[0001] Die Erfindung betrifft einen Magnetkern aus einer weichmagnetischen amorphen Legierung.
[0002] Elektromagnetische Bauelemente mit Kernen aus weichmagnetischen amorphen Legierungen
sind bereits bekannt (DE-OS 25 46 676 und 25 53 003).
[0003] Amorphe Metallegierungen lassen sich bekanntlich dadurch herstellen, daß man eine
entsprechende Schmelze so rasch abkühlt, daß ein Erstarren ohne Kristallisation eintritt.
Die Legierungen können dabei gleich bei ihrer Entstehung in Form dünner Bänder gewonnen
werden, deren Dicke beispielsweise einige hundertstel mm und deren Breite einige mm
bis mehrere cm betragen kann.
[0004] Von den kristallinen Legierungen lassen sich die amorphen Legierungen durch Röntgenbeugungsmessungen
unterscheiden. Im Gegensatz zu kristallinen Materialien, die charakteristische scharfe
Beugungslinien zeigen, verändert sich bei amorphen Metallegierungen die Intensität
im Röntgenbeugungsbild nur langsam mit dem Beugungswinkel, ähnlich wie dies auch bei
Flüssigkeiten oder gewöhnlichem Glas der Fall ist.
[0005] Je nach den Herstellungsbedingungen können die amorphen Legierungen vollständig amorph
sein oder ein zweiphasiges Gemisch des amorphen und des kristallinen Zustandes umfassen.
Im allgemeinen versteht man unter einer amorphen Metallegierung eine Legierung, die
zu wenigstens 50 %, vorzugsweise zu wenigstens 80 %, amorph ist.
[0006] Für jede amorphe Metallegierung gibt es eine charakteristische Temperatur, die sogenannte
Kristallisationstemperatur. Erhitzt man die amorphe Legierung auf oder über diese
Temperatur, so geht sie in den kristallinen Zustand über, in dem sie auch nach Abkühlung
verbleibt. Bei Wärmebehandlungen unterhalb der Kristallisationstemperatur bleibt dagegen
der amorphe Zustand erhalten.
[0007] Die bislang bekannten weichmagnetischen amorphen Metallegierungen haben die Zusammensetzung
M
yX
1-y, wobei M wenigstens eines der Metalle Eisen, Kobalt und Nickel, und X wenigstens
eines der sogenannten glasbildenden Elemente Bor, Kohlenstoff, Silizium und Phosphor
bedeutet und y zwischen etwa 0,60 und 0,95 liegt. Zusätzlich zu den Metallen M können
die amorphen Legierungen auch noch weitere Metalle, insbesondere Titan, Zirkon, Hafnium,
Vanadin, Niob, Tantal, Chrom, Molybdän, Wolfram, Mangan, Palladium, Platin, Kupfer,
Silber oder Gold enthalten, während zusätzlich zu den glasbildenden Elementen X oder
gegebenenfalls auch an Stelle von diesen die Elemente Aluminium, Gallium, Indium,
Germanium, Zinn, Arsen, Antimon, Wismut oder Beryllium vorhanden sein können.
[0008] Für die Herstellung von Magnetkernen sind die amorphen weichmagnetischen Legierungen
besonders geeignet, da sie sich, wie bereits erwähnt, unmittelbar in Form dünner Bänder
herstellen lassen, ohne daß, wie bei den bisher in der Technik üblichen kristallinen
weichmagnetischen Metallegierungen, eine Vielzahl von Walzschritten mit zahlreichen
Zwischenglühungen erforderlich ist.
[0009] Für verschiedene Anwendungszwecke, beispielsweise für Drosseln, werden häufig Kerne
mit gescherter Hystereseschleife verwendet. Bei Kernen aus üblichen kristallinen weichmagnetischen
Legierungen erreicht man eine Scherung bekanntlich dadurch, daß man an wenigstens
einer Stelle entlang des Kernes einen Luftspalt vorsieht, der sich über den gesamten
Kernquerschnitt an dieser Stelle erstreckt.
[0010] Solche Luftspalte müssen oft in verhältnismäßig aufwendiger Weise eingeschliffen
werden oder der Kern muß zur Erzeugung der Luftspalte völlig zerschnitten werden,
wie dies beispielsweise bei Schnittbandkernen der Fall ist, so daß zusätzliche Teile
zum Zusammenhalten des Kernes, beispielsweise Spannbänder, erforderlich werden.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es, bei einem Magnetkern aus einer weichmagnetischen amorphen
Legierung unter Vermeidung von Luftspalten dennoch eine Scherung zu erzielen.
[0012] Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß die amorphe Legierung wenigstens
an einer Stelle entlang des Kernes wenigstens über einen Teil des Kernquerschnitts
an dieser Stelle in den kristallinen Zustand übergeführt ist.
[0013] Während nämlich die amorphen weichmagnetischen Legierungen im amorphen Zustand eine
verhältnismäßig hohe Permeabilität haben, wird durch den Übergang in den kristallinen
Zustand durch lokale Überhitzung über die Kristallisationstemperatur die Permeabilität
erheblich vermindert. Es entsteht somit dabei eine sich an der erhitzten Stelle wenigstens
über einen Teil des Kernquerschnitts erstreckende kristalline Zone, die ähnlich wie
ein Luftspalt wirkt.
[0014] Um einen möglichst großen Permeabilitätsunterschied zwischen der kristallinen Zone
und den restlichen Teilen des Magnetkernes zu erreichen, kann vorzugsweise als Ausgangsmaterial
eine vollständig amorphe weichmagnetische Legierung verwendet werden.
[0015] Je nach der vorgesehenen Anwendung des Magnetkernes können eine oder mehrere über
den Kern verteilte kristalline Zonen vorgesehen sein, deren Breite über den Kernquerschnitt
gegebenenfalls auch variieren kann. Besonders wirksam in Art eines Luftspaltes ist
es, wenn man die amorphe Legierung wenigstens an einer Stelle des Magnetkernes über
den gesamten Kernquerschnitt an dieser Stelle in den kristallinen Zustand überführt.
[0016] Man kann die anmeldungsgemäßen Magnetkerne beispielsweise dadurch herstellen, daß
man ein amorphes Band zu einem Kern wickelt oder aus amorphem Band ausgestanzte Bleche
zu einem Kern schichtet. Die lokale Erwärmung über die Kristallisationstemperatur
zur Erzeugung der kristallinen Zone kann dann beispielsweise mittels einer an der
entsprechenden Stelle um den Kern herumgelegten Induktionsschleife erfolgen. Vor der
Erzeugung der kristallinen Zone können die Magnetkerne in an sich bekannter Weise
beispielsweise bei einer Temperatur unterhalb der Kristallisationstemperatur in Gegenwart
eines Magnetfeldes wärmebehandelt werden, das den Magnetkern annähernd bis zur Sättigung
magnetisiert. Das Magnetfeld kann ein magnetisches Querfeld oder ein magnetisches
Längsfeld sein.
[0017] Insbesondere bei größeren Dimensionen, wenn sich der Kern nur schwer über den gesamten
Querschnitt erhitzen läßt, oder in Fällen, wo man nur einen bestimmten Teil des Querschnitts
in den kristallinen Zustand überführen will, kann der Kern beispielsweise auch aus
Blechen geschichtet werden, die vorher an wenigstens einer Stelle über ihren gesamten
Querschnitt oder einen Teil desselben in den kristallinen Zustand übergeführt wurden.
Hierbei kann die Erwärmung beispielsweise durch Widerstandserhitzung zwischen zwei
als Kontakte dienenden Metallschneiden oder auch durch Laserstrahlen erfolgen.
[0018] Anhand einiger Figuren soll die Erfindung noch näher erläutert werden.
[0019] Figuren 1 bis 4 zeigen jeweils in Draufsicht schematisch verschiedene Ausführungsformen
eines erfindungsgemäßen Magnetkerns.
[0020] Der in Figur 1 dargestellte Magnetkern ist beispielsweise aus einer Anzahl aufeinandergestapelter
Scheiben 1 aus einer weichmagnetischen amorphen Legierung aufgebaut, in denen durch
induktive Erhitzung jeweils eine Zone 2 in den kristallinen Zustand übergeführt wurde.
Verwendet man beispielsweise Scheiben mit einem Innendurchmesser von 20 mm und einem
Außendurchmesser von 30 mm aus einer weichmagnetischen amorphen Legierung der Zusammensetzung
Fe
0,40Ni
0,40P
0,14B
0,06 und schichtet diese zu einem 10 mm hohen Kern auf, so kann man nach entsprechender
Anlaßbehandlung im Magnetfeld im amorphen Material eine Permeabilität µ = 250 000
(gemessen als Gleichfeldpermeabilität bei 4 mA/cm) erreichen. Beim Übergang in den
kristallinen Zustand durch lokale Erhitzung auf eine Temperatur oberhalb der Kristallisationstemperatur
von etwa 400° C wird diese Permeabilität in der kristallinen Zone auf etwa 500 herabgesetzt.
Eine 5 mm breite kristalline Zone 2 entspricht demnach einem scheinbaren Luftspalt
mit einer Länge von 0,01 mm. Da die mittlere Eisenweglänge des Kernes bei den oben
erwähnten Abmessungen 78,5 mm beträgt, ergibt sich eine Permeabilität des gescherten
Kreises von etwa 7630.
[0021] Figur 2 zeigt einen weiteren Kern, der beispielsweise aus Blechen aufgeschichtet
oder in Form eines Ringbandkernes aus Band gewickelt sein kann. Im amorphen Material
11 sind an vier Stellen des Kernumfangs durch lokale Erwärmung kristalline Zonen 12
erzeugt, die sich über den gesamten Kernquerschnitt erstrecken.
[0022] Figur 3 zeigt einen entsprechend aufgebauten Magnetkern, bei dem im amorphen Material
21 an zwei Stellen kristalline Zonen 22 erzeugt sind, deren Begrenzungsflächen gekrümmt
sind. Durch derartige kristalline Zonen, deren Breite über den Kernquerschnitt variiert,
können beispielsweise nichtlineare Kennlinien erzielt werden.
[0023] Figur 4 zeigt einen Magnetkern, bei dem in der amorphen Legierung 31 an zwei Stellen
kristalline Zonen 32 erzeugt sind, die sich jeweils nur über einen Teil des Kernquerschnitts
erstrecken.
[0024] Wie die Ausführungsbeispiele zeigen, kann man durch unterschiedliche Wahl der kristallinen
Zonen die Scherung in weiten Grenzen variieren. Dabei lassen sich beispielsweise flache
Hystereseschleifen, Perminvar- ähnliche Schleifen, stark gescherte lineare Schleifen
oder auch nichtlineare Kennlinien erzielen.
[0025] Sieht man entlang des Kernumfangs mehrere kristalline Zonen vor, so läßt sich - ähnlich
wie bei einem Pulverkern - eine gleichmäßige Scherung bei geringer magnetischer Ausstreuung
erreichen.
[0026] Die Kerne können in üblicher Weise verklebt, in Schutztröge eingesetzt oder vergossen
werden.
1. Magnetkern aus einer weichmagnetischen amorphen Legierung, dadurch gekennzeichnet
, daß die amorphe Legierung (1) wenigstens an einer Stelle (2) entlang des Kerns wenigstens
über einen Teil des Kernquerschnitts an dieser Stelle in den kristallinen Zustand
übergeführt ist.
2. Magnetkern nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die als Ausgangsmaterial
verwendete amorphe Legierung (1) vollständig amorph ist.
3. Magnetkern nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß die amorphe Legierung
(1) wenigstens an einer Stelle (2) entlang des Kernes über den gesamten Kernquerschnitt
an dieser Stelle in den kristallinen Zustand übergeführt ist.
4. Magnetkern nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet , daß die Breite der kristallinen
Zone (22) über den Kernquerschnitt variiert.