[0001] Die Erfindung betrifft eine Holzfaserplatte. Ferner betrifft die Erfindung ein verfahren
zur Herstellung der Holzfaserplatte und eine Verwendung derselben.
[0002] Holzfaserplatten werden aus Holzfasern oder lignocellulose-haltigem Fasermaterial
hergestellt. Durch Einwirkung von Wärme, Feuchtigkeit und mechanischer Druckkräfte
in Zerfaserungsanlagen wird das Lignin, Cellulose und Hemicellulose enthaltende Rohmaterial
in seine faserartigen, anatomischen Grundelemente in der Form von Einzelfasern und
Faserbündel zerlegt. Im Verlauf des Herstellprozesses wird das Fasermaterial geformt,
verdichtet und gepresst. Hierbei wird primär die Verfilzung der Fasern und die natürliche
Bindekraft genutzt. (Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Weinheim,
New York, 1976, Band 12, Seite 720).
[0003] Nach DIN 68 735 werden insbesondere harte Holzfaserplatten mit einer Rohdichte von
mehr als 800 kg/m³, mittelharte Holzfaserplatten mit einer Rohdichte von mehr als
350 kg/m³ bis 800 kg/m³ und poröse Holzfaserplatten mit einer Rohdichte von 230 -
350 kg/m³ unterschieden.
[0004] Die Herstellung von Holzfaserplatten ist wohlbekannt und beinhaltet die Aufbereitung
des Rohmaterials und die Herstellung der Hackschnitzel, das Vorbehandeln durch Dämpfen,
Kochen oder Imprägnieren mit Laugen, das Zerfasern, die nasse oder trockene Aufbereitung
der Fasern und nachfolgend insbesondere die Bildung einer Fasermatte, das Heisspressen
in einer Nass- oder Trockenpresse und Nachbehandlungen, insbesondere die thermische
Härtung (vgl. Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, a.a.O., Seite 720 ff.).
[0005] Holzfaser-Hartplatten werden insbesondere für den Aufbau von gegen Meteorwasser dichten
Unterdachkonstruktionen verwendet und zwar bis anhin für sogenannte Kaltdachkonstruktionen
gemäss Figur 1, bei welchen zwischen der Wärmedämmung 2 und dem über den Sparren 1
liegenden Unterdach 3 ein Belüftungsraum 4 vorgesehen ist. Es wäre indes wünschenswert,
Holzfaser-Hartplatten auch bei sogenannten Warmdachkonstruktionen gemäss Figur 2 einsetzen
zu können, bei welchen kein Belüftungsraum vorhanden ist und die Holzfaserplatte 3
direkt auf der Wärmedämmschicht aufliegt. Dabei stellt sich indes das Problem der
Kondenswasserbildung zwischen der Wärmedämmschicht und der Holzfaserplatte, was mit
herkömmlichen Hartplatten nicht befriedigend gelöst werden kann.
[0006] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Holzfaserplatte zu schaffen,
die wie eine herkömmliche Holzfaser-Hartplatte angewendet werden kann, mittels deren
aber das Kondenswasserproblem bei allen Bauanwendungen, insbesondere aber im Unterdachbereich
beherrschbar ist.
[0007] Dies wird mit einer Holzfaserplatte erreicht, die gekennzeichnet ist durch einen
Schichtaufbau mit einer im wesentlichen wasserundurchlässigen Holzfaser-Hartplattenschicht,
und mit mindestens einer daran anschliessenden zweiten Schicht aus Holzfasermaterial,
die wasseraufnehmend ausgestaltet ist.
[0008] Vorzugsweise ist die wasseraufnehmende Schicht dicker als die im wesentlichen wasserundurchlässige
Schicht. Dadurch ergibt sich einerseits eine grosse Wasseraufnahmefähigkeit und Wasserspeicherfähigkeit
der Holzfaserplatte. Andererseits ist der Dampfdiffusionswiderstand der im wesentlichen
wasserdichten Schicht aufgrund deren geringen Dicke wesentlich tiefer als bei einer
Holzfaser-Hartplatte von ähnlicher Gesamtdicke wie die erfindungsgemässe Holzfaserplatte;
so lassen sich Dampfdiffusionswiderstandswerte der Platte von unter 50 erzielen, während
die Werte bei herkömmlichen Platten in der Regel im Bereich von 80 bis 120 liegen.
[0009] Bei einer bevorzugten Ausführungsart ist die wasseraufnehmende Oberfläche der Holzfaserplatte
mit der für Holzfaserplatten charakteristischen, von der Siebpressplatte bei der Herstellung
stammenden, Oberflächenrauhigkeit versehen. Dadurch wird die aktive, wasseraufnehmende
Oberfläche wesentlich vergrössert. Bei einer bevorzugten Anwendung als Unterdachplatte
bei einem Warmdach wird diese rauhe Plattenseite der Wärmedämmschicht zugewandt, was
bisher nicht der Fall gewesen ist, da die rauhe Seite, als die rutschhemmende Seite,
als Unterdachoberseite verlegt worden ist. Bei einer bevorzugten Ausführung der Holzfaserplatte
ist daher nun auch die andere, bisher jeweils glatte Plattenseite mit einem rutschhemmenden
Prägemuster versehen.
[0010] Ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemässen Holzfaserplatte ist gemäss Anspruch
7 gekennzeichnet. Eine Verwendung der Holzfaserplatte erfolgt gemäss Anspruch 10.
[0011] Im folgenden sollen Ausführungsbeispiele anhand der Figuren näher erläutert werden.
Dabei zeigt
Figur 1 schematisch eine perspektivische Ansicht einer Kaltdachkonstruktion;
Figur 2 schematisch eine perspektivische Ansicht einer Warmdachkonstruktion;
Figur 3 einen schematischen Vertikalschnitt durch die Holzfaser-Hartplatte;
Figuren 4a und 4b die Oberflächenstrukturen der beiden Plattenflächen.
[0012] Figur 1 zeigt schematisch den Aufbau einer Kaltdachkonstruktion mit Holzfaser-Hartplatten
als Unterdach. An die raumseitige Decke 10 schliesst eine Lattung 9 und eine Dampfbremse
8 an. Zwischen den Sparren 1 ist die Wärmedämmung 2 angeordnet, und über dieser ist
ein Belüftungsraum 4 vorgesehen, um Feuchtigkeit abzuführen, welche von den herkömmlichen
Holzfaser-Hartplatten, die das Unterdach 3 bilden, nicht genügend aufgenommen und
abgeführt werden kann. Diese ungenügende Feuchtigkeitsaufnahme bzw. Dampfdiffusionsfähigkeit,
die den platzraubenden Belüftungsraum bedingt, wird noch dadurch verschlechtert, dass
die herkömmlichen Platten eine glatte Seite und eine rauhe Seite aufweisen (die sich
beim Pressen aus der feingelochten Siebplatte ergibt) und aus Sicherheitsgründen (Rutschgefahr)
mit der glatten Seite gegen die Wärmedämmung 2 hin weisend verlegt werden müssen.
Auf das Unterdach 3 folgen die Konterlatten 5, die Ziegellatten 6 und die Ziegel 7.
[0013] Die bevorzugte, platzsparende Warmdachkonstruktion ist in Figur 2 schematisch gezeigt,
wobei gleiche Bezugsziffern gleiche Bauteile wie in Figur 1 zeigen. Der Belüftungsraum
4 ist hingegen beim Warmdach nicht vorgesehen. Dies bedingt, dass der durch das Dach
diffundierende Dampf, der - je nach Aussen- und Innentemperatur - oberhalb der Wärmedämmung
2 wesentlich abkühlen und eventuell kondensieren kann, von den Platten des Unterdaches
3 zunächst aufgenommen und gespeichert und als Wasserdampf durchgelassen werden kann.
[0014] Figur 3 zeigt eine Schnittansicht einer Holzfaserplatte 30 mit zwei Schichten. Die
weniger dicke Schicht 32 ist dabei so aufgebaut wie eine herkömmliche Holzfaser-Hartplatte,
d.h. diese Schicht besteht aus kurzen Fasern bzw. kurzen Faserbündeln feiner Zerfaserung.
Diese dichte Holzfaser-Hartplatte ist bereits an sich relativ gut wasserabweisend.
Um diese Eigenschaft zu verbessern kann dieser Schicht bei der Herstellung ein Hydrophobiermittel
zugesetzt werden; bekannt und baubiologisch unbedenklich ist dazu insbesondere Paraffin.
[0015] Die dickere Schicht 31 ist z.B. so aufgebaut wie eine herkömmliche mittelharte (auch
als halbharte bezeichnete) Holzfaserplatte. Diese Schicht besteht aus langen Faserbündeln
feiner Zerfaserung, die sich bei der Herstellung nach dem Pressen wieder ausdehnen
und eine Schicht mit relativ vielen Poren und guter Wasseraufnahme und -speicherfähigkeit
bildet. Auch eine weitere Schicht, z.B. mit den Eigenschaften einer porösen Holzfaserplatte
für Anwendungen unter extrem feuchten Bedingungen, ist denkbar.
[0016] Vorteilhaft ist es, wenn die Oberfläche 33 der Platte 30, die von der wasseraufnehmenden
Schicht 31 gebildet wird, bei der Herstellung auf der Siebpressplatte aufliegt und
mit dem dafür charakteristischen Muster versehen wird, wie es in Figur 4a schematisch
angedeutet ist. Dieses Muster bzw. die sich daraus ergebende Rauheit der Oberfläche
führt zu einer wesentlich vergrösserten Oberfläche, die für die Aufnahme von Wasser
wirksam ist. Bei der Verwendung einer solchen Holzfaserplatte als Unterdachkonstruktionselement
wird neu, entgegen der üblichen Verlegepraxis, diese rauhe Seite gegen die Wärmedämmung
hin weisend verlegt. Dies wurde bis anhin nicht derart ausgeführt, da die rauhe Seite
als rutschhemmende Seite als Aussenseite des Unterdaches verwendet wurde. Bei der
erfindungsgemässen Holzfaserplatte wird daher bevorzugterweise die andere, bisher
glatte Plattenseite mit einem rutschhemmenden Muster geprägt. Dies vorzugsweise bei
der Herstellung, indem zur Pressung dieser Plattenseite eine entsprechend mit Prägemustern
versehene Pressplatte verwendet wird. Es kann sich ein Muster ergeben wie in Figur
3 mit 34 bezeichnet und schematisch in Figur 4b mit Vertiefungen und Erhöhungen 11,
12 dargestellt, welche bei der Anwendung als Unterdach ein gefahrloses Begehen desselben
ermöglichen.
[0017] Vorzugsweise wird die Plattendicke ca. 6 mm gewählt, wobei bei der Zweischichtvariante
die dichtere Schicht 32 ca. 1 mm dick ist und die andere Schicht 31 ca. 5 mm dick
ist. Damit ergibt sich eine gute Dampfdurchlässigkeit, ein grosses Wasserspeichervermögen
und eine gute Dichtigkeit gegen Meteorwasser.
[0018] Bei der Herstellung der Holzfaserplatte kann zunächst auf bekannte Weise ein Faservlies
gebildet werden, welches nach dem Pressen der Schicht 31 entspricht, also ein Vlies,
welches einer mittelharten Faserplatte entspricht. Auf dieses Vlies wird dann ein
zweites Vlies aufgebracht, welches nach dem Pressen der Schicht 32 entspricht, also
zur Bildung einer Holzfaser-Hartplatte ausgeführt ist. Die beiden aufeinanderliegenden
Vliesse werden dann dem Pressvorgang zugeführt, wobei bevorzugt das Vlies, welches
die Schicht 31 bildet, auf der Siebpressplatte aufliegt. Die andere Pressplatte ist,
wie erwähnt, zur Bildung der rutschhemmenden Oberfläche 34 strukturiert. Nach dem
Pressen wird die Holzfaserplatte auf bekannte Weise nachbehandelt.
[0019] Die beschriebene Holzfaserplatte bildet ein baubiologisch unbedenkliches Produkt,
das einerseits meteorwasserfest ist und andererseits wasseraufnehmend und wasserspeichernd.
Dank des tiefen Dampfdiffusionswiderstandes kann das aufgenommene Wasser gut an die
Umgebung abgegeben werden. Die Holzfaserplatte eignet sich aufgrund dieser Eigenschaften
ausgezeichnet als Konstruktionselement für Unterdächer bei Warmdächern.
1. Holzfaserplatte (30), gekennzeichnet durch einen Schichtaufbau mit einer im wesentlichen
wasserundurchlässigen Holzfaser-Hartplattenschicht (32), und mit mindestens einer
daran anschliessenden zweiten Schicht (31) aus Holzfasermaterial, die wasseraufnehmend
ausgestaltet ist.
2. Holzfaserplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die wasseraufnehmende
Schicht als Schicht entsprechend einer mittelharten Holzfaserplatte ausgeführt ist.
3. Holzfaserplatte nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die von der wasseraufnehmenden
Schicht (31) gebildete Oberfläche (33) der Holzfaserplatte (30) mit einer die Oberfläche
vergrössernden Prägung versehen ist.
4. Holzfaserplatte nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die wasseraufnehmende
Schicht (31) dicker als die im wesentlichen wasserundurchlässige Schicht (32) ist.
5. Holzfaserplatte nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die die Holzfaserplatte
eine Gesamtdicke von ca. 6 mm aufweist, wobei die Holzfaser-Hartplattenschicht ca.
1 mm dick ist und die wasseraufnehmende Schicht ca. 5 mm dick ist.
6. Holzfaserplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die
von der Holzfaser-Hartplattenschicht (32) gebildete Oberfläche der Holzfaserplatte
(30) mit einer rutschhemmenden Prägung (11, 12) versehen ist.
7. Verfahren zur Herstellung einer Holzfaserplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass auf eine erste Fasermatte, die zur Bildung einer mittelharten
Holzfaserplatte vorgesehen ist, eine zweite Fasermatte, die zur Bildung einer harten
Holzfaserplatte vorgesehen ist, aufgebracht wird, wonach die beiden Fasermatten zusammen
dem Pressvorgang unterzogen werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass beim Pressvorgang die erste
Fasermatte auf der Siebpressplatte aufliegt.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Fasermatte
beim Pressen an einer Pressplatte aufliegt, die mit einem Prägemuster versehen ist.
10. Verwendung von Holzfaserplatten nach einem der Ansprüche 1 bis 6 zum Aufbau eines
Unterdaches.
11. Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Unterdach als Warmdachkonstruktion
mit auf der Wärmedämmung aufliegenden Holzfaserplatten gebildet ist, wobei die wasseraufnehmende
Plattenschicht auf der Dämmung aufliegt.