[0001] Aus der DE-PS 11 32 146, der US-PS 3 278 561 und J. Org. Chem. 28, 2283 (1963) ist
es schon bekannt, daß man primäre und sekundäre Diamine mit Epichlorhydrin umsetzen
kann,wobei man zunächst die 3-Chlor-2-oxypropyl- amine und daraus unter der Einwirkung
wäßriger Alkalilaugen Gylcidylamine erhält. Nach dem Verfahren der US-PS 2 963 482
können durch Umsetzung von sekundären Diaminen, wie Piperazin, durch Umsetzung mit
Epichlorhydrin und Alkalilaugen N,N'-Bis-2,3-epoxypropyldiamine erhalten werden.
[0002] Außerdem ist aus der britischen Patentschrift 745 499 bekannt, daß man Polyamine
mit Epichlorhydrin oder Dichlorhydrin in Gegenwart von Alkali bei erhöhter Temperatur
umsetzen kann. Dabei kann auch γ,γ' -Diaminopropyläther anstelle von Diaminen bei
einer Reaktionstemperatur von 50°C in Abwesenheit von Alkali eingesetzt werden, wobei
man Polyadditionsprodukte erhält, die zur Naßverfestigung von Papier eingesetzt werden
können. Schließlich ist es aus der US-PS 3 312 664 bekannt, Diaminomethyl-diphenyloxide
mit Epichlorhydrin bei etwa 70°C umzusetzen und dann Alkalilauge zuzusetzen, wobei
N,N'-Tetraäthoxypropyl- diaminomethyl-diphenyloxide erhalten werden. Aus diesen Tetraglycidylverbindungen
können unter Verwendung der üblichen Härter Epoxyharze mit verhältnismäßig guter Temperaturbeständigkeit
hergestellt werden.
[0003] Es wurde nun gefunden, daß man Gylcidylätheramine der allgemeinen Formel (I)

in der X für H und/oder

mit mindestens zwei

je Molekül, R
1 für 1 bis 4 C-Atome enthaltende Alkylengruppen, R
2 für 1 bis 20 C-Atome enthaltende Alkylengruppen und n für 0 bis 50 stehen, durch
Umsetzen von Ätherdiaminen der allgemeinen Formel (II)

in der R
1, R
2 und n die oben angegebenen Bedeutungen haben, mit Epichlorhydrin bei erhöhter Temperatur
mit Vorteil umsetzen kann, wenn man zunächst (II) mit 2,4 bis 7 Mol Epichlorhydrin
je Mol (II) bei Temperaturen von 25 bis 40°C in Gegenwart von mindestens 0,5 Gew.%,
bezogen auf die Menge an (II) Wasser umsetzt und das Reaktionsgemisch dann mit der
zur Menge des eingesetzten Epichlorhydrins mindestens gleichen molaren Menge Alkali
bei Temperaturen unter 50°C versetzt. Je nach der eingesetzten Menge des Epichlorhydrins
werden 2, 3 oder alle'Amin-Wasserstoffatome der Ätherdiamine (II) durch 2,3-Epoxypropyl-Gruppen
substituiert, und die Glycidylverbindungen fallen im allgemeinen als Gemische an.
Von den Glycidylätheraminen der allgemeinen Formel (I) sind die Tetraglycidylätheramine
von besonderem Interesse. In ihnen bedeutet X ausschließlich den 2,3-Epoxypropylrest

und R
1 steht vorzugsweise für 2 bis 3 C-Atome enthaltende Alkylengruppen, insbesondere für
Trimethylergruppen, R
2 vorzugsweise für 2 bis 6 C-Atome enthaltende Alkylengrup pen, insbesondere für den
Äthyliden-, Trimethylen-, Tetramethylen-, Pentamethylen- und/oder Hexamethylenrest,
und n für avorzugsweise 0 bis 15. Geeignete Ätherdiamine (II) zur Herstellung der
Glycidylätheramine (I) sind beispielsweise 4,7,10-Trioxatridecan-1,13-diamin, 4,7-Di-
oxadecan-1,10-diamin, 4,9-Dioxadodecan-1,12-diamin, 4-Oxa- heptan-1,7-diamin und 4,11-Dioxatetradecan-1,14-diatmin,
4-Oxaheptan-1,7-diamin, 4,11-Dioxatetradecan-1,14-diamin und das Ätheramin der allgemeinen
Formel H
2NC
3H
6C(C
4H
8O)
9' C
3H
6NH
2.
[0004] Bei der Umsetzung der Ätheramine (II) mit Epichlorhydrin arbeitet man im allgemeinen
bei Temperaturen von 25 bis 40, vorzugsweise bei 30 bis 35°C in Gegenwart von Spuren
Wasser. Im allgemeinen sollen mindestens etwa 0,5, insbesondere 1 % Wasser, bezogen
auf die Menge des theramins (II) zugegen sein und die Temperatur soll 50°C nicht erreichen,
um die Bildung unerwünschter Polykondensationsprodukte zu verhindern. Es hat sich
als vorteilhaft erwiesen, die Umsetzung des Epichlorhydrins in einem Lösungsmittel,
vorzugsweise in meist 1 bis 3 C-Atome aufweisenden Alkanolen wie Methanol, Äthanol,
Isopropylalkohol oder n-Propylalkohol oder auch in Wasser oder Gemischen aus Wasser
und Alkanolen der genannten Art durchzuführen, wobei die Konzentration des Epichlorhydrins
in dem Lösungsmittel in weiten Grenzen variiert werden kann. Meist liegt sie zwischen
0,1 und 25 %, vorzugsweise zwischen 0,5 und 5 Gew.%, bezogen auf die Lösung. Zu der
Lösung des Epichlorhydrins wird bei dem bevorzugten Verfahren das Ätherdiamin (II),
gegebenenfalls in Form seiner Lösung, in einem Lösungsmittel der genannten Art, d.h.
einem Alkanol und/oder Wasser zufließen lassen, wobei meist gekühlt wird. Die Zugabe
der vorzugsweise wäßrigen Alkalilauge, deren Konzentration an Alkali, bezogen auf
die Lauge, meist zwischen 10 und 50, vorzugsweise zwischen 30 und 45 Gew.% liegt,
erfolgt vorzugsweise, wenn das Epichlorhydrin praktisch vollständig mit dem Ätheramin
ausreagiert hat. Dabei wird die Reaktionstemperatur, gegebenenfalls durch Kühlung,
unter 50°C, vorzugsweise zwischen 0° und 4
00, insbesondere zwischen 20 und 30°C gehalten. Bei der Umsetzung der Ätheramine (II)
mit Epichlorhydrin entstehen im Reaktionsgemisch dei entsprechenden N-Chlorhydrine,
die im allgemeinen nicht isoliert werden, und aus denen dann unter der Einwirkung
der Alkalilauge unter Abspaltung von HCl die entsprechenden Glycidylverbindungen entstehen.
[0005] Aus dem Reaktionsgemisch können die Glycidylätheramine beispielsweise unter Verwendung
vonflüssigen Kohlenwasserstoffen, wie Benzol, Pentan oder Toluol oder von Äthern,
wie Diäthyläther und Diisobutyläther extrahiert werden. Aus dem Extrakt können die
Glycidylätheramine nach dem Trocknen beispielsweise durch Abdampfen des Extraktionsmittels
(Äther oder Kohlenwasserstoff) als Rückstand gewonnen werden. Ihre Ausbeute, bezogen
auf das eingesetzte Ätherdiamin (II), liegt im allgemeinen zwischen 50 und 80 % der
Theorie und die Produkte können bei Temperaturen bis 20°C, insbesondere unter Zusatz
üblicher Stabilisierungsmittel, praktisch unzersetzt mehrere Wochen gelagert werden.
Für die Lagerung ist es von Vorteil, die Glycidylätheramine als Lösung in Dioxan oder
Äthylenglykoldimethyl- äther aufzubewahren.
[0006] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wurden z.B. folgende Tetraglycidylätheramine
hergestellt:
Tetraglycidyl-4,7-dioxadecan-1,10-diamin (Poxid-0: 15.5 %, Theorie 15,8 %)
Tetraglycidyl-419-dioxadodecan-1,12-diamin (Epoxid-0: 14,6 %, Theorie: 14,8 %).
[0007] Alle weiteren Tetraglycidylamine (siehe Tabelle) wurden nur als Rohprodukte mit ca.
70 % Gehalt an Hauptkomponente erhalten und nicht in die Einzelkomponenten aufgetrennt.
[0008] Die Glycidylätheramine sind im allgemeinen niedrigviskose farblose bis hellgelbe
öle. Sie sind in vielen organischen Lösungsmitteln, z.B. in Benzol, Toluol, Tetrahydrofuran,
Dioxan, Methylalkohol, Äthylalkohol, Cyclohexanon und Dimethylformamid leicht löslich.
Außerdem sind die Glycidylätheramine meist wasserlöslich, insbesondere soweit ihre
Kohlenstoffzahl im Rest R
2 nicht über 2 liegt. Sie reagieren mit Amino-, Alkohol-, Carbonsäure-, Anhydrid- und
Phenolgruppen. Sie eignen sich beispielsweise als Vernetzer für coreaktive Gruppen
aufweisende Polymerisate und übertreffen dabei die sich von primären aliphatischen
Aminen ableitenden Diglycidylamine, wie n-Butyl-bis-glycidylamin. Außerdem können
sie als Mittel für die Regulierung der Konsistenz von Siebdruckfarben, insbesondere
auf Basis von Äthylenglykol, eingesetzt werden.
[0009] Die neuen aliphatischen Tetraglycidylätheramine sind im Vergleich zu den araliphatischen
Tetraglycidylätheraminen der US-PS 3 312 664 wesentlich reaktionsfähiger und wesentlich
weniger lichtempfindlich. Außerdem übertreffen sie die Tetraglycidylverbindungen der
US-PS 3 312 664 in ihrer Wasserlöslichkeit, was bei vielen Reaktionen von Vorteil
ist.
[0010] Die in den folgenden Beispielen angegebenen Teile sind Gewichtsteile. Die darin angegebenen
Volumenteile verhalten sich dazu wie Liter zu Kilogramm.
Beispiel 1
[0011] In einem Reaktionsgefäß, das mit Thermometer, Zulaufgefäß und Rührer ausgestattet
ist, legt man ein Gemisch von 378 Teilen Epichlorhydrin und 50 Volumenteilen Wasser
vor. Man kühlt von außen mit Eiswasser und dosiert 240 Teile 4,7,10-Trioxatridecan-1,13-diamin
(Reinheitsgrad 91 %) darart zu, daß die Temperatur des Reaktionsgemisches zwischen
30 und 35°C bleibt. Bei dieser Temperatur rührt man nach Zugabe des Diamins noch 4
Stunden nach, bis der Gehalt an Epoxid-Sauerstoff der Reaktionslösung unter 0,4 %
gesunken ist..Man verdünnt dann mit 200 Volumenteilen Isopropanol und gibt insgesamt
400 Volumenteil 50 %ige wäßrige Natronlauge im Verlauf einer halben Stunde bei 20
bis 25°C zu. Man rührt anschließend noch 2 Stunden, saugt von ausgefallenem Natriumchlorid
ab und extrahiert zweimal mit je 500 Volumenteilen Toluol. Die vereinigten Toluol-Extrakte
werden über Kaliumhydroxid, dann über Magnesiumsulfat getrocknet. Von den getrockneten
Extrakten wird das Toluol unter vermindertem Druck bei 60°C abgedampft. Als Rückstand
erhält man 322 Teile eines Gemisches aus N-Glycidyl-Verbindungen des 4,7,10-Trioxatridecan-1,13-diamins,
das, wie sich aus den Angaben über den Poxidgehalt in der folgenden Tabelle ergibt,
überwiegend aus Tetraglycidyl-4,7,10-trioxatridecan-1113-diamin besteht.
Beispiele 2 bis 6
[0012] Man arbeitet wie in Beispiel 1 angegeben, wobei man gleichfalls jeweils je Mol der
in der Tabelle angegebenen Ätherdiamine 4,1 Mol Epichlorhydrin einsetzt. Die Ergebnisse
sind gleichfalls in der folgenden Tabelle 1 angegeben.

[0013] Aus den Reaktionsprodukten der Beispiel 2 und 3 wurden übei Flüssigkeitschromatographie
(Gelpermeation) auf einer Merkogel OR-PVA-2000-Säule mit Tetrahydrofuran als Elutionsmittel
und einem Differentialrefraktometer als Detektor die entsprechenden Tetraglycidylätheramine
isoliert. Im Reaktionsgemisch des Beispiels 2 wurden 68 % Tetraglycidyl-4,6-dioxadecan-1,10-diamin
vom Epoxid-O-Gehalt 15,5 % (Theorie 15,8) und Stickstoffgehalt 6,7 % (Theorie 6,9
%) gefunden; 30 % des Produkts bestanden aus höhermolekularen Komponenten, die ebenfalls
Epoxid enthielten. Zur Epoxid- und Stickstoffbestimmung wurde die Hauptkomponente
über präparative Flüssigkeitschromatographie isoliert.
[0014] Nach dem agleichen Verfahren wurden aus dem Produkt von Beispiel 3
71 % Tetraglycidyl-4,9-dioxadodecan-1,12-diamin mit 14,6 % Epoxid-0 (Theorie 14,8
%)
und 6,3 % Stickstoff (Theorie 6,5 %)
isoliert.