[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Fasern aus modifiziertem Cellulosehydrat
bei der Herstellung von wasserdampfaufnahmefähigen gebundenen Faservliesen und derart
hergestellte Produkte.
[0002] Gebundene Faservliese, d. h. durch chemische Bindemittel gebundene Faservliese, sind
für verschiedene technische Anwendungsgebiete von Interesse, dazu zählen ihre substituierenden
Anwendungen vor allem für Leder oder bestimmte Textilien auf deren Anwendungsgebieten,
z. B. für Schuhe, (Schuhobermaterial, Futter, Sohlen), Täschnerwaren, Polsterbezüge,
Oberbekleidung ("Leder-" und Allwetterkleidung) oder für Textilien bzw. Haushaltshilfsmittel
(Tischdecken, Fenster-"Leder", Wischtücher), aber auch ihre kombinierten oder ergänzenden
Anwendungen mit den auf diesen Gebieten außer den Vliesen verwendbaren Materialien
wie Leder oder Textilien. Der Einsatz von gebundenen Vliesen auf diesen Gebieten ist
seit längerer Zeit bekannt.
[0003] Die Herstellung von Fasern aus modifiziertem Cellulosehydrat ist an sich bekannt,
beispielsweise aus:
- der DE-OS 26 38 654, in der beschrieben wird, daß man aus Cellulose-xanthogenat
durch Auflösen in wäßriger Natronlauge und Reifenlassen der Lösung eine viskose
[0004] Spinnlösung herstellt, der Spinnlösung 5 bis 20 Gew.-% wasserlösliche Natrium-carboxymethylcellulose
zusetzt, diese derart modifizierte Spinnlösung in ein saures Spinnbad spinnt und abschließend
die entstandenen Fäden reinigt, gegebenenfalls teilvernetzt und trocknet;
- der DE-OS 26 34 994, in der eine Cellulosefaser mit eingelagertem Acrylpolymerisat
beschrieben wird, die dadurch hergestellt wird, daß die Cellulosefaser aus einer Viskoselösung,
in die in einer Menge von 2 bis 30 Gew.-%, bezogen auf die Cellulose, ein Copolymerisat
aus Acrylsäure und Methacrylsäure eingemischt ist, regeneriert wird;
- der DE-AS 23 24 589, in der eine trockene alkalische Mischfaser beschrieben wird,
die so hergestellt wird, daß man eine überwiegende Menge einer faserbildenden Viskose
mit dem Alkalisalz einer Polyacrylsäure mischt, die Mischung zu Fasern verformt, die
Fasern koaguliert und regeneriert und die Fasern in alkalischem Zustand trocknet (siehe
auch FR-OS 22 16 387),
- der US-PS 4 063 558, in der Fasern aus einer Matrix aus regenerierter Cellulose
beschrieben werden, die ein Alkalimetallsalz der Alginsäure in feiner Verteilung innerhalb
dieser Matrix enthalten.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Verwendung derartig modifizierter
Cellulosehydratfasern vorzuschlagen, in der diese ihre charakteristischen Eigenschaften
zur Geltung bringen können. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die Verwendung
von Fasern aus durch eine organische, polymere Verbindung modifiziertem Cellulosehydrat
bei der Herstellung von wasserdampfaufnahmefähigen gebundenen Faservliesen allein
oder im Gemisch mit synthetischen, natürlichen oder regenerierten Fasern.
[0006] Zur Herstellung von wasserdampfaufnahmefähigen gebundenen Faservliesen wird auf die
DE-OS 27 10 874 verwiesen. Als Methoden zur Vliesherstellung seien Krempelvliese,
auf pneumatischem Wege gewonnene Vliese, Spinnvliese oder Vliese, die auf nassem Wege
z. B. in einer Papiermaschine hergestellt werden, genannt. Der Basisbestandteil der
erfindungsgemäßen Vliese können synthetische, natürliche oder regenerierte Fasern
sein, insbesondere aus Polyester, Polyamid, Polyacrylnitril, Polyvinylchlorid, -acetat,
-alkohol, Baumwolle, Zellwolle, Kollagen, regenerierter Cellulose, Polyurethan oder
deren Mischungen. Zu diesen Fasern werden vor oder während der Vliesherstellung die
Fasern aus modifiziertem Cellulosehydrat zugesetzt und darin gleichmäßig eingearbeitet.
Es besteht auch die Möglichkeit einer alleinigen Verwendung der Fasern aus modifiziertem
Cellulosehydrat bei der Vliesherstellung. Das Binden der Fasern oder des Fasergemisches
kann dann beispielsweise durch Tauch-Imprägnierung oder durch Behandlung auf einer
Matrix ausgeführt werden. Als Bindemittel werden meist Syntheselatex, Polyurethan
oder Polyurethanvorstufen oder Polyacrylate verwendet. Genauere Einzelheiten siehe
in der eingangs erwähnten DE-OS 27 10 874.
[0007] Als Fasern für die erfindungsgemäße Verwendung kommen insbesondere solche in Frage,
bei denen bei ihrer Herstellung das Modifizierungsmittel der Viskose oder einer damit
vergleichbaren Stufe vor der Formgebung (der Regenerierung) zur Faser zugesetzt wird.
Dieses Modifizierungsmittel wird, sofern es wasserlöslich und alkalilöslich ist, erst
kurz vor der Spinndüse zugemischt oder, sofern es wasser- und alkaliunlöslich ist,
bereits vor der Xanthogenierung der Cellulose. Als Modifizierungsmittel kommen vorzugsweise
zum Einsatz: organische Polymere wie wasser- und/oder alkalilösliche oder wasser-
und/oder alkaliunlösliche natürliche oder synthetische Polysaccharide oder Polysaccharidderivate
auf der Basis von Stärke, Cellulose, Guar, Alginsäure und Alginaten, Galactomannanen,
Arabinogalactanen oder Pectinen (siehe beispielsweise A.A.Lawrence "Edible Gums and
Related Substances", Noyes Data Corp., Park Ridge / New Jersey, 1973), insbesondere
sind dies Celluloseether wie CMC, HEC, MC, EC oder deren Mischether, entsprechende
Stärke- oder Guarether und Alginate; Acrylpolymere, Methacrylpolymere oder deren Mischpolymere,
insbesondere Polyacrylsäure, Polymethacrylsäure, teilhydrolysierte Polyacrylamide,
teilhydrolysierte Polyacrylnitrile oder die entsprechenden Salzformen.
[0008] Sollen die erfindungsgemäßen gebundenen Vliese insbesondere auf den Anwendungsgebieten
im Bereich der Schuhindustrie, beispielsweise als Trägermaterial für synthetische
Oberleder eingesetzt werden, so kann die Beschichtung in einem Arbeitsgang mit dem
Binden des Vlieses vorgenommen werden - insbesondere nach dem weiter oben beschriebenen
Verfahren des Aufbringens des Beschichtungs- und/oder Bindemittels auf eine Matrix
- oder aber durch Beschichtung des bereits gebundenen Vlieses; diese Beschichtungsverfahren
sind allgemein bekannt und werden beispielsweise im Kunststoffhandbuch, Band VII,
"Polyurethane", von R. Vieweg und A. Höchtlen, Carl Hanser Verlag, München (1966)
oder Band II (Teile 1 und 2), "Polyvinylchlorid", von K. Krekeler und G. Wick, Carl
Hanser Verlag, München (1963) beschrieben.
[0009] Die erfindungsgemäßen Vliese weisen eine gute Fähigkeit zur Wasserdampfaufnahme und
zur -durchlässigkeit auf, die über einen reinen Transporteffekt der eingearbeiteten
Fasern aus modifiziertem Cellulosehydrat hinausgeht. Darüber hinaus sind die Vliese
auch dazu in der Lage, den aufgenommenen Wasserdampf unter bestimmten Bedingungen,
beispielsweise Aufenthalt in einem andersartigen Klima, wieder abzugeben.
[0010] Da die genannten Eigenschaften der gebundenen Vliese nicht allein auf dem signifikant
nachweisbaren Effekt durch den Zusatz der Fasern aus modifiziertem Cellulosehydrat
beruhen, sondern u. a. auch von der Stärke der Vliese abhängig sind, werden diese
zweckmäßig in einer Stärke von etwa 0,1 bis 5 mm hergestellt oder auf diese Stärke
gespalten.
[0011] Die erfindungsgemäßen gebundenen Vliese mit den genannten Eigenschaften sind beispielsweise
als selbsttragendes Vlies (z. B. als Schuhfutter, Einlegesohle) oder als Träger für
Beschichtungen mit synthetischen Materialien zur Verwendung als Schuhobermaterial,
Polsterbezüge, Täschnerwaren und Oberbekleidung ("Leder"- und Allwetterkleidung) geeignet,
insbesondere als Träger für Beschichtungen zu einem Syntheseleder.
[0012] Unter den in den folgenden Beispielen zur Charakterisierung der erfindungsgemäßen
Vliese verwendeten Parametern ist folgendes zu verstehen:
WDA Die Wasserdampfaufnahme wird über den Gewichtsverlust einer unter den Bedingungen
nach DIN 53 304 (Ausgabe vom Mai 1968) bei 102° C ± 2° C bis zur Gewichtskonstanz
getrockneten Probe, bezogen auf das ursprüngliche Gewicht, ermittelt. Dabei wird zunächst
die Probe im Anlieferungszustand sofort nach Entnahme aus einem wasserdampfdichten
Behälter auf 0,001 g genau gewogen. Die Probestücke werden dann im Wärmeschrank hängend
bei 102° C ± 2° C während 15 h getrocknet und nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur
ebenfalls auf 0,001 g genau gewogen. Um die Wasserdampfaufnahmefähigkeit von Proben
unter verschiedenen Bedingungen ausprüfen zu können, werden die jeweiligen Proben
in verschiedene Klimata gehängt und nach bestimmten Zeiten werden die Proben entnommen
und dann deren Wasserdampfaufnahme in Gew.-%, bezogen auf ihr Anfangsgewicht zu Beginn
der jeweiligen Messung, ermittelt.
[0013] Die Prozentangaben sind als Gew.-% zu verstehen.
Beispiel 1
[0014] Es werden 80 g des Na-Salzes der Polyacrylsäure in 1 ltr. einer 5 %igen wäßrigen
NaOH-Lösung gelöst und vor der Spinndüse über eine Dosierpumpe in die Viskose enthaltende
Leitung einer Cellulosehydratfaser-Herstellungsanlage gegeben. Die derart modifizierte
Viskose wird wie üblich versponnen,
[0015] weiterbehandelt und konfektioniert. Die Gewichtsteile Cellulosehydrat zu Na-Salz
der Polyacrylsäure verhalten sich wie 2,33 zu 1.
[0016] Von diesen modifizierten Cellulosehydratfasern (3,6 dtex, 30 mm lang) werden 15 %
mit 85 % einer Polyesterfaser (1,7 dtex, 40 mm lang) gewolft und über eine Mischkammer
gegeben, das Gemisch wird abschließend gekrempelt, genadelt und das entstandene Vlies
mit einer Perbunan-Latex so gebunden, daß der Binderanteil im gebundenen Vlies etwa
50 % beträgt.
Beispiel 2
[0017] Es wird nach den Angaben des Beispiels 1 verfahren, aber mit 90 g eines teilverseiften
Polyacrylnitrils als Modifizierungsmittel und bei einem Gewichtsverhältnis von Cellulosehydrat
zu Modifizierungsmittel wie 7,33 zu 1.
Beispiel 3
[0018] Es wird nach den Angaben des Beispiels 1 verfahren, aber mit 100 g des Na-Salzes
der Carboxymethylcellulose als Modifizierungsmittel und bei einem Gewichtsverhältnis
von Cellulosehydrat zu Modifizierungsmittel wie 3,17 zu 1.
Beispiel 4
[0019] Es wird nach den Angaben des Beispiels 1 verfahren, aber mit 25 % der modifizierten
Cellulosehydratfasern und 75 % der Polyesterfasern.
Beispiel 5
[0020] Es wird nach den Angaben des Beispiels 2 verfahren, aber mit 25 % der modifizierten
Cellulosehydratfasern und 75 % der Polyesterfasern.
Beispiel 6
[0021] Die nach den Angaben des Beispiels 1 hergestellten modifizierten Cellulosehydratfasern
werden ohne vorherige Abmischung mit einer unmodifizierten Faser gebunden.
[0022] In der folgenden Tabelle werden die gebundenen Vliese der Beispiele 1 bis 6 in ihrer
Wasserdampfaufnahmefähigkeit mit einem gebundenen Vlies (100 % Polyesterfasern, 1,7
dtex, 40 mm lang) verglichen, das keine modifizierten Cellulosehydratfasern (Vergleichsbeispiel
V 1) enthält. WDA
95 bedeutet, daß die Probe bei einer Temperatur von 23° C ausgehend von einer relativen
Feuchte von 50 % über einen bestimmten Zeitraum (4 oder 8 Std.) einer relativen Feuchte
von 95 % ausgesetzt wird, WDA
91 bedeutet dann entsprechend eine relative Feuchte von 91 %.
[0023]

1. Verwendung von Fasern aus durch mindestens eine organische, polymere Verbindung
modifiziertem Cellulosehydrat bei der Herstellung von wasserdampfaufnahmefähigen gebundenen
Faservliesen allein oder im Gemisch mit synthetischen, natürlichen oder regenerierten
Fasern.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Herstellung der
Fasern aus modifiziertem Cellulosehydrat das Modifizierungsmittel der Viskose oder
einer damit vergleichbaren Stufe vor der Formgebung zur Faser zugesetzt wird.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Modifizierungsmittel
ein Polysaccharid, ein Polysaccharidderivat Jder ein Acryl- oder Mecthacrylpoiymeres
ist.
4. Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Modifizierungsmittel
ein Cellulose-, Stärke- oder Guarether oder ein Alginat ist.
5. Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Modifizierungsmittel
Polyacrylsäure, Polymethacrylsäure, ein teilhydrolysiertes Polyacrylamid, ein teilhydrolysiertes
Polyacrylnitril oder eine entsprechende Salzform ist.
6. Wasserdampfaufnahmefähiges gebundenes Faservlies enthaltend Fasern aus durch mindestens
eine organische, polymere Verbindung modifiziertem Cellulosehydrat allein oder im
Gemisch mit synthetischen, natürlichen oder regenerierten Fasern.