[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Ankerstäben oder
Ankerdrähten für Erd- und/oder Felsanker, sowie auf die Anwendung von auf diese Weise
hergestellten Stäben als Erd- und/oder Felsanker. Erd- und Felsanker weisen üblicherweise
Stahldrähte oder Stahlstangen auf, welche in einem gewissen Bereich ihrer Länge freiliegen.
Diese Stangen oder Drähte sind daher in hohem Maß korrosionsgefährdet und müssen daher
vor Korrosion geschützt werden. Die Enden solcher Erd- und Felsanker sind üblicherweise
über eine Verankerungsstrecke in Beton vergossen und weisen zwischen dieser Verankerungsstrecke
und der Bodenoberfläche eine Freispielstrecke auf, innerhalb welcher sie frei und
ungeschützt liegen und der Feuchtigkeit des Bodens ausgesetzt sind. Im Bereich dieser
Freis
pielstrecke sind die Ankerstäbe oder Drähte daher im hohen Maße korrosionsgefährdet
und bei den bekannten Erd- und Felsankern sind diese Stahlstäbe oder Drähte daher
mit einem Korrosionsschutz umgeben. Ein solcher Korrosionsschutz ist auf die Oberfläche
der Stäbe oder Drähte aufgebracht und wenn beim Einbau eine Beschädigung dieser Oberfläche
erfolgt, besteht die Gefahr, daß an den beschädigten Stellen die Korrosion einsetzt.
Nach dem Einbau ist der Korrosionsschutz nicht mehr kontrollierbar und es besteht
daher die Gefahr, daß, falls der Korrosionsschutz an einer Stelle mangelhaft ist,
an dieser Stelle die Zerstörung einsetzt, so daß im Laufe der Zeit solche Erd- und
Felsanker brechen können. Überdies tritt bei der Beanspruchung eines solchen Erd-
oder Felsankers in der Freispielstrecke eines elastische Dehnung auf, welcher ein
Überzug als Korrosionsschutz nicht genügend folgen kann. Es besteht hiebei die Gefahr,
daß Haarrisse im Überzug auftreten und an diesen Haarrissen setzt ebenfalls die Zerstörung
ein. Diese Gefahr ist insbesondere deshalb gegeben, weil solche Erd- und Felsanker
über lange Zeiträume betriebssicher bleiben müssen. Solche Erdanker müssen eine hohe
Zugfestigkeit aufweisen.
[0002] Die Erfindung sucht nun ein Verfahren zur Herstellung von Ankerstäben oder Ankerdrähten
der eingangs genannten Art zu schaffen, welche sich durch eine hohe Korrosionsbeständigkeit
und dem Verwendungszweck entsprechende Festigkeitseigenschaften auszeichnen. Zur Lösung
dieser Aufgabe ist das erfindungsgemäße Verfahren im wesentlichen dadurch gekennzeichnet,
daß Stäbe oder Drähte aus nicht rostendem austenitischem oder ferritischem Stahl zur
Erzielung eines Streckgrenzenverhältnisses R p 0.2/R
m von wenigstens 0,7 kalt verfestigt, vorzugsweise kalt verwunden, kalt gewalzt, kalt
geprägt oder kalt gereckt werden, worauf anschließend an die Kaltverformung jede Wärmebehandlung
vermieden wird. Stäbe oder Drähte aus nicht rostendem austenitischem oder ferritischem
Stahl wurden bisher nicht in einer Weise kalt verfestigt, welche sie für Erdanker
oder Felsanker verwendbar erscheinen läßt. Dieser Umstand ist vor allem darauf zurückzuführen,
daß es bekannt ist, daß ein unter Spannung stehender Stahl bei gleichzeitigem chemischen
Angriff einem erhöhten Verschleiß unterworfen ist. Es mußte somit angenommen werden,
daß kalt verformte Werkstoffe chemisch leichter angegriffen werden können. Die Erfindung
weist mit der Maßnahme der Einhaltung eines bestimmten Streckgrenzenverhältnisses
einen Weg, wie dennoch ohne Einbuße an Korrosionsbeständigkeit die erforderlichen
Festigkeitseigenschaften für die Verwendung solcher Ankerstäbe oder Ankerdrähte als
Erd- oder Felsanker erzielbar sind. Vorzugsweise wird erfindungsgemäß die Kaltverfestigung
bis zur Erzielung eines Streckgrenzenverhältnisses von wenigstens 0,8, vorzugsweise
von 0,8 bis 0,9, durchgeführt.
[0003] Die Kaltverfestigung kann prinzipiell durch Kaltverwinden, Kaltwalzen, Kaltprofilieren,
Kaltrecken, Kaltziehen, Kaltstauchen od.dgl. erzielt werden. Kaltziehen und Kaltstauchen
bringt aber die Gefahr der Reibmartensitbildung mit sich und Martensitbildung soll
bei der erfindungsgemäßen Kaltverfestigung mit Sicherheit vermieden werden. Es sind
daher die erstgenannten Kaltverfestigungsverfahren bevorzugt, wobei bei Kaltrecken,
Kaltwalzen und Kaltprägen ein Umformgrad von maximal 20 %, vorzugsweise ungefähr 15
%, eingehalten wird. Die Einhaltung eines derartigen Umformgrades gewährleistet, daß
Martensit nicht gebildet wird und das geforderte Streckgrenzenverhältnis erzielt werden
kann. Unter Umformgrad soll hiebei das Längenverhältnis zwischen Endlänge und Ausgangslänge,bzw.
dem Endquerschnitt und dem Ausgangsquerschnitt eines Prüfkörpers verstanden werden.
In bevorzugter Weise wird zur Erzielung des geforderten Streckgrenzenverhältnisses
das Kaltverwinden auf eine Ganghöhe vom 5 bis 20-fachen, vorzugsweise 6 bis 10-fachen
des Nenndurchmessers des Stabes oder Drahtes durchgeführt. Auch durch diese Maßnahme
wird Martensitbildung mit Sicherheit vermieden, wodurch eine wesentlich höhere Korrosionsbeständigkeit
erzielt wird. Die Ausbildung von Martensit würde zu einem starken Ansteigen der Zugfestigkeitswerte
führen. Das Streckgrenzenverhältnis würde aber gleichzeitig wesentlich abnehmen und
die geforderten Werte könnten nicht erreicht werden.
[0004] Rostfreie Stähle brauchen auch nach der erfindungsgemäßen Kaltverformung nicht speziell
gegen Korrosion geschützt werden und es ist auch eine Oberflächenbehandlung oder -beschichtung
entbehrlich. Da ein rostfreier Stahl über seinen ganzen Querschnitt gegen Korrosion
unempfindlich ist, wird durch eine Beschädigung der Oberfläche die Festigkeit des
Erd- oder Felsankers nicht gefährdet. Es wurde überraschenderweise gefunden, daß die
Korrosionsbeständigkeit eines in der erfindungsgemäßen Weise kalt verfestigten, rostfreien,
austenitischen oder ferritischen Stahles allen praktischen Anforderungen gerecht wird.
Ein erhöhter Korrosionsangriff konnte trotz der erhöhten Festigkeitswerte nicht festgestellt
werden.
[0005] Die Erfindung bezieht sich weiters auf die Anwendung eines kaltverfestigten, vorzugsweise
kaltgewalzten, kaltgeprägten, kaltgereckten oder kaltverwundenen rostfreien, austenitischen
oder ferritischen Stahles mit einem Streckgrenzenverhältnis von wenigstens 0,7 für
Erd- und Felsanker.
[0006] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert:
Es wurden Stäbe aus Stählen der Sorten X 8 Cr 17 und X 5 CrNiMo 18 10 analysiert und
die Streckgrenze, die Zugfestigkeit und die Bruchdehnung in verwundenem und unverwundenem
Zustand gemessen. Bei den Stäben handelte es sich um profilierte Stäbe mit einem Nenndurchmesser
de von 24 mm, welche mit Rippen versehen waren, so daß der Verwindungsgrad eindeutig
feststellbar war. Die Verwindung der Stäbe erfolgte mit einer an den Längsrippen feststellbaren
Ganghöhe von 6 d e für Stäbe aus der Stahlsorte X 8 Cr 17 und 10 d e für Stäbe aus der Stahlsorte X 5 CrNiMo 18 10. Die erzielten mechanischen Eigenschaften
der genannten Stäbe sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.
[0007] Ausführungsbeispiele:

Profil: Stab mit Längsrippen, Nenndurchmesser de = 24 mm
[0008] Mechanische Eigenschaften:

[0009] Bei dem Stahl X 8 Cr 17 handelt es sich um einen ferritischen Stahl, dessen Streckgrenze
und Zugfestigkeit durch die Verwindung in einer Weise gesteigert wurden, daß auch
das Streckgrenzenverhältnis wesentlich höhere Werte annahm. Trotz der Steigerung der
Werte für die Streckgrenze und die Zugfestigkeit konnte im wesentlichen gleich gebliebene
Korrosionsbeständigkeit festgestellt werden. Analoges gilt für den Stahl X 5 CrNiMo
18 10. Bei einem weiteren Stahl der Type TOR 650/750 mit der Bezeichnung 18 10 2,
welcher gleichfalls einen nicht rostenden austenitischen Stahl darstellt, wurdeieine
Analyse

und mechanische Eigenschaften nach der. Kaltverfestigung

[0010] Ein weiterer nicht rostender austenitischer Stahl der Type 16 6 1 (TOR 750/900) zeigtseine
Analyse

und mechanische Eigenschaften nach der Kaltverfestigung

[0011] Der rostfreie austenitische Chrom-Nickel-Stahl mit der Normbezeichnung 16 6 1 zeigte
vor der Kaltverfestigung in abgeschrecktem Zustand eine Streckgrenze von 210 N/mm
2, 480 N/mm2 Zugfestigkeit und eine Dehnung für L O ist 5 de von 45 %. Durch Verwinden
wurde die Zugfestigkeit auf 985 N/mm2 und die Streckgrenze auf 815 N/mm
2 bei einer Dehnung von 28,3 % gesteigert, wobei die Korrosionsbeständigkeit erhalten
blieb.
[0012] Für ferritische korrosionsbeständige Profilstähle der Normbezeichnung X 8 Cr 17 gelten
generell folgende Analysenwerte:

[0013] Die mechanischen Eigenschaften solcher Stähle lassen sich durch Kaltverwinden ohne
weiteres auf

einstellen, wobei unter Zugrundelegung der Mindestwerte für die Streckgrenze und die
Zugfestigkeit sich ein Streckgrenzenverhältnis von 0,83 ergibt.
1. Verfahren zur Herstellung von Ankerstäben oder Ankerdrähten für Erd- und/oder Felsanker,
dadurch gekennzeichnet, daß Stäbe oder Drähte aus nicht rostendem austenitischem oder
ferritischem Stahl zur Erzielung eines Streckgrenzenverhältnisses Rp .2/Rm von wenigstens 0,7 kalt verfestigt, vorzugsweise kalt verwunden, kalt gewalzt, kalt
geprägt oder kalt gereckt werden, worauf. anschließend an die Kaltverformung jede
Wärmebehandlung vermieden wird.
2. Vefahren nach Anspruch 1, daduch gekennzeichnet, daß die Kaltverfestigung bis zur
Erzielung eines Streckgrenzenverhältnisses von wenigstens 0,8, vorzugsweise von 0,8
bis 0,9, durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei Kaltrecken, Kaltwalzen
und Kaltprägen ein Umformgrad von maximal 20 %, vorzugsweise ungefähr 15 %, eingehalten
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Kaltverwinden
auf eine Ganghöhe vom 5 bis 20- fachen, vorzugsweise 6 bis 10-fachen des Nenndurchmessers
des Stabes oder Drahtes durchgeführt wird.
5. Anwendung eines kaltverfestigten, vorzugsweise kaltgewalzten, kaltgeprägten, kaltgereckten
oder kaltverwundenen, rostfreien, austenitischen oder ferritischen Stahles mit einem
Streckgrenzenverhältnis von wenigstens 0,7 für Erd- und Felsanker.
6. Anwendung eines auf eine Ganghöhe vom 5 bis 20-fachen, vorzugsweise 6 bis 10-fachen,
seines Nenndurchmessers tordierten Rundstahles nach Anspruch 5 für den Zweck nach
Anspruch 5.
7. Anwendung eines einem Umformgrad von maximal 20 %, vorzugsweise etwa 15 %, duch
Kaltrecken, Kaltwalzen oder Kaltprägen unterworfenen Stahles nach Anspruch 5 für den
Zweck nach Anspruch 5.
8. Anwendung eines Stahles der Stahlsorte X 8 Cr 17 nach Anspruch 5, 6 oder 7 für
den Zweck nach Anspruch 5.
9. Anwendung eines Stahles der Stahlsorte X 5 CrNiMo 18 10 nach Anspruch 5, 6 oder
7 für den Zweck nach Anspruch 5.
10.Anwendung eines austenitischen Chrom-Nickel-Stahles der Zusammensetzung

Rest Eisen und Stahlbegleiter, nach Anspruch 5, 6 oder 7 für den Zweck nach Anspruch
5.