[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft neue Polyurethankunststoffe, die unter Verwendung
von gegebenenfalls substituierten, thiogruppenhaltigen araliphatischen Diaminen als
Kettenverlängerungsmittel hergestellt wurden.
[0002] Die Verwendung arcnat-scher Diamine als Kettenverlängerer bei der Herstellung von
Polyurethanen ist hckannt. Um angemessene Verarbeitungszeiten zu gewährleisten, setzt
man die technisch meist verwendeten reaktionsfähigen aromatischen Isocyanate zweckmäßigerweise
mit träge reagierenden Diaminen um. Als träge reagierende Diamine haben sich vor allem
solche aromatischen Diamine bewährt, deren Basizität und damit auch Reaktivität gegenüber
Isocyanaten durch Einführung von Halogen- oder Carboxy-Substituenten herabgesetzt
wurde. Als Beispiel sei das bisher am meisten verwendete 3,3'-Dichlor-4,4'-diaminodiphenylmethan
(MOCA) genannt. Der Hauptnachteil dieser Verbindung
[0003]


ermöglicht dieser Verbindungstyp eine ausreichend lange Verarbeitungszeit; wegen der
bei diesen Verarbeitungstemperaturen zu hohen Viskosität von NCO-Präpolymeren entstehen
jedoch nur unzureichend vernetzte, inhomogene Elastomerkörper. Im Verarbeitungsbereich
von 80-110
oC werden zwar homogene Elastomere erhalten, jedoch verlängert sich hier die Topfzeit
nur geringfügig im Vergleich'zu MOCA, so daß keine wesentliche Verbesserung der Verarbeitungsbedingungen
gegenüber den aromatischen Diaminen des Standes der Technik gegeben ist.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, die oben beschriebenen
Nachteile der bekannten aromatischen Diamin-Kettenverlängerer - wie Toxizität und
leichte reduktive oder oxidative Spaltung der S-S-Gruppierung - bzw. der daraus herstellbaren
Polyurethanelastomeren zu vermeiden und darüber hinaus Polyurethan-Reaktivsysteme
zur Verfügung zu stellen, welche den Vorteil der lösungsmittelfreien Verarbeitung,
längerer Topf- und kürzerer Formstandzeiten besitzen.
[0005] Diese Aufgabe wird mit Hilfe der erfindungsgemäß einzusetzenden thiogruppenhaltigen
araliphatischen Diamine gelöst.
[0006] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind gegebenenfalls zellförmige Polyurethankunststeffe
auf Basis von Polyisocyanaten, höhermolekularen und gegebenenfalls niedermolekularen
Polyhydroxylverbindungen sowie schwefelhaltigen Diaminen, welche dadurch gekennzeichnet
sind, daß sie Struktureinheiten der allgemeinen Formel:

enthalten, in welcher
R' für einen gegebenenfalls verzweigten divalenten aliphatischen, cycloaliphatischen
araliphatischen oder aromatischen Rest mit 2 bis 20, vorzugsweise bis C-Atomen steht
und
R'' Wasserstoff, einen gegebenenfalls verzweigten Alkylrest mit 1-6, vorzugsweise
1-3 C-Atomen, einen Arylrest mit 6-15, vorzugsweise 6 bis 10 C-Atomen, einen Cycloalkylrest
mit 4-12, vorzugsweise 6-9 C-Atomen, Halogen, -N02, -CN, -OR "' oder einen Rest

darstellt, wobei
R"' einen gegebenenfalls verzweigten Alkylrest mit 1-6 C-Atomen bedeutet.
[0007] Erfindungsgemäß bevorzugt sind Produkte, bei denen die Harnstoffgruppe in ortho-
oder meta-Stellung, besonders bevorzugt in ortho-Stellung, zum Schwefel steht.
[0008] Die vorliegende Erfindung hat darüber hinaus auch ein Verfahren zur Herstellung von
gegebenenfalls zellförmigen Polyurethankunststoffen durch Umsetzung von Polyhydroxylverbindungen
vom Molekulargewicht 400 bis 10 000 sowie gegebenenfalls niedermolekularen Polyhydroxylverbindungen
mit Polyisocyanaten und araliphatischen Diaminen als Kettenverlängerungsmittel, gegebenenfalls
in Gegenwart von Katalysatoren, Treibmitteln und weiteren an sich bekannten Zusatzstoffen,
zum Gegenstand, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß als Diamine solche der allgemeinen
Formel

verwendet werden, in denen R' und R" die oben angegebene Bedeutung haben.
[0009] Wie sich zeigte, können insbesondere die araliphatischen Diamine, bei denen die Aminogruppe
in o-Stellung zum Schwefel steht, auch ohne Zusatz von organischen Lösungsmitteln
in Gießelastomersystemen und Verschäumungsprozessen eingesetzt werden und ermöglichen
dabei ausgezeichnete Verarbeitungsbedingungen, sowohl bei der Herstellung von Elastomeren
als auch beim Verschäumen.
[0010] überraschenderweise wurde gefunden, daß die aromatisch gebundene NH2-Gruppeim Vergleich
zur aliphatisch gebundenen NH
2-Gruppe derartig reaktionsträge ist, daß lange Formstandzeiten erhalten werden. Trotz
schneller Vorreaktion der aliphatisch gebundenen NH
2-Gruppe mit Isocyanat steigt die Viskosität des reagierenden Gemisches nur geringfügig
an, so daß auch bei einer Verarbeitungstemperatur von 110 C eine ausreichend lange
Verarbeitungszeit gewährleistet ist.
[0011] Weitere wichtige Vorteile der erfindungsgemäß zu verwendenden Kettenverlängerer sind
ihre einfache Zugänglichkeit und ihr bei Raumtemperatur im allgemeinen flüssiger Zustand
bzw.ihr niedriger Schmelzpunkt, was ihre Verwendung besonders vereinfacht, da die
Diamine vor ihrem Zusatz zur Reaktionsmischung nicht geschmolzen werden müssen, wodurch
zusätzlich noch Energiekosten eingespart werden,und die außerordentlich lange Topfzeit
der reagierenden PUR-Systeme.
[0012] Erfindungsgemäß bevorzugt werden araliphatische Diamine eingesetzt, in denen die
aromatische Aminogruppe in o-Stellung zum Schwefel steht. Bevorzugt sind auch Diamine,
bei denen R" für H oder Methyl, insbesondere Wasserstoff, steht.
[0013] Erfindungsgemäß besonders bevorzugt sind daher Polyurethane mit wiederkehrenden Struktureinheiten
der Formel

wobei R' und R " die oben angegebene Bedeutung haben.
[0014] Die erfindungsgemäß besonders bevorzugt verwendeten Diamine entsprechen der Formel

In dieser allgemeinen Formel I bedeutet A einen geradkettigen oder verzweigten aliphatischen
Kohlenwasserstoffrest mit 2 - 20, vorzugsweise 2 - 12, besonders bevorzugt 2 - 6 C-Atomen
oder einen araliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 8 C-Atomen.
[0015] A steht beispielsweise für einen der folgenden zweiwertigen Reste:
Athylen-, Propylen-, Trimethylen-, 1,2-Butylen-, 1,2-Isobutylen-, Tetramethylen-,
2,3-Butylen-, Pentamettaylen-, 1,2-Pentylen-, 1,2-Isopentylen-, Hexamethylen-, 1,2-Hexylen-,
Isobutyläthylen-, Octamethylen-, Dodekamethylen-, Xylylen- oder Phenyläthylen-Gruppe.
[0016] Beispiele für Verbindungen der allgemeinen Formel I, welche
z. T. neu sind, schließen ein:
2-(2-Aminoäthylthio)-anilin,*
2-(2-Aminopropylthio)-anilin,
2-(2-Aminopropylthio)-anilin,
2-(2-Amino-2,2-dimcthyl-äthylthio)-anilin,
[0017] Farmaco Ed. Sci. 22 (7) S. 519 - 27 (1967)
2-(4-Aminobutylthio)-anilin,
2-(2-Amino-1,2-dimethyl-äthylthio)-anilin,
2-(5-Aminopentylthio)-anilin,
2-(6-Aminohexylthio)-anilin,
2-(5-Aminohexylthio)-anilin,
2-(2-Aminoisobutylthio)-anilin,
2-(12-Aminododecylthio)-anilin oder
2-(2-Aminophenyläthylthio)-anilin.
[0018] Bei der Herstellung der Verbindungen der allgemeinen Formel (I) werden Benzothiazol
sowie Halogenalkylamine der Formel (II) bzw. die unten näher beschriebenen Derivate
davon, als Ausgangsmaterialien eingesetzt

[0019] In der allgemeinen Formel (II) bedeutet X Cl oder Br, vorzugsweise Cl, während A
die oben erwähnte Bedeutung hat.
[0020] Zur Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Diamine erhitzt man Benzothiazol
mit einer mindestens stöchiometrischen Menge (bevorzugt Überschuß von 0 - 10 Mol-%)
einer Alkali- oder Erdalkalilauge - vorzugsweise Natron- oder Kalilauge, ganz besonders
bevorzugt Natronlauge - und fügt das Halogenalkylamin bzw. das Derivat davon anschließend,
vorzugsweise in Form einer Lösung in einem geeigneten Lösungsmittel, zu dem Reaktionsansatz
hinzu. Die Reaktionspartner werden vorzugsweise in stöchiometrischen Mengen miteinander
umgesetzt. Man kann jedoch auch mit einem bis zu 10-fachen Überschuß an Benzothiazol
arbeiten.
[0021] Als Lösungsmittel sind bei diesem Herstellungsverfahren die folgenden besonders geeignet:
Wasser, Alkohole wie z.B. Methylalkohol, Äthylalkohol, Propylalkohol oder Isopropylalkohol,
Ketone wie Aceton oder Methyläthylketon; Äthylenglykol und dessen Alkyl- äther, Diäthylenglykol
oder Triäthylenglykol oder auch Dimethylformamid, Dimethylsulfoxid und Dioxan bzw.
Mischungen davon.
[0022] Bevorzugte Lösungsmittel sind Wasser und niedere Alkohole; ganz besonders bevorzugt
sind Wasser sowie Mischungen von Wasser mit Methyl-, Äthyl- oder Isopropylalkohol.
[0023] Pro Mol Benzothiazol verwendet man im allgemeinen 200 bis 5000 ml Lösungsmittel,
vorzugsweise 200 - 2000 ml Lösungsmittel.
[0024] Die Reaktionstemperatur liegt im Bereich von 20 bis 180°C, vorzugsweise im Bereich
von 50 bis 140°C, wobei der Bereich von 70 bis 120°C ganz besonders bevorzugt wird.
[0025] Die Reaktionszeit liegt im Bereich von 30 Minuten bis 10 Stunden. Bevorzugt ist der
Bereich von 1 Stunde bis 6 Stunden.
[0026] Der Reaktionsdruck beträgt 1 bar bis 10 bar. Vorzugsweise wird bei Normaldruck gearbeitet;
jedoch kann es auch vorteilhaft sein, zwecks Beschleunigung der Reaktion bei erhöhtem
Druck zu arbeiten.
[0027] Als Derivate von Halogenalkylaminen der obigen Formel (II) kommen bei der Herstellung
von Verbindungen der Formel (I) einerseits die Ammonsalze mit Mineral- oder organischen
Säuren und andererseits Amide mit Carbonsäuren oder Urethane der allgemeinen Formel

[0028] in Frage, wobei R für einen gegebenenfalls verzweigten Alkylrest mit 1 bis 6 C-Atomen
steht. Bevorzugte Ammonsalze sind jene von Salz-, Schwefel-, Essig- und Oxalsäure
bzw. Bromwasserstoff (besonders bevorzugt von Salzsäure und Essigsäure),bevorzuates
Urethan jenes des tert.-Butyl- alkohols.
[0029] Für das erfindungsmäße Verfahren geeignete Polyhydroxylverbindungen haben ein Molekulargewicht
von etwa 400 bis 10 000, vorzugsweise 600 - 4000. Es handelt sich dabei um mindestens
zwei, vorzugsweise 2 bis 4, Hydroxylgruppen aufweisende Polyester, Polyäther, Polythioäther,
Polyacetale, Polycarbonate und Polyesteramide, wie sie für die Herstellung von homogenen
und von zellförmigen Polyurethanen an sich bekannt sind.
[0030] Die in Frage kommenden Hydroxylgruppen aufweisenden Polyester sind z.B. Umsetzungsprodukte
von mehrwertigen, vorzugsweise zweiwertigen und gegebenenfalls zusätzlich dreiwertigen
Alkoholen mit mehrwertigen, vorzugsweise zweiwertigen, Carbonsäuren. Anstelle der
freien Polycarbonsäuren können auch die entsprechenden Polycarbonsäureanhydride oder
entsprechende Polycarbonsäureester von niedrigen Alkoholen oder deren Gemische zur
Herstellung der Polyester verwendet werden. Die Polycarbonsäuren können aliphatischer,
cycloaliphatischer, aromatischer und/oder heterocyclischer Natur sein und gegebenenfalls,
z.B. durch Halogenatome, substituiert und/oder ungesättigt sein.
[0031] Als Beispiele hierfür seien genannt: Bernsteinsäure, Adipinsäure, Korksäure, Azelainsäure,
Sebacinsäure, Phthalsäure, Isophthalsäure, Trimellitsäure, Phthal- saureanhycrid,
Tetrahydrophthalsäureanhydrid, Hexahydrophthalsäureanhydrid, Tetrachlorphthalsäureanhydrid,
Endomethylentetrahydrophthalsäureanhydrid, Glutarsäureanhydrid, Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid,
Fumarsäure, dimere und trimere Fettsäuren wie ölsäure, gegebenenfalls in Mischung
mit monomeren Fettsäuren, Terephthalsäuredimethylester und Terephthalsäure-bis-glykolester.
Als mehrwertige Alkohole kommen z.B. Äthylenglykol, Propylenglykol-(1,2) und -(1,3),
Butylenglykol-(1,4) und -(2,3), Hexandiol-(1,6), Octandiol-(1,8), Neopentylglykol,
Cyclohexandimethanol(1,4-Bis-hydroxymethylcyclo- hexan), 2-Methyl-1,3-propandiol,
Glycerin, Trimethylolpropan, Hexantriol-(1,2,6), Butantriol-(1,2,4), Trimethyloläthan,
Pentaerythrit, Chinit, Mannit und Sorbit, Methylglykosid, ferner Diäthylenglykol,
Triäthylenglykol, Tetraäthylenglykol, Polyäthylenglykole, Dipropylenglykol, Polypropylenglykole,
Dibutylenglykol und Polybutylenglykole in Frage. Die Polyester können anteilig endständiqe
Carboxylgruppen aufweisen. Auch Polyester aus Lactonen, z.B. ε-Caprolacton oder Hydroxycarbonsäuren,
z.B. ω-Hydroxycapronsäure, sind einsetzbar.
[0032] Auch die erfindungsgemäß in Frage kommenden, mindestens zwei, in der Regel zwei bis
acht, vorzugsweise zwei bis drei, Hydroxylgruppen aufweisenden Polyäther sind solche
der an sich bekannten Art und werden z.B. durch Polymerisation von Epoxiden wie Äthylenoxid,
Propylenoxid, Butylenoxid, Tetrahydrofuran, Styroloxid oder Epichlorhydrin mit sich
selbst, z.B. in Gegenwart von BF
3, oder durch Anlagerung dieser Epoxide, gegebenenfalls im Gemisch oder nacheinander,
an Startkomponenten mit reaktionsfähigen Wasserstoffatomen wie Wasser, Alkohole, Ammoniak
oder Amine, z.B. Äthylenglykol, Propylenglykol-(1,3) oder -(1,2), Trimethylolpropan,
4,4'-Dihydroxy-diphenylpropan, Anilin, Äthanolamin oder Äthylendiamin hergestellt.
Auch Sucrosepolyäther, wie sie z.B. in den deutschen Auslegeschriften 1 176 358 und
1 064 938 beschrieben werden, kommen erfindungsgemäß in Frage. Vielfach sind solche
Polyäther bevorzugt, die überwiegend (bis zu 90 Gew.-%, bezogen auf allc vorhandenen
OH-Gruppen im Polyäther) primäre OH-Gruppen aufweisen. Auch durch Vinylpolymerisate
modifizierte Polyäther, wie sie z.B. durch Polymerisation von Styrol und Acrylnitril
in Gegenwart von Polyäthern entstehen (amerikanische Patentschriften 3 383 351, 3
3
04 273, 3 523 093, 3 110 695, deutsche Patentschrift 1 152 536), sind geeignet, ebenso
OH-Gruppen aufweisende Polybutadiene.
[0033] Unter den Polythioäthern seien insbesondere die Kondensationsprodukte von Thiodiglykol
mit sich selbst und/ oder mit anderen Glykolen, Dicarbonsäuren, Formaldehyd, Aminocarbonsäuren
oder Aminoalkoholen angeführt. Je nach den Co-Komponenten handelt es sich bei den
Produkten um Polythiomischäther, Polythioätherester oder Polythioätheresteramide.
[0034] Als Polyacetale kommen z.B. die aus Glykolen, wie Diäthylenglykol, Triäthyienglykol,
4,4'-Dioxäthoxydiphenyldimethylmethan, Hexandiol und Formaldehyd herstellbaren Verbindungen
in Frage. Auch durch Polymerisation cyclischer Acetale lassen sich erfindungsgemäß
geeiqnete Polyacetale herstellen.
[0035] Als Hydroxylgruppen aufweisende Polycarbonate kommen solche der an sich bekannten
Art in Betracht, die z.B. durch Umsetzung von Diolen wie Propandiol-(1,3), Butandiol-(1,4)
und/oder Hexandiol-(1,6), Diäthylenglykol, Triäthylenglykol oder Tetraäthylenglykol
mit Diarylcarbonaten, z.B. Diphenylcarbonat,oder Phosgen hergestellt werden können.
[0036] Zu den Polyesteramiden und Polyamiden zählen z.B. die aus mehrwertigen gesättigten
und ungesättigten Carbonsäuren bzw. deren Anhydriden und mehrwertigen gesättigten
und ungesättigten Aminoalkoholen, Diaminen, Polyaminen und ihren Mischungen gewonnenen,
vorwiegend linearen Kondensate.
[0037] Auch bereits Urethan- oder Harnstoffgruppen enthaltende Polyhydroxylverbindungen
sowie gegebenenfalls modifizierte natürliche Polyole, wie Rizinusöl, Kohlenhydrate
oder Stärke, sind verwendbar. Auch Anlagerungsprodukte von Alkylenoxiden an Phenol-Formaldehyd-Harze
oder auch an Harnstoff-Formaldehydharze sind erfindungsgemäß einsetzbar.
[0038] Vertreter dieser erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen sind z.B. in High Polymers,
Vol. XVI, "Polyurethanes, Chemistry and Technology", verfaßt von Saunders-Frisch,
Interscience Publishers, New York, London, Band I, 1962, Seiten 32-42 und Seiten 44-54
und Band II, 1964, Seiten 5-6 und 198-199, sowie im Kunststoff-Handbuch, Band VII,
Vieweg-Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, München, 1966, z.B. auf den Seiten 45-71, beschrieben.
[0039] Selbstverständlich können Mischungen der obengenannten Verbindungen mit mindestens
zwei gegenüber Isocyanaten reaktionsfähigen Wasserstoffatomen mit einem Molekulargewicht
von 400 - 10 000, z.B. Mischungen von Polyäthern und Polyestern, eingesetzt werden.
[0040] Als erfindungsgemäß gegebenenfalls einzusetzende Ausgangskomponenten kommen auch
Verbindungen mit mindestens zwei Hydroxylgruppen von einem Molekulargewicht 32-400
in Frage.
[0041] Als Beispiele für derartige Verbindungen seien genannt: Äthylenglykol, Propylenglykol-(1,2)
und -(1,3), Butylenqlykol-(1,4) und -(2,3), Pentandiol-(1,5), Hexandiol-(1,6), Octandiol-(1,8),
Neopentylglykol, 1,4-Bishydroxymethyl-cyclohexan, 2-Methyl-1,3-propandiol, Glyzerin,
Trimethylolpropan, Hexantriol-(1,2,6), Trimethyloläthan, Pentaerythrit, Chinit, Mannit
und Sorbit, Diäthylenglykol, Triäthylenglykol, Tetraäthylenglykol, Polyäthylenglykole
mit einem Molekulargewicht bis 400, Dipropylenglykol, Polypropylenglykole mit einem
Molekulargewicht bis 400, Dibutylenglykol, Polybutylenglykole mit einem Molekulargewicht
bis 400, 4,4'-Dihydroxydiphenylpropan, Di-hydroxymethyl-hydrochinon, Diäthanolamin
und Triäthanolamin.
[0042] Auch in diesem Fall können Mischungen von verschiedenen Verbindungen mit mindestens
zwei Hydroxylgruppen mit einem Molekulargewicht von 32-400 verwendet werden.
[0043] Erfindungsgemäß können jedoch auch Polyhydroxylverbindungen eingesetzt werden, in
welchen hochmolekulare Polyaddukte bzw. Polykondensate in feindisperser oder gelöster
Form enthalten sind. Derartige modifizierte Polyhydroxylverbindungen werden erhalten,
wenn man Polyadditionsreaktionen (z.B. Umsetzungen zwischen Polyisocyanaten und aminofunktionellen
Verbindungen) bzw. Polykondensationsreaktionen (z.B. zwischen Formaldehyd und Phenolen
und/oder Aminen) direkt in situ in den oben genannten, Hydroxylgruppen aufweisenden
Verbindungen ablaufen läßt. Derartige Verfahren sind beispielsweise in den Deutschen
Auslegeschriften 1 168 075 und 1 260 142, sowie den Deutschen Offenlegungsschriften
2 324 134, 2 423 984, 2 512 385, 2 513 815, 2 550 796, 2 550 797, 2 550 833 und 2
550 862 beschrieben. Es ist aber auch n.öglich, gemäß US-Patent 3 869 413 bzw. Deutscher
'Cffenlegungsschrift 2 550 860 eine fertige wäßrige Polymerdispersion mit einer Polyhydroxylverbindung
zu vermischen und anschließend aus dem Gemisch das Wasser zu entfernen.
[0044] Bei der Verwendung von modifizierten Polyhydroxylverbindungen der oben genannten
Art als Ausgangskomponente im Polyisocyanat-Polyadditionsverfahren entstehen in vielen
Fällen Polyurethankunststoffe mit wesentlich verbesserten mechanischen Eigenschaften.
[0045] Als erfindungsgemäß einzusetzende Ausgangskomponenten kommen weiter aliphatische,
cycloaliphatische, araliphatische, aromatische und heterocyclische Polyisocyanate
in Betracht, wie sie z.B. von W. Siefken in Justus Liebigs Annalen der Chemie, 562,
Seiten 75 bis 136, beschrieben werden, beispielsweise Äthylen-diisocyanat, 1,4-Tetramethylendiisocyanat,
1,6-Hexamethylendiisocyanat, 1,12-Dodecandiisocyanat, Cyclobutan-1,3-diisocyanat,
Cyclohexan-1,3- und -1,4-diisocyanat sowie beliebige Gemische dieser Isomeren, 1-Isocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethyl-cyclohexan
(DAS 1 202 785, amerikanische Patentschrift 3 401 190), 2,4- und 2,6-Hexahydrotoluylendiisocyanat
sowie beliebige Gemische dieser Isomeren, Hexahydro-1,3- und/oder 1,4-phenylen-diisocyanat,
Perhydro-2,4'- und/oder -4,4'-diphenylmethan-diisocyanat, 1,3- und 1,4-Phenylendiisocyanat,
2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat sowie beliebige Gemische dieser Isomeren, Diphenylmethan-2,4'-
und/oder -4,4'-diisocyanat, Naphthylen-1,5-diisocyanat, Triphenylmethan-4,4',4"-triisocyanat,
Polyphenyl-polymethylen-polyisocyanate, wie sie durch Anilin-FormaldehydrKondensation
und anschließende Phosgenierung erhalten und z.B. in den britischen Patentschriften
874 430 und 848 671 beschrieben werden, m- und p-Isocyanatophenylsulfonyl-isocyanate
gemäß der amerikanischen Patentschrift 3 454 606, perchlorierte Arylpolyisocyanate,
wie sie z.B. in der deutschen Auslegeschrift 1 157 601 (amerikanische Patentschrift
3 277 138) beschrieben werden, Carbodiimidgruppen aufweisende Polyisocyanate, wie
sie in der deutschen Patentschrift 1 092 007 (amerikanische Patentschrift 3 152 162)
[0046] beschrieben werden, Diisocyanate, wie sie in der amerikanischen Patentschrift 3 492
330 beschrieben werden, Allophanatgruppen aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B.
in der britischen Patentschrift 994 890, der belgischen Patentschrift 761 626 und
der veröffentlichten holländischen Patentanmeldung 7 102 524 beschrieben werden, Isocyanuratgruppen
aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der amerikanischen Patentschrift 3 001
973, in den deutschen Patentschriften 1 O22 789, 1 222 067 und 1 027 394 sowie in
den deutschen Öffenlegungsschriften 1 929 034 und 2 004 048 beschrieben werden, Urethangruppen
aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der belgischen Patentschrift 752 261 oder
in der amerikanischen Patentschrift 3 394 164 beschrieben werden, acylierte Harnstoffgruppen
aufweisende Polyisocyanate gemäß der deutschen Patentschrift 1 230 778, Biuretgruppen
aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der deutschen Patentschrift 1 101 394
(amerikanische Patentschriften 3 124 605 und 3 201 372) sowie in der britischen Patentschrift
889 050 beschrieben werden, durch Telemerisationsreaktionen hergestellte Polyisocyanate,
wie sie z.B. in der amerikanischen Patentschrift 3 654 106 beschrieben werden, Estergruppen
aufweisende Polyisocyanate, wie sie zum Beispiel in den britischen Patentschriften
965 474 und 1 072 956, in der amerikanischen Patentschrift 3 567 763 und in der deutschen
Patentschirft 1 231 688 genannt werden, Umsetzungsprodukte der obengenannten Isocyanate
mit Acetalen gemäß der deutschen Patentschrift 1 072 385 und polymere Fettsäureester
enthaltende Polyisocyanate gemäß der amerikanischen Patentschrift 3 455 883.
[0047] Es ist auch möglich, die bei der technischen Isocyanatherstellung anfallenden, Isocyanatgruppen
aufweisenden Destillationsrückstände, gegebenenfalls gelöst in einem oder mehreren
der vorgenannten Polyisocyanate, einzusetzen. Ferner ist es möglich, beliebige Mischungen
der vorgenannten Polyisocyanate zu verwenden.
[0048] Besonders bevorzugt werden in der Regel die technisch leicht zuganglichen Polyisocyanate,
z.B. das 2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat sowie beliebige Gemische dieser Isomeren
("TDI"), Polyphenyl-polymethylen-polyisocyanate, wie sie durch Anilin-

-kondensation und anschließende Phosgenierung hergestellt werden ("rohes MDI") und
Carbodiimidgruppen, Urethangruppen, Allophanatgruppen, Isocyanuratgruppen, Harnstoffgruppen
oder Biuretgruppen aufweisenden Polyisocyanate ("modifizierte Polyisocyanate").
[0049] Sollen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren Polyurethanschäume hergestellt werden,
dann werden Wasser und/oder leicht flüchtige organische Substanzen als Treibmittel
mitverwendet.
[0050] Als organische Treibmittel kommen z.B. Aceton, Äthylacetat,

Alkane wie Methylenchlorid, Chloroform, Äthyliden-chlorid, Vinylidenchlorid, Monofluortrichlormethan,
Chlordifluormethan, Dichlordifluormethan, ferner Butan, Hexan, Heptan oder Diäthyläther
infrage. Eine Treibwirkung kann auch durch Zusatz von bei Temperaturen über Raumtemperatur
unter Abspaltung von Gasen, beispielsweise von Stickstoff, sich zersetzenden Verbindungen,
z.B. Azoverbindungen wie Azoisobuttersäurenitril, erzielt werden. Weitere Beispiele
für Treibmittel sowie Einzelheiten über die Verwendung von Treibmitteln sind im Kunststoff-Handbuch,
Band VII, herausgegeben von Vieweg und Höchtlen, Carl-Hanser-Veriag, München 1966,
z.B. auf den Seiten 108 und 109, 453 bis 455 und 507 bis 510 beschrieben.
[0051] Erfindungsgemäß werden ferner oft Katalysatoren mitverwendet. Als mitzuverwendende
Katalysatoren kommen solche der an sich bekannten Art infrage, z.B. tertiäre Amine,
wie Triäthylamin, Tributylamin, N-Methyl-morpholin, N-Äthyl-morpholin, N-Cocomorpholin
, N,N,N',N'-Tetramethyl-äthylendiamin, 1,4-Diaza-bicyclo-(2,2,2)-octan, N-Methyl-N'-dimethyl-
aminoäthyl-piperazin, N,N-Dimethylbenzylamin, Bis-(N,N-di- äthylaminoäthyl)-adipat,
N,N-Diäthylbenzylamin, Pentamethyldiäthylentriamin, N,N-Dimethylcyclohexylamin, N,N,N',N'-Tetramethyl-1,3-butandiamin,
N,N-Dimethyl-ß-phenyläthyl- amin, 1,2-Dimethylimidazol,_ 2-Methylimidazol. Als Katalysatoren
kommen auch an sich bekannte Mannichbasen aus sekundären Aminen, wie Dimethylamin,
und Aldehyden, vorzugsweise Formaldehyd, oder Ketonen wie Aceton, Methyläthylketon
oder Cyclohexanon und Phenolen, wie Phenol, Nonylphenoloder Bisphenol in Frage.
[0052] Gegenüber Isocyanatgruppen aktive Wasserstoffatome aufweisende tertiäre Amine als
Katalysatoren sind z.B. Triäthanolamin, Triisopropanolamin, N-Methyl-diäthanolamin,
N-Athyl-diäthanolamin, N,N-Dimethyl-äthanolamin, sowie deren Umsetzungsprodukte mit
Alkylenoxiden, wie Propylenoxid und/oder Äthylenoxid.
[0053] Als Katalysatoren kommen ferner Silaamine mit Kohlenstoff-Silizium-Bindungen, wie
sie z.B. in der deutschen Patentschrift 1 229 290 (entsprechend der amerikanischen
Patentschrift 3 620 984) beschrieben sind, in Frage, z.B. 2,2,4-Trimethyl-2-silamorpholin
1.3-Diäthylaminomethyl-tetramethyl-disiloxan.
[0054] Als Katalysatoren kommen auch stickstoffhaltige Basen wie Tetraalkylammoniumhydroxide,
ferner Alkalihydroxide wie Natriumhydroxid, Alkaliphenolate wie Natriumphenolat oder
Alkalialkoholate wie Natriummethylat in Betracht. Auch Hexahydrotriazine können als
Katalysatoren eingesetzt werden.
[0055] Erfindungsgemäß können auch organische Metallverbindungen, insbesondere organische
Zinnverbindungen,als Katalysatoren verwendet werden.
[0056] Als organische Zinnverbindungen kommen vorzugsweise Zinn(II)-salze von Carbonsäuren
wie Zinn(II)-acetat, Zinn(II)-octoat, Kinn(II)-äthylhexoat und Zinn(Il)-laurat und
die Zinn(IV)-verbindungen, z.b. Dibutylzinnoxid, Dibutylzinndichlorid, Dibutylzinndiacetat,
Dibutylzinndilaurat, Dibutylzinnmaleat oder Dioctylzinndiacetat in Betracht. Selbstverständlich
können alle obengenannten Katalysatoren als Gemische eingesetzt werden.
[0057] Weitere Vertreter von erfindungsgemäß zu verwendenden Katalysatoren sowie Einzelheiten
über die Wirkungsweise der Katalysatoren sind im Kunststoff-Handbuch, Band VII, herausgegeben
von Vieweg und Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, München 1966, z.B. auf den Seiten 96
bis 102 beschrieben.
[0058] Die Katalysatoren werden in der Regel in einer Menge zwischen etwa 0,001 und 10 Gew.-%,
bezogen auf die Menge an Verbindungen mit mindestens zwei gegenüber Isocyanaten reaktionsfähigen
Wasserstoffatomen von einem Molekulargewicht von 400 bis 10 000, eingesetzt.
[0059] Erfindungsgemäß können auch oberflächenaktive Zusatzstoffe, wie Emulgatoren und Schaumstabilisatoren,mitverwendet
werden. Als Emulgatoren kommen z.B. die Natriumsalze von Ricinusölsulfonaten oder
Salze von Fettsäuren
mit Aminen wie ölsaures Diäthylamin oder stearinsaures Diäthanolamin infrage. Auch
Alkali-oder Ammoniumsalze von Sulfonsäuren wie etwa von Dodecylbenzolsulfonsäure oder
Dinaphthylmethandisulfonsäure oder von Fettsäuren wie Ricinolsäure oder von polymeren
Fettsäuren können als oberflächenaktive Zusatzstoffe mitverwendet werden.
[0060] Als Schaumstabilisatoren kommen vor allem Polyäthersiloxane, speziell wasserlösliche
Vertreter, infrage. Diese Verbindungen sind im allgemeinen so aufgebaut, daß ein Copolymerisat
aus Äthylenoxid und Propylenoxid mit einem Polydimethylsiloxanrest verbunden ist.
Derartige Schaumstabilisatoren sind z.B. in den amerikanischen Patentschriften 2 834
748, 2 917 480 und 3 529 308 beschrieben.
[0061] Erfindungsgemäß können ferner auch Reaktionsverzögerer, z.B. sauer reagierende Stoffe
wie Salzsäure oder organische Säurehalogenide, ferner.Zellregler der an sich bekannten
Art wie Paraffine oder Fettalkohole oder Dimethylpolysiloxane sowie Pigmente oder
Farbstoffe und Flammschutzmittel der an sich bekannten Art, z.B. Tris-chloräthylphosphat,
Trikresylphosphat oder Ammoniumphosphat und -polyphosphat, ferner Stabilisatoren gegen
Alterungs- und Witterungseinflüsse, Weichmacher und fungistatisch und bakteriostatisch
wirkende Substanzen sowie Füllstoffe wie Bariumsulfat, Kieselgur, Ruß oder Schlämmkreide
mitverwendet werden.
[0062] Weitere Beispiele von gegebenenfalls erfindungsgemäß mitzuverwendenden oberflächenaktiven
Zusatzstoffen und Schaumstabilisatoren sowie Zellreglern, Reaktionsverzögerern, Stabilisatoren,
flammhemmenden Substanzen, Weichmachern, Farbstoffen und Füllstoffen sowie fungistatisch
und bakteriostatisch wirksamen Substanzen sowie Einzelheiten über Verwendungs- und
Wirkungsweise dieser Zusatzmittel sind im Kunststoff-Handbuch, Band VII, herausgegeben
von Vieweg und Höchtlein, Carl-Hanser-Verlag, München 1966, z.B. auf den Seiten 103
bis 113 beschrieben.
[0063] Die Reaktionskomponenten werden erfindungsgemäß nach dem an sich bekannten Einstufenverfahren,
dem Prepolymerverfahren oder dem Semiprepolymerverfahren zur Umsetzung gebracht, wobei
man sich oft maschineller Einrichtungen bedient, z.B. '' solcher, die in der amerikanischen
Patentschrift 2 764 565 beschrieben werden. Einzelheiten über Verarbeitungseinrichtungen,
die auch erfindungsgemäß infrage kommen, werden im Kunststoff-Handbuch, Band VII,
herausgegeben von Vieweg und Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, München 1966, z.B. auf
den Seiten 121 bis 205 beschrieben.
[0064] Bei der Schaumstoffherstellung wird erfindungsgemäß die Verschäumung oft in Formen
durchgeführt. Dabei wird das Reaktionsgemisch in eine Form eingetragen. Als Formmaterial
kommt Metall, z.B. Aluminium, oder Kunststoff, z.B. Epoxidharz, in Frage. In der Form
schäumt das schäumfähige Reaktionsgemisch auf und bildet den Formkörper. Die Formverschäumung
kann dabei so durchgeführt werden, daß das Formteil an seiner Oberfläche Zellstruktur
aufweist, es kann aber auch so durchgeführt werden, daß das Formteil eine kompakte
Haut und einen zelligen Kern aufweist. Erfindungsgemäß kann man in diesem Zusammenhang
so vorgehen, daß man in die Form so viel schäumfähiges Reaktionsgemisch einträgt,
daß der gebildete Schaumstoff die Form gerade ausfüllt. Man kann aber auch so arbeiten,
daß man mehr schäumfähiges Reaktionsgemisch in die Form einträgt, als zur Ausfüllung
des Forminneren mit Schaumstoff notwendig ist. Im letztgenannten Fall wird somit unter
"overcharging" gearbeitet; eine derartige Verfahrensweise.ist z.B. aus den amerikanischen
Patentschriften 3 178 490 und 3 182 104 bekannt.
[0065] Bei der Formverschäumung werden vielfach an sich bekannte "äußere Trennmittel", wie
Siliconöle, mitverwendet. Man kann aber auch sogenannte "innere Trennmittel", gegebenenfalls
im Gemisch mit äußeren Trennmitteln, verwenden, wie sie z.B. aus den deutschen Offenlegungsschriften
2 121 670 und 2 307 589 bekanntgeworden sind.
[0066] Erfindungsgemäß lassen sich auch kalthärtende Schaumstoffe herstellen (vgl. britische
Patentschrift 1 162 517, deutsche Offenlegungsschrift 2 153 086).
[0067] Selbstverständlich können aber auch Schaumstoffe durch Blockverschäumung oder nach
dem an sich bekannten Doppeltransportbandverfahren hergestellt werden.
[0068] Die Mengen der Reaktionskomponenten werden im erfindungsgemäßen Verfahren bevorzugt
so gewählt, daß das Molverhältnis von Polyisocyanaten zu Verbindungen mit reaktionsfähigen
OH- und NH
2-Gruppen - unabhängig vom jweils angewendeten verarbeitungsverfahren - in der Regel
zwischen 0,9:1 und 1,5:1 liegt, vorzugsweise zwischen 1,05:1 und 1,25:1. Der Prozentgehalt
an NCO im Prepolymer, falls über die Prepolymerstufe gearbeitet wird, kann z.B. 1
bis 6 Gew.-% betragen. Das Molverhältnis von reaktionsfähigem Wasserstoff des Kettenverlängerers
zu reaktionsfähigen OH-Gruppen kann in weiten Grenzen variieren, vorzugsweise soll
es zwischen 0,4:1 und 1,5:1 liegen, wobei weiche bis harte Polyurethan-Typen resultieren.
Neben den erfindungsgemäß zu verwendenden Diaminen können als Kettenverlängerer anteilweise
auch weitere Diamine oder auch Diole eingesetzt werden, z.B. solche, wie sie oben
bei der Herstellung der Polyhydroxylverbindungen genannt wurden. Der Molenbruch des
erfindungsgemäßen Amins im Kettenverlängerungsmittel soll aber zwischen 1 und 0,5
liegen, vorzugsweise zwischen 1 und 0,8.
[0069] Für das erfindungsgmäße Verfahren sind verschiedene Varianten möglich. So kann man
z.B. die Verbindung mit mindestens zwei Hydroxylgruppen und einem Molekulargewicht
von 400 - 10 000 mit einem Überschuß an Diisocyanat zur Reaktion bringen und nach
der Zugabe des Kettenverlängerungsmittels die Schmelze in Formen gießen. Nach mehrstündigem
Nachheizen ist ein hochwertiger elastischer Polyurethankunststoff entstanden.
[0070] Eine weitere Ausführungsform.besteht darin, daß man die höhermolekulare Verbindung
mit mindestens zwei Hydroxylgruppen im Gemisch mit dem Kettenverlängerungsmittel mit



allgemeinen Verkehrswesen. Die Schaumstoffe können dabei entweder nach dem Formschäumungsverfahren
hergestellt werden oder durch Konfektionierung aus blockgeschäumtem Material erhalten
werden.
[0071] Die folgenden Beispiele erläutern das erfindungsgemäße Verfahren. Wo nicht anders
vermerkt, sind Zahlenwerte als Gewichtsteile bzw. Gewichtsprozent zu verstehen.
A) Herstellung der Diamine
[0072] (Die Struktur der nachstehend beschriebenen araliphatischen Diamine wurde durch ihre
IR-, NMR - und Massenspektren sowie durch Elementaranalyse eindeutig nachgewiesen).
2-(2-Aminoäthylthio)-anilin
[0073] 135 Teile Benzothiazol und 80 Teile Natriumhydroxid werden in 200 Teilen Wasser 3
Stunden unter Rückfluß gekocht. Nach dem Abkühlen auf 70°C werden 200 Teile Methanol
hinzugefügt und bei 70°C innerhalb von 2 Stunden eine Lösung von 116 Teilen Chloräthylamin
. HCl in 200 Teilen Wasser in den Ansatz getropft. Man rührt weitere 3 Stunden unter
Rückfluß, kühlt ab und versetzt die Mischung mit einer Lösung von 50 Teilen Natriumhydroxid
in 100 Teilen Wasser. Dann wird die organische Phase abgetrennt und die wäßrige Phase
zweimal mit je 100 Teilen Toluol extrahiert.
[0074] Die vereinigten org. Phasen werden eingedampft. Man erhält 156 Teile 2-(2-Aminoäthylthio)-anilin
in Form einer gelblichen Flüssigkeit vom Siedepunkt 125
0C/O,06 mm. Elementaranalyse C
8H
12N
2S):

2-(3-Aminopropylthio)-anilin
[0075] 270 Teile Benzothiazol und 160 Teile Natriumhydroxid werden in 400 Teilen Wasser
3 Stunden unter Rückfluß gekocht. Nach dem Abkühlen auf 70
9C werden 250 Teile Methanol hinzugeführt und bei 70
oC innerhalb von 2 Stunden eine Lösung von 260 Teilen 3-Chlorpropylamin - HCl in 500
Teilen Wasser in den Ansatz getropft. Nachdem man weitere 3 Stunden bei 100°C nachgerührt
hat, wird abgekühlt und eine Lösung von 100 Teilen Natriumhydroxid in 200 Teilen Wasser
hinzugefügt. Man trennt die organische Phase ab, wäscht die wäßrige Phase noch zweimal
mit je 200 Teilen Toluol und dampft die vereinigten organischen Phasen ein.
[0076] Es verbleiben 346 Teile 2-(3-Aminopropylthio)-anilin als gelbliche Flüssigkeit vom
Siedepunkt 130
oC/0,04 mm.
[0077] Elementaranalyse (C
9H
14N
2S):

2-(6-Aminohexylthio)-anilin
[0078] 135 Teile Benzothiazol und 80 Teile Natriumhydroxid werden in 200 Teilen Wasser 3
Stunden unter Rückfluß gekocht. Nach dem Abkühlen auf 60°C werden 600 Teile Methanol
eingetragen und bei 70°C 224,7 Teile N-(6-Chlorhexyl)-O-tert.-butyl-urethan innerhalb
von 2 Stunden zugetropft. Nachdem man weitere 3 Stunden bei 70°C nachgerührt hat,
kühlt man ab und trennt die organische Phase ab. Die wäßrige Phase wird noch zweimal
mit je 150 Teilen Toluol extrahiert und die organische Phase anschließend eingedampft.
Es verbleiben 308 Teile einer gelben, viskosen Flüssigkeit, die zu 950 Teilen konzentrierter
Salzsäure hinzugefügt werden. Man kocht 2 Stunden unter Rückfluß, kühlt ab und macht
mit Natronlauge alkalisch. Anschließend wird die organische Phase abgetrennt, die
wäßrige Phase noch zweimal mit je 200 Teilen Toluol extrahiert und die vereinigten
organischen Phasen eingedampft. Es verbleiben 210 Teile 2-(6-Aminohexylthio)-anilin
als gelbliche Flüssigkeit vom Siedepunkt 145°C/0,04 mm.
[0079] Elementaranalyse (C
12H
20N
2S):

B) Herstellung von Polyurethanharnstoffen
Beispiel 1
[0080] Zu 100 Teilen eines Prepolymeren mit einem NCO-Gehalt von 3,7 % aus Polytetrahydrofuran
vom mittleren Molekulargewicht 1500 und 2,4-Toluylendiisocyanat werden bei 110°C 7,28
Teile flüssiges 2-(2-Aminopropylthio)-anilin gegeben (NCO/NH
2 = 1,1). Innerhalb von 30 Sekunden wird die Mischung homogenisiert und in eine vorgeheizte
Form gegossen. Das reagierende Gemisch bleibt 7 Minuten gießbar. Nach einer Temperzeit
von 24 h bei 110°C wird ein Gießling mit folgenden mechanischen Eigenschaften erhalten:

Beispiel 2
[0081] Zu 100 Teilen eines Prepolymeren mit einem NCO-Gehalt von 4,63 % aus einem Polyäthergemisch,
bestehend aus 90 % eines Polypropylenglykols der OH-Zahl 56 und 10 % eines Polyäthertriols
der OH-Zahl 35 (auf Trimethylolpropan gestartetes Mischpolymeres aus Propylenoxid
und Äthylenoxid), Tetraäthylenglykol und 2,4-Toluylendiisocyanat, werden bei 110
0C 8,41 Teile flüssiges 2-(2-Aminoäthylthio)-anilin gegeben (NCO/NH
2 = 1,1). Innerhalb von 30 Sekunden wird die Mischung homogenisiert und in eine vorgeheizte
Form gegossen. Das reagierende Gemisch bleibt 4 Minuten gießbar. Nach einer Temperzeit
von 24 h bei 110°C wird ein Formkörper mit folgenden mechanischen Werten erhalten:

Beispiel 3 und 4
[0082] Beispiel 1 und 2 werden mit dem jeweils gleichen Ansatz wiederholt; die Vermischung
mit den Diaminen erfolgte jedoch bei Raumtemperatur. Die Mischungen bleiben mehrere
Stunden gießbar und werden danach in vorgeheizte Formen gegossen. Die erhaltenen Formkörper
haben dieselben mechanischen Eigenschaften wie in Beispiel 1 und 2.
Beispiel 5
[0083] Halbharter Polyätherurethanschaum.
[0084] Es bedeuten
T1 = Beginn der Treibreaktion
T2 = Ende der Treibreaktion
T3 = Klebfreiheit
T4 = Aushärtezeit (nach dieser Zeit ist es von Hand nicht mehr möglich, Teile aus dem
Schaum zu reißen).

[0085] Die Komponenten werden bei Raumtemperatur vermischt und mit 16,6 g eines rohen 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethans
mit einem NCO-Gehalt von 23 % verrührt.
TJ = 10 sec.
T2 = 30 sec.
T3 = 62 sec.
T4 = 62 sec.
[0086] Nach Entformung wird ein hochelastischer halbharter Schaumkörper erhalten (Raumgewicht:
ca. 40
0 mg/cm
3).
Beispiel 6
[0087] Beispiel 5 wird unter Verwendung von 100 g des trifunktionellen Polyäthers wiederholt;
als araliphatisches schwefelhaltiges Diamin werden 10 g 2-(2-Aminopropylthio)-anilin
und zusätzlich als niedermolkulares Glykol 5 g N-Methyl-diäthanolamin eingesetzt.
Die Menge an Diphenylmethandiisocyanat beträgt 47 g.
T 1 = 8 sec.
T2 = 30 sec.
T3 = 55 sec.
T 4 = 55 sec.
[0088] Nach der Entformung wird ein hochelastischer, halbharter Schaumkörper erhalten, der
ein besonders niedriges Raumgewicht aufweist.
Beispiel 7
[0089] Beispiel 6 wird unter Verwendung von 2-(2-Aminohexyl- thio)-anilin wiederholt.
T1 = 8 sec.
T2 = 28 sec.
T3 = 47 sec.
T4 = 49 sec.
[0090] Nach der Entformung wird ein hochelastischer Schaumkörper mit niedrigem Raumgewicht
erhalten.
Beispiel 8
[0091]
a) Der Polyester und das Addukt werden bei 110°C unter Rühren im Wasserstrahlvakuum
entwässert. Das Gemisch wird auf 80°C abgekühlt und das Butandiol eingerührt. Nach
10-minütigem Rühren wird das Diisocyanat zugegegeben und bei 80°C verrührt, bis ein
NCO-Wert von 2,8 erreicht ist (ca. 2 Stunden). Dann wird bei 60°C das Diamin zugegeben
und bei 60°C gerührt, bis die Schmelze NCO-frei ist (ca. 30 Minuten). Der Feststoff
läßt sich mit Wasser sehr gut in eine feinteilige Dispersion umwandeln, die bei einem
Feststoffgehalt von 30,4 % eine Fordbecherviskosität (4 mm Düse) von 12 Sekunden hat.
Das mittlere Molekulargewicht des Feststoffes beträgt 3280. Der Feststoff enthält
23,6 Milliäquivalente pro 100 g (1,89 %) an S03θ-Gruppen.
b) 607 g der obigen Dispersion werden mit 9,6 g eines 80 : 20 - Gemisches aus 2,4-
und 2,6-Diisocvanatotoluol 10 Minuten lang verrührt. Danach werden analog
zu DOS 2708442 weitere 9,6 g des obigen Isocyanat-Gemisches zugegeben und gerührt,
bis kein Isocyanat mehr gefunden wird. Man erhält eine sedimentationsstabile Dispersion,
die im durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt zeigt. Bei einem Feststoffgehalt
von 32,8 % hat die Dispersion eine Fordbecherviskosität (4 mm Düse) von 12,7 Sekunden.
Ihr pH-Wert beträgt 4,5. Ein Film aus dieser Dispersion ist sehr hart und klebt nicht.
Beispiel 9
[0092] Zu 601 g der Dispersion aus Beispiel 8a werden 18,4 q eines Bisepoxids, der Formel

[0093] in 50 g Aceton gelöst, bei Raumtemperatur zugegeben. Das Gemisch wird anschließend
auf 80°C aufgeheizt und 4 Stunden bei dieser Temperatur gerührt. Hierbei wird die
geringe Menge Aceton im Wasserstrahlvakuum abgezogen. Man erhält eine zentrifugenstabile
Dispersion (15 Minuten bei 3500 U/Min) mit einer Fordbecherauslaufzeit ( 4 mm Düse)
von 14,4 Sekunden bei einem Feststoffgehalt von 39,5 %. Der pH-Wert beträgt 4,5. Die
Dispersion kann z.B. als Haftstrich auf den verschiedensten Materialien wie z.B. Textil
oder Leder eingesetzt werden.
Beispiel 10
[0094] Zu 500 g der Dispersion aus Beispiel 8a werden 11,4 g verflüssigtes, warmes 4,4'-Diisocyanato-diphenyl-methan
gegeben und das Gemisch langsam unter Rühren auf 80°C erwärmt. Bei dieser Temperatur
wird noch 4 Stunden nachgerührt. Die Dispersion ist dann isocyanatfrei.
[0095] Man erhält eine feinteilige Dispersion, die im durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt
aufweist. Die Dispersion hat einen pH-Wert von 7,5. Die Fordbecherauslaufzeit (4 mm-Düse)
beträgt 35,3 Sekunden bei einem Feststoffgehalt von 35,3 %.
[0096] Der Film aus der Dispersion ist klebfrei und hart.