[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Sichern von geneigten, turmartigen Gebäuden,
die wie z. B. der schiefe Turm von Pisa in ihrem Inneren einen sich zumindest über
einen Teil der Bauhöhe erstreckenden Hohlraum aufweisen.
[0002] Bei solchen turmartigen Gebäuden, insbesondere dem schiefen Turm zu Pisa, aber auch
bei anderen existierenden schiefen Türmen, ist die Erhaltung der Neigung des Gebäudes
wünschenswert, da gerade diese Neigung die Attraktion ausmacht und z. B. im Falle
des torre pendente, des schiefen Turms zu Pisa, über drei Millionen Besucher im Jahr
anlockt. Um diese touristische Sehenswürdigkeit in ihrer Außergewöhnlichkeit zu erhalten,
ist es aber notwendig, die Neigung zu stabilisieren. Aufgrund von Unterschieden in
der Zusammendrückbarkeit des Untergrundes nimmt bei diesem Turm die Neigung im jährlichen
Mittel um 1,2 mm zu. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Turmkopf in etwa 4, 5 m aus
dem Lot.
[0003] Wenn auch bisher noch keine direkte Einsturzgefahr besteht, so ist die Stabilität
des Turms doch bei außergewöhnlichen Belastungen wie z. B. infolge eines Erdbebens,
schwerer Stürme oder dergleichen gefährdet. So ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt der
Zugang zum schiefen Turm von Pisa gesperrt, was zu Mindereinnahmen aufgrund der fehlenden
Besucher und damit zu einer erhöhten finanziellen Belastung zur Erhaltung des Turms
führt.
[0004] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Gebäude wie den schiefen Turm zu Pisa sowie
andere geneigte, turmartige Gebäude mit einfachen und kostengünstigen Mitteln in ihrer
Neigung zu stabilisieren, ohne das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes selbst wesentlich
zu ändern.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs
1 dadurch gelöst, daß ein Stützkörper in Abschnitten, z. B. etagenweise, bis zu einer
vorbestimmten Stützkörperhöhe in dem Hohlraum aufgebaut und mit dem Gebäude verbunden
wird, wobei jeder Stützkörperabschnitt vorzugsweise entgegengesetzt zur Neigungsrichtung
des Gebäudes verankert wird.
[0006] Auf diese Weise erhält das Gebäude ein inneres, stützendes Korsett, das das äußere
Erscheinungsbild nicht verändert. Durch den abschnittsweisen Aufbau des Stützkörpers
und die jeweilige Verankerung eines jeden Abschnittes wird der Turm allmählich und
in schonender Weise von innen verstärkt. Die Neigung wird aufgrund der Verankerung
des Stützkörpers stabilisiert und das Gebäude so in seiner Lage fixiert.
[0007] Um das Gebäude insbesondere im Bereich seines Fundamentes abzustützen und zu sichern,
ist es von Vorteil, wenn ein erster Stützkörperabschnitt in einem unteren Teil des
Gebäudes, insbesondere zumindest teilweise in dessen Fundament, eingebaut wird.
[0008] Weiterhin ist von Vorteil, wenn der Stützkörper konzentrisch zur Gebäudelängsachse
und mit einem dem Hohlraum entsprechenden Querschnitt im Gebäude aufgebaut wird. Entsprechend
der Symmetrie des Gebäudequerschnittes bzw. des Gebäudehohlraums ist in diesem Fall
auch der Stützkörperquerschnitt ausgebildet.
[0009] Wegen der unterschiedlichen Dehnungen von Stützkörpermaterial und z. B. Mauerwerk
des Gebäudes sollte der Stützkörper nicht direkt mit dem Gebäude in Verbindung stehen,
so daß bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Stützkörper mit dem Gebäude durch
eine dauerelastische Fuge kraftschlüssig verbunden wird. Für die Fuge ist z. b. ein
Material wie Bitumen, Kunstoff oder ähnliches oder auch ein bindemittelarmer Verputz
verwendbar.
[0010] Es erweist sich weiterhin als günstig, wenn der Stützkörper aus Hohlkörperabschnitten
aufgebaut wird. Mit Hilfe dieser Hohlkörperabschnitte wird im Hohlraum des Gebäudes
eine Innenröhre aufgebaut, die bei minimalem Materialaufwand das Gebäude abstützt
und sichert. Außerdem kann der hohle Stützkörper teilweise durchbrochen sein, so daß
sein Inneres zugänglich ist und z. B. eine Verbindung von Teilen des Gebäudes gewährleistet
bzw. eine zusätzliche Aufstiegshilfe in Form einer Treppe oder eines Fahrstuhls aufnimmt.
[0011] In diesem Zusammenhang ist es weiterhin von Vorteil, wenn in die Hohlkörperabschnitte
Versteifungseinsätze eingesetzt werden. Auf diese Weise kann die Wandstärke des Hohlkörpers
reduziert werden. Außerdem können diese Versteifungseinsätze den gesamten Querschnitt
des Hohlkörpers abdecken und z. B. etagenweise angeordnet werden. Durch entsprechend
angeordnete Öffnungen im Hohlkörper ist es so möglich, die Versteifungseinsätze zu
betreten und mit im Gebäude angeordneten Durchgängen, Treppen oder dergleichen zu
kombinieren.
[0012] Um eine einfache Verankerung des Stützkörpers zu erzielen, ist es von Vorteil, wenn
dieser mit außerhalb der Gebäude angeordneten Widerlagern durch Seile verbunden wird.
Die Widerlager sind im gewissen Abstand zum Gebäude angeordnet und jeder Stützkörperabschnitt
wird durch ein Seil mit dem Widerlager verbunden und so in seiner Lage fixiert. Je
nach mechanischer Beanspruchung werden für die Seilverankerung Drahtseile oder dergleichen
verwendet. Die Widerlager selbst bestehen z. B. aus Stahlbeton und sind zum größten
Teil im Erdboden versenkt. Nach Fertigstellung einer jeden Etage wird der entsprechende
Stützkörperabschnitt durch das Mauerwerk des Gebäudes hindurch mit den Seilverankerungen
verbunden.
[0013] Zur Erleichterung des Spann- und Fixiervorganges der Seilverankerungen ist es günstig,
wenn die Seile über Seilwinden gespannt und fixiert werden.
[0014] Um eine gleichmäßige Spannung und Fixierung der einzelnen Stützkörperabschnitte zu
erzielen, ist es von Vorteil, wenn alle den Stützkörper in eine Richtung sichernden
Seile zu einem Flaschenzug zusammengefaßt werden. Auf diese Weise wird das Gebäude
bei vollständig aufgebautem Stützkörper durch ein mehrfach umgelenktes, den Flaschenzug
bildendes Seil gehalten und ist in einfacher Weise über eine Seilwinde gesichert.
[0015] Je nach Gebäude bzw. nach Neigung des Gebäudes erweist es sich als günstig, wenn
der Stützkörper durch zwei Flaschenzüge im wesentlichen entgegengesetzt zur Neigungsrichtung
des Gebäudes gehalten wird. Jeder Stützkörperabschnitt wird in diesem Fall gleichzeitig
über beide Seilverankerungen gesichert und somit das Gebäude in seiner Neigung fixiert.
[0016] In diesem Zusammenhang ist es von Vorteil, wenn die beiden Flaschenzüge jeweils in
etwa unter einem Winkel von 45° entgegengesetzt zur Neigungsrichtung des Gebäudes
angeordnet werden.
[0017] Nachdem das Gebäude in seiner Lage mit Hilfe der Seilverankerungen fixiert ist, erweist
es sich als günstig, wenn eine Spundwand aus einer Vielzahl von um das Fundament des
Gebäudes in den Boden eingetriebenen, röhrenförmigen Spundelementen gebildet wird.
Die Spundelemente werden in diesem Fall zur Vermeidung von Erschütterungen des Gebäudes
z. B. langsam in den Boden gepreßt. Nach Bildung der gesamten Spundwand ist einer
Vergrößerung der Neigung aufgrund geringer Unterschiede der plastischen Zusammendrükkung
des Untergrundes zum Teil verhindert und damit kann weiteres Bodenmaterial unter der
Last des Gebäudes nicht mehr seitlich herausgedrückt werden.
[0018] Um die Spundwand insgesamt zu stabilisieren, ist es in diesem Zusammenhang günstig,
die einzelnen Spundelemente von Bodenmaterial zu leeren und z. B. mit Stahlbeton zu
füllen.
[0019] Weiterhin kann die fertige Spundwand z. B. in Höhe der Fundamentsohle des Turms mit
einem Ringanker umgeben werden.
[0020] Um das Fundament des Gebäudes oder den Untergrund zu untersuchen, ist es von Vorteil,
wenn mindestens eine Arbeitskammer an der Spundwand ausgehoben wird, so daß mit Hilfe
dieser Arbeitskammer das Bodenmaterial unterhalb des Fundaments zugänglich wird.
[0021] In diesem Zusammenhang ist es insbesondere von Vorteil, wenn von der Arbeitskammer
ein Bindemittel in das Bodenmaterial zumindest unterhalb des Fundaments zum Stabilisieren
der Gebäudeneigung eingepreßt wird. Durch das Bindemittel wird der Untergrund verfestigt
und die Standfestigkeit des Gebäudes an sich erhöht.
[0022] Bei Ton- oder Schluffböden ist es günstiger, zur endgültigen, dauerhaften Stabilisierung
des Turms kastenförmige Biegeträger von einer Seite der Spundwand zur anderen Seite,
z.B. im Tunnel-Vortriebsverfahren, einzubauen.
[0023] Bei genügender Verfestigung des Untergrunds ist es möglich, die Seilverankerungen
zu entfernen. Weiterhin ist es möglich, den Stützkörper durch das Fundament des Gebäudes
hindurch bis in den verfestigten Untergrund fortzusetzen und so den Stützkörper zu
verankern. Nach entsprechender Überprüfung der Standsicherheit des Gebäudes aufgrund
des verfestigten Untergrunds ist es ebenso möglich, den Stützkörper teilweise, im
günstigsten Fall sogar vollständig, zu entfernen. Auf diese Weise wären die Sicherungsmaßnahmen
mit Hilfe des Stützkörpers und der Seilverankerungen nur so lange nötig, bis das Bindemittel
in den Untergrund eingepreßt ist, bzw. kastenförmige Biegeträger eingebaut sind, und
der Turm wieder selbständig steht und in seiner Neigung fixiert ist.
[0024] Je nach Neigung des Gebäudes kann außer den Sicherungsmaßnahmen das Gebäude zusätzlich
aufgerichtet werden. Im Extremfall erfolgt eine Rückstellung des Gebäudes bis der
Schwerpunkt desselben in der Mitte des Fundaments wirkt. Dabei ist von Vorteil, wenn
nach dem Sichern des Gebäudes unterhalb desselben, insbesondere unterhalb eines hohen
Teils seines Fundaments, der Untergrund z. B. durch Entnahme von Bodenmaterial aufgelockert
wird, und das Gebäude infolge seines Eigengewichts den aufgelockerten Untergrund zusammenpreßt
und selbsttätig entgegen seiner Neigungsrichtung aufgerichtet wird.
[0025] Auf diese Weise kann ein beliebiger Neigungswinkel eingestellt werden, um z. B. im
Falle des schiefen Turms zu Pisa die Attraktivität zu bewahren. Das Bodenmaterial
unter dem Gebäudefundament kann z. B. durch Schneckenbohrer, Druck-und Saugbohrer,
Spülrohre oder dergleichen entfernt werden, wobei die kleinen entstandenen Hohlräume
allmählich durch das Eigengewicht zusammengepreßt werden. Bei einer Entnahme bzw.
Auflockerung des Bodenmaterials, die auf der oberen Seite des Fundaments, d. h. auf
der der Neigungsrichtung entgegengesetzten Seite erfolgt, neigt sich das Gebäude langsam
zurück.
[0026] In diesem Zusammenhang ist es günstig, wenn der Stützkörper flexibel zur Neigung
des Gebäudes verankert wird. Durch die Ausbildung der Seilverankerungen, insbesondere
als Flaschenzüge, ist in einfacher Weise ein Nachspannen der Seile und damit eine
Sicherung der jeweiligen Neigung des Gebäudes gewährleistet.
[0027] Um das Aufrichten des Gebäudes zu kontrollieren, ist es in diesem Zusammenhang weiterhin
von Vorteil, wenn das Gebäude durch einen weiteren, in Neigungsrichtung des Gebäudes
angeordneten Flaschenzug gesichert wird. Durch das Zusammenwirken der zwei entgegengesetzt
zur Neigungsrichtung angeordneten Flaschenzüge mit dem in Neigungsrichtung angeordneten
Flaschenzug ist die Neigung des Gebäudes über die Fixierung des Stützkörpers kontrollierbar.
[0028] Um eine Auflockerung des Bodenmaterials insbesondere am hohen Teil des Fundamentes
zu gewährleisten, werden die Arbeitskammern zumindest entlang der hohen Seiten des
Fundaments ausgehoben. In diesen Arbeitskammern, deren Tiefe durch die Zusammensetzung
des Untergrundes bestimmt wird, wird dann kontrolliert Bodenmaterial unter dem Gebäudefundament
entfernt.
[0029] Nachdem die Neigung z. B. so weit zurückgeholt wird, wie es die Standsicherheit erfordert,
wird der Turm in einer der weiter oben geschilderten Art und Weise im Untergrund stabilisiert.
[0030] Natürlich ist es auch möglich, die Gebäude vertikal, d. h. ohne Neigung, zu fixieren.
Allerdings ist im Falle des schiefen Turms zu Pisa sicher eine gewisse Neigung wüschenswert.
[0031] Nachdem das Gebäude wieder sicher steht und in seiner Neigung fixiert ist, ist es
insbesondere von Vorteil, wenn alle Mittel und Maßnahmen, die zur Sicherung bzw. zum
Aufrichten des Gebäudes dienten, entfernt werden. So werden die Flaschenzüge und Winden
entfernt und die Widerlager und Arbeitskammern mit Bodenmaterial überfüllt bzw. bedeckt.
Die Widerlager und Arbeitskammern können auf diese Weise erhalten bleiben, um sowohl
Kosten zu sparen als auch gegebenenfalls wieder benutzt zu werden.
[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren wird im folgenden anhand der in der Zeichnung dargestellten
Figuren weiter erläutert und beschrieben.
[0033] Es zeigt:
Figur 1 einen geneigten Turm in der ersten Bauphase aufgrund des erfindungsgemäßen
Verfahrens;
Figur 2 den geneigten Turm in einer mittleren Bauphase;
Figur 3 den geneigten Turm mit vollständig aufgebautem Stützkörper;
Figur 4 eine Draufsicht auf den gesicherten Turm und
Figur 5 in Draufsicht die Spundwand mit einer Anzahl von Arbeitskammern.
[0034] In Figur 1 ist ein geneigtes, turmartiges Gebäude 1 in einer ersten Ausbauphase dargestellt.
Dieses Gebäude ist in Neigungsrichtung 6 zum Untergrund hin geneigt, so daß die Gebäudelängsachse
64 einen Winkel kleiner als 90° mit der Horizontalen in Richtung 6 einschließt. Das
Gebäude 1 weist an dem im Untergrund befindlichen Ende ein Fundament 5 auf. Dieses
hat im Querschnitt eine etwas größere Breite als der restliche sich in Längsrichtung
64 erstreckende, turmartige Teil des Gebäudes. Im Gebäude 1 ist ein röhrenförmiger
Hohlraum 2 konzentrisch zur Längsachse 64 ausgebildet. Dieser erstreckt sich über
die Etagen 7, 8, 9, 10, 11 und 12.
[0035] In der ersten Etage 7 ist ein Stützkörperabschnitt 3 angeordnet. Der Stützkörperabschnitt
3 ist als Hohlkörper ausgebildet und konzentrisch zum Hohlraum 2 angeordnet. An seinem
unteren Ende weist der Stützkörperabschnitt 3 einen in das Fundament 5 des Gebäudes
1 eindringenden Fundamentteil 4 auf. Am oberen Ende ist ein Versteifungseinsatz 13
mit einem Hohlraum entsprechenden Querschnitt angeordnet.
[0036] Einseitig entgegengesetzt zur Neigungsrichtung 6 ist am oberen Ende des Stützkörperabschnitts
3 eine Seilverankerungsverbindung 14 angeordnet, an der außerhalb des Gebäudes 1 eine
Umlenkrolle 15 gelagert ist. Mit Hilfe dieser Umlenkrolle 15 ist der Stützkörperabschnitt
3 über ein Seil 17 mit einer weiteren Umlenkrolle 16 verbunden. Das Seil 17 ist an
der Umlenkrolle 16 befestigt, verläuft in Richtung des Gebäudes 1, ist über die Umlenkrolle
15 zur Umlenkrolle 16 umgelenkt und dort mit Hilfe einer Seilwinde 18 eingespannt.
Seilwinde 18 und Umlenkrolle 16 sind auf einem im Untergrund eingelassenen, zum Gebäude
1 beabstandeten Widerlager 19 angeordnet.
[0037] Ein dem Widerlager 19 entsprechendes Widerlager 20 ist auf der anderen, in Neigungsrichtung
6 liegenden Seite des Gebäudes 1 im Untergrund eingelassen.
[0038] In Figur 2 ist das geneigte, turmartige Gebäude 1 mit einem weiter aufgebauten Stützkörper
dargestellt. Teile, die Teilen aus Figur 1 entsprechen, sind mit den gleichen Bezugsziffern
versehen.
[0039] Oberhalb des ersten Stützkörperabschnitts 3 sind in Figur 2 weitere Stützkörperabschnitte
21, 22 und 23 dargestellt. Sie weisen einen dem ersten Stützkörperabschnitt 3 entsprechenden
Querschnitt auf und bilden insgesamt eine entlang des Hohlraums angeordnete Sützkörperröhre.
Während der Stützkörperabschnitt 3 in der ersten Etage 7 des Gebäudes 1 angeordnet
ist, erstrecken sich die Stützkörperabschnitte 21, 22 und 23 in der zweiten Etage
8, der dritten Etage 9 und der vierten Etage 10. Zwischen jeweils benachbarten Stützkörperabschnitten
sind Versteifungseinsätze 13 angeordnet.
[0040] Entsprechend der Seilverankerungsverbindung 14 sind weitere Seilverankerungsverbindungen
an den Stützkörperabschnitten 21, 22 und 23, jeweils in der Nähe des Vertiefungseinsatzes
angeordnet. Ebenso sind der Umlenkrolle 15 entsprechende Umlenkrollen 24, 25 und 26
außerhalb des Gebäudes 1 an den Seilverankerungsverbindungen 14 in der Vertikalen
drehbar gelagert.
[0041] Mit Hilfe der Umlenkrollen 15, 24, 25 und 26 und der auf dem Widerlager 19 angeordneten
Umlenkrolle 16 ist ein durchgehendes Seil 17 mit jedem der Stützkörperabschnitte 3,
21, 22 und 23 zu deren Fixierung gespannt verbunden. Entsprechend zu Figur 1 ist der
Anfang des Seils 17 mit der Umlenkrolle 16 fest verbunden und das Ende mit der Seilwinde
18 verbunden.
[0042] In Figur 3 ist in dem Gebäude 1 der vollständige Stützkörper 60 aufgebaut. Zusätzlich
zu Figur 2 sind die Stützkörperabschnitte 27 und 28 angeordnet, so daß der Stützkörper
60 den Hohlraum 2 im wesentlichen vollständig bekleidet.
[0043] Durch eine weitere Seilverankerungsverbindung 14 sind die Stützkörperabschnitte 27
und 28 über Umlenkrollen 29 und 30 und Seil 17 durch die Umlenkrolle 16 und die Seilwinde
18 gespannt gehalten. Insgesamt ist durch die Seilführung des Seils 17 über die Umlenkrollen
15, 16, 24, 25, 26, 29 und 30 ein Flaschenzug gebildet, der mit Hilfe der Seilwinde
18 betätigbar ist.
[0044] In der Darstellung der Figur 3 sind auf dem Widerlager 20 eine Seilwinde 38 und eine
Umlenkrolle 37 angeordnet, die der Seilwinde 18 und der Umlenkrolle 16 des Widerlagers
19 entsprechen. Mit Hilfe der Umlenkrolle 37 und der Seilwinde 38 ist ein Seil 31
entsprechend zum Seil 17 über Umlenkrollen 32, 33, 34, 35 und 36 unter Bildung eines
Flaschenzugs umgelenkt und gespannt.
[0045] Der Stützkörper 60 ist auf diese Weise entgegengesetzt zur Neigungsrichtung 6 durch
den durch das Seil 17 gebildeten Flaschenzug nach links gesichert, während er durch
den durch das Seil 31 gebildeten Flaschenzug in Neigungsrichtung 6 gesichert ist.
[0046] Am unteren Ende des Gebäudes 1 ist dessen Fundament 5 von einer Spundwand 39 umgeben.
Sie verläuft in direkter Nachbarschaft zum Fundament 5. Es erstreckt sich im wesentlichen
von der Erdoberfläche vertikal in den Untergrund. Die Spundwand 36 ist dabei tiefer
in den Untergrund eingebracht als die Fundamentsohle des Gebäudes 1. In etwa in Höhe
der Fundamentsohle des Fundaments 5 ist die Spundwand 39 von einem Ringanker 40 umschlossen.
[0047] Außerhalb des von der Spundwand umschlossenen Fundaments 5 bzw. des darunter befindlichen
Untergrunds erstrecken sich zwei Arbeitskammern 41 und 42. Diese weisen einen im wesentlichen
rechteckigen Querschnitt auf und sind unmittelbar an der Spundwand 39 angeordnet.
Beide Arbeitskammern sind außerdem unterhalb der Bodenoberfläche ausgebildet.
[0048] In Figur 4 ist das Gebäude 1 in Draufsicht dargestellt.
[0049] Im wesentlichen abstandsgleich zum Gebäude 1 sind die Widerlager 19, 20 und 58 angeordnet.
Während Widerlager 20 mit Hilfe des Seils 31 in Neigungsrichtung 6 mit dem Stützkörper
60 verbunden ist, sind die Widerlager 19 und 58 mit Hilfe der Seile 17 und 57 unter
einem Winkel 43 bzw. 44 von jeweils 45° entgegengesetzt zur Neigungsrichtung 6 mit
dem Stützkörper 60 verbunden. Jedes der drei Widerlager 19, 20 und 58 weist zum Spannen
und Fixieren der zugehörigen Seile 17, 31 und 57 eine Umlenkrolle 16, 37 und 45 und
eine Seilwinde 18, 38 und 59 auf. Durch entsprechendes Verkürzen bzw. Verlängern der
Seile 17, 57 bzw. 31 ist das Gebäude 1 in den Positionen 61, 62 oder 63 fixiert und
eingespannt.
[0050] In Figur 5 ist in Draufsicht ein Querschnitt durch die Spundwand 39 dargestellt.
Diese ist im wesentlichen kreisförmig ausgebildet und weist eine Vielzahl die Spundwand
39 bildende, röhrenförmige Spundelemente 56 auf. Radial nach außen sind am Umfang
der Spundwand 39 voneinander beabstandete Arbeitskammern 46 bis 55 angeordnet. Jede
dieser Arbeitskammern ist im Querschnitt im wesentlichen rechteckförmig, wobei eine
kürzere Rechtecksseite am Umfang der Spundwand 39 angeordnet ist. Die Arbeitskammern
46, 47 und 48 sind im wesentlichen entgegengesetzt zur Neigungsrichtung 6 angeordnet
und auf der hohen Seite des in Figuren 1 bis 3 dargestellten Fundamentes 5 an der
Spundwand 39 ausgebildet. Die Arbeitskammern 49 und 50 bzw. 51 und 52 sind im wesentlichen
senkrecht zur Neigungsrichtung angeordnet, während die Arbeitskammern 53, 54 und 55
in Neigungsrichtung und entsprechend der Figuren 1 bis 3 am tiefen Teil des Fundaments
5 des Gebäudes 1 angeordnet sind.
[0051] In jeder der Arbeitskammern 46 bis 55 ist ein in dieser Darstellung stabförmig gezeichnetes
Bodenentnahmegerät 65 angeordnet. Diese Geräte sind in radialer Richtung bewegbar
und durch die Spundwand 39 bis zu deren Innenraum 66 durchgeführt.
[0052] Im folgenden soll das erfindungsgemäße Verfahren unter Berücksichtigung der Figuren
1 bis 5 erläutet werden.
[0053] In dem geneigten, turmartigen Gebäude 1 wird entsprechend der Figuren 1 bis 3 ein
Stützkörper 60 aus den Abschnitten 3, 21, 22, 23, 27 und 28 in dem Hohlraum 2 des
Gebäudes 1 aufgebaut. Mit Hilfe von Seilwinden 18, 38 und 59 wird der Stützkörper
60 insgesamt gesichert und in seiner Position fixiert. Dabei ist jeder Stützkörperabschnitt
über eine Seilverankerung mit den entsprechenden Seilwinden verbunden. Da jede der
Seilverankerungen als Flaschenzug 17, 31 und 57 ausgebildet ist, wird der Stützkörper
60 über seine gesamte Langsausdehnung insbesondere durch die Seilwinden 18 und 59,
die entgegengesetzt zur Neigungsrichtung 6 angeordnet sind, gesichert.
[0054] Durch die Arbeitskammern 41, 42 bzw. 46 bis 55 ist der Untergrund unter dem Fundament
5 des Gebäudes 1 zugänglich und mit Hilfe der Bodenentnahmegeräte 65 wird dieser Untergrund
insbesondere unter dem hohen Teil des Fundamentes 5 aufgelockert, so daß das Gebäude
1 durch sein Eigengewicht den aufgelockerten Untergrund zusammendrückt und sich langsam
entgegengesetzt zur Neigungsrichtung 6 zurückneigt. Mit Hilfe von den Bodenentnahmegeräten
65 entsprechenden Geräten ist es jederzeit möglich, bei einer gewünschten Stellung
bzw. Rückstellung des Gebäudes 1 Bindemittel in den Untergrund zu pressen, z.B. im
Tunnel-Vortriebs-Verfahren kastenförmige Biegeträger einzubauen, um diesen zu verfestigen
und auf diese Weise die Standfestigkeit des Gebäudes zu erhöhen.
[0055] Ebenso ist es natürlich möglich, auf eine Entnahme bzw. Auflockerung des Bodenmaterials
unterhalb des Fundaments 5 zu verzichten, und die bestehende Neigung des Gebäudes
1 nach einem Sichern des Gebäudes zu fixieren und aufgrund der wie oben beschriebenen
Verfahren den Untergrund zu verfestigen und die Standfestigkeit des Gebäudes zu gewährleisten.
[0056] Nachdem die gewünschte Stellung des Gebäudes 1 bzw. die Ausgangsstellung auf diese
Weise fixiert ist, werden alle Sicherungsmaßnahmen, wie Flaschenzüge 17, 31 und 57,
Seilwinden 18, 38 und 59, alle Umlenkrollen und alle Seilverankerungsverbindungen
entfernt. Die verbleibende Spundwand 39 sowie die Arbeitskammern 41, 42 bzw. 46 bis
55 und die Widerlager 19, 20, 58 verbleiben an Ort und Stelle und werden überschüttet
bzw. mit Bodenmaterial bedeckt.
[0057] Auf diese Weise wird durch das erfindungsgemäße Verfahren ein geneigtes, turmartiges
Gebäude ohne verbleibende äußere Einrichtungen in seiner gegenwärtigen Neigung bzw.
in einer gewünschten Neigung fixiert und mit einem verfestigten Untergrund versehen.
1. Verfahren zum Sichern von geneigten, turmartigen Gebäuden (1), die wie z. B. der
schiefe Turm von Pisa in ihrem Inneren einen sich zumindest über einen Teil der Bauhöhe
erstreckenden Hohlraum (2) aufweisen, dadurch gekennzeichnet, daß ein Stützkörper
(60) in Abschnitten (3, 21, 22, 23, 27, 28), z. B. etagenweise, bis zu einer vorbestimmten
Stützkörperhöhe in den Hohlraum (2) aufgebaut und mit dem Gebäude (1) verbunden wird,
wobei jeder Stützkörperabschnitt vorzugsweise entgegengesetzt zur Neigungsrichtung
(6) des Gebäudes (1) verankert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein erster Stützkörperabschnitt
(3) in einem unteren Teil des Gebäudes (1), insbesondere zumindest teilweise in dessen
Fundament (5), eingebaut wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Stützkörper (60)
konzentrisch zur Gebäudelängsachse (64) und mit einem dem Hohlraum (2) entsprechenden
Querschnitt im Gebäude (1) aufgebaut wird.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Stützkörper (60) mit dem Gebäude (1) durch eine dauerplastische Fuge kraftschlüssig
verbunden wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,daß
der Stützkörper (60) aus Hohlkörperabschnitten (3, 21, 22, 23, 27, 28) aufgebaut wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß in die Hohlkörperabschnitte
Versteifungseinsätze (13) eingesetzt werden.
7. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Stützkörper (60) mit außerhalb des Gebäudes (1) angeordneten Widerlagern (19,
20, 58) durch Seile (17, 31, 57) verbunden wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Seile (17, 31, 57) über
Seilwinden (18, 38, 59) gespannt und fixiert werden.
9. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß alle den Stützkörper (60) in einer Richtung sichernde Seile (17, 31, 57) zu einem
Flaschenzug zusammengefaßt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Stützkörper (60) durch
zwei Flaschenzüge (17, 57) im wesentlichen entgegengesetzt zur Neigungsrichtung (6)
des Gebäudes (1) gehalten wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Flaschenzüge
(17, 57) jeweils in etwa unter einem Winkel (43, 44) von 45° entgegengesetzt zur Neigungsrichtung
des Gebäudes (1) angeordnet werden
12. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Spundwand (39) aus einer Vielzahl von um das Fundament (5) des Gebäudes (1)
in den Boden eingetriebenen röhrenförmigen Spundelementen (56) gebildet wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Spundelemente
(56) von Bodenmaterial geleert und z. B. mit Stahlbeton gefüllt werden.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Spundwand
(39) mit einem Ringanker (40) umgeben wird.
15. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine Arbeitskammer (41, 42) an der Spundwand (39) ausgehoben wird,
so daß mit Hilfe dieser Arbeitskammer das Bodenmaterial unterhalb des Fundaments (5)
zugänglich wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß von der Arbeitskammer
(41, 42) ein Bindemittel oder Biegeträger in das Bodenmaterial zumindest unterhalb
des Fundaments (15) zum Stabilisieren der Gebäudeneigung eingepreßt werden.
17. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das Gebäude
(1) zusätzlich aufgerichtet wird, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Sichern des
Gebäudes (1) unterhalb desselben, insbesondere unterhalb eines hohen Teils seines
Fundaments (5), der Untergrund z. B. durch Entnahme von Bodenmaterial aufgelockert
wird und das Gebäude (1) infolge seines Eigengewichts den aufgelockerten Untergrund
zusammenpreßt und selbsttätig entgegen seiner Neigungsrichtung (6) aufgerichtet wird.
18. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Stützkörper (60) flexibel zur Neigung des Gebäudes (1) verankert wird.
19. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gebäude (1) durch einen weiteren, in Neigungsrichtung (6) des Gebäudes (1)
angeordneten Flaschenzug (31) gesichert wird.
20. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Arbeitskammern (46 bis 52) zumindest entlang der hohen Seiten des Fundaments
(5) ausgehoben werden.
21. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß zum Stabilisieren einer gewünschten Gebäudeneigung das Bindemittel oder die Biegeträger
in den Untergrund, insbesondere unterhalb des Gebäudes (1), gepreßt werden.
22. Verfahren nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß nach Stabilisieren des Gebäudes (1) die Flaschenzüge (17, 31, 57) und Winden (18,
38, 59) entfernt werden und die Widerlager (19, 20, 45) und Arbeitskammern (41, 42;
46 bis 55) mit Bodenmaterial überfüllt bzw. bedeckt werden.