gelöst, daß nur beim Auftreten von Störungsstellen und aus dem Bohrkopf gebohrt
wird, daß das Bohrgestänge stehengelassen wird und daß der das Bohrgestänge umgebende
Ringraum mit einem aussteifenden Material verfüllt wird. Normalerweise kündigen sich
Störungsstellen bereits beim Bohren durch eine Veränderung des Drucks auf die Tunnelbohrmaschine
an, so daß bei derartigen kritischen Druckveränderungen darauf geschlossen werden
kann, daß eine Störungsstelle zu erwarten ist. Das Wesen der Erfindung liegt nun darin,
daß die sichernden Maßnahmen beim Auftreten von Störungsstellen nicht erst hinter
dem Bohrkopf vorgenommen werden, also zu einem Zeitpunkt, zu dem diese möglicherweise
wirksam nicht mehr ausgeführt werden können, sondern bereits im Bereich des Bohrkopfes,
so daß ein Einbruch der Tunnelröhre mit Sicherheit vermieden wird. Nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren werden in die Störungsstelle Bohrgestänge vorgetrieben, die nach dem Vortrieb
stehenbleiben, wobei der Ringraum zwischen dem Bohrgestänge und dem Gebirge mit einem
aushärtenden Material verfüllt wird, so daß stabilisierende Gebirgsanker gesetzt werden,
die den Boden oder das Gebirge der Störungsstelle verklammern und verankern und damit
Einbrüche verhindern. Nach dem Setzen eines aussteifenden Gebirgsanker kann der Bohrkopf
um einen gewünschten Winkelschritt gedreht und sodann der nächste Gebirgsanker in
entsprechender Weise in das Gebirge eingebracht werden. Strahlenartig können so viele
Gebirgsanker gesetzt werden, wie zur Stabilisierung und Abstützung einer Störungsstelle
erforderlich sind. Das Bohrgestänge kann rechtwinkelig zur Achse des Bohrkopfes oder
aber auch um einen Winkel geneigt vorgetrieben werden.
[0006] Wird der Bereich einer Störungsstelle in der beschriebenen Weise durch Gebirgsanker
stabilisiert, kann nach dem Anbringen der erforderlichen Zahl von Gebirgsankern der
Bohrbetrieb fortgesezt werden, so daß hinter den Bohrkopf eine einbruchgesicherte
Tunnelröhre in den Arbeitsraum eintritt und ein den Bohrbetrieb unterbrechender Einbruch
des Gebirges nicht befürchtet werden muß.
[0007] Das den das Bohrgestänge umgebenden Ringraum verfüllende, aussteifende und/oder verdichtende
Material kann aus Betonit, Zement, kunststoffverbessertem Mörtel o.dgl. oder aus Gemischen
dieser Stoffe bestehen. Der Bohrer kann mit einer das ausgebohrte Material freispülenden
Spülung versehen sein, die nach dem Vortreiben und Setzen des Bohrgestänges durch
eine Einrichtung zum Einbringen einer aushärtenden Zementschlempe o.dgl. ersetzt wird.
Das aussteifende oder aushärtende Material wird zweckmäßigerweise durch im Bereich
des Bohrkopfes angeordnete Düsen ejiziert. Dabei wird ein so großer Druck angewandt,
daß auch Hohlräume des Gebirges mit dem aushärtenden Material verfüllt werden.
[0008] Eine Tunnelbohrmaschine zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens mit einem
an einer Antriebseinrichtung gelagerten pilzförmigen Bohrkopf und mit Verspanneinrichtungen
und Vorschubpressen zeichnet sich erfindungsgemäß dadurch aus, daß der Bohrkopf mit
einer radialen Lafette versehen ist, in der ein Bohrer geführt ist, dessen Bohrgestänge
radial aus dem Bohrkopf vorschiebbar ist. Auf der Lafette können bekannte Bohrer verwendet
werden, beispielsweise solche, deren Gestänge aus durch Hammer vorgetriebene Anker
bestehen. Geeignete Bohrer bietet beispielsweise die Firma Atlas Copco unter der Bezeichnung
"Heavy Rock Drills" mit "Drifter Feeds" und "Down-the- hole Hammers" an. Als geeignete
Bohrantriebe können auch die "Hydraulic Drifter" und "Hydraulic Chain Feeds for Tunneling"
der Firma Tamrock eingesetzt werden. Da die als Radialbohrer verwendeten Bohrer bekannter
Art sind, werden diese hier näher nicht beschrieben.
[0009] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher
erläutert. In dieser zeigt
- Fig. 1
- eine perspektivische Ansicht einer bekannten Tunnelbohrmaschine,
- Fig. 2
- einen Längsschnitt durch einen Stollen mit einer in diesem in Einsatz befindlichen
diesen bohrenden Tunnelbohrmaschine,
- Fig. 3
- einen Längsschnitt durch einen Bohrkopf einer Tunnelbohrmaschine mit einer radialen
Lafette und einem in dieser geführten Bohrer,
- Fig. 4
- einen um 90 Grad gedrehten Längsschnitt durch den Bohrkopf nach Fig. 3 und
- Fig. 5
- einen Querschnitt durch den Bohrkopf nach den Fig. 3 und 4.
[0010] Die in den Fig. 1 und 2 dargestellte Tunnelbohrmaschine besteht aus dem Bohrkopf
1, den Vorschubpressen 2 sowie den der Verspannung dienenden Einrichtungen 3.
[0011] Aus Fig. 2 ist zusätzlich die Nachlaufkonstruktion ersichtlich. Diese enthält die
Lüftung 4, die elektrische Ausrüstung 5 und weitere Versorgungs- und Arbeitseinrichtungen
6, 7.
[0012] Wie aus den Fig. 3-5 ersichtlich ist, ist der Bohrkopf hinter dem Bohrschild mit
einer radialen Kulissenführung 8 versehen, die auf einer Durchmesserlinie liegt und
rechtwinkelig zur Achse 9 des Bohrkopfes 1 steht. Auf dieser Lafette mit den Führungsstangen
10 ist der Bohrer 11 bekannter Bauart geführt. Der Bohrkopf 1 ist mit einer seitlichen
Durchtrittsöffnung 12 zum Durchtritt des Bohrgestänges 13 versehen. Das Bohrgestänge
13 wird drehend und/oder schlagend vorgetrieben und der den Bohrer oder Anker 13 umgebende
Ringraum 14 wird mit einem aussteifenden Material verfüllt, wenn ein Anker gesetzt
worden ist. Das Material wird in nicht dargestellter Weise aus Düsen ejiziert, die
sich im Bereich der Bohrkrone des Gestänges 13 befinden.
1. Verfahren zur Herstellung eines Tunnels oder Stollen mit einer Tunnelbohrmaschine,
bei dem in radialer Richtung ein Bohrgestänge (13) in das Gebirge drehend und/oder
schlagend vorgetrieben werden kann, dadurch gekennzeichnet, daß nur beim Auftreten von Störungsstellen und aus dem Bohrkopf (1) gebohrt wird,
daß das Bohrgestänge (13) stehengelassen wird und daß der das Bohrgestänge (13) umgebende
Ringraum (14) mit einem aussteifenden Material verfüllt wird.
2 Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das aussteifende und/oder
verdichtende Material aus Betonit, Zement, kunststoffverbessertem Mörtel o.dgl. oder
aus Gemischen dieser Stoffe besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das aushärtende Material
aus im Bereich der Bohrkrone des Bohregestänges (13) vorgesehenen Düsen ejiziert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß das aushärtende
Material nach dem vollständigen Vortrieb des einen Stabilisierungsanker bildenden
Bohrgestänge (13) ejiziert wird.
5. Tunnelbohrmaschine zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden
Ansprüche mit einem an einer Antriebseinrichtung gelagerten pilzkappenförmigen Bohrkopf
(1) und mit Verspanneinrichtungen und Vorschubpressen, dadurch gekennzeichnet, daß
der Bohrkopf (1) mit einer radialen Lafette (8, 10) versehen ist, in der ein Bohrer
(11) geführt ist, dessen Bohrgestänge (13) radial aus dem Bohrkopf (1) verschiebbar
ist.
1. Method of producing a tunnel or gallery by means of a tunnel-drilling machine in
which a drill rod (13) can be advanced in a radial direction into the rock in a rotary
and/or percussive manner, characterised in that drilling is carried out only if trouble
spots appear and only from the drill head (1), in that the drill rod (13) is left
behind, and in that the annular space (14) surrounding the drill rod (13) is filled
with a stiffening material.
2. Method according to Claim 1, characterised in that the stiffening and/or compacting
material consists of bentonite, cement, mortar improved with plastic, or the like,
or mixtures of these substances.
3. Method according to Claim 1 or 2, characterised in that the hardening material
is ejected from nozzles provided in the area of the drill bit of the drill rod (13).
4. Method according to one of Claims 1-3, characterised in that the hardening material
is ejected after the full advance of the drill rod (13) forming a stabiliser anchor.
5. Tunnel-drilling machine for carrying out the method according to one of the preceding
claims, having a mushroom-shaped drill head (1) mounted on a drive device, and having
restraining devices and feed presses, characterised in that the drill head (1) is
provided with a radial carriage (8, 10) in which a drill (11) is guided, the drill
rod (13) of which can be displaced radially from the drill head (1).
1. Méthode pour réaliser un tunnel ou une galerie au moyen d'une machine de forage
de tunnel où on peut faire avancer un train de tiges (13) dans la montagne en tournant
et/ou en battant, en direction radiale, caractérisée en ce que lorsque se présentent
des points de perturbation et que l'on fore au moyen de la tête de forage (1), le
train de tiges (13) est laissé stationnaire et l'espace annulaire (14) entourant le
train de tiges (13) est rempli d'un matériau raidisseur.
2. Méthode selon la revendication 1, caractérisée en ce que le matériau raidisseur
et/ou étanchéifiant se compose de bentonite, ciment, mortier enrichi en matière synthétique
ou analogue ou bien de mélanges de ces matériaux.
3. Méthode selon la revendication 1 ou 2, caractérisée en ce que le matériau durcissant
est éjecté de buses prévues dans la zone de la couronne de forage du train de tiges
(13).
4. Méthode selon l'une quelconque des revendications 1-3, caractérisée en ce que le
matériau durcissant est éjecté après avance complète du train de tiges (13) formant
une ancre de stabilisation.
5. Machine de forage de tunnel pour la mise en oeuvre de la méthode selon l'une quelconque
des revendications précédentes avec une tête de forage logée sur un système d'entraînement
et en forme de champignon (1) et avec des dispositifs de haubanage et des presses
d'avancement, caractérisée en ce que la tête de forage (1) est pourvue d'un affût
radial (8, 10) où est guidé un fleuret (11) dont le train de tiges (13) est mobile
radialement hors de la tête de forage (1).