[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vermeidung von Beschädigungen an Strangführungselementen
einer Stranggiessanlage für Stahl.
[0002] Beim Stranggiessen von Stahl kommt es mitunter zu unerwünschten Verformungen des
Stranges, vornehmlich dann, wenn Betriebsstörungen zu einem Giessunterbruch zwingen.
Geht ein solcher Giessunterbruch über einen längeren Zeitraum, ist die noch dünne
Strangkruste aufgrund ungenügender Festigkeit nicht fähig, entlang ungestützter Abschnitte,
z.B. zwischen Führungsrollenpaaren, dem ferrostatischen Druck des flüssigen Strangkernes
zu widerstehen. In einem solchen Fall kommt es zu Ausbauchungen der Strangkruste.
Vergeht bis zum Wiederanfahren der Anlage ein zu grosses Zeitintervall, in welchem
die Durcherstarrung des Stranges weiter fortschreitet, ist es oftmals nicht mehr möglich,
solche Ausbauchungen mit Hilfe der Führungsrollen gegen den Widerstand des teilweise
erstarrten Stranges wieder hineinzudrücken. Hierdurch kann es während des Ausziehens
des Stranges zu dessen Steckenbleiben zwischen den Führungsrollen, verbunden mit einer
Ueberlastung derselben bzw. von Stützkonstruktionsteilen kommen und bei gleichbleibender
Ausziehkraft zu deren Deformation bzw. Zerstörung führen.
[0003] Eine weitere, nicht immer zu verhindernde Störung des normalen Giessbetriebes ist
ein Durchbruch, zumeist in einem Bereich des erst peripher erstarrten Stranges unmittelbar
unterhalb der Kokille. Hiermit sind in der Regel unangenehme Folgeerscheinungen verbunden,
da eine oftmals grosse Stahlmenge in die Sekundärkühlzone der Anlage ausfliesst und
in den sich dort befindlichen Anlagenteilen, wie Stütz-und Führungsrollen, Stützkonstruktionsteilen
etc. erstarrt. Daraus ergeben sich fast immer-erhebliche, kostspielige Reparaturen
verursachende Schäden. Obendrein hat ein Durchbruch in den allermeisten Fällen einen
Abbruch des Giessbetriebes zur Folge.
[0004] Die Konsequenzen eines solchen Abbruches sind üblicherweise neben zeitaufwendiger
Beseitigung der direkten Folgeschäden des Durchbruches, insbesondere irreparable Verformungen
von Strangführungsrollen durch einseitige, lokale Ueberhitzung der mit dem stillstehenden,
heissen Strang in Berührung stehenden Rollen. Mit dem Wiederanfahren ergeben diese
Verformungen unrunden Lauf der Rollen und können aufgrund ungleichmässiger Beanspruchung
der Rollenlager deren Zerstörung bewirken bzw. zum Rollenbruch führen. Obendrein führt
unrunder Lauf der Führungsrollen durch die gleichsinnige Verformung einander gegenüberliegender
Rollen zu periodisch ungleichmässiger Krafteinwirkung auf den Strang. An solchen Stellen
verstärkten Druckes können sich Abwalzungen, verbunden mit Rissbildungen im Strang
ergeben.
[0005] In der Praxis wird versucht, die sich durch einen Abbruch des Ausziehvorganges ergebenden,
oben geschilderten Nachteile durch folgende Verfahrensweise zu vermeiden. Bei unterbrochener
Stahlzufuhr in die Kokille wird der Strang gegen die den Ausziehvorgang behindernden
Kräfte, hervorgerufen durch unregelmässig geformte oder mit Anlagenteilen verschweisste
Stränge, mit stark dimensionierten Treibern ohne Unterbrechung vollständig herausgezogen.
Hierbei kann es sich ergeben, dass aufgrund sehr starker, durch einfaches Losreissen
nicht mehr lösbarer Verschweissungen des Stranges mit den Strangführungselementen
wie Rollen, Gittern etc., die grossen Ausziehkräfte direkt auf die Stütz-und Lagerelemente
der Strangführung wirken und hier durch Ueberlastung zu bleibenden Verformungen und
Beschädigungen führen. So kann beispielsweise bei einer durch übergelaufenen Stahl
eingegossenen, sogenannten ersten Zone der Strangführung eine solche Ueberlastung
zu einer Deformation der Auflagerarme und der Auflagerzapfen der l. Zone und damit
zu Abweichungen in der Geometrie der Strangführung führen. Diese bedingen kostspielige,
zeitaufwendige Reparaturen. Ein Vorteil des oben beschriebenen Verfahrens, welches
einen Stillstand des Stranges bei einem Durchbruch vermeiden will, gegenüber der herkömmlichen
Giesspraxis, bei welcher man den Strang erkalten lässt, ist folglich in einem solchen
Fall nicht mehr gegeben. Abweichungen, welche nicht immer sofort entdeckt werden,
führen obendrein zu Rissen im Gussprodukt und damit zu Qualitätsminderungen.
[0006] Die vorliegende Erfindung will, bei Anwendung der Verfahrensweise des Ausförderns
eines durchgebrochenen Stranges ohne Unterbrechung des Ausziehvorganges bzw. beim
Ausziehen eines während eines Stillstandes ausgebauchten Stranges die mit einer möglichen
Ueberlastung von Anlagenteilen verbundenen, oben geschilderten Nachteile vermeiden.
Sie stellt sich die Aufgabe, Zerstörungen von Führungselementen wie Rollen bzw. zu
Abweichungen in der Strangführungsgeometrie führende Deformationen von Elementen der
Stützkonstruktion, mit damit verbundenen qualitätsmindernden Einflüssen auf das Gussprodukt,
während des Ausziehvorganges zu verhindern.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass während des Ausziehens unerwünscht
verformter oder durch ausgelaufenen Stahl mit Strangführungsteilen verschweisster
Stränge an ausgewählten Stellen der Strangführung die dort wirkenden Ausziehkräfte
ermittelt, die ermittelten Messwerte mit vorgegebenen, eine Beschädigung der Strangführung
vermeidenden Höchstwerten verglichen werden, und bei deren Ueberschreiten ein Impuls
zur Unterbrechung des Ausziehvorganges gegeben wird.
[0008] Mit diesem Verfahren wird das Risiko einer Beschädigung von Elementen der Strangführung
durch Ueberbeanspruchung ausgeschaltet. Es wird ermöglicht, zum Ausziehen eines in
der Strangführung festsitzenden bzw. zum Steckenbleiben neigenden Stranges unter Vermeidung
einer Ueberlastung gefährdeter Anlagenteile stark dimensionierte Treiber einzusetzen.
Die Ausziehkraft dieser Treiber kann sofort und risikolos auf höchstmögliche Werte,
abgestimmt auf maximal zulässige Belastungskennzahlen des beanspruchten Werkstoffes
eingestellt werden. Ein dynamisches, falls erforderlich ruckweises, das Losreissen
eines mit Anlagenteilen verschweissten Stranges begünstigendes Ausziehen wird ermöglicht.
[0009] Wird ein Losreissen jedoch aufgrund zu kräftiger Verschweissungen verhindert und
die vorgegebenen Höchstwerte überschritten, wird ein Impuls zum Unterbrechen des Ausziehvorganges
gegeben. Die den Ausziehvorgang behindernden Verschweissungen werden in einem solchen
Fall möglichst schnell von Hand mit geeigneten Vorrichtungen entfernt und das Ausziehen
fortgesetzt. Dadurch, dass ein normales Ausfördern unmöglich machendes Erkalten des
Stranges vermieden wird, entfallen aufwendige Massnahmen zum Freimachen der Strangführung,wie
Zerteilen des Stranges durch Brennschneiden etc. Die Folgeerscheinungen eines Durchbruches
werden wesentlich schneller bereinigt und der Zeitraum bis zu einer erneuten Betriebsbereitschaft
der Anlage entscheidend verkürzt.
[0010] Nach einem vorteilhaften Schritt des erfindungsgemässen Verfahrens werden die im
Tragarm der ersten Zone auftretenden Spannungen gemessen.
[0011] Das Verfahren wird anhand einer schematischen Zeichnung eines Beispiels näher beschrieben:
[0012] Diese Zeichnung zeigt eine Stranggiessanlage, bestehend aus einer Durchlaufkokille
1 mit nachgeordneter, in einzelne Segmente unterteilter, gebogener Strangführung und
einem anschliessenden Treibrichter 2 mit angetriebenen und nicht angetriebenen Rollen
3. Die erste Zone 4 dieser Strangführung setzt sich zusammen aus einem Kühlgitter
5 und einem aus mehreren Rollenpaaren bestehenden Abschnitt 6 der Rollenführung. Sie
ist mittels Lagerzapfen 7 in Lagerschalen 8 eines an der Stützkonstruktion 9 der Strangführung
befestigten Tragarmes 10 gelagert.
[0013] Stahlschmelze wird in die Kokille 1 eingefüllt, nicht dargestellt, und ein teilweise
erstarrter Strang 11 kontinuierlich durch die angetriebenen Rollen 3 aus der Kokille
1 ausgezogen und in der Strangführung geführt und gestützt.
[0014] Weist der Strang Verformungen auf, welche ein ungestörtes Ausfördern behindern und
gegen die Ausziehrichtung gerichtete Kräfte erzeugen bzw. ist der Strang aufgrund
ausgebrochenen, sich verfestigenden Stahls mit Strangführungsteilen, z.B. mit dem
Kühlgitter 5 verbunden und damit unbeweglich, kommt es während des Ausziehens bei
gewöhnlichen Treibern zu einem Durchrutschen der Treibrollen. Mit einem stärker dimensionierten
Treibricht-Aggregat wird dies vermieden, und die zum Losreissen der Verbindung benötigten
Kräfte können zur Gänze auf den Strang übertragen werden.
[0015] Mit Hilfe von an der Oberseite (Zugseite) des Tragarms 10 angebrachten Dehnungsmess-Streifen
12 werden in diesem auftretende Zugspannungen ermittelt, die Messwerte über eine Leitung
13 zu einem Mess- und Regelgerät 14 geleitet und dort mit vorgegebenen Höchstwerten,
welche unter denjenigen Werten liegen, welche zu einer plastischen Verformung der
Stützkonstruktion führen könnten, verglichen. Im Fall, dass der Widerstand des festsitzenden
bzw. verformten Stranges so gross ist, dass die anzuwendenden Kräfte über diesen Höchstwerten
liegen würden, wird vom Steuer- und Regelorgan 14 ein Impuls zum Unterbrechen des
Ausziehvorganges gegeben. Hierdurch wird eine Beschädigung von Strangführungsteilen
vermieden. Selbstverständlich kann anstelle eines Abbruches durch diesen Impuls auch
ein optisches und/oder akustisches Alarmsignal gegeben werden, wodurch das Bedienungspersonal
auf eine mögliche Ueberlastsituation aufmerksam gemacht und zum Handeln aufgefordert
wird. Anstelle von Dehnungsmess-Streifen 12 können andere, Spannungen erfassende Messeinrichtungen,
wie z.B. Lastzellen, Verwendung finden.
[0016] Die Anordnung vom Dehnungsmess-Streifen bleibt nicht auf die Oberseite des Lastarmes
10 der ersten Zone 4 beschränkt, sondern kann frei wählbar überall dort angebracht
werden, wo eine zu Beschädigungen führende Ueberlastung von Strangführungsteilen und/oder
Stützführungselementen befürchtet werden muss. So können z.B. alle Führungsrollen-
. paare gegen Ueberlastung durch ausgebauchte Stränge auf diese Art und Weise gesichert
werden. Im drohenden Ueberlastfall kann z.B. die Anstellung der Rollen mit Hilfe von
oben beschriebenen Ueberlastsicherungen gesteuert werden. Auch können sonstige, zu
Beschädigungen führende geometrische Abweichungen in der Stranggiessanlage, bedingt
durch aussergewöhnlichen thermischen Verzug, angezeigt und dadurch entsprechende Gegenmassnahmen
ergriffen werden. Es sei darauf hingewiesen, dass die Erfindung nicht allein auf die
im Bild dargestellte Brammenstranggiessanlage anwendbar ist, sondern bei beliebigen
Stranggiessmaschinen mit Durchlaufkokillen Verwendung finden kann.
1. Verfahren zur Vermeidung von Beschädigungen an Strangführungselementen einer Stranggiessanlage
für Stahl, dadurch gekennzeichnet, dass während des Ausziehens unerwünscht verformter
oder durch ausgelaufenen Stahl mit Strangführungsteilen verschweisster Stränge an
ausgewählten Stellen der Strangführung die dort wirkenden Ausziehkräfte ermittelt,
die ermittelten Messwerte mit vorgegebenen, eine Beschädigung der Strangführung vermeidenden
Höchstwerten verglichen werden, und bei deren Ueberschreiten ein Impuls zur Unterbrechung
des Ausziehvorganges gegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Tragarm der ersten Zone
auftretende Spannungen gemessen werden.