[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vulkanisieren von koextrudierten Hohlkammerprofilen
aus elastomeren Werkstoffen, wobei auf die inneren Oberflächen eines Hohlkammerprofils
aus isolierendem Werkstoff eine mit elektrisch leitenden Füllstoffen versehene Beschichtung
derart aufgebracht wird, daß wenigstens zwei Teilbereiche der Beschichtung durch längsverlaufende
Oberflächenbereiche des isolierenden Hohlkammerprofils voneinander getrennt sind,
und wobei das Hohlkammerprofil und die partielle Innenwandbeschichtung im Wege der
drucklosen Heißvulkanisation unlösbar miteinander verbunden werden. Derartige Profile
werden als sogenannte Schlauchschalter in technischen Bereichen eingesetzt. Sie bestehen
aus einer Kombination von isolierendem mit leitfähigem plastischen Material.
[0002] So ist aus der DE-AS 2 300 222 ein Verfahren zum kontinuierlichen Herstellen von
elastischen elektrischen Schlauchschaltern beschrieben, oei dem der Schlauchmantel
aus einer Gummihaftmischung besteht. Bei diesem Verfahren werden elektrisch leitende
Bänder auf einen später entfernbaren Kern aufgebracht. Dieser Aufbau wird dann mit
dem Schlauchmantel umspritzt, wobei die Kontaktbänder fest in den Schlauchmantel
eingelagert werden. Danach erfolgt die Vulkanisierung des Schlauchmantels und dann
das Herausziehen des Tragstreifens aus dem Schlauchmantel, wobei die Kontaktbänder
in ihrem Sitz am inneren Umfang des Schlauchmantels belassen werden. Dieses Verfahren
ist aufwendig und arbeitsintensiv und daher für den großtechnischen Gebrauch nicht
einsetzbar.
[0003] Aus dem DE-GM 82 04 993.9 ist ein weiterer Schlauchschalter bekannt, der als Sicherheitseinrichtung
an motorisch angetriebenen Kraftfahrzeugfenstern eingesetzt ist. Die Leiterstreifen
liegen in einem Kanal der Gummidichtung getrennt voneinander. Bei einer Verformung
der Gummidichtung und Kontaktierung der Leiterstreifen wertet die Steuerelektronik
diesen Kurzschluß aus und schaltet den Motor ab oder um. Damit ist ein gefährliches
Einklemmen vermieden. Auch diese Sicherheitseinrichtung ist aufwendig in der Herstellung
und kann nicht kontinuierlich gefertigt werden, da die Kontaktleiste mit den Leiterstreifen
in den Kanal der Gummidichtung diskontinuierlich eingezogen werden muß.
[0004] Ein vergleichbarer Einklemmschutz für mit einem elektrisch betätigbaren Fensterheber
ausgerüstete Fahrzeuge ist in der DE-OS 34 24 581 beschrieben.
[0005] Aus der DE-PS 33 04 400 ergibt sich eine Sicherheitskontaktschiene für kraftbetätigte
Anlagen, bei der ein Gummihohlprofil als Einkammer-Profil ausgebildet ist und Innenseiten
des Gummihohlprofils selbst als elektrisch leitende Kontaktflächen dienen. Die elektrisch
leitenden Kontaktflächen können durch Beimischungen von leitfähigen Stoffen, z.B.
Graphit, oder die Einlage dünner Metallnetze in die Gummioberfläche gebildet werden.
Die beiden elektrisch getrennten Kontaktflächen sind an dem dem Kabelanschluß abgewandten
Ende über eine Sperrdiode miteinander verbunden. Bei gegenseitiger Berührung der Kontaktflächen
wird die Sperrdiode überbrückt und die Anlage abgeschaltet bzw. Kommando zur Aufwärtsbewegung
der Anlage erteilt.
[0006] Die elektrische leitenden Kontaktflächen dieses Standes der Technik können durch
Beimischung von leitfähigen Stoffen erzeugt werden.
[0007] Die Kontaktflächen bilden mit dem Hohlprofil des Schlauchschalters also eine Einheit.
Auch kann das bekannte Profil als Endlosprofil hergestellt werden. Der Nachteil dieses
bekannten Schlauchschalters ist darin zu sehen, daß er als Gummihohlprofil ausgelegt
ist. Hier werden im allgemeinen organische Kautschuke, beispielsweise EPDM-Kautschuke
verwendet. Diese Kautschuke zeigen ein schlechtes Rückstellvermögen, was sich für
die spezielle Anwendung nachteilig auswirkt. Auch sind diese Kautschuke, gemessen
an anderen elastomeren Materialien wie Silikon, als relativ harte Materialien einzustufen,
so daß die Auslösekräfte im Vergleich zu entsprechenden Profilen aus Silikonkautschuk
höher sind.
[0008] Bei leitfähigen Silikonelastomeren ist es bekannt, daß die Beimischung von leitfähigen
Stoffen wie Ruß und Graphit, die zur Erzeugung der elektrischen Leitfähigkeit in die
Silikonkautschuk-Mischungen eingearbeitet werden müssen, die bei druckloser Vulkanisation
übliche peroxidische Vernetzungsreaktion stören. Aus diesem Grunde setzt man für
die Vulkanisation rußgefüllter, leitfähiger Silikonkautschukmischungen bei druckloser
Vulkanisation polyadditionsvernetzende Mischungen ein, die im allgemeinen mit einer
Silan-Komponente und einem Platinkatalysator vernetzt werden. Hohe Konzentration
leitfähiger Stoffe stören jedoch die Vulkanisation der peroxidisch vernetzten Materialien
nicht nur im Querschnittsbereich der Profile aus diesem Material, sondern bei der
Kombination mit einem isolierenden Material, z.B. durch Koextrusion verschiedener
Materialschichten, auch im Bereich der Grenzflächen dieser Materialschichten, so
daß hier Haftungsprobleme auftreten. So verwendet man bei der Koextrusion von rußgefüllten
Silikonen mit isolierenden Silikonen aus diesem Grunde auch für die isolierende Komponente
entsprechende Additionsmaterialien.
[0009] Die unterschiedliche Wärmeleitfähigkeit der genannten Materialien wirkt sich bei
der Extrusion von Kompaktprofilen oder bei der Extrusion von Hohlkammerprofilen, die
im Außenbereich abwechselnd aus leitfähigen und isolierenden Segmenten bestehen,
nicht aus. Sie zeigt jedoch gravierende Auswirkungen, wenn in ein Hohlkammerprofil
aus isolierendem Material Segmente aus leitfähigem Material eingebettet werden. Dabei
wird die Vernetzung der Additionsmaterialien durch die chemische Reaktion Nr. 1 ausgelöst.

[0010] Diese Reaktion startet mit einer praxisgerechten Geschwindigkeit bei Temperaturen
oberhalb von ca. 100° C. Das in der chemischen Reaktion Nr. 1 beschriebene, instabile
Zwischenprodukt reagiert entsprechend der Reaktionsgleichungen 2 oder 3 zu den dort
angegebenen Endprodukten.

[0011] Bei niedrigeren Temperaturen überwiegt die Reaktion Nr.3, während bei hohen Temperaturen
die Reaktion Nr. 2 sehr viel schneller abläuft, so daß die Reaktion Nr. 3 nicht zum
Tragen kommt.
[0012] Dieser Effekt wirkt sich bei der Herstellung der genannten Hohlkammerprofile mit
isolierender Außenhaut und innenliegenden leitfähigen Elementen nachteilig aus, da
nach dem Stand der Technik die Beheizung der Profile durch den schlecht wärmeleitfähigen,
isolierenden Mantel des Isolierprofils erfolgt.
[0013] Danach wird die im Innenbereich der Hohlkammer befindliche Luftsäule, die entweder
durch das Ansaugen von Außenluft oder über zwangsmäßig zugeführte Stützluft entsteht,
erst dann aufgeheizt, wenn die von außen zugeführte Wärme die isolierende Schicht
durcharungen hat. Diese Luftsäule ist daher während der Extrusion des Profils stets
der kälteste Teil des Hohlkammerprofiles. Durch die gegenüber der isolierenden Silikonschicht
verbesserte wärmeleitfähigkeit der auf der Innenseite des Hohlkammerprofils eingebrachten,
leitfähigen Segmente wird an der Grenzfläche zwischen leitfähigen Segmenten und isolierender
Hülle die Wärme besonders schnell in Richtung auf die Stützluft abgeführt. so daß
sich die Grenzfläche zwischen isolierendem Material und leitfähigem Material bei äußerer
Wärmezufuhr durch die Wärmeabfuhr in Richtung Hohlkammer am langsamsten erwärmt.
[0014] Trotz dieser Erkenntnisse ist man bei der Vulkanisation von Profilen oder Hohlprofilen
aus Silikonkautschuk bemüht, mit einer möglichst niedrigen Temperatur zu arbeiten,
um eine thermische Schädigung der Profilaußenseiten zu verhindern. So werden in der
ersten Aufheizzone Ofentemperaturen zwischen 400° und 500° C erreicht. Bei Hohlkammerprofilen
der oben beschriebenen Art zählen unter diesen Bedingungen im Bereich der Grenzfläche
zwischen isolierendem Außenmantel und leitfähiger Innenschicht je nach der Geometrie
des Extrudates Temperaturen im Bereich von ca. 120 bis ca. 160° C auf. Unter diesen
Temperaturen läuft der beschriebene Reaktionsweg der chemischen vernetzung bevorzugt
nach Reaktion Nr. 3 ab, so daß sich in der Grenzfläche Wasserstoffblasen bilden, die
zu einer verminderten Haftung zwischen der leitfähigen Innenschicht und dem isolierenden
Mantel sowie zu optischen und funktionalen Mängeln führen.
[0015] Hier setzt die Erfindung ein, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, in möglichst
kurzer Zeit in der Grenzfläche zwischen der leitfähigen Innenschicht und dem isolierenden
Mantel eine yulkanisationstemperatur von ca. 200° C zu erzeugen, bei der die Vernetzungsreaktion
nach den Reaktionsgleichungen Nr. 2 abläuft, wodurch die Blasenbildung in der Grenzfläche
unterdrückt wird. Erfindungsgemäß wird dazu vorgeschlagen, daß das mehrschichtige
Hohlkammerprofil nach dem verlassen des Düsenmundstückes einer ersten, kurzzeitigen
Schockvulkanisation bei sehr hohen Temperaturen ausgesetzt wird, und daß sich an
diese Schockvulkanisation nach einer Abkühlphase ein weiterer Aufheizvorgang anschließt,
bei dem das anvulkanisiserte Profil der Restvulkanisation zugeführt wird.
[0016] Vorteilhaft wird das Hohlkammerprofil nach dem Verlassen des Extrusionswerkzeuges
für ca. 10 sec. durch einen senkrecht angeordneten Schockkanal mit einer Temperatur
von ca. 900° C geführt. Mit dieser außerordentlich hohen Schocktemperatur wird die
Blasenbildung in der Phasengrenzfläche zwischen isolierendem und leitfähigem Kautschuk
unterbunden. Wesentlich für die Erfindung ist, daß das Hohlprofil während der Einwirkung
der außerordentlich hohen Schocktemperatur von ca. 900°C in einer senkrechten Anordnung
des Vulkanisationskanales ausgesetzt wird, weil in diesem senkrechten Vulkanisationskanal
eine außerordentlich hohe Luftströmung entsteht, die eine lokale Überhitzung des
Profils mit folgendem Verbrennen verhindert.
[0017] Es entsteht in diesem senkrechten Vulkanisationskanal eine turbulente Luftströmung,
die zusätzlich zu einem verbesserten Wärmeübergang auf das Hohlprofil führt. Der
Wärmeübergang erfolgt nämlich sowohl durch Strahlungswärme als auch durch die turbulente
Konvektionsströmung.
[0018] Dieser Vorteil, der zur Verhinderung der Blasenbildung in den Grenzschichten zwischen
der leitfähigen Innenschicht und dem isolierenden Mantel gesehen wird, kann in dieser
Form bei einem entsprechend aufgeheizten waagerechten Vulkanisationskanal nicht erzielt
werden. Das Hohlprofil aus Silikonkautschuk benötigt im letzteren Fall eine Auflagefläche,
in deren Bereich die Durchwärmung der Profilwandung zwangsläufig langsamer vonstatten
gehen muß, so daß sich in diesem Bereich die schädliche Blasenbildung an der Grenzschicht
wieder einstellen wird.
[0019] Erfindungsgemäß erfolgt die Einwirkung der hohen Schocktemperatur von ca. 900° C
in dem senkrecht angeordneten Vulkanisationskanal für die kurze Einwirkungsdauer
von ca. 10 Sec.
[0020] Um innerhalb des Profilquerschnitts einen entsprechenden Temperaturausgleich zu erreichen,
folgt dann für ca. 20 Sec. eine Abkühlphase, bei der beispielsweise das Hohlprofil
in der Umgebungsatmosphäre ohne zusätzliche äußere Beheizung geführt wird. Im Anschluß
an diese Abkühlphase wird das Hohlprofil dann in einem weiteren Heizkanal ca. 60 Sec.
einer Vulkanisationstemperatur von etwa 320° C unterworfen, um so den Zustand der
Endvulkanisation zu erreichen.
[0021] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich durchvulkanisierte Hohlprofile aus
wenigstens zwei Schichten herstellen, bei denen am inneren Umfang der äußeren Isolierschicht
Teilbereiche längsverlaufend im Wege des Koextrusionsverfahrens mit einer elektrisch
leitfähigen Beschichtung versehen sind, wobei es bei der Vulkanisation nicht zu den
schädlichen Blasenbildungen im Grenzschichtbereich zwischen der äußeren Isolierschicht
und der inneren, elektrisch leitfähig eingestellten Beschichtung kommt.
1. Verfahren zur Vulkanisation von koextrudierten Hohlkammerprofilen aus elastomeren
Werkstoffen, wobei in eine Hohlkammer aus isolierendem Werkstoff wenigstens eine mit
elektrisch leitenden Füllstoffen versetzte Profilschicht extrudiert wird und beide
Schichten im Wege der drucklosen Heißvulkanisation unlösbar miteinander verbunden
werden, dadurch gekennzeichnet, daß das mehrschichtige Hohlkammerprofil nach dem
Verlassen des Düsenmundstückes einer ersten, kurzzeitigen Schockvulkanisation bei
sehr hohen Temperaturen ausgesetzt wird, und daß sich an diese Schockvulkanisation
nach einer Abkühlphase ein weiterer Aufheizvorgang anschließt, bei dem das anvulkanisierte
Profil der Restvulkanisation zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schockvulkanisation
bei einer Ofentemperatur um 900° C und einer Verweilzeit von ca. 10 Sec. durchgeführt
wird.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schockvulkanisation
bei senkrecht verlaufendem Hohlkammerprofil erfolgt und damit die Temperatur von
allen Seiten gleichmäßig an den äußeren Umfang des Hohlkammerprofils herangeführt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schockvulkanisation
eine Abkühlphase folgt, während der die Temperatur innerhalb des Profilquerschnitts
gleichmäßig verteilt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Hohlkammerprofil nach
Durchlaufen der Abkühlphase zur Restvulkanisation erneut auf eine Vulkanisationstemperatur
von ca. 320° C gebracht wird.