[0001] Es ist bekannt, zur Herstellung von Polyurethanen Polyisocyanate mit Verbindungen
umzusetzen welche zwei bis sechs OH-Gruppen enthalten und ein Molekulargewicht zwischen
62 und etwa 10.000 aufweisen. Zu diesen Polyhydroxyverbindungen zählen beispielsweise:
di- und höherfunktionelle Alkohole, wie z.B. Äthylenglykol, Diäthylenglykol, Hexandiol,
Glycerin, Trimethylolpropan sowie höhermolekulare Polyäther, Polythioäther, Polyester,
Polyacetale. Die höhermolekularen Polyhydroxyverbindungen werden in bekannter Weise
aus niedermolekulares Bausteinen hergestellt.
[0002] In diesen Polyhydroxyverbindungen sind im allgemeinen die verschiedenen OH-Funktionen
gleichwertig in Bezug auf Reaktivität und Entfernung von einem ggf. vorhandenen Verzweigungs-Zentrum.
Ausnahmen sind niedermolekulare Alkohole, welche primäre und sekundäre Hydroxygruppen
aufweisen, wie beispielsweise Glycerin. Bei höhermolekularen Polyäthern und Polyestern
sind zwar haufig ebenfalls sowohl primäre als auch sekundäre OH-Gruppen zugegen, jedoch
ist deren Verteilung statistisch, so daß es nicht möglich ist, aufgrund dieses Reaktivitätsunterschiedes
Polymere mit definierter Struktur aufzubauen. Auch die Kettenlängenverteilungen bei
verzweigten Polyäthern und Polyestern gehorchen den Gesetzen der Statistik.
[0003] Es ist ebenfalls bekannt, die o.g. Polyhydroxyverbindungen durch eine molar unterschüssige
Menge eines Polysiocyanats zu OH-Präpolymeren zu verlängern. Dabei tritt im Falle
trifunktionaller Isocyanate zwar eine Verzweigung ein, die Reaktivität der OH-Gruppen
sowie die Kettenlängenverteilung sind aber wiederum statistisch.
[0004] eine gesonderte Herstellung von OH-Präpolymeren zur nachfolgenden Herstellung von
Polyurethanen ist im übrigen meist nicht sinnvoll, da durch Herstellung nach dem one-shot-Verfahren
oder über NCO-Präpolymere dieselben Polyurethan-Strukturen entstehen.
[0005] Zur Herstellung von Polyurethanen und insbesondere zur Herstellung räumlich vernetzter
Polyurethane sind nun Polyhydroxyverbindungen erwünscht, welche in definierter Weise
OH-Gruppen verschiedener Reaktivität und Kettenzweige unterschiedlicher Länge aufweisen.
Es wäre beispielsweise vorteilhaft, über trifunktionelle Polyhydroxyverbindungen zu
verfügen, welche 2 OH-Gruppen hoher Reaktivität an den Enden der Hauptkette sowie
eine OH-Funktion verminderter Reaktivität an einer möglichst kurzen Seitenkette aufweisen
würden, weil von einer derartigen Struktur ein Polymer mit besonders günstigen mechanischen
Eigenschaften zu erwarten ist. Weiterhin ist erwünscht, Polyhydroxy- verbindungen
einsetzen zu können, welche Polyurethane mit verbessertem Brandverhalten liefern.
Schließlich sind OH-Präpolymere erwünscht, welche beim hydrolytischen Abbau keine
toxikologisch bedenklichen aromatischen Diamine liefern.
[0006] Reaktion der Umsetzungsprodukte mit Oxiranen oder Oxetanen neuartige Polyhydroxyverbindungen
höherer Funktionalität erhalten werden. Dabei befindet sich die aus der Reaktion der
Sulfonsäuregruppe mit dem cyclischen Ather entstandene OH-Gruppe an einer kurzen Seitenkette.
[0007] Weiterhin wurde gefunden, daß durch Umsetzung üblicher Polyhydroxyverbindungen mit
äquivalenten Mengen an Monoisocyanat- mono- oder Polysulfonsäuren und anschließende
Reaktion der Umsetzungsprodukte mit Oxiranen oder Oxetanen neuartige Polyhydroxy-Verbindungen
mit veränderter Funktionalität und/oder Reaktivität erhalten werden.
[0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind somit mindestens zwei Hydroxygruppen und
mindestens eine Sulfonsäureester-Gruppe aufweisende Verbindungen vom durchschnittlichen
Molekulargewicht 300 bis 12000, in denen mindestens eine Hydroxygruppe in Form eines
Urethan-aryl-sulfonsäure-hydroxy-alkylesters vorliegt.
[0009] Erfindungsgemäß bevorzugt sind dabei Verbindungen, welche ein durchschnittliches
Molekulargewicht von 300 bis 12000 aufweisen, gekennzeichnet durch mindestens eine
OH-funktionelle Langkette, welche 6 bis 400 Kettenglieder, vorzugsweise 20 bis 300
Kettenglieder, enthält und mindestens eine über einen Sulfonsäureester-Rest mit einer
Verzweigungsstelle verbundene OH-funktionelle Kurzkette, welche 2 bis 3 Kettenglieder
enthält, sowie mindestens einen, mindestens trifunktionellen Arylrest als Verzweigungsstelle.
[0010] Die erfindungsgemäßen Verbindungen enthalten bevorzugt mindestens eine Struktureinheit
der allgemeinen Formel:

in der
R1 einen 2- bis 6-wertigen Rest eines Polyols, z.B. eines Polyesters, Polyäthers, Polythioäthers
oder Polyesteramids und
Ar einen mehrwertigen Rest eines aromatischen Isocyanats darstellt,
insbesondere mindestens eine Struktureinheit der allgemeinen Formel

in der
R, und Ar die schon genannten Bedeutungen haben und
R2, R4 H, C,―C8-Alkyl, C6―C14-Aryl), Rest eines Epoxids, vorzugsweise ―CH2―0―R8, ―CH2―X, CH2―0―CO―Rg, weitere Epoxidgruppen enthaltender aliphatischer C1―C8-Alkylrest,
R3, R5, R6, R7, H, C1―C8-Alkyl, C6―H14-Aryl) und
R8, R9 C1―C8-Alkyl, C6―H14-Aryl und X OH, Cl, Br, CN
bedeuten.
[0011] Erfindungsgemäß sind Verbindungen folgender allgemeiner Formeln bevorzugt:

insbesondere

und

insbesondere

in denen
R1' R2, R3, R4, R5, R6, R7 und Ar die schon genannte Bedeutung aufweisen.
[0012] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung von
mindestens zwei Hydroxylgruppen und mindestens eine Sulfonsäureestergruppe aufweisenden
Verbindungen, vom durchschnittlichen Molekulargewicht 300 bis 12000, in denen mindestens
eine Hydroxylgruppe in Form eines Urethan-aryl-sulfonsäure-hydroxyalkylesters vorliegt,
dadurch gekennzeichnet, daß mindestens zwei Hydroxygruppen aufweisende Verbindungen
vom Molekulargewicht 62 bis 10000 bei 0―190°C mit Isocyanatosulfonsäure und anschließend
mit Oxiranen und/oder Oxetanen umgesetzt werden, wobei das Äquivalent-Verhältnis der
Gesamtmenge an Isocyanatgruppen (einschließlich der gegebenenfalls in dimerisierter
Form vorhandenen Isocyanatgruppen) zu Sulfonsäuregruppen 0,5 bis 50, das Äquivalent-Verhältnis
aus der Summe der Hydroxylgruppen der mindestens zwei Hydroxyl- gruppen aufweisenden
Verbindungen und der Sulfonsäuregruppen zu NCO-Gruppen 1,5 bis 30 und das Aquivalent-Verhältnis
der Oxiran- bzw. Oxetan-Gruppen zu Sulfonsäuregruppen 0,2 bis 5 beträgt.
[0013] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist schließlich auch die Verwendung der erfindungsgemäßen
Verbindungen als Reaktionskomponente für Polyisocyanate zur Herstellung von Polyadditionsprodukten
oder Polykondensationsprodukten.
[0014] Die neuen erfindungsgemäßen Verbindungen besitzen gegenüber den bisher bekannten
Polyhydroxyverbindungen eine Reihe von vorteilhaften Eigenschaften:
1. Sie besitzen stark polaren Charakter, außerordentlich niedrigen Dampfdruck und
sind hervorragend verträglich mit einer Vielzahl polarer und apolarer Medien und Reaktionspartnern.
2. In Abhängigkeit von der chemischen Konstitution der eingesetzten Oxirans bzw. Oxetans
läßt sich die Reaktivität der über eine kurze Seitenkette an die Verzweigungsstelle
gebundenen OH-Gruppe wunschgemäß steuern. Die Reaktivität dieser OH-Gruppe kann höher,
nahezu gleich oder auch geringer sein als die der über die Polyhvdroxyverbindung eingeführten
OH-Gruppe.
3. Die Funktionalität der als Ausgangsmaterial eingesetzten Polyhydroxyverbindungen
läßt sich in Abhängigkeit von der Menge an eingesetzter Isocyanatosulfonsäure wunschgemäß
erhöhen, z.B. von 2 auf 2,1 oder z.B. auch auf 3 oder 4.
4. In Abhängigkeit von Natur und Menge des verwendeten Oxirans oder Oxetans läßt sich
die Hydrophilie und die Acidität der Produkte in weiten Grenzen steuern. Bei vollständiger
Umsetzung der Sulfonsäure-Gruppen mit Oxiranen oder Oxetanen erhält man weitgehend
hydrophobe Polyhydroxyverbindungen.
5. Der hydrolytische Abbau der Produkte führt zu toxikologisch unbedenklichen Polyaminosulfonsäuren.
6. Die Verwendung der erfindungsgemäßen Verbindungen beispielsweise bei der Herstellung
von Polyurethanen führt zu Polymeren mit verbessertem Brandverhalten.
[0015] Die erfindungsgemäß erhaltenen Produkte bzw. die beim Aufbau von polyurethanen aus
diesen Produkten erhaltenen Kettensegmente sind auf andere Weise nicht ohne weiteres
erhältlich, da die direkte Umsetzung von Isocyanatoarylsulfonsäuren oder daraus hergestellten
NCO-Präpolymeren mit Oxiranen bzw. Oxetanen andere Produkte bzw. andersartig gebaute
Kettensegmente liefert. Bevorzugt enthalten die erfindungsgemäßen Verbindungen mindestens
ein Segement, das einen 2- bis 6- wertigen Rest eines Polyäthers, Polythioäthers,
Polyesters oder Polyesteramids darstellt.
[0016] Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt normalerweise in einem
ersten Reaktionsschritt zunächst eine Addition eines Teils der OH-Gruppen der als
Ausgangsmaterial verwendeten Polyhydroxyverbindungen mit den NCO-Gruppen sowie gegebenenfalls
vorhandenen Uretdion-Gruppen der Isocyanatoarylsulfonsäure unter Ausbildung von höhermolekularen
neuen Polyhydroxyverbindungen, welche zunächst anteilig Urethan-Gruppen und eine oder
mehrere freie Sulfonsäure-Gruppen enthalten. Die Sulfonsäure-Gruppe wird anschließend
durch das zugesetzte Oxiran bzw. Oxetan verestert, wodurch Hydroxyalkylsulfonsäureester-Gruppen
entstehen.
[0017] Beim erfindungsgemäßen Verfahren können alle in der Polyurethanchemie üblicherweise
verwendeten Verbindungen mit mindestens zwei Hydroxylgruppen und einem Molekulargewicht
von 62 bis 10000 als Ausgangsmaterial eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind niedermolekulare
Glykole, Polyester, Polyäther, Polyesteramide, OH-Gruppen aufweisende Oligomere und
Polymerisate, beispielsweise auf Basis Butadien, sowie durch Vinylmonomere gepfropfte
Polyäther oder auch solche Polyhydroxylverbindungen, welche andere Polymere, wie z.B.
Polyharnstoffe, Harnstoffharze, Polyhydrazodicarbonamide oder Vinylpolymerisate dispergiert
enthalten. Geeignete Hydroxylgruppen aufweisende Verbindungen dieser Art werden beispielsweise
in den deutschen Auslegeschriften 1 152 536, 1 168 075 und 1 260 142, den deutschen
Offenlegungsschriften 2 324 134, 2 423 984, 2 512 385, 2 513 815, 2 550 796, 2 550
797, 2 550 833, 2 550 662 und 2 550 860 sowie den US-Patentschriften 3 383 351, 3
304 273, 3 523 093, 3 110 695 und 3 869 413 beschrieben.
[0018] Beim erfindungsgemäßen Verfahren können als Isocyanatoarylsulfonsäuren die Sulfonierungsprodukte
aller bekannten aromatischen Polyisocyanate eingesetzt werden. Beispiele für derartige
in Form ihrer Sulfonierungsprodukte beim erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbare aromatische
Polyisocyanate sind:
4,4' - Stilbendiisocyanat, 4,4' - Dibenzyldiisocyanat, 3,3' - bzw. 2,2' - dimethyl
- 4,4' - diisocyanato - diphenylmethan, 2,3,2',5' - Tetramethyl - 4,4' - diisocyanato
- diphenylmethan, 3,3' - Dimethoxy - 4,4' - diisocyanato - diphenylmethan, 3,3' -
Dichlor - 4,4' - diisocyanato - diphenylmethan, 4,4' - Diisocyanato - diphenylcyclohexylmethan,
4,4' - Diisocyanato - benzophenon, 4,4' - Diisocyanato diphenylsulfon, 4,4' Diisocyanato-diphenyläther,
4,4' - Diisocyanato - 3,3' - dibrom - diphenylmethan, 4,4'-Diisocyanato - 3,3'-diäthyl
- diphenylmethan, 4,4' - Diisocyanato - = diphenyl - äthylen - (1,2), 4,4' - Diisocyanato
- diphenyl - sulfid, 1,3- und 1,4 - Phenylendiisocyanat, 2,4- -und 2,6 - Toluylendiisocyanat
sowie bliebige Gemische dieser Isomeren, Diphenylmethan - 2,4' - und/oder -4,4' -
diisocyanat, Naphthylen-1,5 - diisocyanat, Triphenylmethan - 4,4' 4" - triisocyanat,
Polyphenyl - polymethylen - polyisocyanate, wie sie durch Anilin - Formaldehyd - Kondensation
und anschließende Phosgenierung erhalten und z.B. in den britischen Patentschriften
874 430 und 848 671 beschrieben werden, Carbodiimidgruppen aufweisende Polyisocyanate,
wie sie in der deutschen Patentschrift 1 092 007 beschrieben werden, Diisocyanate,
wie sie in der amerikanischen Patentschrift 3 492 330 beschrieben werden, Allophanatgruppen
aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der britischen Patentschrift 994 890,
der belgischen Patentschrift 761 626 und der veröffentlichten holländischen Patentanmeldung
7 102 524 beschrieben werden, Isocyanuratgruppen aufweisende Polyisocyanate, wie sie
z.B. in der deutschen Patentschriften 1 022 789, 1 222 067 und 1 027 394, sowie in
den deutschen Offenlegungsschriften 1 929 034 und 2 004 048 beschriben werden, acylierte
Harnstoffgruppen aufweisende Polyisocyanate gemäß der deutschen Patentschrift 1 230
778, Biuretgruppen aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der deutschen Patentschrift
1 101 394, in der britischen Patentschrift 889050 und in der französischen Patentschrift
7 017 514 beschrieben werden. Es ist auch möglich, die bei der technischen Isocyanatherstellung
anfallenden Isocyanat- gruppen aufweisenden Destillationsrückstände, gegebenenfalls
gelöst in einem oder mehreren der vorgenannten Polyisocyanate, einzusetzen. Ferner
ist es möglich, beliebige Mischungen der vorgenannten Polyisocyanate zu verwenden.
[0019] Geeignet sind auch Phosgenierungsprodukte von Kondensaten von Anilin und Aldehyden
oder Ketonen, wie z.B. Acetaldehyd, Propionaldehyd, Butyraldehyd, Aceton, Methyläthylketon.
Ferner geeignet sind die Phosgenierungsprodukte von Kondensaten von am Kern Alkyl
substituierten Anilinen, insbesondere Toluidinen mit Aldehyden oder Ketonen, wie z.B.Formaldehyd,
Acetaldehyd, Butyraldehyd, Aceton, Methyläthylketon.
[0020] Weiterhin geeignet sind Umsetzungsprodukte der genannten aromatischen Polyisocyanatgemische
mit 0,2-50 Mol-% an Polyolen, vorausgesetzt, daß die Viskosität der so erhaltenen
Umsetzungsprodukte 50 000 cP bei 25°C nicht überschreitet und der NCO-Gehalt der Umsetzungsprodukte
mindestens 6 Gew.-% beträgt. Geeignete Polyole zur Modifizierung der Ausgangsmaterialien
sind insbesondere die in der Polyurethan-Chemie bekannten Polyäther- und/oder Polyesterpolyole
des Molekulargewichtsbereichs 200 bis 6000, vorzugsweise 300 bis 4000, sowie niedermolekulare
Polyole des Molekulargewichtsbereichs 62 bis 200. Beispiele derartiger niedermolekularer
Polyole sind Äthylenglykol, Propylenglykol, Glyzerin, Trimethylolpropan, 1,4,6-Hexantrioi.
[0021] Besonders bevorzugte Isocyanatoaryl-sulfonsäuren sind die Sulfonierungsprodukte von
2,4-Toluylendiisocyanat sowie Gemischen aus 2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat, ferner
Sulfonierungsprodukte der Di- bzw. Polyisocyanate, welche durch Phosgenierung von
Anilin/Formaldehyd-Kondensaten erhalten werden. Diese Gemische enthalten insbesondere
4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan und 2,4'-Diisocyanatodiphenyimethan sowie höherkernige
Homologe dieser Produkte. Es ist grundsätzlich ohne Belang, mit welchen Sulfonierungsmitteln
die Isocyanato-arylsulfonsäuren hergestellt worden sind. Geeignete Sulfonierungsmittel
sind beispielsweise Schwefeltrioxid, Oleum, Schwefelsäure, Komplexe des Schwefeltrioxids
mit Lewis-Basen, welche Sauerstoff-, Stickstoff-oder Phosphoratome enthalten. Es können
jedoch auch andere bekannte Sulfonierungsmittel wie Chlorsulfonsäure und Acylsulfate,
beispielsweise Acetylsulfat bzw. Umsetzungsprodukte von Säure-Anhydriden mit Schwefelsäure
oder Oleum eingesetzt werden. Insbesondere zur Herstellung von nur partiell sulfonierten
Isocyanaten spielen Nebenreaktionen, z.B. Harnstoff bzw. Biuretbildung oder die teilweise
Umwandtung von Isocyanatgruppen in Carbamidsäurechlorid-Gruppen oder Acylamid-Gruppen
im allgemeinen keine Rolle, so daß in diesen Fällen ohne weiteres beispielsweise Schwefelsäure,
Chlorsulfonsäure oder Acetylsulfat eingesetzt werden können. Zur Herstellung von hochsulfonierten
Polyisocyanaten wird dagegen Schwefeltrioxid bzw. seine Komplexe, beispielsweise gemäß
DE-A 2510693, vorzugsweise eingesetzt. Hieraus folgt, daß insbesondere auch aromatische
Polyisocyanatarylsulfonsäuren auf der Basis Toluylendiisocyanat bzw. Diphenylmethandiisocyanat
bevorzugt werden, welche Harnstoff- bzw. Biuretgruppen enthalten.
[0022] Besonders bevorzugt sind Lösungen und Dispersionen von Isocyanato-aryl-sulfonsäuren
in nichtsulfonierten flüssigen Polyisocyanaten. Solche Produkte werden beispielsweise
bei teilweiser Sulfonierung aromatischer Polyisocyanate erhalten. Im allgemeinen erhält
man bei der Teilsulfonierung von chemisch einheitlichen Diisocyanaten oder von binären
Isomerengemischen Suspensionen, während bei der Teilsulfonierung von Mehrkomponenten-Gemischen
homogene Lösungen entstehen. Für das erfindungsgemäße Verfahren ist es grundsätzlich
ohne Belang, ob Lösungen oder Suspensionen eingesetzt werden. Ganz besonders bevorzugt
sind tellsulfonierte Polyisocyanatgemische, wie sie durch Phosgenierung von Anilin-Formaldehyd-Kondensaten
erhalten werden und in den deutschen Offenlegungsschriften 2 227 111, 2 359 614 und
2 359 615 beschrieben sind. Ebenfalls besonders bevorzugt sind Suspensionen von Diisocyanato-toluol-sulfonsäure-Dimeren
sowie Diisocyanatodiphenylmethan-sulfonsäure-Dimeren in Diisocyanatotoluol bzw. Diisocyanatodiphenylmethan.
[0023] Die Herstellung der beim erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzenden Isocyanatoarylsulfonsäuren
bzw. ihrer Gemische mit nicht sulfonierten aromatischen Polyisocyanaten erfolgt nach
den bekannten Verfahren des Standes der Technik bzw. in Analogie zu den bekannten
Verfahren des Standes der Technik, wie er sich beispielsweise aus den bereits genannten
Veröffentlichungen. oder aus US-PS 3 826 769 ergibt
[0024] Beim erfindungsgemäßen Verfahren können auch Lösungen bzw. Suspensionen der oben
beispielhaft genannten Isocyanatoaryisulfonsäuren in aliphatischen oder cycloaliphatischen
Polyisocyanaten bzw. auch aromatischen. aliphatischen oder cycloaliphatischen Monoisocyanaten
zum Einsatz gelangen. Beispiele solcher Isocyanate sind der US-Patentschrift 3 963
679 zu entnehmen.
[0025] Die Art und Mengenverhältnisse der beim erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzenden
Isocyanate bzw. deren Sulfonierungsgrad werden zweckmäßig so gewählt daß das Äquivaleniverhältnis
von (gegebenenfalls teilweise in dimerisierter Form vorliegenneni Isocyanatgruppen
zu Sulfonsaure gruppen größer als 1.1 ist, und insbesondere zwischen 1.05 ind 50.1,
vorzugsweise zwischen 2-1 und 30:1, besonders bevorzugt zwischen 2:1 und 12:1 liegt.
[0026] Eine weitere Gruppe von erfindungsgemäß bevorzugten Isocyanatosulfonsäuren sind die
in DE-A 2 615 876 beschriebenen aromatischen Mono-, Di- oder Polyisocyanate, welche
mehr als eine Sulfonsäuregruppe (insbesondere 2 oder 3 Sulfonsäuregruppen) enthalten.
In diesem Fall liegt das bevorzugte Verhältnis von Isocyanat- zu Sulfonsäuregruppen
zwischen 0,5:1 und 1,2:1.
[0027] Beim erfindungsgemäßen Verfahren können als Oxiarane beliebige, mindestens eine Epoxidgruppe
aufweisende, daneben gegebenenfalls noch mit Isocyanat- oder Hydroxylgruppen substituierte,
ansonsten jedoch unter den Reaktionsbedingungen unter denen die Oxiran/Sulfonsäure-Addition
erfolgt, weitgehend inerte organische Verbindungen eingesetzt werden. Vorzugsweise
werden beim erfindungsgemäßen Verfahren dieser Definition entsprechende Monoepoxide
des Molekulargewichtsbereichs 44-400 eingesetzt. Beispiele geeigneter Monoepoxide
sind Äthylenoxid, Propylenoxid, Buten-1,2-oxid, Buten-2,3-oxid, 1,4-Dichlorbuten-2,3-oxid,
Styroloxid, 1,1,1-Trichlorpropen-2,3-oxid, 1,1,1-Trichlorbuten-3 4-oxid, 1,4-Dibrombuten-2,3-oxid,
Epichlorhydrin, Epibromhydrin, Glycid, Glycerin-mono-glycidyiäther, Isobutenoxid,
p-Glycidylstyrol, N-Glycidylcarbazol, Cyanäthylglydicyläther, Tri woräthylglycidyläther,
Chloräthylglycidyläther, Bromäthylglycidyläther, Vinyloxiran, 3,4-Dichlorbuten 2-oxid,
2-(1-Chlorvinyl)-oxiran, 2-Chlor-2-vinyl-oxiran, 2,3-Epoxipropylphosphon säurediäthylester,
3,4-Bis-hydroxy-buten-1,2-oxid, 2-Methyl-2-vinyl-oxiran, 2-(1-Methylvinyl-)oxiran.
Gut geeignet sind auch Ester von Glycid mit Monocarbonsäuren, z.B. Glycidyl-acetat,
Glycidyl-chloracetat, Glycidyl-dichloroacetat, Glycidyl-trichloroacetat, Glycidyl-bromacetat,
Glycidyl-acrylat, Glycidylmethacrylat, Glycidyl-caproat, Glycidyl-octoat, Glycidyl-dodecanoat,
Glycidyl-oleat, Glycidyl-stearat, sowie Äther des Glycids, z.B. mit Phenol und substituierten,
insbesondere halogenierten Phenolen. Ebenfalls gut geeignet sind die Umsetzungsprodukte
von Hydroxy-oxiranen, insbesondere von Glycid mit aliphatischen, cycloaliphatischen
und aromatischen Mono- und Polyisocyanaten.
[0028] Zur Erhöhung des Molekulargewichts und der Funktionalität der erfindungsgemäß hergestellten
Produkte können auch, gegebenenfalls anteilsweise, Di- und Polyepoxide eingesetzt
werden, beispielsweise Epoxidationsprodukte von aliphatischen und cycloaliphatischen
Diolefinen, epoxidierte Polybutadiene oder Butadien-Mischpolymerisate oder Polyglycidylester,
wie sie beispielsweise durch Umsetzung einer Dicarbonsäure oder durch Umsetzung von
Cyanursäure mit Epichlorhydriden oder Dichlorhydrin in Gegenwart von Alkali erhalten
werden.
[0029] Polyglycidyläther, wie diejenigen, die man durch Veräthern eines zweiwertigen oder
mehrwertigen Alkohols, eines Diphenols oder eines Polyphenols mit Epichlorhydrin oder
Di-chlorhydrin in Gegenwart eines Alkalis erhält, werden vorzugsweise eingesetzt.
Diese Verbindungen können sich von Glykolen, wie Äthylenglykol, Diäthylenglykol, Triäthylenglykol,
1,3-Propylenglykol, 1,4-Butandiol, 1,5-Pentandiol, 1,6-Hexandiol, 2,4,6-Hexantriol,
Glycerin und insbesondere von Diphenolen oder Polyphenolen wie Resorcin, Brenzkatechin,
Hydrochinon, Phenolphthalein, Phenol-formaldehyd-Kondensationsprodukten der Art der
Novolake, 1,4-Di-hydroxynaphthalin, Dihydroxy-1,5-naphthalin, Bis-(hydroxy-4-phenyl)methan,
ableiten. Insbesondere sind auch Epoxiharze geeignet, welche aus Polyphenolen hergestellt
wurden und unter der Handelsbezeichnung Novolak-Harze vertrieben werden.
[0030] Weitere erfindungsgemäß geeignete Glycidäther sind den britischen Patenten 1 017
612, 1 024 288, 772 830 und 816 923 zu entnehmen. Weitere Epoxide, die erfindungsgemäß
eingesetzt werden können, werden in Houben-Weyl, 1963, Band XIV/2, Seite 462 bis 538,
beschrieben.
[0031] Eine Zusammenstellung technisch bedeutsamer Polyoxirane findet sich in H. Batzer
und F. Lohse: Einführung in die makromolekulare Chemie, Hüthig & Wepf Verlag Basel,
Heidelberg 1976 auf S. 44-53.
[0032] Als Oxetane kommen beim erfindungsgemäßen Verfahren beliebige, mindestens einen Oxetanring
aufweisende, gegebenenfalls durch Isocyanat- oder Hydroxylgruppen substituierte, ansonsten
jedoch unter den Reaktionbedingungen, unter denen die Oxetan/Sulfonsäure-Addition
abläuft, weitgehend inerte organische Verbindungen in Betracht. Bevorzugte Oxetane
sind dieser Definition entsprechende Monooxetane des Molekulargewichtsbereichs 58-400.
Geeignete Oxetane können beispielsweise der deutschen Auslegeschrift 1 668 900, Kolonne
3 und 4, entnommen werden.
[0033] Selbstverständlich können auch die Oxetan-Analogen der weiter oben aufgeführten Glycid-Derivate
eingesetzt werden, z.B. 3-Äthyl-3-acryloxy-oxetan, 3-Äthyl-3-methacryloxyoxetan, 3-Methyl-3-trichloracetoxy-oxetan,
3-Methyl-3-ß-cyanäthoxymethyl-oxetan, 3-Äthyl-ß-cyanäthoxymethyloxetan, 3-Äthyl-3-phenoxymethyl-oxetan.
[0034] Unter den erfindungsgemäß einsetzbaren Di- und Polyoxetanen sind von besonderer Bedeutung
die Umsetzungsprodukte von 3-Alkyl-3-hydroxymethyl-oxetanen mit Di- und Polycarbonsäuren,
sowie mit Di- und Polyisocyanaten. Auch die sich von aliphatischen, cycloaliphatischen
und aromatischen Diolen und Polyolen abteilenden Di- und Polyäther der Hydroxy-oxetane
sind sehr gut geeignet.
[0035] Die Oxirane sind als Ausgangsmaterialien im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens
gegenüber den Oxetanen bevorzugt. Besonders bevorzugte Oxirane sind Äthylenoxid, Propylenoxid,
Styroloxid, 1.1 1 Trichlorbuten-3,4--oxid und Epichlorhydrin. Bevorzugtes Oxetan ist
3-Hydroxvmethyl-3-äthyl- oxetan.
[0036] Das Mengenverhältnis zwischen Polyhydroxyverbindungen und Isocyanatosulfonsäure wird
meist so gewählt daß OH-funktionelle Produkte eines Molekulargewichts unter 12.000
und vorzugsweise unter 6,000 entstehen. Es wird also ein molarer Überschuß an hydroxyfunktionellen
Komponenten eingesetzt, wobei auf eine NCO-Gruppe mindestens 1,5 OH-Gruppen und S0
3H-Gruppen entfallen sollen. Unter NCO-Gruppen sollen dabei nicht nur in freier Form
vorliegende NCO-Gruppen verstanden werden sondenr auch in Form von Uretdion-Gruppen
vorliegende dimerisierte NCO-Gruppen. Es ist besonders bevorzugt, die als Ausgangsmaterial
verwendeten hydroxyfunktionellen Verbindungen nur anteilig mit Sulfonsäure-Gruppen
zu modifizieren, wobei auf eine NCO-Gruppe bis zu 30 OH-Gruppen und S0
3H-Gruppen eingesetzt werden können. Bevorzugt ist ein Äquivalent-Verhältnis von OH-Gruppe
zu NCO-Gruppe zwischen 2 und 20.
[0037] Die genannten Mengenverhältnisse gelten im Wesentlichen für Umsetzungen die unter
Verwendung von Di- bzw. Polyisocyanaten durchgeführt werden und die unmittelbar zu
durch Sulfonsäure- gruppen modifizierten Polyhydroxyverbindungen führen, welche nach
Umsetzung mit Oxiranen bzw. Oxetanen die erfindungsgemäßen Polyhydroxyverbindungen
erhöhter Funktionalität ergeben.
[0038] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung können jedoch auch Monoisocyanate, welche 1
bis 3 Sulfonsäuregruppen enthalten Verwendung finden. Diese Monoisocyanate können
mit den Ausgans-Hydroxyverbindungen inmolar unterschüssigen Mengen aber auch in Äquivalenz
eingesetzt werden, wobei im letztgenannten Fall alle OH-Funktionen mit Isocyanatgruppen
umgesetzt werden, Man erhält Polysulfonsäuren, welche anschließend mit Oxiranen bzw.
Oxetanen zu neuen Polyhydroxyverbindungen umgesetzt werden. Nach dieser Arbeitsweise
können Produkte erhalten werden, deren OH-Funktionalität dieselbe ist, wie bei den
eingesetzten Ausgangsverbindungen, deren Reaktivität jedoch verändert, beispielsweise
verringert ist.
[0039] Die Umsetzung der Ausgangs-Hydroxyverbindungen mit den Sulfonsäuregruppen enthaltenden
Isocyanaten erfolgt im Prinzip in bekannter Weise. Im allgemeinen werden die Hydroxyverbindungen
vorgelegt und die Isocyanatkomponente unter Vermischen zugegeben. Ist das Isocyanat
flüssig, wie es beispielsweise bei teilsulfonierten MDI.Typen der Fall ist, so kann
die Vermischung der Komponenten und die anschließende Reaktion ohne Weiteres bei Raumtemperatur
oder auch bei geringfügig erhöhter Temperatur stattfinden. Die Wahl der Temperatur
hängt in diesem Fall ausschließlich von der Viskosität des Reaktionsgemisches und
von der gewünschten Zeitdauer der Umsetzung ab. Bei Verwendung von festen Isocyanatoaryl-,
Mono- oder Polysulfonsäuren entsteht bei der Vermischung primär eine Suspension und
es ist zweckmäßig, die Umsetzung bei einer Temperatur vorzunehmen, bei der das feste
Isocyanat rasch in Lösung geht.
[0040] Hierfür sind Temperaturen zwischen 40 und 180°C, insbesondere 60 und 120°C zweckmäßig.
Insbesondere bei ausschließlichem Einsatz verhältnismäßig niedermolekularer Polyhydroxyverbinddungen
werden Temperaturen über 120°C bis etwa 200°C bevorzugt, um ein Festwerden des Reaktionsansatzes
während der Umsetzung zu vermeiden. Feste Isocyanatosulfonsäuren werden besonders
bevorzugt in Form von Suspensionen, Pasten oder Feuchtpulvern, unter Verwendung inerter
Lösungs mittel eingesetzt, wie dies in der DE-A-2 640 103 beschrieben ist.
[0041] Weiterhin können feste Isocyanatosulfonsäuren in der Form von Lösungen in organischen
Lösungsmitteln eingesetzt werden, wobei als Lösungsmittel flüssige Ester einer anorganischen
oder organischen Säure des Phosphors bevorzugt werden (DE-A-2 650 172).
[0042] Im übrigen können selbstverständlich beliebige inerte Lösungsmittel, wie Kohlenwasserstoffe,
Halogenkohlenwasserstoffe, Äther, Ester und Ketone dem Reaktionsgemisch zugegeben
werden. Bevorzugt ist indessen die Umsetzung in Abwesenheit von Lösungsmitteln bzw.
mit den geringen Lösungsmittelmengen welche zum Anpasten oder Lösen fester Isocyanatosulfonsäuren
Verwendung finden.
[0043] Die Umsetzung der eingeführten Sulfonsäuregruppen mit Oxiranen bzw Oxetanen kann
entweder nach Umsetzung aller Isocyanatgruppen in einer 2. Reaktionsstufe oder aber
auch gleichzeitig bzw. überlappend mit der Urethanisierungsreaktion vorgenommen werden.
Eine Simultan-Reaktion kommt insbesondere dann in Betracht, wenn die OH-Gruppen der
Ausgangskomponenten primär, die aus der Epoxydreaktion hervorgehenden OH-Gruppen dagegen
sekundär sind. Unter diesen Voraussetzungen ist nur in untergeordnetem Maße mit einer
Reaktion sekundärer OH-Gruppen mit Isocyanat-Gruppen zu rechnen.
[0044] Die erfindungsgemäßen Reaktionsprodukte lassen sich also grundsätzlich auch in einem
EintopfVerfahren herstellen, wobei Hydroxyverbindungen, isocyanatkomponente und Oxiran
bzw. Oxetan gleichzeitig vermischt und miteinander umgesetzt werden. Dieses Verfahren
kommt insbesondere auch bei schwerlöslichen Isocyanatosulfonsäuren in Betracht, da
die Anwesenheit von Sauerstoff-Heterocyclen die Lösungsgeschwindigkeit erhöht.
[0045] Die beim erfindungsgemäßen Verfahren zum Einsatz gelangenden Oxirane bzw. Oxetane
bzw. deren Mengen werden so gewählt, daß das Äquivalentverhältnis der Epoxid- bzw.
Oxetan-Gruppen zu Sulfonsäuregruppen zwischen 0,2:1 und 5:1, vorzugsweise zwischen
0,6:1 und 2:1, liegt. Bei einem Äquivalentverhältnis von
<1:1 werden die vorhandenen S0
3H-Gruppen nur teilweise verestert, so daß die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
noch freie Sulfonsäuregruppen aufweisen, so daß die durch diese Sulfonsäuregruppen
bewirkte Hydrophilie der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte durch das genannte Äquivalentverhältnis
innerhalb des Bereichs von 0,2:1 bis 1:1 variiert werden kann. Selbstverständlich
kann die Epoxid- bzw. Oxetan-Komponente auch im Überschuß eingesetzt werden, um beispielsweise
bei Verwendung von Mono-epoxiden bzw. Mono-oxetanen eine quantitative Veresterung
der Sulfonsäuregruppen zu gewährleisten, oder um bei Verwendung von mehr als eine
Epoxid- bzw. Oxetangruppe aufweisenden Verbindungen, freie Epoxid- bzw. Oxetan-Gruppen
in die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte einzubauen. Insbesondere auf diese Weise
eingebaute Epoxidgruppen können für Folgereaktionen, wie z.B. Trimerisierung der Isocanatgruppen,
Oxazolidon-Bildung oder Amin-Vernetzung herangezogen werden.
[0046] Freie Sulfonsäuregruppen können auch ganz oder teilweise neutralisiert werden, beispielsweise
mit tert. Aminen oder anorganischen Basen.
[0047] Ein gegebenenfalls eingesetzter Überschuß an Monoepoxid bzw. Monooxetan kann gewünschtenfalls
nach Beendigung des erfindungsgemäßen Verfahrens destillativ aus dem erfindungsgemäßen
Verfahrensprodukt entfernt werden.
[0048] Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist denkbar einfach und erfolgt
im allgemeinen im Temperaturbereich von 0-190°C, vorzugsweise 20-140°C.
[0049] Bei diskontinuierlicher Arbeitsweise wird das Gemisch bzw. Reaktionsprodukt aus Hydroxykomponente
und Sulfonsäure-Gruppen enthaltendem Polyisocyanat vorzugsweise bei Raumtemperatur
in einem Rührgefäß vorgelegt und das Epoxid bzw. Oxetan eingerührt. Die Reaktion setzt
im allgemeinen sofort unter Selbsterwärmung ein. Wenn der Anteil an Sulfonsäure-Gruppen
mehr als ca. 10% beträgt, kann es zweckmäßig sein, die Reaktion bei tieferen Temperaturen,
z.B. zwischen 0 und 20°C durchzuführen und gegebenenfalls unter Kühlung zu arbeiten.
Eine solche Maßnahme ist jedoch im Regelfall nicht erforderlich, da eine Erwärmung
des Reaktionsgemisches auf beispielsweise 140°C oder auch darüber nicht von Nachteil
ist. Wenn auf eine rasche Reaktion innerhalb kurzer Zeit Wert gelegt wird, sowie im
Falle der Verwendung von bei Raumtemperatur flüssigen Epoxiden und Oxetanen bzw. viskosen
Isocyanaten, kann es zweckmäßig sein, die Reaktion bei erhöhter Temperatur vorzunehmen,
beispielsweise zwischen 40-140°C, in Sonderfällen kann die Temperatur bis ungefähr
190°C betragen.
[0050] Gasförmige Epoxide werden zweckmäßigerweise unter Rühren eingeleitet. Die Reaktion
wird vorzugsweise lösungsmittelfrei durchgeführt, jedoch kann selbstverständlich auch
in Anwesenheit inerter Lösungsmittel, wie z.B. Dichloräthan, Chloroform, Tetrachloräthan,
Trichlorfluormethan, Aceton, Toluol, Chlorbenzol gearbeitet werden.
[0051] Eine besonders starke Funktionalitätserhöhung läßt sich durch Verwendung von Di-
oder Polyoxiranen bzw. den entsprechenden Oxetanen erreichen, insbesondere, wenn ungefähr
in Äquivalenz zu den vorhandenen Sulfonsäuregruppen gearbeitet wird. Es ist bei einer
solchen Arbeitsweise leicht möglich OH-Funktionalitäten von 4 bis 8 zu erreichen.
Es ist jedoch auch möglich eine Funktionalität unter 4 einzustellen, wenn Monoisocyanatoarylmonosulfonsäuren
und/oder monofunktionelle Alkohole zumindest anteilig eingesetzt werden.
[0052] Zur Erhöhung der Funktionalität ganz besonders geeignete Verbindungen sind auch Oxirane
und Oxetane mit OH-Gruppen, z.B. Glycid, 3-Methyl-3-hydroxymethyl-oxetan, 3-Äthyl-3-hydroxymethyl-
oxetan. Je nach gewünschter Reaktivität der OH-funktionellen Kurzkette wird man Oxiranen
oder Oxetanen den Vorzug geben. Wahrend Oxetane in der Regel primäre OH-Gruppen liefern,
führt die Verwendung von Oxiranen meist zu sekundaren oder sogar tertiären OH-Gruppen.
Lediglich Äthylenoxid gibt eine primäre OH-Gruppe, Glycid führt gleichzeitig eine
primäre und eine sekundäre OH-Gruppe innerhalb einer Kurzkette ein.
[0053] Werden Di- oder Polyoxirane in molar überschüssigen Mengen eingesetzt, so daß nur
ein Teil der Epoxygruppen mit Sulfonsäuregruppen reagieren, so werden Polyhydroxyverbindungen
erhalten, welche noch freie Epoxygruppen aufweisen, welche entweder mit beispielsweise
Carbonsäuren oder Carbonsäureanhydriden zur Reaktion gebracht werden können, oder
aber als Reaktionsharze im Rahmen der Epoxydchemie eingesetzt werden können.
[0054] Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte sind wertvolle Ausgangsmaterialien zur Herstellung
von Polyurethankunststoffen nach dem Isocyanat-Polyadditionsverfahren. Sie eignen
sich z.B. zur Herstellung von kompakten oder zelligen Elastomeren, Weichschäumen,
Halbhartschäumen und Hartschäumen, insbesondere dann, wenn hohe Anforderungen an die
Vernetzungsdichte, das Brandverhalten oder die Abbaubarkeit gestellt werden. So eignen
sich die erfindungsgemäßen Polyhydroxy- verbindungen beispielsweise zur Herstellung
von Polstermaterialien, Matratzen, elastischen Unterlagen, Autositzen, Dampfungsmaterialien,
Stoßabsorbern, Konstruktionswerstoffen, schalldämmenden Isolierungen, feuchtigkeitsaufnehmenden
Materialien, z.B. im Hygienesektor, zur Herstellung von Substraten zur Pflanzenaufzucht,
sowie für den Wärme- und Kälteschutz. Ganz besonders geeignet sind die erfindungsgemäßen
Polyhydroxyverbindungen zur Herstellung anorganisch-organischer Kunststoff beispielsweise
in Analogie zu den in DBP 2 310 559, DE-A-2 227 147, 2359608 beschriebenen Verfahrensweisen,
sowie für Oberflächenbeschichtungen, Imprägnierungen und Verklebungen geeignet.
[0055] Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Hydroxy-Verbindungen ist ihre erhöhte
Polarität. Dadurch sind diese Produkte im Gegensatz beispielsweise zu reinen Polypropylenglykoläthern
mit niedermolekularen Glykolen wie Äthylenglykol, Diäthylenglykol, 1,4-Butandiol,
Glyzerin, gut verträglich. Mischungen sind homogen und damit lagerstabil. Zur Herstellung
von Polyadditionsprodukten mit günstigem Brandverhalten ist die Umsetzung der Polyhydroxyverbindungen
gemäß vorliegender Erfindung mit Sulfonsäureester-Gruppen aufweisenden Polyisocyanaten
besonders günstig.
[0056] Derartige, Sulfonsäure- oder Sulfonsäreester-Gruppen aufweisende Polyisocyanate sind
infolge ihrer hohen Polarität mit hydrophoben, langkettigen Polyäthern häufig wenig
vertraglich so daß Entmischungseffekte auftreten, die unter Umstanden eine Polyadditionsreaktion
unmöglich machen. Werden solche Polyäther gemäß vorliegender Erfindung mit Sulfonsäureester-Gruppen
modifiziert, so ist meist eine gute Verträglichkeit mit Sulfonsäure- oder Sulfonsäureester-Gruppen
aufweisenden Polyisocyanaten gegeben.
Beispiel 1
(a) Herstellung der Isocyanatoarylsulfonsäure
[0057] 1914 g (11 Mol) Toluylendlisocyant (Isomerengemisch 2,4: 2,6 = 80:20) werden bei
23-30°C im Verlauf von ca. 20 Stunden unter Rühren mit 335 g (4,2 Mol) Schwefeltrioxid
umgesetzt, wobei eine dickflüssige Suspension der dimeren Toluylendiisocyanat-monosulfonsäure
im Toluylendiisocyanat ensteht. Das Schwefeltrioxid wird mittels eines schwachen Stickstoffstroms
aus erwärmten 65% igem Oleum freigesetzt und gasförmig mit Stickstoff verdünnt auf
die Oberfläche des gerührten Isocyanates aufgeleitet. Die erhaltene Suspension wird
mit 500 ml Toluol verdünnt, abgesaugt, und der feste Rückstand 2 mal mit 500 ml Toluol
angeschlämmt und abgesaugt. Das toluol-feuchte Produkt wird abgefüllt. Ausbeute 1285
g, Gehalt an Toluol 23%, Trockensubstanz 990 g, entsprechend 93% der Theorie.
[0058] Das Produkt ist ein schwach feuchtes Pulver, das sich ohne zu stauben sehr gut handhaben
läßt. Es ist leicht ab- und umzufüllen, backt nicht zusammen und klebt nicht am Spatel.
b) Herstellung eines durch Sulfonsäuregruppen modifizierten Polyätherdiols:
[0059] 200 g (0,1 Mol) eines linearen difunktionellen Polypropylenglykols vom Molekulargewicht
2000 werden bei 50-60°C mit 16,5 g (0,05 Mol) des nach a) hergestellten Produkts verrührt.
Nach 5 Stunden ist eine homogene Schmelze entstanden, die frei von NCO-Gruppen ist.
Nach Zugabe von 4,6 g (0,05 Mol) Epichlorhydrin wird noch 1 Stunde bei 60°C nachgerührt.
Viskosität bei 25°C: 2 800 mPas.
[0060] Durchschnittsfunktionalität des Produkts: 3.
Beispiel 2
[0061] Es wird wie im Beispiel 1 verfahren, anstelle des Epichlorhydrins werden jedoch 8,5
g (0,025) Bisphenol-A-diglycidyläther zugesetzt. Viskosität bei 25°C: 50 000 mPas.
[0062] Durchschnittsfunktionalität des Produkts: 6
Beispiel 3
[0063] 240 g (0,12 Mol) eines linearen Polypropylenglykols vom Molekulargewicht 2000 werden
bei 30°C mit 33 g (0,1 Mol) des nach Beispiel 1 a) hergestellten Produkts verrührt.
Man erhält eine weiße Suspension, die bei 60°C allmählich in eine klare Flüssigkeit
übergeht. Nach Einrühren von 9,25 g (0,1 Mol) Epichlorhydrin wird noch 30 Minuten
bei 40-50°C nachgerührt.
[0064] Viskosität bei 25°C: 25 000 mPas.
Beispiel 4
[0065] 300 g (0,1 Mol) eines trifunktionellen auf Trimethylolpropan gestarteten Polypropylenglykols
vom Molekulargewicht 3000 werden bei Raumtemperatur mit 16,5 g (0,05 Mol) des nach
1 a) hergestellten Produkts verrührt. Nach Aufheizen auf 60°C entsteht allmählich
eine klare Flüssigkeit, in welche 4,6 g (0,05 Mol) Epichlorhydrin eingerührt wird.
[0066] Viskosität bei 25°C: 3400 mPas
Beispiel 5
[0067] In Abänderung von Beispiel 4 wird unmittelbar nach dem Isocyanat das Epichlorhydrin
eingerührt. Es wird 90 Minuten bei Raumtemperatur gerührt, wobei sich das Isocyanat
teilweise löst. Anschließend wird auf 60°C erwärmt und 7 Stunden bei dieser Temperatur
gerührt. Man erhält eine klare hellbraune Flüssigkeit, die keine NCO-Gruppen mehr
enthält. Viskosität bei 25°C: 4500 mPas. Hellbraune, klare Flüssigkeit.
[0068] Mittlere Funktionalität: 5
Beispiel 6
[0069] Es wird wie in Beispiel 5 verfahren, jedoch unter Verwendung von 3,7 g (0,05 Mol)
Glycid anstell, des Epichlorhydrins. Hellgelbe trübp Flüssigkeit.
[0070] Viskositätbei 25°C: 4500 mPas
[0071] Mittlere Funktionalität: 6
Beispiel 7
[0072] Es wird wie in Beispiel 5 verfahren, jedoch unter Verwendung von 5,8 g 3-Äthy-3 hydroxymethvloxetan
anstelle des Epichlorhydrins. Es wurde 8 Stunden bei 60°C, 6 Stunden bei 80°C 6 Stunden
bei 95°C und 2 Stunden bei 120°C gerührt. 4 g ungelöstes Isocyanat wurden abfiltriert
Braune, grün fluoreszierende Flüssigkeit.
[0073] Viskosität bei 25°C: 4000 mPas
[0074] Mittlere Funktionalität: 6
Beispiel 8
[0075] 200 g (0,2 Mol) eines linearen difunktionellen Polypropy!englykols vom Molekulargewicht
1000 werden bei 70°C mit 33 g (0,1 Mol) des nach Beispiel 1 a hergestellten Produkts,
welches mit 30 g Toluol angeschlämmt wird, verrührt. Nach 1 Stunde ist eine klare
Schmelze entstanden, nach 4 Stunden sind keine NCO-Gruppen mehr vorhanden (IR-Spektrum).
Toluol wird bei 70°C i. Vak. abgezogen und das Reaktionsprodukt bei 25°C mit 7,4 g
(0,1 Mol) Glycid verrührt.
[0076] Viskosität bei 25°C: 11,000 mPas
[0077] Durchschnittsfunktionalität des Produkts: 4
[0079] Säurezahl (Ester-Spaltung): 14
Beispiel 9
[0080] Es wird analog Beispiel 8 gearbeitet, jedoch unter Verwendung von 123 g (0,2 Mol)
eines linearen Polyäthylenglykols vom Molekulargewicht 615.
[0081] Viskosität bei 25°C: 30000 mPas
[0082] Durchschnittsfunktionalität: 4
[0084] Säurezahl (Ester-Spaltung): 26
Beispiel 10
[0085] Es wird analog Beispiel 8 gearbeitet, jedoch unter Verwendung von 80 g (0,2 Mol)
Octaäthylenglykol.
[0086] Viskosität bei 25°C: 120000 mPas
[0087] Durchschnittsfunktionalität: 4
[0089] Säurezahl (Ester-Spaltung): 42
Beispiel 11 1
[0090] 20 g des nach Beispiel 8 erhaltenen Produkts und 8 g des nachfolgend als Polyisocyanat
A beschriebenen Produkts werden gemischt, wobei eine homogene weißgelbe Paste entsteht.
Nach 4 Stunden ist eine plastische hochmolekulare Masse entstanden, die noch weiteren
2 Stunden zu einem Elastomeren vernetzt.
[0091] Wird derselbe Versuch mit 0,3 g Zinndioctoat durchgeführt, so ist die Masse bereits
2 Stunden nach Vermischen vernetzt. Das vernetzte Elastomer ist homogen, klebfrei
und von guter Zugfestigkeit.
Vergleichsversuch
[0092] Beispiel 11 wird wiederhalt mit 20 g des im Beispiel 8 als Ausgangsmaterial verwendeten
Polypropylenglykols vom MG 1000 und 8 g des nachfolgend als Polyisocyanat A beschriebenen
Produktes. Man erhält ein zweiphasiges Gemisch, dessen dunkle in sich heterogene Isocyanatphase
sich schlammig absetzt. Innerhalb von 5 Stunden wird die Mischung mehrfach durch Rühren
vermischt, jedoch tritt stets nach wenigen Minuten wieder Phasentrennung ein. Nach
8 Stunden ist die Mischung noch flüssig.
[0093] Wird derselbe Versuch mit 0,3 g Zinn-dioctoat durchgeführt, so entsteht unmittelbar
nach dem Vermischen in stark exothermer Reaktion ein inhomogenes festes Produkt mit
krümeligem Aussehen. Das Produkt ist klebrig und ohne Festigkeit.
Polyisocyanat A
[0094] Vom rohen Phosgenierungsprodukt eines Anilin-Formaldehyd-Kondensats wird so viel
Diisocyanatodiphenylmethan abdestilliert, daß der Destillationsrückstand bei 25°C
eine Viskosität von 50 mPas aufweist (2-Kern-Anteil: 68 Gew.-%; 3-Kern-Anteil: 16
Gew.-%; Anteil an höherkernigem Polyisocyanat: 16 Gew.-%; NCO-Gehalt: 32 Gew.-%).
Auf die Oberfläche von 3800 g dieses Produkts wird ein Gemisch aus Schwefeltrioxyd
und Stickstoff aufgeleitet und zwar so lange, bis 102 g Schwefeltrioxyd von dem Isocyanatgemisch
aufgenommen worden sind. Das erhaltene Produkt hat eine Viskosität von 120 mPas und
einen Schwefelgehalt von 1.05%.
[0095] 1850 g dieses sulfonierten Polyisocyanats werden bei Raumtemperatur innerhalb 30
Minuten mit 35,2 g Propylenoxid versetzt. Anschließend wird 4 Stunden bei 25--30°C
nachgerührt. Nach 20 Tagen hat das erhaltene mit Sulfonsäureester-Gruppen modifiziert
Polyisocyanat eine Viskosität von 490 cP und einen Schwefelgehalt von 1,03%.