[0001] Die Erfindung betrifft einen nichttoxischen aktiven Füllstoff für Schleifscheiben,
die Verwendung dieses
Füll- stoffes und die Schleifscheibe, die diesen Füllstoff enthält.
[0002] Schleifscheiben, z.B. zum Trennschleifen, bestehen aus einem Schleifmittel, einem
Bindemittel und aktiven Füllstoffen. Die Wirkungsweise dieser Füllstiffe ist nicht
mit hinreichender Sicherheit geklärt, möglicherweise haben sie die Aufgabe, während
des Schleifvorganges die Kontaktzone zu kühlen und zwischen Schleifmittelkorn und
Werkstück einen Schutz- und Gleitfilm zu bilden. Dadurch wird eine übermäßige Abnutzung
der Schleifscheiben verhindert und eine gute Schnittqualität erreicht. Bei Abwesenheit
derartiger aktiver Füllstoffe zeigt die Schnittfläche Anlauffarben, während sie bei
Verwendung eines wirksamen Füllstoffs ein blankes Aussehen aufweist.
[0003] Es wurde bereits eine große Anzahl von Substanzen zum Einsatz als aktive Füllstoffe
vorgeschlagen. Man kann z.B. alle nicht wasserhaltigen, aber wasserlöslichen, nicht
oxidierenden anorganischen Alkali- und Erdalkalisalze mit Schmelzpunkten von 700 -
1200°C als aktive Füllstoffe verwenden (vgl. US-Patentschrift 2 216 135).
[0004] Es können aber auch oxidierende Stoffe wie Kaliumpermanganat oder Natriumbichromat,
oder niedrig schmelzende Metalle wie Zink, Cadmium, Zinn, Blei, Antimon und Wismut
eingesetzt werden (vgl. US-Patentschriften 1 984 423 und 2 258 774). In der Technik
haben sich jedoch insbesondere für Verwendung in Trennscheiben nur Bleichlorid (PbCl
2) und Antimonsulfid (Sb
2S
3) durchgesetzt, gegebenenfalls im Gemenge mit weiteren Hilfsstoffen.
[0005] Beim Schleifvorgang verdampfen diese Stoffe. Da Blei und Antimon eine hohe Toxizität
aufweisen, ergeben sich bei Verwendung von mit diesen Stoffen ausgerüsteten Schleifscheiben
Umweltprobleme. Man hat versucht dem Rechnung zu tragen, indem die Schleifmaschine
mit Absaugvorrichtungen ausgerüstet wurden. Diese Vorrichtungen sind jedoch sehr aufwendig,
erschweren die Schleifarbeiten und vermögen häufig auch nicht die Einhaltung der am
Arbeitsplatz maximal zulässigen Konzentrationswerte zu gewährleisten. Deswegen erschien
es zweckmäßiger, die umweltbelastenden Substanzen zu vermeiden.
[0006] Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, Bleichlorid oder Antimonsulfid als
aktiver Füllstoff in Schleifscheiben durch einen ähnlich wirksamen, ungiftigen und
preiswerten Stoff zu ersetzen.
[0007] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch den Einsatz von Alkalichloroferraten(II,III)
der allgemeinen Formel I

wobei A ein Alkalimetallion oder ein Ammoniumion ist, x eine Zahl von 1 bis 10, y
eine Zahl von Null bis 1, z eine Zahl von Null bis 1 ist und y und z nicht gleichzeitig
Null sind. Insbesondere eignen sich als aktiver Füllstoff Alkalichloroferrate(II)
der allgemeinen Formel I wobei A ein Alkalimetallion, x eine Zahl von 1 bis 6, y gleich
1 und z gleich Null ist, in Mengen von 3 bis 15, vorzugsweise 4 bis 10 Gew.-% (bezogen
auf das Gewicht der gesamten Schleifscheibe).
[0008] Die erfindungsgemäß als aktiver Füllstoff für Schleifscheiben zu verwendenden Alkalichloroferrate(II,III)
sind nichttoxisch und hinsichtlich der Schnittleistung ähnlich wirksam wie die zu
ersetzenden toxischen Stoffe. Sie sind darüberhinaus auch preiswert herzustellen,
z.B. nach einem Verfahren, bei dem ein oder mehrere Alkalichloride oder Ammonchlorid,
wasserfreies Eisen(III)chlorid und Eisenpulver miteinander verschmolzen werden.
[0009] Besonders vorteilhaft ist die Verwendung eines Alkali- chloroferrats(II,III), das
durch Verschmelzen der vorgenannten Ausgangsstoffe in Kombination mit einer basischen
anorganischen Verbindung, z. B. Zinkoxid, Kaliumcarbonat oder Natriumsulfid, hergestellt
worden ist. Dabei beträgt die Menge der basischen Verbindung vorzugsweise 2 bis 5
Gewichtsprozent (bezogen auf die Gesamtmenge aller Ausgangsstoffe). Diese Kombination
zeigt eine geringere Acidität als das reine Alkalichloroferrat(II,III). Beispielsweise
erhöht sich der pH-Wert einer 5-gewichtsprozentigen wäßrigen Aufschlämmung von K
2FeCl
4· 2KCl von 3,8 auf 5,2, wenn zusätzlich 5 % ZnO eingeschmolzen wurden; bei zusätzlicher
Verwendung von 3 % K
2CO
3 ergibt sich entsprechend ein pH-Wert von 4,8.
[0010] Als Alkalimetallionen kommen im Prinzip Lithium-, Natrium-und Kaliumionen in Betracht.
Auch der Einbau von Ammoniumionen anstelle von Alkalimetallionen oder zusätzlich zu
diesen kann in Betracht gezogen werden. Bei der technischen Anwendung muß der aktive
Füllstoff eine möglichst kleine Hygroskopizität besitzen. Die Hygroskopizität des
erfindungsgemäßen Füllstoffes hängt von Art und Menge des Alkaligehaltes und vom Eisen(III)-Gehalt
ab. Sie vermindert sich in der Reihe Lithium, Natrium, Kalium. Zu geringer Alkaligehalt
und zu großer Eisen(III)-Gehalt erhöhen die Hygroskopizität. Sehr großer Alkaligehalt
erhöht die Hygroskopizität ebenfalls. Am vorteilhaftesten sind Eisen(III)-arme Natrium-
oder Kaliumchloroferrate, etwa der Zusammensetzung A
xFeCl
x+2 (x = 1 bis 6), also z. B. die bekannten Verbindungen KFeCl
3, K
2FeCl
4, Na
2FeCl
4, NaK
3FeCl
6 oder Mischungen derselben untereinander oder im Gemisch mit Kaliumchlorid oder Natriumchlorid.
[0011] Die erfindungsgemäßen Füllstoffe können allein oder mit anderen Füllstoffen gemischt
für Schleifscheiben verwendet werden.
[0012] Bei Verwendung der erfindungsgemäßen Füllstoffe für Schleifscheiben hat es sich überraschenderweise
herausgestellt, daß man gegenüber der Verwendung von Bleichlorid und Antimonsulfid
mit erheblich kleineren Mengen auskommen kann, ohne daß die Schnittqualität leidet.
So genügt ein Zusatz von 10 % Alkalichloroferrat(II) anstelle von 20 % Bleichlorid.
Dies wirkt sich in vorteilhafter Weise so aus, daß die Springgeschwindigkeit, d. h.
die Umfangsgeschwindigkeit, bei der die Schleifscheibe zerspringt, der mit dem erfindungsgemäßen
Füllstoff hergestellten Schleifscheibe um etwa 10 % gegenüber der mit Bleichlorid
hergestellten gesteigert werden kann.
[0013] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele erläutert.
Beispiele
[0014] Es wurden gleichartige Versuchs-Trennschleifscheiben aus Phenolharz, Korundpulver
und aktivem Füllstoff von ca.600 mm Durchmesser und ca. 8 mm Dicke hergestellt. Die
Scheiben wurden auf einer Schleifmaschine mit steigender Umfangsgeschwindigkeit in
Rotation versetzt bis eine Zerstörung eintrat. Der entsprechende Wert ist unter Sprenggeschwindigkeit
in Tabelle I aufgeführt.
[0015] Sodann wurden Scheiben gleicher Zusammensetzung zum Trennschleifen eingesetzt. Dazu
wurden stabförmige Werkstücke von 100 x 100 mm Querschnitt aus einer für Prüfzwecke
standardisierten handelsüblichen Stahllegierung "CK 45 normalisiert" eingesetzt. Es
wurden mit der jeweiligen Trennscheibe eine Anzahl von Schnitten senkrecht zur Längsachse
durchgeführt, und der Durchmesserverlust der Trennscheibe pro Schnitt wurde bestimmt.
Außerdem wurde die spezifische Trennleistung ermittelt, die sich aus Abnahme des Werkstücks
pro Zeit in cm
2/s ergibt, und der Leistungsfaktor, der den Quotienten aus Abnahme des Werkstücks
und Abnahme des Querschnitts der Trennscheibe, jeweils gemessen in cm
2, darstellt. Darüberhinaus wurden die Leistungsaufnahme der Schleifmaschine während
des Schleifvorgangs registriert und das Profil der Trennscheibe und das Aussehen der
Schnittfläche des Werkstücks nach dem Schleifvorgang begutachtet. Die entsprechenden
Werte sind in Tabelle I zusammengestellt.
[0016] Die in Tabelle I mit V 1 und V 2 bezeichneten Beispiele sind Vergleichsbeispiele
ohne Verwendung eines aktiven Füllstoffs oder mit Bleichlorid als Füllstoff gemäß
Stand der Technik.

1. Nichttoxischer aktiver Füllstoff für Schleifscheiben, dadurch gekennzeichnet, daß
er besteht aus Alkali- chloroferraten(II,III) der allgemeinen Formel I

wobei A ein Alkalimetallion oder ein Ammoniumion ist, x eine Zahl von 1 bis 10, y
eine Zahl von Null bis 1 und z eine Zahl von Null bis 1 ist und y und z nicht gleichzeitig
Null sind.
2. Verwendung von Alkalichloroferrat(II) der allgemeinen Formel I, wobei A ein Alkalimetallion,
x eine Zahl von 1 bis 6, y gleich 1 und z gleich Null ist, als nichttoxischer aktiver
Füllstoff in Schleifscheiben in Mengen von 3 bis 15 Gew.-% (bezogen auf das Gewicht
der gesamten Schleifscheibe).
3. Schleifscheibe, dadurch gekennzeichnet, daß sie als nichttoxischen aktiven Füllstoff
Alkalichloroferrate-(11,111) der in Anspruch 1 angegebenen Formel enthält.