[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung von Metallsalze und Säuren
enthaltender, bei der Oberflächenbehandlung von Walzprodukten aus nichtrostenden und
hitzebeständigen Stählen mittels wäßriger Beizlösung anfallender Altbeize mittels
Säuredialyse und Membranelektrolyse.
[0002] Aus nichtrostenden hitzebeständigen Stählen hergestellte Walzprodukte werden in aller
Regel abschließend einer Wärmebehandlung unterzogen. Die dabei auf der Oberfläche
der Walzprodukte gebildeten Zunderschichten werden zunächst durch Sandstrahlen abgetragen;
anschließend erfolgt eine chemische Oberflächenbehandlung mittels eines Salpetersäure-/Flußsäure-Gemisches.
In Abhängigkeit von der Stahlqualität und der Beizdauer kann der Gesamtmetallgehalt
der dabei entstandenen Altbeize, der im wesentlichen aus den Legierungselementen Eisen,
Chrom und Nickel besteht, bis zu 80 g/I und mehr betragen.
[0003] Bekannt ist, solche Altbeizen in einem Teilstrom kontinuierlich zum Zwecke des Absetzens
der darin enthaltenen Verunreinigungen zunächst über einen Sedimentationsfilter und
anschließend durch ein Harzbett zu leiten, in dem die Säure absorbiert wird, während
die Metallsalze daraus abfließen können. Nach vollständiger Beladung des Harzbettes
mit Säure wird die Säure mit Wasser ausgespült und dem Beizbad wiederzugeführt. Bei
diesem Verfahren beträgt die Rückführungsrate sowohl für Salpetersäure als auch für
Flußsäure ca. 90 %. Aufgrund des relativ hohen Metallschlupfes muß in der regenerierten
Säure mit einem Metallgehalt von ca. 50 % gerechnet werden. Eine Rückgewinnung der
Metalle ist nicht möglich, so daß es zu einer Aufkonzentrierung der Metalle in der
Beizlösung kommt. Der in dem Sedimentationsfilter gebildete Filterkuchen ist nach
der Abwasser-Neutralisation einer Deponierung zuzuführen.
[0004] Bei einem weiteren Verfahren wird die Altbeize in einem Extraktor mit einem organischen
Lösungsmittel vermischt und dabei die freie Säure aus der Altbeize entfernt. Durch
die Zugabe von Schwefelsäure im Extraktor erfolgt eine Freisetzung der Metallsalze
unter Bildung von Metallsulfat. Die in dem organischen Lösungsmittel eingebundenen
Säuren werden in einem Stripper durch Spülen mit Wasser abgetrennt. Die Rückführungsrate
der regenerierten Beize beträgt für Salpetersäure ca. 90 % und für Flußsäure ca. 70
%. Der nicht extrahierte Säurerest verbleibt in der metallsulfathaltigen Lösung. Nachteilig
ist bei diesem Verfahren die Verwendung organischer Lösungsmittel und die damit verbundene
aufwendige Entsorgung. Ferner ist die metallsulfathaltige Lösung zur Abtrennung der
Salpetersäure-/Flußsäure-Anteile im Metallsulfat zu filtern und zu waschen.
[0005] Es besteht auch die Möglichkeit, die Altbeize zusammen mit 60 bis 70 %iger Schwefelsäure
einem Verdampfer zuzuführen. Ein Wärmeaustauscher hält die Temperatur der Säure im
Verdampfer auf 80 C, so daß die Salpetersäure und Flußsäure destillieren und in einem
Kühler kondensieren. Die Rückführungsrate der regenerierten Beize beträgt für Flußsäure
ca. 99 % und für Salpetersäure ca. 95 %. Die Aufbereitung der metallhaltigen Schwefelsäure
erfolgt durch Kristallisation mit anschließender Abscheidung von Eisen und Chrom als
Jarosit und Chromhydroxid in schwach saurer Lösung. Der Überlauf des Abscheiders wird
in Reaktoren geleitet, in denen Nickel nach der Alkalisierung als Hydroxid ausgeschieden
wird. Bei diesem Verfahren ist ein erheblicher apparativer Aufwand erforderlich.
[0006] Bei dem sogenannten Eindampfverfahren wird Altbeize in einem Eindampfer aufkonzentriert
und das metallfluoridhaltige Konzentrat einem Kristallisator aufgegeben, dem sich
eine Filtereinrichtung anschließt. Das Filtrat wird mit dem Kondensat der Säureeindampfung
in das Beizbad zurückgeführt. Die Rückführungsrate für die freien Säuren beträgt bis
zu 90 %. Durch die Neutralisation des feuchten Filterrückstandes mit gebranntem Kalk
wird ein additiver Schlackenbildner mit einer Restfeuchte von ca. 3 % erzeugt, der
bei der Stahlherstellung eingesetzt werden kann. Die Metalle stellen keine Wertstoffe
dar und die additiven Schlackenbildner können nur zur Herstellung von Massenstählen
benutzt werden.
[0007] In der JP-OS 53 019 171 ist ein Verfahren zur Aufbereitung von Metallionen und Säure
enthaltenden Altbeizen vorgesehen, bei dem die freien Säuren durch Dialyse und die
Metalle durch eine anschließende Membranelektrolyse der an freien Säuren abgereicherten
Altbeize zurückgewonnen werden. Dieses Verfahren wird im wesentlichen zur Aufbereitung
für schwefelsaure Eisenbeizen benutzt.
[0008] Es ist die Aufgabe vorliegender Erfindung, ein Verfahren der eingangs beschriebenen
Art bereitzustellen, mit dem metallhaltige Salpetersäure-/Flußsäure-Altbeizen aus
der chemischen Oberflächenbehandlung von Walzprodukten aus nichtrostenden und hitzebeständigen
Stählen so aufbereitet werden können, daß
- eine hohe Rückführrate der freien Säuren und
- ein geringer Metallsalzschlupf,
- eine Rückgewinnung der Metalle Nickel, Chrom und Eisen in einer den direkten Einsatz
im Schmelzprozeß erlaubenden Form,
- eine Restbeize, die nicht deponiert werden muß und
- ein geringer Energie- und Betriebsmittelbedarf erzielt werden.
[0009] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß die vorwiegend Salpeter- und Flußsäure
sowie Nickel-, Chrom- und Eisensalze enthaltende Altbeize zur Rückgewinnung der freien
Salpetersäure und Flußsäure der Säuredialyse der an freien Säuren abgereicherte Ablauf
der Säuredialyse zur Rückgewinnung der Metalle einer Membranelektrolyse unterworfen
und der an freien Säuren angereicherte Überlauf der Säuredialyse sowie der an Metallen
abgereicherte Ablauf der Membranelektrolyse einer Eindampfung unterzogen werden.
[0010] Bei der Säuredialyse werden die freien Säuren aus der Altbeize durch lonenaustauschermembrane
selektiv abgetrennt, indem das die freien Säuren aufnehmende destillierte Wasser und
die metallhaltige Salpeter-/Flußsäure-Altbeize - getrennt durch die lonenaustauschermembranen
- im Gegenstrom aneinander vorbeigeführt werden. Aufgrund des Konzentrationsgefälles
zwischen den beiden Flüssigkeitsströmen diffundieren die Salpetersäure und die Flußsäure
aus der Altbeize in das aufnehmende Wasser, während die Metallsalze bis auf einen
relativ geringen Schlupf zurückgehalten werden.
[0011] Bei der Metallelektrolyse, bei der zwischen Kathoden und Anoden Kationenaustauschermembrane
angeordnet sind, werden Nickel, Chrom und Eisen in metallischer Form an der Kathode
abgeschieden. Hierbei entsteht wieder freie Flußsäure; die Salpetersäure wird teilweise
reduziert. In dem Eindampfer werden die beiden Ströme für den Ausgleich des Wasserhaushalts
eingedampft, der Brüden wird der Säuredialyse und die regenerierte Beize dem Beizbad
aufgegeben.
[0012] Im Rahmen der besonderen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens betragen
bei der Dialyse der Volumenstrom pro Membranflächeneinheit 0,5 bis 10 I/h ' m2 und
das Kathodenpotential bei der Membranelektrolyse -400 bis -1000 mV
h, entsprechend einer Zellenspannung von 2,8 bis 5,0 V.
[0013] Nach einer besonderen Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das frei wählbare
Potential der Kathode mittels potentialgeregeltem Gleichrichter über eine Bezugselektrode
konstant gehalten.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand eines in der Zeichnung wiedergegebenen
Verfahrensschemas näher und beispielhaft erläutert.
[0015] Eine Altbeize der Zusammensetzung

wird aus dem Behälter (1) über die Leitung (2) einer Dialysezelle (3) in einem Volumenstrom
pro Membranflächeneinheit von 2 I/h ' m2 zugeführt. Im Gegenstrom dazu fließt auf
der anderen Seite der lonenaustauschermembran mit gleicher Geschwindigkeit und gleichem
Volumen destilliertes Wasser, durch das ca. 65 % Salpetersäure und ca. 95 % Flußsäure
bei einer Salzleckrate von 3,6 % aufgenommen werden. Die an freien Säuren abgereicherte
Altbeize der Zusammensetzung

wird über die Leitung (4) dem Kathodenraum der Membranelektrolyse (5) aufgegeben.
Der Elektrolyt des Anodenraums enthält 1 %ige Flußsäure. Bei einer Zellenspannung
von 4 V (Kathodenpotential -600 mV
h) und einer Stromstärke von 200 A/m
2 ergibt sich nach 24 h Dauer ein Metallabreicherungsgrad von ca. 90 % und eine Gewinnung
an freier Flußsäure, da neben der Metallabscheidung freie Flußsäure durch die anodische
Teilreaktion gebildet wird. Der Ablauf der Membranelektrolyse (5) und der Überlauf
der Säuredialyse (3) werden über die Leitungen (6) und (7) einer Eindampfstufe (8)
zugeleitet. Der bei der Eindampfung entstehende Brüden wird unmittelbar über die Leitung
(9) der Säuredialyse (3) aufgegeben. Der Austrag der Eindampfstufe besteht im wesentlichen
aus Salpeter-/Flußsäure und geringen Mengen an Metallsalz und wird über die Leitung
(10) der Beizevorlage (1) zugeführt. Aus der Membranelektrolyse (5) werden die in
ganz geringen Mengen anfallenden Elemente Silizium, Aluminium, Molybdän etc. ausgeschleust
und die Metalle Nickel, Chrom und Eisen entnommen. Nach der Elektrolyse besitzt die
ausgetragene Beize eine Zusammensetzung von

[0016] Die Ergebnisse der einzelnen Verfahrensmaßnahmen zeigen, daß die eingangs beschriebene
Beize nahezu vollständig aufbereitet und somit in das Beizbad zurückgeführt werden
kann. Die Metalle können innerhalb bestimmter Stromdichtebereiche abgeschieden werden,
während in der Elektrolyse gleichzeitig Flußsäure entsteht.
1. Verfahren zur Aufbereitung von Metallsalze und Säuren enthaltender, bei der Oberflächenbehandlung
von Walzprodukten aus nichtrostenden und hitzebeständigen Stählen mittels wäßriger
Beizlösung anfallender Altbeize mittels Säuredialyse und Membranelektrolyse, dadurch
gekennzeichnet, daß die vorwiegend Salpeter- und Flußsäure sowie Nickel-, Chrom- und
Eisensalze enthaltende Altbeize zur Rückgewinnung der freien Salpetersäure und Flußsäure
der Säuredialyse der an freien Säuren abgereicherte Ablauf der Säuredialyse zur Rückgewinnung
der Metalle einer Membranelektrolyse, der an freien Säuren angereicherte Überlauf
der Säuredialyse und der an Metallen abgereicherte Ablauf der Membranelektrolyse einer
Eindampfung unterworfen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Säuredialyse mit einem
Volumenstrom pro Membranflächeneinheit in einem Bereich von 0,5 bis 10 I/h ' m2 und
die Membranelektrolyse mit einem Kathodenpotential in einem Bereich von -400 bis -1000
mVh, entsprechend einer Zellenspannung von 2,8 bis 5,0 V betrieben werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Katholyt
die an freien Säuren abgereicherte Altbeize und als Anolyt eine bis etwa 1 %ige Salpeter-/Flußsäuremischung
benutzt werden.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Membranelektrolyse
das frei wählbare Potential der Kathode mittels potentialgeregeltem Gleichrichter
über eine Bezugselektrode konstant gehalten wird.