[0001] Die Erfindung betrifft einen kurventriebfreien Antrieb eines schwingenden Vorgreifers
für Bogenrotationsdruckmaschinen, dessen Antriebselemente ausschließlich durch Drehgelenke
verbunden sind.
[0002] Der Zweck der Erfindung besteht darin, mit der Vorgreifereinrichtung den auf dem
Anlegetisch ausgerichteten Bogen passergerecht zu erfassen und ihn nach kurzer Zeit
dem Greifersatz des Druckzylinders zu übergeben, wobei insbesondere die-Geschwindigkeitszustände
des Vorgreifers in seinen beiden wichtigen Greiferstellungen, in der Bogenübernahme
mit v = 0 und in der Bogenübergabe mit v = Druckzylindergeschwindigkeit, exakt eingehalten
werden sollen:
[0003] Als Stand der Technik sind ausschließlich schwingende Vorgreifer bekannt, die entweder
kurventriebfrei mittels Gelenkgetrieben angetrieben werden, wobei diese jedoch kein
Ausheben beim Zurückschwingen ermöglichen oder Schwinggreifer, die wohl eine Aushebebewegung
beim Zurückschwingen durchführen, in diesem Falle aber nur durch Kurvensteuerungen
bzw. kurvengesteuerte Koppelgetriebe angetrieben werden.
[0004] So ist in dem deutschen Gebrauchsmuster 71 31 281 ein kurventriebfreier, durch eine
Kurbelschwinge angetriebener, schwingender Vorgreifer beschrieben. Da dieser jedoch
keine Aushebebewegung beim Zurückschwingen zur Bogenübernahmestellung beim Anlegetisch
zuläßt und außerdem die Zeitspanne zwischen der Bogenübergabe an den Druckzylinder
und dem Zurückschwenken des Greifers sehr kurz ist, erfordert diese Einrichtung einen
extrem breiten Kanal von ca. 200 im Druckzylinder, wodurch wiederum die Länge des
maximal zu verarbeitenden Formates stark eingeschränkt wird. Davon abgesehen, sind
bei dieser Vorgreifereinrichtung durch einen geringen Übertragungswinkel schlechte
Übertragungsverhältnisse gegeben.
[0005] Bei dem in der deutschen Patentschrift 22 20 343 offenbarten Antrieb eines schwingenden
Vorgreifers ist als wesentlicher Nachteil anzuführen, daß diese Vorrichtung mit kraftschlüssig
zusammenwirkenden Antriebsteilen versehen ist. Während des Betriebes wird nämlich
ein Hebelarm über eine Kurvensteuerung mittels einer Feder ständig gegen eine Rolle
angepreßt. Der Nachteil des Kraftschlusses soll also durch Einsatz einer Kurvensteuerung
kompensiert werden, wodurch der Bauaufwand zwangsweise erheblich steigt. Außerdem
werden die an dem Kraftschluß beteiligten Bauelemente durch die infolge der hohen
Winkelgeschwindigkeiten und Beschleunigungen des Vorgreifers hervorgerufenen großen
Massenkräfte zwangsweise sehr stark belastet.
[0006] Des weiteren ist eine Druckmaschine mit der Typenbezeichnung "Roland Favorit" der
Druckmaschinenfabrik Faber & Schleicher, Offenbach mit einem kurvengesteuerten aushebenden
Schwinggreifer ausgerüstet, der während des Zurückschwingens in die Bogenübernahmestellung
zwar eine Aushebebewegung durchführt, dessen Antrieb jedoch sehr aufwendig über eine
Kurvensteuerung erfolgt, die verfahrensmäßig die bereits zuvor genannten Schwierigkeiten
birgt. Bei der erforderlichen starken Verzögerung des Vorgreifers von einer hohen
Geschwindigkeit auf die Übernahmegeschwindigkeit v = 0 müssen auch starke Federn vorgesehen
werden, um ein Abheben der Rolle vom Kurvenglied auszuschließen und somit einen einwandfreien
Kraftschluß zu gewährleisten. Außerdem ist die Herstellung der hierbei angewandten
Kurvenscheiben äußerst aufwendig und kostspielig.
[0007] Demgemäß besteht die Aufgabe der Erfindung darin, einen schwingenden Vorgreifer für
einen kurzen Zylinderkanal zur Ausschöpfung eines großen Formatbereiches zu entwickeln,
der einerseits kurventriebfrei angetrieben wird und somit die geschilderten Nachteile
der relativ teuren Kurventriebe ausschließt und bei dem anderer - seits das Zurückschwingen
in seine Bogenübernahmestellung in einer gegenüber der Druckzylinderoberfläche entfernter
liegenden Bahn erfolgt, wodurch u. a. hohe Maschinengeschwindigkeiten erzielt werden
sollen. Dabei soll insbesondere auf gute Übertragungsverhältnisse, d. h. Übertragungswinkel
an den Antriebsgliedern geachtet und der erforderliche Platzbedarf minimal gehalten
werden.
[0008] Nach der Erfindung wird dieses Problem dadurch gelöst, daß der Antrieb als ein siebengliedriges
Koppelgetriebe ausgebildet ist, wobei dieses durch zwei mit gleicher Winkelgeschwindigkeit
umlaufende Kurbeln angetrieben wird und wobei der Vorgreifer selbst Teil jener Koppel
ist, die der einen Kurbel unmittelbar nachgeschaltet ist.
[0009] Bei einem Antrieb der obengenannten Art kann der Kanal des Druckzylinders extrem
kurz gehalten und somit die zur Bogenauflage zur Verfügung stehende Umfangsfläche
entsprechend vergrößert werden, so daß das Verarbeiten größerer Formate bei gleichem
Druckzylinderdurchmesser ermöglicht wird. Außerdem können durch günstige Übertragungsverhältnisse
hohe Maschinendrehzahlen gefahren werden.
[0010] Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, daß ein Gelenkpunkt
des Vorgreiferhebels über eine Koppel mit dem Abtriebsglied einer Kurbelschwinge verbunden
ist, wodurch dem Vorgreifer eine Schwingbewegung erteilt wird, und daß ein zweiter
Gelenkpunkt des Vorgreiferhebels exzentrisch umlaufend auf einer Kreisbahn geführt
wird, wodurch der Vorgreifer beim Zurückschwenken eine Aushebung gegenüber dem Druckzylinder
erfährt. Eine derartige Anordnung ist einfach und kostengünstig herzustellen und dynamisch
gut zu beherrschen, weshalb auch bei hohen Maschinendrehzahlen und kürzesten Zeitintervallen
der Bogenübergabe an den Druckzylinder die exakte Einhaltung der gewünschten Geschwindigkeitszustände
des Vorgreifers während der Bogenübernahme am Anlegetisch und Bogenübergabe am Druckzylinder
gewährleistet ist. Ein absolut genauer Passer beim Bogentransport vom Anlegetisch
zum Druckzylinder ist die Folge.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
näher erläutert.
[0012] Es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht des Vorgreiferantriebes in der Bogenübernahmestellung
am Anlegetisch und
Fig. 2 die gleiche Ansicht wie in Figur 1, jedoch in der Bogenübergabestellung des
Vorgreifers an den Druckzylinder.
[0013] Wie in den Figuren 1 und 2 dargestellt, ist im Maschinengestell 1 im Gestellpunkt
2 zentrisch zur Achse des Druckzylinders und mit diesem fest verbunden ein erstes
Zahnrad 3 drehbar gelagert. Dieses Zahnrad 3 kann identisch sein mit dem Antriebsrad
des Druckzylinders. Im Zahnrad 3 ist außermittig im Kurbelpunkt 4 eine Koppel 5 angelenkt,
die über einen Gelenkpunkt 6 Verbindungsglied zu einem im Gestellpunkt 8 gelagerten
Abtriebsglied 7 ist. Das im Gestellpunkt 8 gelagerte Abtriebsglied 7 ist als doppelarmiger
Schwenkhebel ausgebildet. Die Kurbelschwinge 2,4, 6, 8 wird durch den Kurbelpunkt
4 angetrieben, der bei Drehung des Zahnrades 3 eine Kreisbahn 9 durchläuft, wobei
deren Radius Antriebskurbel 10 für die Schwenkbewegung des Vorgreifers 16 ist.
[0014] Am freien Ende des Schwenkhebels 7 ist im Gelenkpunkt 11 eine Koppel 12 angelenkt,
die über einen Gelenkpunkt 13 die Schwenkbewegung des Schwenkhebels 7 auf einen Vorgreiferhebel
14 überträgt. Mit dem Vorgreiferhebel 14 ist eine Koppel, der Vorgreiferträger 15,
fest verbunden. Am freien Ende des Vorgreiferträgers 15 sind die Vorgreifer 16 angeordnet.
Der Vorgreiferträger 15 ist exzentrisch im Gelenkpunkt 30 eines zweiten Zahnrades
17 drehbar gelagert. Das im Gestellpunkt 18 gelagerte Zahnrad 17 steht mit dem ersten
Zahnrad 3 im Eingriff und dreht sich mit derselben Winkelgeschwindigkeit wie dieses.
[0015] Die Wirkungsweise der vorbeschriebenen Erfindung ist nachfolgend näher erläutert:
Ein auf einem Bogenanlegetisch 19 aufliegender Bogen 20 wird in der in Figur 1 gezeigten
Bogenübernahmestellung 21 von dem Vorgreifer 16 erfaßt. Dabei hat die Greiferauflage
des Vorgreifers 16 exakt die Geschwindigkeit v = 0. Durch die Rotationsbewegung des
ersten Zahnrades 3 wird nun über die Antriebskurbel 10 dem Koppelgetriebe 2, 4, 6,
8, 11, 13, 30 eine derartige Bewegung erteilt, daß der Vorgreiferträger 15 verschwenkt
wird und bereits nach kurzer Zeit in der Bogenübergabestellung 23 die für die Bogenübergabe
an den Druckzylinder erforderliche Geschwindigkeit, nämlich genau dessen Zylinderumfangsgeschwindigkeit,
erreicht (Figur 2).
[0016] Dabei wird durch die Bewegung des Gelenkpunktes 30 des Vorgreiferträgers 15 auf einer
Kreisbahn 24 um den Gestellpunkt 18, der gleichzeitig Lagerpunkt des zweiten Zahnrades
17 ist, und durch die Bewegung des Gelenkpunktes 13 des Vorgreiferhebels 14 dem Vorgreifer
16 die erforderliche Schwingbewegung erteilt. Der Radius der Kreisbahn 24 gilt dabei
als Antriebskurbel 25 für die Aushebebewegung des Vorgreifers 16.
[0017] Nach der Bogenübergabe an den Druckzylinder schwingt der Vorgreiferträger 15 solange
weiter, bis die Greiferauflage des Vorgreifers 16 den Umkehrpunkt 26 erreicht hat.
[0018] Während dieses Weiterschwingens des Vorgreiferträgers 15 wird durch die Führung des
Gelenkpunktes 30 auf der Kreisbahn 24 eine Aushebebewegung des Vorgreifers 16 bis
zu einer maximalen Aushebung 27 eingeleitet, so daß dann die Greiferauflage des Vorgreifers
16 auf einer gegenüber der Oberfläche des Druckzylinders höher liegenden Bahn in die
Bogenübernahmestellung 21 zurückgeschwenkt wird und die Bogenzuführungsbahn 28 erst
sehr spät berührt, wodurch eine Verarbeitung von sehr großen Formaten - bezogen auf
den Druckzylinderumfang - möglich ist.
[0019] In den Figuren 1 und 2 ist die durch den Bewegungsablauf der Greiferauflage des Vorgreifers
16 während einer Umdrehung des Druckzylinders bzw. der Vorgreifertrommel durchfahrende
Kurvenbahn 29 gestrichelt dargestellt. Das Maß der größten Aushebung 27 der Greiferauflage
von der Bogenzuführungsbahn 28 entspricht dabei dem Durchmesser der Kreisbahn 24,
die der Gelenkpunkt 30 während einer Umdrehung des zweiten Zahnrades 17 beschreibt.
[0020] Es versteht sich von selbst, daß Abweichungen hinsichtlich der Getriebeanordnung
von der in den Figuren dargestellten und in der Beschreibung als Beispiel niedergelegten
Ausführungsform der Erfindung denkbar sind, die in deren abgesteckten Rahmen liegen.
So ist es beispielsweise durchaus möglich, den Gestellpunkt 2 für die Antriebskurbel
10 unter Berücksichtigung einer maßstäblichen Veränderung der Kurbelschwinge 2,4,
6, 8 entsprechend der sich verändernden Gestellänge beliebig an einer anderen Stelle,
also nicht am Druckzylinder, anzuordnen.
TEILELISTE
[0021]
1 Maschinengestell
2 Gestellpunkt
3 Zahnrad
4 - Kurbelpunkt
5 Koppel
6 Gelenkpunkt
7 Abtriebsglied
8 Gestellpunkt
9 Kreisbahn
10 Antriebskurbel
11 Gelenkpunkt
12 Koppel
13 Gelenkpunkt
14 Vorgreiferhebel
15 Vorgreiferträger
16 Vorgreifer
17 Zahnrad
18 Gestellpunkt
19 Bogenanlegetisch
20 Bogen
21 Bogenübernahmestellung
22
23 Bogenübergabestellung
24 Kreisbahn
2 5 Antriebskurbel
26 Umkehrpunkt
27 Aushebung
28 Bogenzuführungsbahn
29 Kurvenbahn
30 Gelenkpunkt
1. Kurventriebfreier Antrieb eines schwingenden Vorgreifers (16) für Bogenrotationsdruckmaschinen,
dessen Antriebselemente ausschließlich durch Drehgelenke verbunden sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Antrieb als ein siebengliedriges Koppelgetriebe (2, 4, 6, 8,11,13, 30) ausgebildet
ist, wobei dieses durch zwei mit gleicher Winkelgeschwindigkeit umlaufende Kurbeln
(10, 25) angetrieben wird und wobei der Vorgreifer (16) selbst Teil jener Koppel (15)
ist, die der einen Kurbel (25) unmittelbar nachgeschaltet ist.
2. Kurventriebfreier Antrieb nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Gelenkpunkt (13) des Vorgreiferhebels (14) über eine Koppel (12) mit dem Abtriebsglied
(7) einer Kurbelschwinge (2, 4, 6,8) verbunden ist, wodurch dem Vorgreifer (16) eine
Schwingbewegung erteilt wird,
und daß ein zweiter Gelenkpunkt (30) des Vorgreiferhebels (14) exzentrisch umlaufend
auf einer Kreisbahn (24) geführt wird, wodurch der Vorgreifer (16) beim Zurückschwenken
eine Aushebung (27) gegenüber dem Druckzylinder erfährt.