[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung wäßriger, bei der Nitrierung aromatischer
Verbindungen als Abfallsäure anfallender Schwefelsäure durch Umsetzung mit Ammoniumionen
von in ihr als Verunreinigung enthaltenen Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen.
[0002] Es ist bekannt, daß bei der Nitrierung aromatischer Verbindungen, z.B. Benzol, Toluol,
Xylol, insbesondere von Benzol zu Nitrobenzol, mit Nitriersäure, einem Gemisch von
Oleum und/oder Schwefelsäure verschiedener Konzentration und hochkonzentrierter Salpetersäure,
als zwangsläufiges Nebenprodukt eine durch das Reaktionswasser verdünnte wäßrige Schwefelsäure
anfällt, die durch wechselnde Mengen von Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen verunreinigt
ist. Im allgemeinen beträgt der Gehalt dieser sogenannten Abfallsäure etwa zwischen
20 und 96, insbesondere etwa 60 bis 80 Gew.-% H
2S0
4, je nach Konzentration der Schwefelsäure in der eingesetzten Nitriersäure und der
bei der Nitrierung pro Gewichtseinheit Nitriersäure anfallenden Menge Reaktionswasser,
das von der Schwefelsäure aufgenommen wird.
[0003] Die darin enthaltenen Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen sind vorwiegend Verbindungen
der Summenformel NO
x, wobei x für die Zahlen 1, 1,5 oder 2 steht, d.h. der Verbindungen
NO, N
2O
3, N0
2 bzw. N204 sowie diesen Verbindungen entsprechenden Säuren, salpetrige Säure (HNO
2) und Nitrosylschwefelsäure (HSO
4NO).
[0004] Die Hauptkomponente ist N0
2, auch in Form der salpetrigen Säure und Nitrosylschwefelsäure, das bereits als N
20
4 in der für die Nitrierung eingesetzten hochkonzentrierten Salpetersäure enthalten
ist und bei der Nitrierung in Nebenreaktionen nur teilweise umgesetzt wird.
[0005] NO-Verbinduagen setzen sich bereits unter Einfluß des Luftsauerstoffs gemäß 2 NO
+ O
2 NO
2 + 27,1 Kcal zu NO
2 um.
[0006] Derartige Abfallsäure kann auf verschiedene Weise weiter verwendet werden.
[0007] Es können damit z.B. Rohphosphate für die Düngemittelfabrikation aufgeschlossen werden.
Diese Umsetzung und die meist damit verbundene Gewinnung von Phosphorsäure erfolgt
gewöhnlich in der Wärme. Dadurch werden Stickoxide ausgetrieben, die mit der Abluft
entweichen.
[0008] Nach dem Gleichgewicht der Reaktion

[0009] liegen bei einer Ablufttemperatur von 27
0C 20 %, bei 50°C 40 %, bei 100°C 89 % und bei 135°C 99 % in der braunen monomeren
Form N0
2 vor.
[0010] Ferner kann die Abfallsäure auch zum Aufschluß anderer Minerale oder Erze eingesetzt
werden, z.B. von Kupfererzen.
[0011] Es ist daher insbesondere aus Gründen des Umweltschutzes notwendig, vor der Verwendung
der Abfallsäure die in ihr als Verunreinigungen enthaltenen Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen
vollständig oder teilweise zu entfernen; ein geringer Restgehalt ist bei der Aufkonzentrierung
der Abfallsäure zu konzentrierter Schwefelsäure erwünscht, da er auf die Korrosionswirkung
der Schwefelsäure inhibierend wirkt.
[0012] Es wurde nun ein Verfahren zur Reinigung wäßriger Schwefelsäure, die als Verunreinigungen
Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen enthält, gefunden, das dadurch gekennzeichnet ist,
daß man die Schwefelsäure in Gegenwart von Ammoniumsulfat oder Ammoniumhydrogensulfat,
das aus Ammoniak enthaltenden Abgasen oder aus Ablaugen hergestellt worden ist, bei
Temperaturen von 30-300°C behandelt.
[0013] Die Reaktionstemperatur bei der erfindungsgemäßen Umsetzung liegt etwa im Bereich
von 30 bis 300°C, bevorzugt wird bei Temperaturen zwischen 70 und 200°C, insbesondere
zwischen 100 und 150°C gearbeitet.
[0014] In einer besonders vorteilhaften Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens dient
als Ausgangs-Schwefelsäure eine wäßrige Schwefelsaiure, die bei der Nitrierung aromatischer
Verbindungen, insbesondere von Benzol, Toluol oder Xylol mit einem Gemisch von Oleum
und/oder Schwefelsäure und hochkonzentrierter Salpetersäure als sogenannte Abfallsäure
zurückgewonnen wird und die einen H
2S0
4-Gehalt von etwa 20 bis 96 Gew.-%, bevorzugt 20 bis 89 Gew.-%, besonders bevorzugt
etwa 60 bis 80 Gew.-%, hat.
[0015] Besonders vorteilhaft verwendet man Ammoniumsulfat oder Ammoniumhydrogensulfat, das
in Form einer wäßrigen Lösung mit etwa 10 bis etwa 60 Gew.-% insbesondere etwa 38
bis 42 Gew.- %, als Ablauge bei vielen organischen Reaktionen unter Verwendung von
konzentrierter Schwefelsäure oder Oleum durch Neutralisierung der während oder nach
der Reaktion zwangsweise anfallenden wäßrigen Schwefelsäure durch Neutralisation mit
Ammoniak erhalten wird, wobei man häufig so arbeitet, daß gerade eine bei
[0016] der entsprechenden Temperatur gesättigte Ammoniumsulfat- oder Anmoniunhydrogensulfatlösung
erhalten wird, und dabei deren Aussalzeffekt bezüglich der organischen Reaktionsprodukte
ausnutzt. Eine derartige Ablauge wird z.B. bei der Herstellung von Cyclohexanonoxim
aus Cyclohexanon und Hydroxylaminsulfat und bei der Herstellung von Caprolactam durch
Umlagerung von Cyclohexanonoxim in Oleum erhalten. Aber auch bei vielen anderen Umsetzungen
können derartige Amnoniunsulfat- oder Anmoniumhydrogensulfatlösungen zwangsläufig
erhalten werden, z.B. auch durch Neutralisation wäßriger Ammoniaklösungen mit Schwefelsäure
oder durch Behandeln Ammoniak enthaltender Abgase mit Schwefelsäure.
[0017] Die Menge der bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zu verwendenden Ammoniumionen richtet
sich nach dem Gehalt der Schwefelsäure an Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen.
[0018] Die Reaktion der Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen mit Ammoniumionen ist durch eine
Reihe von Gleichgewichten und Reaktionen zwischen ihnen und mit Wasser und Sauerstoff
bestimmt, bei denen intermediär auch salpetrige Säure und Salpetersäure auftreten
(Hofmann & Hofmann, Anorganische Chemie, 11. Auflage (1945), Seite 103).
[0019] Bekanntlich wird die Reaktion von Ammonium- mit Nitrit-Ionen nach der Gleichung

in wäßrig-ammoniakalischer Suspension der Lösung zur Herstellung von Stickstoff im
Labormaßstab benutzt (l.c., Seite 85).
[0020] Zur vollständigen Umsetzung der Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen ist selbstverständlich
wenigstens die stöchiometrisch erforderliche Menge Ammoniumionen notwendig. Im allgemeinen
wird man zur vollständigen Umsetzung eher einen Überschuß Ammoniumionen einsetzen,
da die fortlaufende exakte Bestimmung der zumindest erforderlichen Menge zeitraubend
und schwierig wäre; es müßte nämlich der genaue Anteil jeder möglichen Verbindung
NO festgestellt werden und die für ihren Umsatz maßgeblichen Reaktionen in Betracht
gezogen werden.
[0021] Da nun aber wie gesagt die Hauptmenge der Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen aus
N0
2 bzw. N
20
4 besteht und sich alle Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen nach Lunge durch Reduktion
mit Quecksilber und konzentrierter H
2S0
4 im Lunge-Nitrometer als NO direkt bestimmen lassen, wird die stöchiometrisch notwendige
Menge im erfindungsgemäßen Verfahren entsprechend der vereinfachten Reaktionsgleichung

berechnet, das heißt je Mol Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen, bestimmt durch Analyse
nach Lunge als NO, wird 1 g Äquivalent Aanmoniumionen als stöchiometrisch erforderliche
Menge verstanden.
[0022] Die zur Bestimmung der so definierten stöchiometrisch erforderlichen Menge Ammoniumionen
notwendige Bestimmung der Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen als NO nach Lunge ist
ein bekanntes analytisches Verfahren.
[0023] Andererseits kann auch ein gewisser Restgehalt Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen
erwünscht sein, so daß eine vollständige Umsetzung nachteilig wäre.
[0024] In dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendet man daher zwischen 0,6 und 4,0 Mol,
insbesondere 0,8 bis 2,0 Mol Ammoniumionen in Form von Ammoniumsulfat oder Ammoniumhydrogensulfat
je Mol Stickstoff-Sauerstoff-Verbindung, bestimmt oder gerechnet als NO.
[0025] Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist außerordentlich einfach.
[0026] Man versetzt die zu reinigende,wäßrige Schwefelsäure mit der entsprechend dem Gehalt
an Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen gewählten Menge Ammoniumionen
[0027] in Form von Ammoniumhydrogensulfat und/oder Ammoniumsulfat in Substanz oder wäßriger
Lösung, insbesondere der vorstehend beschriebenen zwangsweise anfallenden Lösungen
(Abfall-Lösungen) und erhitzt eine gewisse Zeit auf Reaktionstemperatur.
[0028] Die für die vollständige Umsetzung der Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen notwendige
Reaktionszeit ist abhängig von der gewählten Menge an Ammcniumionen und der Reaktionstemperatur;
je größer ihr Überschuß und je höher die Temperatur, desto kürzer im allgemeinen die
Reaktionszeit.
[0029] Dabei ist es nicht notwendig, das Erhitzen direkt anschließend an die Zugabe der
Ammoniumionen vorzunehmen.
[0030] Es kann aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und zur Energieeinsparung vorteilhaft
sein, die erfindungsgemäße Umsetzung bei der Reaktionstemperatur erst dann vorzunehmen,
wenn aus anderen Gründen die zu reinigende Schwefelsäure erhitzt werden muß oder erhitzt
wird.
[0031] Mit anderen Worten: Man kann eine nach dem erfindungsgemäßen Verfahren mit der entsprechenden
Menge Ammoniumionen versetzte Abfallsäure, z.B. zur Herstellung von Düngemitteln,
und/oder Herstellung von Phosphorsäure durch Aufschluß von Rohphosphaten mit dieser
Abfallsäure verwenden oder nach dem sogenannten Plinke-Verfahren aufkonzentrieren,
ohne sie vorher separat zu erhitzen.
[0032] Die erfindungsgemäße Umsetzung bei Reaktionstemperatur findet dann entweder während
einer exothermen Umsetzung unter Selbsterwärmung oder während des Erwärmens durch
zugeführte Wärme statt.
[0033] Der technische Fortschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt auf der Hand. Dabei
ist es überraschend, daß durch das erfindungsgemäße Verfahren sämtliche in der zu
reinigenden Schwefelsäure enthaltenen Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen umgesetzt
werden, so daß die Schwefelsäure anschließend praktisch frei von ihnen ist.
[0034] Ferner ist überraschenderweise die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gereinigte
Schwefelsäure anschließend weitgehend farblos und wasserklar, während z.B. Abfallsäure
aus der Benzolnitrierung eine dunkelrot-braune Farbe hat.
Beispiel 1
a) Bestimmung der Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen:
[0035] 5 ml einer bei der Nitrierung von Benzol angefallenen etwa 70 Gew.-%igen wäßrigen
Schwefelsäure (Abfallsäure) werden mit 5 ml konzentrierter Schwefelsäure im Nitrometer
nach Lunge mit Quecksilber geschüttelt und als NO in bekannter Weise (vgl. Hofmann
& Hofmann, 1.c., Seite 114, 115) bestimmt.
[0036] Der Gehalt an Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen (NO
x) beträgt 0,108 Gew.-% oder 0,292 mMol berechnet als NO.
[0037] b) 500 ml dieser Abfallschwefelsäure wurden mit 15,43 g gleich 0,117 Mol Ammonsulfat
(Molverhältnis NO
x:NH
4 = 1:4) versetzt und auf 150°C erhitzt. Nach 20 Minuten (einschließlich 15 Minuten
Aufheizzeit) waren 710 ml Gas (22°C) ausgetrieben. Die Gasanalys ergab:

[0038] Die Bestimmung des NO
x-Gehaltes gemäß a) in der Säure nach dem Erhitzen ergab 0,00 Gew.-% NO.
[0040] Die NO
x-Bestimmung gemäß a) ergab in der behandelten Säure 0,04 Gew.-% NO.
[0042] Die Analyse gemäß a) der erhitzten Säure ergab 0,00 Gew.-% NO.
[0044] Die NO
x-Bestimmung gemäß a) in der behandelten Säure ergab 0,025 Gew.-% NO.
[0045] f) 500 ml Säure gemäß a) wurden mit 7,72 g = 0,058 Mol Ammonsulfat (Molverhältnis
NO
x:NH
4 = 1:2) versetzt und 60 Minuten (einschließlich 10 Minuten Anheizzeit) auf 80°C erhitzt.
Dabei wurden 715 ml (22
0C) Gas frei der Zusammensetzung:

[0046] Die NO
x-Bestimmung in der Säure gemäß a) nach dem Erhitzen ergab 0,00 Gew.-% NO.
Beispiel 2
[0047] Gemäß Beispiel 1 a) wurden in 5 ml einer 80 Gew.-%igen Abfall-Schwefelsäure der Gehalt
an NO
x-Verbindungen nach Lunge zu 0,122 Gew.-% oder 0,329 mMol NO bestimmt.
[0048] a) 500 ml dieser Säure wurden ohne jeden Zusatz auf 170°C erhitzt. Nach 140 Minuten
(einschließlich 30 Minuten Anheizzeit) waren 200 ml Gas (22
0C) entwickelt mit
[0051] NO -Gehalt in der Säure nach dem Erhitzen 0,00 Gew.-%.
[0053] Danach ergab die NO
x-Bestimmung in der Säure nach Lunge 0,00 Gew.-% NO.
Beispiel 3
[0054] Gemäß Beispiel 1 a) wurden nash Lunge in 5 ml einer 90 Gew.-%igen Abfallschwefelsäure
der Gehalt an NO
2-Verbindungen zu 0,132 Gew.-% oder 0,354 mMol NO bestimmt.
[0056] In der behandelten Säure wurden nach Lunge 0,00 Gew.-% NO gefunden. Beispiel 4
[0057] In 5 ml einer 60 Gew.-%igen Abfallschwefelsäure wurden an NO
x-Verbindungen nach Lunge gemäß 1 a) 0,124 Gew.-% gleich 0,333 mMol NO gefunden.
[0059] Die NO
x-Bestimmung ergab nach dem Erhitzen der Säure nach Lunge 0,02 Gew.-% NO.
Beispiel 5
[0060] In 5 ml einer 40 Gew.-%igen Abfallschwefelsäure wurden nach Lunge gemäß 1 a) 0,146
Gew.-% gleich 0,392 mMol NO gefunden.
[0062] Nach Lunge wurden nach dem Erhitzen in der Säure 0,03 Gew.-% gefunden.
1. Verfahren zur Reinigung wäßriger Schwefelsäure, die als Verunreinigung Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen
enthält, dadurch gekennzeichnet, daß man die Schwefelsäure in Gegenwart von Ammoniumsulfat
oder Ammoniumhydrogensulfat, das aus Ammoniak enthaltenden Abgasen oder aus Ablaugen
hergestellt worden ist, bei Temperaturen von 30 bis 300°C behandelt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man wäßrige Ammonsulfatlösungen
oder Ammoniumhydrogensulfatlösungen verwendet, die als Ablaugen bei der Herstellung
von Oximen oder Lactamen, insbesondere bei der Herstellung von Cyclohexanonoxim und
Caprolactam, anfallen.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man auf Temperaturen
zwischen 80 und 200°C erhitzt.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man nach Zugabe
von Ammonsulfat oder Ammoniumhydrogensulfat die Erhitzung erst später in einer gekoppelten
Reaktion vornimmt.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis e, dadurch gekennzeichnet, daß man die Erhitzung
mit der Verdampfung von Wasser aus der zu reinigenden wäßrigen Schwefelsäure koppelt.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die Behandlung mit der Erhitzung der wäßrigen Schwefelsäure
beim Umsatz mit Rohphosphat koppelt und hierbei insbesondere die Wärme exothermer
Reaktionen nutzt.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man die Behandlung der wäßrigen Schwefelsäure mit dem
Aufschluß von Mineralien oder Erzen koppelt und hierbei auch die Wärme exothermer
Reaktionen nutzt.