[0001] Die Erfindung betrifft mikrobicid, insbesondere fungicid ausgerüstete, plastisch
verformbare Gemische von Organopolysiloxanen mit bestimmten Vernetzungsmitteln, die
in Anwesenheit von Wasser oder Wasserdampf in einen gummielastischen Zustand übergehen.
[0002] Derartige Gemische finden vornehmlich Verwendung als Fugenkitt und Dichtungsmassen
im Bauwesen, in sanitären Anlagen und im Aquarienbau. Sie enthalten alle als Grundbestandteil
ein gegebenenfalls mit Füllstoff oder anderen Zusatzstoffen, wie Pigmenten, vermischtes
α,ω-Dihydroxypolydiorganosiloxan. Mischt man dies mit einer Siliciumverbindung, die
mindestens drei Gruppen enthält, welche sowohl mit Silanolgruppen als auch mit Wasser
reagieren können, und schließt man dabei den Zutritt von Feuchtigkeit aus, so ergeben
sich lagerbeständige Gemische, die bei Zutritt atmosphärischer Luft durch deren Wasserdampfgehalt
zu einem elastomeren Vernetzungsprodukt reagieren (vgl. Z.B. W. Noll, Chemie u. Technologie
der Silicone, verlag Chemie, Weinheim 1968, s. 341,ff).
[0003] Als solchermaßen vernetzend wirkende wasserreaktive Siliciumverbindungen sind z.B.
Alkoxy-, Amino-, Oximato-, Acyloxy-oder Acylamidosilane bekannt und gebräuchlich.
Die Vielfalt dieser Vernetzungsmittel bietet die willkommene Möglichkeit zur Anpassung
an die jeweiligen technischen Bedürfnisse, so hinsichtlich der verarbeitung, der Haftung
auf der vorgegebenen Unterlage und der mechanischen Eigenschaften.
[0004] Gegebenenfalls werben diese Reaktionen noch in ihrer Geschwindigkeit und in ihrem
Ablauf durch Zusätze von Katalysatoren oder anderen Substanzen beeinflußt. Auch werden
diesen Massen manchmal Substanzen zur Haftungsverbesserung des vernetzten Organopolysiloxanelastomeren
auf verschiedenen Untergründen zugesetzt.
[0005] Die obenangeführten Stoffe werden nun in verschiedenartigen Vorrichtungen zu einer
Polymeres, Füllstoffe Weichmacher und Zusätze enthaltenden Paste gemischt, die bei
Abwesenheit von Feuchtigkeit lagerstabil ist und erst bei Zutritt von Feuchtigkeit
in ein Elastomeres übergeführt wird.
[0006] An allen diesen gummielastischen Produkten ist gemeinsam, daß sie, vor allem beim
Einsatz im Sanitärsektor, häufig von Pilzen und anderen Mikroorganismen befallen werden.
Derartige unangenehme Begleiterscheinungen zeigen sich z.B. als Pilzbefall an Gummidichtungen
an Bädern, Duschen, Toiletten und Waschbecken. Diese verfärben sich und werden fleckig
und unansehnlich.
[0007] Nun wurde seit langem versucht, diese Erscheinung durch das Einmischen von weiteren
Zusatzstoffen, deren mikrobizide Wirkung bekannt isL, in die Paste zu beheben. Diese
Substanzen sind jedoch meistens recht komplizierte Verbindungen, die sich in dem obenangeführten
Gemisch bei Lagerung und unter Transportbedingungen manchmal bis 50°C nicht verändern
dürfen und die, was noch schwieriger ist, den Vernetzungsmechanismus und die Eigenschaften
(Farbe, Haftung, Vernetzungsgrad) der Paste und des vernetzten Produkts nicht nachteilig
beeinflussen dürfen. Unter den gängigen
Fungiciden konnte keines gefunden werden, das mit allen zur Verwendung kommenden Vernetzern
für die hier erwähnten Systeme ohne Störung eingesetzt werden kann und nicht irgendwelche
Nachteile mit sich bringt.
[0008] Überraschenderweise wurden nun Substanzen gefunden, die in allen obenangeführten
Vernetzungssystemen eingesetzt werden können, den Vernetzungsmechanismus auch bei
längerer Lagerung der nicht vernetzten Paste nicht stören, Farbe, Haftung und mechanische
Eigenschaften des vernetzten Produkts nicht beeinflussen, eine sehr gute fungicide
Wirkung zeigen und die in Verbindung mit Vernetzern oder mit den Organopolysiloxanen
in die Paste eingemischt werden.
[0009] Gegenstand der Erfindung sind demgenäβ unter Ausschluß von Wasser lagerfähige plastische,
mikrobizid, insbesondere fungicid wirkende Organopolysiloxanformmassen, die sich unter
Einwirkung von Wasser oder atr ;phärischer Luft bereits bei Raumtemperatur in gummielas
ische Formkörper oder überzüge umwandeln, hergestellt durch Mischen vonα,ω-Dihydroxypolydiorganosiloxanen
mit als Vernetzungsmittel dienenden Siliciumverbindungen und, gegebenenfalls mit α,ω-Bis-(trimethylsiloxy)-polydimethylsilo-
xanen, mit Füllstoffen und mit bekanntermaßen die Vernetzung beschleunigenden Schwermetallsalzen
oder Aminen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie ein
Benzimidazolylalkylcarbamat der allgemeinen Formel

worin
R ein Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, der gegebenenfalls durch den Rest -OR3 substituiert ist, wo R3 für einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder den Phenylrest steht, und
R Wasserstoff, ein Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, Halogen oder die Nitrogruppe
bedeuten,
sowie gegebenenfalls weitere fungicid wirkende Stoffe enthalten.
[0010] Die Herstellung der Benzimidazolylalkylcarbamate ist bereits bekannt (vgl z.B.
US-
PS 3010 968).
[0011] Als Benzimidazolylalkylcarbamate sollen beispielhaft folgende Verbindungen genannt
sein:
Benzimidazolylmethylcarbamat,
4-Methyl-benzimidazolylmethylcarbamat,
5-Methyl-benzimidazolylmethylcarbamat,
Benzimidazolyläthylcarbamat,
4-Methyl-benzimidazolyläthylcarbamat,
Benzimidazolyl-iso-propylcarbamat,
4-Äthyl-benzimidazolyl-iso-propylcarbamat,
5-Methyl-benzimidazolyl-iso-propylcarbamat,
4-Propyl-benzimidazolyl-iso-propylcarbamat,
4-Butyl-benzimidazolyl-iso-propylcarbamat,
4-iso-Butyl-benzimidazolyl-iso-propylcarbamat,
Benzimidazolyl-äthylmethoxy-carbamat,
4-Methyl-benzimidazolyl-äthylmethoxy-carbamat,
5-Methyl-benzimidazolyl-äthylmethoxy-carbamat,
Benzimidazolyl-äthyläthoxy-carbamat,
Benzimidazolyl-äthylpropoxy-carbamat,
Benzimidazolyl-äthylphenoxy-carbamat,
4-Methyl-benzimidazolyl-äthylphenoxy-carbamat,
5-Methyl-benzimidazolyl-äthylphenoxy-carbamat.
[0012] Bevorzugtes Benzimidazolylalkylcarbamat ist das Benzimidazolylmethylcarbamat.
[0013] Es ist auch möglich, Gemische verschiedener Benzimidazolylalkylcarbamate einzusetzen.
[0014] Neben den Benzimidazolylalkylcarbamaten können noch andere fungicid wirkende Stoffe
eingearbeitet werden. Dabei kann es zu teilweise synergistischen Effekten kommen.
Beispiele solcher weiteren Zusätze können sein: Halogenmethyl-Thiophthalimide, wie
z.B. N-(Fluordichlor- methyl-thio-)phthalimide, N-Dimethyl-N -phenyl-(N'-fluor- d_chlormethyl-thio)
sulfamid, Tetramethylthiuramidisulfid, Teäthylthiuramdisulfid oder 1-Methylol-2-thiono-1,2-dihydrobenzthiazol.
[0015] Diese Zusätze werden in solchen Mengen eingesetzt,daß auf 1
Gew.-Teil Benzimidazolylalkylcarbonat etwa 1 bis 25 Gew.-Teile des Zusatzes entfallen.
[0016] Der Zusatz an fungizider Substanz beträgt insgesamt 0,01-2 Gew.- %, bezogen auf die
Gesamtmischung. Bevorzugt werden etwa 0,1 - 0,5 Gew.-%. Die fungizid wirkenden Mittel
können gegebenenfalls auch in Lösungsmitteln gelöst, z.B. in Dioxan, den Organopolysiloxanen
zuqesetzt werden. Im allgemeinen kann das fungicid wirkende Mittel auch als Feststoff
mit einer sehr niederen Teilchengröße (100-350 Mikron) eingearbeitet werden. Es ist
aber auch möglich, das Fungicid in Form einer Paste, z.B. in einem Siliconöl (z.B.
Polydimethylsiloxanöl) einzuarbeiten.
[0017] Die erfindungsgemäß eingesetzten Wirkstoffe sind z.B. gegen die folgenden Pilze:
Penicillium-Arten, wie Penicillium glaucum, Penicillium funiculosum, Penicillium citrinum
und Penicillium camerunense, Mucor-Arten, wie Mucor racemosus, Rhicopus-Arten, wie
Rhicopus nigricans, Pullularia-Arten, wie Pullularia pullulans, Chaetomium-Arten,
wie Chaetomium globosum, Geotrichum-Arten, wie Geotrichum candidum, Trichoderma-Arten,
wie Trichoderma viride, Aspergillus-Arten, wie Aspergillus flavus, Aspergillus terreus
und Aspergillus niger, und Coniophora-Arten, wie Coniophora cerebella wirksam. Darüber
hinaus wirken diese Stoffe auch gegen Hefen, wie z.B. Candida crusei und Candida albicans,
gegen Algen und andere Mikroorganismen.
[0018] Die vorliegende Erfindung soll nun anhand der folgenden Beispiele noch näher erläutert
werden:
Beispiel 1
[0019] Es wird eine Mischung aus 60 g α,ω-Dihydroxypolydimethyl- siloxan einer Viskosität
von 50 000 cP und 25 g α-ω-Bis-(trimethylsiloxy)-polydimethylsiloxan einer Viskosität
von 1 300 cP vorgelegt. Dazu werden bei Raumtemperatur 4 g Äthyltriacetoxysilan gegeben
und kurz umgerührt. Jetzt werden 1,5 g Titandioxid und 9,5 g einer feindispersen Kieselsäure
sowie 0,3 g einer Mischung aus 6 Gew.-Teilen N-(Fluordichlor- methyl-thio-)phthalimid
und 1 Gew.-Teil Methylbenzimidazolylmethylcarbamat zugegeben. Die Mischung wird in
einem Planeter:- rührwerk bis zur Homogenität gerührt, was nach ca. 20 Min. der Fall
ist. Zum Schluß werden kleine Mengen eines Katalysators, in diesem Fall z.B. 5 mg
Dibutylzinndiacetat, zugegeben und homogen unter Vakuum 10 Min. eingerührt. Die Evakuierung
ist sinnvoll, um die Masse nach dem Mischvorgang homogen in einen Lagerbehälter (Tube,
Kartusche) abfüllen zu können.
[0020] Nach dem Abfüllen der Paste unter Luftausschluß in Tuben wurde die erfindungsgemäße
Formmasse zur Prüfung der Lagerstabilität 8 Wochen bei 50°C gelagert und dann ca.
2 mm dick ausgestrichen und mit Luftfeuchtigkeit (65% relative Luftfeuchtigkeit) in
ca. einem Tag zu einer Gummiplatte ausgehärtet. Im Gegensatz zu den anderen Fungiciden
war die Platte trotz Lagerung der Paste bei 50°C (was einer von der Praxis geforderten
Lagerbeständigkeit von ca. 1/2 Jahr bei wechselnden Raumtemperaturen entspricht) schneeweiß
und zeigt keinerlei Verfärbung.
[0021] Lin solches gumnielastisches Fell hat etwa folgende mechanische Eigenschaften, und
zwar vor als auch nach der Lagerung: E-Modul 100 & ca. O,4 MPa, Zugfestigkeit ca.
1,4 MPa, Bruchdehnung ca. 600 &, Shore A-Härte ca. 22.
[0022] Dieses Gummifell wurde nun nach dem Hemmzonentest nach Wall- Hauser (Deutscher Färberkalender
1970, S. 324-344, F. Eder Verlag, Frankfurt/M.) gepruft, wobei ausgezeichnete Ergebnisse
gefunden wurden. Es hatte sich ein Hemmhof von mehr als 5 nun um die Probe gebildet,
und auch nach 120 h Auslaugung derselben war diese noch schinunelfest.
[0023] Auch in einem sogenannten Erdverrottungstest (Gartenkomposterde mit Sand und Kalk
auf pH 7 eingestellt, bei 22°C und ca. 90 % relativer Luftfeuchte mit Schimmelpilzkulturen
und Schimmelsalzlösungen) wurde gegenüber nicht fungistatisch ausgerüsteten Massen
eine hervorragende pilzabweisende Wirkung beobachtet.
Beispiel 2
[0024] Es wurde eine Mischung aus 45 Gew.-Tl. α ,ω-Dihydroxypolydimethylsiloxan einer Viskosität
von 50 000 cP und 20 Gew.-Tl. ∞ ,α-Bis- (trimethyl-siloxy)-polydimethylsiloxan einer
Viskosität von 1300 cP vorgelegt. Dabei werden bei Raumtemperatur 5 Gew.-Tl. Diacetessigesterdiisobutyltitanol
gegeben und ca. 5 Minuten bei Raumtemperatur gemischt. Dazu werden 5 Gew.-Tl. einer
feindispersen Kieselsäure, 20 Gew.-Tl. Kreide, 2 Gew.-Tl. Weißpigment (Ti0
2) und 0,1 Gew.-Tl. Ruß zugegeben und danach wird die Mischung in einem Planetenruhrwerk
unter Vakuum bis zur Homogenität gerührt. Jetzt bibt man 1 Gex.-Tl. eine Fungizidpaste
(bestehend aus 60 Gew.-Tl. -Bis-(trimethylsiloxy)-polydemethylsiloxan, 1 Gew.-Tl.
Dioxan, 5 Gew. -Tl. hochdisperse Kieselsäure und 30 Gew.-Tl. einer Mischung bestehend
aus 6 Gew.-Tl. N-(Fluordichlor- methylthio-) phthalimid und 1 Gew.-Tl. Methylbenzimidazolylmethylcarbamat)
sowie 1 Gew.-Tl. Dibutylzinndimaleinat als Katalysator zu, rührt ca. 10 Min. lang
und versetzt die gesamte Mischung mit 4 Gew.-Tl. von Di-(N-methylbenzamido)-methyläthoxysilan
zu und mischt unter Vakvum 15 Minuten. Die Weiterbehandlung erfolgt wie in Beispiel
1.
[0025] Die mechanischen Eigenschaften (sowohl vor als auch nach der Lagerung) waren: E-Modul
100 % ca. 0,14 MPa, Zugfestigkeit ca. 0,7 MPa, Bruchdehnung ca. 550 %, Shore A-Härte
ca. 12.
[0026] Auch bei diesem System wurde eine sehr gute fungistatische Wirkung festgestellt.