(19)
(11) EP 0 725 190 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.08.1996  Patentblatt  1996/32

(21) Anmeldenummer: 95119784.7

(22) Anmeldetag:  15.12.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6E04B 2/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE FR IT

(30) Priorität: 31.01.1995 DE 19502899

(71) Anmelder: Rimmele, Raimund
D-89584 Ehingen/Donau (DE)

(72) Erfinder:
  • Rimmele, Raimund
    D-89584 Ehingen/Donau (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Eisele, Otten & Roth 
Seestrasse 42
88214 Ravensburg
88214 Ravensburg (DE)

   


(54) Hochloch-Leichtziegel für den Mauerwerksbau


(57) Hochloch-Leichtziegel für den Mauerwerksbau, der an allen Seiten winkelgerecht und paarweise parallel geschliffene Oberflächen aufweist, wobei die Abmessungstoleranz höchstens ± 0,50 mm beträgt. Die Kanten (2) sind vorzugsweise abgefast. Die Stoßflächen können ineinander passende Ausformungen haben. Zur Abdichtung, insbesondere bei stumpfem Stoß, kann an wenigstens einer Stoßfläche eine vertikale Nut (3) vorgesehen sein, die mit Dünnbettmörtel verfüllt wird. Es werden die getrockneten Ziegel vor dem Brennen geschliffen.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Hochloch-Leichtziegel, zum Beispiel in Wabenlochungsart, zum Aufbau hochwärmedämmender Außenwände und für Innenwände von Wohnungen und gewerblichen Bauten.

[0002] Derartige Ziegel werden heute meist in relativ großen Formaten verwendet. Sie bilden die tragende Struktur des Bauwerks und sind zugleich wärmedämmend. Allerdings läßt die Ebenflächigkeit und die farbliche und strukturelle Homogenität der Wandfläche von Mauerwerken, die mit solchen Ziegeln ausgeführt worden sind, zu wünschen übrig. Diese mangelhafte "optische Qualität" der Wandflächen ist zum einen auf die zu geringe Maßhaltigkeit der Ziegel, und zum anderen auf das systembedingt ungenaue Vermauern zurückzuführen. Um diesen Mangel zu beseitigen, werden die Wände innen und außen mit einem erheblichen Kostenaufwand verputzt. Der Innenputz verringert die Wohnfläche nicht unbedeutend, zum Beispiel bei einer Wohnung von 70 m2 um 1 m2.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die optische Qualität, insbesondere die Ebenheit, von Ziegelwandflächen soweit zu verbessern, daß man sich den Putz sparen kann.

[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Ziegelsteine an allen Seiten winkelgerecht und paarweise parallel geschliffene Oberflächen aufweisen und daß die Abmessungstoleranz höchstens ± 0,50 mm beträgt.

[0005] Man erreicht dadurch ein präzises Mauerwerk mit absolut ebener Fläche, das dem Auge "schmeichelt". Durch das Abschleifen der Oberfläche der Ziegel kommt die Schönheit des keramischen Grundmaterials voll zum Tragen. Mögliche Ausblühungen, die beim Trockenprozeß entstehen und übliche Leichtziegel verunzieren (sogenannte Anflüge) sind ebenfalls beseitigt. Die Sichtflächen können auch engobiert und dadurch mit schönen keramischen Farben eingefärbt werden. Andererseits ist es möglich, die Wandflächen mit Farbe zu spritzen oder zu streichen oder sie unmittelbar zu tapezieren.

[0006] Durch die aufwendigere Herstellung des Steinmaterials auf der einen Seite und den Wegfalls des Verputzens auf der anderen Seite wird die Wertschöpfung bei der vorgeschlagenen Bauweise stärker in die Vorfertigung verlagert. Trotzdem ergibt sich ein beträchtlicher Kostenvorteil. Für eine Durchschnittswohnung von ca. 70 m2 errechnen sich Einsparungen von ca. DM 10.000,-- für den Putz. Dazu kommen bei derzeitigen Baupreisen ca. DM 4.500,-- für die gewonnene Wohnfläche. Die Mehrkosten für das Schleifen betragen bei der hierfür erforderlichen Ziegelmenge eventuell DM 2.000,--.

[0007] Die Lagerfuge wird wie bei den bekannten Planziegeln, die geschliffene Lagerflächen haben, als 1-mm-Fuge hergestellt mit zementgebundenem sogenanntem Dünnbettmörtel. Um dichte Stoßfugen zu erhalten, wird vorgeschlagen, daß an den Stoßflächen der Ziegel vertikal verlaufende Formschlußorgane eingeschliffen sind. Darunter werden Nuten und Federn verstanden, die hochgenau ineinander passen und keiner Vermörtelung bedürfen. Es kann jedoch auch an den Stoßseiten Dünnbettmörtel eingesetzt werden, sowohl bei ebenen Flächen als auch bei einer Nut- und Federausbildung. Es ist auch möglich, einen Formschluß mit dem Nachbarziegel herbeiführende Vorsprünge anders als allein durch Schleifen anzubringen, zum Beispiel durch Einkleben eines Klötzchens in eine durch Schleifen hergestellte Vertiefung. Bei trockenem Stoß ist es zweckmäßig zur sicheren Abdichtung der Stoßfuge an wenigstens einer Stoßfläche eine vertikale Nut vorzusehen oder auch an beiden Stoßflächen zum Beispiel kleine Halbkreisnuten, die beim Stoßen der Ziegel einander zugewendet sind und einen gemeinsamen, vertikal über die ganze Ziegelhöhe durchgehenden Kanal bilden, der mit Dünnbettmörtel verfüllt wird.

[0008] Um die genaue Ausrichtung eines Ziegels auf der darunter befindlichen Lage zu erleichtern, ist es zweckmäßig, wenn an den Lagerflächen Formschlußorgane eingeschliffen sind, also zum Beispiel an der unteren Lagerfläche eine Nut und an der oberen Lagerfläche eine Feder, die in die Nut des daraufgelegten Ziegels paßt. Da das Anschleifen einer über die ganze Ziegellänge verlaufenden Feder einen hohen Materialverschleiß mit sich bringt, könnten auch einzelne Federleistenstücke in eine eingeschliffene Nut oder andere Vertiefung passend eingesetzt und befestigt werden.

[0009] Vorzugsweise alle Kanten sollten zur Vermeidung einer Kantensplitterung mit einer angeschliffenen Fase versehen werden. Dies kann mit den gleichen Schleifmaschinen geschehen, welche jeweils zwei parallele Ziegelflächen bearbeiten. Für jede Kante ist ein eigener schrägstehender Schleifkopf erforderlich.

[0010] Um die Fugen an der Wandfläche klein zu halten, muß auch die Fase so schmal wie möglich sein. Zum Tapezieren wird man dann kaum spachteln müssen. Andererseits können, um des dekorativen Effektes Willen, Scheinfugen erwünscht sein. In diesem Fall wird vorgeschlagen, daß wenigstens eine Sichtfläche des Ziegels von eingeschliffenen Hohlkehlen umrandet ist. In Weiterbildung dieses Vorschlages können zur Einsparung von Schleifarbeit an wenigstens einer Sichtfläche nur zwei zusammenstoßende Kanten mit eingeschliffenen Hohlkehlen versehen sein. In diesem Fall müssen die Hohlkehlen die gleiche Breite haben wie die gewünschten Scheinfugen, während in dem zuvor erwähnten Fall die Hohlkehlen nur halb so breit wie die Scheinfugen sind.

[0011] Es ist an sich bekannt, Planziegel schon vor dem Brennen zu schleifen (deutsches Patent 38 43 379). Dabei wird bereits der getrocknete ungebrannte Ziegel bearbeitet, der in diesem Stadium noch verhältnismäßig weich ist und somit lange Standzeiten der Schleifwerkzeuge ermöglicht. Mit schwindungsarmen Tonmischungen wird ein ungleichmäßiges Schwinden der Ziegel beim Brennen vermieden, so daß die durch das Schleifen erreichte allseitige Maßhaltigkeit auch nach dem Brennen bestehen bleibt. Deshalb soll auch bei der Herstellung der beschriebenen Hochlochziegel so verfahren werden, daß die getrockneten Ziegel vor dem Brennen geschliffen werden.

[0012] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung in Gestalt eines Hochloch-Ziegels mit glatten Flächen ist in der Zeichnung räumlich dargestellt.

[0013] Vertikal durchgehende Schlitzlöcher 1 sind an der oberen Lagerfläche angedeutet. Alle Kanten haben eine feine Fase 2. An den Stoßflächen ist jeweils in der Mitte eine vertikal durchgehende Halbkreisnut 3 eingefräst. Die benachbarten Halbkreisnuten 3 zweier zusammenstoßender Ziegel werden mit einem Dünnbettmörtel verfüllt, so daß der Stoß auch ohne Flächenvermörtelung absolut dicht ist.


Ansprüche

1. Hochloch-Leichtziegel für den Mauerwerksbau, dadurch gekennzeichnet, daß er an allen Seiten winkelgerecht und paarweise parallel geschliffene Oberflächen aufweist und daß die Abmessungstoleranz höchstens ± 0,50 mm beträgt.
 
2. Leichtziegel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an den Stoßflächen vertikal verlaufende Formschlußorgane eingeschliffen oder angeordnet sind.
 
3. Leichtziegel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an wenigstens einer Stoßfläche eine vertikale Nut (3) eingeschliffen ist.
 
4. Leichtziegel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an den Lagerflächen Formschlußorgane eingeschliffen oder angeordnet sind.
 
5. Leichtziegel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kanten mit einer angeschliffenen Fase (2) versehen sind.
 
6. Leichtziegel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine Sichtfläche von eingeschliffenen Hohlkehlen umrandet ist.
 
7. Leichtziegel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß an wenigstens einer Sichtfläche zwei zusammenstoßende Kanten mit eingeschliffenen Hohlkehlen versehen sind.
 
8. Verfahren zur Herstellung von Leichtziegeln nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die getrockneten Ziegel vor dem Brennen geschliffen werden.
 




Zeichnung







Recherchenbericht