[0001] Die Erfindung betrifft eine Schaufel für eine Turbine, insbesondere eine Leitschaufel
einer Gasturbine oder einer Dampfturbine, mit einem Schaufelblatt, das eine Strömungseintrittskante
und eine Strömungsaustrittskante aufweist und aus einem gerichtet erstarrten metallischen
Material mit einer vorgegebenen Erstarrungsrichtung gebildet ist. Die Erfindung betrifft
ferner eine Vorrichtung zum Gießen der Schaufel.
[0002] Die Rotorschaufeln von Turbinen, wie Triebswerkturbinen von Flugzeugen oder Gasturbinen
zur Energiegewinnung in Kraftwerken, sind unter anderem hohen Temperaturen und starken
mechanischen Belastungen ausgesetzt. Dies gilt auch für die Leitschaufeln derartiger
Turbinen, die, bedingt durch die heißen strömenden Gase, mit denen sie in Berührung
kommen, unter anderem hohen thermischen Belastungen ausgesetzt werden. Die für die
Herstellung von Schaufeln und Leitschaufeln verwendeten Materialien müssen demnach
unter anderem eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Kriechen und der thermischen
Ermüdung aufweisen, um akzeptable bzw. wirtschaftliche Dauerfestigkeiten und Betriebszeiten
zu realisieren.
[0003] Bedingt durch das stetige Bestreben, die Wirkungsgrade von Gas- und Dampfturbinen
zu steigern, sind große Anforderungen an die jeweils verwendeten Werkstoffe zu stellen,
die sich nur durch Entwicklung neuer Materialien oder Verbesserung bekannter Materialien
realisieren lassen. Aus dem Stand der Technik sind eine Vielzahl von Werkstoffen in
Form metallischer Legierungen, die für die Herstellung von Turbinenkomponenten, insbesondere
für Leitschaufeln und Rotorschaufeln verwendet werden, bekannt.
[0004] Zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit dieser Werkstoffe gegenüber den auf sie
einwirkenden Belastungen, ist es seit längerem bekannt, einzelne Komponenten einer
Turbine, die mittels eines Gießverfahrens hergestellt werden, unter Einbeziehung einer
vorgegebenen Erstarrungsrichtung zu gießen. So ist beispielsweise aus der Offenlegungsschrift
DE 14 26 378 bekannt, Rotorschaufeln und Leitschaufeln von Gasturbinen in einer Gießvorrichtung
zu gießen, mit der ein gerichtetes Erstarren des verwendeten Schaufelmaterials möglich
ist.
[0005] Die Gießform der Gießvorrichtung befindet sich in der Regel in einer geheizten Kammer,
in welcher die Temperatur der Gießform über den Schmelzpunkt der zu gießenden Legierung
hinaus erhöht wird. Wenn eine geeignete vorgegebene Temperatur erreicht ist, wird
die Legierung, welche deutlich über dem Schmelzpunkt erhitzt wird, durch eine Gießöffnung
in die Gießform eingefüllt. Zur Ausbildung eines starken Temperaturgefälles in der
Gießform wird beispielsweise einer Kühlplatte, die an einem Ende der Gießform an die
Gießform gekoppelt ist, Kühlmittel zugeführt. So lässt sich eine gerichtet erstarrte
Leitschaufel herstellen, die entlang der Erstarrungsrichtung eine deutlich höhere
Widerstandsfähigkeit gegenüber thermischen und mechanischen Belastungen aufweist als
eine in üblicherweise gegossene Leitschaufel.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Schaufel für eine Gasturbine oder
eine Dampfturbine zu schaffen, die hohen Belastungen, insbesondere hohen thermischen
Belastungen standhalten kann.
[0007] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß mit der eingangs genannten Schaufel für eine Turbine,
insbesondere eine Gasturbine oder Dampfturbine gelöst, bei der sich die Erstarrungsrichtung
im Wesentlichen senkrecht zur Längsrichtung des Schaufelblatts, insbesondere über
die gesamte Strecke zwischen der Strömungseintrittskante und der Strömungsaustrittskante
des Schaufelblatts, erstreckt.
[0008] Durch eine so erfindungsgemäß gerichtete Erstarrungsrichtung kann das Schaufelblatt
hohen Belastungen, insbesondere hohen thermischen Belastungen in Form von Temperaturgradienten,
die senkrecht zur Längsrichtung des Schaufelblatts gerichtet sind, standhalten, die
ohne die ausgebildete Erstarrungsrichtung zu einer deutlichen Materialermüdung führen
würden, welche eine deutliche Verringerung der Lebensdauer oder gegebenenfalls einen
Schaufelbruch zur Folge haben kann.
[0009] Die Erfindung ist insbesondere für Leitschaufeln von Vorteil, die im Betrieb - infolge
der Einbausituation in der jeweiligen Turbine - thermischen Gradienten ausgesetzt
werden, die senkrecht zur Erstarrungsrichtung ausgerichtet sind.
[0010] Die sich bei der gerichteten Erstarrung in Erstarrungsrichtung bildende langgestreckte,
säulenförmige Kornstruktur, weist grobe und damit vergleichsweise große Körner auf,
die einen hohen Kriechwiderstand mit sich bringen. Da ferner auch die Korngrenzen
parallel zu der gewählten Erstarrungsrichtung verlaufen und keine den Kriechwiderstand
verringernde, sich senkrecht zur Erstarrungsrichtung erstreckende Korngrenzen vorliegen,
zeichnet sich das Schaufelblatt durch eine hohe Festigkeit in Erstarrungsrichtung
mit einem einhergehenden hohen Elastizitätsmodul aus.
[0011] Bei einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung sind eine äußere und/oder eine
innere Plattform vorgesehen. Die an das äußere und innere Ende des Schaufelblatts
angrenzenden Plattformen, welche der Befestigung der gesamten Schaufel an einer Gehäusestruktur
der Turbine dienen, sind vorzugsweise aus einem feinkörnigen Material gebildet. Feinkörnige
Materialien zeichnen sich durch eine erhöhte Kriechneigung bei hohen Temperaturen
aus, woraus sich letztlich vergleichsweise hohe Streckgrenzen für das Plattform-Material
ergeben. Da insbesondere die Plattformen der erfindungsgemäßen Schaufel im Turbinenbetrieb
thermischen Lastwechseln in Form von Temperaturänderungen ausgesetzt werden, ist eine
feinkörnige Ausbildung der Leitschaufel-Plattformen im Hinblick auf die Lebensdauer
der Plattformen von Vorteil. Eine sich infolge der hohen Temperaturen im Turbinenbetrieb
einstellende hohe Streckgrenze des Plattform-Materials stellt vor dem Hintergrund
der bekannten Wöhlerkurve sicher, dass das Plattform-Material infolge der thermischen
Lastwechsel nicht zu früh ermüdet. Die Einstellung einer erwünschten Korngröße kann
durch kornverfeinernde Legierungselemente erzielt werden. Denkbar ist auch eine thermomechanische
Behandlung des Plattformmaterials.
[0012] Bei einer alternativen Weiterbildung der Erfindung sind die Schaufel und die Plattformen
einstückig aus einem Guss gebildet. So kann insbesondere auch dem Plattform-Material
in einer hierfür ausgebildeten Gießvorrichtung eine sich quer zur Längsrichtung des
Schaufelblatts erstreckende Erstarrungsrichtung aufgeprägt werden, welche die oben
beschrieben Vorteile mit sich bringt.
[0013] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Schaufel anhand
der beigefügten schematischen Zeichnung näher erläutert. Es zeigt die Figur eine schematische
Darstellung einer erfindungsgemäßen Leitschaufel.
[0014] Die Figur zeigt schematisch eine erfindungsgemäße Leitschaufel 10 einer Turbine.
Die Leitschaufel 10 umfasst ein profiliertes Schaufelblatt 12, ein äußere Plattform
14 und eine innere Plattform 16, bezogen auf die Einbaulage der Leitschaufel 10 in
der Turbine.
[0015] Von der äußeren und der inneren Plattform 14, 16 erstrecken sich jeweils zwei Eingreifelemente
22, die für den Eingriff in eine Gehäusestruktur der Turbine (nicht dargestellt) bestimmt
sind, um die Leitschaufel 10 an der Gehäusestruktur anzubringen.
[0016] Das profilierte Schaufelblatt 12 weist eine Strömungseintrittskante 20 und eine Strömungsaustrittskante
18 auf. Das Schaufelblatt 12 ist aus einem gerichtet erstarrten, metallischen Material
gebildet, wobei sich die Erstarrungsrichtung senkrecht zur Längsachse (z-Richtung)
des Schaufelblatts 12 (und damit in X-Richtung) zwischen der Strömungseintrittskante
20 und der Strömungsaustrittskante 18 erstreckt.
[0017] Thermische Gradienten, die infolge einer entsprechenden Anströmung heißer Gase senkrecht
zur Längsachse des Schaufelblatts 12 wirken, bewirken eine thermische Belastung des
Schaufelblattmaterials, die in Richtung der Erstarrungsrichtung orientiert ist. Da
das Schaufelblatt 12 entlang der Erstarrungsrichtung eine deutlich höhere Widerstandsfähigkeit
gegenüber thermischen und mechanischen Belastungen aufweist als ein in üblicherweise
- also ohne eine vorgegebene Erstarrungsrichtung - gegossenes Schaufelblatt, kann
das Schaufelblatt 12 sehr hohen thermischen Gradienten ausgesetzt werden, ohne dass
es zu einer Materialermüdung oder gar zum Materialbruch kommt.
[0018] Die äußere und die innere Plattform 14, 16 sind aus einem feinkörnigen metallischen
Material gebildet, das infolge seiner Feinkörnigkeit bei hohen Temperaturen eine hohe
Streckgrenze aufweist. Feinkörnige Materialien zeichnen sich durch eine erhöhte Kriechneigung
bei hohen Temperaturen aus, woraus sich letztlich vergleichsweise hohe Streckgrenzen
für das Plattform-Material ergeben, mit einer einhergehenden hohen Dauerfestigkeit
gegenüber thermischen Lastwechseln.
1. Schaufel (10) für eine Turbine,
insbesondere eine Gasturbine oder eine Dampfturbine, mit einem Schaufelblatt (12),
das eine Strömungseintrittskante (20) und eine Strömungsaustrittskante (18) aufweist
und aus einem gerichtet erstarrten metallischen Material mit einer vorgegebenen Erstarrungsrichtung
gebildet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Erstarrungsrichtung im Wesentlichen senkrecht zur Längsrichtung des Schaufelblatts
(12) gerichtet ist.
2. Schaufel (10) nach Anspruch 1,
mit einer äußeren und einer inneren Plattform (14, 16), die sich jeweils an ein äußeres
bzw. inneres Ende des Schaufelblatts (12) anschließen,
dadurch gekennzeichnet, dass
die äußere und/oder die innere Plattform (14, 16) aus einem feinkörnigen Material
gebildet sind.
3. Schaufel nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Schaufelblatt (12) und die Plattformen (14, 16) einstückig aus einem Guss gebildet
sind.
4. Schaufel nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
sich das gerichtet erstarrte Material über die gesamte Strecke zwischen der Strömungseintrittskante
(20) und der Strömungsaustrittskante (18) des Schaufelblatts (12) erstreckt.
5. Vorrichtung zum Gießen einer Schaufel (10) nach einem der Ansprüche 1 bis 4.