[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Befahren der Fassade eines Gebäudes mit
der Gondel eines Fassadenaufzugs gemäß dem Gattungsbegriff des Patentanspruchs 1 sowie
einen Fassadenaufzug zur Durchführung dieses Verfahrens.
[0002] Fassadenaufzüge, die beispielsweise zur Reinigung von Fensterflächen oder für Reparaturaufgaben
an der Fassade insbesondere bei Hochhäusern benötigt werden, sind seit vielen Jahren
bekannt. Beispielsweise ist in der DE 33 20 010 C1 ein Fassadenaufzug beschrieben,
dessen an Tragseilen hängende Gondel durch eine auf einem Dachfahrwagen montierte
Hubeinrichtung parallel zur Fassadenoberfläche heb- und senkbar ist. Die Gondel ist
dabei als Kraggondel ausgeführt und hängt mit ihren Tragseilen an einem um eine vertikale
Achse drehbaren Zusatzausleger der Hubeinrichtung. Dadurch ist es möglich, bei überhängenden
Fassadenteilen auch die darunterliegenden Bereiche der Fassade von der entsprechend
gedrehten Kraggondel aus zu erreichen.
[0003] In vielen Ländern ist es zumindest bei bestimmten Gebäudehöhen vorgeschrieben, daß
ein Fassadenaufzug gegen ein Wegschwingen der Gondel von der Fassadenoberfläche gesichert
sein muß. Dieses Wegschwingen kann besonders bei größen Gebäudehöhen infolge von Windkräften
leicht vorkommen. Eine solche Sicherung sieht üblicherweise so aus, daß an der Fassade
eine Anzahl vertikal verlaufender Führungsschienen angeordnet ist, die jeweils eine
Fahrspur der Gondel markieren, die im folgenden auch als Befahrlinie bezeichnet wird.
An einer solchen Führungsschiene können Führungsrader oder -rollen angreifen, die
mit der Gondel fest verbunden sind und unter anderem auch Zug- und Drückkräfte senkrecht
zur Fassadenoberfläche aufnehmen können. Dadurch kann die Gondel, wenn die Führungsrollen
in die jeweilige Führungsschiene eingreifen, sicher in einem festen Abstand zur Fassadenoberfläche
gehalten werden und ist gleichzeitig-in vertikaler Richtung nach oben und unten verfahrbar.
Für ein horizontales Verfahren über die Fassade müssen die Führungsrollen außer Eingriff
mit der Führungsschiene gebracht werden.
[0004] Aus ästhetischen Gründen ist die Anbringung von Führungsschienen auf einer Gebäudefassade
vielfach unerwünscht. Hinzu kommt, daß die Schaffung eines Befahrweges an einem Gebäude
mit schräggestellten Fassadenflächen (Schrägen mit einer Neigung unter oder über 90°)
durch herkömmliche Führungsschienen technische Schwierigkeiten bereitet, insbesondere
wenn unterschiedliche Schrägen miteinander kombiniert sind.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Befahren beliebiger, insbesondere
aber schräger Fassadenflächen mit einer Fassadenaufzuggondel anzugeben, bei dem ohne
Benutzung von Führungsschienen ein Wegschwingen der Gondel von der Fassadenoberfläche
über ein unzulässiges Maß hinaus sicher vermieden wird. Außerdem soll eine Vorrichtung
zur Durchführung dieses Verfahrens angegeben werden.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe hinsichtlich des Verfahrens mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und hinsichtlich der Vorrichtung durch einen Fassadenaufzug mit den Merkmalen des
Patentanspruchs 2. Vorteilhafte Weiterbildungen des Fassadenaufzugs sind durch die
Merkmale der Unteransprüche 3 bis 15 gekennzeichnet.
[0007] Das Lösungsprinzip der Erfindung besteht darin, daß in der Gondel des Fassadenaufzugs
mindestens ein, vorzugsweise zwei Führungsseile mitgeführtwerden, die am Anfang eines
Befahrvorgangs von der bereits ausgeschwenkten, also etwa parallel zur Dachoberkante
des jeweiligen Gebäudes stehenden Gondel aus mit einem Ende an vorgegebenen Fixpunkten
an der Gebäudefassade lösbar befestigt werden. Entlang der jeweiligen Befahrlinie
sind im Abstand voneinander eine Reihe von Befestigungselementen Test mit der Fassade
verbunden. Diese Befahrlinie entspricht im Regelfall im wesentlichen einer Fallinie
der Fassadenoberfläche, kann aber im Bedarfsfall auch seitliche Ausknickungen oder
sogar horizontale Abschnitte aufweisen, so daß ein Hub-oder Senkvorgang der Gondel
nicht streng entlang einer Fallinie verlaufen muß. Beim Absenken der Gondel oder einem
sonstigen Wegfahren der Gondel von dem/den Fixpunkt(en) (d.h. bei Vorwärtsfahrt der
Gondel) wird das oder werden die Führungsseile sukzessive durch Verbindungselemente
in der Weise mit den einzelnen Befestigungselementen verbunden, daß jedes Führungsseil
im Bereich der Befestigungselemente in horizontaler Richtung fixiert ist.
[0008] An der Gondel ist für jedes Führungsseil eine Haltevorrichtung vorgesehen, die bei
Stillstand der Gondel das Führungsseil festhält und beim Heben und Senken oder sonstigen
Verfahren jeweils freigibt. Dadurch überträgt das jeweilige Führungsseil seine horizontale
Fixierung entsprechend auf die Gondel. Die Fixierung der Gondel ist umso straffei,
je näher sich die Gondel am nächsten Befestigungselement befindet, also je dichter
die Befestigungselemente einer Befahrlinie zueinander angeordnet sind. Beim Rückwärtsfahren
der Gondel (z.B. beim Heben), d.h. wenn sich die Gondel entlang dem festgelegten Führungsseil
wieder auf dessen Fixpunkt zu bewegt, werden die Befestigungen zwischen Führungsseil
und Befestigungselementen in entsprechender Weise sukzessive wieder gelöst, und das
Führungsseil kann wieder von der Gondel aufgenommen werden. Abschließend wird das
Führungsseil auch vom jeweiligen Fixpunkt gelöst und vollständig von der Fassade entfernt.
[0009] Auf diese Weise kann auf Führungsschienen an der Gebäudefassade völlig verzichtet
werden. Statt dessen werden lediglich eine Reihe von relativ klein ausgebildeten und
damit von der Erdoberfläche aus praktisch unsichtbaren Befestigungselementen benötigt,
an denen ein temporäres Führungssystem für die Gondel in Form mindestens eines Führungsseils
im Bedarfsfall angebracht werden kann.
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der in den Figuren 1 bis 5 dargestellten Ausführungsbeispiele
näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 einen Fassadenaufzug an einer Fassade mit schrägen Flächen,
Figur 2 + 3 Ausführungsformen von Befestigungselementen,
Figur 4 einen Teil einer Gondel eines erfindungsgemäßen Fassadenaufzugs in Draufsicht,
Figur 5 die Ansicht A gemäß Figur 4 und
Figur 6 einen Fassadenaufzug an einer gestuften Fassade.
[0011] Die schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Fassadenaufzugs in Figur 1 zeigt
ein Gebäude, deren Fassade 5 vertikale und zusätzlich schräg (unter und über 90°)
gestellte Teilflächen aufweist. Auf dem Dach des Gebäudes ist die Hubeinrichtung 1
des Fassadenaufzugs auf einem Dachfahrwagen 15 montiert, der schienenlos oder auf
Schienen verfahrbar ist. Selbstverständlich könnte die Hubeinrichtung 1 alternativ
auch Teststehend und mit einem ausfahrbaren und um eine vertikale Achse schwenkbaren
Ausleger ausgestattet sein. Eine Gondel 3 des Fassadenaufzugs ist an Tragseilen 2
hängend durch die Hubeinrichtung 1 heb-und senkbar und durch den Dachfahrwagen 15
horizontal verfahrbar: An der Fassade 5 sind entlang der gewählten Befahrlinie im
Abstand voneinander eine Reihe von Befestigungselementen 6 angeordnet. Da üblicherweise
eine Vielzahl von Befahrlinien vorgesehen werden muß, sind die Befestigungselemente
6 über die gesamte Fassadenoberfläche verteilt. In der Gondel 3, auf die nachfolgend
noch näher eingegangen wird, wird mindestens ein Führungsseil 7 (vorzugsweise zwei
Führungsseile) mitgeführt, das zu Beginn des Befahrvorgangs von der bereits außen
an den oberen Bereich der Fassade 5 ausgeschwenkten Gondel 3 aus mit einem Ende 8
fest aber wieder lösbar mit dem obersten Befestigungselement 6 verbunden wurde. Beim
Absenken der Gondel 3 wurde das Führungsseil 7 über in Figur 1 nicht dargestellte
Verbindungselemente an den Befestigungselementen 6 in horizontaler Richtung fixiert.
[0012] Die Figuren 2 und 3 zeigen mögliche Ausführungsformen geeigneter Befestigungselemente
6 und von Verbindungselementen. Im Fall der Figur 2 besteht das in der Fassade 5 fest
verankerte Befestigungselement 6 aus einem kurzen biegesteifen Stahlblech mit einer
öse 14.
[0013] In diese öse 14 wurde als Verbindungselement 1 Oa ein Karabinerhaken eingeklinkt,
der gleichzeitig auch das Führungsseil 7 umschließt und dieses somit in horizontaler
Richtung fixiert.
[0014] Der Karabinerhaken 10a wird wie das Führungsseil 7 von der Gondel 3 mitgeführt, ist
also nicht ständig an der Gebäudefassade 5 befestigt, sondern wird nur im Bedarfsfall
beim Befahren der Fassade 5 (Vorwärtsfahrt) manuell eingeklinkt. In Figur 3 ist eine
Alternative dargestellt, bei der das Befestigungselement 6 und das Verbindungselement
(in Form eines Karabinerhakens 10b) baulich zu einem einzigen Stück integriert ausgeführt
sind. Diese Ausführung hat den Vorteil, daß außer dem Führungsseil t keine weiteren
losen Teile in der Gondel 3 mitgeführt werden müssen. Allerdings sind die an der Fassade
5 permanent verbleibenden Befestigüngselemente 6 insgesamt etwas größer und somit
möglicherweise etwas deutlicher von außen erkennbar. Andere Formen für die Befestigungselemente
6 sind möglich.
[0015] Die in den Figuren 4 und 5 dargestellte Gondel 3 des erfindungsgemäßen Fassadenaufzugs
ist an nicht dargestellten Tragseilen aufgehängt, die an mit dem Gondelkörper fest
verbundenen und an den beiden Schmalseiten der Gondel 3 angeordneten Säulen 17 befestigt
sind. An der der Fassade 5 zugewandten Längsseite der Gondel 3 sind außen Rollelemente
4 zur direkten Abstützung der Gondel 3 auf der Oberfläche der Fassade 5 ohne Zwischenschaltung
einer speziellen Stützeinrichtung wie etwa einer Führungsschiene angeordnet. Anstelle
von Rollelementen 4 könnten grundsätzlich auch weiche großflächige Gleitelemente zum
Einsatz kommen, jedoch wäre hierbei eher die Gefahr der Entstehung von Kratzspuren
auf der Fassade 5 zu befürchten.
[0016] In bevorzugter Ausführung der Erfindung sind die Rollelemente 4 walzenförmig, also
mit erheblicher Längenausdehnung und darüber hinaus aus einem weichen Material (z.B.
Schaumkunststoff) ausgeführt, um eine großflächige Anlage an die Fassade 5 zu gewährleisten
und die dabei entstehende Flächenpressung möglichst niedrig zu halten. Dadurch können
beispielsweise Beschädigungender Fassade vermieden werden, die sonst möglicherweise
bei kleinen Anlageflächen auftreten könnten, wenn die Gondel z.B. durch Windkräfte
stark gegen die Fassade 5 gedrückt wird.
[0017] Ähnlich wie in Figur 1 könnte die Gondel 3 auch mit mehreren Rollelementen 4 ausgestattet
sein, wobei mindestens eines im oberen und mindestens eines im unteren Bereich der
Gondel 3 befestigt sein sollte, um bei jeder beliebigen Art von Schräge in der Fassade
eine direkte Berührung der Außenwand der Gondel 3 mit der z.B. aus Glas und Aluminiumteilen
bestehenden Fassade 5 sicher zu vermeiden.
[0018] Das Führungsseil 7 ist jeweils durch eine fest mit der Gondel 3 verbundene Halteeinrichtung
9, die ein Trägerstück 22 aufweist, geführt. Das Trägerstück 22 ist im vorliegenden
Fall jeweils außen an der rohrförmigen Säule 17 befestigt, wobei in vorteilhafter
Weiterbildung der Erfindung eine lösbare Verbindung in Form einer Klemmverbindung
vorgesehen ist. Die auf diese Weise geschaffene Höhenverstellung 18 ermöglicht eine
Veränderung der Höhenlage der Halteeinrichtung 9 gegenüber der Oberkante der Gondel
3 entlang der Säule 17. Die Halteeinrichtung 9 ist auf einem z.B. rohrförmigen Träger
20 aufgebaut, der-in vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung wiederum durch eine
lösbare Klemmverbindung - am Trägerstück 22 befestigt ist. Hierdurch ist für die Halteeinrichtung
9 auch eine Horizontalverstellung 21 geschaffen, so daß der Abstand der hängenden
Gondel 3 zur Fassadenoberfläche beispielsweise im Bereich überhängender Fassadenteile
bei Bedarf beliebig verändert werden kann.
[0019] Bei stillstehender Gondel 3 wird das durch eine auf dem Träger20 montierte Klemmeinrichtung
11 geführte Führungsseil 7 festgeklemmt. Durch eine Entriegelungseinrichtung 12 kann
die Festklemmung des Führungsseils 7 wieder aufgehoben werden, so daß das Führungsseil
7 frei durch die Klemmeinrichtung 11 hindurchgleiten kann. Aus Sicherheitsgründen
sollte die Klemmeinrichtung 11 bzw. die Entriegelungseinrichtung 12 mit der Steuerung
der Hubeinrichtung 1 und des Dachfahrwagens 15 signaltechnisch in der Weise verbunden
sein, daß ein Heben oder Senken oder sonstiges Verfahrender Gondel 3 im Sinne einer
Totmannschaltung nur dann möglich ist, wenn die Klemmeinrichtung 11 freigegeben ist,
also nicht klemmt.
[0020] Darüber hinaus empfiehlt es sich ebenfalls aus Sicherheitsgründen, die Klemmkraft
der Klemmeinrichtung 11 zu begrenzen. Diese sollte zumindest so niedrig gehalten werden,
daß im Falle einer Störüng bei ungelöster Klemmeinrichtung 11 ein Hängenbleiben und
damit eine mögliche Schrägstellung der Gondel beim Absenken durch die Tragseile 2
unmöglich ist, d.h. daß die Gondel aufgrund ihres Gewichtes die Klemmkraft der Klemmeinrichtungen
11 überwinden kann und die Führungsseile also durch die in Funktion befindlichen Klemmeinrichtungen
11 hindurchgleiten. Andererseits muß die Klemmkraft der Klemmeinrichtungen 11 mindestens
so groß sein, daß die möglicherweise auftretenden Kräfte, die die Gondel 3 von der
Fassade 5 wegzudrücken suchen, sicher beherrscht werden.
[0021] Das Führungsseil 7 wird über Umlenkrollen 19a und 19b in materialschonender Weise
durch die Halteeinrichtung 9 geführt. Um im Falle einer Rückwärtsfahrt (z.B. Aufwärtsfahrt)
der abgesenkten Gondel 3 bei einer mangelnden Aufmerksamkeit des in der Gondel 3 mitfahrenden
Bedienpersonals nicht mit dem Führungsseil 7 an einer noch nicht gelösten Verbindung
zu den Befestigungselementen 6 hängenzubleiben, wobei Beschädigungen an Fassade 5
und Gondel 3 auftreten könnten, sind die Halteeinrichtungen 9 zweckmäßigerweise mit
Endschaltern 13 ausgestattet, die beim Anstoßen an ein derartiges Befestigungselement
6 die Tätigkeit der Hubeinrichtung 1 bzw. des Dachfahrwagens 15 sofort unterbrechen.
Im Bereich der Seilrolle 19a und des Endschalters 13 ist die Halteeinrichtung 9 in
vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung im Sinne eines kardanischen Gelenks ausgebildet,
um eine möglichst schonende Seilführung im Falle einer Änderung des Winkels zwischen
dem einlaufenden Führungsseil 7 und der Achse des Trägers 20 zu gewährleisten. Zweckmäßig
ist es weiterhin, das Führungsseil 7 jeweils auf einer (aus Platzgründen) an der Außenseite
der Gondel 3 angeordneten und als Seiltrommel ausgebildeten Aufwickelvorrichtung 16
mitzuführen. Selbstverständlich kann das Führungsseil 7 auch aus der Halteeinrichtung
9 heraus an der Fassade 5 entlang frei nach unten hängen.
[0022] Zum Aufwickeln des Führungsseils 7 kann die Aufwickelvorrichtung 16 manuell öder
motorisch (z.B. mittels eines Elektrowerkzeugs mit Akkumulator) betätigt werden. Um
ein problemloses Aufwickeln zu gewährleisten, ist im dargestellten Ausführungsbeispiel
die Führungsrolle 19b um eine zur Längsachse des Trägers 20 parallele Achse schwenkbar
gelagert. Zusätzlich kann auch vorgesehen werden, die Aufwickelvorrichtung 16 um eine
vertikale Achse schwenkbar zu lagern, um sie in eine für das Auf- und Abwickeln des
Führungsseils 7 günstige Position zur Halteeinrichtung 9 bringen zu können. Aus Gewichtsgründen
und wegen der guten Festigkeit und der geringen Gefahr einer Beschädigung der Fassadenoberfläche
bei direkter Berührung empfiehlt es sich, für das Führungsseil 7 einen Kunststoff,
insbesondere einen Nylonwerkstoff einzusetzen.
[0023] Aus Figur 1 ist ersichtlich, daß die Gondel 3 durch das Führungsseil 7, das oberhalb
der Gondel 3 durch mehrere Befestigungselemente 6 in etwa gleichbleibendem engem Abstand
zur Fassade 5 verläuft, ebenfalls dicht an der Fassade 5 gehalten wird und nicht nach
außen oder zur Seite wegschwingen kann. Vielmehr wird die Gondel 3 sogai in dem überhängenden
Fassadenteil zur Fassadenoberfläche hingezogen, so daß die Rollelemente 4 stets direkt
auf der Fassade 5 aufliegen. Wegen des für die Rollelemente 4 verwendeten Schaumkunststoffs
kommt es nicht zu Beschädigungen (z.B. Kratzer) auf der Fassadenoberfläche.
[0024] Aus der schematischen Darstellung der Figur6, in derfunktionsgleiche Teile dieselben
Bezugszeichen wie in Figur 1 bis 5 aufweisen, geht hervor, daß der erfindungsgemäße
Fassadenaufzug nicht nur zum Befahren einer Fassade 5 in vertikaler Richtung, sondern
ebenso auch in horizontalei Richtung geeignet ist. Das dargestellte Gebäude weist
in der Seitenansicht ein treppenförmig gestuftes Profil auf. Durch die eingezeichneten
Pfeile wird angedeutet, daß die Gondel 3 in einer stufenförmigen Fahrbewegung in die
eingezeichnete Position gelangt ist. Zu Beginn des Befahrvorgangs wurden die beiden
Enden 8 der Führungsseile 7 (gestrichelt gezeichnet) in gleicher Weise wie in Figur
1 mit den obersten Befestigungselementen 6 (jeweils durch einen Punkt angedeutet)
fest verbunden. Dann wurde die Gondel 3 vertikal abgesenkt, wobei die Führungsseile
7 in jeweils zwei weitere Befestigungselemente 6 eingeklinkt wurden. Als die Gondel
3 etwa die Höhe der ersten abgesenkten Stufe der Fassade 5 erreicht hatte, wurde sie
horizontal nach rechts verfahren, während die Führungsseile 7 in entsprechender Weise
mit weiteren Befestigungselementen 6 verbunden wurden. Die horizontale Bewegung der
Gondel 3 kann beispielsweise durch ein entsprechendes Verfahren des Dachfahrwagens
15 oder auch durch einen ausfahrbaren Ausleger der Hubeinrichtung 1 realisiert werden.
[0025] Die bereits beschriebene kardanische Aufhängung (Figur 5) im Bereich der Seilrolle
19a der Haltevorrichtung 9 ermöglicht dabei ein problemloses Anpassen an die sich
ändernde Richtung (vertikal/horizontal) der befestigten Führungsseile 7. Die im Zuge
der Beschreibung der Figur 4 und 5 zuvor erwähnte sicherungstechnische Kopplung (Totmannschaltung)
zwischen Klemm- und Entriegelungseinrichtungen der Halteeinrichtungen 9 einerseits
und der Steuerung der Hubeinrichtung 1 andererseits schließt selbstverständlich auch
die Steuerung der Horizontalbewegung der Gondel 3 ein. Eine Horizontalbewegurigkann
also ebenfalls nur dann stattfinden, wenn die Klemmeinrichtungen Tür die Führungsseile
7 gelöst sind. Nach der horizontalen Fahrphase schließen sich in der eingezeichneten
Weise zunächst eine zweite vertikale Fahrphase, dann wiederum eine horizontale und
schließlich nochmals eine vertikale Fahrphase an. Dabei ist in jeder Situation gewährleistet,
daß die Führungsseile 7 bei Stillstand der Gondel 3 in den Halteeinrichtungen 9 festgeklemmt
werden und die Gondel 3 gegen ein Wegschwingen von der Fassade 5 gesichert ist. Die
erfindungsgemäße Lösung gestattet es auch, gleichzeitige Vertikal- und Horizontalbewegungen
der Gondel 3 unter ständiger Sicherung durch die Führungsseile 7 auszuführen. Da eine
Vielzahl von Befestigungselementen 6 an der Fassade 5 angebracht werden kann, lassen
sich nahezu beliebig gestaltete Befahrwege realisieren, indem jeweils von einem Befestigungselement
6 aus als nächstes dasjenige von mehreren benachbarten Befestigungselementen 6 ausgewählt
und von der Gondel 3 angesteuert wird, das auf dem gewünschten Befahrweg liegt. Mit
herkömmlichen Führungsschienen ließe sich eine derartige Flexibilität praktisch nicht
realisieren.
[0026] Aus Figur 6 ist weiterhin entnehmbar, daß die freien Enden der Führungsseile 7 nicht
aufgewickelt oder unmittelbar in der Gondel 3 mitgeführt werden müssen, sondern auch
ohne weiteres frei herunterhängen können.
[0027] Wesentlich ist es, daß die Führungsseile 7 nurwährend der Betriebsphasen des Fassadenaufzugs
benötigt werden und in der übrigen Zeit von der Fassade 5 abgenommen sind. Die Führungsseile
7 sind völlig unabhängig von den Tragseilen 2 der Gondel 3, die in diesem Beispiel
über einen drehbaren Zusatzausleger der Hubeinrichtung 1 geführt sind. Bei gelöster
Klemmeinrichtung an den Halteeinrichtungen 9 können daher bei Bedarf trotz eingefädelter
Führungsseile 7 sogar Schwenkbewegungen der Gondel 3 um eine vertikale Achse ausgeführt
werden. Dadurch ist es beispielsweise möglich, mit der Gondel 3 um eine Ecke der Gebäudefassade
5 herumzufahren, ohne zuvor die Führungsseile 7 abnehmen zu müssen. Auch hierfür wäre
bei einem System mit Führungsschienen praktisch keine entsprechende Lösung mit vertretbarem
Aufwand möglich.
[0028] Neben den Vorteilen im Hinblick auf ästhetische Gesichtspunkte und die Funktionssicherheit
zeichnet sich die erfindungsgemäße Lösung trotz einer außergewöhnlichen Breite der
Einsatzmöglichkeiten insbesondere durch ihre Einfachheit und die dadurch gewährleistete
kostengünstige Realisierbarkeit aus.
1. Verfahren zum Befahren der Fassade eines Gebäudes, insbesondere eines Gebäudes
mit schrägen und/ oder überhängenden Fassadenflächen, mit der Gondel eines Fassadenaufzugs,
die von einer auf dem Dach des Gebäudes befindlichen Hubeinrichtung an Tragseilen
hängend in vertikaler Richtung bewegbar ist und die durch Zugkräfte gegen ein Wegschwingen
von der Fassade gesichert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zugkräfte durch mindestens ein Führungsseil aufgebracht werden, welches in
oder an der Gondel mitgeführt wird, zu Beginn eines Befahrvorgangs der Gondel mit
einem Ende an einem Fixpunkt an der Gebäudefassade lösbarfixiertwird, dann während
derVorwärtsfahrt in Halteeinrichtungen, die im Abstand voneinander unterhalb des Fixpunktes
oder neben diesem an der Fassade angebracht sind, sukzessive formschlüssig eingeklinkt
wird und bei Stillstand der Gondel kraftschlüssig mit der Gondel verbunden wird, und
daß während einer Rückwärtsfahrt der Gondel die Verbindungen zu den Halteeinrichtungen
sukzessive wieder gelöst werden.
2. Fassadenaufzug zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einer auf dem
Dach eines Gebäudes angeordneten Hubeinrichtung (1), mit einer an Tragseilen (2) an
der Hubeinrichtung (1) hängenden heb- und senkbaren Gondel (3) für Bedienpersonal,
mit in der Gondel (3) angebrachten Befehlseingabegeräten und Schaltelementen für die
Steuerung der Hubeinrichtung (1), ferner mit Gleit- oder Rollelementen (4) zur Abstützung
der Gondel (3) an der Fassade (5) des Gebäudes sowie mit an der Gebäudefassade angebrachten
Führungselementen zur Fixierung der Gondel (3) gegen Auslenkbewegungen, die von der
Fassadenoberfläche weggerichtet sind,
dadurch gekennzeichnet,
- daß außen an der Fassade (5) des Gebäudes entlang mindestens einer Befahrlinie im
Abstand voneinander mehrere Befestigungselemente (6) angebracht sind,
- daß in der Gondel (3) mindestens ein Führungsseil (7) vorgesehen ist, von dem ein
Ende (8) mit dem höchstgelegenen Befestigungselemenl (6) der entsprechenden Befahrlinie
lösbar verbunden werden kann und das durch eine mit der Gondel (3) festverbundene
und das Führungsseil (7) umgreifende Halteeinrichtung (9) hindurchgeführt ist,
- daß Verbindungselemente (1 Oa, 1 Ob) vorgesehen sind, mit denen das Führungsseil
(7) lösbar mit den Befestigungselementen (6) verbunden werden kann.
3. Fassadenaufzug nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Halteeinrichtung (9) eine Klemmeinrichtung (11) aufweist, deren Klemmkraftfürdas
(vertikale und/ oder horizontale) Verfahren der Gondel (3) parallel zur Fassadenoberfläche
durch eine Entriegelungseinrichtung (12) aufhebbar ist.
4. Fassadenaufzug nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Entriegelungseinrichtung (12) signaltechnischmitder Steuerung der Hubeinrichtung
(1) und gegebenenfalls einer Einrichtung (Dachfahrwagen 15) zum horizontalen Verfahren
der Gondel (3) verbunden ist und diese Steuerung im Sinne einer Totmannsteuerung so
lange blockiert, wie die Entriegelungseinrichtung (12) nicht freigegeben ist.
5. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Klemmkraft der Klemmeinrichtung (11) in der Weise begrenzt ist, daß in einem
Störungsfall durch die Tragseile (2) ein Absenken der Gondel (3) trotz geklemmter
Klemmeinrichtung (11) möglich ist.
6. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß an der Gondel (3) im Bereich der Halteeinrichtung (9) ein Endschalter (13) vorgesehen
ist, der eine Rückwärtsfahrt der Gondel (3) unterbricht, sobald die Halteeinrichtung
(9) der Gondel (3) in die unmittelbare Nähe eines Befestigungselementes (6) kommt,
an dem das Führungsseil (7) noch befestigt ist.
7. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindungselemente als Karabinerhaken (10a) ausgebildet sind, die in entsprechende
ösen (14) an den Befestigungselementen (6) einklinkbar und um das Hubseil (7) legbar
sind.
8. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindungselemente (10b) baulich in die Befestigungselemente (6) integriert
sind.
9. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gleit- oder Rollelemente (4) großflächige Anlageflächen aufweisen, mit denen
sich die Gondel (3) ohne Beschädigungsgefahr unmittelbar auf der Oberfläche der Fassade
(5) abstützen kann.
10. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rollelemente (4) an der Gondel (3) als walzenförmige Schaumstoffröllen äusgeführt
sind.
11. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwei Führungsseile (7) vorgesehen sind, die jeweils durch eine separate Halteeinrichtung
(9) der Gondel (3) geführt sind.
12. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Führungsseile (7) aus Kunststoff, insbesondere aus einem Nylonwerkstoff bestehen.
13. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Halteeinrichtung (9) eine Vertikalverstellung (18) aufweist.
14. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Halteeinrichtung (9) eine Horizontalverstellung (21) aufweist.
15. Fassadenaufzug nach einem der Ansprüche 2 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
daßfürdas oder die Führungsseile (7) jeweils eine Aufwickelvorrichtung (16) an der
Gondel (3) angeordnet ist.