[0001] Zum VerKleben von MethacrylesterKunststoffen untereinander oder mit anderen Kunststoffen
werden flüchtige organische Lösungsmittel verwendet, die diese Kunststoffe zu lösen
vermögen. Die Lösungsmittel quellen oder lösen die Grenzschichten der zu verklebenden
Kunststoffteile und ergeben unter günstigen Bedingungen nach dem Verdunsten einen
optisch nahezu homogenen Verbund.
[0002] Es gibt zahllose organische Lösungsmittel für Polymethacrylate, jedoch sind nur wenige
davon als Klebmittel verwendbar. Das Lösungsmittel soll die zu verKlebenden Kunststoffflächen
schnell anlösen, rasch eine ausreichende Standfestigkeit erreichen lassen, um unbeabsichtigtes
VerrücKen der verKlebten Teile auszuschließen, und zu einer optisch Klaren, blasenfreien
und zugfesten VerKlebung aushärten. Die Mehrzahl der organischen Lösungsmittel erfüllt
nur einen Teil dieser Forderungen.
[0003] Die meisten Lösungsmittel erzeugen im oberflächennahen Bereich rasch einen hohen
QuellungsdrucK.
[0004] Er verursacht besonders bei spannungsreichen, beispielsweise gebogenen, Teilen sogenannte
Spannungsrisse, die senkrecht von der Klebfläche ausgehen. Nur wenige Lösungsmittel,
z.B. einige aliphatische ChlorKohlenwasserstoffe, erzeugen Keine Spannungsrisse. Die
meisten davon verdunsten jedoch an der Luft so schnell, daß sich infolge der Verdunstungs-Kälte
die Luftfeuchtigkeit in der Klebnaht niederschlägt und eine bleibende Trübung hervorruft.
Oft entstehen Luftblasen infolge der Schrumpfung der angequollenen Kunststoffoberfläche
beim allmählichen Verdunsten des Lösungsmittels.
[0005] In allen Fällen ist die Zugfestigkeit der Klebnaht geringer als die der verKlebten
Kunststoffe selbst, so daß bei Belastung die Klebnaht abreißt.
[0006] Unter Berücksichtigung dieser zahlreichen GesichtspunKte hat sich Methylenchlorid
(Dichlormethan) als das bisher bestgeeignete Klebmittel für AcrylesterKunststoffe
erwiesen. Es löst den Kunststoff schnell an und ergibt innerhalb von 10 sec eine standfeste
VerKlebung, so daß oft sogar erwünschte Korrekturen der gegenseitigen Stellung der
Kunststoffteile nicht mehr möglich sind. Nach zwei Tagen ist die Endfestigkeit der
VerKlebung erreicht, jedoch ist der Rand der Klebfläche leicht trüb, was sich nur
vermeiden läßt, wenn in einer Atmosphäre von niedriger absoluter Luftfeuchtigkeit
gearbeitet wird.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Klebmittel für Methacrylesterkunststoffe
bereitzustellen, die die Nachteile der beKannten Lösungsmittel nicht aufweisen und
trübungs-und blasenfreie Verklebungen von erhöhter Zugfestigkeit ergeben.
[0008] Erfindungsgemäß werden Nitromethan und/oder Nitroäthan als Klebmittel oder als Klebmittelzusatz
für Methacrylesterkunststoffe verwendet. Darunter werden Polymethylmethacrylat und
Mischpolymerisate aus überwiegenden Anteilen, insbesondere mehr als 80 Gew.-%, Methylmethacrylat
und geringeren Anteilen, insbesondere weniger als 20 Gew.-%, an damit mischpolymerisierbaren
ungesättigten Comonomeren, wie anderen Methacrylsäureestern, Estern der Acrylsäure,
Styrol, Acryl- oder Methacrylnitril, Vinylchlorid, Vinylidenchlorid oder Vinylestern,
verstanden. Die zu verklebenden Kunststoffe sollen in geeigneten organischen Lösungsmitteln
löslich oder zumindest stark quellbar sein, d.h. sie dürfen nicht oder nur wenig vernetzt
sein. Das Molekulargewicht der Kunststoffe spielt für die Verklebbarkeit eine nur
untergeordnete Rolle. Daher können unschmelzbare Substanzpolymerisate ebenso verklebt
werden wie extrudierte oder spritzgegossene Kunststoffteile. Die VerklebbarKeit von
Spritzgußteilen gehört zu den besonderen Vorzügen der Klebmittel der Erfindung.
[0009] Nitroäthan wirkt auf MethacrylesterKUnststoffe etwas langsamer ein als Nitromethan.
Dadurch wird die Zeitspanne verlängert, in der sich die gegenseitige Stellung der
zu verKlebenden Kunststoffteile nach dem Zusammenfügen korrigieren läßt. Infolge seines
höheren Siedepunktes verdunstet Nitroäthan langsamer als Nitromethan, erzeugt daher
weniger Verdunstungskälte und setzt die Gefahr, daß sich die Klebnaht bei hoher LuftfeuchtigKeit
durch Kondenswasser trübt, noch weiter herab. Das gilt besonders in dem Fall, daß
Nitroäthan im Gemisch mit anderen Lösungsmitteln, wie z.B. Methylenchlorid, als Klebmittel
oder Klebmittelzusatz verwendet wird. Nitroäthan kann in jedem beliebigen Mischungsverhältnis
mit Nitromethan für alle beschriebenen Anwendungsarten eingesetzt werden. Die erwähnten
Unterschiede hinsichtlich der Einwirkungs und der VerdunstungsgeschwindigKeit treten
dann nach Maßgabe des Mischungsverhältnisses ein.
[0010] Obwohl Nitromethan oder Nitroäthan jeweils allein als Klebmittel verwendet werden
Können, wird es bevorzugt, Gemische des Nitromethans und/oder Nitroäthans mit anderen
flüchtigen organischen FlüssigKeiten mit SiedepunKten nicht über 200°, vorzugsweise
unter 150°, zu verwenden. Diese FlüssigKeiten können selbst Lösungsmittel für die
zu verklebenden Kunststoffe sein und den Klassen der Ketone, Ester, Äther oder aliphatischen
ChlorKohlenwasserstoffe angehören, z.B. Aceton, Cyclohexanon, Methylacetat, Butylacetat,
Tetrahydrofuran, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, Dichlormethan, Dichloräthan usw.
Diese Lösungsmittel haben für sich allein als Klebmittel die oben geschilderten Nachteile.
Im Gemisch mit wenigstens 30 Gew.-% Nitromethan oder -äthan (berechnet auf das Gewicht
des Gemisches) werden diese Nachteile erheblich unterdrücKt. So nimmt die Spannungsrißbildung
deutlich ab und die Klebfestigkeit wird erhöht. In der nachfolgenden Tabelle ist die
Klebzugfestigkeit von verklebten Teilen aus extrudiertem Acrylglas 14 Tage nach der
VerKlebung angegeben.

[0011] Nitromethan allein läßt unter den gleichen Bedingungen eine Klebzugfestig
Keit von 36,6 N/mm
2 erreichen. Die aliphatischen ChlorKohlenwasserstoffe, die allein ähnlich hohe FestigKeiten
ergeben, lassen im Gemisch mit N-tromethan oder -äthan höhere FestigKeitswerte erreichen
als mit jeder der Komponenten allein. Gemische aus Nitromethan oder -äthan und Dichlormethan
in einem Gewichtsverhältnis zwischen 30 : 70 bis 80 : 20 werden bevorzugt im Sinne
der Erfindung verwendet.
[0012] Man Kann Nitromethan oder Nitroäthan auch im Gemisch mit solchen organischen Flüssigkeiten
anwenden, die Keine Lösungsmittel für die zu verklebenden Kunststoffe sind und keine
eigene KlebwirKung entwickeln. Sie Können so gewählt werden, daß sie die Quellzeit
oder die Zeit bis zum Erreichen der Standfestigkeit verlängern, was bei schwierigen
Verklebungen zuweilen erwünscht ist. Diese Zusätze können weniger flüchtig als Nitromethan
oder -äthan sein. Die geringere VerdunstungsgeschwindigKeit verhindert die Blasenbildung
in der Klebnaht und die Trübung durch Kondensation von Luftfeuchtigkeit.
[0013] Beispiele für derartige Mischungen und die bei der VerKlebung von extrudiertem Acrylglas
erzielten FestigKeiten sind in der nachfolgenden Tabelle angegeben:

[0014] Wenn Nitromethan oder Nitroäthan oder dessen Gemisch mit flüchtigen organischen Flüssigkeiten
als Klebmittel eingesetzt werden, wird die Klebverbindung durch das Material der zu
verklebenden Kunststoffe selbst hergestellt. Man kann auch sogenannte KleblacKe verwenden,
die in dem Lösungsmittel ein gelöstes Polymerisat enthalten.
[0015] Nach dem Verdunsten des Lösungsmittels bildet das Polymerisat die Klebverbindung.
Die erfindungsgemäß verwendeten Klebmittel können als derartige Polymerisatzusätze
z.B. Polymethylmethacrylat, Polyvinylacetat, Polyvinyläther oder Celluloseacetobutyrat
enthalten. Dem Polymerisatanteil ist durch die Viskosität der Lösung eine obere Grenze
gesetzt. Die LösungsviSKosität bei 20° soll im allgemeinen nicht über 10.000 mPa.s
liegen. Mit Vorteil werden etwa 3 bis 30 Gew.-% eines solchen Polymeren verwendet,
das eine Viskosität der Lösung im Bereich von 500 bis 2000 mPa.s ergibt.
[0016] Die erfindungsgemäß zu verwendenden Klebmittel dienen in erster Linie dazu, Teile
aus Methacrylesterkunststoffen untereinander zu verkleben. Um diese mit anderen Werkstoffen,
wie Holz, Papier, Karton, Leder, Metall, Keramischem Material, Glas, Porzellan oder
andersartigen Kunststoffen, z.B. Phenolharz-oder Aminoplastharz-Formkörpern, Polycarbonat,
PVC, Urethanschaumstoffen und dergl., zu verkleben, werden, wenn Nitromethan oder
Nitroäthan allein oder deren Gemische mit flüchtigen organischen Flüssigkeiten nicht
die erwünschte Klebfestigkeit erreichen lassen, mit Vorteil Kleblacke verwendet.
[0017] Die Verklebung von Teilen aus Acrylglas, insbesondere extrudiertem Acrylglas, untereinander
stellt ein bevorzugtes Anwendungsgebiet der Erfindung dar. Dabei werden unter Acrylglas
gegossenes oder extrudiertes Polymethylmethacrylat oder Mischpolymerisate des Methylmethacrylats
mit höchstens 10 Gew.-% an anderen ungesättigten Monomeren verstanden. Die Verwendung
von Nitromethan oder -äthan im Gemisch mit Dichlormethan wird für diesen Zweck bevorzugt.
[0018] In der zweiten Tabelle ist bereits auf die Verwendung eines Lösungsgemisches, bestehend
aus 40 Gew.-Teilen Nitromethan und 55 Gew.-Teilen Dichlormethan, dem 5 Gew.-Teile
Phenoxyäthanol zugesetzt wurden, hingewiesen. Eine solche Nitromethan oder -äthan
enthaltende Dreier
Kombination, die hinsichtlich ihrer mengenmäßigen Zusammensetzung variieren Kann, verdient
hervorgehoben zu werden, da bei ihrer Anwendung auch beim Arbeiten in einer Atmosphäre
mit hoher relativer Luftfeuchtigkeit Klare Klebnähte erhalten werden. Phenoxyäthanol
Kann unter Erzielung des gleichen EffeKts durch andere GlyKoläther, wie Methylglykol
oder Alxyldiglykoläther, ersetzt werden. Zur Erhaltung einer hohen Klebfestigkeit
sollen diese Zusätze in Mengen bis 10 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Lösungsmittelgemisch,
zur Anwendung Kommen.
[0019] In den nachfolgenden Beispielen werden jeweils eine VerKlebung unter Verwendung von
Nitromethan und eine zweite VerKlebung unter Verwendung von Nitroäthan unter sonst
gleichen Bedingungen durchgeführt. Bei den Festigkeitsergebnissen wird jeweils zuerst
der mit Nitromethan und danach der mit Nitroäthan erhaltene Wert angegeben.
Beispiel 1
[0020] Die Längsseiten zweier ProbeKörper (10 mm x 270 mm x 60 mm) aus Polymethylmethacrylat
werden ca. 60 sec. in Nitromethan bzw. Nitroäthan getaucht und zusammengefügt. Der
Verbund ist innerhalb von 120 sec. standfest, d.h. er verrutscht nicht mehr. Durch
Belastung eines Fügeteils mit einem Gewicht von 150 g/cm
2 werden die Klebflächen in innigen KontaKt gebracht. Die Belastung wurde 24 Std. aufrechterhalten.
Nach 13 Tagen Lagerung ohne Belastung bei Raumtemperatur werden 10 Probekörper (8
mm x 20 mm x 120 mm) aus der VerKlebung herausgearbeitet und die Zugfestigkeit in
Anlehnung an DIN 53455 ermittelt. Ergebnis 36,6
N/mm
2 bzw. 34,8 N/mm
2.
Beispiel 2
[0021] Durchführung der Verklebung wie in Beispiel 1. Als LösungsmittelKleber wird eine
Mischung aus Methylenchlorid und Nitromethan bzw. Nitroäthan (60/40) angewendet. Die
Probe ist in 20 sec. standfest. Die Zugfestigkeit nach 14 Tagen Lagerung beträgt 43,7
N/mm
2 bzw. 36,4 N/mm
2.
Beispiel 3
[0022] Durchführung wie in Beispiel 1 beschrieben. Zur VerKlebung wird das Lösungsmittelgemisch
Methylenchlorid/Nitromethan bzw. -äthan/ Phenoxyäthanol (55/40/5) verwendet. Die Klebnaht
ist völlig klar und blasenfrei. Nach 14 Tagen Lagerung bei Raumtemperatur wird eine
Festig-
keit von 43 N/mm
2 bzw. 33,7 N/mm
2 erreicht.
Beispiel 4
[0023] Durchführung wie in Beispiel 1 beschrieben. Zur Anwendung Kommt eine Lösung von 30
Teilen Polymethylmethacrylat in 70 Teile eines Lösungsmittelgemisches, bestehend aus
Methylenchlorid/Nitromethan bzw. -äthan/Phenoxyäthanol (57/40/3).
[0024] Die VerKlebung ist nach 3 Minuten standfest. Nach 14 Tagen Lagerung wird eine FestigKeit
von 37 N/mm
2 bzw. 31,8 N/mm
2 erreicht.
1. Verwendung von Nitromethan und/oder Nitroäthan als Klebmittel oder als Klebmittelzusatz
für MethacrylesterKunststoffe.
2. Verwendung eines Gemisches aus wenigstens 30 Gew.-% Nitromethan und/oder Nitroäthan
und bis zu 70 Gew.-% anderen flüchtigen, organischen FlüssigKeiten mit einem SiedepunKt
nicht über 200°C als Klebmittel oder Klebmittelzusatz gemäß Anspruch 1.
3. Verwendung von Nitromethan und/oder Nitroäthan oder deren Gemische gemäß Anspruch
2 mit einem Gehalt an gelösten Polymerisaten und einer LösungsvisKosität von höchstens
10.000 mPa.s bei 20°C, als Klebmittel oder Klebmittelzusatz gemäß Anspruch 1.
4. Verwendung eines Gemisches aus Nitromethan und/oder Nitroäthan und Dichlormethan
in einem Gewichtsverhältnis zwischen 30 : 70 bis 80 : 20 als Klebmittel oder Klebmittelzusatz
gemäß Anspruch 1.
5. Verwendung von Nitromethan und/oder Nitroäthan oder deren Gemischen gemäß den Ansprüchen
1 bis 4 zum Verkleben von Acrylglas.
6. Verwendung von Nitromethan und/oder Nitroäthan gemäß den Ansprüchen 1 bis 5 unter
Zusatz eines GlyKoläthers in Mengen bis zu 10 %, bezogen auf das gesamte Lösungsmittelgemisch, zum
VerKleben von Acrylglas.