(19)
(11) EP 0 518 017 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
16.12.1992  Patentblatt  1992/51

(21) Anmeldenummer: 92105877.2

(22) Anmeldetag:  04.04.1992
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B27N 1/00, B27N 3/20, E04D 12/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE FR LI

(30) Priorität: 14.06.1991 CH 1773/91

(71) Anmelder: PAVATEX AG
CH-6330 Cham (CH)

(72) Erfinder:
  • Die Erfinder haben auf ihre Nennung verzichtet

(74) Vertreter: Blum, Rudolf Emil Ernst et al
c/o E. Blum & Co Patentanwälte Vorderberg 11
8044 Zürich
8044 Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Holzfaserplatte, Verfahren zu deren Herstellung und Verwendung derselben


    (57) Die Holzfaserplatte (30) ist zweischichtig aufgebaut. Die eine Schicht (32) entspricht in ihrem Aufbau einer Holzfaser-Hartplatte und ist relativ wasserabweisend. Die andere Schicht (31) entspricht in ihrem Aufbau einer mittelharten Holzfaserplatte und ist wasseraufnehmend und wasserspeichernd. Die Holzfaserplatte eignet sich inbesondere für ein Unterdach bei einer Warmdachkonstruktion, um eventuell auftretendes Kondenswasser aufzunehmen.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Holzfaserplatte. Ferner betrifft die Erfindung ein verfahren zur Herstellung der Holzfaserplatte und eine Verwendung derselben.

    [0002] Holzfaserplatten werden aus Holzfasern oder lignocellulose-haltigem Fasermaterial hergestellt. Durch Einwirkung von Wärme, Feuchtigkeit und mechanischer Druckkräfte in Zerfaserungsanlagen wird das Lignin, Cellulose und Hemicellulose enthaltende Rohmaterial in seine faserartigen, anatomischen Grundelemente in der Form von Einzelfasern und Faserbündel zerlegt. Im Verlauf des Herstellprozesses wird das Fasermaterial geformt, verdichtet und gepresst. Hierbei wird primär die Verfilzung der Fasern und die natürliche Bindekraft genutzt. (Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Weinheim, New York, 1976, Band 12, Seite 720).

    [0003] Nach DIN 68 735 werden insbesondere harte Holzfaserplatten mit einer Rohdichte von mehr als 800 kg/m³, mittelharte Holzfaserplatten mit einer Rohdichte von mehr als 350 kg/m³ bis 800 kg/m³ und poröse Holzfaserplatten mit einer Rohdichte von 230 - 350 kg/m³ unterschieden.

    [0004] Die Herstellung von Holzfaserplatten ist wohlbekannt und beinhaltet die Aufbereitung des Rohmaterials und die Herstellung der Hackschnitzel, das Vorbehandeln durch Dämpfen, Kochen oder Imprägnieren mit Laugen, das Zerfasern, die nasse oder trockene Aufbereitung der Fasern und nachfolgend insbesondere die Bildung einer Fasermatte, das Heisspressen in einer Nass- oder Trockenpresse und Nachbehandlungen, insbesondere die thermische Härtung (vgl. Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, a.a.O., Seite 720 ff.).

    [0005] Holzfaser-Hartplatten werden insbesondere für den Aufbau von gegen Meteorwasser dichten Unterdachkonstruktionen verwendet und zwar bis anhin für sogenannte Kaltdachkonstruktionen gemäss Figur 1, bei welchen zwischen der Wärmedämmung 2 und dem über den Sparren 1 liegenden Unterdach 3 ein Belüftungsraum 4 vorgesehen ist. Es wäre indes wünschenswert, Holzfaser-Hartplatten auch bei sogenannten Warmdachkonstruktionen gemäss Figur 2 einsetzen zu können, bei welchen kein Belüftungsraum vorhanden ist und die Holzfaserplatte 3 direkt auf der Wärmedämmschicht aufliegt. Dabei stellt sich indes das Problem der Kondenswasserbildung zwischen der Wärmedämmschicht und der Holzfaserplatte, was mit herkömmlichen Hartplatten nicht befriedigend gelöst werden kann.

    [0006] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Holzfaserplatte zu schaffen, die wie eine herkömmliche Holzfaser-Hartplatte angewendet werden kann, mittels deren aber das Kondenswasserproblem bei allen Bauanwendungen, insbesondere aber im Unterdachbereich beherrschbar ist.

    [0007] Dies wird mit einer Holzfaserplatte erreicht, die gekennzeichnet ist durch einen Schichtaufbau mit einer im wesentlichen wasserundurchlässigen Holzfaser-Hartplattenschicht, und mit mindestens einer daran anschliessenden zweiten Schicht aus Holzfasermaterial, die wasseraufnehmend ausgestaltet ist.

    [0008] Vorzugsweise ist die wasseraufnehmende Schicht dicker als die im wesentlichen wasserundurchlässige Schicht. Dadurch ergibt sich einerseits eine grosse Wasseraufnahmefähigkeit und Wasserspeicherfähigkeit der Holzfaserplatte. Andererseits ist der Dampfdiffusionswiderstand der im wesentlichen wasserdichten Schicht aufgrund deren geringen Dicke wesentlich tiefer als bei einer Holzfaser-Hartplatte von ähnlicher Gesamtdicke wie die erfindungsgemässe Holzfaserplatte; so lassen sich Dampfdiffusionswiderstandswerte der Platte von unter 50 erzielen, während die Werte bei herkömmlichen Platten in der Regel im Bereich von 80 bis 120 liegen.

    [0009] Bei einer bevorzugten Ausführungsart ist die wasseraufnehmende Oberfläche der Holzfaserplatte mit der für Holzfaserplatten charakteristischen, von der Siebpressplatte bei der Herstellung stammenden, Oberflächenrauhigkeit versehen. Dadurch wird die aktive, wasseraufnehmende Oberfläche wesentlich vergrössert. Bei einer bevorzugten Anwendung als Unterdachplatte bei einem Warmdach wird diese rauhe Plattenseite der Wärmedämmschicht zugewandt, was bisher nicht der Fall gewesen ist, da die rauhe Seite, als die rutschhemmende Seite, als Unterdachoberseite verlegt worden ist. Bei einer bevorzugten Ausführung der Holzfaserplatte ist daher nun auch die andere, bisher jeweils glatte Plattenseite mit einem rutschhemmenden Prägemuster versehen.

    [0010] Ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemässen Holzfaserplatte ist gemäss Anspruch 7 gekennzeichnet. Eine Verwendung der Holzfaserplatte erfolgt gemäss Anspruch 10.

    [0011] Im folgenden sollen Ausführungsbeispiele anhand der Figuren näher erläutert werden. Dabei zeigt

    Figur 1 schematisch eine perspektivische Ansicht einer Kaltdachkonstruktion;

    Figur 2 schematisch eine perspektivische Ansicht einer Warmdachkonstruktion;

    Figur 3 einen schematischen Vertikalschnitt durch die Holzfaser-Hartplatte;

    Figuren 4a und 4b die Oberflächenstrukturen der beiden Plattenflächen.



    [0012] Figur 1 zeigt schematisch den Aufbau einer Kaltdachkonstruktion mit Holzfaser-Hartplatten als Unterdach. An die raumseitige Decke 10 schliesst eine Lattung 9 und eine Dampfbremse 8 an. Zwischen den Sparren 1 ist die Wärmedämmung 2 angeordnet, und über dieser ist ein Belüftungsraum 4 vorgesehen, um Feuchtigkeit abzuführen, welche von den herkömmlichen Holzfaser-Hartplatten, die das Unterdach 3 bilden, nicht genügend aufgenommen und abgeführt werden kann. Diese ungenügende Feuchtigkeitsaufnahme bzw. Dampfdiffusionsfähigkeit, die den platzraubenden Belüftungsraum bedingt, wird noch dadurch verschlechtert, dass die herkömmlichen Platten eine glatte Seite und eine rauhe Seite aufweisen (die sich beim Pressen aus der feingelochten Siebplatte ergibt) und aus Sicherheitsgründen (Rutschgefahr) mit der glatten Seite gegen die Wärmedämmung 2 hin weisend verlegt werden müssen. Auf das Unterdach 3 folgen die Konterlatten 5, die Ziegellatten 6 und die Ziegel 7.

    [0013] Die bevorzugte, platzsparende Warmdachkonstruktion ist in Figur 2 schematisch gezeigt, wobei gleiche Bezugsziffern gleiche Bauteile wie in Figur 1 zeigen. Der Belüftungsraum 4 ist hingegen beim Warmdach nicht vorgesehen. Dies bedingt, dass der durch das Dach diffundierende Dampf, der - je nach Aussen- und Innentemperatur - oberhalb der Wärmedämmung 2 wesentlich abkühlen und eventuell kondensieren kann, von den Platten des Unterdaches 3 zunächst aufgenommen und gespeichert und als Wasserdampf durchgelassen werden kann.

    [0014] Figur 3 zeigt eine Schnittansicht einer Holzfaserplatte 30 mit zwei Schichten. Die weniger dicke Schicht 32 ist dabei so aufgebaut wie eine herkömmliche Holzfaser-Hartplatte, d.h. diese Schicht besteht aus kurzen Fasern bzw. kurzen Faserbündeln feiner Zerfaserung. Diese dichte Holzfaser-Hartplatte ist bereits an sich relativ gut wasserabweisend. Um diese Eigenschaft zu verbessern kann dieser Schicht bei der Herstellung ein Hydrophobiermittel zugesetzt werden; bekannt und baubiologisch unbedenklich ist dazu insbesondere Paraffin.

    [0015] Die dickere Schicht 31 ist z.B. so aufgebaut wie eine herkömmliche mittelharte (auch als halbharte bezeichnete) Holzfaserplatte. Diese Schicht besteht aus langen Faserbündeln feiner Zerfaserung, die sich bei der Herstellung nach dem Pressen wieder ausdehnen und eine Schicht mit relativ vielen Poren und guter Wasseraufnahme und -speicherfähigkeit bildet. Auch eine weitere Schicht, z.B. mit den Eigenschaften einer porösen Holzfaserplatte für Anwendungen unter extrem feuchten Bedingungen, ist denkbar.

    [0016] Vorteilhaft ist es, wenn die Oberfläche 33 der Platte 30, die von der wasseraufnehmenden Schicht 31 gebildet wird, bei der Herstellung auf der Siebpressplatte aufliegt und mit dem dafür charakteristischen Muster versehen wird, wie es in Figur 4a schematisch angedeutet ist. Dieses Muster bzw. die sich daraus ergebende Rauheit der Oberfläche führt zu einer wesentlich vergrösserten Oberfläche, die für die Aufnahme von Wasser wirksam ist. Bei der Verwendung einer solchen Holzfaserplatte als Unterdachkonstruktionselement wird neu, entgegen der üblichen Verlegepraxis, diese rauhe Seite gegen die Wärmedämmung hin weisend verlegt. Dies wurde bis anhin nicht derart ausgeführt, da die rauhe Seite als rutschhemmende Seite als Aussenseite des Unterdaches verwendet wurde. Bei der erfindungsgemässen Holzfaserplatte wird daher bevorzugterweise die andere, bisher glatte Plattenseite mit einem rutschhemmenden Muster geprägt. Dies vorzugsweise bei der Herstellung, indem zur Pressung dieser Plattenseite eine entsprechend mit Prägemustern versehene Pressplatte verwendet wird. Es kann sich ein Muster ergeben wie in Figur 3 mit 34 bezeichnet und schematisch in Figur 4b mit Vertiefungen und Erhöhungen 11, 12 dargestellt, welche bei der Anwendung als Unterdach ein gefahrloses Begehen desselben ermöglichen.

    [0017] Vorzugsweise wird die Plattendicke ca. 6 mm gewählt, wobei bei der Zweischichtvariante die dichtere Schicht 32 ca. 1 mm dick ist und die andere Schicht 31 ca. 5 mm dick ist. Damit ergibt sich eine gute Dampfdurchlässigkeit, ein grosses Wasserspeichervermögen und eine gute Dichtigkeit gegen Meteorwasser.

    [0018] Bei der Herstellung der Holzfaserplatte kann zunächst auf bekannte Weise ein Faservlies gebildet werden, welches nach dem Pressen der Schicht 31 entspricht, also ein Vlies, welches einer mittelharten Faserplatte entspricht. Auf dieses Vlies wird dann ein zweites Vlies aufgebracht, welches nach dem Pressen der Schicht 32 entspricht, also zur Bildung einer Holzfaser-Hartplatte ausgeführt ist. Die beiden aufeinanderliegenden Vliesse werden dann dem Pressvorgang zugeführt, wobei bevorzugt das Vlies, welches die Schicht 31 bildet, auf der Siebpressplatte aufliegt. Die andere Pressplatte ist, wie erwähnt, zur Bildung der rutschhemmenden Oberfläche 34 strukturiert. Nach dem Pressen wird die Holzfaserplatte auf bekannte Weise nachbehandelt.

    [0019] Die beschriebene Holzfaserplatte bildet ein baubiologisch unbedenkliches Produkt, das einerseits meteorwasserfest ist und andererseits wasseraufnehmend und wasserspeichernd. Dank des tiefen Dampfdiffusionswiderstandes kann das aufgenommene Wasser gut an die Umgebung abgegeben werden. Die Holzfaserplatte eignet sich aufgrund dieser Eigenschaften ausgezeichnet als Konstruktionselement für Unterdächer bei Warmdächern.


    Ansprüche

    1. Holzfaserplatte (30), gekennzeichnet durch einen Schichtaufbau mit einer im wesentlichen wasserundurchlässigen Holzfaser-Hartplattenschicht (32), und mit mindestens einer daran anschliessenden zweiten Schicht (31) aus Holzfasermaterial, die wasseraufnehmend ausgestaltet ist.
     
    2. Holzfaserplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die wasseraufnehmende Schicht als Schicht entsprechend einer mittelharten Holzfaserplatte ausgeführt ist.
     
    3. Holzfaserplatte nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die von der wasseraufnehmenden Schicht (31) gebildete Oberfläche (33) der Holzfaserplatte (30) mit einer die Oberfläche vergrössernden Prägung versehen ist.
     
    4. Holzfaserplatte nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die wasseraufnehmende Schicht (31) dicker als die im wesentlichen wasserundurchlässige Schicht (32) ist.
     
    5. Holzfaserplatte nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die die Holzfaserplatte eine Gesamtdicke von ca. 6 mm aufweist, wobei die Holzfaser-Hartplattenschicht ca. 1 mm dick ist und die wasseraufnehmende Schicht ca. 5 mm dick ist.
     
    6. Holzfaserplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die von der Holzfaser-Hartplattenschicht (32) gebildete Oberfläche der Holzfaserplatte (30) mit einer rutschhemmenden Prägung (11, 12) versehen ist.
     
    7. Verfahren zur Herstellung einer Holzfaserplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass auf eine erste Fasermatte, die zur Bildung einer mittelharten Holzfaserplatte vorgesehen ist, eine zweite Fasermatte, die zur Bildung einer harten Holzfaserplatte vorgesehen ist, aufgebracht wird, wonach die beiden Fasermatten zusammen dem Pressvorgang unterzogen werden.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass beim Pressvorgang die erste Fasermatte auf der Siebpressplatte aufliegt.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Fasermatte beim Pressen an einer Pressplatte aufliegt, die mit einem Prägemuster versehen ist.
     
    10. Verwendung von Holzfaserplatten nach einem der Ansprüche 1 bis 6 zum Aufbau eines Unterdaches.
     
    11. Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Unterdach als Warmdachkonstruktion mit auf der Wärmedämmung aufliegenden Holzfaserplatten gebildet ist, wobei die wasseraufnehmende Plattenschicht auf der Dämmung aufliegt.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht