[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ein
solcher Kollektor ist bereits in mehreren Ausführungen bekannt und kann beispielsweise
zum Einfangen von Sonnenenergie, (P.W. Mauer und G.T. Turechek, Research Disclosure,
29 (1975) 20, DE-OS 26 20 115 oder A. Götzberger und W. Greubel, Appl. Phys. 14 (1977)
123), zur optischen Übertragung von Nachrichten (Patentanmeldung P 27 42 899), zur
Bildaufhellung passiver Displays (DE-OS 25 54 226 oder W. Greubel und G. Baur, Electronik
6 (1977) 55) oder zur Erhöhung der Empfindlichkeit von Szintillatoren (G. Keil, Nucl.
Instr. and M
eth. 87 (1970)111) verwendet werden.
[0002] Trifft Licht auf eine Fluoreszenzplatte, so wird der im Anregungsspektrum des Fluoreszenzstoffes
liegende Anteil von den Fluoreszenzzentren absorbiert; der übrige Lichtanteil durchsetzt
die Fluoreszenzplatte ungestört. Die absorbierte Strahlung wird - zu längeren Wellenlängen
hin verschoben und räumlich ungerichtet - reemittiert. Von diesem Fluoreszenzlicht
wird der weit überwiegende Teil durch (Total-)Reflexionen an den Plattengrenzflächen
im Inneren der Trägerplatte fortgeleitet, bis er an bestimmten Auskoppelbereichen
mit erhöhter Intensität austritt.
[0003] Die bisher mit Fluoreszenzplatten erzielten Wirkungsgrade bleiben noch immer deutlich
hinter den theoretisch möglichen Werten zurück, und zwar vor allem deshalb, weil das
Emissionsspektrum mit dem Absorptionsspektrum überlappt und daher die Fluoreszenzstrahlung
der Platte eine endliche Absorptionslänge hat. Besonders unbefriedigend ist dabei,
daß sich diese "Selbstabsorption" gerade bei F
luoreszenzkörpern mit großer Sammelfläche besonders ungünstig auswirkt.
[0004] Man weiß bereits seit längerem, daß bei vielen organischen Fluoreszenzstoffen das
Emissionsband gegenüber dem Anregungsband zu niedrigeren. Frequenzen hin verschoben
wird, wenn diese Farbstoffe in einer Flüssigkeit mit einer starken Orientierungspolarisation
gelöst werden. Eine solche Rotverschiebung tritt auf, wenn das fluoreszierende Molekül
in seinem Grund- und Anregungszustand verschiedene Dipolmomente hat und wenn sich
die Umgebung, die während des Absorptionsprozesses unverändert bleibt, während der
Existenz des Anregungszustandes umorientieren kann (E. Lippert, Z. Elektrochem. Ber.
Bunsenges. phys. Chem. 61 (1957) 962).. Fluoreszenzkörper sollen jedoch nach Möglichkeit
aus einem festen Trägermaterial bestehen. Denn feste Träger kann man, insb. wenn es
organische Kunststoffe sind, mit relativ geringem Aufwand herstellen und verarbeiten,
ein Vorzug, der insbesondere bei Massenfertigungen stark ins Gewicht fällt.
[0005] Daß auch in Festkörper-Lösungen die erwünschte Bandtrennung von der Dielektrizitätskonstanten
des Lösungsmittels abhängt und hierbei die Dipolunterschiede im Grund- und angeregten
Zustand eine wichtige Rolle spielen, wird bereits in der zitierten Arbeit von Götzberger
und Greubel erwähnt (vergl. den dortigen Abschn. 3.3.)). Weiterführende Untersuchungen
der angedeuteten Zusammenhänge, denen sich entnehmen ließe, wie man Kunststoffe mit
den erforderlichen Polarisationseigenschaften verwirklichen könnte, stehen allerdings
noch aus. Vor allem aber fehlt es an Hinweisen, wie zu verfahren ist, damit die polaren
Kunststoffe auch die an Fluoreszenzkörper zu stellenden Forderungen erfüllen. Ein
Fluoreszenzkörper muß bekanntlich hochtransparent und thermisch wie fotochemisch stabil
sein, sollte sich einfach in beliebige Formen bringen lassen, hat im Endzustand hart
und formbeständig zu sein und sollte eine hohe Fluoreszenz-Quantenausbeute haben.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Fluoreszenzkörper anzugeben, der
im Vergleich zu den bisher entwickelten Versionen eine deutlich geringere Selbstabsorption
bei ansonsten ähnlich guten Eigenschaften hat. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
durch die im Patentanspruch 1 angegebene Vorrichtung gelöst.
[0007] In den vorgeschlagenen Trägersubstanzen, die sich durch eine ungewöhnlich hohe Lichtdurchlässigkeit
und durch eine außerordentlich starke Orientierungspolarisation auszeicnnen, lassen
sich die Fluoreszenzstoffe relativ beque lösen. Die Einbettung von anorganischen Fluoreszenzstoffen
gelingt ohne weiteres. Organische Fluöreszenzstoffe gehen dann in Lösung, wenn man
noch eine geringe Menge einer amphiphilen Verbindung zusetzt.
[0008] Amphiphile Moleküle, also Moleküle mit einem hydrophilen (polaren) und einem lipophilen
(unpolaren) Ende, assoziieren sich in nur hydrophilen oder nur lipophilen Flüssigkeiten
zu charakteristischen, kugelförmigen Haufen, den sog. Mizellen. Die bekanntesten mizellären
Lösungen sind wässrige Seifenlösungen, bei denen die einzelnen Seifen-Moleküle mit
ihren polaren Endendem Wasser zugewandt·sind und mit ihren unpolaren Enden in das
Innere der Mizelle weisen. Eine genauere Darstellung solcher speziellen Kolloid-Lösungen
sind in Chem. Rev. 68 (1968) 1 oder in der am gleichen Tage eingereichten Patentanmeldung
mit dem Titel n Vorrichtung zur Sammlung von Licht und Herstellungsverfahren für eine
solche Vorrichtung" enthalten. Es hat sich herausgestellt, daß amphiphile Substanzen
bei Zugabe von Fluoreszenzstoffen spontan die einzelnen Fluoreszenzmoleküle mit einer
Hülle umgeben und daß diese Mizellen auch in die erfindungsgemäß vorgesshenen Gläser
eingebracht werden können. Es finden sich stets genügend polare Amphiphile, so daß
auch bei Hinzunahme solcher Lösungsvermittler die Fluoreszenzzentren in ihrer unmittelbaren
Umgebung eine hinreichend hohe Orientierungspolarisation mit ausreichend kurzer Relaxationszeit
hervorrufen können. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung
sind Gegenstand zusätzlicher Ansprüche.
[0009] Der Lösungsvorschlag soll nun anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die beigefügte Figur näher erläutert werden.
[0010] Die Figur zeigt in einem etwas schematisierten Seitenschnitt eine erfindungsgemäße
Lichtsammelvorrichtung, die als Sonnenkollektor eingesetzt werden kann. Dieser Kollektor
enthält im einzelnen eine Fluoreszenz
platte 1, die an drei ihrer vier Schmalseiten jeweils mit einer Reflexionsschicht 2
versehen ist und an ihrer vierten Schmalseite (Lichtaustrittsseite 3) eine Solarzelle
4 trägt. Die der Umgebung ausgesetzten Plattenseiten sind außerdem..mit einem transparenten
Schutzfilm 7, beispielsweise einer Lackschicht überzogen. Der Film schützt das wasserlösliche
Trägerglas vor der Umgebungsfeuchtigkeit und hindert zugleich das im Fluoreszenzkörper
gebundene Glas daran, herauszudiffundieren.
[0011] In der Figur ist der typische Weg eines im Anregungsspektrum der fluoreszierenden
Partikel liegenden Sonnenstrahls eingezeichnet: Der mit 5 bezeichnete Strahl wird
von einem Fluoreszenzzentrum 6 im Inneren der Fluoreszenzplatte 1 absorbiert, reemittiert
und mittels Totalreflexionen an der Grenzfläche der Platte bzw. des Schutzfilms durch
die Lichtaustrittsseite 3 auf die Solarzelle 4 geführt.
[0012] Das Trägerglas kann aus einem amorphen Polysilikat oder einem Polyphosphat bestehen.
Geeignete Polysilikate sind Natrium- und Kalium-Wassergläser. Bei Verwendung eines
Polyphosphats ist das Metall in der Regel ein- oder zweiwertig.
[0013] Der Fluoreszenzfarbstoff kann eine organische oder anorganische Verbindung sein.
Geeignete organische Substanzen sind in den bereits eingangs zitierten Literaturstellen
angegeben. Ein Beispiel für einen anorganischen Fluoreszenzstoff ist UO
3, das sich beispielsweise in Borsilikatglas einwandfrei lösen läßt.
[0014] Als amphiphiler Zusatz bieten sich die gewöhnlichen Seifen als die bekanntesten Vertreter
an. Daneben sind aber auch andere polare Amphiphile denkbar, etwa polymere Seifen
wie beispielsweise Polyvinylpyrrolidon oder Polymethacrylsäure und deren Salze. Alle
diese Verbindungen sind derart polar, daß sie um die einzelnen Fluoreszenzzentren
- im Zusammenwirken mit dem hochpolaren Einbettungsmedium - die erforderliche Orientierungspolarisation
schaffen. Ein weiteres,- polares Lösungsmittel für die Fluoreszenzstoffe braucht also
nicht hinzugefügt zu werden.
[0015] Es ist darauf hinzuweisen, daß die amphiphilen Zusätze nicht nur lösungsunterstützend
wirken sondern vielfach auch noch den Fluoreszenzstoff vor einer Zerstörung durch
das teilweise recht aggressive Trägermedium schützen. So würden die meisten organischen
Farbstoffe von Wasserglas, dessen pg-Wert bei etwa 14 liegt, ohne die schützende Mizellenhülle
rasch zersetzt werden.
[0016] Die Herstellung des vorgeschlagenen Fluoreszenzkörpers erfolgt am günstigsten mit
folgender Schrittfolge: Zunächst erzeugt man nach üblichen Verfahren aus den Ausgangsstoffen
flüssiges Trägerglas. In diese Masse wird dann der Fluoreszenzstoff- ggf. zusammen
mit einem Amphiphil - eingemischt. Verwendet man eine amphiphile Substanz, so dürfen
gewisse Temperaturen (ca. um 100°C) nicht überschritten werden, da sonst die Mizellen
zerfallen. Die Mischung wird in dünne Schichten gegossen und in bekannter Weise durch
Trocknung verfestigt. Zur Herstellung von Polysilikaten bzw. -phosphaten wird auf
die einschlägige Literatur verwiesen, beispielsweise auf das "Deutsche Apothekerbuch
6" zur Herstellung von Natrium-Wasserglas.
[0017] Die Erfindung ist nicht auf das dargestellte Ausführungsbeispiel beschränkt. Insb.
kann der Fluareszenzkörper auch anders als plattenartig gestaltet sein, wenn nur dafür
gesorgt ist, daß er aufgrund von Totalreflexionen als Lichtfalle wirken kann. Eine
Reihe von günstigen Körperformen sind in der Patentanmeldung P 27 24 748 angegeben.
Ferner sei darauf hingewiesen, daß der Begriff "Kolloid" im vorliegenden Zusammenhang
nicht in seiner engen Definition verwendet wird, die bekanntlich bestimmte Teilchengrößen
vorschreibt. Der gewählte Mizellendurchmesser hängt von einer Reihe von Randbedingungen
ab und
muß deutlich kleiner als eine Lichtwellenlänge sein, damit keine Lichtstreuung an den
Mizellen erfolgt.
1. Vorrichtung zur Sammlung von Licht, mit einem als Lichtfalle wirkenden, vorzugsweise
plattenförmig ausgebildeten Körper ("Fluoreszenzkörpern), der aus einem festen Trägermaterial mit einem Brechungsindex größer 1 besteht,
fluoreszierende Partikel enthält und mit mindestens einem Lichtaustrittsfenster versehen
ist,
dadurch gekennzeichnet , daß die fluoreszierenden Partikel ein Dipolmoment mit unterschiedlichen
Werten im Grund- bzw. Anregungszustand haben und daß das Trägermaterial ein polares,
wasserhaltiges, amorphes Medium auf Polysilikat-oder Polyphosphat-Basis ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Polysilikat aus Natrium- oder/und Kalium-Wasserglas besteht.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet , daß das Polyphosphat ein ein- oder zweiwertiges Metall, insb. Natrium
oder Kalium hat.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet ,daß in dem Trägermedium ein amphiphiler polarer Zusatz kolloidal
gelöst ist, derart, daß die fluoreszierenden Partikel jeweils von.einem der Kolloid-Teilchen umschlossen sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet , daß die fluoreszierenden Partikel aus einer organischen Verbindung
bestehen.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der amphiphile Zusatz eine Seife ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Fluoreszenzkörper mit einem transparenten Schutzüberzug
versehen ist.