[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Aussolen von Salzkavernen
für das Speichern von Erdgas.
[0002] Das Aussolen von Kavernen im Salzgestein dient neben der Solegewinnung für die industrielle
Weiterverarbeitung dem Erstellen von Hohlräumen für das Speichern flüssiger oder gasförmiger
Stoffe sowie zum Deponieren. Dem Erstellen von Kavernen zum Speichern von Erdgas mit
einem nutzbaren Volumen bis 700.000 m³ kommt bei der Energieversorung kommunaler und
industrieller Abnehmer eine große Bedeutung zu. Bei der bisher angewandten Soltechnologie
sind die Teufenlage und die geometrische Form der Salzkaverne durch den Gebirgsaufbau
sowie durch eine geomechanische Berechnung und Bewertung vorgegeben.
[0003] Für das Aussolen wird zunächst eine Kavernenbohrung mit anschließendem Kavernenschlauch
durch das Deckgebirge hindurch bis in den Salzstock abgeteuft und durch eine bis zum
Kavernendach reichende, einzementierte Rohrtour gesichert. In diese einzementierte
Rohrtour werden zwei konzentrisch ineinandergehängte Spülrohrstränge, die äußere Spülrohrtour,
eingebaut. Über den Ringraum zwischen der äußeren Spülrohrtour und der einzementierten
Rohrtour wird ein Blanketmedium eingepumpt. Dieses Blanketmedium besteht aus Mineralöl,
beispielsweise leichtem Heizöl oder einem verflüssigten Propan-Butan-Gemisch. Aufgrund
der geringeren Dichte gegenüber der Sole deckt das Blanketmedium während des Aussolens
das aktuelle Kavernendach ab und verhindert dadurch, daß ein Aussolen in der an sich
bevorzugten Auflösungsrichtung nach oben stattfindet. Auf diese Weise ist ein kontrolliertes
Aussolen im darunter liegenden Kavernenbereich gewährleistet.
[0004] Grundsätzlich stehen zwei Solverfahren und deren Kombination zur Verfügung. Beim
indirekten Aussolen wird Frischwasser durch den Ringraum der beiden Spülrohre in die
Kaverne eingeleitet und steigt, während es sich mit der bereits vorhandenen Sole mischt,
zum jeweiligen Kavernendach auf. Die nur teilgesättigte Sole fließt unter weiterer
Aufkonzentration im Bereich der Kavernenwand abwärts und wird mit der höchsten Sättigung
durch die innere Spülrohrtour im Kavernentiefsten abgezogen.
[0005] Beim direkten Solen wird das Frischwasser durch die innere Spülrohrtour in die Kaverne
gepumpt, strömt außerhalb des inneren Rohres aufgrund der geringeren Dichte gegenüber
der Sole zum jeweiligen Kavernendach auf, konzentriert sich auf dem Weg dorthin auf
und wird im Ringraum zwischen beiden Spülrohren wieder aus der Kaverne abgezogen.
In der Regel läßt sich beim direkten Solen keine gesättigte Sole produzieren.
[0006] In der Praxis wird das Aussolen normalerweise als Kombination beider Verfahren unter
Zuhilfenahme eines rechnergestützten Solsimulationsverfahrens durchgeführt.
[0007] Die soltechnische Entwicklung der Kaverne ist abhängig von dem jeweiligen Solverfahren
- direkt oder indirekt -, und von der Absetzteufe der Spülrohre sowie der Solrate.
Der Blanketspiegel wird während der einzelnen Aussolphasen möglichst in gleicher Teufe
gehalten. Der Einsatz von größeren Blanketmengen zum Abdecken großer Volumenbereiche
ist mit den bereits erwähnten Blanketmedien mit erheblichen finanziellen Aufwendungen
verbunden. Um beispielsweise für eine im Vergleich zum eingangs erwähnten Volumen
kleine Kaverne mit einem Volumen von 150.000 m³ den oberen Drittelbereich mit leichtem
Heizöl abzudecken, sind ca. 50.000 m³ leichtes Heizöl mit Kosten in Höhe von ca. 25
Mio DM erforderlich. Dies ist wirtschaftlich nicht vertretbar.
[0008] Die beim Aussolen von Kavernen entstehende Sole wird entweder zur industriellen Weiterverarbeitung
abgeleitet, in tiefe Gesteinsschichten abgesenkt oder umweltgerecht ins Meer oder
in seenahe Flußsysteme gepumpt.
[0009] Nach Beendigung des Aussolens und dem echometrischen Endvermessen der Kaverne werden
die Spülrohre ausgebaut und die Untertageausrüstung für den späteren Gasbetrieb eingebaut
sowie der Gasförderkopf aufgebaut.
[0010] Vor dem Beginn des Gaseinspeicherns muß die nach dem Aussolen noch in der Kaverne
befindliche Sole mit dem Speichermedium Gas verdrängt werden. Hierzu wird ein Soleauslagerungsstrang
bis zum Kavernenboden in die Bohrung eingebaut. Das Gas wird über den Ringraum zwischen
der Gasfördertour und dem Soleauslagerungsstrang eingepreßt und verdrängt die Sole
über den Soleauslagerungsstrang bis übertage. Nach Beendigung der Soleverdrängung
wird der Soleauslagerungsstrang mit Hilfe einer Hochdruckschleuse gezogen. Von diesem
Zeitpunkt an steht die Kaverne für den Gasbetrieb zur Verfügung.
[0011] Das Einspeichern von Erdgas in eine Kaverne erfolgt in der Weise, daß Erdgas aus
dem Netz, beispielsweise einer Gasfernleitung, über eine Meßstation und einen vorgeschalteten
Abscheider einem Verdichter zugeführt wird. Nach dem Komprimieren auf Kavernendruck
geht der weitere Weg über eine Betriebsmessung und Gasfeldleitungen in die Kavernenbohrung.
[0012] Das Ausspeichern von Erdgas aus einer Kaverne erfolgt in der Weise, daß das Erdgas
über die Gasfeldleitungen, die Betriebsmessung und den Abscheider sowie eine Vorwärmung
in eine Entspannungsregelung gelangt. Hier wird das Erd gas von dem hohen Kavernenkopfdruck
auf den in der Regel niedrigeren Gasfernleitungsdruck entspannt. Der Regelung nachgeschaltet
ist eine Gastrocknung und nochmals eine Übergabemessung zum Registrieren der in das
Netz eingespeisten Gasmenge.
[0013] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Aussolen von Salzkavernen für das Speichern von Erdgas zu schaffen, das sich kostengünstig
durchführen läßt.
[0014] Ausgehend von diesem Problem wird ein Verfahren vorgeschlagen, das erfindungsgemäß
das bei den in der Kaverne herrschenden Drücken und Temperaturen gasförmig bleibende
spätere Speichermedium Erdgas als Blanketmedium verwendet.
[0015] Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, daß das spätere Speichermedium Erdgas
dem Betreiber in unbegrenzter Menge und zu Selbstkosten zur Verfügung steht und sich
daher mit Vorteil als Blanketmedium verwenden läßt. Da das Erdgas bei der Verwendung
als Blanketmedium nicht verlorengeht, läßt sich eine Kaverne durch Nachpressen von
Erdgas, auch in größeren Mengen, und damit bewirktes, gezieltes Absenken des Blanketspiegels
von oben nach unten soltechnisch entwickeln, wobei sich schlecht solende Teufenbereiche
der Kaverne mit dem ohnehin zur Verfügung stehenden Erdgas abdecken lassen, während
ein Nachsolen bereits im Gasbetrieb befindlicher Kavernen in beliebigen Teufen ebenfalls
möglich ist.
[0016] In weiterer Ausgestaltung des Verfahrens kann zum Aussolen eine für den späteren
Gasbetrieb vorgesehene, eine Gasfördertour aufweisende Untertageausrüstung mit einem
übertage befindlichen Gasförderkopf und konzentrischen, längenveränderlichen Spülrohrtouren
in das Deckgebirge eingebracht und das Aussolen über die Spülrohrtouren durchgeführt
werden. Dabei wird das in der ausgesolten Kaverne zu speichernde, bei den in der Kaverne
herrschenden Drücken und Temperaturen gasförmig bleibende Speichermedium Erdgas als
Blanketmedium mit einem solchen Druck in die Kaverne eingespeichert, so daß sich ein
vorgegebener Blanketspiegel einstellt. Die freien Enden der inneren und/oder der äußeren
Spülrohrtouren werden in Abhängigkeit vom einzustellenden Blanketspiegel verschoben,
und die Spülrohrtouren verbleiben nach Beendigung des Aussolens in der Gasfördertour.
[0017] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Aussolen von Salzkavernen besteht aus einer
in das Deckgebirge und den Salzstock bis zum Kavernendach einzementierten Rohrtour,
einer darin abgedichtet eingehängten, ebenfalls bis zum Kavernendach reichenden Gasfördertour,
einer den Ringraum zwischen den Rohrtouren ausfüllenden Schutzflüssigkeit, einer in
die Gasfördertour eingehängten, längenveränderlichen, bis unterhalb des Gasblanketspiegels
reichenden äußeren Spülrohrtour und einem in die äußere Spülrohrtour eingehängten,
längenveränderlichen inneren Spülrohr.
[0018] Die erfindungsgemäße Vorrichtung besteht somit bereits aus der Untertageausrüstung
für den späteren Gasbetrieb und dem übertage befindlichen Gasförderkopf; sie weist
zusätzlich nur die äußere Spülrohrtour und die innere Spülrohrtour auf, um die Kaverne
aussolen zu können.
[0019] Diese Rohre können nach Beendigung des eigentlichen Solprozesses in der Gasfördertour
verbleiben, so daß ein späteres Nachsolen von bereits im Gasbetrieb befindlichen Kavernen
in beliebigen Teufen möglich ist.
[0020] Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens und der dabei verwendeten Vorrichtung
besteht darin, daß sich das Blanketmedium Erdgas jederzeit zu Versorgungszwecken aus
der teilgesolten Kaverne entnehmen bzw. in die Kaverne einspeichern läßt. Hierzu muß
das Aussolen allerdings zeitweise unterbrochen werden.
[0021] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
des näheren erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- den Beginn des Aussolens nach dem Abteufen der Kavernenbohrung,
- Fig. 2
- eine Kaverne, nachdem sie zu etwa einem Drittel fertiggestellt ist,
- Fig. 3
- die Kaverne, nachdem sie etwa zu zwei Dritteln fertiggestellt ist, mit einer Fehlsolung,
- Fig. 4
- eine Darstellung der Beseitigung einer Fehlsolung und
- Fig. 5
- die im wesentlichen fertiggestellte Kaverne.
[0022] Zum Herstellen einer Kaverne wird an der Oberfläche zunächst nach dem Einrammen eines
kurzen Standrohres ein Bohrkeller 12 angelegt, von dem eine Kavernenbohrung durch
das Deckgebirge 11 in eine Salzlagerstätte 13 bis auf das erforderliche Niveau abgeteuft
wird. Eine bis zutage (bis zur Oberfläche) zementierte und im festen Gestein des Deckgebirges
abgesetzte Ankerrohrtour wird in die Bohrung eingebaut (Standrohr und Ankerrohrtour
sind in den Zeichnungen nicht dargestellt). Danach wird eine äußere Rohrtour 1 in
diese Bohrung eingebracht. Sie reicht bis oberhalb des Dachbereiches der auszusolenden
Kaverne. Eine bis zur Oberfläche durchgeführte Zementation 2 ist für die Dichtheit
der Rohrtour 1 gegenüber dem Erdgas in der Kaverne verantwortlich. In die äußere Rohrtour
1 ist eine Gasfördertour 3 eingehängt, die gegenüber der äußeren Rohrtour 1 im unteren
Bereich durch einen Packer 10 abgedichtet ist. Der Ringraum zwischen der äußeren Rohrtour
1 und der Gasfördertour 3 ist durch eine Schutzflüssigkeit 4 ausgefüllt. An die Gasfördertour
3 ist eine Druckleitung 5 für Erdgas als Blanketmedium angeschlossen. Diese Druckleitung
5 steht im übrigen mit der oberirdischen Anlage zum Ein- und Ausspeichern von Erdgas
in Verbindung.
[0023] In die Gasfördertour 3 sind eine äußere Spülrohrtour 6 und eine innere Spülrohrtour
8 eingehängt; die äußere Spülrohrtour 6 steht beim indirekten Solverfahren mit einer
Druckleitung 7 für Frischwasser sowie beim direkten Aussolen für Sole und die innere
Spülrohrtour 8 mit einer Druckleitung 9 - beim indirekten Solverfahren für Sole sowie
beim direkten Aussolen für Frischwasser - in Verbindung.
[0024] Um eine Kaverne auszusolen wird beim indirekten Aussolen - wie in den Zeichnungen
dargestellt - Frischwasser über die Druckleitung 7 und den Ringraum zwischen der inneren
Spülrohrtour 8 und der äußeren Spülrohrtour 6 bis in etwa die Höhe eines Kavernenschlauchs
19 zugeführt. Über die Druckleitung 5 und die Gasfördertour 3 wird komprimiertes Erdgas
18 ebenfalls in den Kavernenschlauch 19 geleitet, und zwar so viel, daß sich ein Blanketspiegel
17 in einer das Kavernendach bestimmenden Höhe einstellt. Der in dieser Phase zu solende
Kavernenbereich 14 befindet sich unterhalb des Gasblanketspiegels. Das aus dem äußeren
Spülrohr 6 austretende Frischwasser steigt bis zum Blanketspiegel 17 auf, strömt von
dort an der Kavernenschlauchwandung nach unten, löst dabei das Salz der Wandung und
gelangt in die innere Spülrohrtour 8, deren Ende oberhalb des jeweiligen Kavernenbodens
16 angeordnet ist, und steigt dann in der inneren Spülrohrtour 8 bis zur Druckleitung
9 auf, von wo es zur industriellen Weiterverarbeitung oder Entsorgung abgeleitet wird.
[0025] Das direkte Aussolen unterscheidet sich von indirekten Solverfahren dadurch, daß
das zum Solen der Kaverne notwendige Frischwasser durch die Druckleitung 9 und die
innere Spülrohrtour 8 in die Kaverne eingeleitet wird und zum Blanketspiegel 17 aufsteigt.
Die aufgesättigte Sole gelangt dann über den Ringraum der inneren Spülrohrtour 8 und
der äußeren Spülrohrtour 6 in die Druckleitung 7.
[0026] Aus Fig. 2 ist ersichtlich, wie sich durch Einstellen des Blanketspiegels 17 ein
Kavernendach 15 in gewünschter Lage entwickelt, ohne dabei in unerwünschter Weise
nach oben zu wandern.
[0027] In Fig. 3 ist die Kaverne zu etwa zwei Dritteln fertiggestellt, wobei sich eine Fehlsolung
20 ergeben hat. Diese Fehlsolung läßt sich gezielt beseitigen, indem durch Einpressen
von Erdgas der Blanketspiegel 17 so weit abgesenkt wird, wie in Fig. 4 dargestellt,
daß die Fehlsolung 20 ausgesolt wird, ohne daß die darüber liegenden Bereiche mit
der Sole in Berührung kommen.
[0028] Die fertige Kaverne 14 ist aus Fig. 5 ersichtlich; sie ist größtenteils noch mit
Sole gefüllt, die durch Einpressen von Erdgas 18 durch die innere Spülrohrtour 8 entfernt
wird.
[0029] Sowohl die äußere Spülrohrtour 6 als auch die innere Spülrohrtour 8 lassen sich in
der Kaverne so höhenverstellen, daß das Aussolen mit Bezug auf den Blanketspiegel
17 und das gewählte Solverfahren (indirekt oder direkt) stets in der wirksamsten Weise
abläuft.
1. Verfahren zum Aussolen von Salzkavernen für das Speichern von Erdgas, gekennzeichnet durch die Verwendung des bei den in der Kaverne herrschenden Drücken und Temperaturen gasförmig
bleibenden späteren Speichermediums Erdgas als Blanketmedium.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem
- zum Aussolen eine für den späteren Gasbetrieb vorgesehene, eine Gasfördertour aufweisende
Untertageausrüstung mit einem übertage befindlichen Gasförderkopf und konzentrischen,
längenveränderlichen Spülrohrtouren in das Deckgebirge eingebracht,
- das Aussolen über die Spülrohrtouren durchgeführt wird, dabei
- das in der ausgesolten Kaverne zu speichernde, bei den in der Kaverne herrschenden
Drücken und Temperaturen gasförmig bleibende Speichermedium Erdgas als Blanketmedium
mit einem solchen Druck in die Kaverne eingespeichert wird, daß sich ein vorgegebener
Blanketspiegel einstellt,
- die freien Enden der inneren und/oder der äußeren Spülrohrtour in Abhängigkeit vom
einzustellenden Blanketspiegel verschoben werden und
- die Spülrohrtouren nach Beendigung des Aussolens in der Gasfördertour verbleiben.
3. Vorrichtung zum Aussolen von Salzkavernen für das Speichern von Erdgas mit
- einer im Deckgebirge (11) und im Salzstock (13) bis zum Kavernendach (15) einzementierten
Rohrtour (1),
- einer darin abgedichtet eingehängten, ebenfalls bis zum Kavernendach reichenden
Gasfördertour (3),
- einer den Ringraum zwischen der einzementierten Rohrtour und der Gasfördertour ausfüllenden
Schutzflüssigkeit,
- einer in die Gasfördertour eingehängten, längenveränderlichen, bis unterhalb des
Blanketspiegels reichenden äußeren Spülrohrtour (6) und
- einer in die äußere Spülrohrtour eingehängten, längenveränderlichen, inneren Spülrohrtour
(8).