[0001] Die vorliegende Anmeldung betrifft Schmierstoffe mit einem Gehalt an nanopartikulärem
Schwefel mit einem mittleren Teilchendurchmesser im Bereich von 10 bis 1500 nm.
[0002] Schmieren ist das Verwenden eines Materials, das die Gleichförmigkeit und Einfachheit
der Bewegung von zwei Oberflächen gegeneinander verbessert. Darunter ist zu verstehen,
daß die Bewegung unter Schonung der geometrischen Gestalt (Abrieb, Lebensdauer) und
möglichst wirtschaftlich (Reibung) abläuft. Das zum Schmieren verwendete Material
wird als Schmierstoff bezeichnet. Eine wesentliche Aufgabe von Schmierstoffen besteht
somit in der Optimierung einer Kraftübertragung. Weitere Aufgaben von Schmierstoffen
bestehen beispielsweise in der Abfuhr von Reibungswärme, im Korrosionsschutz oder
der Abdichtung.
Bei der Reibung von Oberflächen gegeneinander unterscheidet man die hydrodynamische
Reibung, die trockene Reibung sowie als Grenzgebiet zwischen diesen beiden Formen
die Mischreibung. Die technisch größte Bedeutung hat das Gebiet der Mischreibung.
Hier liegen demgemäß die wichtigsten Einsatzgebiete für Schmierstoffe, zu denen beispielsweise
Gleitlager, Wälzlager, Getriebe, Ketten, Feinwerktechnik, Gleitbahnen, Motoren, Hydraulik,
Werkzeuge, Maschinen und Metallbearbeitungsprozesse zählen wie spanabhebende Metallbearbeitung
und Kaltumformung. Demgemäß unterscheidet man Schmierstoffe je nach Einsatzgebiet
z. B. als Maschinenschmieröle, Zylinderöle, Turbinenöle, Motorenöle, Getriebeöle,
Kompressorenöle, Umlauföle, Hydrauliköle, Isolieröle, Wärmeträgeröle, Prozeßöle, Metallbearbeitungsöle,
Kühlschmierstoffe, Schneidöle und Schmierfette.
[0003] Schmierstoffe bestehen in der Regel aus einem Grundöl sowie Additiven. Als Grundöle
kommen insbesondere zum Einsatz
- Mineralöle, z. B. Erdöl-Destillatfraktionen
- Synthetische Öle, z. B.
- Polyether wie Polyglykole und Polyphenylether
- Carbonsäureester
- Phosphor- und Phosphonsäureester
- Silicone
- Silicatester
- Polyhalogenkohlenwasserstoffe
- fluorierte Verbindungen
- Polyolefine
- Alkylaromaten
oder deren Gemische.
[0004] Neben der Hauptaufgabe der Reibungsverminderung werden an Schmierstoffe weitere Anforderungen
gestellt, welche je nach Einsatzgebiet unterschiedliche Bedeutung haben. Dazu gehören
- Kühlwirkung
- Fähigkeit, an der Reibstelle zu bleiben
- Fähigkeit, gegen Verunreinigungen abzudichten
- anwendungsgerechter Einsatztemperaturbereich
- Korrosionsschutz
- geringe Flüchtigkeit
- niedrige Entflammbarkeit
- geringe Schaumneigung
Da in der Regel nicht alle für eine bestimmte Anwendung verlangten Anforderungen
von einem Grundöl alleine erfüllt werden, werden in der Praxis dem Grundöl Additive
zugesetzt. Diese sogenannten Schmierstoffadditive sind Wirkstoffe, die den Grundölen
zugemischt werden, um den gebrauchsfertigen Schmierstoffen erwünschte Eigenschaften
zu verleihen, welche die Grundöle von Natur aus nicht oder nicht in ausreichendem
Maße besitzen.
Die wichtigsten Typen von Additiven sind
- Oxidationsinhibitoren, z. B. sterisch gehinderte Phenole, Amine, Zinkdithiophosphate
- Korrosions- und Rostinhibitoren, z. B. Aminphosphate, Alkylbernsteinsäuren, Fettsäuren
- Metalldeaktivatoren, z. B. Triarylphosphite, Diamine, Dimercaptan-Thiadiazol-Derivate
- Verschleiß- und Freßschutzwirkstoffe (Anti-Wear-, Extreme-Pressure-Additive), z. B.
Zinkalkyldithiophosphate, Trikresylphosphate, geschwefelte Fette und Olefine, Chlorkohlenwasserstoffe,
Aminphosphate
- Reibungsveränderer (Friction Modifier), z. B. Fettsäuren, Fettamine
- Detergentien, z. B. normale oder basische Ca-, Ba- Mg-Sulfonate oder - Phosphonate
- Dispersantien, z. B. Polymere wie stickstoffhaltige Polymethacrylate, Alkylsuccinimide,
Succinatester
- Pourpoint-Erniedriger, z. B. alkylierte Naphthaline und Phenole
- Viskositätsindexverbesserer, z. B. Polyisobutylene, Polyacrylate, hydrierte Styrol-Butadien-Copolymere
- Schauminhibitoren, z. B. Silikonpolymere, Tributylphosphat
- Haftverbesserer, z. B. Seifen, Polyacrylate
- Emulgatoren, z. B. Natriumsalze organischer Sulfonsäuren, Fettaminsalze
- Bakterizide, z. B. Phenole, Chlorverbindungen, Formaldehydderivate.
Eine detaillierte Übersicht über Schmierstoffe und Schmierstoffadditive, deren Zusammensetzung
und Wirkungsweise findet sich in W. J. Bartz et al., Additive für Schmierstoffe, Kontakt
& Studium Band 433, Expert Verlag, Renningen-Malmsheim 1994.
Die für die praktische Anwendung angestrebten Schmierstoffeigenschaften werden in
der Regel erst durch die Verwendung einer Kombination unterschiedlicher Additive erreicht.
Die Einsatzkonzentrationen der Additive in den gebrauchsfertigen Schmierstoffen liegt
im Bereich von wenigen ppm (z. B. für Schauminhibitoren) bis zu Konzentrationen von
30%. Neben den Schmierstoffadditiven selbst sind auch Schmierstoffadditiv-Konzentrate
im Handel, welche konzentrierte Vorlösungen oder Vordispersionen von Schmierstoffadditiven
in Grundölen darstellen und aus welchen der Anwender durch Verdünnung mit Grundöl
die gebrauchsfertige Schmierstoff-Zubereitung herstellt.
[0005] Wie oben beschrieben, besteht die wichtigste Aufgabe von Schmierstoffen in der Reibungsverminderung
gegeneinander bewegter Materialien und der Verhinderung von mechanischem Verschleiß
im Mischreibungsgebiet. Bei der Mischreibung werden die Gleitflächen durch einen Flüssigkeitsfilm
getrennt, sind jedoch noch so nahe beieinander, daß sich einzelne Rauhigkeitsspitzen
berühren. Die unmittelbaren Kontaktstellen bestimmen das Reibungsverhalten und den
Verschleiß der gegeneinander reibenden Materialien. Bei direkter metallischer Berührung
in diesen Zonen können hohe Drücke und sehr hohe Temperaturen auftreten, die gelegentlich
zu Verschweißungen (

Fressen") und zum Herausreißen von Teilchen aus dem Werkstoffverbund führen können.
Durch Zugabe von Verschleiß- und Freßschutzadditiven zu den Schmierstoffen werden
die sich berührenden und damit erhitzten Stellen der Oberflächen der Gleitpartner
durch Bildung einer gut haftenden und leicht scherbaren Schutzschicht chemisch verändert.
In der Fachwelt wird keine klare Trennung zwischen Verschleiß- bzw. Freßschutzadditiven
sowie den darunter fallenden Anti-Wear- und Hochdruck- oder Extreme-Pressure-Additiven
(EP-Additiven) vorgenommen, so daß im weiteren Text der vorliegenden Anmeldung der
Einfachheit halber alle diese Additive unter dem gemeinsamen Begriff EP-Additive verstanden
werden sollen.
Aus dem Stand der Technik sind bereits zahlreiche EP-Additive bekannt, die jedoch
alle für die Anforderungen der Praxis nicht vollständig befriedigen können. So ist
beispielsweise bei den Phosphorsäureestern das Lasttragevermögen unter Extreme-Pressure-Bedingungen
begrenzt, und sie sind anfällig gegen Hydrolyse. Die Chlorparaffine wirken, indem
sie unter Anwendungsbedingungen das Metall mit einem leicht scherbaren Film aus Metallchlorid
überziehen. Der bei Anwesenheit von Feuchtigkeit und unter Einwirkung von Licht sich
bildende Chlorwasserstoff kann jedoch starke Korrosionen an der Metalloberfläche bewirken,
was den Einsatz der Chlorparaffine erheblich einschränkt. Darüber hinaus ist ihr Einsatz
wegen ihrer ungünstigen ökotoxikologischen Eigenschaften und der damit verbundenen
hohen Entsorgungskosten stark rückläufig.
Die Wirkung schwefelhaltiger Verbindungen als EP-Additive kommt durch Abspaltung des
Schwefels und dessen Reaktion mit der Metalloberfläche zustande, setzt also das Vorliegen
des Schwefels in einer disponiblen Form voraus. Da die Freisetzung von Schwefel aus
Mono- und Disulfiden jedoch erst bei höheren Temperaturen erfolgt, besitzen diese
nur mittlere Aktivitäten als EP-Additive. Das als EP-Additiv mit insgesamt guten Anwendungseigenschaften
früher vielfach eingesetzte geschwefelte Spermöl verlor seine Bedeutung, da der Ausgangsstoff
zu seiner Herstellung aus Gründen des Tierschutzes heute kaum mehr verfügbar ist.
Die Einsatzgebiete für vollsynthetische schwefelhaltige Verbindungen wie Dibenzyldisulfid,
geschwefelte Olefine, Terpene und Fettsäureester sind eingeschränkt beispielsweise
durch ihre für zahlreiche Anwendungsgebiete zu hohe Korrosivität. Schwefelverbindungen
weisen darüber hinaus in vielen Fällen eine unbefriedigende Hautverträglichkeit sowie
einen unangenehmen Geruch auf, was im praktischen Gebrauch zur Belästigung und zur
Gesundheitsgefährdung von Personen führt. Als EP-Additive mit dem insgesamt ausgewogensten
Eigenschaftsprofil sind heute Dialkyloligosulfide wie z. B. Diisononylpentasulfid
im Gebrauch, die jedoch wie die übrigen EP-Additive des Stands der Technik häufig
keine befriedigende Wirkung zeigen. Darüber hinaus ist bei den bekannten EP-Additiven
das Preis-Leistungs-Verhältnis in vielen Fällen nicht zufriedenstellend bzw. die Löslichkeit
oder Dispergierbarkeit in den Grundölen nicht ausreichend.
Auch elementarer Schwefel in handelsüblichen Formen, z. B. als Schwefelblüte, findet
Einsatz als Schmierstoffadditiv. Seine Löslichkeit ist jedoch in den im Bereich der
Teilschmierung üblicherweise verwendeten Grundölen zu gering, um für die üblichen
Anforderungen der Praxis eine ausreichende Schmierwirkung zu erzielen. Alle Versuche,
durch Erhöhung der Einsatzmenge des Schwefels eine ausreichende Schmierwirkung zu
erzielen, führten wegen der Bildung von Dispersionen zu nicht akzeptablen Ergebnissen
bei der Formulierung und Handhabung der entsprechenden Schmierstoffe. So kam es zu
einem Sedimentieren des Schwefels während der Lagerung des Schmierstoffs sowie bei
vorübergehendem Stillstand der zu schmierenden Teile. Bei dem bei bestimmten Anwendungen
erforderlichen Abfiltrieren von während des technischen Einsatzes entstehenden Metallspänen
wurde darüber hinaus der Schwefel ebenfalls im Filter zurückgehalten und damit dem
Schmiermittel entzogen. In der Praxis werden wegen dieser Probleme anstelle elementaren
Schwefels die vorstehend beschriebenen schwefelhaltigen Verbindungen eingesetzt.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand darin, EP-Additive und diese enthaltende
Schmierstoffe technisch verfügbar zu machen, welche den genannten Nachteilen des Stands
der Technik abhelfen.
[0007] Gegenstand der Erfindung sind schwefelhaltige Schmierstoffe, welche nanopartikulären
Schwefel mit einem mittleren Teilchendurchmesser im Bereich von 10 bis 1500 nm, vorzugsweise
jedoch im Bereich von 25 bis 800 nm, enthalten.
[0008] Die Größenangaben sind zu verstehen als Durchmesser in Richtung der größten Längenausdehnung
der Teilchen. Bei der Herstellung der feinteiligen Partikel erhält man stets Teilchen
mit einer Größe, die einer Verteilungskurve folgt. Zur experimentellen Bestimmung
der Teilchengröße kann beispielsweise die dem Fachmann bekannte Methode der dynamischen
Lichtstreuung angewandt werden.
[0009] Überraschenderweise wurde gefunden, daß nanopartikulären Schwefel mit den vorstehend
genannten Teilchendurchmessern enthaltende Schmierstoffe Vorteile gegenüber Schmierstoffen
des Stands der Technik aufweisen, wie beispielsweise
- eine hervorragende Schmierwirkung, besonders bei hoher Belastung
- eine einfache Herstellbarkeit der Schmierstoff-Zubereitungen verbunden mit einer guten
Lagerstabilität, ohne daß Agglomeration oder Sedimentation der dispergierten Partikel
erfolgt
- Ungiftigkeit
- Geruchlosigkeit
- gute Hautverträglichkeit
- problemlose Entsorgbarkeit.
[0010] Die nanopartikulären Schwefelteilchen sind in einer weiteren Ausführungsform der
Erfindung von mindestens einem Oberflächenmodifikationsmittel ummantelt. Durch diese
Ummantelung wird die chemische Stabilität gegenüber oxidativen und photochemischen
Veränderungen während der Lagerung der Partikel verbessert und ihre Stabilität gegenüber
einer Agglomeration erhöht. Weiterhin kann durch eine geeignete Ummantelung der Partikel
ihre Redispergierbarkeit verbessert und diese unterschiedlichen Dispersionsmitteln
angepaßt werden.
[0011] Unter Oberflächenmodifikationsmitteln sind Stoffe zu verstehen, welche der Oberfläche
der feinteiligen Partikel physikalisch anhaften, mit diesen jedoch nicht chemisch
reagieren. Die einzelnen an der Oberfläche adsorbierten Moleküle der Oberflächenmodifikationsmittel
sind im wesentlichen frei von intermolekularen Bindungen untereinander. Unter Oberflächenmodifikationsmitteln
sind insbesondere Dispergiermittel zu verstehen. Dispergiermittel sind dem Fachmann
beispielsweise auch unter den Begriffen Emulgatoren, Schutzkolloide, Netzmittel und
Detergentien bekannt.
[0012] Als Oberflächenmodifikationsmittel kommen beispielsweise Emulgatoren vom Typ der
nichtionogenen Tenside aus mindestens einer der folgenden Gruppen in Frage:
(1) Anlagerungsprodukte von 2 bis 30 Mol Ethylenoxid und/ oder 0 bis 5 Mol Propylenoxid
an lineare Fettalkohole mit 8 bis 22 C-Atomen, an Fettsäuren mit 12 bis 22 C-Atomen
und an Alkylphenole mit 8 bis 15 C-Atomen in der Alkylgruppe;
(2) C12/18-Fettsäuremono- und -diester von Anlagerungsprodukten von 1 bis 30 Mol Ethylenoxid
an Glycerin;
(3) Glycerinmono- und -diester und Sorbitanmono- und -diester von gesättigten und
ungesättigten Fettsäuren mit 6 bis 22 Kohlenstoffatomen und deren Ethylenoxidanlagerungsprodukte;
(4) Alkylmono- und -oligoglycoside mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen im Alkylrest und
deren ethoxylierte Analoga;
(5) Anlagerungsprodukte von 15 bis 60 Mol Ethylenoxid an Ricinusöl und/oder gehärtetes
Ricinusöl;
(6) Polyol- und insbesondere Polyglycerinester, wie z.B. Polyglycerinpolyricinoleat,
Polyglycerinpoly-12-hydroxystearat oder Polyglycerindimerat. Ebenfalls geeignet sind
Gemische von Verbindungen aus mehreren dieser Substanzklassen;
(7) Anlagerungsprodukte von 2 bis 15 Mol Ethylenoxid an Ricinusöl und/oder gehärtetes
Ricinusöl;
(8) Partialester auf Basis linearer, verzweigter, ungesättigter bzw. gesättigter C6/22-Fettsäuren, Ricinolsäure sowie 12-Hydroxystearinsäure und Glycerin, Polyglycerin,
Pentaerythrit, Dipenta-erythrit, Zuckeralkohole (z.B. Sorbit), Alkylglucoside (z.B.
Methylglucosid, Butylglucosid, Lauryl-glucosid) sowie Polyglucoside (z.B. Cellulose);
(9) Mono-, Di- und Trialkylphosphate sowie Mono-, Di- und/oder Tri-PEG-alkylphosphate
und deren Salze;
(10) Wollwachsalkohole;
(11) Polysiloxan-Polyalkyl-Polyether-Copolymere bzw. entsprechende Derivate;
(12) Mischester aus Pentaerythrit, Fettsäuren, Citronensäure und Fettalkohol gemäß
DE-PS 1165574 und/oder Mischester von Fettsäuren mit 6 bis 22 Kohlenstoffatomen, Methylglucose
und Polyolen, vorzugsweise Glycerin oder Polyglycerin sowie
(13) Polyalkylenglycole.
[0013] Die Anlagerungsprodukte von Ethylenoxid und/oder von Propylenoxid an Fettalkohole,
Fettsäuren, Alkylphenole, Glycerinmono- und -diester sowie Sorbitanmono- und -diester
von Fettsäuren oder an Ricinusöl stellen bekannte, im Handel erhältliche Produkte
dar. Es handelt sich dabei um Homologengemische, deren mittlerer Alkoxylierungsgrad
dem Verhältnis der Stoffmengen von Ethylenoxid und/ oder Propylenoxid und Substrat,
mit denen die Anlagerungsreaktion durchgeführt wird, entspricht.
[0014] C
8/18-Alkylmono- und -oligoglycoside, ihre Herstellung und ihre Verwendung sind aus dem
Stand der Technik bekannt. Ihre Herstellung erfolgt insbesondere durch Umsetzung von
Glucose oder Oligosacchariden mit primären Alkoholen mit 8 bis 18 C-Atomen. Bezüglich
des Glycosidrestes gilt, daß sowohl Monoglycoside, bei denen ein cyclischer Zuckerrest
glycosidisch an den Fettalkohol gebunden ist, als auch oligomere Glycoside mit einem
Oligomerisationsgrad bis vorzugsweise etwa 8 geeignet sind. Der Oligomerisierungsgrad
ist dabei ein statistischer Mittelwert, dem eine für solche technischen Produkte übliche
Homologenverteilung zugrunde liegt.
[0015] Typische Beispiele für anionische Emulgatoren sind Seifen, Alkylbenzolsulfonate,
Alkansulfonate, Olefinsulfonate, Alkylethersulfonate, Glycerinethersulfonate, α-Methylestersulfonate,
Sulfofettsäuren, Alkylsulfate, Alkylethersulfate wie beispielsweise Fettalkoholethersulfate,
Glycerinethersulfate, Hydroxymischethersulfate, Monoglycerid(ether)sulfate, Fettsäureamid(ether)sulfate,
Mono- und Dialkylsulfosuccinate, Mono- und Dialkylsulfo-succinamate, Sulfotriglyceride,
Amidseifen, Ethercarbonsäuren und deren Salze, Fettsäureisethionate, Fettsäuresarcosinate,
Fettsäuretauride, N-Acylaminosäuren wie beispielsweise Acylglutamate und Acylaspartate,
Alkyloligoglucosidsulfate, Proteinfettsäurekondensate (insbesondere pflanzliche Produkte
auf Weizenbasis), und Alkyl(ether)phosphate. Sofern die anionischen Tenside Polyglycoletherketten
enthalten, können diese eine konventionelle, vorzugsweise jedoch eine eingeengte Homologenverteilung
aufweisen.
[0016] Weiterhin können als Emulgatoren zwitterionische Tenside verwendet werden. Als zwitterionische
Tenside werden solche oberflächenaktiven Verbindungen bezeich-. net, die im Molekül
mindestens eine quartäre Ammoniumgruppe und mindestens eine Carboxylat- und eine Sulfonatgruppe
tragen. Besonders geeignete zwittenonische Tenside sind die sogenannten Betaine wie
die N-Alkyl-N,N-dimethylammoniumglycinate, beispielsweise das Kokosalkyldimethylammonium-glycinat,
N-Acylamino-propyl-N,N-dimethylammoniumglycinate, beispielsweise das Kokosacylaminopropyldimethylammoniumglycinat,
und 2-Alkyl-3-carboxylmethyl-3-hydroxyethylimidazoline mit jeweils 8 bis 18 C-Atomen
in der Alkyl- oder Acylgruppe sowie das Kokosacylaminoethylhydroxyethylcarboxymethylglycinat.
Besonders bevorzugt ist das unter der CTFA-Bezeichnung Cocamidopropyl Betaine bekannte
Fettsäureamid-Derivat. Ebenfalls geeignete Emulgatoren sind ampholytische Tenside.
Unter ampholytischen Tensiden werden solche oberflächenaktiven Verbindungen verstanden,
die außer einer C
8/18-Alkyl- oder -Acylgruppe im Molekül mindestens eine freie Aminogruppe und mindestens
eine -COOH- oder -SO
3H-Gruppe enthalten und zur Ausbildung innerer Salze befähigt sind. Beispiele für geeignete
ampholytische Tenside sind N-Alkylglycine, N-Alkylpropionsäuren, N-Alkylaminobuttersäuren,
N-Alkyliminodipropionsäuren, N-Hydroxyethyl-N-alkylamidopropylglycine, N-Alkyltaurine,
N-Alkylsarcosine, 2-Alkylaminopropionsäuren und Alkylaminoessigsäuren mit jeweils
etwa 8 bis 18 C-Atomen in der Alkylgruppe. Besonders bevorzugte ampholytische Tenside
sind das N-Kokosalkylaminopropionat, das Kokosacylaminoethylaminopropionat und das
C
12/18-Acylsarcosin. Neben den ampholytischen kommen auch quartäre Emulgatoren in Betracht,
wobei solche vom Typ der Esterquats, vorzugsweise methyl-quaternierte Difettsäuretriethanolaminester-Salze,
besonders bevorzugt sind.
[0017] Weiter kommen als Oberflächenmodifikationsmittel in Frage:
a) Thiole der allgemeinen Formel HSR1, wobei R1 einen acyclischen oder cyclischen aliphatischen, araliphatischen, alkylaromatischen
oder aromatischen Rest mit 5 bis 30 Kohlenstoffatomen bedeutet, der zusätzlich mit
einem oder mehreren Substituenten ausgewählt aus der Gruppe ONO2, NO2, Cl, Br, CN, SO3M oder OSO3M substituiert sein kann, wobei M Wasserstoff oder ein Alkalimetall bedeutet.
b) Thioether der allgemeinen Formel R1-Sx-R2, wobei R1 und R2 jeweils für sich die gleiche Bedeutung haben wie für R1 unter a) beschrieben und gleich oder verschieden sein können, und x eine ganze Zahl
zwischen 1 und 12 bedeutet.
[0018] Als Oberflächenmodifikationsmittel geeignete Schutzkolloide sind z.B. natürliche
wasserlösliche Polymere wie z. B. Gelatine, Casein, Gummi arabicum, Lysalbinsäure,
Stärke, Albumin, Alginsäure sowie deren Alkali- und Erdalkalimetallsalze, wasserlösliche
Derivate von wasserunlöslichen polymeren Naturstoffen wie z. B. Celluloseether wie
Methylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Carboxymethylcellulose oder modifizierte Carboxymethyl-cellulose,
Hydroxyethyl-Stärke oder Hydroxypropyl-Guar, sowie synthetische wasserlösliche Polymere,
wie z. B. Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Polyalkylenglycole, Polyasparaginsäure
und Polyacrylate.
[0019] In der Regel werden der Schwefel und das bzw. die Oberflächenmodifikationsmittel
im Gewichtsverhältnis 1 : 50 bis 50 : 1, vorzugsweise 1 : 25 bis 25 : 1 und insbesondere
1 : 10 bis 10 : 1 eingesetzt.
[0020] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Schmiermittel wird nanopartikulärer Schwefel
mit einem oder mehreren Grundölen und/oder Grundölemulsionen sowie wahlweise einem
oder mehreren weiteren Additiven dispergiert. Dabei kann entsprechend der Löslichkeit
des Schwefels im Dispersionsmittel ein Teil des Schwefels in Lösung gehen.
[0021] Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung der gebrauchsfertigen Schmierstoff-Zubereitungen
besteht darin, daß der nanopartikuläre Schwefel zunächst in einem Grundöl oder einer
Grundölemulsion in Form eines Schmierstoffadditiv-Konzentrats vordispergiert wird,
und dieses anschließend durch Verdünnung mit dem gleichen Grundöl oder auch anderen
flüssigen Komponenten in die gewünschte Anwendungsformulierung überführt wird.
Für den Fall, daß die Schmierstoff-Zubereitungen Wasser enthalten, kann der nanopartikuläre
Schwefel auch zunächst mit Wasser dispergiert und anschließend mit den übrigen Rezepturbestandteilen
vermengt werden.
[0022] Die Reihenfolge der Zugabe der einzelnen Komponenten zur Herstellung der Schmierstoff-Zubereitungen
ist dabei in der Regel unkritisch.
[0023] Als Grundöl kommen je nach Einsatzzweck vorzugsweise die eingangs als Grundöle genannten
Stoffgruppen oder deren Emulsionen in Betracht. Vorzugsweise stellt das Grundöl einen
Carbonsäureester wie z. B. Trimethylolpropan-ölsäurester dar. Weitere erfindungsgemäß
für die Additivierung mit dem nanopartikulären Schwefel geeignete Grundöle und Schmiermittel-Zubereitungen
sind beispielsweise beschrieben in Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, Band
20, S. 484-529, 4. Auflage, Verlag Chemie, Weinheim 1981.
[0024] Die in den erfindungsgemäßen Schmiermitteln wahlweise zusätzlich enthaltenen Additive
sind beispielhaft eingangs beschrieben. Ihre Wahl nach Art und Menge richtet sich
nach dem Einsatzzweck des Schmiermittels und ist der vorstehend zitierten Fachliteratur
(W. J. Bartz et al.) zu entnehmen.
[0025] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind somit Schmierstoffe, welche nanopartikulären
Schwefel mit einem mittleren Teilchendurchmesser im Bereich von 10 bis 1500, bevorzugt
jedoch 25 bis 800 nm, dispergiert in einem Grundöl enthalten.
[0026] Die Einsatzmenge des nanopartikulären Schwefels in der Schmierstoff-Zubereitung hängt
vom angestrebten Einsatzzweck ab. Im allgemeinen wird die Einsatzmenge des Schwefels
so gewählt, daß die Konzentration des in den Nanopartikeln enthaltenen Schwefels -
d. h. ohne Berücksichtigung ggf. zusätzlich in den Nanopartikeln enthaltener Oberflächenmodifikationsmittel
- zwischen 0,02 und 50, vorzugsweise 0,1 und 5 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht
der Schmierstoffzubereitungen liegt.
[0027] Die Herstellung des in den erfindungsgemäßen Schmierstoffen enthaltenen nanopartikulären
Schwefels kann nach unterschiedlichen Verfahren erfolgen.
[0028] Bevorzugt erfolgt die Herstellung so, daß zunächst nach einem der aus dem Stand der
Technik bekannten Verfahren eine wässrige Schwefel-Dispersion - auch als "kolloidaler
Schwefel" bezeichnet - hergestellt wird. Solche Verfahren sind beispielsweise beschrieben
in Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie, Band 9 [A], 8. Auflage, Verlag Chemie,
Weinheim 1953, S. 485 f. Die wässrige Dispersion kann für den Einsatz in wasserhaltigen
Schmierstoff-Zubereitungen als solche verwendet werden. Falls gewünscht, kann dabei
durch Hinzufügen oder Entfernen von Wasser eine bestimmte Konzentration der Dispersion
eingestellt werden. Für die Weiterverwendung des Schwefels in nichtwässrigen Schmierstoff-Zubereitungen
wird die wässrige Schwefel-Dispersion vom Wasser befreit, was bevorzugt durch Gefriertrocknung
geschehen kann.
[0029] In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Herstellung der wässrigen Schwefel-Dispersion
dadurch, daß folgende Komponenten zur Reaktion gebracht werden:
a) Schwefelwasserstoff oder ein Alkalimetallsalz des Schwefelwasserstoffs und
b) Schwefeldioxid, schweflige Säure oder ein Alkalimetallsalz der schwefligen Säure.
[0030] Je nach den eingesetzten Reaktionspartnern ist weiterhin eine Brönsted-Säure, bevorzugt
eine Mineralsäure, zuzusetzen, um den für die Reaktion erforderlichen sauren pH-Wert
von unterhalb 7 einzustellen.
[0031] In einer weiteren Ausführungsform des Herstellverfahrens für den nanopartikulären
Schwefel werden der wässrigen Schwefel-Dispersion vor der Gefriertrocknung ein oder
mehrere Oberflächenmodifikationsmittel zugesetzt. Die Art und Menge der zugesetzten
Oberflächenmodifikationsmittel richtet sich dabei nach deren Löslichkeit in der Dispersion
sowie dem Bestimmungszweck der nach Gefriertrocknung erhaltenen ummantelten Schwefelpartikel.
So kann durch die Wahl des Oberflächenmodifikationsmittels beispielsweise die Verträglichkeit
der Schwefel-Nanopartikel auf die übrigen Schmierstoffkomponenten der Zubereitung
abgestimmt werden.
[0032] In einer weiteren Ausführungsform findet die Herstellung der wässrigen Schwefel-Dispersion
in Gegenwart eines oder mehrerer Oberflächenmodifikationsmittel statt, wobei die Reihenfolge
ihrer Zugabe zu den übrigen Reaktionspartnern in der Regel nicht kritisch ist.
[0033] Typischerweise werden die Oberflächenmodifikationsmittel in den oben angegebenen
Gewichtsverhältnissen eingesetzt.
[0034] Weiter kann die Herstellung des in den erfindungsgemäßen Schmierstoffen enthaltenen
nanopartikulären Schwefels erfolgen, indem man dampfförmigen Schwefel in Wasser, das
gegebenenfalls einen oder mehrere Oberflächenmodifikationsmittel enthält, einkondensiert
und die erhaltene Suspension anschließend beispielsweise durch eine Gefriertrocknung
vom Wasser befreit.
[0035] Eine weitere Herstellungsmöglichkeit besteht darin, daß man
(a) Schwefel in eine flüssige Phase, in der er nicht löslich ist, einbringt,
(b) die resultierende Mischung über den Schmelzpunkt des Schwefels erwärmt,
(c) der resultierenden Phase eine wirksame Menge mindestens eines Oberflächenmodifikationsmittels
zusetzt und schließlich
(d) die Emulsion unter den Schmelzpunkt des Schwefels abkühlt.
[0036] Ein weiteres Verfahren zur Herstellung von nanopartikulären Teilchen durch rasche
Entspannung von überkritischen Lösungen (Rapid Expansion of Supercritical Solutions
RESS) ist beispielsweise aus dem Aufsatz von S.Chihlar, M.Türk und K.Schaber in Proceedings
World Congress on Particle Technology 3, Brighton, 1998 bekannt. Um zu verhindern,
daß die Teilchen wieder zusammenbacken, empfiehlt es sich, die Ausgangsstoffe in Gegenwart
geeigneter Oberflächenmodifikationsmittel zu lösen und/oder die kritischen Lösungen
in wäßrige und/oder alkoholische Lösungen der Oberflächenmodifikationsmittel zu entspannen,
welche ihrerseits wieder gelöste Oberflächenmodifikationsmittel enthalten können.
[0037] Ein weiteres geeignetes Verfahren zur Herstellung des nanopartikulären Schwefels
bietet die Evaporationstechnik. Hierbei wird Schwefel zunächst in einem geeigneten
organischen Lösungsmittel gelöst. Anschließend wird die Lösung derart in Wasser oder
ein anderes Nicht-Lösungsmittel, gegebenenfalls in Gegenwart einer darin gelösten
oberflächenaktiven Verbindung gegeben, daß es durch die Homogenisierung der beiden
nicht miteinander mischbaren Lösungsmittel zu einer Ausfällung der nanopartikulären
Teilchen kommt, wobei das organische Lösungsmittel vorzugsweise verdampft. Anstelle
einer wäßrigen Lösung können auch O/W-Emulsionen bzw. O/W-Mikroemulsionen eingesetzt
werden. Als oberflächenaktive Verbindungen können die bereits eingangs erläuterten
Oberflächenmodifikationsmittel verwendet werden.
[0038] Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung von nanopartikulären Teilchen besteht in
dem sogenannten GAS-Verfahren (Gas Anti Solvent Recrystallization). Das Verfahren
nutzt ein hochkomprimiertes Gas oder überkritisches Fluid (z.B. Kohlendioxid) als
Nicht-Lösungsmittel zur Kristallisation von gelösten Stoffen. Die verdichtete Gasphase
wird in die Primärlösung des Ausgangsstoffs eingeleitet und dort absorbiert, wodurch
sich das Flüssigkeitsvolumen vergrößert, die Löslichkeit abnimmt und feinteilige Partikel
ausgeschieden werden. Ähnlich geeignet ist das PCA-Verfahren (Precipitation with a
Compressed Fluid Anti-Solvent). Hier wird die Primärlösung des Ausgangsstoffs in ein
überkritisches Fluid eingeleitet, wobei sich feinstverteilte Tröpfchen bilden, in
denen Diffusionsvorgänge ablaufen, so daß eine Ausfällung feinster Partikel erfolgt.
Beim PGSS-Verfahren (Particles from Gas Saturated Solutions) wird der Ausgangsstoff
durch Aufpressen von Gas (z.B. Kohlendioxid oder Propan) aufgeschmolzen. Druck und
Temperatur erreichen nahe- oder überkritische Bedingungen. Die Gasphase löst sich
im Feststoff und bewirkt eine Absenkung der Schmelztemperatur, der Viskosität und
der Oberflächenspannung. Bei der Expansion durch eine Düse kommt es durch Abkühlungseffekte
zur Bildung feinster Teilchen.
[0039] Die aufgeführten Herstellverfahren für den in den erfindungsgemäßen Schmiermitteln
enthaltenen nanopartikulären Schwefel sind lediglich beispielhaft zu verstehen und
stellen keine Einschränkung dar.
[0040] Weiter betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Schmieren von relativ zueinander
bewegten Oberflächen, bei welchem ein Schmiermittel eingesetzt wird, das nanopartikulären
Schwefel mit einem mittleren Teilchendurchmesser im Bereich von 10 bis 1500 nm, vorzugsweise
jedoch im Bereich von 25 bis 800 nm, enthält.
[0041] Beispiele für solche Verfahren sind die Schmierung von Maschinenteilen wie Lagern
und Gelenken.
[0042] Der nanopartikuläre Schwefel wirkt in den erfindungsgemäßen Schmiermitteln als Schmierstoffadditiv,
insbesondere als Extreme-Pressure-Additiv. Seine besonders vorteilhaften reibungsvermindernden
Eigenschaften machen sich vor allem bei schweren Schneidvorgängen sowie Prozessen
bemerkbar, wo ein hohes Lastaufnahmevermögen gefordert wird. Die Erfindung umfaßt
daher weiterhin Verfahren zur Metallbearbeitung unter Einsatz des vorstehend beschriebenen
nanopartikulären Schwefels und seine Verwendung in Metallbearbeitungsölen, insbesondere
den bei der zerspanenden Metallverarbeitung verwendeten Schneidölen.
[0043] Die folgenden Beispiele sollen den Erfindungsgegenstand näher erläutern:
Beispiele
Beispiel 1: Herstellung von nanopartikulärem Schwefel
[0044] Es wurden getrennt folgende Lösungen hergestellt:
Lösung a): 10,8 g Natriumsulfit in 150 ml Wasser
Lösung b): 19,2 g Natriumsulfid-Nonahydrat in 150 ml Wasser.
Zu Lösung b) wurden mittels einer Pipette 4,5 ml von Lösung a) zugefügt. Zu der so
erhaltenen klaren Lösung wurde unter ständigem Rühren tropfenweise eine Mischung aus
30 ml dest. Wasser und 8,1 g konz. Schwefelsäure solange zugefügt (wobei sich die
Lösung gelb färbt), bis eben noch keine bleibende Trübung auftrat; dies war nach Zugabe
von ca. 24 ml der Wasser/Schwefelsäure-Mischung der Fall. Der entstandenen Mischung
wurde unter ständigem Rühren ein Gemisch aus den verbliebenen 145,5 ml von Lösung
a) und 16,5 g konz. Schwefelsäure zugefügt. Dabei entstand eine gelblich-weiße Ausfällung.
Die erhaltene Mischung wurde 1 h in einem mit einem Uhrglas bedeckten Erlenmeyerkolben
stehengelassen, wobei sich ein Bodensatz ausbildete.
Danach filtrierte man durch einen Faltenfilter ab und wusch den gelben, aus Schwefel-Gel
bestehenden Filterkuchen von der Außenseite des Filters mit 300 ml dest. Wasser aus.
Anschließend wurde der Filterkuchen auf dem Filter mit 900 ml dest. Wasser peptisiert.
Von dem erhaltenen, gelblichweißen wässrigen Schwefel-Sol wurde die Teilchengröße
zu X50 = 829 nm bestimmt.
Die Bestimmung der Teilchengröße erfolgte mit einem ultrakompakten Hochleistungs-Feinstkorn-Granulometer
(UPA). Der X50-Wert besagt, daß 50% aller Teilchen eine Größe aufweisen, die kleiner
oder gleich diesem Wert ist.
Die wässrige Dispersion wurde anschließend gefriergetrocknet, wobei 1,6 g nanopartikulärer
Schwefel mit einer Teilchengröße von X50 = 460 nm erhalten wurden.
Beispiel 2: Herstellung von oberflächenmodifiziertem nanopartikulärem Schwefel
[0045] Es wurde nanopartikulärer Schwefel analog zu Beispiel 1 hergestellt mit dem Unterschied,
daß die Peptisation des Schwefel-Gels auf dem Filter mit 900 ml dest. Wasser erfolgte,
dem zuvor 4,32 g einer 25 Gew-% igen wässrigen Lösung von Cetyltrimethylammoniumchlorid
(Dehyquart A der Henkel KGaA) zugesetzt worden waren. Die Teilchengröße des erhaltenen,
gelblichweißen wässrigen Schwefel-Sols wurde zu X50 = 1230 nm bestimmt.
Die wässrige Dispersion wurde anschließend gefriergetrocknet, wobei 2,1 g nanopartikulärer
Schwefel mit einer Teilchengröße von X50 = 700 nm erhalten wurden.
Beispiel 3: Reib-/Verschleißprüfungen
[0046] Die Reib-/Verschleißprüfungen wurden nach DIN 51 834 (

Schwingungsreibverschleiß im SRV-Prüfgerät bei oszillierender Beanspruchung") in einem
Schmierstoff-, Lubricant-, Material-Testsystem (

SRV-Test") der Firma Optimol Instruments GmbH, München, durchgeführt. Dabei rieb bei
einer gleichmäßigen Belastung von 250 N eine Stahlkugel mit einer Frequenz von 50
Hz auf einer zylindrischen Stahlplatte. Nach 50 min Belastung wurde die Profiltiefe
der Kalotte vermessen. Beim Auftreten von Fressern wurde der Versuch vorzeitig abgebrochen.
Während des gesamten Versuchs wird die Reibungszahl zeitabhängig in Form einer Reibkurve
aufgezeichnet. Das Auftreten eines Reibprofils ist hierbei als unerwünscht zu werten.
Ein ideales Schmiermittel zeichnet sich durch einen linearen Kurvenverlauf aus.
[0047] Als Basisöl wurde jeweils Trimethylolpropan-Ölsäureester (Edenor TMP 05, Warenzeichen
der Henkel KgaA) eingesetzt. Versuch Nr.1 dient als Vergleichsversuch (Leerwert).
In Versuch Nr. 2 (Referenzwert) wurden 13 % Diisononylpentasulfid als Additiv eingesetzt;
diese Konzentration entspricht einer Konzentration von 5 % gebundenem Schwefel. In
den erfindungsgemäßen Versuchen Nr. 3 bis 6 wurde der gemäß Beispiel 1 hergestellte
nanopartikuläre Schwefel in den angegebenen Konzentrationen als Additiv eingesetzt.
In den Vergleichsversuchen Nr. 7 und 8 wurde kommerzielle Schwefelblüte (Riedel de
Haen) als Additiv eingesetzt.
Zur Herstellung der Prüfmuster für die Versuche Nr. 3 bis 6 wurde der nach Gefriertrocknung
erhaltene nanopartikuläre Schwefel aus Beispiel 1 im Schmiermittel dispergiert. Die
Teilchengröße in diesen Dispersionen wurde mit X50 = 770 nm bestimmt.
Versuch Nr. |
.Additiv |
Profiltiefe (µm) |
Meßzeit (min) |
Besonderheiten |
1 |
ohne |
2,56 |
21 |
Versuchsabbruch durch Fresser |
2 |
13 % Diisononylpentasulfid |
3,26 |
50 |
Kurve mit Reibprofil |
3 |
5 % Nano-Schwefel |
1,66 |
50 |
leichtes Reibprofil aus Beispiel 1 |
4 |
2,5 % Nano-Schwefel |
1,09 |
50 |
leichtes Reibprofil aus Beispiel 1 |
5 |
1,25 % Nano-Schwefel |
1,43 |
50 |
linearer Verlauf aus Beispiel 1 |
6 |
0,63 % Nano-Schwefel |
1,46 |
50 |
linearer Verlauf aus Beispiel 1 |
7 |
1 % Schwefelblüte |
2,56 |
25 |
starkes Reibprofil |
8 |
5 % Schwefelblüte |
2,61 |
45 |
starkes Reibprofil |
[0048] Die Versuche Nr. 3 bis 6 zeigen, daß der nanopartikuläre Schwefel selbst in deutlich
niedrigeren Einsatzkonzentrationen als das kommerzielle Referenzprodukt (Nr. 2) deutlich
bessere Reibverschleißwerte aufweist, d. h. eine bessere Schmierung der Stahloberfläche
und damit einen niedrigeren Verschleiß bewirkt. Dies kommt sowohl in der geringeren
Profiltiefe als auch dem günstigeren Verlauf der Reibkurve zum Ausdruck.
Die schlechteren Schmiereigenschaften der Schwefelblüte zeigen sich bereits darin,
daß es vor dem Ende der regulären Versuchsdauer zu Fressern kommt. Darüber hinaus
kommt es zu einer unerwünschten Sedimentation der Schwefelpartikel.
1. Schwefelhaltige Schmierstoffe, dadurch gekennzeichnet, daß sie nanopartikulären Schwefel
mit einem mittlerem Teilchendurchmesser im Bereich von 10 bis 1500 nm enthalten.
2. Schmierstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der mittlere Teilchendurchmesser
im Bereich von 25 bis 800 nm liegt.
3. Schmierstoffe nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwefelpartikel
mit einem oder mehreren Oberflächenmodifikationsmitteln ummantelt vorliegen.
4. Schmierstoffe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der nanopartikuläre
Schwefel in einem Grundöl dispergiert ist.
5. Schmierstoff nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Schmierstoff 0,02 bis 50 Gew.-% des nanopartikulären Schwefels enthält.
6. Schmierstoff nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Schmierstoff 0,1 bis
5 Gew.-% des nanopartikulären Schwefels enthält.
7. Schmierstoff nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß der im Schmierstoff enthaltene nanopartikuläre Schwefel hergestellt wird durch
Gefriertrocknung einer wässrigen Schwefel-Dispersion.
8. Schmierstoff nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige Schwefel-Dispersion
hergestellt wird, indem folgende Komponenten zur Reaktion gebracht werden:
- Schwefelwasserstoff oder ein Alkalimetallsalz des Schwefelwasserstoffs und
- Schwefeldioxid, schweflige Säure oder ein Alkalimetallsalz der schwefligen Säure.
9. Schmierstoff nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß der wäßrigen
Schwefel-Dispersion vor der Gefriertrocknung mindestens ein Oberflächenmodifikationsmittel
zugesetzt wurde.
10. Schmierstoff nach einem der Ansprüche 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Herstellung
der wäßrigen Schwefel-Dispersion in Gegenwart mindestens eines Oberflächenmodifikationsmittels
erfolgt.
11. Verfahren zum Schmieren von relativ zueinander bewegten Oberflächen, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Schmierstoff nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10 einsetzt.