[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbrennung von salzbeladenen Rückständen
in einem Wirbelbettofen, insbesondere die Verbrennung von mit Salzen beladenen Klärschlämmen.
[0002] Rückstände, insbesondere Klärschlämme, werden in Wirbelschichtöfen mit Sandbett bei
Temperaturen von über 800°C verbrannt. Beim Verbrennen von Rückständen aus kommunalen
Kläranlagen treten dabei kaum Probleme auf; muß dagegen der Schlamm aus Industriekläranlagen
behandelt werden, treten an dem Ofen öfters Betriebsstörungen auf, weil aufgrund eines
viel höheren Salzgehaltes (im Mittel häufig mehr als 10 % der Trockensubstanz) im
Wirbelbett sich das Salz anreichert, es bei Temperaturen über 730°C zu einem Aufschmelzen
des Salzes und zu Anbackungen und einem Sintern der Wirbelbettmasse kommen kann, und
es in ungünstigen Fällen zu einem glasartigen Zusammenbacken kommt, was erhebliche
Stillstands- und Ausfallzeiten wegen der Ausräumungsarbeiten zur Folge hat.
[0003] Die Salze in den Schlämmen bestehen zum größten Teil aus Alkalichloriden und -sulfaten.
Dabei hat sich gezeigt, daß bei einer Gesamtsalzbelastung der Wirbelbettmasse von
10 Gew.-% bei 800°C und Quarzsand als Wirbelgut kein störungsfreier Betrieb des Ofens
mehr möglich ist.
[0004] Nach Verfahrenstechnik 9 (1975), Nr. 12, Seite 624 gibt es mehrere Wege, um auch
anorganisch oder organisch belasteten Sondermüll, der beim Verbrennen zum Kleben oder
Schmelzen neigt, im Wirbelbett zu behandeln, nämlich
a) durch Anheben der Reaktionstemperatur, so daß die betreffenden Salze vollständig
verdampfen,
b) durch Absenken der Reaktionstemperatur bis unterhalb des Schmelzpunktes,
c) durch Zugabe von Zuschlagstoffen, die die Schmelztemperatur anheben.
[0005] Aus Chemie, Ingenieur, Technik, 41. Jahrgang 1969, Nr. 10, Seite 615 ff. ist es ferner
bereits bekannt, bei Änderungen in der Kornverteilung des Wirbelbetts von Zeit zu
Zeit Wirbelmasse aus dem Bett abzuführen oder neuen Sand zuzugeben.
[0006] Diese bekannten Wege sind jedoch insbesondere bei Schlämmen, die zum größten Teil
Alkalichloride und -sulfate als Salz enthalten, wirtschaftlich nicht vertretbar und
in der Regel zur Erzielung eines ungestörten Betriebes nicht gangbar.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, die Verbrennung salzbeladener, insbesondere alkalichlorid-
und -sulfatbeladene Rückstände im Wirbelschichtofen so zu betreiben, daß ein kontinuierlicher
ungestörter Betrieb wirtschaftlich erreicht wird.
[0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Verbrennung von salzbeladenen
Rückständen in einem Wirbelbett bei Temperaturen von 730 bis 900 °C und bei Abziehen
von Wirbelbettmasse, das dadurch gekennzeichnet ist, daß vor Erreichen einer Salzkonzentration
in der Wirbelbettmasse,-bei der die Wirbelbettmasse bei der Betriebstemperatur zusammenbäckt,
ein Teil der Wirbelbettmasse ausgeschleust und durch frisches Wirbelgut ersetzt wird.
[0009] Wenn erfindungsgemäß dafür gesorgt wird, daß die kritische Salzkonzentration, bei
der die Wirbelbettmasse bei Betriebstemperatur zusammenbäckt, nicht erreicht wird,
ist auch die Verbrennung von salzbeladenen Rückständen störungsfrei und wirtschaftlich
gewährleistet. In der Praxis hat es sich bewährt, den Salzgehalt größenordnungsmäßig
nur auf den halben kritischen Wert ansteigen zu lassen und jeweils ca. 10 % der Wirbelbettmasse
- in den meisten Fällen ist das Quarzsand - auszuwechseln. Wenn der Salzgehalt in
- der Wirbelbettmasse noch hinreichend weit von der kritischen Konzentration entfernt
ist, ist eine laufende Konzentrationsmessung-nicht erforderlich, auch Schwankungen
der Zusammensetzung des Schlammes sind nicht kritisch. Um aber andererseits auch nicht
zu wenig beladenen Sand unnötig auszutragen, ist es zweckmäßig, kontinuierlich oder
diskontinuierlich in Abständen von 3 bis 10 Stunden, vorzugsweise einmal pro Schicht,
die Salzkonzentration in der Wirbelbettmasse zu messen. Die Leitfähigkeit einer Suspension
aus einer bestimmten Menge Wirbelbettmasse mit einer bestimmten Menge Wasser ist ein
hinreichend genaues Maß für deren Salzkonzentration. In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird die Entnahme eines Teils der Wirbelbettmasse über
eine Zellenradschleuse in_Abhängigkeit vom Analysenergebnis automatisiert, wobei der
restlichen Wirbelbettmasse eine entsprechend große Menge frischen Sandes hinzugefügt
wird, so daß die Salzkonzentration in der Wirbelbettmasse wieder einen geringen vorgegebenen
Wert erreicht, bei dem ein störungsfreier Betrieb möglich ist. Es hat sich in vielen
Fällen als ausreichend herausgestellt, bei Erreichen einer vorgegebenen Salzkonzentration
in der Wirbelbettmasse periodisch (indem beispielsweise 10 % der Wirbelbettmasse durch
eine entsprechende Menge frischen Wirbelgutes, z.B. Sand, ersetzt werden), die Wirbelbettmasse
zu regenerieren.
[0010] Nach einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Temperatur
im Wirbelbett herabgesetzt. Die Salzkonzentration, bei der die Wirbelbettmasse teilweise
erneuert werden muß, kann dadurch erhöht werden und durch den geringeren Wirbelgutverbrauch
ein wirtschaftlicherer Betrieb erreicht werden. Die Nachverbrennungstemperatur kann
durch zusätzliche Brenner oberhalb des Wirbelbettes gesteuert werden. Durch diese
Nachverbrennung wird die Verbrennung im Wirbelbett nicht gestört. Bei dieser Variante
beträgt die Temperatur im Wirbelbett etwa 650 bis 730 °C, vorzugsweise 700 bis 730
°C, während sie in der Nachverbrennungszone auf etwa 850°C, vorzugsweise 850 bis 870°C
eingestellt wird. Diese Variante eignet sich insbesondere für die Verbrennung alkalichlorid-
und sulfathaltiger Schlämme, da hierbei die Sulfate zum Teil in der abzuführenden
Wirbelbettmasse verbleiben, während die Chloride im wesentlichen mit der Alsche entweichen
und im nachgeschalteten Elektrofilter abgeschieden werden.
[0011] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können verschiedene Materialien als Wirbelbettmasse
eingesetzt werden. Gut bewährt hat sich bei dem vorliegenden Verfahren die an sich
bekannte Verwendung von Quarzsand. Bevorzugt wird jedoch Kesselasche aus der Steinkohleverbrennung
in granulierter Form eingesetzt. Dieses Material bietet gegenüber der Verwendung von
Quarzsand bei dem erfindungsgemäßen Verfahren weitere Vorteile, z. B. ist der Durchsatz
an Klärschlamm bedeutend höher und es wird weniger Luft zum Aufwirbeln gebraucht.
Ferner ermöglicht die niedrige Fließbettdichte einen besseren Ausbrand. Insbesondere
weist Kesselasche auch eine geringere Reaktionsfähigkeit gegenüber z. B. Alkalichloriden
und Alkalisulfaten als Quarzsand auf. Obwohl die Dichten von Kesselasche und Sand
nahezu identisch sind, unterscheiden sich die Schüttgutdichten. Ungemahlene Kesselasche
hat mit 1350 kg/m
3 und gemahlene Kesselasche mit 1230 kg/m
3 eine erheblich niedrigere Schüttgutdichte als Sand mit 1550 kg/m
3. Diese Kesselasche besitzt jedoch ein größeres Hohlraumvolumen und ein nicht.vollständiges
Umhüllen der unregelmäßig geformten Kesselascheteilchen erhöht das Hohlraumvolumen
weniger als bei Sand. Dadurch tritt auch bei längerer Betriebszeit nur eine geringfügige
Steigerung der Lockerungsgeschwindigkeit auf. Des weiteren steht Kesselasche günstiger
als Sand ein.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren ist in einem vereinfachten Schema in der Zeichnung
dargestellt und wird im folgenden beispielhaft einmal mit Quarzsand und einmal mit
Kesselasche als Wirbelbettmasse erläutert:
Beispiel 1:
[0013] Der gepreßte Filterkuchen (Klärschlamm) wird aus einem Pufferbehälter über 1 in den
Wirbelschichtofen 2 eingepumpt und verbrannt. Die Durchsatzleistung beträgt bei einer
Rostfläche von ca. 7 m
2 3500 kg Klärschlamm pro Stunde mit einem Feststoffgehalt von ca. 10 bis 12 %. Der
unbrennbare Anteil, bestehend aus Asche und mitgeführten Salzen, wird bei 3 zum größten
Teil mit der Wirbelluft ausgetragen, abgekühlt und im nachgeschalteten Elektrofilter
abgeschieden. Es hängt von der Temperatur im Wirbelbett ab, wieviel Salz sich am Wirbelgut
ansammelt und ab welchen Konzentrationen es dabei .zu Anbackungen in der Wirbelbettmasse
kommt. Der Brennstoff wird bei 4 zugegeben. Die Brennstoffzufuhr wird durch den Regler
5 so eingestellt, daß die Wirbelbett-Temperatur 730°C nicht überschreitet. Die erforderliche
Rauchgastemperatur von 850°C wird durch eine temperaturgeregelte 6 Zusatzbrennstoffeinspeisung
7 im Ofenraum gewährleistet. Die erforderliche Verbrennungsluft wird durch ein Radialgebläse
8 über Schalldämpfer angesogen, im Luftvorwärmer 9 aufgeheizt und von unten 10 in
den Ofen eingeblasen. Der Ofendruck wird durch ein (nicht gezeichnetes) Saugzuggebläse
geregelt.
[0014] Wirbelbettmasse wird entsprechend der Salzbeladung diskontinuierlich über die Zellenradschleuse
11 und einen Trogkettenförderer 12 abgezogen. Die Zugabe von frischem Quarzsand bei
13 erfolgt durch eine pneumatische Fördereinrichtung 14.
[0015] Es hat sich in diesem Beispiel als ausreichend herausgestellt, wenn für die Messung
der Salzbeladung alle 2 Stunden, entweder manuell oder automatisch, ca. 100 g des
Wirbelbettgutes entnommen werden. Über das zeitgesteuerte Ventil 15 wird der Dosierbehälter
16 gefüllt und die Probe über 17 in dem Gefäß 18 mit 1000 ml destilliertem Wasser
19 vermischt und die Leitfähigkeit 20 der Suspension gemessen. Beträgt der Salzgehalt
mehr als 5 Gew.-%, so werden über die Zellenradschleuse 11 ca. 10 % des Wirbelbettes
ausgetragen und durch Zugabe von frischem Quarzsand über 13 wieder ersetzt. Im Verfahrensschema
in der Figur sind die logischen Verbindungen der Ventile mit dem Prozeßrechner nicht
dargestellt, ebensowenig wie bekannte Steuer- und Regeleinrichtungen zum Betrieb des
Ofens.
Beispiel 2:
[0016] Der gepreßte Filterkuchen (Klärschlamm) wird aus einem Pufferbehälter über 1 in den
Wirbelschichtofen 2 eingepumpt und verbrannt. Die Durchsatzleistung beträgt bei einer
Rostfläche von ca. 7 m
2 4200 kg Klärschlamm pro Stunde mit einem Feststoffgehalt von ca. 10 bis 12' %. Der
unbrennbare Anteil, bestehend aus Asche und mitgeführten Salzen, wird bei 3 zum größten
Teil mit der Wirbelluft ausgetragen, abgekühlt und im nachgeschalteten Elektrofilter
abgeschieden. Es hängt von der Temperatur im Wirbelbett ab, wieviel Salz sich am Wirbelgut
ansammelt und ab welchen Konzentrationen es dabei zu Anbactungen in der Wirbelbettmasse
kommt. Der Brennstoff wird bei 4 zugegeben. Die Brennstoffzufuhr wird durch den Regler
5 so eingestellt, daß die Wirbelbett-Temperatur 730°C nicht überschreitet. Die erforderliche
Rauchgastemperatur von 850°C wird durch eine temperaturgeregelte 6 Zusatzbrennstoffeinspeisung
7 im Ofenraum gewährleistet. Die erforderliche Verbrennungsluft wird durch ein Radialgebläse
8 über Schalldämpfer angesogen, im Luftvorwärmer 9 aufgeheizt und von unten 10 in
den Ofen eingeblasen. Der Ofendruck wird durch ein (nicht gezeichnetes) Saugzuggebläse
geregelt.
[0017] Wirbelbettmasse wird entsprechend der Salzbeladung diskontinuierlich über die Zellenradschleuse
11 und einen Trogkettenförderer 12 abgezogen. Die Zugabe von frischer Kesselasche
bei 13 erfolgt durch eine pneumatische Fördereinrichtung 14.
[0018] Es hat sich in diesem Beispiel als ausreichend herausgestellt, wenn für die Messung
der Salzbeladung alle 8-10 Stunden, entweder manuell oder automatisch, ca. 100 g des
Wirbelbettgutes entnommen werden. Über das zeitgesteuerte Ventil 15 wird der Dosierbehälter
16 gefüllt und die Probe über 17 in dem Gefäß 18 mit 1000 ml destilliertem Wasser
19 vermischt und die Leitfähigkeit 20 der Suspension gemessen. Beträgt der Salzgehalt
mehr als 5 Gew.-%, so werden über die Zellenradschleuse 11 ca. 10 % des Wirbelbettes
ausgetragen und durch Zugabe von frischer Kesselasche über 13 wieder ersetzt.
1) Verfahren zur Verbrennung von salzbeladenen Rückständen in einem Wirbelbett bei
Temperaturen von 730 bis 900 °C unter Abziehen von Wirbelbettmasse, dadurch gekennzeichnet,
daß vor Erreichen einer Salzkonzentrarion in der Wirbelbettmasse, bei der die Wirbelbetmasse
bei der Betriebstemperatur zusammenbäckt, ein Teil der Wirbelbettmasse ausgeschleust
und durch frisches Wirbelgut ersetzt wird.
2) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Wirbelbett-Temperatur
von 650 - 730°C eingehalten und eine Nachverbrennung bei Temperaturen von etwa 850°C
außerhalb des Wirbelbettes durchgeführt wird.
3). Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei der
halben Salzkonzentration, bei der das Wirbelbett bei der Betriebstemperatur zusammenbäckt,
ein Teil der Wirbelbettmasse ausgeschleust und durch eine entsprechende Menge frischen
Wirbelguts ersetzt wird.
4) Verfahren gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei Erreichen einer Salzkonzentration
von ca. 5 Gew.-% in der Wirbelbettmasse ca. 10 % der Wirbelbettmasse ausgeschleust
und durch frisches Wirbelgut ersetzt wird.
5) Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur
im Wirbelbett zwischen etwa 650 bis 730 °C und in der Nachverbrennungszone etwa 850°C
beträgt.
6) Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß als Wirbelbettmasse Kesselasche eingesetzt wird.