[0001] Gegenstände aus vulkanisiertem Gummi werden im allgemeinen hergestellt, indem man
sie aus plastischen, kompakten Kautschukmischungen vorformt und dann durch Erhitzen
vulkanisiert. Kautschukmischungen in diesem Sinn sind homogene Gemische aus Kautschuken
und Füllstoffen (Verstärkerfüllstoffen wie Ruß), Vulkanisationsmitteln und Hilfsstoffen.
Um solche Mischungen zu Formlingen zu verformen, bedient man sich u. a. des Spritzgießens.
Dieses Verfahren ist z.B. zur Verarbeitung von thermoplastischen Kunststoffen sehr
gut entwickelt.
[0002] Für die Verarbeitung von Gummimischungen nach diesem Verfahren bestehen zwei grundsätzliche
Schwierigkeiten. Einmal sind Gummimischungen (insbesondere hitzevulkanisierbare) gegen
starkes Erwärmen empfindlich - sie vulkanisieren dann vorzeitig - zum anderen können
Gummimischungen nicht, wie etwa thermoplastische Kunststoffe, aufgeschmolzen werden,
sondern sie werden zur Verarbeitung nur plastifiziert. Die erste Schwierigkeit setzt
der thermischen und mechanischen Belastbarkeit der Mischungen enge Grenzen, die zweite
Schwierigkeit zwingt dazu, Verarbeitungsmaschinen, insbesondere Schneckenextruder
und Spritzgießmaschinen,mit Kautschukmischungen in homogen gemischter und vollständig
kompaktierter Form zu beschikken.
[0003] Andererseits stehen Gummimischungen seit einiger Zeit auch in Form von Pulvern zur
Verfügung ("pulverförmige Fertigmischungen"). Diese physikalische Form besitzt als
Gemenge entscheidende Vorteile, insbesondere fertigungstechnischer Art; für die Weiterverarbeitung
solcher pulverförmigen Fertigmischungen ist man bisher auf eine speziell ausgestaltete
Zwischenkompaktierung des Gemenges angewiesen.
[0004] Ziel der vorliegenden Erfindung ist,ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben,
die es gestatten, aus Gummimischungen in Pulverform ("pulverförmige Fertigmischungen")
direkt vulkanisierbare Formkörper herzustellen.
[0005] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung von kompakten, geformten
Gebilden aus vulkanisierbaren Gummimischungen in Pulverform mit Hilfe einer Schneckenplastiziereinheit,
dadurch gekennzeichnet ist, daß die pulverförmige Gummimischung zuerst durch eine
förderwirksame Einzugstasche in den Extruder der Schneckenplastiziereinheit gebracht,
dann in einer Mischzone plastiziert und durch Vereinigung der plastizierten Pulverteilchen
kompaktiert und danach in plastiziertem und homogenisierten Zustand verformt wird.
Verformt wird z. B. durch Extrusion oder bevorzugt durch Spritzgießen.
[0006] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
Diese Vorrichtung ist eine Schneckenplastiziereinheit mit Einfüllvorrichtung und einer
nachgeschalteten Spritzform, die gekenn-zeichnet ist durch einen langen Hinterschnitt
im Zylinder der Schneckenmaschine und eine Schneckenwelle mit Förderteil, Mischteil
und Austragsteil.
[0007] Diese Vorrichtung ist in der Lage, die pulverförmige Gummimischung aufzunehmen; ohne
förderwirksamen Hinterschritt im Zylinder wäre dies nicht möglich. Ferner erlaubt
die Vorrichtung, die einmal aufgenommene Mischung zu kompaktieren, zu plastizieren
und anschließend zu homogenisieren. Dies erfordert eine Zone, die starke Mischwirkung
hat, und in der die Pulverteilchen plastiziert werden und unter Bildung eines homogenen
Gemisches ihre Struktur verlieren.
[0008] Der förderwirksame Hinterschnitt im Zylinder kann beispielsweise wie folgt ausgestaltet
sein:
Die innere Zylinderwand im Einzugsbereich kann senkrecht und/oder bis zu einem Neigungswinkel
von 25° zur Schnekkenachse hinterschliffen sein. Der Hinterschliff ist im Zylindergrund
4 - 6 mm tief und läuft in Förderrichtung in derselben rechtsgängigen Steigung schraubenförmig
wie die Schnecke bis max. 270° zur Zylindermitte hin aus.
[0009] Eine bevorzugte Welle für den Schneckenextruder kann wie folgt beschaffen sein:
Sie besitzt eine ein- oder mehrgängige Förderzone, eine oder mehrere daran anschließende
Scher- und/oder Mischzonen bekannter Art, die das Fördergut (pulverförmige Kautschukmischung)
rasch unter Druck setzen und unter langsamer Entspannung walken lassen, eine Mischzone,
in der schraubenförmige Stege, gegebenenfalls mit variabler Steigung, schraubenförmigen
Nuten mit größerer Steigung überlagert sind, wobei ein oder mehrere Gänge vorhanden
sein können, gegebenenfalls eine weitere Scherzone, und eine fördernde Austragszone.
[0010] Bevorzugt besitzt die Welle ein Verhältnis Länge : Durchmesser (l/d) von ca. 12 bis
20, und die einzelnen Zonen haben etwa folgende Längen (ausgedrückt als Vielfache
des Durchmessers):

[0011] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform hat die Schneckenwelle eine besondere
Oberflächenausbildung: die Stege, die mit dem Gehäuse in Berührung stehen, sind vollständig
glatt, während die Flanken und der Schneckengrund aufgerauht sind. Man kann dies durch
Sandstrahlen der Schneckenwelle erreichen; günstiger und dauerhafter ist eine Ätzung
der Oberfläche mit nachfolgender Härtung. Es können dadurch unregelmäßige Vertiefungen
in, beispielsweise, 0,01 - 1 mm Tiefe und Durchmesser entstehen. Die Vertiefungen
können auch länglich sein und eine Vorzugsrichtung (z.B. die Richtung des Materialflusses
durch die Schnecke) haben.
[0012] Die Figur 1 gibt das Prinzip der gesamten Vorrichtung im Längsschnitt wieder. Es
bedeuten:
(1) Einfüllvorrichtung mit Rührwerk (2);
(3) Einzugstasche;
(4) Schnecke;
(5) Mischzonen;
(6) Austragszone.
[0013] Ficur 2 gibt einen Längsschnitt in der Achse A - B.
[0014] Die Einzugstasche (3) ist deutlich erkennbar.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich im Prinzip auf sämtliche Kautschukmischungen
in Pulverform anwenden. Bevorzugt sind jedoch Mischungen aus:
Polychloropren, Butadien-Acrylnitril-Mischpolymerisate, Styrol-Butadien-Mischpolymerisate,
Polybutadien, Naturkautschuk, Äthylen-Propylen-Terpolymerisate als Kautschuk, die
Füllstoffe wie Ruß, Vulkanisationshilfsmittel, Stabilisatoren, Alterungs- und Ozonschutzmittel,
gegebenenfalls Weichmacheröle und Faktis bereits enthalten.
[0016] Das erfindungsgemäße Verfahren vermeidet nicht nur die bisher erforderliche Zwischenplastizierung,
es belastet auch das eingesetzte Kautschukmaterial weniger, so daß einwandfreie Formkörper
und bessere Vulkanisate erhalten werden.
[0017] Das folgende Ausführungsbeispiel erläutert das Verfahren:

[0018] Die Mischung liegt vor als rieselfähiges Pulver mit Korngräßen von 0,1 bis 2 mm.
[0019] Die Mischung wird in einer Vorrichtung gemäß Figur 1 kompaktiert und homogenisiert
und in der angeschlossenen 10-fach-Spritzform zu Schulterschutzstücken für Photoumhängetaschen
verformt und bei 160° bis 200°C 90 Sekunden in der Form vulkanisiert.
1. Verfahren zur Herstellung von kompakten, geformten Gebilden aus vulkanisierbaren
Gummimischungen in Pulverform mit Hilfe einer Schneckenplastiziereinheit, dadurch
gekennzeichnet , daß die pulverförmige Gummimischung zuerst durch eine förderwirksame
Einzugstasche in den Extruder gebracht, dann in einer Mischzone plastiziert, und durch
Vereinigung der plastizierten Pulverteilchen kompaktiert, danach in plastiziertem
und homogenisierten Zustand verformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß durch Spritzgießen verformt
wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, bestehend aus einer
Schneckenplastiziereinheit mit Einfüllvorrichtung und einer nachgeschalteten Spritzform,
gekennzeichnet durch einen langen Hinterschnitt im Zylinder der Schneckenmaschine
und eine Schneckenwelle mit Förderteil, Mischteil und Austragsteil.
4. Vorrichtung gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet , daß die Oberfläche der Schneckenwelle
strukturiert ist.