[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus mindestens
zwei fest miteinander verbundenen Teilstücken aus Vulkanisaten einerseits und Polyamiden,
Polyamidformmassen, Polyamidblends oder Faserverbundwerkstoffen mit Polyamidmatrix
andererseits. Gegenstand der Erfindung sind auch die nach diesem Verfahren hergestellten
Verbundgegenstände.
[0002] Die technische Aufgabe, Kautschuke und Thermoplaste fest miteinander zu verbinden,
ist alt und bisher auf verschiedene, insgesamt nicht befriedigende Arten gelöst.
[0003] Verbundwerkstoffe aus thermoplastisch steifen und gummielastischen Formstoffen werden
üblicherweise durch Kleben, Verschrauben, Nieten, mechanisches Verkrallen oder unter
Verwendung eines Haftvermittlers zusammengefügt. In neuerer Zeit sind interessante
Verfahren zur Herstellung eines Verbundes zwischen Formmassen auf Basis von Polyphenylenethern
(PPE) und bestimmten, mit Schwefel bzw. Peroxid vulkanisierbaren Kautschuken entwickelt
worden (vgl. EP-A-0 196 407 und EP-A-0 315 749).
[0004] Die erzielten Haftfestigkeitswerte sind beachtlich; allerdings ist die Beständigkeit
der PPE-Formmassen gegenüber Lösemitteln ebenso noch unbefriedigend wie ihre Stabilität
bei Bewitterung. Darüber hinaus können derartige Formmassen wegen ihrer hohen Schmelzeviskosität
nur schwierig verarbeitet werden.
[0005] Grundsätzlich könnte man daran denken, andere thermoplastische Formmassen bei diesem
Verfahren einzusetzen, die bekannterweise diesen Anforderungen besser gerecht werden.
Es hatte sich jedoch gezeigt, daß sich beispielsweise mit Polyamiden (PA), die bekanntlich
gegenüber Lösemitteln beständig sind, unter den als wesentlich erkannten Verfahrensbedingungen
keine ausreichenden Haftungswerte erzielen lassen. Es erschien daher nicht möglich,
Verbunde zwischen Polyamiden und Kautschuken herzustellen, die neben einer ausreichenden
Haftfestigkeit eine gute Beständigkeit gegenüber Lösemitteln und Bewitterung besitzen.
[0006] Eine Lösung dieses Problems wurde in der EP-A-0 344 427 vorgestellt. Dort setzt man
einen Thermoplasten ein, der mindestens 30 Gewichtsprozent aliphatische Polyamide
enthält. Wesentlich ist, daß die Kautschukzusammensetzung auf einem Kautschuk basiert,
der Carboxylgruppen enthält.
[0007] Aufbauend darauf werden in der EP-A-0 422 358 Bauteile aus endlosfaserverstärkten
Polyamid-Formmassen und Gummi beschrieben. Auch hier ist wesentlich, daß der verwendete
Kautschuk mit Carboxyl- oder Anhydridgruppen funktionalisiert ist.
[0008] Nach dem bisherigen Stand der Technik erhält man also ohne Verwendung von Haftvermittlern
nur dann Verbunde, wenn der Kautschuk Carboxyl- oder Anhydridgruppen enthält. Zudem
sollte das Polyamid mehr Amino- als Carboxylgruppen enthalten.
[0009] Nach bisherigem Kenntnisstand steht der Hersteller von Kautschuk-Polyamid-Verbunden
vor dem Dilemma:
- Entweder er verwendet nach dem RFS-Verfahren (RFS = Resorcin-Formaldehyd-Siliciumdioxid)
Harze als Bestandteil der Kautschuk-Compounds, wie von W. Kleemann in "Mischungen
für die Elastverarbeitung" beschrieben (VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie,
Leipzig 1982). Dann ist seine Wahlfreiheit in den Eigenschaften der Elastomeren eingeschränkt,
weil weiche Mischungen und Mischungen mit Ethylen-Propylen-Kautschuk schlecht haften.
Weitere Nachteile dieser Methode werden z.B. in Werner Hofmann, Rubber Technology
Handbook 1989, Carl Hanser Verlag, Kapitel 4.7.4., beschrieben.
- Oder er verwendet äußere Haftvermittler, mit denen er die Kunststoffoberfläche behandelt.
Dann ist er auf ein umständliches, umweltbelastendes Verfahren angewiesen. Dieses
Verfahren wird z. B. in der Zeitschrift "Kautschuk und Gummi-Kunststoffe", Oktober
1991, S. 963 bis 970 beschrieben.
- Oder er muß Spezialkautschuke mit Carboxyl- oder Anhydridgruppen verwenden, wie in
der EP-A-0 344 427 beschrieben. Die Eigenschaften dieser Kautschuke unterscheiden
sich von denen der Standardkautschuke. Die Spezialkautschuke sind darüber hinaus deutlich
teurer als Standardkautschuk. Außerdem funktioniert diese Methode nur dann gut, wenn
die verwendeten Polyamide diamingeregelt sind.
[0010] Es war daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Verbundpartner zu erarbeiten,
welche die Herstellung von Verbundgegenständen aus Polyamiden und Elastomeren unter
Ausbildung eines festen Verbunds erlauben, wobei folgende Gesichtspunkte erfüllt sein
sollten:
- Als Polyamidkomponenten sollten Polyamide, Polyamidblends, Polyamidformmassen und
Faserverbundwerkstoffe mit Polyamidmatrix verwendet werden. Eine spezielle Ausrüstung
- z. B. Ersatz von Carboxylgruppen durch Aminogruppen - sollte nicht notwendig sein.
- Haftharze, die die Eigenschaften der Vulkanisate beeinträchtigen, sollten in den Kautschuk-Compounds
nicht verwendet werden.
- Haftvermittler, die in einem gesonderten Arbeitsschritt zwischen Polyamid und Kautschuk
aufgebracht werden müssen, sollten ebenfalls nicht eingesetzt werden.
- Es sollten handelsübliche Standardkautschuke verwendet werden.
- Additive für die Verbundhaftung sollten die Eigenschaften der Vulkanisate nicht wesentlich
beeinträchtigen.
[0011] Es wurde nun gefunden, daß die genannten Forderungen erfüllt werden, wenn die Kautschuk-Compounds
bestimmte Silane enthalten und mit Peroxiden vulkanisiert werden.
[0012] Die Verwendung von Peroxiden und von Silanen in Kautschuk-Compounds ist an sich bekannt.
[0013] Peroxide werden Schwefel oder Schwefelspendern als Vulkanisationsmittel vorgezogen,
wenn man bei den Vulkanisaten eine hohe Temperaturbeständigkeit erzielen will.
[0014] Silane verwendet man in Polymeren wie Kautschuken, Duromeren und Thermoplasten, wenn
man eine Anbindung von anorganischen Füllstoffen, z. B. Talkumpulver, Quarzpulver
oder Glasfasern an das organische Polymere bewirken will. Die Hersteller der Füllstoffe
liefern in der Regel ihre Produkte fertig mit Silanen oder anderen Schlichten ausgerüstet
an die Verwender. Die Verwender mischen die so vorbehandelten Füllstoffe mit den Polymeren
und erhalten so verstärkte Formmassen oder verstärkte Compounds. Bei mineralisch hochgefüllten
Systemen kann es aber für den Verwender vorteilhaft sein, ungeschlichtete Füllstoffe
einzusetzen und das Silan oder andere Schlichten dem Polymeren vor oder gemeinsam
mit dem anorganischen Füllstoff im sogenannten "Additivverfahren" zuzumischen. So
wird häufig bei der Herstellung von Kautschuk-Compounds verfahren. Diese Compounds
enthalten anschließend in der Regel ca. 0,2 bis 2,5 Gew.-% an Silan, bezogen auf den
Füllstoff, oder bis ca. 1,5 Gew.-%, bezogen auf das Compound (Firmenschrift "Dynasilan®"
der Hüls AG, D-45764 Marl, Ausgabe 7/92, Seite 26). Ein Gehalt von 2 Gew.-% Silan
im Compound, bezogen auf den Füllstoff, wird jedoch normalerweise nicht überschritten.
[0015] Vorstellungen über Bindungsmechanismen zwischen anorganischen und organischen Komponenten
wurden in zahlreichen Publikationen ausgebreitet. Insbesondere sei dazu auf die Firmenschrift
der Hüls AG, D-45764 Marl, mit dem Titel "Anwendungen von organofunktionellen Silanen"
(Oktober 1989) verwiesen.
[0016] Die hier erfindungsgemäß eingesetzten Silane werden hingegen gezielt eingesetzt,
um eine feste Bindung an der Grenzfläche Thermoplast/Vulkanisat zu erzielen. Hierzu
sind größere Mengen nötig als zur bloßen Anbindung anorganischer Füll- und Verstärkungsstoffe.
Daß der Zusatz derartiger Silane zur Lösung dieser Aufgabe nicht nahelag, ist schon
daran ersichtlich, daß mit anderen Thermoplasten wie z. B. aromatischen Polyestern,
etwa Polybutylen- oder Polyethylenterephthalat, anstelle von Polyamid kein befriedigender
Verbund erhalten wird.
[0017] Über den hier wirksamen Bindungsmechanismus zwischen Polyamid und Vulkanisat liegen
noch keine gesicherten Erkenntnisse vor.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus mindestens zwei
fest miteinander verbundenen Teilstücken aus Vulkanisaten einerseits und Polyamiden,
Polyamidformmassen, Polyamidblends oder Faserverbundwerkstoffen mit Polyamidmatrix
andererseits ist dadurch gekennzeichnet, daß
a) der Thermoplast bzw. die Polyamidmatrix mindestens 30 Gew.-% Polyamide enthält
und
b) das Vulkanisat durch Vulkanisation eines Kautschukcompounds, das
I. 100 Gew.-Teile eines Kautschuks,
II. 0 bis 300 Gew.-Teile Füllstoffe,
III. 0 bis 150 Gew.-Teile Weichmacher,
IV. 1 bis 10 Gew.-Teile peroxidische Vulkanisationsmittel,
V. 0 bis 4 Gew.-Teile Vulkanisationsaktivatoren und
VI. 1 bis 10 Gew.-Teile eines Silans
enthält, unter üblichen Vulkanisationsbedingungen im Kontakt mit dem Polyamidformkörper
hergestellt wird, wobei das Silan durch die allgemeine Formel

charakterisiert wird, in der R¹ ein beliebiger zweiwertiger Rest oder eine direkte
Bindung sein kann, während R² unabhängig voneinander Wasserstoff, Alkyl, Cycloalkyl
oder Aryl mit jeweils maximal 20 C-Atomen oder substituiertes Alkyl, Cycloalkyl oder
Aryl sein kann.
[0019] R³, R⁴ und R⁵ werden, unabhängig voneinander, aus den gleichen Resten wie R² ausgewählt
oder bedeuten eine Gruppe -COOR².
[0020] Für R¹ wird eine direkte Bindung, eine vorzugsweise lineare Alkylengruppe mit maximal
12 C-Atomen oder eine Carboxyalkylengruppe der Formel

mit n gleich 1 bis 12 bevorzugt.
[0021] Für R² wird eine Alkylgruppe mit maximal 8 C-Atomen oder eine entsprechende Alkylgruppe,
die durch einen Alkoxyrest mit maximal 6 C-Atomen substituiert ist, bevorzugt.
[0022] Für R³, R⁴ und R⁵ wird Wasserstoff, eine Alkylgruppe mit maximal 8 C-Atomen oder
eine Arylgruppe mit maximal 10 C-Atomen bevorzugt.
[0023] Polyamide im Sinne dieser Erfindung sind hochmolekulare Verbindungen, die in ihrer
Hauptkette -CO-NH-Bindungen aufweisen. Sie werden in der Regel aus Diaminen und Dicarbonsäuren
oder aus Aminocarbonsäuren durch Polykondensation oder aus Lactamen durch Polymerisation
gewonnen. Es kommen alle Polyamide in Frage, die durch Erhitzen geschmolzen werden
können. Die Polyamide können auch weitere Bestandteile enthalten, die durch Polykondensation
eingebaut werden, wie z. B. Glykole, insbesondere Polyetherglykole. Beispiele für
geeignete Polyamide sind PA 46, PA 6, PA 66, PA 610, PA 612, PA 1012, PA 11, PA 12,
PA 1212, PA 6,3-T und PEBA sowie Mischungen daraus. Derartige Polyamide sowie Herstellungsmethoden
sind Stand der Technik.
[0024] Polyamidformmassen im Sinne dieser Erfindung sind Aufbereitungen von Polyamiden,
die zur Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften oder zur Modifizierung der Gebrauchseigenschaften
vorgenommen wurden. Polyamidformmassen enthalten z. B. Stabilisatoren, Gleitmittel,
Füllstoffe wie etwa Ruß, Graphit, Metallflitter, Titandioxid und Zinksulfid, Verstärkungsmittel
wie etwa Glas-, Kohle-, Aramid- oder Metallfasern, Weichmacher, Farbstoffe und/oder
Flammschutzmittel. Der Anteil der Verstärkungsmittel in den Formmassen kann bis zu
50 Gew.-%, der der Flammschutzmittel bis zu 20 Gew.-% und der aller übriger Zusatzstoffe
insgesamt bis zu 10 %, jeweils bezogen auf die gesamte Formmasse, betragen.
[0025] Polyamidblends im Sinne dieser Erfindung sind Formmassen, die aus Polyamiden und
anderen Polymeren sowie den bei den Polyamidformmassen gebräuchlichen Additiven zusammengesetzt
sind. Die Polymerbestandteile können ineinander löslich sein oder der eine Polymerbestandteil
kann in dem anderen dispers verteilt sein oder beide können miteinander interpenetrierende
Netzwerke bilden. Bevorzugte Polyamidblends im Sinne dieser Erfindung sind Mischungen
aus Polyamiden und Polyphenylenether, in denen der Polyphenylenether dispers im Polyamid
verteilt ist. Solche Formmassen werden durch Schmelzen und Vermischen von mindestens
30 Gewichtsprozent eines Polyamids mit bis zu 70 Gewichtsprozent eines Polyphenylenethers
hergestellt. Formmassen auf Basis von Polyamiden und Polyphenylenethern werden z.
B. in den DE-OSS 30 27 104 und 35 18 278 sowie in der EP-A-0 147 874 und der EP-A-0
024 120 beschrieben. Es ist dem Fachmann bekannt, daß diese Formmassen üblicherweise
einen Verträglichkeitsvermittler enthalten. Andere bevorzugte Polyamidblends sind
Mischungen aus Polyamiden mit thermoplastischen Polyestern, insbesondere Polybutylenterephthalat,
wobei der thermoplastische Polyester dispers in der Polyamidphase verteilt ist oder
mit dieser ein interpenetrierendes Netzwerk bildet.
[0026] Weiterhin kommen auch schlagzähmodifizierte Polyamide in Frage, z. B. Polyamide mit
darin dispers verteiltem Kautschuk.
[0027] Als Faserverbundwerkstoffe mit Polyamidmatrix sollen Werkstoffe verstanden werden,
die aus ungeschnittenen Verstärkungsfasern oder Geweben daraus einerseits und einer
Matrix aus Polyamiden, Polyamidformmassen oder Polyamidblends andererseits zusammengesetzt
sind.
[0028] Faserverbundwerkstoffe mit einer Matrix aus Polyamiden, Polyamidformmassen oder Polyamidblends
können auf verschiedene Weise hergestellt werden; beispielsweise können mit Polyamiden
imprägnierte Verstärkungsfasern oder Verstärkungsgewebe - sogenannte Prepregs - durch
Druck und Temperatur zu Laminatplatten konsolidiert werden. Es ist auch möglich, hybride
Garne aus Polyamidfasern und Verstärkungsfasern, oder Filme aus den genannten Thermoplasten
und Gewebe aus Verstärkungsfasern unter Druck und Temperatur zu Verbundwerkstoffen
zu verarbeiten. Geeignete Verstärkungsfasern sind z. B. Glasfasern, Kohlenstoffasern
und Aramidfasern.
[0029] Der verwendete Kautschuk kann beispielsweise ein EP(D)M-Kautschuk, ein SB-Kautschuk
(als E-SBR oder L-SBR), BR, NR, IR, IIR, CIIR, BIIR, NBR, CR, ein styrolhaltiges Blockcopolymer
und/oder ein Polyalkenylen sein.
[0030] EP(D)M-Kautschuke sind Kautschuke, die in bekannter Weise durch Polymerisation eines
Gemisches aus Ethylen und Propylen und gegebenenfalls eines Diens in Gegenwart eines
Ziegler-Natta-Katalysators hergestellt werden.
[0031] Der EPDM-Kautschuk wird etwa durch Polymerisation eines Gemisches aus mehr als 25
% Ethylen,
mehr als 25 % Propylen und
bis 10 %, inbesondere 1 bis 3 % eines vorzugsweise nicht konjugierten Diens wie Bicyclo(2.2.1)-heptadien,
Hexadien-1.4, Dicyclopentadien und insbesondere 5-Ethylidennorbornen hergestellt.
[0032] Beim SB-Kautschuk kann es sich sowohl um E- als auch um L-SBR mit einem Styrolanteil
bis maximal etwa 40 Gewichtsprozent handeln.
[0033] E-SBR wird in bekannter Weise durch Polymerisation in Emulsion hergestellt, während
L-SBR durch Polymerisation in Lösung hergestellt wird.
[0034] Butadienkautschuk (BR) kann in bekannter Weise beispielsweise durch Polymerisation
mit Hilfe von Li- oder Co-Katalysatoren hergestellt werden. Die Verknüpfungsart hat
hierbei keinen Einfluß auf die Eignung.
[0035] Naturkautschuk (NR) wird üblicherweise in der cis-1,4-Konfiguration verwendet. Jedoch
ist im Rahmen dieser Erfindung auch die trans-1,4-Konfiguration geeignet.
[0036] Isoprenkautschuk (IR) kann unabhängig davon verwendet werden, ob er z. B. mit Ti-
oder Li-Katalysatoren hergestellt wurde. Der cis-1,4/trans-1,4- bzw. 1,2- und 3,4-Gehalt
hat keinen Einfluß auf die Haftungseigenschaften.
[0037] Isobuten-Isopren-Kautschuk (IIR) kann als solcher oder in halogenierter Form (CIIR
bzw. BIIR) verwendet werden.
[0038] Nitrilkautschuk (NBR) wird durch Copolymerisation von Butadien und Acrylnitril in
Masseverhältnissen von ca. 51 : 48 bis 82 : 18 gewonnen. Seine Herstellung erfolgt
praktisch ausschließlich in wäßriger Emulsion. Die dabei resultierenden Emulsionen
werden für den Einsatz im Rahmen dieser Erfindung zum Festkautschuk aufgearbeitet.
[0039] Chloroprenkautschuk (CR) wird üblicherweise durch radikalische Emulsionspolymerisation
hergestellt. Dabei wird das Monomere in unterschiedlichen Strukturen in das Polymer
eingebaut. Der cis-1,4/trans-1,4- bzw. 1,2- und 3,4-Gehalt bzw. der Anteil an Kopf/Kopf-
und Kopf/Schwanz-Verknüpfung hat keinen Einfluß auf die Haftungseigenschaften.
[0040] Als styrolhaltiges Blockcopolymer können alle bekannten Typen auf Basis von Styrol/Butadien
oder Styrol/Isopren verwendet werden. Beispiele hierfür sind SB, SBS und SIS sowie
entsprechende Typen, die eine größere Anzahl von Blöcken enthalten. Die Copolymeren
können hierbei linear oder verzweigt sein. Darüber hinaus kann die Weichphase hydriert
sein; entsprechende Blockcopolymere werden auch als Styrol-Ethylen-Butylen-Styrol-Blockcopolymere
(SEBS) bezeichnet.
[0041] Polyalkenylene werden durch ringöffnende bzw. ringerweiternde Polymerisation von
Cycloalkenen dargestellt [siehe K. J. Ivin, T. Saegusa, "Ring-opening Polymerisation",
Vol. 1, Elsevier Appl. Sci. Publishers, London, insbesondere Seiten 121 bis 183 (1984)].
Hiervon werden Polyoctenylene bevorzugt (vgl. A. Dräxler, Kautschuk + Gummi, Kunststoff
1981, Seiten 185 bis 190). Polyoctenylene mit unterschiedlichen Anteilen an cis- und trans-Doppelbindungen
sowie unterschiedlichen Molekulargewichten sind nach literaturbekannten Methoden erhältlich.
[0042] Im Rahmen dieser Erfindung wird bevorzugt ein Kautschuk verwendet, der aus 30 bis
100 Gew.-Teilen eines EP(D)M-Kautschuks und 70 bis 0 Gew.-Teilen anderer Kautschuke
besteht.
[0043] Als Füllstoffe eignen sich alle Stoffe, die üblicherweise in Kautschuken eingesetzt
werden, wie z. B. Ruß, Kieselsäure, Silikate, Calciumcarbonat, Zinkoxid und Talkum.
Bei Verwendung hochaktiver Füllstoffe wird zum Erreichen einer Verbundhaftung eine
erhöhte Silanmenge benötigt.
[0044] Geeignete Weichmacher sind insbesondere naphthenische und/oder aliphatische Öle oder
spezielle, in der Kautschuktechnologie übliche Weichmacher wie z. B. Polyalkoholfettsäureester
oder Thioether in einer Menge von vorzugsweise bis zu 50 Gewichtsteilen, bezogen auf
100 Gewichtsteile Kautschuk.
[0045] Geeignete peroxidische Vulkanisationsmittel sind die dem Fachmann bekannten Peroxide
wie z. B. 2,5-Dimethyl-2,5-bis(tert.-butylperoxy)-hexan, Dicumylperoxid, 4,4-Di-tert.-butylperoxy-n-butylvalerat,
1,1-Di-tert.-butylperoxy-3,3,5-trimethyl-cyclohexan und Bis(tert.-butylperoxyisopropyl)benzol.
Einzelheiten zum Einsatz von peroxidischen Vulkanisationsmitteln sind der Firmenbroschüre
"Rubbery Chemical-Crosslinking-Peroxides" der Akzo-Chemie (Erscheinungsdatum: April
1985) zu entnehmen.
[0046] Als Vulkanisationsaktivatoren eignen sich beispielsweise Triallylcyanurat (TAC) und
Acrylate wie Ethylenglykoldimethacrylat (EDMA), Butandiol-dimethacrylat (BDMA) und
Trimethylolpropantrimethacrylat (TRIM). Bevorzugt werden TAC, BDMA und/oder EDMA.
[0047] Geeignete Silane sind beispielsweise vom Typ Vinyltrimethoxy- und -triethoxysilan,
Vinyl-tris(2-methoxy-ethoxy)silan, 3-Methacryloxypropyl-trimethoxy- und triethoxysilan.
Bevorzugt wird hierbei mit 3-Methacryloxypropyl-trimethoxysilan gearbeitet. Die Silane
werden, bezogen auf 100 Gew.-Teile Kautschuk, vorzugsweise zu 2 bis 6 Gew.-Teilen
eingesetzt.
[0048] Die Kautschuk-Compounds können darüber hinaus weitere Zusätze enthalten, wie z. B.
Vulkanisationsverzögerer, Alterungsschutzmittel, Verarbeitungshilfsmittel, Entformungsmittel
und/oder Treibmittel. In der Regel machen diese weiteren Zusätze, bezogen auf 100
Gew.-Teile Kautschuk, maximal 50 Gew.-Teile aus. Die Herstellung solcher Compounds
wird beispielsweise von F.W. Barrow in "Rubber Compounding", erschienen 1988 bei Marcel
Dekker Inc., New York und Basel, beschrieben.
[0049] Die Gegenstände aus den Polyamiden, Polyamidformmassen oder Polyamidblends einerseits
und Kautschuk-Compounds andererseits können einstufig oder zweistufig hergestellt
werden. Gegenstände aus Faserverbundwerkstoffen und Kautschuk-Compounds werden zweistufig
hergestellt.
[0050] Beim zweistufigen Prozeß wird zunächst das steife Formteil durch Spritzgießen, Extrudieren
oder Konsolidieren von Prepregs hergestellt und in einem zweiten Schritt mit dem ggf.
vorgeformten Kautschuk-Compound beaufschlagt und den Vulkanisationsbedingungen des
Kautschuks ausgesetzt. Das Beaufschlagen des steifen Formteils mit dem Kautschuk kann
durch Pressen, Spritzgießen oder Extrudieren geschehen.
[0051] Beim zweistufigen Spritzgießverfahren geht man ähnlich vor wie bei der zweistufigen
Herstellung von Zweifarbenspritzteilen. Als Einlegeteil verwendet man ein Formteil
der genannten harten Werkstoffe. Zylinder und Schnecken der Spritzgießmaschine sind
in bekannter Weise für die Kautschukverarbeitung ausgelegt und das Werkzeug auf Vulkanisationstemperatur
beheizbar. Wenn äußere Entformungshilfsmittel verwendet werden, so ist dafür Sorge
zu tragen, daß sie nicht in die Grenzschicht der Werkstoffe gelangen, da sie die Verbundhaftung
beeinträchtigen können.
[0052] Die optimalen Vulkanisationsbedingungen hängen von der gewählten Kautschukmischung,
insbesondere ihrem Vulkanisationssystem, und der Formteilgestaltung ab. Dabei kann
man sich auf die bekannten Erfahrungswerte stützen, denn das Additiv Silan beeinflußt
die Reaktionsbedingungen nicht.
[0053] Geeignete Massetemperaturen der Kautschukmischung im Zylinder liegen im allgemeinen
im Bereich von 40 bis 80 °C, vorzugsweise von 60 bis 70 °C.
[0054] Geeignete Werkzeugtemperaturen richten sich nach den Erweichungstemperaturen der
Einlegeteile. Sie liegen im allgemeinen im Bereich von 140 bis 200 °C. Wenn die Erweichungsbereiche
der Einlegeteile es zulassen, wählt man Temperaturen im oberen Bereich, z. B. zwischen
170 und 190 °C. Die Vulkanisationszeiten richten sich außer nach der Kautschukmischung
nach den Vulkanisationstemperaturen und nach der Geometrie der Teile. Sie liegen im
allgemeinen zwischen 30 s und 30 min; niedrigere Temperaturen und dickere Kautschukteile
erfordern längere Zeiten.
[0055] Beim Beaufschlagen und Ausvulkanisieren nach dem zweistufigen Extrusionsverfahren
wird z. B. ein in der ersten Stufe hergestelltes Profil aus einer Polyamidformmasse,
z. B. ein Rohr, mit der Kautschukmasse ummantelt und gegebenenfalls unter Druck ausvulkanisiert.
Entsprechend verfährt man mit Platten aus Polyamidformmassen oder aus Faserverbundwerkstoffen
mit Polyamidmatrix.
[0056] Beim einstufigen Spritzgießverfahren arbeitet man analog zu dem einstufigen Zweifarbenspritzgießverfahren.
In diesem Fall ist eine Spritzgießmaschine für die Thermoplastverarbeitung, die andere
für die Kautschukverarbeitung ausgerüstet. Das Werkzeug wird auf die vorgegebene Vulkanisiertemperatur
aufgeheizt, die unter der Erstarrungstemperatur des Polyamids, der Polyamidformmasse
bzw. des Polyamidblends liegen sollte.
[0057] Anwendungszwecke für die erfindungsgemäßen Bauteile aus den Polyamiden, Polyamidformmassen,
Polyamidblends und Faserverbundwerkstoffen mit Polyamidmatrix einerseits und den genannten
Kautschuk-Compounds andererseits sind z. B. Dichtungen, Gehäuse für Motoren, Pumpen
und elektrisch betriebene Werkzeuge, Walzen, Reifen, Kupplungen, Anschlagpuffer, Transportbänder,
schall- und schwingungsdämpfende Bauteile.
Experimenteller Teil
[0058] Für die Herstellung der Kautschukmischung wurden folgende Materialien verwendet:
BUNA HÜLS AP 341, ein statistischer EPDM-Kautschuk (Hüls AG, 45764 Marl) mit einer
Mooney-Viskosität von ML (1 + 4) 100 °C = 70.
- Durex O:
- Ruß der Fa. Degussa mit einem CTAB-Wert von 20 m²/g.
- Omyalite:
- Calciumcarbonat der Fa. Omya, Köln, mit einer spez. Oberfläche von ca. 7,5 m²/g.
- Sillitin Z86:
- Aluminium-Silikat der Fa. Hoffmann Mineral, Neuburg, Donau mit einer spez. Oberfläche
von ungefähr 14 m²/g.
- ZnO RS:
- Zinkoxid der Fa. Carl Arnsberger, Köln
- Vulkanox HS:
- polymerisiertes 2,2,4-Trimethyl-1,2-dihydrochinolin der Fa. Rhein-Chemie, Rheinau
- BDMA:
- Butandioldimethacrylat, 75 % auf Ca-Silikat der Fa. Lehmann & Voss
- Perkadox 14/40:
- Bis-tert.-butylperoxy-isopropylbenzol, 40%ig auf Kreide und SiO₂ der Fa. Akzo Chemicals,
Düren
- DYNASILAN MEMO:
- Methacryl-oxpropyl-trimethoxysilan der Fa. Hüls, Troisdorf
- DYNASILAN AMEO:
- Aminopropyltriethoxysilan der Fa. Hüls, Troisdorf
- DYNASILAN VTMOEO:
- Vinyl-tri(methoxy-ethoxy)silan der Fa. Hüls, Troisdorf
- DYNASILAN GLYMO:
- Glycidyl-oxypropyltrimethoxysilan der Fa. Hüls, Troisdorf
- DYNASILAN DAMO:
- N-Aminoethyl-3-aminopropyl-trimethoxysilan der Fa. Hüls, Troisdorf
- Sunpar 2280:
- paraffinisch (73 %)-naphthenisches (23 %)-aromatisches (4 %) Öl der Fa. Sun Oil, Belgien
Als Polyamidmaterialien wurden folgende Formmassen eingesetzt:
Typ A entspricht einem Polyetherblockamid (PEBA) auf Polyamid 12-Basis, VESTAMID E
55 der Fa. Hüls AG, D-45764 Marl mit einer Shore D-Härte von 55.
Typ B entspricht einem Polyamid 12, VESTAMID L der Fa. Hüls AG, D-45764 Marl mit einer
Lösungsviskosität (ηrel) von 2,1 in einer 0,5 %igen Lösung in m-Kresol und einem Carboxyl- zu Aminoendgruppenverhältnis
von ca. 3,5.
Typ C entspricht einem Polyamid 12, VESTAMID L der Fa. Hüls AG, D-45764 Marl mit einer
Lösungsviskosität (ηrel) von 2,1 in einer 0,5 %igen Lösung in m-Kresol und einem Carboxyl- zu Aminoendgruppenverhältnis
von ca. 0,3.
Typ D entspricht einem Polyamid 12, VESTAMID L der Fa. Hüls AG, D-45764 Marl mit einer
Lösungsviskosität (ηrel) von 2,1 in einer 0,5 %igen Lösung in m-Kresol und einem Carboxyl- zu Aminoendgruppenverhältnis
von ca. 0,3. Die Formmasse enthält zusätzlich 7,5 Gewichts-% N-Butylbenzolsulfonamid
als Weichmacher.
Typ E entspricht einem Polyamid 612, VESTAMID D der Fa. Hüls AG, D-45764 Marl mit
einer Lösungsviskosität (ηrel) von 1,8 in einer 0,5 %igen Lösung in m-Kresol und einem Carboxyl- zu Aminoendgruppenverhältnis
von ca. 3.
Typ F entspricht einem Polyamid 612, VESTAMID D der Fa. Hüls AG, D-45764 Marl mit
einer Lösungsviskosität (ηrel) von 1,8 in einer 0,5 %igen Lösung in m-Kresol und einem Carboxyl- zu Aminoendgruppenverhältnis
von ca. 0,4.
Typ G entspricht einem Polyamid 6, Ultramid B4 der Fa. BASF AG, Ludwigshafen.
Typ H entspricht einem Polyamid 6,3-T, Trogamid T5000 der Fa. Hüls AG, D-45764 Marl.
Herstellung der Kautschukmischungen
[0059] Die Herstellung der einzelnen Kautschukmischungen I.1 bis V.4 erfolgte in einem Batch-Labor-Meßkneter
(Fa. Haake). Bei einer Starttemperatur von 60 °C und einer Drehzahl von 64 Upm wurde
zunächst 28,57 g BUNA HÜLS AP 341 plastifiziert. Innerhalb von etwa fünf Minuten wurden
5,71 g Sunpar 2280, der in der Tabelle 1 angegebene Füllstoff, 1,43 g ZnO RS und 0,57
g Vulkanox HS eingearbeitet und weitere drei Minuten homogenisiert. Während dieser
Zeit stieg die Temperatur auf ca. 110 °C an. Diese Vormischung wurde anschließen ≧
24 h bei Raumtemperatur gelagert. Anschließend wurden bei gleichen Bedingungen (60
°C Starttemperatur, 64 Upm) 1,71 g Perkadox 14/40, 0,43 g BDMA sowie das in der Tabelle
1 angegebene Silan innerhalb von ca. vier Minuten homogen eingearbeitet. Dabei stieg
die Temperatur der Mischung nicht über 130 °C an.
Tabelle 1
Zusammensetzung der Kautschukmischungen |
Mischung |
Füllstoff |
DYNASILAN-Typ |
|
Sillitin Z86 [g] |
Omyalite [g] |
Durex O [g] |
MEMO [g] |
GLYMO [g] |
AMEO [g] |
DAMO [g] |
VTMEO [g] |
I.1 |
22,86 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
I.2 |
22,86 |
- |
- |
0,29 |
- |
- |
- |
- |
I.3 |
22,86 |
- |
- |
0,57 |
- |
- |
- |
- |
I.4 |
22,86 |
- |
- |
1,14 |
- |
- |
- |
- |
I.5 |
22,86 |
- |
- |
- |
1,14 |
- |
- |
- |
I.6 |
22,86 |
- |
- |
- |
- |
1,14 |
- |
- |
I.7 |
22,86 |
- |
- |
- |
- |
- |
1,14 |
- |
I.8 |
22,86 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
1,14 |
II.1 |
5,71 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
II.2 |
5,71 |
- |
- |
0,29 |
- |
- |
- |
- |
II.3 |
5,71 |
- |
- |
0,57 |
- |
- |
- |
- |
II.4 |
5,71 |
- |
- |
1,14 |
- |
- |
- |
- |
III.1 |
- |
22,86 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
III.2 |
- |
22,86 |
- |
0,29 |
- |
- |
- |
- |
III.3 |
- |
22,86 |
- |
0,57 |
- |
- |
- |
- |
III.4 |
- |
22,86 |
- |
1,14 |
- |
- |
- |
- |
III.5 |
- |
22,86 |
- |
- |
1,14 |
- |
- |
- |
III.6 |
- |
22,86 |
- |
- |
- |
1,14 |
- |
- |
III.7 |
- |
22,86 |
- |
- |
- |
- |
1,14 |
- |
III.8 |
- |
22,86 |
- |
- |
- |
- |
- |
1,14 |
IV.1 |
- |
5,71 |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
IV.2 |
- |
5,71 |
- |
0,29 |
- |
- |
- |
- |
IV.3 |
- |
5,71 |
- |
0,57 |
- |
- |
- |
- |
IV.4 |
- |
5,71 |
- |
1,14 |
- |
- |
- |
- |
V.1 |
- |
- |
22,86 |
- |
- |
- |
- |
- |
V.2 |
- |
- |
22,86 |
0,29 |
- |
- |
- |
- |
V.3 |
- |
- |
22,86 |
0,57 |
- |
- |
- |
- |
V.4 |
- |
- |
22,86 |
1,14 |
- |
- |
- |
- |
Herstellung der Verbunde
[0060] Von den untersuchten Polyamiden wurden Prüfkörper (100 x 100 x 4 mm) im Spritzgießverfahren
bei einer Zylindertemperatur von 250 °C hergestellt. Anschließend wurde eine Platte
in eine Form aus V2A-Stahl (100 x 100 x 8 mm) gelegt und mit einem 20 mm breiten Stück
PTFE-Folie an einer Seite abgedeckt. Die Gesamtfläche wurde mit der zu prüfenden Kautschukmischung
bedeckt. Die so präparierte Platte wurde in einer hydraulischen Presse (Schwabenthan
- Polystat 200T) je nach verwendetem Formmassentyp unter folgenden Konditionen verpreßt:
a) 40 Minuten bei 160 °C und 200 bar (Formmassentyp A, H)
b) 20 Minuten bei 180 °C und 200 bar (Formmassentyp B, C, D)
c) 10 Minuten bei 200 °C und 200 bar (Formmassentyp E, F, G)
Prüfung der Verbundhaftung
[0061] Die Prüfung der Verbundhaftung zwischen Polyamidmaterial und vulkanisiertem Kautschuk
wurde mittels eines Schälversuches in Anlehnung an DIN 53 531 durchgeführt. Dabei
wurde das Gummiteil, das durch die Teflonfolie bei der Vulkanisation vom Polyamidmaterial
getrennt gehalten wurde, so eingespannt, daß bei den Schälversuchen der Gummi streifen
senkrecht zu der Thermoplastfläche abgezogen wurde. Die Ergebnisse sind in der Tabelle
2 wiedergegeben, wobei die Beurteilung folgendermaßen vorgenommen wurde:
- H
- Haftung (Bruch im Kautschuk, d. h. kohäsiver Bruch; hohe Trennkraft)
- -
- Nicht-Haftung (Bruch in der Grenzfläche zwischen Gummi und Polyamid, d. h. adhäsiver
Bruch; geringe bis sehr geringe Trennkraft)
- t
- teilweise Haftung (Grenzbereich zwischen kohäsivem und adhäsivem Bruch; mittlere Trennkraft)

[0062] Anhand der Vergleichsbeispiele V1, V5, V6, V10 und V11 wird deutlich, daß ohne Zusatz
von Silan kein fester Verbund erhalten werden kann.
[0063] Die Vergleichsbeispiele V2 bis V4 sowie V7 bis V9 zeigen, daß Silane, die nicht die
erfindungsgemäß benötigte Doppelbindung, sondern eine andere funktionelle Gruppe aufweisen,
zur Herstellung eines festen Verbunds ungeeignet sind.
[0064] Die Beispiele B1, B5, B8, B12 und B15 zeigen, daß im Bereich der Untergrenze des
Silangehalts wegen der silanverbrauchenden Wirkung des Füllstoffs häufig kein ausreichender
Verbund erhalten wird, daß aber bei Anwesenheit eines Füllstoffs mit geringer Oberfläche
gute Ergebnisse erhalten werden.
[0065] Der Einfluß des Silangehalts bei sonst gleicher Zusammensetzung des Kautschukcompounds
wird z. B. in der Reihe V1, B1, B2, B3 deutlich.
[0066] Daß der erfindungsgemäße Effekt auf die Verwendung einer Thermoplastkomponente auf
Basis von Polyamid beschränkt ist, wird durch das Vergleichsbeispiel V12 dokumentiert.
Vergleichsbeispiel V12
[0067] Als Thermoplastkomponente wird ein Polybutylenterephthalat der Handelsbezeichnung
VESTODUR 1000 (Fa. Hüls AG, D-45764 Marl) eingesetzt.
[0068] Als Kautschukcompound wird die Kautschukmischung V.4 verwendet.
[0069] Aus diesen Komponenten wird wie bei den vorhergehenden Beispielen und Vergleichsbeispielen
ein Verbund hergestellt (Preßbedingungen 20 Minuten bei 180 °C und 200 bar). Die Prüfung
führt zu einem adhäsiven Bruch mit nur sehr geringer Trennkraft.
1. Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus mindestens zwei fest miteinander verbundenen
Teilstücken aus Vulkanisaten einerseits und Polyamiden, Polyamidformmassen, Polyamidblends
oder Faserverbundwerkstoffen mit Polyamidmatrix andererseits,
dadurch gekennzeichnet, daß
a) der Thermoplast bzw. die Polyamidmatrix mindestens 30 Gew.-% Polyamid enthält
und
b) das Vulkanisat unter üblichen Vulkanisationsbedingungen im Kontakt mit dem Polyamidformkörper
durch Vulkanisation eines Kautschukcompounds hergestellt wird, das folgende Komponenten
enthält:
I. 100 Gew.-Teile eines Kautschukes,
II. 0 bis 300 Gew.-Teile Füllstoffe,
III. 0 bis 150 Gew.-Teile Weichmacher,
IV. 1 bis 10 Gew.-Teile peroxidische Vulkanisationsmittel,
V. 0 bis 4 Gew.-Teile Vulkanisationsaktivatoren und
VI. 1 bis 10 Gew.-Teile eines Silans der Formel

wobei R¹ ein beliebiger zweiwertiger Rest oder eine direkte Bindung ist, während
R² Wasserstoff, Alkyl, Cycloalkyl oder Aryl, jeweils ggf. substituiert, mit jeweils
maximal 20 C-Atomen bedeutet; und
R³, R⁴ und R⁵ unabhängig voneinander die gleiche Bedeutung wie R² haben oder eine
Gruppe -COOR² bedeuten.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß 2 bis 6 Gew.-Teile eines Silans, bezogen auf 100 Gew.-Teile Kautschuk, eingesetzt
werden.
3. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Silan vom Typ Vinyltrimethoxysilan, Vinyl-tris(2-methoxy-ethoxy)silan oder
3-Methacryloxypropyl-trimethoxysilan ist.
4. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kautschuk ein EP(D)M-Kautschuk, E-SBR, L-SBR, BR, NR, IR, IIR, CIIR, BIIR,
NBR, CR, ein styrolhaltiges Blockcopolymer und/oder ein Polyalkenylen ist.
5. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kautschuk aus 30 bis 100 Gew.-Teilen eines EP(D)M-Kautschuks und 70 bis 0
Gew.-Teilen anderer Kautschuke besteht.
6. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Kautschukcompound darüber hinaus Vulkanisationsverzögerer, Alterungsschutzmittel,
Verarbeitungshilfsmittel, Entformungsmittel und/oder Treibmittel enthält.
7. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Verbund im einstufigen oder im zweistufigen Prozeß hergestellt wird, wobei
die Massetemperatur der Kautschukmischung im Zylinder im Bereich von 40 bis 80 °C
und die Werkzeugtemperatur im Bereich von 140 bis 200 °C liegen.
8. Verbundgegenstände, hergestellt nach einem der vorhergehenden Ansprüche.