[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Leichtmetall-Felgen aus einer
Aluminium-Legierung, insbesondere für Kraftfahrzeuge, gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches
1.
[0002] Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise der DE 44 42 465 A1 entnehmbar, bei dem
ein vorzugsweise im Gießverfahren hergestellter Rohling unter Wärmezufuhr im Fließpressverfahren
zu einer Felge umgeformt wird. Das Felgenmaterial hat als wesentlichen Bestandteil
Aluminium und als Sekundärbestandteile Silizium, Magnesium, etc. Durch gezielte Wärmebehandlung
wie Lösungsglühen und Warmauslagern (Altern) bei definierten Behandlungszeiten werden
Verspannungen abgebaut, die Gefügestruktur des Materials verbessert und eine definierte
Festigkeit vom T4-Zustand bis zum T6-Zustand eingestellt.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren der gattungsgemäßen Art vorzuschlagen,
mit dem den unterschiedlichen Belastungsfällen der Leichtmetall-Felge in Kraftfahrzeugen
verbessert Rechnung getragen wird.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruches
1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind den weiteren Patentansprüchen
entnehmbar.
[0005] Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, durch unterschiedliche Wärmebehandlungen von
Teilbereichen der Felge (natürlich rotationssymmetrische Bereiche) unterschiedliche
Festigkeiten einzustellen, bevorzugt einen T6-Zustand höherer Festigkeit an dem Innenhorn
der Felge und an dem Felgenbett und im übrigen einen T4/T5-Zustand niedriger Festigkeit.
[0006] Der Erfindung liegt dabei die Erkenntnis zugrunde, das Felgen insbesondere in Kraftfahrzeugen
unterschiedlichen Lasteinleitungen unterliegen. So kann beim Überfahren von positiven
und negativen Hindernissen
- zuerst das Außenhorn der Felge das Hindernis treffen; oder
- zuerst das Innenhorn das Hindernis treffen; oder
- beide Hörner gleichzeitig das Hindernis treffen.
[0007] Die dabei entstehenden Kräfte, die in die Radauhängung des Kraftfahrzeuges eingeleitet
werden, sind im wesentlichen durch die Beschleunigungen der ungefederten Massen hervorgerufen.
Die Beschleunigung selber hängt wiederum ab von der Steifigkeit der Felge an den Lasteinleitungsstellen.
[0008] So erzeugt das aufgrund seiner Nähe zur Felgenschüssel gebildete Außenhorn beim Auftreffen
höhere Kräfte als das weniger steife Felgen-Innenhorn, welches an das dazwischen befindliche
Felgenbett anschließt. Aufgrund der durch die Felgengeometrie geringeren Steifigkeit
des Innenhornes neigt dieses deutlich stärker zu plastischen Verformungen.
[0009] Der erfindungsgemäße Vorschlag schafft somit einen Ausgleich, in dem der weniger
steife Teilbereich der Felge mit dem Felgenbett und den Innenhorn durch eine T6-Wärmebehandlung
auf ein hohes Festigkeitsniveau angehoben wird, während der steife Außenhornbereich
mit zumindest dem radial äußeren Bereich der Felgenschüssel mit einer T4 oder T5-Behandlung
auf einem niedrigerfesten Niveau gehalten wird. Insbesondere der radial innen liegende
Nabenbereich der Felgenschüssel kann je nach sonstigen Kriterien entweder T6 oder
T4/T5 aufweisen.
[0010] Die unterschiedliche Wärmebehandlung der Felge kann angepasst an den verwendeten
Legierungswerkstoff und an das verwendete Fertigungsverfahren in einer unterschiedlichen
Warmauslagerung oder einem nach der Warmauslagerung zusätzlich durchgeführtem Lösungsglühen
oder einer unterschiedlichen Abkühlgeschwindigkeit beim Abschrecken aus der Lösungsglühtemperatur
zur Festigkeitsverminderung von Teilbereichen der Felge durchgeführt werden.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist im folgenden mit weiteren Einzelheiten
näher erläutert. Die Zeichnung dazu zeigt eine nur in der oberen Hälfte dargestellte
Leichtmetall-Felge für Kraftfahrzeuge in einem Längsmittelschnitt mit durch Pfeile
eingezeichneten Festigkeitsbereichen.
[0012] Die hälftig dargestellte Felge 10 aus einer AL-Legierung setzt sich im wesentlichen
zusammen aus einer scheibenförmigen Felgenschüssel 12, einem daran anschließenden,
ringförmigen Außenhorn 14, einem ebenfalls ringförmigen Innenhorn 16 und einem dazwischen
befindlichen Felgenbett 18. Die Felge 10 ist in bekannter Weise über den Material
stärkeren radial innenliegenden Nabenbereich 20 der Felgenschüssel 12 an einem Aufnahmeflansch
der Radlagerung des Kraftfahrzeuges befestigt und trägt einen nicht dargestellten
Reifen.
[0013] Die Felge 10 kann beispielsweise wie in der vorgenannten DE 44 42 465 A1 hergestellt
sein, z. B. durch Fließpressen oder Schmieden eines vorgegossenen Rohlings oder durch
Verwendung einer AL-Knetlegierung.
[0014] Die Felge 10 wird in bekannter Weise einem Lösungsglühen bei einer Temperatur von
ca. 550 ° C unterzogen und abgeschreckt.
[0015] Nach der Endverformung bzw. maßlichen Kalibrierung der Felge 10 wird diese zur Herstellung
der erforderlichen Festigkeit einer Warmauslagerung bzw. künstlichen Alterung bei
einer definierten Temperatur von ca. 200 ° C und einer definierten Aushärtezeit unterzogen.
[0016] Dabei werden erfindungsgemäß das Innenhorn 16 und das Felgenbett 18 gemäß dem eingezeichneten
Bereich 22 auf den Zustand T6 gehärtet bzw. warm ausgelagert, während gleichzeitig
der Teilbereich 24 mit dem Außenhorn 14 und dem radial äußeren Bereich 26 der Felgenschüssel
12 durch Wärmeentzug bzw. Kühlung auf eine Temperatur von ca. 100 ° C gehalten und
damit lediglich den Zustand T4 oder T5 mit einer entsprechend verminderten Festigkeit
annimmt.
[0017] Der radial innere Wärmebehandlungsbereich 28 bzw. der Nabenbereich 20 der Felge 10
wiederum kann bei verringerter Kühlung oder ggf. sogar gleicher Warmauslagerungstemperatur
von 200 ° C Festigkeiten gemäß T4, T5 oder T6 aufweisen, je nach Belastungsprofil
und Geometrie der entsprechenden Leichtmetall-Felge.
[0018] Anstelle der beschriebenen unterschiedlichen Warmauslagerung der Felge 10 kann der
Festigkeits verminderte Bereich 24 und/oder 28 auch hergestellt werden, in dem die
Felge 10 nach dem herkömmlichen Warmauslagern in den entsprechenden Bereichen nochmals
kurzzeitig Lösungsgeglüht und abgeschreckt wird. Es versteht sich, dass dabei abgesehen
von z. B. einem günstigen Übergangsbereich 30 zwischen dem Felgenbett 18 und dem Außenhorn
14 die eingestellte Festigkeit der angrenzenden Bereiche nicht vermindert wird, z.
B. durch entsprechende Kühlmaßnahmen.
[0019] Als weitere Möglichkeit kann der festigkeitsverminderte Bereich 24 und oder 28 auch
hergestellt werden, in dem die Felge 10 nach dem Lösungsglühen im Abschreckungsvorgang
in diesem Bereich gezielt langsam gekühlt wird.
1. Verfahren zum Herstellen von Leichtmetall-Felgen aus einer Aluminium-Legierung, insbesondere
für Kraftfahrzeuge, die zum Erzeugen einer definierten Gefügestruktur und Festigkeit
einem Lösungsglühen und einer Warmauslagerung unterzogen werden, dadurch gekennzeichnet, dass durch unterschiedliche Wärmebehandlungen von Teilbereichen der Felge unterschiedliche
Festigkeiten erzeugt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Innenhorn (16) der Felge (10) und das Felgenbett (18) mit einer höheren Festigkeit
als das Außenhorn (14) und/oder die Felgenschüssel (12) hergestellt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die unterschiedlichen Festigkeiten durch ein unterschiedlich gesteuertes Warmauslagern
erzeugt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass während des künstlichen Warmauslagerns der Felge (10) Teilbereiche (24,28) bzw. das
äußere Felgenhorn (14) und die Felgenschüssel (12) auf einer niedrigeren Warmauslagerungstemperatur
gehalten werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Teilbereiche (24,28) der Felge (10) nach dem Warmauslagern durch zusätzliches Lösungsglühen
wieder festigkeitsvermindert werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Felgenschüssel (12) zumindest im radial äußeren Bereich (26) und das Außenhorn
(14) einem zusätzlichen Lösungsglühen unterzogen werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die unterschiedlichen Festigkeiten durch unterschiedlich gesteuertes Abschrecken
nach dem Lösungsglühen und anschließende Warmauslagerung der Felgen (10) erzeugt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilbereiche (24,28) bzw. das äußere Felgenhorn (14) und die Felgenschüssel (12)
während des Abschreckungsvorgangs aus der Lösungsglühtemperatur gezielt langsam abgekühlt
werden, mit anschließender Warmauslagerung der gesamten Felge (10).
9. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Innenhorn (16) der Felge (10) und das Felgenbett (12) im T6-Zustand und das Außenhorn
(14) der Felge (10) und die Felgenschüssel (12) zumindest teilweise im T4/T5-Zustand
gehalten werden.