[0001] Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Peptiden der allgemeinen Formel I

in der X für D-Serin-tert-butyläther (la) oder D-Glutaminsdure-γ-cyelohexylamid (Ib)
steht, als Antikonzeptiva.
[0002] Die Verbindungen der Formel I werden gemäß DOS 2 438 350 bzw. der älteren Anmeldung
P 26 17 646.5 hergestellt. Sie bewirken nach einmaliger Gabe in Dosierungen von 1.4-20
meg (das entspricht 20-300 ng/kg) intravenös (i.v.) subcutan (s.c.) oder intramuskulär
(i.m.) bzw. 50-1000 mcg (das entspricht 100-5000 ng/kg) intranasal (i.n.) bei Versuchspersonen
die Ausschüttung von Gonadotropinen aus dem Hypophysen-Vorderlappen.
[0003] Es wurde nun gefunden, daß bei wiederholter täglicher Dosierung über mindestens 4
Tage von mehr als 2.5 mcg i.v., s.e. oder i.m. (Tagesdosis) bzw. mehr als etwa 100
mcg i.n. die Wirkung sich nicht verstärkt, sondern überraschenderweise umkehrt, sodaß
bei entsprechender Dosierung diese Verbindungen als Antikonzeptiva verwendet werden
können.
[0004] Die Dosierung beträgt z.B. für die Verbindung Ia täglich 3 x 5 meg s.e., i.v. oder
i.m., kann aber unbedenklich auf das Vielfache gesteigert werden, da die erfindungsgemäßen
Peptide untoxisch sind. In praxi bewegt man sich zwischen 5-500 mcg täglich. Bei intranasaler
Anwendung muß diese Dosis wegen der Resorption von nur ca. 1 % auf das etwa Hundertfache
angehoben werden.
[0005] Die erfindungsgemäßen Verbindungen können beim Mann zur temporären Unterdrückung
der Testosteronproduktion und damit Spermatogenese verwendet werden, bei der Frau
zur Unterdrückung der Ovulation. Die Applikation bei der Frau beginnt z.B. am ersten
Cyclustag und wird jeweils etwa 14 Tage fortgesetzt. Auf diese Weise wird die Ovulation
während des Behandlungszeitraumes mit Sicherheit verhindert. Der LH-Spiegel sinkt
auf Basalwerte, und eine Stimulierung der Hypophyse ist nicht mmhr möglich. Bei kurzzeitiger
Behandlung kann somit die Ovulation verschoben werden bei längerer Behandlung wird
sie unterdrückt. Letzteres gilt ggf. auch für die Nidation, da beide Vorgänge von
der Höhe des FSH- und LH-Spiegel abhängen.
[0006] Bisher war versucht worden, die LH- und FSH-Ausschüttung durch Anwendung kompetitiver
Hemmer des LH-RH zu unterdrücken. Das gelang aber nur unzureichend und mit Konzentrationen,
die um das etwa Tausendfache höher liegen als die der erfindungsgemäßen Verbindungen.
[0007] Zudem entfallen die z.B. bei steroidhaltigen Kontrazeptiva zu berücksichtigenden
Rückstands- und Metabolismusproblers. Die erfindungsgemäß verwendeten Zubereitungen
enthalten Poptide, die im Körper leicht zu Aminosäuren abgebaut und ausgeschieden
oder über diese Aminsoäuren in physiologischer Weise metabolisiert werden.
[0008] Verbindungen der Formel I können zur erfindungsgemäßen Verwendung z.B. in physiologischer
Kochsalzlösung intravenös intramuskulär oder subkutan appliziert werden. Als medizinisch
besonders wertvolle Anwendungsform eignen sich insbesondere für Dauerbehandlung wäßrige
oder ölige Zubereitungen zur intranasalen Applikation. In Form einer Zubereitung als
Zäpfchen ist auch rektale oder vaginale Anwendung möglich.
a) Beobachtung an Männern
[0009] 3 Männer im Alter von 30 - 55 Jahren erhielten 10 Tage lang täglich 50 meg Verbindung
Ia subkutan in wäßriger Zubereitung. Die Testosteronspiegel wurden durch Radioimmunoassay
gemessen. Es fand sich eine Senkung der Testosteronspiegel im Plasma auf ca. 1/3 des
Ausgangswertes. 6 Wochen nach Absetzen der Behandlung wurden die Testosteronspiegel
erneut gemessen. Sie hatten wieder ihren normalen Wert erreicht.
[0010] Dieselben Ergebnisse wurden erhalten, wenn 10 Tage lang täglich 2 mg in öliger Zubereitung
intranasal verabreicht wurden.
b) Beobachtung an Frauen
[0011] 4 Frauen im Alter von 22 - 30 Jahren erhielten täglich 3 x 5 mcg Verbindung Ia subkutan
in wäßriger Zubereitung ab Zyklusbeginn. Wenige Tage nach Behandlung waren die Plasmaspiegel
an luteinisierenden und follikeJstimulierendem Hormon auf Basalwerte abgesunken und
eine Stimulierung der Hypophyse trat nicht mehr ein.
[0012] Bei kurzzeitiger- Behandlung wurde die Ovulation verschoben, während sie bei längerer
Behandlung gans unterdrückt wurde.
c) Beobachtung an Tieren
[0013] 2 Gruppen von je 5 geschlechtsreifen, reinrassigen Beagle-Rüden, Gewicht 6-8 kg,
erhielten 1 x täglich 2.5 mcg/kg Verbindung Ia in isotonischer Kochsalzlösung subkutan
verabreicht. Die Testosteronspiegel sanken bereits nach 1 Monat auf 30 % des Ausgangswerts,
nach 3 Monaten auf 6 % des Ausgangswertes ab.
[0014] Die Behandlung wurde 6 Monate fortgesetzt. Im Verlauf der Behandlung trat deutlichte
Hodenathrophie auf, jedoch stieg 8 Wochen nach Absetzen der Behandlung die Hodengröße
wieder deutlich an, und die Tiere zeigten einen normalen Geschlechtstrieb.
[0015] In den folgenden Beispielen wird die Zubereitung entsprechender Präparate beschrieben.
Beispiel 1
[0016] 500 mg Verbindung Ia werden in 100 Liter physiologischer Kochsalzlösung gelöst. Man
filtriert steril und füllt in Ampullen zu je 1 ml ab. Diese Zubereitung kann zur intravenösen,
intrasmuskulären oder subkutanen Verabreichung der Verbindung Ia oder ganz allgemein
einer Verbindung der allgemeinen Formel I dienen.
Beispiel 2
[0017] 600 mg Verbindung Ib werden in 100 1 isotonischer wäßriger Mannitlösung gelöst und
wie in Beispiel 1 weiterbehandelt. Die ampullierte Lösung wird gefriergetrocknet zum
Gebrauch wieder in 1 ml dest. Wasser gelöst.
Beispiel 3
[0018] 9 1 dest. Wasser werden zum Sieden erhitzt und darin 20 g 4-Hydroxybenzoesäure-methylester
gelöst. Man kühlt auf ca. - 30°C, gibt 89.6 g Na
2HFO
4, 13.5 g Citronensäure, 10 g Natriumchlorid und 250 g Mannit zu und löst dann darin
100 g Verbindung Ia. Dann füllt man mit dest. Wasser auf 10 1 auf und filtriert.
[0019] 1 ml Lösung wird z.B. in einen Behälter gefüllt, der mit einem Entnahme-Dosierventil
versehen ist, das pro Applikation 0.05 ml der Lösung freigibt.
Beispiel 4
[0020] 10 g Benzylalkohol werden mit 2-Octyldodekanol auf 0.990 1 aufgefüllt. Dazu gibt
man 10 g mikrofein gemahlene Verbindung Ia und homogenisiert.
[0021] 1
-2 ml dieser Suspension werden in kleine Behälter abgefüllt. Die Behälter sind mit
einem Entnahmeventil versehen, das pro Applikation 0.05 ml der Suspension freigibt.
Beispiel 5
[0022] 2 kg handelsüblicher Suppositorienmassen wird auf ca. 60°C erwärmt. Man versetzt
mit 2 g mikrofein gemahlener Verbindung Ia und homogenisiert. Die Masse wird in Formen
gegossen, die nach dem Erkalten Suppositorien im Gewicht von jeweils 2 g freigeben.
Beispiel 6
[0023] 
a) Z-D-Gln (cyclohexyl)-OBzl
[0024] Zu einer Lösung von 12.3 g (33.1 mmol) Z-D-Glu-OBzl, 4.06 ml (33.1 mmol) Cyclohexylamin
und 4.47 g 1-Hydroxybenzotriazol (33.1 mmol) in 50 ml abs. Tetrah'ydrofu- ran gibt
man bei 0°C 7.35 g DCC zu, läßt 2 h bei 0
0C und über Nacht bei Raumtemperatur stehen. Anderntags wird der Niederschlag abgesaugt,
man wäscht mit Tetrahydrofuran nach und engt das Filtrat ein. Der Rückstand wird mit
gesättigter NaHCO
3-Lösung verrieben, abgesäugt und gut mit Wasser gewaschen und getrocknet. Ausb. 14.5
g, Schmp. 105°C. Nach Umkristallisation aus Isopropanol/Petroläther: 6 g Schmp. 163°,

(c = 1, in Eisessig)

6 g Z-D-Gln (cyclohexyl)-OBzl werden in 100 ml Dioxan/ Wasser (4:1) suspendiert und
mit 1n NaOH titriert (Thymolphthalein als Indikator, Verbrauch: 14 ml 1n NaOH). Anschließend
wird mit 1n HC1 neutralisiert und i. Vak. eingeengt. Der Rückstand wird zwischen Essigester
und 1n HC1 verteilt. Die Essigesterphase wird mit Wasser gewaschen, getrocknet und
eingeengt. Der Rückstand wird mit Äther verrieben und abgesaugt. Ausb. 4.3 g Schmp.
112 - 175
0,

= + 6.2° (c = 1, in Methanol)

[0025] Zu einer Lösung von 1.89 g (5 mmol) Z-D-Gln(cyclohexyl)-OH, 3.6 g (5 mmol) H-Leu-Arg-Pro-NH-C
2H
5-ditosylat und 1.35 g (10 mmol) 1-Hydroxybenzotriazol in 20 ml Dimethylformamid gibt
man bei 0°C 1.3 ml N-Äthylmorpholin und 1.1 g DCC. Man läßt 1 h bei 0°C rühren und
über Nacht bei Raumtemperatur stehen. Das Reaktionsprodukt fällt zusammen mit dem
Dicyclohexylharnstoff aus. Die Reaktionsmischung wird mit Äther versetzt und der Niederschlag
abgesaugt. Der Filterkuchen wird mit gesättigter NaHCO
3-Lösung verrieben und abgesaugt. Ausb. 3.2 g amorphe Masse, die in Methanol mit Pd-Katalysator
analog Beispiel 1d katalytisch hydriert wird. Nach beendigter Hydrierung wird der
Katalysator abgesaugt, das Filtrat eingeengt und der Rückstand mit Äther verrieben.
Ausb. 2.2 g einer amorphen Masse, die ohne weitere Reinigung mit 1.5 g Z-Ser-Tyr(Bzl)-OH
und 405 mg 1-Hydroxybenzotriazol in wenig Dimethylformamid gelöst wird. Zu dieser
Lösung gibt man 0,78 ml N-Äthylmorpholin und bei 0°C 660 mg DDC. Der Niederschlag
wird abgesaugt und das Filtrat eingeengt. Der Rückstand wird mit gesättigter NaHC0
3-Lösung verrieben, abgesaugt und mit Wasser gewaschen. Ausb. 2.6 g einer amorphen
Masse, die ohne Reinigung in einer Mischung aus Dimethylformamid und Methanol (1:1)
katalytisch hydriert wird. Nach beendigter Hydrierung wird der Katalysator abgesaugt
und das Filtrat eingeengt. Der Rückstand wird mit Äther verrieben und anschließend
verteilungschromatographisch gereinigt. Ausb. 420 mg einer dünnschichtchromatographisch
einheitlichen, ninhydringpositiven Verbindung mit korrekter Aminosäureanalyse. (Laufmittel
1).

diacetat
[0026] 215 mg Glu-His-Trp-NH-NH
2 werden analog Beispiel 1f mit 420 mg H-Ser-Tyr-D-Gln(cyclohexyl)-Leu-Arg-Pro-NH-C
2H
5'2HCl umgesetzt und in das Acetat überführt. Gereinigt wird die Verbindung durch Gradientenelution
an einer Carboxymethylcellulose-Säule (11 x 1.5 em) mit 0.002 - 0.01 n Ammoniumacetatpuffer
als Elutionsmittel. Isoliert wurden 128.3 mg dünnschichtchromatographisch reines Produkt
(Laufmittel 1). Gehalt an Peptidbase lt. UV-Spektrum und Aminosäureanalyse 80 %. Der
Rest ist "asser (10 %) und Essigsäure (10 %).

= - 33.4° (c = 1, in Wasser).
[0027] Aminosäureanalyse (Hydrolyse 68 h in 6n HCl bei 110°C): Ser (0.7), Glu (2.0), Pro
(0.9), Leu (1.0), Tyr (0.9), His (1.0), Arg (1.0). Der Trp-Gehalt wird durch die UV-Extinktion
ermittelt (1.0).