[0001] Die Erfindung betrifft eine Versuchanlage zur Einzel- oder Mehrfachbeschichtung und
anschließenden Trocknung von Papier- oder Folienbahnen mit viskosen Lösungen. Eine
solche Anlage besteht aus mindestens einem Gießer und einem nachgeschalteten Düsentrockner.
[0002] Bei der Auslegung von Fabrikationsanlagen, z.B. zum Beschichten von Folien oder Platten
und zum Trocknen dieser Güter ist es von großer Bedeutung, vor der Planung einer Anlage
die Beschichtungs- und Trocknungsbedingungen zu kennen, bei denen optimale Ergebnisse
für die Qualität des Produktes erwartet werden können.
[0003] Ferner ist es von großem Wert, wenn ein im Labormaßstab entwickeltes Produkt auch
im kleinen Maßstab auf sein
Verhalten unter später zu erwartenden Fabrikationsbedingungen geprüft werden kann bzw.
auf diese Bedingungen abgestimmt werden kann. Die genauen Kenntnisse solcher Kenndaten
sind um so wichtiger, je mehr die Qualität eines Produktes oder einer Substanz von
den Fabrikationsbedingungen, z.B. von den Temperaturen während der Trocknung, der
Feuchte, der Luftmenge usw. beeinflußt wird. Dies ist insbesondere bei photographischen
Produkten in hohem Maße der Fall.
[0004] In der deutschen Auslegeschrift 1 962 089 ist eine Mehrfachbegießanlage beschrieben,
die eine weitgehend variable Trockenluftführung besitzt. Diese Anlage ist für die
Produktion bestimmt. Wegen ihrer Größe wäre es unwirtschaftlich, wenn sie für Vers-ichszwecke
benutzt würde. Einer Verkleinerung sind aber Grenzen gesetzt, weil für die Trockenabschnitte
eine bestimmte Mindestlänge erforderlich ist. Daher sind die Anlagen auch dann noch
relativ groß und kostspielig.
[0005] In der DT-AS 2 246 789 ist eine Versuchsgießmaschine zur Einzel- oder Mehrfachbeschichtung
und Trocknung von Papier-oder Folienbahnen beschrieben. Bei dieser Anlage wird die
Bahn in eine Schleife geführt und die einzelnen Gießer mit ihren Stationen zum Beguß
seitlich unter die Gießwalze an die Bahn herangefahren, wobei die bei modernen Beschichtungsverfahren
notwendigen Versorgungs- und Meßleitungen beweglich sein und mit verfahren werden
müssen. Dies ist insbesondere beim Einsatz von mehreren Gießern von erheblichem Nachteil.
[0006] Des weiteren läßt es die Versuchsanlage nach der DT-AS 2 246 789 nicht zu, in dem
Bereich, in welchem die Bahn um die Gießwalze gelenkt wird, die Bahn gleichmäßig und
lückenlos mit Trockenluft zu beblasen. Es ist also mit dieser Anlage keine definierte
ununterbrochene Trocknung möglich, die Rückschlüsse für die Übertragung in einen Fabrikationsmaßstab
ermöglichen würde.
[0007] Ein weiterer Nachteil dieser Anlage ist es, daß konstruktive Maßnahmen gegen schädliche
Einflüsse von außen her (z.B. Schwingungen des Gebäudes), die den Beschichtungsvorgang
stören können, nur schwer bzw. mit großem Aufwand durchzuführen sind. Man kann zwar
die ganze Maschine auf Schwingungsisolatoren setzen, das aber hat den Nachteil, daß
in dem dann gegenüber dem Fußboden isolierten System noch viele potentielle Erreger
mitenthalten sind (Antriebsmotore, Dosierungen u.a.).
[0008] Von Nachteil bei dieser Anlage ist ferner, - wie sich in der Praxis herausstellt
- daß die Bahnführung über eine Trommel mit verhältnismäßig großer Wärmekapazität
bei gezielten Trocknungsversuchen das Ergebnis durch unkontrcllierte thermische Einwirkungen
von der Rückseite her in unerwünschter Weise erheblich beeinflussen kann.
[0009] Außerdem ist bei einer Bahnführung nach Figur 1, DT-AS 2 246 789, das Auflegen der
Bahnschleife, besonders wenn diese schon empfindliche Schichten enthält und wenn die
Bedienung der Maschine aus wirtschaftlichen Gründen von einem Mann durchgeführt wird,
ohne Beschädigung relativ schwierig.
[0010] Nachteilig ist auch, daß die Bahn, um eine gute Umschlingung der Gießwalze zu gewährleisten,
über eine schichtseitige Scheibenwalze geführt werden muß. Die Erfahrung zeigt, daß
dies besonders bei dünnen Folien nur bis zu einer relativ schmalen Breite möglich
ist, ohne die Folie zu deformieren. Sollten z.B. für bestimmte Prüfzwecke größere
Bahnbreiten benötigt werden, so ist das mit einer solchen Scheibenwalzenumlenkung
nicht möglich. Der Ersatz dieser Walze, z.B. durch Air-bearing oder "Unterdruckwalzen"
würde wiederum einen erheblich höheren technischen Aufwand erfordern und den Versuchsbetrieb
erschweren.
[0011] Zum Spülen müssen bei dieser Anlage die Gießer vom Tisch heruntergenommen werden.
Die Zeit, die dazu erforderlich ist, ist unter Umständen schon zu lange, um mit Sicherheit
innerhalb des Gießers alle Verunreinigungen noch herauswaschen zu können (moderne
photographische Substanzen, z.B. Soforthärterlösungen, haben zum Teil die Eigenschaft,
sehr schnell chemisch zu reagieren).
[0012] Als letzter Nachteil der Anlage hat sich herausgestellt, daß im Bereich der Umlenkungstrommel
eine gezielte, zeitlich veränderliche Wärmeübertragung von der Rückseite her, z.B.
durch Luftbeblasung, wie sie oft gewünscht wird, nicht möglich ist.
[0013] Es ist die Aufgabe der Erfindung,eine einfache kompakte Versuchanlage zu schaffen,
die die oben aufgeführten Nachteile nicht aufweist und es somit ermöglicht, sowohl
die Beschichtungs- als auch die Trocknungsbedingungen entsprechend den Anforderungen
in der Produktion möglichst vollständig zu simulieren und daß sich die Anlage optimal
bezüglich Konstruktion, Betriebssicherheit, Bedienungsfreundlichkeit und der Qualität
der zu erwartenden Versuchsergebnisse auszeichnet.
[0014] Erfindungsgemäß wurde die Aufgabe dadurch gelöst, daß die als flache Schleife ausgebildete
Bahn einschließlich ihrer Führungselemente über einen oder mehrere ortsfest installierte
Gießer verfahren wird, die zum Beschichten jeweils in zeitlich definierter Folge angefahren
werden, und daß die zu beschichtende Bahnschleife während des Beschichtungsvorganges
mit dem Gießer so gekoppelt ist, daß die Bahn einschließlich Gießer gegen die Maschine
selbst und den Raum schwingungsfrei gelagert ist.
[0015] Weiterhin wird erfindungsgemäß sofort nach der Beschichtung die Bahnschleife verfahren
und anstelle des Gießers ein Düsen-Teilkanal angeklappt, so daß die Bahnschleife lückenlos
beblasen wird.
[0016] Gemäß einer besonders zweckmäßigen Ausführungsform setzt sofort nach dem Gießen eine
automatische Spülung des Gießers ein, die möglich ist, da die Bahn dann aus dem Gießbereich
weggefahren ist.
[0017] Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird von der Rückseite der Bahnschleife konvektiv
oder durch Strahlung getrocknet und es sind die Bahnführungen so ausgeführt, daß keine
schichtseitigen Umlenkelemente vorhanden sind.
[0018] Mit der Anlage gemäß vorliegender Erfindung konnte erreicht werden, daß alle Parameter,
die Einfluß auf die Eigenschaften des Produktes haben, d.h. die die Gutstemperatur-Zeitkurve
und die Trocknungsgeschwindigkeit mitbestimmen, mit engen Toleranzen dargestellt werden
können. Eine Simulation großer Fabrikationsanlagen ist somit mit genügender Genauigkeit
und Aussagekraft möglich. Darüber hinaus können mit der Anlage nach vorliegender Erfindung
in sehr kosten- und zeitsparender Weise (Lohnkosten, Energiekosten, Materialkosten)
Konstruktions- und Verfahrenskenndaten ermittelt werden, die für die Auslegung von
Großanlagen unabdingbar sind und Fehlinvestitionen vermeiden.
[0019] Die Ermittlung solcher Kenndaten ist oft überhaupt nur mit einer solchen Simulationsanlage
möglich, da Großanlagen in der gewünschten Art nicht vorhanden sind und der Bau solcher
Anlagen für Versuchszwecke wegen der hohen Investitions- und Versuchskosten nicht
vertretbar ist.
[0020] Auch die Optimierung von Prozessen bezüglich der Eigenschaften der Produkte durch
Versuche an bestehenden Großanlagen wäre nicht möglich, weil die dadurch entstehenden
Kosten viel zu hoch würden. Dies gilt vor allem dann, wenn zur Optimierung eines komplizierten
modernen Produktes hunderte von Prozeßvarianten durchgespielt werden müssen.
[0021] Es wird oft von Fachleuten bezweifelt, daß man bei verfahrenstechnischen Prozessen
in ganz kleinem Maßstabe Kennwerte ermitteln kann, die dann auch für die Großproduktion
Gültigkeit haben. Die Erfahrungen mit Anlagen gemäß vorliegender Erfindung zeigen
jedoch, daß die Genauigkeit der. Prozeßführung an diesen Anlagen genügt, um übertragbare
Ergebnisse, sowohl bezüglich der physikalischen Parameter als auch bezüglich der Produkteigenschaften
mit großer Sicherheit zu gewährleisten.
[0022] Im folgenden wird eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung anhand von Zeichnungen
näher beschrieben.
Figur 1 zeigt die Vorderansicht einer Versuchsanlage bei der die zu begießende Bahnschleife
über mehrere Gießer gefahren werden kann.
Figur 2 zeigt die Anordnung der Bahnführungselemente und einea Gießers von vorne.
Figur 3 zeigt die Anlage von der Seite.
[0023] Wie am besten in Figur 2 und 3 zu sehen, läuft die zu beschichtende Bahn 9 über 2
(oder auch mehrere, z.B. rautenförmig angeordnete) Walzen 5, die wiederum an einem
Kastenträger 3 befestigt sind. Dieser Kasten liegt auf der Konsole 7 auf, die entsprechend
dem Pfeil nach Skizze 2 verfahren werden kann.
[0024] Ähnlich einer Starrbettfräsmaschine, bei der ein oder mehrere Werkstücke ortsfest
aufgespannt werden und bei denen dann der Fräskopf darüber hergefahren wird, sind
der Gießertisch 1 und die darauf befindlichen Gießer 15 ortsfest und die Bahnschleife
wird über diesen Gießern hergefahren. Die Energie- und Meßleitungen für die Gießer
sind demnach fest installiert.
[0025] Auch ist die Bedienung, vor allem, wenn im Dunkeln gearbeitet werden muß, einfach,
da die Gießer an ein und derselben Stelle bleiben und leicht gefunden werden können.
Außerdem ist der Platzbedarf bei dieser Anordnung geringer, da der lange Tisch, wenn
er fahrbar wäre, fast den doppelten Betrag seiner Länge an Platz beanspruchen würde.
[0026] Selbstverständlich können die Gießer auch auf einem feststehenden Rundtisch angeordnet
sein.
[0027] Figuren 2 und 3 zeigen die an dem Tragkasten 3 seitlich verfahrbare Greifzangen 12,
die heruntergefahren werden, den Gießer an den dafür vorgesehenen Greifköpfen 13 fassen
und gegen Anschläge neben der Gießwalze ziehen. Die genaue Positionierung erfolgt
durch Anschläge. Um die Bahn nun in zeitlich definierter Folge zu beschichten, fährt
die Bahnschleife in definierter zeitlicher Folge über die einzelnen Gießer. Sofort
nach dem Beguß wird der Gießer jeweils wieder abgesenkt. Dadurch wird die beschichtete
Bahnschleife rundherum zugänglich und in dem Bereich, wo während der Beschichtung
der Gießer stand, wird ein Düsenkanalstück 14 zugeklappt. Dadurch wird nunmehr die
Bahn ringsherum beblasen. Zwischen der verfahrbaren Konsole 7 und dem Trägerkasten
3, der die Walzen trägt, sind Dämpfungselemente 6 angeordnet, die während des Begusses,
d.h. wenn ein Gießer 15 durch die Zangen 12 vom Tisch 1 abgehoben ist, die Bahnschleife
und den Gießer gegenüber Maschine und Raum gegen Schwingungen isolieren. Um beim seitlichen
Verfahren ein durch Beschleunigungsvorgänge hervorgerufenes Pendeln des "Transport-supports"
zu vermeiden, sind noch seitlich elastische Puffer 16 angebracht (siehe Figur 2).
[0028] Um im Bedarfsfalle auch rückseitig Wärme in die Bahn einbringen zu können, kann der
Tragkasten 3 zu den Bahnseiten hin mit Löchern versehen werden, durch die Luft von
definierter Konsistenz auf die Bahn geblasen wird. Zusätzlich oder auch alternativ
ist an dem Kasten auch die Anbringung von Strahlern zur rückseitigen Erwärmung möglich.
1. Versuchanlage zur Einzel- oder Mehrfachbeschichtung und anschließender Trocknung
von Papier- oder Folienbahnen mit viskosen Flüssigkeiten, bestehend aus mindestens
einem Gießer für die Flüssigkeiten und nachgeschaltetem Düsentrockner mit trägheitloser
Verstellbarkeit der ZustandsgröBen der Trockenluft, dadurch gekennzeichnet, daß die
als flache Schleife ausgebildete Bahn einschließlich ihrer Führungselemente über einen
oder mehrere ortsfest installierte GieBer verfahren wird, die zum Beschichten jeweils
in zeitlich definierter Folge angefahren werden und daß die zu beschichtende Bahnschleife
während des Beschichtungsvorganges mit dem Gießer so gekoppelt ist, daß die Bahn einschließlich
Gießer gegen die Maschine selbst und den Raum schwingungsfrei gelagert ist.
2. Versuchsanlage zur Einzel- oder Mehrfachbeschichtung und Trocknung von Bahnen nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sofort nach der Beschichtung die Bahnschleife
verfahren wird und anstelle des Gießers ein Düsen-Teilkanal angeklappt wird, so daß
die Bahnschleife lückenlos beblasen wird.
3. Versuchsanlage zur Einzel- oder Mehrfachbeschichtung und Trocknung von Bahnen nach
den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß sofort nach dem Beguß eine automatische
Spülung des Gießers einsetzt, wobei eine Beschädigung der Bahn durch Spülwasser dadurch
vermieden wird, daß diese sofort aus dem GieBerbereich weggefahren wird.
4. Vensucisanlage zur Elnzel- oder Mehrfachbeschichtung und Trockmnc von Bahnen nach
den Ansprüchen 1 - 3, dadurch gekennzelchnet, da3 von der Rückseite der Bahnschleife
konvektiv oder durch Strahlung getrocknet wird.
5. Versuehsanlage zur Einzel- oder Mehrfachbeschichtung und Trocknung von Bahnen nach
den Ansprüchen 1 - 4, dadtrch gekennzenchnet, daß die Bahnführung keine schichcseicigen
Umlsnkelemente hat.