[0001] Die Erfindung betrifft eine Munition oder ein Geschoss oder dergleichen mit mehreren
Leuchtkörpern zur Gefechtsfeldbeleuchtung.
[0002] Leuchtmunition zur Gefechtsfeldbeleuchtung wird entweder aus einer Waffe, z.B. einem
Mörser, verschossen (Leuchtgranate) oder aus einem Flugkörper als Bombe abgeworfen
(Leuchtbombe). Sie besteht im Wesentlichen aus einem langsam abbrennenden pyrotechnischen
Leuchtsatz (beispielsweise eine Magnesiumverbindung), der aus der jeweiligen Munitionshülle
nach einer vorgegebenen Laufzeit ausgestoßen wird und an einem Fallschirm zur Erde
gleitet. Der Leuchtsatz emittiert während seines Sinkfluges Licht im sichtbaren und/oder
infraroten Wellenlängenbereich und ermöglicht dadurch eine Zielbeleuchtung oder Zielgebietsaufklärung.
[0003] Bekanntlich beinhalten Leuchtgeschosse einen einzigen Leuchtkörper. Dieser wird durch
eine Ausstoßladung nach einer, am Zeitzünder einstellbaren Zeit, aus der Geschosshülle
ausgestoßen. Alternativ wird bei Artilleriegeschossen beim Ausstoß der Boden abgetrennt
und die Submunition über eine Ausstoßplatte aus der Geschosshülle herausgedrückt.
Der Leuchtkörper wird dann durch ein oder mehrere Fallschirmsysteme gebremst.
[0004] Ein Geschoss mit einer Nutzlast beschreibt die
DE 28 30 224 C2. Bei der mitgeführten Nutzlast handelt es sich um einen Leuchtkörper mit einem Fallschirm
als Bremssystem.
[0005] Einen Leuchttopf für Geschosse etc. offenbart die
DE 75 11 529 U1. Dieser wird während des Fluges unter gleichzeitigem Zünden des Leuchtsatzes aus
der Geschosshülle ausgestoßen, wobei der Flammenstrahl des am Fallschirm zur Erde
schwebenden Leuchttopfes nach unten aus diesem austritt.
[0006] Handelt es sich zudem um einen Leuchtkörper mit pyrotechnischer Zündung, hat dies
den Nachteil, dass der pyrotechnische Leuchtsatz regelmäßig ein Risiko darstellt,
weil er sich unbeabsichtigt entzünden und explodieren kann. Außerdem können sich beim
Abbrand im Sinkflug brennende Teile lösen und auf die Erde fallen, was mit einer erhöhten
Brandgefahr und einer Gefährdung von Personen und Umwelt sowie mit einer Verkürzung
der Brenndauer verbunden ist. Sofern der Leuchtsatz für eine Infrarot-Beleuchtung
des Gefechtsfeldes ausgelegt ist, wird durch den Abbrand zwangsläufig auch sichtbares
Licht emittiert, was an sich gerade vermieden werden sollte. Schließlich ist der mit
der Räumung und Bergung von pyrotechnischem Material verbundene Aufwand relativ groß.
[0007] Aus der nicht vorveröffentlichten
DE 10 2007 048 074.3 ist eine derartige Leuchtmunition mit aus einer Geschoßhülle ausgestoßenen und an
einem Fallschirm hängenden Leuchtkörper bekannt. Der Leuchtkörper besteht im Wesentlichen
aus einem zylinderförmigen Gehäuse und einer bodenseitig an dem Gehäuse angeordneten
Trägerplatte mit einer Vielzahl arrayartig angeordneter Leuchtdioden (LEDs), die ein
Gefechtsfeld beleuchten und an einem Fallschirm hängen. Die LEDs des Leuchtkörpers
sind über eine elektronische Steuereinrichtung mit einer Stromquelle verbunden. Dabei
sorgt die Steuereinrichtung dafür, dass die Stromversorgung der LEDs erst nach Öffnen
des Fallschirmes und nur während der sich anschließenden Sinkphase des Leuchtkörpers
erfolgt.
[0008] Nachteilig ist, dass bei einer Fehlfunktion des Fallschirms das Gefechtsfeld überhaupt
nicht beleuchtet wird. In wetterbedingten Situationen, beispielsweise böigem Wind,
kann es zu Schlinger- oder Taumelbewegungen kommen. Diese bewirken Schattenbewegungen
aufgrund des sich bewegenden Leuchtkörpers und erschwert die Beobachtung des Gefechtsfelds.
Die eigentliche Funktion des Leuchtkörpers ist dann nur noch bedingt gegeben.
[0009] Bei Artilleriegeschossen ist der Durchmesser des Leuchtkörpers zudem verhältnismäßig
groß. Dadurch sind sie auch sehr schwer und bewirken eine große Dimensionierung des
Fallschirmes. Im Falle der Geschossbodentrennung kann es beim Öffnen des Fallschirmsystems
zu Beschädigungen an diesem kommen.
[0010] Aus der
DE 2 103 672 A1 ist zudem eine Vielfachladung zur Beleuchtung einer Bodenoberfläche oder eines Gewässers
bekannt. Dazu ist in einem Hohlraum eines Körpers bzw. Behälter eine vorbestimmte
Anzahl von Teilladungen mit je einem pyrotechnischen Leuchtsatz und zugehörigem Fallschirm
eingebunden. Jede Teilladung ist mit einer Verzögerungspulverladung versehen, die
jeder betreffenden Teilladung angepasst ist. Die verschiedenen Teilladungen haben
unterschiedliche Verzögerungszeiten und zwar hat die Teilladung, welche vor einer
anderen aus dem Behälter gestoßen wird, die kürzere Verzögerungszeit. Dadurch wird
erreicht, dass ein aufeinander folgendes Hinaustreiben der Teilladungen aus dem Körper
oder dem Behälter in die Atmosphäre erfolgt, während die Verzögerungszeiten selbst
so gewählt werden, dass sich eine breite Streuung der Teilladungen in der Atmosphäre
ergibt.
[0011] Hiervon ausgehend stellt sich die Erfindung die Aufgabe, eine Leuchtmunition mit
Vielfachladung aufzuzeigen, welche die vorgenannten Nachteile nicht mehr aufweist.
[0012] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausführungen
sind in den Unteransprüchen angedacht.
[0013] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, ebenfalls mehrere Leuchtkörper in ein Geschoss
bzw. eine Geschosshülle zu platzieren, wobei die Fallgeschwindigkeitsreduzierungssysteme
bzw. Bremssysteme (wie Fallschirm etc.) erst nach einer vorbestimmten Flugzeit und
einer Stabilisierung und durch ein Verzögerungselement funktionsbereit gemacht wird.
Die Verzögerungszeit der Anzündung der einzelnen Leuchtkörper sollte dabei unterschiedlich
wählbar sein. Die Leuchtkörper können in alle Arten von Behältern oder Hüllen, wie
Artilleriegeschosshüllen, eingebracht werden. Füllstücke zwischen den Leuchtkörpern
sind an diese anzupassen, gegebenenfalls auch die Anzahl der Leuchtkörper. Die Füllstücke
bzw. Füllelemente bilden vorzugsweise mittig einen Anzündkanal für die Zündung der
Leuchtkörper. Aufgrund der exzentrischen Lagerung der Leuchtkörper innerhalb der Geschosshüllen
verteilen sich die Leuchtkörper nach dem Ausstoß weit günstiger als der bekannte Einleuchtkörper
oder Vielfachbeleuchter. Dies hat des Weiteren zur Folge, dass die Leuchtkörper vom
Geschossboden weniger getroffen bzw. beschädigt werden können.
[0014] Die Form der Leuchtkörper ermöglicht es zu dem als Module für verschiedene Geschosse
zu fungieren. Durch die Verteilung von mehreren Leuchtkörpern in mehreren Ebenen im
Geschoss wird eine bessere Ausleuchtung durch die zeitgleich leuchtenden Leuchtkörper
erreicht.
[0015] Sind die Leuchtkörper in zwei oder mehreren Ebenen innerhalb des Geschosses integriert,
ist es beispielsweise sinnvoll, die Verzögerungszeiten der Leuchtkörper der Ebenen
zu unterscheiden. Aufgrund der unterschiedlich einstellbaren Verzögerungszeiten beginnen
die Leuchtkörper dann zu unterschiedlichen Zeiten zu leuchten. Der sich damit verbindende
Vorteil liegt darin, dass bei Abstimmung der unterschiedlichen Verzögerungen die Gesamtbeleuchtungsdauer
verlängert werden kann. Bei Fehlfunktion eines Fallgeschwindigkeitsreduzierungssystems
oder der Anzündung bleiben die anderen Leuchtkörper ihrerseits funktionsfähig.
[0016] Die Integration mehrerer Leuchtkörper hat des Weiteren den Vorteil, dass aufgrund
der geringeren Masse und Größe die Geschwindigkeitsreduzierungssysteme nicht mehr
so stark belastet werden. Es können einfachere Stabilisierungsmechanismen eingebunden
werden, die ihrerseits die Drall- und Geschwindigkeitsbelastungen stark reduzieren,
wodurch einfache Fallsysteme verwendet werden können. Eine mit der Gewichtsreduzierung
verbundene wettertechnische Abhängigkeit wird dadurch aufgehoben, dass bei starken
Böen die damit verbundenen Taumelbewegungen durch alle Leuchtkörper ausgeführt werden
- der zu beleuchtende Boden aus mehreren Richtungen selbst beim Taumeln ausgeleuchtet
wird.
[0017] Die Nutzung von nicht Drall stabilisierten Geschossen ist gleichfalls möglich. Hier
werden die Leuchtkörper durch die Ausstoßladung über den Anzündkanal radial von der
Geschosshülle weg beschleunigt.
[0018] Prinzipiell wird durch die Einbindung eines Anzündkanals ermöglicht, dass nur eine
Zündeinrichtung für die mehreren Leuchtkörpern benötigt wird.
[0019] Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass mit diesen Leuchtkörpern bei einer ausreichenden
Ausleuchtung ein ungewolltes Blenden vermieden werden kann.
[0020] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert
werden.
[0021] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine seitliche Schnittdarstellung eines Leuchtkörper enthaltenen Geschosses,
- Fig. 2
- eine Schnittdarstellung eines Leuchtkörpers aus Fig. 1,
- Fig. 3
- ein Szenario für das Ausbringen der Leuchtkörper.
[0022] In Fig. 1 ist ein Geschoss 1 dargestellt, welches sich aus einer Geschosshülle 2,
einer Ausstoßladung 3 sowie einer Ausstoßplatte zusammensetzt. Neben einem Geschosszünder
5 und einem Geschossboden 6 befinden sich im Geschoss 1 des Weiteren Leuchtkörper
7 und Füllelemente 8. Die Leuchtkörper 7 sind hier in zwei Ebenen 14, 15 eingebracht.
Im dargestellten Beispiel sind acht Leuchtkörper 7 im Geschoss 1 eingebunden. Die
Füllelemente 8 bilden vorzugsweise mittig im Geschoss 1 einen Kanal 10 für die Ausstoßgase
über die Verzögerungselemente 11, 12 der Leuchtkörper 7 angezündet werden.
[0023] Der einzelne Leuchtkörper 7 selbst besteht aus einer Hülle 18, in welche beispielsweise
ein pyrotechnischer Leuchtsatz 19, und in diesem Fall dann vorzugsweise zwei Verzögerungselemente
11, 12 oder ein zweistufiges Verzögerungselement, ein Ausstoßsystem 16, 22 sowie ein
Fallschirm 17 untergebracht sind (Fig. 2). An der Außenhülle befindet sich ein Stabilisierungselement
13, was aber nicht zwingend erforderlich ist.
[0024] Über den Geschosszünder 5 wird die Zeit eingestellt, nach welcher die Initiierung
der Ausstoßladung 3 erfolgen soll. Über die Höhenrichtung der Waffe (nicht näher dargestellt),
der Auswahl der Ladung und Einstellung des Geschosszünders 5 wird die Reichweite bestimmt,
in der die Gefechtsfeldbeleuchtung erfolgen soll.
[0025] Nach Ablauf der Zünderlaufzeit initiiert der Geschosszünder 5 die Ausstoßladung 3.
Durch den Abbrand der Ausstoßladung 3 wird in der Geschosshülle 2 im Bereich der Geschossogive
9 ein Druck erzeugt, der auf die Ausstoßplatte 4 wirkt und über die Leuchtkörper 7
und die Füllelemente 8 auf den Geschossboden 6 übertragen wird. Mit Erreichen des
notwendigen Druckes schert der Boden 6 ab und die Leuchtkörper 7 wie auch die Füllelemente
8 werden durch die Ausstoßplatte aus der Geschosshülle 2 nach hinten ausgestoßen.
In etwa gleichzeitig, während sich der Druck in der Geschossogive 9 aufbaut, werden
die Verbrennungsgase über den Kanal 10 zu den Verzögerungselementen 11, 12 der Leuchtkörper
7 geleitet. Die Übertragung vom Kanal 10 zu den Verzögerungselementen 11, 12 erfolgt
über Anzündbohrungen 23 in den Füllelementen 8.
[0026] Nach dem Ausstoß der Leuchtkörper 7 aus der Geschosshülle 2 verteilen sich die Leuchtkörper
7 beispielsweise aufgrund des Geschossdralls. In diesem Fall werden durch Stabilisierungselemente
13 an den Leuchtkörpers 7 der Drall als auch die Geschwindigkeit reduziert und ein
definierter Fall gewährleistet. Die Stabilisierungselemente 13 an den Leuchtkörpern
7 können durch den Eigendrall der Leuchtkörper 7 ausgebreitet werden. Andere Möglichkeiten
sind auch gegeben.
[0027] Nach Ablauf der Verzögerungszeit, die beispielsweise durch das erste Verzögerungselement
11 einstellbar ist, wird eine Trennschraube 16 oder dergleichen getrennt und eine
Abdeckung 22 abgestoßen. Dadurch kann sich nun der Fallschirm 17 am jeweiligen Leuchtkörper
7 entfalten.
[0028] Nach Ablauf der Zeit, die durch das zweite Verzögerungselement 12 eingestellt ist,
werden die eigentlichen pyrotechnischen Leuchtsätze 19 entzündet. Die Laufzeiten der
zweiten Verzögerungselemente 12 unterscheiden sich bei den Leuchtkörpern 7 der Ebenen
14, 15. Je nach Auslegung des Geschosses 1 beginnen die Leuchtsätze 7 der Ebene 14
bzw. 15 zuerst abzubrennen und das Gefechtsfeld 20 zu beleuchten. Durch die Streuung
21 der Leuchtkörper 7 nach dem Ausstoß aus der Geschosshülle 2 ist das beleuchtete
Gefechtsfeld 20 größer als die durch einen einzelnen Leuchtkörper 7 beleuchtete Fläche
24. Die Verzögerungselemente 12 der Leuchtkörper 7 der verschiedenen Ebenen 14, 15
sind so aufeinander abgestimmt, dass die Leuchtsätze 19 der Ebene 14, 15 entzündet
werden, bevor die Leuchtkörper 7 der anderen Ebene anfangen zu leuchten. Durch diese
Verzögerung kann die Gesamtbeleuchtungsdauer erhöht werden im Vergleich zu herkömmlichen
Leuchtsystemen.
[0029] Es versteht sich, dass anstelle des pyrotechnischen Leuchtsatzes 19 auch LEDs verwendet
werden können. Hier könnte dann auf eine doppelstufige Verzögerungseinrichtung (11,
12) in der beschriebenen Form verzichtet werden, da eine einfache ausreichend ist.
1. Geschoss (1) mit mehreren Leuchtkörpern (7), insbesondere zur Beleuchtung einer Bodenfläche
oder eines Gewässers oder dergleichen, die in einer Geschosshülle (2) eingebunden
sind, mit einer Ausstoßladung (3), einem Geschosszünder (5) sowie einem Geschossboden
(6) und Bremssystemen (17) je Leuchtkörper (7),
gekennzeichnet durch:
- eine exzentrischen Lagerung der Leuchtkörper (7) innerhalb der Geschosshülle (2),
- wenigstens ein Verzögerungselement (11, 12) je Leuchtkörper (7) sowie
- Füllelemente (8), die vorzugsweise mittig im Geschoss (1) einen Kanal (10) für die
Ausstoßgase bilden und
- über die das wenigstens eine Verzögerungselement (11, 12) des Leuchtkörpers (7)
gezündet wird.
2. Geschoss nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch den Abbrand der Ausstoßladung (3) in der Geschosshülle (2) im Bereich der Geschossogive
(9) ein Druck erzeugt wird, der auf eine Ausstoßplatte (4) wirkt, durch die Leuchtkörper
(7) ausgestoßen werden.
3. Geschoss nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass mit Erreichen des notwendigen Druckes der Geschossboden (6) abschert und die Leuchtkörper
(7) als auch die Füllelemente (8) aus der Geschosshülle (2) nach hinten ausgestoßen
werden.
4. Geschoss nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass gleichzeitig oder in etwa gleichzeitig, während sich der Druck in der Geschossogive
(9) aufbaut, die Verbrennungsgase über den Kanal (10) zu dem Verzögerungselement (11,
12) der Leuchtkörper (7) geleitet werden.
5. Geschoss nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Übertragung vom Kanal (10) zu den Verzögerungselementen (11, 12) über Anzündbohrungen
(23) in den Füllelementen (8) erfolgt.
6. Geschoss nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass Stabilisierungselemente (13) an den Leuchtkörpern (7) vorsehbar sind.
7. Geschoss nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Verzögerungselement (11, 12) als doppeltstufige Verzögerungseinrichtung ausgeführt
ist.
8. Geschoss nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass eine Trennschraube (16) oder dergleichen am Leuchtkörper (7) getrennt und eine Abdeckung
(22) am Leuchtkörper (7) abgestoßen wird, so dass sich das Bremssystem (17) am jeweiligen
Leuchtkörper (7) entfalten kann.