[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verbrennung von Kunstharz-Schüttgut,
insbesondere von Ionenaustauschern.
[0002] Die Beseitigung von Abfall- und Müllmengen ist ein Problem, dem gerade in jüngster
Zeit vermehrte Aufmerksamkeit gewidmet wird. Grundsätzlich sind Abfälle auf Kohlenstoffbasis,
wie insbesondere feinteilige oder granulare Kunstharzabfälle, einer Beseitigung durch
Verbrennen zugänglich, jedoch treten je nach Art des Materials und zusätzlicher Gehalte
an weiteren Elementen oder Zusätzen, wie Wasser, erhebliche Schwierigkeiten auf.
[0003] So sind erschöpfte Ionenaustauschermassen, die als feuchte Schlämme vorliegen, infolge
umfänglicher Anwendung solcher Austauscherharze für Reinigungszwecke in erheblicher
Menge vorhanden. Ihre Beseitigung ist jedoch nicht ohne weiteres möglich, da zum
einen die schlammartige Beschaffenheit hinderlich ist und zum anderen ein Verkleben
und Zusammenbacken der Massen in Zonen höherer Temperaturen auftritt, die verfahrenshinderlich
sind. Ferner bedeuten die merklichen Schwefelgehalte und Verunreinigungen mit Metallen,
insbesondere Schwermetallen, ein zusätzliches Hindernis.
[0004] Ziel der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Verbrennung solcher Abfälle, das ohne
Probleme kontinuierlich durchgeführt werden kann und bei dem minimale Emissionen auftreten.
[0005] Das zu diesem Zweck entwickelte erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
daß man trockenes Harz vermischt mit Tonerde-Granulat bzw. feuchte Massen zusammen
mit Luft zur Verbrennung unter Luftzufuhr in den unteren Bereich einer Wirbelschicht
mit überschüssigem Tonerde-Granulat einbläst, wobei bei der Verbrennung von Kationenaustauschern
mit Sauerstoffüberschuß und bei der Verbrennung von Anionenaustauschern in der unteren
Zone mit unterstöchiometrischen Sauerstoffmengen gearbeitet wird.
[0006] Beim Einblasen soll ein Zusammenschmelzen bzw. Verbacken des Harzmaterials weitgehend
vermieden werden, was durch entsprechende Mischwirkung beim Einblasen in die in Bewegung
befindliche Granulatmischung erreicht wird. Spontan gebildete ggf. aufgekohlte Agglomerate
können jedoch durch die Malwirkung der Inertgranulat enthaltenden Mischung insbesondere
in einer als rotierendes Wirbelbett ausgebildeten unteren Ofenzone (wie weiter unten
angegeben) wieder zerrieben werden.
[0007] Um die Bildung solcher Agglomerate zu vermeiden, werden insbesondere trockene Harzmassen
mit Tonerde-Granulat (bzw. Rücklaufmaterial) vorgemischt und als Mischung von Harz
und Inertmaterial in den Ofen eingeblasen, aus dem dann kontinuierlich oder schubweise
Inertmaterial entnommen wird. Feuchte Massen können einfacher zusammen mit Luft so
eingegeben werden, daß ein (zunächst durch vorhandene Wasserhüllen gehemmtes) Zusammenbacken
unterbleibt.
[0008] Vorzugsweise werden im Ofen überschüssige Tonerdemengen entsprechend einem Verhältnis
von zumindest 2 : 1 verwendet, insbesondere ein hoher Überschuß entsprechend einer
zumindest 5-fachen Menge bezogen auf das Harz. Die Tonerde sollte insbesondere feinteilig
sein mit einer Korngröße von maximal 1 mm, die insbesondere im Bereich von 100 bis
400 µm, speziell um 300 µm gewählt wird.
[0009] Die Tonerde dient dabei der Aufteilung des Harzmaterials und zur Temperatursteuerung
sowie auch der Aufnahme von Verbrennungsprodukten anorganischer Art.
[0010] Zwar sind temperatursteuernde Inertgranulate in der Wirbelschichttechnik bekannt,
jedoch werden dafür im allgemeinen Sand oder Kieselsäure verwendet. Es wurde nun
festgestellt, daß die Zugabe von überschüssiger Tonerde feinteiliger Art (z. B. in
kugeliger Form, im Handel erhältlich als Aluminiumoxid für Säulenchromatographie;
Artikel Nr. 1076 von Merck, Darmstadt; die gewünschte Korngröße wird durch Aussieben
erhalten) besonders zweckmäßig ist, um ein Verkleben und Backen zu vermeiden sowie
Verbrennungskomponenten aufzunehmen, für die Al₂O₃ in Form von Tonerde eine erhöhte
Aufnahmefähigkeit besitzt, ohne daß ein selbstklebriges Material entsteht.
[0011] Vorzugsweise wird für die Verbrennung des granularen Materials eine Vorrichtung
verwendet, wie sie in der DE-PS 37 02 089 der Anmelderin beschrieben ist, die einen
Wirbelschichtofen zur Müllverbrennung zeigt, der eine untere Zone in Form eines Bettes
hoher Teilchendichte umfaßt, die insbesondere als rotierende Wirbelschicht mit schräg
gestelltem Boden ausgebildet ist und eine darüber befindliche verlängerte Zone geringerer
Teilchendichte und höherer Gasgeschwindigkeit, die als zirkulierende Schicht arbeitet
und in die am unteren Ende Additive eingeblasen werden.
[0012] Bei dieser bekannten Anordnung wird ein unterer Feststoffauslaß vorgesehen, der im
vorliegenden Falle nicht unbedingt notwendig, aber doch zweckmäßig und notwendig
ist, wenn trockene Harzmassen vorgemischt mit Tonerde-Granulat in den Ofen eingespeist
werden. Die Schrägstellung des Bodens zur Unterstützung der Rotation und der Entfernung
von Inertmaterial bzw. Schlacke sollte nur geringfügig sein, mit Neigungswinkeln ≲
30°.
[0013] Die Verbrennung von Kationenaustauschern wird insbesondere mit einem erheblichen
Sauerstoffüberschuß gefahren, wobei Gesamt-Lambda-Werte ≳ 2 gewählt werden. Temperaturen
um 900°C sind zweckmäßig.
[0014] Bei Verbrennung von Anionenaustauschern wird durch unterstöchiometrische Sauerstoffzufuhr
(vorzugsweise wird mit Lambda-Werten von 0,5 bis 0,8 gearbeitet) zur unteren Zone
eines Zweizonenbettes, wie oben angegeben, für eine Minderung der Stickoxid-Emission
gesorgt, wobei dann in der oberen Zone mit Luftüberschuß zur Erzielung eines völligen
Ausbrandes gefahren wird. Durch Temperaturen unter 1000°C kann eine Bildung von thermischem
NO
x in diesem Bereich weitgehend vermieden werden.
[0015] Als Additiv, das am unteren Ende des oberen oder zirkulierenden Bettes eingeblasen
wird, erscheint Kalk zweckmäßig zur Aufnahme des bei Kationenaustauschern in erheblicher
Menge gebildeten Schwefeloxids. Das sich ergebende feinteilige kalkhaltige Calciumsulfat
kann gleichzeitig als Absorber für anorganische Spuren dienen, die bei der Verbrennung
von beladenem Harz entstehen können.
[0016] Die erfindungsgemäße Verfahrensweise wird anhand der nachfolgenden Beschreibung unter
Bezugnahme auf die beigefügte Figur 1 noch besser verständlich werden, die einen Wirbelschichtofen
zeigt, wie er in der DE-PS 37 02 089 angegeben ist:
[0017] In das Bett 1 (Zone 1) wird über eine Mischdüse 2 eine Tonerde/Ionenaustauschermischung
eingeblasen und durch über 3 asymmetrisch zugeführte Luft in Rotation gehalten, wie
durch die Pfeile angedeutet ist. Auf diese Weise wird der Aufenthalt des Harzes in
der unteren Zone erhöht und eine Mahlwirkung erreicht, die ggf. auftretende Backmassen
wieder zerteilen. Am oberen Ende dieses Bereichs wird bei 4 zusätzlich Luft eingeblasen
und der anschließende Wirbelbereich 5 (Zone 2) ist verlängert und als zirkulierende
Wirbelschicht ausgebildet mit einem Abscheidungszyklon 6, Verlängerungsrohr (Fallrohr
mit Siphon als Drucksperre) 7, über das die Rückführung feinteiligen Feststoffs in
das Bett 5 erfolgt. Über 8 wird in den unteren Bereich der Zone 5 Additiv, insbesondere
Kalk, eingeblasen. Über 9 kann Feststoff abgezogen werden. 10 ist der Rücklauf des
zirkulierenden Wirbelbette. An dieser Stelle kann auch die Mischung von Harz und Inertmaterial
eingegeben werden.
[0018] Eine Abwandlung dieses Ofens ist in Figur 2 wiedergegeben, bei der im Zyklon 6 abgeschiedenes
Material in die untere Zone 1 rückgeführt wird.
1. Verfahren zur Verbrennung von Kunstharz-Schüttgut, insbesondere von Ionenaustauschern,
dadurch gekennzeichnet,
daß man trockenes Harz vermischt mit Tonerde-Granulat bzw. feuchte Massen zusammen
mit Luft zur Verbrennung unter Luftzufuhr in den unteren Bereich einer Wirbelschicht
mit überschüssigem Tonerde-Granulat einbläst, wobei bei der Verbrennung von Kationenaustauschern
mit Sauerstoffüberschuß und bei der Verbrennung von Anionenaustauschern in der unteren
Zone mit unterstöchiometrischen Sauerstoffmengen gearbeitet wird
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Ofen ein Verhältnis von Tonerde zu eingespeistem Harz ≳ 5 vorgesehen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Teilchengröße des Tonerde-Granulats ≲ 1 mm, insbesondere um 100 bis 400 µm
gewählt wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Verbrennung von Kationenaustauscherharz mit einem Lambda-Wert von ≳ 2 gearbeitet
wird.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Harz in die untere Zone einer Zwei-ZonenWirbelschicht eingeblasen wird, die
eine untere stationäre Wirbelschicht und ein oberes zirkulierendes Bett umfaßt.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß man bei der Verbrennung von Anionenaustauscherharz in der unteren Zone mit Lambda-Werten
von 0,5 bis 0,8 arbeitet.
7. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das untere Bett als rotierende Wirbelschicht ausgebildet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß man für das rotierende Bett einen unteren geneigten Siebboden vorsieht.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß in die obere zirkulierende Wirbelschicht von hoher Gasgeschwindigkeit Additive,
insbesondere Kalk zur Absorption von Schwefeloxid, eingeblasen werden.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Temperaturen um 900°C gearbeitet wird.