[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Aufzugsanlage zum Messen der Treibfähigkeit
eines mit einem über eine Treibscheibe geführten Tragseil versehenen Antriebs einer
Förderanlage, insbesondere einer Aufzugsanlage mit an einem Ende des Tragseiles hängenden
Fahrkorb und am anderen Ende des Tragseiles hängenden Gegengewicht.
[0002] Aufzugsanlagen, die an einem Tragseil hängend von einer Treibscheibe angetrieben
werden, müssen in Abständen von zwei Jahren auf ihre Treibfähigkeit geprüft werden.
Die Treibfähigkeit gibt die Rutschfestigkeit der zwischen Tragseil und Treibscheibe
bestehenden Reibverbindung an.
[0003] Nach den technischen Regeln für Aufzüge, Ausgabe Juli 1989, TRA102, herausgegeben
durch die Vereinigung der technischen Überwachungsvereine e.V., Essen, muß der mit
1,5-facher Nennlast beladene Fahrkorb in Abwärtsfahrt bei größtmöglicher Bremsung
angehalten werden. Es ist wünschenswert, wenn hierbei die Seile über die Treibscheibe
gleiten, da dann der geringste Reibungswert zwischen Seil und Treibscheibe wirkt.
Unter diesen Bedingungen muß der mit der 1,5-fachen Nennlast beladene Fahrkorb wieder
zum Stillstand kommen.
[0004] Nach der Prüfvorschrift wird daher eine gegenüber dem Normalbetrieb höhere Belastung
der Aufzugsanlage bewirkt. Die Prüfung ergibt jedoch keine Aussage darüber, ob die
Anlage bei einer geringfügig größeren Belastung als die 1,5-fache Nennlast abrutschen
würde. Ferner wird bei der Prüfung oftmals ein Seilrutschen nicht erreicht, so daß
hier noch die Haftreibung zwischen Seil und Tragscheibe wirkt. Ferner ist es nachteilig,
daß die gesamte Aufzugsanlage durch die auf die 1,5-fache Nennlast vergrößerte Belastung
stark beansprucht wird und somit stärker verschleißt. Ferner ist die Beladung des
Fahrkorbes mit Zusatzgewichten bis zur 1,5-fachen Nennlast zeitaufwendig und arbeitsintensiv.
[0005] Aus der DE 39 11 391 A1 ist ein Verfahren zum Erfassen von physikalischen Kenngrößen,
insbesondere von Bewegungsparametern eines Lasten- und/oder Personenaufzugs bekannt,
bei dem u.a. die Rutschfestigkeit (Treibfähigkeit) des von der Treibscheibe angetriebenen
Seilzuges ermittelt wird. Die Treibfähigkeit des Seilzuges wird mit einem Kraftmeßsignalgeber
bestimmt, der mittels einer Seilklemme zwischen Seilzug und einem Festpunkt angeordnet
wird. Durch Drehen der Treibscheibe wird die am Seilzug wirkende Zugkraft erhöht,
bis entweder ein ermittelter Grenzwert erreicht wird oder das Seil auf der Treibscheibe
zu rutschen beginnt.
[0006] Nachteilig an diesem Verfahren ist, daß die zusätzlich durch den Kraftmeßsignalgeber
auf den Seilzug wirkende Zugkraft die Belastungen an der Aufzugsanlage erheblich erhöhen.
Ferner wird ein Durchrutschen des Seilzuges auf der Treibscheibe nicht erreicht, wenn
aus Sicherheitsgründen eine weitere Zugkrafterhöhung ausgeschlossen ist.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Meßverfahren für die Treibfähigkeit einer Förderanlage,
insbesondere eines Aufzugs, anzugeben, bei dem ein Durchrutschen des Seiles sicher
erreicht wird und die Aufzugsanlage dabei keiner erhöhten Belastung ausgesetzt wird.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren der genannten Art dadurch, daß das
Tragseil soweit einseitig entlastet wird, bis die Treibscheibe unter dem Tragseil
in Gleitreibung durchrutscht, daß dabei ein Meßwert ermittelt wird, aus dem auf die
Treibfähigkeit geschlossen wird.
[0009] Die Lösung der Aufgabe erfolgt ferner mit einer Förderanlage der eingangs genannten
Art, wobei ein zur Entlastung des Tragseils fester Anschlag für den Fahrkorb oder
das Gegengewicht vorgesehen ist und im Kraftfluß zwischen Anschlag und Gegengewicht
eine Kraftmeßvorrichtung angeordnet ist.
[0010] Vorteilhaft ist dabei, daß durch einseitiges Entlasten des Seilzuges das Seilspannungsverhältnis
in vergrößertes Ungleichgewicht gebracht wird, ohne daß die gesamte Aufzugsanlage
stärker belastet wird. Das Seilspannungsverhältnis wird soweit verändert, bis die
Treibscheibe unter dem Zugseil durchrutscht. Damit ist gewährleistet, daß die von
der Treibscheibe durch Reibung auf das Seil übertragene Zugkraft mittels Gleitreibung
übertragen wird.
[0011] In vorteilhafter Ausgestaltung ist vorgesehen, daß der Fahrkorb auf die ortsfest
im Aufzugsschacht angeordnete Meßvorrichtung aufgesetzt wird, wobei nach dem Aufsetzen
die Treibscheibe in gleicher Drehrichtung weitergedreht wird, bis die Treibscheibe
unter dem Tragseil durchrutscht. Durch das Aufsetzen des Fahrkorbes auf die Meßvorrichtung
wird das am Tragseil hängende Gewicht des Fahrkorbes reduziert. Die Gewichtsentlastung
wird dabei von der Meßvorrichtung registriert. Bei weiterer Entlastung beginnt die
Treibscheibe unter dem Tragseil durchzurutschen. Damit ist das kritische Seilspannungsverhältnis
erreicht und die Treibfähigkeit der Tragseil-Treibscheibenverbindung läßt sich berechnen.
[0012] Alternativ dazu kann statt des Fahrkorbs auch das Gegengewicht auf die Meßvorrichtung
aufgesetzt werden.
[0013] In weiterer Ausgestaltung ist vorgesehen, daß die Meßvorrichtung auf einem dem Fahrkorb
oder dem Gegengewicht zugeordneten Puffer in der Aufzugsschachtgrube angeordnet wird.
Damit kann die Meßeinrichtung mit geringem Aufwand im Aufzugsschacht der zu prüfenden
Aufzugsanlage installiert werden.
[0014] Wird die Meßeinrichtung im Aufzugsschacht so angeordnet, daß sich der Aufsetzpunkt
des Fahrkorbes oder des Gegengewichts innerhalb des normalen Fahrtbereiches der Aufzugsanlage
befindet, wird die Treibfähigkeit an einem Seilabschnitt festgestellt, der der Abnutzung
durch den Normalbetrieb der Aufzugsanlage ausgesetzt ist.
[0015] In anderer Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, daß der Fahrkorb mit einem
darüber angeordneten Festpunkt über ein Hilfsseil und die Meßvorrichtung verbunden
wird, wobei nach dem Aufhängen die Treibscheibe in gleicher Drehrichtung weitergedreht
wird, bis die Treibscheibe unter dem Tragseil durchrutscht. Das Hilfsseil nimmt einen
Teil der Gewichtskraft des Fahrkorbes auf. Die Entlastung wird mit der Meßvorrichtung
erfaßt.
[0016] Alternativ dazu kann auch statt des Fahrkorbes das Gegengewicht am Hilfsseil mit
der Meßvorrichtung aufgehängt werden.
[0017] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, daß das Hilfsseil vom Aufzugsschacht
in einen darüber angeordneten Maschinenraum zu einem Festpunkt geführt wird. Die Meßvorrichtung
kann hier bequem zugänglich zwischen Hilfsseil und Festpunkt angeordnet werden.
[0018] Vorteilhaft wird die Länge des Hilfsseils so gewählt, daß sich der Aufhängepunkt
des Fahrkorbes oder Gegengewichtes innerhalb des normalen Fahrtbereiches, vorzugsweise
im meist befahrenen Fahrtbereich der Aufzugsanlage befindet. Damit wird die Treibfähigkeit
an einem Seilabschnitt gemessen, der großem Verschleiß ausgesetzt ist.
[0019] In anderer Ausgestaltung ist vorgesehen, daß auf dem Tragseil eine Seilklemmvorrichtung
angebracht wird, die auf die ortsfest angeordnete Meßvorrichtung aufgesetzt wird,
wobei nach dem Aufsetzen die Treibscheibe in gleicher Richtung weitergedreht wird,
bis die Treibscheibe unter dem Tragseil durchrutscht. Mit diesem Verfahren kann wahlweise
auf der Fahrkorb- oder der Gegengewichtsseite des Tragseiles eine erfindungsgemäße
Entlastung erzielt werden, so daß bei Durchrutschen der Treibscheibe unter dem Tragseil
das kritische Seilspannungsverhältnis, d.h. die Treibfähigkeit, berechnet werden kann.
[0020] Vorteilhaft werden Druckmeßdosen, Dehnungsmeßstreifen oder Federwaagen als Meßvorrichtung
eingesetzt. Federwaagen erlauben die direkte Ablesung des entlastenden Gewichtkraftbetrages.
Die Meßwerte von Druckmeßdosen oder Dehnungsmeßstreifen können vorteilhaft auf Datenloggern
zwischengespeichert oder auf einem Mikrocomputer direkt digital weiterverarbeitet
werden. Alternativ dazu können die Meßwerte auch analog auf einem x/y-Schreiber dargestellt
werden. Vorteilhaft wird die gemessene Entlastung über der Zeit als Belastungskurve
aufgetragen.
[0021] In Ergänzung zur Messung der Treibfähigkeit zwischen Treibscheibe und Tragseil kann
mit der gleichen Meßanordnung zusätzlich das tatsächliche Gewicht von Fahrkorb, Gegengewicht
und aus der Differenz die Halblast ermittelt werden. Dazu ist lediglich erforderlich,
daß bei aufgesetztem oder aufgehängtem Fahrkorb oder Gegengewicht das Tragseil auf
der Treibscheibe mit einer Seilklemme fixiert wird, so daß nach Weiterdrehen der Treibscheibe
das zum aufgesetzten oder aufgehängten Fahrkorb bzw. Gegengewicht führende Tragseil
schlaff durchhängt und das Gewicht des Fahrkorbes bzw. Gegengewicht mit der Meßvorrichtung
gemessen werden kann.
[0022] Im folgenden werden drei bevorzugte Varianten des Verfahrens unter Bezugnahme auf
die beigefügten Figuren erläutert, wobei weitere vorteilhafte Ausgestaltungen den
Figuren zu entnehmen sind.
[0023] Die Figuren zeigen im einzelnen:
- Fig. 1
- zwei beispielhafte Meßkurven,
- Fig. 2
- eine Aufzuganlage als Schema,
- Fig. 3
- eine Aufzuganlage mit Meßvorrichtung und aufgesetztem Aufzug,
- Fig. 4
- eine Aufzuganlage mit Meßvorrichtung und aufgesetztem Gegengewicht,
- Fig. 5
- eine Aufzuganlage mit Hilfsseil befestigt am Fahrkorb,
- Fig. 6
- eine Aufzuganlage mit Hilfsseil befestigt am Gegengewicht,
- Fig. 7
- eine Aufzuganlage mit am fahrkorb- bzw. gegengewichtsseitigen Tragseilteil befestigter
Klemmvorrichtung.
[0024] Figur 1 zeigt beispielhaft zwei Meßkurven 17. Dabei stellt der steile Anstieg der
Meßkurve gemäß Figur 1 das Aufsetzen des Fahrkorbes bzw. der Gegengewichte auf die
Meßvorrichtung dar. Das Maximum wird bei Überschreiten der zwischen Tragseil und Treibscheibe
wirkenden Haftreibung erreicht. Beim Weiterdrehen der Treibscheibe erfolgt ein kurzer
Einschwingvorgang auf den für das erfindungsgemäße Verfahren relevanten Entlastungswert
M1 bzw. M2 bei zwischen Tragseil und Treibscheibe wirkender Gleitreibung.
[0025] In Figur 2 bezeichnet G die Gewichtskraft des Gegengewichtes 6, F das Gewicht des
leeren Fahrkorbes 3, das durch Umlenkung des Tragseiles 2 über eine Treibscheibe 1
entgegengesetzt wirkt. In gleicher Richtung wie das Gewicht des Fahrkorbes 3 wirkt
das Gewicht der Last L, so daß sich in dem gegengewichtsseitigen Tragseilteil 5 eine
Seilspannung S₁ und in dem fahrkorbseitigen Tragseilteil 4 eine Seilspannung S₂ ergibt.
Die Nennlast ist mit Q bezeichnet. Daraus läßt sich ein Seilspannungsverhältnis definieren,
das sich wie folgt ergibt:

Die beschriebenen Berechnungen und Formeln vernachlässigen das Seilgewicht der Tragseile,
das Gewicht der Hängekabel, die die elektrische Verbindung zwischen Fahrkorb und Maschinensteuerung
bilden, und das Gewicht eventuell vorhandener Unterseile.
[0026] Im allgemeinen wird bei Aufzuganlagen das Gegengewicht 6 derart bemessen, daß es
dem Gewicht des leeren Fahrkorbes 3 zuzüglich halber Nennlast entspricht. Der ungünstige
Betriebsfall tritt dann auf, wenn der leere Fahrkorb 3 in der Aufwärtsbewegung angehalten
wird. Alle weiteren Betriebsfälle bis hin zur Belastung des Fahrkorbes mit Nennlast
haben ein geringeres Seilspannungsverhältnis.
[0027] Bei der erfindungsgemäßen Prüfmethode soll zum einen gewährleistet werden, daß die
Prüfung bei gleitenden Seilen erfolgt, und zum anderen wird die maximal mögliche Last
ermittelt, die die Treibscheibe 1 aufgrund der Gleitreibung gerade noch halten kann.
[0028] Für die Ermittlung der maximal möglichen Last wird das Seilspannungsverhältnis durch
Entlastung einer Seite so weit vergrößert, bis die Treibscheibe 1 unter den Tragseilen
2 durchrutscht. Die für diesen Betriebsfall erforderliche Entlastungskraft wird gemessen
und daraus für diesen Betriebsfall die Treibfähigkeit der Treibscheibe 2 errechnet.
[0029] Da die Treibfähigkeit für übliche Aufzuganlagen nahezu unabhängig ist von der Belastung,
kann bei Kenntnis von Fahrkorbgewicht und Gegengewicht aus dem Meßwert die Belastung
ermittelt werden, die die Anlage im Zustand der Gleitreibung gerade noch halten kann.
[0030] Auf diese Weise ist es möglich, eine Aussage über die Reserve zu machen, die die
Anlage bei Gleitreibung gegenüber der 1,5 fachen Überlast hat.
[0031] Grundsätzlich sind drei Variationen der Messung möglich, wobei für jede Variante
die Vergrößerung des Seilspannungsverhältnisses durch Entlastung auf der Gegengewichts-
bzw. Fahrkorbseite möglich ist. Damit ergeben sich insgesamt sechs verschiedene Meßordnungen:
Aufsetzen des Fahrkorbes oder Gegengewichts auf die Meßvorrichtung in der Schachtgrube.
Befestigung eines Hilfsseile am Fahrkorb oder Gegengewicht, Entlastung gegen einen
Festpunkt im Maschinenraum auf die Meßeinrichtung.
Anbringen einer Klemmvorrichtung auf den Tragseilen im Maschinenraum auf der Fahrkorb-
bzw. Gegengewichtsseite, Entlastung durch Aufsetzen der Klemmvorrichtung auf die Meßeinrichtung
im Maschinenraum.
[0032] Figur 3 zeigt das erfindungsgemäße Verfahren, wobei die Meßeinrichtung 7 auf dem
Puffer 9 in der Schachtgrube 10 angebracht wird. Der Fahrkorb 3 wird bis zur unteren
Etage gefahren und dann mit der Rückholsteuerung bzw. von Hand auf die Meßeinrichtung
7 aufgesetzt. Nach dem Aufsetzen wird die Treibscheibe 1 weitergedreht, bis die Seile
2 unter der Treibscheibe 1 durchrutschen.
[0033] In diesem Betriebspunkt ergibt sich folgendes Seilspannungsverhältnis:

Dabei beendet M₁ den Meßwert bei aufgesetztem Fahrkorb.
[0034] Figur 4 zeigt das erfindungsgemäße Verfahren, wobei die Meßeinrichtung auf dem Puffer
9 in der Schachtgrube 10 angebracht wird. Das Gegengewicht 6 wird bis zur unteren
Etage gefahren und dann mit der Rückholsteuerung bzw. von Hand auf die Meßeinrichtung
aufgesetzt. Nach dem Aufsetzen wird die Treibscheibe 1 weitergedreht, bis die Seile
2 unter der Treibscheibe 1 durchrutschen. In diesem Betriebspunkt ergibt sich folgendes
Seilspannungsverhältnis:

Dabei bedeutet M₂ den Meßwert bei aufgesetztem Gegengewicht.
[0035] Figur 5 zeigt das Verfahren, wobei am Fahrkorb 3 ein Hilfsseil 12 befestigt wird,
das durch die Öffnung 18 für die Seile im Maschinenraumfußboden 19 geführt wird bis
zu einem Festpunkt 11 oberhalb des Fußbodens 19.
[0036] Auf diesen Festpunkt wird die Meßeinrichtung 7 gesetzt. Das Hilfsseil 12 wird mit
einer Vorrichtung auf der Meßeinrichtung 7 befestigt.
[0037] Der Fahrkorb 3 wird mit der Rückholsteuerung bzw. von Hand abwärts bewegt bis die
Treibscheibe 1 unter den Seilen 2 durchrutscht.
[0038] In diesem Betriebszustand ergibt sich folgendes Seilspannungsverhältnis:

Dabei bedeutet M₃ den Meßwert bei entlastetem Fahrkorb.
[0039] Figur 6 zeigt das Verfahren, wobei am Gegengewicht 6 ein Hilfsseil 12 befestigt wird,
das durch die Öffnung 18 für die Seile 2 im Maschinenraumfußboden 19 geführt wird
bis zu einem Festpunkt 11 oberhalb des Fußbodens 19.
[0040] Auf diesen Festpunkt 11 wird die Meßeinrichtung 7 gesetzt. Das Hilfsseil 12 wird
mit einer Vorrichtung auf der Meßeinrichtung 7 befestigt.
[0041] Das Gegengewicht 6 wird mit der Rückholsteuerung bzw. von Hand abwärts bewegt, bis
die Treibscheibe 1 unter den Seilen 2 durchrutscht.
[0042] In diesem Betriebspunkt ergibt sich folgendes Seilspannungsverhältnis:

Dabei bedeutet M₄ den Meßwert bei entlastetem Gegengewicht.
[0043] Figur 7 zeigt das Verfahren, wobei auf den Tragseilen eine Klemmvorrichtung 14 angebracht
wird. Dieses ist jeweils auf der Fahrkorbseite bzw. auf der Gegengewichtsseite möglich.
[0044] Die Klemmvorrichtung 14 wird auf die Meßeinrichtung 7 aufgesetzt, die auf einem Festpunkt
11 im Maschinenraum 13 angebracht ist.
[0045] Der Fahrkorb bzw. das Gegengewicht wird jeweils mit der Rückholsteuerung bzw. von
Hand abwärts bewegt, bis die Treibscheibe unter den Seilen durchrutscht.
[0046] In diesem Betriebspunkt ergibt sich folgendes Seilspannungsverhältnis:

Dabei bedeutet M₅ den Meßwert bei entlastetem Fahrkorb.

Dabei bedeutet M₆ den Meßwert bei entlastetem Gegengewicht.
[0047] Im folgenden wird die Meßeinrichtung beschrieben:
Zur Messung wird eine Druckmeßdose eingesetzt, die in einfacher Weise zwischen einem
Festpunkt und der Entlastungseinrichtung für Fahrkorb bzw. Gegengewicht angebracht
werden kann. Mit dieser Meßmethode wird der Kraftverlauf aufgezeichnet, den der Fahrkorb
bzw. das Gegengewicht vom Moment des Entlastens bis zum Durchtreiben der Treibscheibe
erzeugt. Die Daten werden in einem nicht näher dargestellten, weil bekannten, Daten-Logger
erfaßt, um keine Meßleitungen verlegen zu müssen.
[0048] Aus diesem Daten-Logger wird der aufgezeichnete Kraftverlauf 17 in einen Laptop 16
eingelesen, der diesen dann auf dem Bildschirm zur Anzeige bringt. Dieser Kurvenverlauf
kann über den Drucker für die jeweilige Anlage ausgedruckt werden.
[0049] Aus dem Kurvenverlauf können die für die Anlage charakteristischen Meßwerte abgelesen
werden, die dann für die weitere Berechnung zur Verfügung stehen.
[0050] Können Druckmeßdose und Laptop im gleichen Raum angebracht bzw. benutzt werden, ist
es möglich, auf den Daten-Logger zu verzichten und den Kraftverlauf aus der Druckmeßdose
direkt in den Laptop einzulesen.
[0051] Für die Berechnung der maximal zulässigen Überlast ist die Kenntnis des Fahrkorbgewichtes,
des Gegengewichtes und auch der Halblast erforderlich. Diese Daten sind in den Vorprüfungsunterlagen
des Aufzugsuntersuchungsbuches enthalten und können von dort übernommen werden. Sollten
durch Änderungen oder andere Maßnahmen Bedenken über die Richtigkeit dieser Angaben
bestehen, können diese Werte mit der vorhandenen Meßeinrichtung zusätzlich ermittelt
werden.
[0052] Nachdem der Fahrkorb über die Entlastungseinrichtung aufgesetzt wurde und die Tragseile
über die Treibscheibe gerutscht sind, wird die Anlage in diesem Zustand über die Bremseinrichtung
angehalten. Anschließend wird die Seilklemme aufgesetzt und die Treibscheibe mit dem
Handrad weitergedreht, bis sich auf der Fahrkorbseite Schlaffseil bildet. Der abgelesene
Meßwert entspricht dann dem Gewicht des leeren Fahrkorbes.
[0053] Das gleiche Meßverfahren kann für das Gegengewicht angewendet werden, wenn die Meßeinrichtung
auf der Gegengewichtsseite angebracht wird.
[0054] Aus dem Fahrkorbgewicht und dem Gegengewicht kann die Halblast errechnet werden.
Zur Kontrolle wird diese Halblast in den Fahrkorb geladen. Anschließend wird die Anlage
elektrisch aufwärts und abwärts gefahren, wobei mit einem Zangenamperemeter der aufgenommene
Motorstrom gemessen wird. Mit dieser Methode kann die Halblast sehr exakt nachgewiesen
werden.
[0055] Nach Entfernen der Halblast wird der leere Fahrkorb ebenfalls elektrisch durch den
Schacht bewegt, wobei die Ströme für die Aufwärtsrichtung und für die Abwärtsrichtung
ermittelt werden. Diese können als Anlagenkenndaten festgehalten werden.
[0056] Bei den nächstfolgenden Prüfungen kann durch einfache Kontrolle dieser Stromwerte
nachvollzogen werden, ob an der Anlage Gewichtsveränderungen vorgenommen wurden.
[0057] Die maximale Überlast wird wie folgt ermittelt:
Da für übliche Aufzuganlagen das Seilspannungsverhältnis nahezu unabhängig ist von
der Belastung, kann aus den gemessenen Werten auf die maximal mögliche Überlast geschlossen
werden. In erster Näherung gelten folgende Beziehungen:

Wobei Ü die maximal zulässige Überlast ist.
[0058] Die Meßwerte für die entlastete Gegengewichtsseite bzw. die entlastete Fahrkorbseite
sind unterschiedlich groß. Auf diese Weise ist eine einfache Kontrollmessung möglich,
über die die Genauigkeit der ermittelten Werte bestätigt werden kann.
[0059] Weiterhin kann nach Kenntnis der Halblast über die gleichen Meßwerte ebenfalls eine
Kontrollrechnung angestellt werden, so daß auch hierüber eine Aussage über die Genauigkeit
der ermittelten Werte und der sich daraus ergebenden maximalen Überlast gemacht werden
kann.
[0060] Die Meßdaten werden wie folgt ausgewertet:
Die Meßwerte werden aus den aufgezeichneten Belastungskurven ermittelt und in das
Berechnungsprogramm des Laptops eingegeben. Über das Programm werden die Treibfähigkeit,
die maximale Überlast und auch die Kontrollwerte ermittelt, falls mehrere Messungen
durchgeführt worden sind.
[0061] Die Anlagedaten, die Meßwerte und die Stromwerte werden für die geprüfte Aufzuganlage
gespeichert und bei der nächstfolgenden Hauptprüfung wieder aufgerufen. Auf diese
Weise ist ein Vergleich der aktuellen Prüfdaten mit denen der Vorjahre möglich, so
daß eine Aussage über den zeitlichen Verlauf der Treibfähigkeit und die Abnahme der
maximal möglichen Überlast gemacht werden kann. Dadurch kann frühzeitig abgeschätzt
werden, wann die Treibfähigkeit nicht mehr ausreicht und die Treibscheibe und Tragseile
ausgewechselt werden müssen.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0062]
- 1
- Treibscheibe
- 2
- Tragseil
- 3
- Fahrkorb
- 4
- ein Ende
- 5
- anderes Ende
- 6
- Gegengewicht
- 7
- Meßvorrichtung
- 8
- Aufzugsschacht
- 9
- Puffer
- 10
- Schachtgrube
- 11
- Festpunkt
- 12
- Hilfsseil
- 13
- Maschinenraum
- 14
- Seilklemmvorrichtung
- 15
- ortsfeste Meßvorrichtung
- 16
- Mikrocomputer
- 17
- Belastungskurve
- 18
- Öffnunge
- 19
- Boden
1. Verfahren zum Messen der Treibfähigkeit eines mit einem über eine Treibscheibe (1)
geführten Tragseil (2) versehenen Antriebs einer Förderanlage, insbesondere einer
Aufzugsanlage mit an einem Ende (4) des Tragseiles (2) hängenden Fahrkorb (3) und
am anderen Ende (5) des Tragseiles hängenden Gegengewicht (6), dadurch gekennzeichnet, daß das Tragseil (2) soweit einseitig entlastet wird, bis die Treibscheibe (1) unter
dem Tragseil (2) in Gleitreibung durchrutscht, und dabei ein Meßwert ermittelt wird,
aus dem auf die Treibfähigkeit geschlossen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß als Meßwert die Gewichtskraft der Entlastung (M) mit einer Meßvorrichtung (7)
direkt erfaßt wird und daß daraus die Treibfähigkeit (T) als kritisches Seilspannungsverhältnis
ermittelt wird mit

wobei F die Belastung des Tragseils der zu entlastenden Seite der Treibscheibe vor
der Entlastung und G die Belastung des Tragseils auf der anderen Seite der Treibscheibe
ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Fahrkorb (3) auf die ortsfest im Aufzugsschacht (8) angeordnete Meßvorrichtung
(7) aufgesetzt wird, wobei nach dem Aufsetzen die Treibscheibe (1) in gleicher Drehrichtung
weitergedreht wird, bis die Treibscheibe (1) unter dem Tragseil (3) durchrutscht.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Gegengewicht (6) auf die ortsfest im Aufzugsschacht (8) angeordnete Meßvorrichtung
(7) aufgesetzt wird, wobei nach dem Aufsetzen die Treibscheibe (1) in gleicher Drehrichtung
weitergedreht wird, bis die Treibscheibe (1) unter dem Tragseil (2) durchrutscht.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßvorrichtung auf einem dem Fahrkorb oder dem Gegengewicht zugeordneten
Puffer (9) in der Aufzugsschachtgrube (10) angeordnet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßvorrichtung im Aufzugsschacht (8) so angeordnet wird, daß sich der Aufsetzpunkt
des Fahrkorbes oder des Gegengewichts innerhalb des normalen Fahrtbereiches der Aufzugsanlage
befindet.
7. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Fahrkorb (3) mit einem darüber vorhandenen Festpunkt (11) über ein Hilfsseil
(12) und die Meßvorrichtung (7) verbunden wird, wobei nach der Verbindung des Fahrkorbs
(3) die Treibscheibe (1) in gleicher Drehrichtung weitergedreht wird, bis die Treibscheibe
(1) unter dem Tragseil (2) durchrutscht.
8. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Gegengewicht (6) mit einem darüber vorhandenen Festpunkt (11) über ein Hilfsseil
(12) und die Meßvorrichtung (7) verbunden wird, wobei nach der Verbindung des Gegengewichts
(6) die Treibscheibe (1) in gleicher Drehrichtung weitergedreht wird, bis die Treibscheibe
(1) unter dem Tragseil (2) durchrutscht.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Hilfsseil vom Aufzugsschacht (8) in einen darüber angeordneten Maschinenraum
(13) zum Festpunkt (11) geführt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 7, 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge des Hilfsseils (12) so gewählt wird, daß sich der Aufhängepunkt des
Fahrkorbes oder des Gegengewichtes innerhalb des normalen Fahrtbereiches, vorzugsweise
im meist befahrenen Fahrtbereich, der Aufzugsanlage befindet.
11. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf dem Tragseil eine Seilklemmvorrichtung (14) angebracht wird, mit der die,
vorzugsweise ortsfest angeordnete, Meßvorrichtung verbunden wird, wobei nach dem Aufsetzen
die Treibscheibe in gleicher Richtung weitergedreht wird, bis die Treibscheibe (1)
unter dem Tragseil (2) durchrutscht.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Meßvorrichtung (7) Druckmeßdosen, Dehnungsmeßstreifen oder Federwaagen eingesetzt
werden.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßvorrichtung mit einem Datenlogger, einem x/y-Schreiber oder einem Mikrocomputer
(16) verbunden wird und die Meßdaten in Form von Belastungskurven (17) aufgezeichnet
werden.
14. Aufzugsanlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche
zur Messung der Treibfähigkeit eines mit einem über eine Treibscheibe geführten Tragseil
versehenen Antriebes einer Förderanlage, insbesondere einer Aufzugsanlage mit an einem
Ende des Tragseils hängendem Fahrkorb und am anderen Ende des Tragseils hängendem
Gegengewicht nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zur Entlastung des Tragseils ein fester Anschlag für den Fahrkorb oder das Gegengewicht
vorgesehen ist und im Kraftfluß zwischen Anschlag und Gegengewicht eine Kraftmeßvorrichtung
angeordnet ist.