[0001] Die Erfindung betrifft eine Schwingungstilgungseinrichtung für eine große elektrische
Maschine für unterschiedliche Einsatzorte.
[0002] Beim Betrieb großer rotierender elektrischer Maschinen können Schwingungen mit erheblichen
Amplituden auftreten. Solche Schwingungen führen zu hohen mechanischen Belastungen
oder Geräuschen und werden zum Einem durch die elektrische Maschine selbst produziert,
oder aber von außen über mechanische, akustische oder magnetische Ankoppelungen eingetragen.
Externe Ursachen finden sich beispielsweise im Betrieb von Walzstraßen durch die mechanischen
Stoßbelastungen beim Anschnitt des Walzgutes. Fallen Frequenzen innerer oder äußerer
Erregerquellen mit Systemeigenfrequenzen der elektrischen Maschine zusammen, führen
die daraus resultierenden Schwingungen im längerfristigen Betrieb oft zum Versagen
von verschiedenen Bauteilen. Bei komplexen Anlagen, wie beispielsweise dem Zusammenspiel
eines großen elektrischen Motors, eines Fundaments, eines Getriebes sowie einer Arbeitsmaschine
lassen sich im Vorfeld Eigenfrequenzen zum Teil sehr schwer oder nur ungenau ermitteln.
So können zu nachgiebig gestaltete Fundamente im nachhinein beispielsweise die kritische
Drehzahl eines Elektromotors oder Generators derart absenken, dass die Maschine dauerhaft
in der Biegeresonanz der Welle betrieben wird. Treten trotz vorheriger Berechnungen
ungünstige Resonanzen auf, lassen sich diese oft nur schwer oder gar nicht korrigieren.
Die Folgen reichen im besten Fall von Anlagenabschaltungen durch Grenzwertüberschreitungen,
über Lagerausfälle bis hin zum Totalversagen oder Brüchen im Gesamtsystem. In der
Regel versucht man dann mit gezielten konstruktiven Maßnahmen die Schwingungen durch
verschiedene aufwändige zusätzliche Sekundärmaßnahmen zu reduzieren. Dabei kommen
Versteifungen, Verstärkungen, Verrippungen, Aufdickungen, Verjüngungen, elastische
Aufstellungen, Zusatzmassen oder gegebenenfalls auch der Einsatz alternativer Materialien
zur Anwendung. In der Regel sind derartige Maßnahmen nur unter hohem Aufwand zielführend.
[0003] Aus der
DE 101 50 031 A1 ist eine technische Lösung bekannt, bei der bei einem kleinen einphasigen elektrischen
Antriebsmotor Einrichtungen (sogenannte Schwingungsminderer) zur Minderung der Schwingungs-
und Schallerzeugung angeordnet sind. Diese Schwingungsminderer sind am Rotor oder
am Motorgehäuse befestigt. Sie bestehen aus elastisch an Federn aufgehängten ringförmigen
Zusatzmassen, deren Eigenfrequenz entsprechend abgestimmt ist. Diese Schwingungsminderer
sollen die Auswirkungen des pulsierenden Antriebsmomentes und des daraus resultierenden
Reaktionsmomentes von einphasigen elektrischen Motoren, insbesondere von einphasigen
elektronisch kommutierten Synchronmotoren für den Einsatz in Spülmaschinen verhindern.
Dabei sind die ringförmigen Zusatzmassen direkt im inneren des Synchronmotors an mehreren
ringförmig verteilten einzelnen Federelementen aufgehangen und befestigt. Diese Zusatzmassen
besitzen im Vergleich zur Gesamtmasse des Synchronmotors prozentual betrachtet ein
hohes Gewicht. Durch diese Anordnung werden allerdings nur Drehmomentschwingungen
ausgeglichen. Diese Lösung ist nur für sehr kleine rotierende elektrische Synchronmotoren
geeignet.
[0004] Im Zusammenhang mit elektrischen Maschinen kommen Schwingungstilger bisher lediglich
an drehenden Läufern von Elektromotoren oder Elektrogeneratoren zur Minimierung von
Schwingungen zum Einsatz. Derartige Schwingungstilger sind bei Elektromotoren mit
konstanter Drehzahl typischerweise auf die doppelte Speisefrequenz abgestimmt, um
auftretende Drehschwingungen durch Momentenpendelungen am Läufer zu minimieren.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde eine neuartige Schwingungstilgungseinrichtung
für eine große elektrische Maschine mit konstanten Erregerfrequenzen für unterschiedlichste
Einsatzorte mittels schwingungsreduzierender Elemente zu schaffen, welche sich beliebig
an unterschiedlich große Maschinentypen anpassen lässt, problemlos auf verschiedene
Frequenzen abgestimmt werden kann, konstruktiv einfach und universell aufgebaut ist,
schnell und genau justiert werden kann, sowie für besondere Laufruhe bei konstanten
Erregerfrequenzen sorgt und bei Bedarf nachträglich montierbar sein soll.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Oberbegriffs und des kennzeichnenden
Teils des ersten Patentanspruches gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind
in den Unteransprüchen beschrieben.
[0007] Die erfindungsgemäße Schwingungstilgungseinrichtung für eine große elektrische Maschine
1 ist für unterschiedliche Einsatzorte geeignet. Erfindungsgemäß sind ein, zwei oder
mehrere, d. h. eine beliebige Anzahl von translatorischen Schwingunstilgern 7 an möglichst
steifen, nicht drehenden Teilen der elektrischen Maschine 1 angeordnet. Die translatorischen
Schwingunstilger 7 haben eine Vorzugsarbeitsrichtung und bestehen aus einer schwingenden
Masse 12, welche elastisch zwischen zwei Federn oder Federsystemen 11 mit Spiel auf
zur Führung dienenden Bolzen 10 gelagert ist. Die Ausrichtung der zur Masseführung
dienenden Bolzen 10 entspricht der jeweiligen Arbeitsrichtung des bzw. der Schwingungstilger
7. Die Bolzen 10 übertragen die durch das Feder-Masse-System 8 erzeugten Kräfte auf
eine Grundplatte 9, die fest mit dem Maschinengehäuse 2 der elektrischen Maschine
1 verbunden ist. Mittels Gewindemuttern 13 wird sowohl die axiale Position der Masse
12 auf den Bolzen 6 zur Führung, sowie die Vorspannung der Federn oder des Federsystems
11 festgelegt. Die Masse 12 wird mittels einer pendelnden Aufhängung, z. B. mittels
Ketten 15 in vertikaler Richtung an einen Aufhängevorrichtung 14 gehalten, wobei die
Aufhängung eine Bewegung der Masse 12 in Arbeitsrichtung ermöglicht. Die Abstimmung
des Feder-Masse-Systems 8 muss so ausgeführt sein, dass sich im Arbeitspunkt eine
Phasenverschiebung zwischen 60° und 120° zwischen Masse 12 und Grundplatte 9 einstellt.
Dies ist üblicherweise der Fall, wenn die Eigenfrequenz des Schwingungstilgers 7 als
Einmassensystem betrachtet mit der anliegenden Erregerfrequenz zusammen fällt.
[0008] Von Vorteil ist es, wenn die Schwingungstilgungseinrichtung 6 bei großen elektrischen
Maschinen zum Schutz von einem zusätzlichen Schwingungstilgergehäuse (nicht gezeichnet)
umschlossen ausgebildet ist. Die Schwingungstiger 7 können aber auch ohne Gehäuse
ausgeführt sein.
[0009] Insbesondere im Fall horizontal nachgiebiger Fundamente, wie es durchaus bei großen
elektrischen Maschinen vorkommen kann, führt die Anwendung der erfindungsgemäßen Schwingungstilgungseinrichtungen
6 bei Nenndrehzahl zu einer künstlich erhöhten Steifigkeit des gesamten Maschinengehäuses
2 der elektrischen Maschine 1. Dadurch können Eigenfrequenzen wie das Auftreten der
Wellenbiegeresonanz bei Abstimmungsfrequenz zuverlässig ausgeschlossen werden. Die
Schwingungstilger 7 sorgen in einem eingeschränkten Frequenzbereich um die Abstimmfrequenz
für die Resonanzfreiheit. Aber auch ohne Auftreten von Resonanzen sorgen die Schwingunstilger
für eine deutliche Minimierung von Maschinenschwingungen im Arbeitspunkt der großen
elektrischen Maschine. Der modulare Aufbau der erfindungsgemäßen translatorischen
Schwingungstilger 7 erlaubt eine nachträgliche Installation bei sich bereits länger
im Einsatz befindlichen elektrischen Maschinen ohne vorherige Berücksichtigung der
Schwingungstilger. Sollte die Installation eines Einzelnen, oder weniger translatorischer
Schwingungstilger 7 im Lastbetrieb nicht ausreichen, kann die Leistungsfähigkeit bei
Bedarf durch zusätzliche Schwingungstilger 7 gesteigert werden. Der Einsatz der neuartigen
translatorischen Schwingungstilger 7 bei großen elektrischen Maschinen stellt eine
zuverlässige passive Maßnahme und kostengünstige Möglichkeit mit geringem Materialaufwand
dar, um Schwingungen an solcherart Maschinen dauerhaft erheblich reduzieren zu können.
Die hohe Flexibilität bezüglich der Gestaltung der Feder-Masse-Systeme 8 und der anderen
Einzelteile erlauben die Anpassung an verschiedenste Erregerfrequenzen. Kleine Abweichungen
von Erregerfrequenzen können zum Beispiel durch Erhöhung der Tilgermasse bei gleichzeitiger
Erhöhung der Federsteifigkeiten problemlos ausgeglichen werden. Die Schwingungstilgungseinrichtungen
6 führen zu einer Verlängerung der Lebensdauer der großen elektrischen Maschine. In
speziellen Anwendungen eigenen sich die translatorischen Schwingungstilger 7 auch
zur Minimierung tonaler abgestrahlter störender Geräusche.
[0010] Die Erfindung soll nachstehend in einem Ausführungsbeispiel an Hand der Figuren 1
bis 4 näher erläutert werden. Das nachstehend beschriebene Ausführungsbeispiel bezieht
sich auf eine Gehäuselagermaschine mit auf dem Maschinengehäuse 1 angeordneten Aufsatzkühler
3. Die Lösung ist prinzipiell auch für sogenannte Stehlagermaschinen anwendbar.
- Fig. 1
- zeigt eine Axialansicht einergroßen elektrischen Maschine 1 mit Gehäuselager mit zwei
seitlich am Maschinengehäuse 2angeordneten Schwingungstilgungseinrichtungen 6
- Fig. 2
- zeigt als vergrößertes Detail die Axialansicht auf eine mögliche Ausführung einer
Schwingungstilgungseinrichtung 6
- Fig. 3
- zeigt eine Seitenansicht einer Gehäuselagermaschine mit einer Seitenansicht auf eine
Schwingungstilgungseinrichtung 6
- Fig. 4
- zeigt als vergrößertes Detail eine Schnittdarstellung auf eine mögliche Ausführung
einer Schwingungstilgungseinrichtung 6
[0011] Aus Figur 1 ist ersichtlich, wie links und rechts im oberen Bereich am statischen
Bauteil, hier direkt am Maschinengehäuse 2 einer großen elektrischen Maschine 1 links
uns rechts je eine Schwingungstilgungseinrichtung 6 zur Schwingungsreduzierung angeordnet
ist. Vorzugsweise sind die Schwingungstilgereinrichtungen 6 symmetrisch oder diagonal
gegenüber liegend am Maschinengehäuse 2 unterhalb der Ebene auf der Kühler 3 als Aufsatzkühler
aufgestellt ist, angeordnet. Die elektrische Maschine 1 steht als Gehäuselagermaschine,
d. h. die Welle 5 ist im Maschinengehäuse 2 gelagert auf einem Fundament 4 und ist
mit diesem fest verbunden. Die translatorischen Schwingungstilger 7 sind gegenüberliegend
am Maschinengehäuse 2 befestigt.
[0012] Figur 2 zeigt als Detail eine Schwingungstilgereinrichtung 6 mit einem neuartigen
translatorischen Schwingungstilger7. Der Schwingungstilger 7 ist mit einer Aufhängevorrichtung
14 am Maschinengehäuse 2 direkt angeordnet, wobei der eigentlich aktive translatorische
Schwingungstilger 7 mittels einer oder mehreren Ketten 15 (hier sind auch andere Aufhängungen
z. B. mittels Seilen oder Tragriemen oder federnden Tragelementen möglich) an einem
Ausleger der Aufhängevorrichtung 14 frei beweglich oder pendelnd befestigt ist. Die
Schwingungen des Maschinengehäuses 2 werden direkt mittels der Grundplatte 9 vom Maschinengehäuse
2 in den translatorischen Schwingungstilger 7 eingekoppelt. Die Grundplatte 9 liegt
dabei direkt flächig am Maschinengehäuse 2 an und ist mit dem Maschinengehäuse 2 fest
verbunden. Bevorzugt ist die Grundplatte 9 verschraubt oder verschweißt angeordnet.
Es sind aber auch generell andere Befestigungen möglich.
[0013] In der Grundplatte 9 sind zwei, vier, sechs oder mehrere Bolzen 12 eingelassen und
befestigt, welche das Feder-Masse-System 8 lagern und führen. Die Masse 12 ist elastisch
zwischen zwei Federpaketen, welche aus zwei sich gegenüber liegenden vorgespannten
Federn 11 bestehen gelagert. Mittels der Muttern (Gewindemuttern auf Gewindebolzen)
13 kann die genaue Position sowohl der Masse 12 als auch die Federvorspannung mit
Hilfe der Bolzen 10 hochgenau eingestellt und bei nichtlinearen Federkennlinien an
die Erregerfrequenz angepasst werden. Als Federn kommen bevorzugt Schraubenfedern,
Tellerfedern oder gegebenenfalls auch entsprechend dimensionierte Gummifederelemente
zum Einsatz. Durch die aufeinander abgestimmte Dimensionierung der Auswahl, Abmessung
und Eigenschaften der vorzuspannenden Federn 11 und der entsprechend gewählten Masse
12 kann die Abstimmfrequenz genau festgelegt werden. Die Abstimmung ist dabei so zu
wählen, dass bei Erregerfrequenz ein Phasenverhältnis von bevorzugt 85° bis 95° zwischen
Grundplatte 9 und Masse 12 eingestellt ist. An der schwingenden Masse 12 ist zu deren
schwingenden Aufhängung eine Kette 15 befestigt, welche über eine beliebig ausführbare
Aufhängevorrichtung 14 am Maschinengehäuse 2 befestigt ist.
[0014] Figur 3 zeigt eine Seitenansicht einer elektrischen Maschine 1, d. h. eine Gehäuselagermaschine
und die Anordnung einer Schwingungstilgungseinrichtung 6 am Maschinengehäuse 2 oben
bündig abschließend mit dem Maschinengehäuse 2 in Richtung des Lagers 5 der elektrischen
Maschine 1. Der translatorische Schwingungstilger 7 ist hier in diesem Beispiel mit
sechs Bolzen 12 auf der Grundplatte 9 ausgeführt und an dieser geführt und befestigt.
Die Anzahl der Bolzen 12 ist abhängig von der erforderlichen Dimensionierung der Masse
12 und der erforderlichen Abstimmung des Feder-Masse-Systems 8. Gleichzeitig kann
die Anzahl der Bolzen 10 von der gewählten Art der Federn bzw. von den Federkonstanten
bestimmt werden.
[0015] Als vergrößertes Detail ist in Figur 4 zum besseren Verständnis noch eine Schnittdarstellung
mit einer möglichen Ausführung der neuartigen Schwingungstilgungseinrichtung 6 mit
dem translatorischen Schwingungstilger 7 aufgeführt. Hier ist besonders das Feder-Masse-System
8 der Übersichtlichkeit halber noch einmal für eine etwas kleinere dimensionierte
große elektrische Maschine abgebildet. Das Feder-Masse-System 8 ist auf zwei mal drei
Bolzen 10 gelagert und geführt und mittels der Grundplatte 9 am Maschinengehäuse 2
zur Schwingungseinkoppelung befestigt. Es setzt sich zum Beispiel pro Bolzen 10 aus
einem federnden Gummielement 11 und einer gegenwirkenden vorspannbaren Schraubenfeder
11 zusammen, welche die Masse 12 schwingend zwischen den Feststellbaren Muttern 13
lagern, führen und die eingekoppelten Schwingungen dabei dämpfen.
Bezugszeichenliste
[0016]
- 1
- elektrische Maschine
- 2
- Maschinengehäuse
- 3
- Kühler
- 4
- Fundament
- 5
- Welle
- 6
- Schwingungstilgungseinrichtung
- 7
- Schwingungstilger
- 8
- Feder-Masse-System
- 9
- Grundplatte
- 10
- Bolzen
- 11
- Feder oder Federsystem
- 12
- Masse
- 13
- Muttern
- 14
- Aufhängevorrichtung
- 15
- Kette
1. Schwingungstilgungseinrichtung (6) für eine große elektrische Maschine (1) für unterschiedliche
Einsatzorte mittels schwingungsdämpfenden Elementen,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine oder mehrere translatorische Schwingungstilgungseinrichtung/en (6) an statischen
Bauteilen der elektrischen Maschine (1), wie Maschinengehäuse (2), Kühler (3), am
Gehäuserahmen oder mehreren Gehäuseelementen oder am Fundament (4) angeordnet sind,
die Schwingungstilgereinrichtung/en (6) beweglich über eine Aufhängeeinrichtung (14)
befestigt sind,
die Schwingungstilgereinrichtung (6) als ein Feder-Masse-System (8) ausgebildet sind,
wobei die Masse (12) elastisch zwischen mindestens zwei Federn oder Federsystemen
(11) angeordnet ist,
das Feder-Masse-System (8) über Bolzen (10) über eine Grundplatte (9) am statischen
Bauteil der elektrischen Maschine (1) befestigt ist.
2. Schwingungstilgungseinrichtung für eine große elektrische Maschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Feder-Masse-System (8) so ausgebildet ist, das bei Erregerfrequenz ein Phasenverhältnis
von 60° bis 120° zwischen Grundplatte (9) und Masse (12) ausgebildet ist.
3. Schwingungstilgungseinrichtung für eine große elektrische Maschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwingungstilgungseinrichtung (6) von einem Schwingungstilgergehäuse umschlossen
ausgebildet ist.