[0001] Bei handgeführten, motorisch angetriebenen Freischneidern kommt ein schnell rotierender
Schneidkopf mit einem Mähfaden zum Einsatz. Infolge der wirkenden Fliehkräfte richtet
sich der Mähfaden radial zur Drehachse aus und schneidet Gras oder andere Pflanzenteile
ab. Die hauptsächliche Belastung des Mähfadens entsteht durch radial wirkende Fliehkräfte,
die auf das Fadenmaterial in dessen Axialrichtung einwirken.
[0002] Damit sich der Mähfaden unter Betriebslast nicht zu sehr dehnt oder gar reißt, wird
ein extrudierter Kunststofffaden als Rohling hergestellt und im Anschluss an den Extrusionsprozess
unter plastischer Verformung gereckt. Beim Recken orientieren sich die polymeren Kettenmoleküle
in der Längsrichtung. Bei hohen Reckverhältnissen werden hohe Längssteifigkeit und
-festigkeit erzielt, was Dehnung und Abrissneigung reduziert.
[0003] Eine weitere Belastung des Mähfadens besteht aber im Verschleiß, der durch das Auf
treffen des Mähfadens auf das Schnittgut oder auf härtere Gegenstände wie Steine oder
dergleichen entsteht. Als Schadensbild ist insbesondere ein Aufspleißen des Mähfadens
zu beobachten. Das Aufspleißen ist auf mangelhafte Festigkeit quer zur Fadenlängsrichtung
zurückzuführen. Die infolge der Reckung in Längsrichtung ausgerichteten Kettenmoleküle
bringen als Nachteil mit sich, dass die Querfestigkeit innerhalb des Mähfadens verringert
wird, was die Neigung zum Aufspleißen begünstigt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen gattungsgemäßen Mähfaden derart weiterzubilden,
dass dessen Verschleißfestigkeit erhöht ist.
[0005] Diese Aufgabe wird durch einen Mähfaden mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0006] Der Erfindung liegt des Weiteren die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
eines solchen Mähfadens anzugeben, mittels dessen der Mähfaden eine erhöhte Verschleißfestigkeit
erhält.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 6 gelöst.
[0008] Beim erfindungsgemäßen Mähfaden und auch beim zugehörigen Herstellverfahren ist vorgesehen,
dass ein Kunststoff mit einer Füllung aus plättchenförmigen Partikeln zum Einsatz
kommt. Aus diesem mit plättchenförmigen Partikeln gefüllten Kunststoff wird ein Fadenrohling
extrudiert und anschließend im erstarrten Zustand in Richtung seiner Längsachse unter
plastischer Verformung derart gereckt, dass sich die eingebetteten Partikel zumindest
vorrangig in Richtung der Längsachse ausrichten. Es entsteht ein Mähfaden, innerhalb
dessen die plättchenförmigen, im Wesentlichen ebenen Partikel jeweils in einer Ebene
liegen, die parallel zur Längsachse des Mähfadens ausgerichtet ist.
[0009] Die vorgenannte Ausrichtung der Partikel infolge des Reckvorganges führt zu einer
gezielten Verstärkung des Kunststoffmaterials in der Längsrichtung des Mähfadens und
auch quer dazu. Dies beruht auf der Erkenntnis, dass die plättchenförmigen Partikel
im Kunststoff eine richtungsabhängige Verstärkungswirkung entfalten, die sich im Wesentlichen
nur in der Ebene der einzelnen flächigen Partikel auswirkt. Bei einer unorientierten
Anordnung der flächigen Partikel liegt ein erheblicher Anteil davon quer zur Längsachse
des Mähfadens und kann in Richtung der Längsachse des Mähfadens, also in Richtung
der Fliehkraftbelastung nicht wirken. Möglicherweise können sie die Tragfähigkeit
des gefüllten Kunststoffes sogar herabsetzen. Durch den Reckvorgang werden aber die
zunächst wahllos räumlich verteilten Partikel einschließlich derjenigen, die unerwünscht
quer zur Längsachse des Mähfadens liegen, umorientiert und gemeinsam mit den polymeren
Kettenmolekülen in der Axialrichtung des Mähfadens ausgerichtet. Einerseits wird hierdurch
der Mähfaden in seiner Axialrichtung durch die flächigen Partikel verstärkt, wobei
diese Verstärkung unterstützend auf die durch den Reckvorgang in Axialrichtung ausgerichteten
polymeren Kettenmoleküle einwirkt. Der Mähfaden erhält in Längs- bzw. Axialrichtung
eine erhöhte Steifigkeit und auch Festigkeit. Da die flächigen, plättchenförmigen
Partikel aber gleichzeitig auch eine Erstreckung in Radial- bzw. Tangentialrichtung
zur Längsachse des Mähfadens aufweisen, beseitigen sie den beim Stand der Technik
zu beobachtenden Nachteil der Aufspleißneigung. Ein Aufspalten bzw. Aufspleißen des
Fadenquerschnitts wird durch die auch in Querrichtung wirkende Haltekraft der Partikel
zuverlässig vermieden. Der erfindungsgemäße Mähfaden ist hinsichtlich seiner Verschleißfestigkeit
deutlich verbessert.
[0010] Die plättchenförmigen Partikel sind zweckmäßig als Nanopartikel ausgebildet und weisen
bevorzugt in ihrer Ebene eine Größe von 500 nm bis 1000 nm und eine Dicke von 0,5
nm bis 2 nm auf. Vorteilhaft sind sie durch ein Schichtsilikat gebildet. Der Gewichtsanteil
der Partikel im Mähfaden liegt zweckmäßig in einem Bereich von einschließlich 1 %
bis einschließlich 5 % und bevorzugt in einem Bereich von einschließlich 2 % bis einschließlich
3 %. Als Kunststoffmaterial, in das die Partikel eingebettet sind, hat sich Polyamid
als zweckmäßig herausgestellt.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nachfolgend anhand der Zeichnung näher
beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- in einer Übersichtsdarstellung einen handgeführten Freischneider mit einem erfindungsgemäß
ausgeführten Mähfaden;
- Fig. 2
- in einer schematischen Seitenansicht einen Ausschnitt aus einem mit Nano- partikeln
gefüllten, extrudierten Kunststofffadenrohling;
- Fig. 3
- den zum erfindungsgemäßen Mähfaden gereckten Fadenrohling nach Fig. 2;
- Fig. 4
- eine Querschnittsdarstellung des Mähfadens nach Fig. 3;
- Fig. 5
- eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit V nach Fig. 2 mit im extrudierten Zustand
unorientiert im Kunststoff eingebetteten plättchenförmigen Nano- partikeln;
- Fig. 6
- eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit VI nach Fig. 3 mit in Richtung der Längsachse
ausgerichteten Nanopartikeln;
- Fig. 7
- eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit VII nach Fig. 4 mit Einzelheiten zur räumlichen
Orientierung der plättchenförmigen Nanopartikel im Quer- schnitt des Mähfadens.
[0012] Fig. 1 zeigt in einer Übersichtsdarstellung einen Freischneider 2, der von einer
Bedienperson 10 getragen und von Hand geführt wird. Der Freischneider 2 umfasst einen
Antriebsmotor 9, der als Elektromotor oder als Verbrennungsmotor ausgeführt sein kann
und der an einem benutzerseitigen Ende eines Führungsrohres 8 angeordnet ist. Am gegenüberliegenden
Ende des Führungsrohres 8 ist ein Schneidkopf 13 mit einem radial davon hervorstehenden
Mähfaden 1 angeordnet und drehbar gelagert. Über eine nicht dargestellte, im Führungsrohr
8 gelagerte Antriebswelle wird der Schneidkopf 13 zusammen mit dem Mähfaden 1 mittels
des Antriebsmotors 9 um eine Drehachse 7 drehend angetrieben. Die hierbei auf den
Mähfaden 1 wirkenden Fliehkräfte richten diesen in radialer Richtung aus. Die Bedienperson
10 führt den Schneidkopf 13 mitsamt dem Mähfaden 1 derart an eine zu bearbeitende
Oberfläche, dass der radial ausgerichtete Mähfaden 1 infolge seiner Umlaufbewegung
auf das zu mähende Gut wie Gras oder dergleichen auftrifft. Das Gras oder andere Pflanzen
werden hierbei abgemäht. Der Mähfaden 1 wird infolge der wirkenden Fliehkräfte in
seiner radial zur Drehachse 7 liegenden Längsachse belastet. Außerdem kann er quer
dazu aufspleißen.
[0013] Fig. 2 zeigt in einer schematischen Seitenansicht einen Ausschnitt eines Fadenrohlings
6, der sich entlang einer Längsachse 5 erstreckt. Eine mit V gekennzeichnete Einzelheit
ist in vergrößerter Detaildarstellung in Fig. 5 gezeigt, demnach der Fadenrohling
6 aus einem Kunststoff 4 gebildet ist, in den eine Vielzahl von Partikeln 3 eingebettet
ist. Die Partikel 3 sind in Form von ebenen Plättchen ausgebildet, die hier der Einfachheit
halber schematisch als Kreisscheiben dargestellt sind. In der Praxis weisen sie eine
unregelmäßige Form auf. In jedem Falle aber haben sie eine zumindest näherungsweise
ebene, flache Form, wobei die Erstreckung der Partikel 3 in ihrer Ebene eine Größe
im Mikrometerbereich oder kleiner aufweist. Bevorzugt sind die Partikel 3 als Nanopartikel
mit einer maximalen Erstreckung im Sub-Mikrometerbereich, nämlich im Nanometerbereich
ausgebildet, wobei die Erstreckung der Partikel 3 in ihrer Ebene eine Größe von circa
500 nm bis circa 1000 nm aufweist. Die Dicke der Partikel 3 ist im Vergleich hierzu
um mehrere Größenordnungen geringer und liegt in einem Bereich von 0,5 nm bis 2 nm
und beträgt im gezeigten Ausführungsbeispiel etwa 1 nm. Der Gewichtsanteil der Partikel
3 im Fadenrohling 6 und auch im später daraus hergestellten Mähfaden 1 (Fig. 1, 3)
liegt vorteilhaft in einem Bereich von einschließlich 1 % bis einschließlich 5 % und
insbesondere in einem Bereich von einschließlich 2 % bis einschließlich 3 %. Als Material
für den Kunststoff 4 ist Polyamid gewählt.
[0014] Für die Partikel 3 ist als Material ein Schichtsilikat gewählt. Dieses ist im gezeigten
Ausführungsbeispiel aus Bentonit gebildet, welches durch Phasenseparation, Interkalation
und anschließende Exfoliation in einzelne Plättchen der vorgenannten Größe aufgespalten
ist. Die einzelnen plättchenförmigen Partikel 3 sind gleichmäßig im Kunststoff 4 verteilt.
[0015] Aus dem Material nach Fig. 5 wird der Fadenrohling 6 nach Fig. 2 extrudiert, wobei
die Partikel 3 im extrudierten Zustand nicht nur in ihrem Ort, sondern auch in ihrer
räumlichen Orientierung gleichmäßig verteilt sind, also keine nennenswerte räumliche
Vorzugsorientierung aufweisen. Insbesondere ist in der Darstellung nach Fig. 5 zu
erkennen, dass ein erheblicher Anteil der plättchenförmigen Partikel 3 Ebenen aufspannt,
die quer zur Längsachse 5 liegen. Hierdurch können sie keine Verstärkungswirkung in
Richtung der Längsachse 5 ausüben oder sogar eine schwächende Wirkung in dieser Richtung
entfalten.
[0016] Nach dem Extrusionsvorgang des Fadenrohlings 6 wird dieser im erstarrten Zustand
in Richtung seiner Längsachse 5 durch Aufbringen einer Längskraft entsprechend den
Pfeilen 11, 12 nach Fig. 2 unter plastischer Verformung gereckt, so dass der Mähfaden
1 gebildet wird, von dem ein Ausschnitt schematisch in Fig. 3 dargestellt ist. Der
Mähfaden 1 nach Fig. 3 ist gegenüber dem Fadenrohling 6 nach Fig. 2 gelängt, weist
aber eine geringere Querschnittsfläche auf. Eine Querschnittsansicht des Mähfadens
1 quer zur Längsachse 5 ist in Fig. 4 dargestellt, demnach ein kreisscheibenförmiger
Querschnitt vorgesehen ist. Es kann aber auch eine abweichende Querschnittsform zweckmäßig
sein.
[0017] Fig. 6 zeigt eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit VI nach Fig. 3, demnach
die in den Kunststoff 4 eingebetteten plättchenförmigen Partikel 3 zumindest vorrangig
in Richtung der Längsachse 5 ausgerichtet sind. Diese Ausrichtung wird durch das Recken
des Fadenrohlings 6 (Fig. 2) zum Mähfaden 1 (Fig. 3) herbeigeführt. Beim Recken orientieren
sich die polymeren Kettenmoleküle des Kunststoffs 4 in Richtung der Längsachse 5 und
führen dabei gleichzeitig eine Umorientierung der stochastisch verteilten Partikel
3 nach Fig. 5 in den Zustand nach Fig. 6 herbei.
[0018] Fig. 7 zeigt eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit VII nach Fig. 4 in einer
Querschnittsdarstellung des Mähfadens 1. Auch hier sind die Partikel 3 in ihrer durch
den Reckvorgang umorientierten Lage gezeigt. Aus der Zusammenschau der Fig. 6 und
7 ergibt sich, dass jeder einzelne plättchenförmige Partikel 3 eine Ebene aufspannt,
die parallel zur Längsachse 5 und im Übrigen entweder radial oder tangential bzw.
sekantenförmig dazu liegt. In dieser jeweiligen Ebene wirken die Partikel 3 verstärkend
auf den Kunststoff 4. Da die Partikel 3 sämtlich zumindest näherungsweise parallel
zur Längsachse 5 (Fig. 6) liegen, ist der Mähfaden 1 in Richtung seiner Längsachse
5 verstärkt. Außerdem ergibt sich aus der Zusammenschau der Fig. 4 und 7, dass sämtliche
Partikel 3 in ihrer jeweiligen Ebene radial bzw. tangential oder sekantenförmig zur
Längsachse 5 liegen und damit den Querschnitt des Mähfadens 1 verstärken. Der Querschnitt
des Mähfadens 1 kann sich deshalb nicht oder nur ein eingeschränkt aufspalten bzw.
aufspleißen.
[0019] Insgesamt ist damit der Mähfaden 1 hinsichtlich seiner hauptsächlich auftretenden
Betriebs- und Verschleißlasten in einer Weise verstärkt, dass eine deutlich erhöhte
Lebensdauer zu beobachten ist.
1. Mähfaden (1) für einen handgeführten Freischneider (2),
dadurch gekennzeichnet, dass der Mähfaden (1) aus einem mit plättchenförmigen Partikeln (3) gefüllten Kunststoff
(4) gebildet und derart gereckt ist, dass die plättchenförmigen Partikel (3) zumindest
vorrangig in Richtung einer Längsachse (5) des Mähfadens (1) ausgerichtet sind.
2. Mähfaden nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die plättchenförmigen Partikel (3) Nanopartikel sind und insbesondere in ihrer Ebene
eine Größe von 500 nm bis 1000 nm und eine Dicke von 0,5 nm bis 2 nm aufweisen.
3. Mähfaden nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel (3) durch ein Schichtsilikat gebildet sind.
4. Mähfaden nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der Gewichtsanteil der Partikel (3) im Mähfaden (1) in einem Bereich von einschließlich
1 % bis einschließlich 5 % und bevorzugt in einem Bereich von einschließlich 2 % bis
einschließlich 3 % liegt.
5. Mähfaden nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff (4) Polyamid ist.
6. Verfahren zur Herstellung eines Mähfaden (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, umfassend
folgende Verfahrensschritte:
- Ein Kunststoff (4) wird mit plättchenförmigen Partikeln (3) gefüllt;
- der gefüllte Kunststoff (4) wird in Form eines Fadenrohlings (6) extrudiert;
- der Fadenrohling (6) wird im erstarrten Zustand in Richtung seiner Längsachse (5)
unter plastischer Verformung derart gereckt, dass sich die eingebetteten Partikel
(3) zumindest vorrangig in Richtung der Längsachse (5) ausrichten.