[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln von Eisenschmelzen mit einem festen
Reinalkali-oder Erdalkalimetall, insbesondere zur Entschwefelung mit Reinmagnesium.
Die Erfindung betrifft ebenfalls eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
und ein Mittel zu dessen Ausführung.
[0002] Zum Behandeln von Gusseisenschmelzen sind Magnesium-haltige Vorlegierungen bekannt.
Als nachteilig erweisen sich hierbei die hohen Herstellungskosten dieser Vorlegierungen
und die eingeschränkte Anwendungsmöglichkeit, da mit dem Mg auch andere, in den Vorlegierungen
enthaltene, unerwünschte Stoffe in die Schmelze gelangen. Beispielsweise aus der DE-AS
18 15 214 ist ein kippbares Behandlungsgefäss mit einer festangeordneten Kammer für
reines Magnesium bekannt. Die Kammer ist strömungsgünstig angeordnet und verhindert
ein Aufschwimmen des Magnesiums. Jedoch ist die Kippvorrichtung aufwendig und ein
Umgiessen nach der Behandlung ist notwendig, was mit Zeit- und Temperaturverlusten
verbunden ist. Des weiteren müssen Reaktionsprodukte aus der Kammer entfernt werden.
[0003] Die DE-AS 22 089 60 zeigt einen Spezialbehälter mit einem an einem Deckel mit Hydrozylindern
befestigten Hohlkörper in schwerer Ausführung. Der Hohlkörper ist als Tauchbirne gestaltet.
Besonders nachteilig ist der Wärmeschock der Tauchbirne beim Eintauchen, was der Standzeit
abträglich ist. Auch eine grössere Verzögerungszeit muss in Kauf genommen werden,
bedingt durch die Wärmeabsorption der Tauchbirne. Dadurch kühlt die Schmelze ab, so
dass die Gefahr eines Einfrierens der Oeffnungen in der Tauchbirne gegeben ist. Das
Instellungbringen und der Absenkvorgang der Tauchbirne führt zu Wartezeiten und Temperaturverlusten,
weil sich zuerst die Schmelze im Behandlungsgefäss befinden muss. Auch eine Reinigung
der Tauchbirne ist umständlich und zeitraubend. Die zentrale Lage der Tauchbirne ist
zudem strömungsungünstig, was zu einem vermehrten Mg- Verbrauch führt.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die eingangs genannten Nachteile zu vermeiden
und eine wirtschaftliche Methode und Vorrichtung vorzuschlagen.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss gelöst durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche
1, 4 und 11.
[0006] Beim erfindungsgemässen Verfahren kann der Hohlkörper durch den einmaligen Gebrauch
und durch eine Maschendrahtarmierung oder eine Faserverstärkung relativ dünn und billig
hergestellt werden. Eine Reinigung des Hohlkörpers und auch ein Umgiessen der behandelten
Schmelze in eine Transportpfanne entfällt. Temperaturverluste der Schmelze durch Absorption
sind minim und ein Einfrieren der Oeffnungen im Hohlkörper kann nicht stattfinden.
Das Uebergiessen geschieht wenn alle anderen Vorbereitungen bereits getroffen worden
sind, so dass die Schmelze ohne Temperaturverluste und ohne Wartezeiten vergossen
werden kann. Auch das eigentliche Giessen kann innert kürzester Zeit geschehen. Als
Behandlungsgefäss kann jede herkömmliche Giesspfanne ohne irgendwelchen Umbau verwendet
werden.
[0007] Weitere erfindungsgemässe Merkmale und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung
ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen.
[0008] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Beispieles
näher erläutert. Es zeigen:
Fig. l eine erfindungsgemässe Anordnung, teilweise im Vertikalschnitt,
Fig. 2 einen Hohlkörper nach Fig. 1, und
Fig. 3 eine andere Ausführung des Hohlkörpers.
[0009] Ein in Fig. 2 dargestellter, zylindrischer Hohlkörper 1 aus einer unter 400 °C ausgehärteten
phosphatgebundenen, mit einer Maschendrahtarmierung 2 verstärkten Masse ist mit stückigem
Magnesium 3 teilweise gefüllt und weist an seinem flachen, oberen Ende einen Bolzen
7 und an seinem unteren Ende eine Mutter 8 auf. Eine Faserverstärkung statt einer
Maschendrahtarmierung 2 dient demselben Zweck. Durch die Verwendung von der Armierung
2 kann die Wanddicke der Körper 1 herabgesetzt werden. Die Hohlkörper 1 sind standardisiert
in Grössen von beispielsweise 10, 20 oder 30 Liter und werden geschlossen und bereits
mit einer bestimmten Menge Mg angeliefert, wobei die unteren und oberen Oeffnungen
9 bzw. 10 an Ort und Stelle kurz vor Gebrauch gebohrt werden. Dadurch wird eine optimale
Anpassung an die metallurgischen Gegebenheiten erreicht. Die Grösse der Löcher hängt
u.a. ab von der Ausgangstemperatur, von der chemischen Zusammensetzung und von der
gewünschten Reaktionsverzögerung. Auch das nicht ungefährliche Lagern von Mg-Brocken
alleine entfällt. Ein Hohlkörper 1 mit einem Volumen von 20 L enthält beispidlsweise
etwa 12 kg Mg, was einem Volumenverhältnis Reinmetall/Hohlkörper von etwa 0,8 entspricht.
Dieses Verhältnis ist optimal, weil bei höheren Werten die Wanddicken des Hohlkörpers
wegen der Gefahr einer durch übermässige Dampfbildung vorzeitigen Zerstörung des Hohlkörpers
bedeutend dicker sein müssen. Im unteren Bereich des Hohlkörpers 1 kann lediglich
eine einzige, seitliche Oeffnung 9 vorgesehen sein. Die Gesamtdurchtrittsfläche der
Oeffnung oder der Oeffnungen 9 beträgt zweckmässigerweise 42 mm
2 pro kg Mg und der Durchmesser liegt im Bereich von etwa 12 bis 30 mm. Im oberen Bereich
des Hohlkörpers 1 sind vorzugsweise etwa 4 Oeffnungen 10 vorgesehen.
[0010] Der Hohlkörper 1 ist mit dem Bolzen 7 in ein Halteorgan in Form einer Haltestange
15 aus Metall geschraubt (auch ein Anschweissen ist möglich)und befindet sich in Bodennähe
eines Behandlungsgefässes einer normalen Giesspfanne . 16 in Stellung. Der Hohlkörper
1 kann auch an einer Stopfenstange oder an einer durch den Bodenausguss der Pfanne
geführten Befestigungsstange befestigt werden. Ebenfalls ist es möglich, mehrere Hohlkörper
untereinander (Fig. 3) oder nebeneinander anzuordnen. Sie sollten sich aber aus strömungstechnischen
Gründen nicht zentral,sondern seitlich in der vertikalen Längsachse der Pfanne 16
befinden, so dass ein hohes Mg-Ausbringen ermöglicht wird. Aus diesem Grunde sollten
sich die Oeffnungen 9, 10 auch nicht zu nah an der Pfannenwand befinden.
[0011] Die Haltestange 15 mit einem feuerfesten Schutzrohr 18 aus beispielsweise Croning-Sand
ist über einen Ausleger 19 mit einer heb- und senkbaren, hydraulischen oder pneumatischen
Einrichtung 20 verbunden. Die Einrichtung 20 ist gemäss dem Pfeil 21 auch drehbar,
so dass ein zweiter, in Be- t reitschaftsstellung sich befindlicher Hohlkörper 1 an
einer zweiten Haltestange 25 und einem zweiten Ausleger 26 bei einer nachfolgenden
Behandlung schnell in Stellung gebracht werden kann. Die Haltestange 15 kann sich
aber auch einfachheitshalber mittels einer nichtgezeichneten Traverse auf den Pfannenrand
abstützen.
[0012] Die Pfanne 16 wird mit einer zu behandelnden Roheisenschmelze aus einer Abstichpfanne
29 etwa zur halben Höhe 30 gefüllt. Bei 40 t Roheisen dauert die nach ca. 30 Sek.
einsetzende Reaktion etwa 120 Sek. Die Dauer der Reaktionsverzögerung kann durch den
Durchmesser der Oeffnung 9 gesteuert werden und beträgt vorzugsweise 25 bis 30 Sek.,
damit die Behandlungspfanne, ohne Mg-Verluste durch vorzeitiges Einsetzen der Reaktion
mit Schmelze gefüllt werden kann. Der Badspiegel 33 sollte sich bei der Höhe 30 mindestens
etwa 50 cm über die höchsten Erhebungen des Hohlkörpers befinden, da sonst das Ausbringen
ungenügend wird. Die obere Pfannenwand bildet einen Spritzschutz. Dadurch ist es möglich,
dass das Verfahren ohne Deckel durchgeführt werden kann. Eventuell kann eine Absaughaube
für Staub bzw. Dämpfe vorgesehen werden. Bei der Höhe 30 wird die Reaktionszeit abgewartet,
wobei die Schmelze überbehandelt wird, und danach wird mit derselben unbehandelten
Schmelze aus der Pfanne 29 bis zu der maximalen Badspiegelhöhe 31 nachgefüllt, so
dass durch die Verdünnung die endgültige Zusammensetzung erreicht wird. Durch das
mehr oder weniger Nachfüllen kann auch mit den standardisierten Mg-Mengen der gewünschte
Schwefelgehalt erreicht werden.
[0013] Auch können die Hohlkörper 35 kegelstumpfförmig mit nach oben montierter Kegelstumpfbasis
ausgebildet sein. Die oberen Oeffnungen 39 können vertikal ausgerichtet sein. Auch
kann die Kegelstumpfbasis als oberer Deckel ausgebildet sein, der in Form eines Schamottezapfens
nach dem Füllen des Hohlkörpers mit Magnesium befestigt wird. Der Schamottezapfen
kann als Verbindungsstück zwischen Hohlkörper 1 und einer Befestigungsstange oder
einer Stopfenstange ausgebildet sein.
[0014] Mit dem erfindungsgemässen Verfahren sind allgemein folgende Vorteile erzielbar:
- Auch bei hohem Ausgangsschwefelgehalt lässt sich eine treffsichere Entschwefelung
auf weniger als 0,01 % S erzielen.
- Dadurch,dass der Formkörper nur einmal verwendet wird, ergibt sich eine einfache
Handhabung.
- Der Schlackenanfall ist gering, da nur geringe Reinmagnesiummengen zugegeben werden.
- Die Eisenverluste in der Schlacke und.die Eisenverluste beim Abschlacken sind gering.
- Es lässt sich in den Stofffluss des Stahlwerkes integrieren und erlaubt die schnell
aufeinanderfolgende Behandlung von Eisenmengen auch über 50 Tonnen ohne lange Wartezeiten
und damit ohne entsprechend hohe Temperaturverluste, d.h. ohne Störung des Betriebsablaufes.
- Durch eine exotherme Reaktion ergibt sich, z.B. im Vergleich zur Soda-Entschwefelung,
ein geringerer Temperaturverlust.
- Durch das zweistufige Verfahren (Ueberbehandlung/Ver- dünnung) werden die Spritzeisenverluste im Vergleich zu einstufigen Verfahren vermindert.
- Wie Versuche zeigten, kann bei Schwefel-Anfangsgehalten von über 0,08 % ein Magnesiumausbringen
von 100 % erreicht werden und
- pro Tonne Schmelze werden lediglich 0,3 bis 0,8 kg Mg benötigt, was zu einer geringeren
Staubentwicklung führt.
1. Verfahren zum Behandeln von Eisenschmelzen mit einem festen Reinalkali- oder Erdalkalimetall,
insbesondere zur Entschwefelung mit Reinmagnesium, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
ein ein Reinmetall enthaltender, feuerfester Hohlkörper mit mindestens zwei auf unterschiedlicher
Ebene angeordneten - Oeffnungen unter den Badspiegel einer Schmelze gebracht wird,
wobei das Reinmetall durch Wärmezufuhr aus der Schmelze verflüssigt bzw. verdampft
wird und der Hohlkörper durch die Behandlung zerstört wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper in einem
leeren Behandlungsgefäss befestigt und dass der Hohlkörper nachfolgend mit einer zu
behandelnden Schmelze übergossen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die zu behandelnde Schmelze
bis zu einer bestimmten Bandspiegelhöhe in das Behandlungsgefäss gegossen wird, wobei
die Schmelze überbehandelt wird, und dass nach der Behandlung der Schmelze durch Verdünnen
mit derselben, unbehandelten Schmelze die gewünschte Endzusammensetzung erreicht wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem Behandlungsgefäss,
mindestens einem ein Reinmetall enthaltenden,feuerfesten Hohlkörper mit mindestens
zwei auf unterschiedlicher Ebene angeordneten Oeffnungen, dadurch gekennzeichnet,
dass der Hohlkörper(l) maschendrahtarmiert oder faserverstärkt und als standardisierter
Einwegkörper ausgebildet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,- dass das Behandlungsgefäss
eine herkömmliche Giesspfanne (16) ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Volumenverhältnis
Reinmetall/Hohlkörper mindestens 0,2 ,vorzugsweise 0,8 beträgt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper am unteren
Bereich eines in das Behandlungsgefäss (16) ragenden Halteorganes (15) befestigt ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein zweiter Hohlkörper
unten am ersten Hohlkörper befestigbar ist.
9. Vorrichtung nach den Ansprüchen 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Befestigung
(7, 8, 15) eine Schraubverbindung ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Halteorgan (15)
über einen Ausleger (19) mit einer drehbaren heb- und senkbaren Einrichtung (20) betriebsverbunden
ist, die mindestens einen zweiten Ausleger (26) mit einem zweiten Halteorgan (25)
aufweist.
11. Mittel zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen
mit Reinmetall (3) gefüllten, allseits verschlossenen,Hohl- körper (1), wobei die
notwendigen Oeffnungen (9, 10) kurz vor Gebrauch angebracht werden.