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EP 0 448 948 B1 |
(12) |
EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT |
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Hinweis auf die Patenterteilung: |
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21.12.1994 Patentblatt 1994/51 |
(22) |
Anmeldetag: 14.02.1991 |
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Internationale Patentklassifikation (IPC)5: C14C 1/08 |
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Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen
Process for the treatment of leather and hides
Procédé pour la préparation de cuir et de peaux
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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DE ES GB IT |
(30) |
Priorität: |
27.03.1990 DE 4009805
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(43) |
Veröffentlichungstag der Anmeldung: |
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02.10.1991 Patentblatt 1991/40 |
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Patentinhaber: DR. TH. BÖHME KG
CHEM. FABRIK GMBH & CO. |
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D-82538 Geretsried (DE) |
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Erfinder: |
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- Graf, Dieter
W-8196 Eurasburg (DE)
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Vertreter: Fehners, Klaus Friedrich,
Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtsch.-Ing. et al |
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Patentanwälte
GEYER & FEHNERS
Perhamerstrasse 31 80687 München 80687 München (DE) |
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Entgegenhaltungen: :
FR-A- 2 138 080
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GB-A- 620 783
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Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die
Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen
das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich
einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr
entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen). |
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Entfernung des Naturfetts aus den tierischen Häuten ist für die Herstellung qualitativ
hochwertiger Leder und Pelzfelle von ausschlaggebender Bedeutung. Ungenügend entfettetes
Hautmaterial läßt sich weder in der gewünschten Weise gleichmäßig gerben noch färben.
Das Endprodukt ist im Falle von Leder fleckig und/oder erhält durch bakteriellen Abbau
der Fette und Kristallisation der hochmolekularen gesättigten Fettsäuren während der
Lagerung Fettausschläge, bei Pelzfellen zeigt sich eine ungleichgemäßig gefärbte Veloursseite,
zusätzlich können örtliche Verhärtungen mit Bruchgefahr des Pelzleders auftreten.
[0003] Für die Entfettung der tierischen Häute stehen nach dem heutigen Stand der Technik
zwei Verfahrensarten zur Verfügung: die Lösemittelentfettung und die Emulgatorentfettung.
[0004] Bei der Lösemittelentfettung unterscheidet man die Anwendung der Lösemittel in alleiniger
Anwendung ohne Wasser, gegebenenfalls unter Zusatz geringer Tensidmengen als sogenannte
Entfettungsverstärker und die Anwendung der Lösemittel in emulgierter Form in wäßriger
Lösung.
[0005] Bei dem ersten Verfahren handelt es sich um die sogenannte Trockenreinigung, die
in geeigneten Apparaten vor allem bei Pelzfellen meist in bereits gegerbter Form angewandt
wird. Für Großtierhäute, wie z. B. Rindshäute, ist dieser Prozeß, aufgrund der Größe
der benötigten Apparate sowie der im Stand nicht zu verhindernden Lösungsmittel-Emissionen,
nicht anwendbar.
[0006] Entfettungsprozesse auf Grundlage des Einsatzes einer Lösungsmittel-Emulsion führen
im Stand der Technik zu großen, nicht tolerierbaren ökologischen Belastungen. Halogenhaltige
Kohlenwasserstoffe dürfen nach den heutigen Verordnungen in vielen Ländern nur noch
in Spuren, d. h. in Mengen < 0,1 mg/l, in das Abwasser gelangen. Auch der Einsatz
von Petroleumemulsionen als Entfettungsmedium führt zu einer Belastung der Umwelt
und stellt zusätzlich ein Gefahrenpotential aufgrund der Brennbarkeit des Petroleums
dar.
[0007] Aus diesen vorwiegend ökologischen Gründen wird neben der erwähnten Trockenreinigung
der Pelzfelle überwiegend eine Emulgatorentfettung durchgeführt. Hierbei werden anionische
und nichtionische Tenside sowie Mischungen beider Tensidtypen eingesetzt. Als nichtionische
Tenside standen in ihrer Bedeutung über Jahrzehnte die Alkylphenylpolyglykolether
an erster Stelle. Aus öko/toxikologischen Gründen wird freiwillig in der Bundesrepublik
Deutschland und einigen anderen Ländern auf die Verwendung dieser Tenside verzichtet.
Die Anwendung der Alkylpolyglykolether bringt im Vergleich zu den Alkylphenylpolyglykolethern
ähnliche Entfettungseffekte, sie lassen sich leicht biologisch abbauen und führen
zu keinen öko/toxikologisch bedenklichen Spaltprodukten.
[0008] Als anionische Tenside werden vorwiegend Fettalkoholsulfate, Fettalkoholpolyglykolethersulfate,
Alkansulfonate und Alkylaurylsulfonate verwendet.
[0009] Nach dem heutigen Stand der Technik führen die zur Verfügung stehenden Tenside und
Tensid-Gemische in den einzelnen Stufen besonders der Lederherstellung und abgeschwächt
der Pelzherstellung zu Störungen durch intensive Schaumbildung. Diese Schaumbildung
tritt beginnend in der Weiche bis hin zur Wäsche und bei der Lederherstellung vorwiegend
im Äscher und in der Entkälkung auf. Durch dieses Schäumen wird zum einen Flotte aus
den Gerbgefäßen herausgeschleudert, zum anderen wird der Entfettungseffekt durch die
starke Verminderung der Bewegung der Häute in einer verschäumten gegenüber einer schaumlosen
Flotte stark verringert. Hierdurch ergibt sich ein ungenügender Entfettungseffekt.
Eine kurzfristige Beseitigung des Schaums kann durch Zusatz von Entschäumern erzielt
werden, jedoch werden diese nach einer bereits kurzen Laufzeit dispergiert und verlieren
hierdurch ihre Entschäumerwirkung. Um zu ausreichenden Entfettungseffekten zu gelangen,
muß in kurzen Zeitabständen ständig erneut Entschäumer zugesetzt werden. Hierdurch
erhöhen sich die Kosten für das Entfettungsverfahren erheblich.
[0010] Zusätzlich ergeben sich durch das Schäumen der tensidhaltigen Flotten Probleme in
der Abwasseraufbereitung. So kann es z. B. durch ein Aufschwimmen der Klärflocke in
biologisch arbeitenden Kläranlagen zu Störungen kommen.
[0011] Die Herstellung schaumarmer, vorwiegend nichtionischer Tenside, z. B. durch eine
Verringerung des Polyglykolether-Anteils, führt zu einer schlechten Wasserlöslichkeit
und hiermit zu einem schlechten Entfettungseffekt dieser Verbindungen.
[0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Leder
und Pelzen zu schaffen, mit dem von der Weiche bis zur Wäsche eine ausgezeichnete
Entfettung ohne oder mit einer minimalen, den Entfettungsprozeß nicht störenden, Schaumbildung
erzielbar ist.
[0013] Ein diese Aufgabe lösendes Verfahren ist mit seinen kennzeichnenden Merkmalen im
Hauptanspruch angegeben.
[0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0015] Überraschend wurde gefunden, daß durch eine Kombination von niedrigethoxylierten
Fettalkoholen (Alkyl/Alkenylpolyglykolethern) und Alkylbenzolsulfonaten sowie anderen
anionischen Tensiden in den Prozeß-Stufen von der Weiche bis zur Wäsche eine ausgezeichnete
Entfettung ohne oder mit einer minimalen, den Entfettungsprozeß nicht störenden, Schaumbildung
erzielt werden konnte. Auch in der Abwasseraufbereitung zeigte sich beim Einsatz der
obengenannten Mischung keinerlei durch Entfettungsflotten verursachte Schaumbildung.
[0016] Durch den Zusatz von Fettalkohol (Alkanol/Alkenol) ist es möglich, hochkonzentrierte
flüssige, klare Gemische aus diesen pastiösen, trüben Tensidmischungen zu erhalten.
Diese Produkte können aufgrund ihrer flüssigen, einheitlichen Konsistenz in prozeßgesteuerten
Anlagen problemlos zum Einsatz gelangen.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert:
Beispiele
[0018]
1. Herstellungsbeispiele für die erfindungsgemäßen Tensidgemische
1.1 40 % Fettalkohol C₁₀.3 EO werden mit
2 % Fettalkohol C₁₀ und
10 % Dodecylbenzolsulfonat (Ammoniumsalz) 80 %
gemischt. Anschließend werden unter Erwärmen
48 % Wasser eingerührt.
Es ergibt sich ein flüssiges, blankes, gelbliches Produkt.
1.2 5 % C₁₂-Fettalkohol .4 EO,
10 % Oleylalkohol (Jodzahl 60/65) 5 EO,
10 % C₁₀-Alkohol .3 EO
3 % Oleylalkohol (Jodzahl 60/65)
mischen mit
72 % Alkansulfonat C₁₅; 40 %.
Es ergibt sich ein flüssiges, klares, farbloses Produkt
Angaben in Gew.-%; EO = Ethylenoxid.
2. Anwendungsbeispiele
2.1. Rezeptur zur Herstellung von
Bekleidungs- und Möbelleder - Rind aus grüner Rohware
Wasserwerkstatt bis Entfettung


2.2. Rezeptur zur Herstellung
getrocknete Peccaries zu Handschuhnappa


2.3. Rezeptur zur Herstellung
weißgegerbter Pelzschaffelle
von der Weiche bis zur Wäsche

1. Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen mit einer Entfettung von der Weiche
bis zur Wäsche,
gekennzeichnet durch den Einsatz einer Kombination aus
a) w = 0,40 - 0,90 C₁₀ - C₁₈-Alkyl/Alkenylpolyglykolether mit 3 - 10 Mol Ethylenoxid
pro Mol Alkohol,
b) w = 0,01 - 0,10 C₈ - C₁₈-Alkanol/Alkenol,
c) w = 0,08 - 0,55 eines anionischen Tensids/einer anionischen Tensidmischung
in den Prozessen der Weiche bis zur Wäsche mit einer Gesamtmenge von w = 0,01 - 0,05,
bezogen auf Grüngewicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein Mischungsverhältnis der Komponenten a : b : c = 80 : 2 : 18 bis 50 : 8 : 42.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente a ein Alkanol-Ethylenoxid-Addukt mit 10 bis 18 C-Atomen in der
Alkylgruppe und mit 3 bis 10 Mol Ethylenoxid pro Mol Alkanol ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente a ein Alkenylethylenoxid-Addukt mit einer Doppelbindung pro Mol
Alkenol mit 10 - 18 C-Atomen in der Alkenylgruppe und 3 - 10 Mol Ethylenoxid pro Mol
Alkenol ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente b ein Alkanol mit 8 - 18 C-Atomen ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente b ein Alkenol mit einer Doppelbindung pro Mol und mit 8 - 18 C-Atomen
ist.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente c ein sekundäres Natriumalkansulfonat mit 13 - 20 C-Atomen ist.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente c ein Alkylbenzolsulfonat mit 8 - 18 C-Atomen in der Seitenkette
ist.
9. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente c ein Alkylsulfat mit 12 - 18 C-Atomen ist.
10. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente c ein Alkylpolyethersulfat mit 12 - 18 C-Atomen im Alkylrest mit
2 - 8 Mol Ethylenoxid pro Mol Alkohol ist.
1. A process for the production of leather and furs with degreasing from soaking to washing,
characterized in that a combination of
a) w = 0.40 - 0.90 of C₁₀-C₁₈-alkyl/alkenyl polyglycol ether with 3 - 10 mol of ethylene
oxide per mole of alcohol,
b) w = 0.01 - 0.10 of C₈-C₁₈-alkanol/alkenol,
c) w = 0.08 - 0.55 of an anionic surfactant/an anionic surfactant mixture
is employed in the processes of soaking to washing with a total amount of w = 0.01
- 0.05, based on the green weight.
2. A process according to claim 1, characterized in that the mixing ratio of components
a : b : c is 80 : 2 : 18 to 50 : 8 : 42.
3. A process according to either of claims 1 and 2, characterized in that component a
is an alkanol-ethylene oxide adduct having 10 to 18 C atoms in the alkyl group and
with 3 to 10 mol of ethylene oxide per mole of alkanol.
4. A process according to either of claims 1 and 2, characterized in that component a
is an alkenyl-ethylene oxide adduct with one double bond per mole of alkenol having
10 - 18 C atoms in the alkenyl group and with 3 - 10 mol of ethylene oxide per mole
of alkenol.
5. A process according to claim 1, characterized in that component b is an alkanol having
8 - 18 C atoms.
6. A process according to either of claims 1 and 2, characterized in that component b
is an alkenol with one double bond per mole and having 8 - 18 C atoms.
7. A process according to either of claims 1 and 2, characterized in that component c
is a secondary sodium alkanesulphonate having 13 - 20 C atoms.
8. A process according to either of claims 1 and 2, characterized in that component c
is an alkylbenzene-sulphonate having 8 - 18 C atoms in the side chain.
9. A process according to either of claims 1 and 2, characterized in that component c
is an alkyl sulphate having 12 - 18 C atoms.
10. A process according to either of claims 1 and 2, characterized in that component c
is an alkyl polyether-sulphate having 12 - 18 C atoms in the alkyl radical and with
2 - 8 mol of ethylene oxide per mole of alcohol.
1. Procédé de fabrication de cuirs et de fourrures comportant un dégraissage allant de
la trempe jusqu'au lavage, caractérisé par l'utilisation d'une combinaison faite de
a) w = 0,40-0,90 en C₁₀ à C₁₈ d'éther alkyle/alkenyle polyglycolique ayant de 3 à
10 molécules d'oxyde d'éthylène par molécule d'alcool,
b) w = 0,01-0,10 en C₈ à C₁₈ d'alkanol/alcénol,
c) w = 0,08-0,55 d'un tensio-actif anionique/d'un mélange de tensio-actifs anioniques
dans les processus allant du trempage au lavage, la quantité totale de la combinaison
étant de w = 0,01-0,05 par rapport au poids de cuir vert.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que le rapport entre les composants
du mélange est a : b : c = 80 : 2 : 18 à 50 : 8 : 42.
3. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la composante a est un produit d'addition alkanol-oxyde d'éthylène ayant de 10 à 18 atomes de carbone
dans le groupe alkylique et de 3 à 10 molécules d'oxyde d'éthylène par molécule d'alkanol.
4. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la composante a est un
produit d'addition alcényle-oxyde d'éthylène comportant une liaison double par molécule
d'alcénol ayant de 10 à 18 atomes de carbone dans le groupe alcényle et de 3 à 10
molécules d'oxyde d'éthylène par molécule d'alcénol.
5. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que la composante b est un alkanol
ayant de 8 à 18 atomes de carbone.
6. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la composante b est un
alcénol comportant une double liaison par molécule et ayant de 8 à 18 atomes de carbone.
7. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la composante c est un
sulfonate secondaire d'alcane de sodium ayant de 13 à 20 atomes de carbone.
8. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la composante c est un
sulfonate de benzol alkylique ayant de 8 à 18 atomes de carbone dans la chaîne latérale.
9. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la composante c est un
sulfate alkylique ayant de 12 à 18 atomes de carbone.
10. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la composante c est un
sulfate de polyéther alkylique ayant de 12 à 18 atomes de carbone dans le reste alkylique
contenant 2 à 8 molécules d'oxyde d'éthylène par molécule d'alcool.