[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Elektromotor-Getriebe-Aggregat für
den Antrieb von Schienenfahrzeugen wie Straßenbahnen o.dgl..
[0002] Es ist bekannt, Schienenfahrzeuge wie z.B. Straßenbahnen mit sogenannten Tatzlagermotoren
anzutreiben, wobei die an der Radachse mit Pratzen quer zur Fahrtrichtung drehbar
aufgehängten und mittels Drehmomentstütze am Fahrzeugrahmen gehaltenen Motoren mit
einem Ritzel in ein auf der Radachse befestigtes Großrad eingreifen, das zusammen
mit dem Ritzel von einem am Motorgehäuse angeflanschten Getriebegehäuse umgeben ist.
[0003] Auch ist es bekannt, mit einem in Fahrtrichtung liegenden Motor über je ein an dessen
Enden angeordnetes Winkelgetriebe je eine Radachse anzutreiben.
[0004] In neuerer-Zeit haben die Vergrößerungen sowohl der Achslasten als auch der Beschleunigung
zu einer Steigerung der Motorleistungen geführt, die größere Abmessungen von Motoren
und Getrieben zur Folge haben. Hierdurch treten in vielen Fällen Schwierigkeiten beim
Einhalten der erforderlichen Bodenfreiheit auf. Dies kann zwar durch Vergrößerung
der Raddurchmessser in gewissen Grenzen ausgeglichen werden, ist aber häufig in unerwünschter
Weise mit dem Nachteil einer größeren Fußbodenhöhe des Fahrzeugs und einer Schwerpunktverlagerung
desselben nach oben verknüpft.
[0005] Es ist auch nicht ohne weiteres möglich, zur Leistungsvergrößerung die Drehzahl der
Fahrzeug-Motoren zu erhöhen, die maximal bei 3.000 - 4.000 U/min liegt, da diese Motoren
aus Wartungsgründen durchweg fettgeschmierte Lager haben. Eine Zwangsölschmierung
der Lager wäre, wegen der dazu benötigten Zusatzeinrichtungen, zu aufwendig und würde
den Gesichtspunkten des Leichtbaus widersprechen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Elektromotor-Getriebe-Aggregat für
den Antrieb von Schienenfahrzeugen zu schaffen, welches gestattet, die Motordrehzahl
wesentlich über die bisherige maximale Drehzahl von 3.000 - 4.000 U/min zu erhöhen.
[0007] Sie besteht darin, daß der Motoranker fliegend mittels im Getriebegehäuse mindestens
zweifach mit ölgeschmierten Lagern gelagerter Antriebswelle des Getriebes gelagert
ist, wobei das Motorgehäuse mit dem Getriebegehäuse zentriert verschraubt ist. Vorzugsweise
weist der Motoranker eine Hohlwelle auf, die auf die verlängerte Getriebewelle aufgeschoben
und mit dieser form- und/oder kraftschlüssig verbunden ist. In umgekehrter Anordnung
kann selbstverständlich die Getriebewelle als Hohlwelle ausgebildet sein, in die die
verlängerte Motoranker-Welle hineingeschoben ist, wobei beide Wellen form- und/oder
kraftschlüssig miteinander verbunden sind.
[0008] Bei dieser Anordnung ist die Motorankerwelle in den ölgeschmierten Lagern des Getriebes
gelagert, die vorzugsweise zwangsgeschmiert sind, insbesondere bei höheren Drehzahlen,
wodurch eine bessere Wärmeableitung gewährleistet ist. Dadurch kann ein Motor mit
wesentlich höherer Drehzahl verwendet werden, z.B. mit 6 - 8.000 U/min, der ein wesentlich
geringeres Gewicht als ein Motor mit niedrigerer Drehzahl hat. Außerdem wird durch
Wegfall der Motorlager und Lagerschilde eine Gewichtsersparnis erzielt.
[0009] Durch die erfindungsgemäße Bauweise, die zu einer wesentlichen Gewichtsverminderung
und auch zu kleineren Abmessungen des gesamten Antriebsaggregates führt, lassen sich,
außer den altbekannten Achsantrieben, Einzelantriebe der Räder sowie ein gemeinsamer
Antrieb der Räder einer Drehgestellseite besonders günstig verwirklichen. Die letztgenannten
Antriebsarten haben den Vorteil, daß der Bandagen- und Spurkranzverschleiß sowie die
Quietschgeräusche bei Kurvenfahrten wesentlich herabgesetzt werden, da Schlupf und
Quergleiten der Räder auf den Schienen vermieden werden.
[0010] In der Zeichnung sind in schematischer Darstellung als Ausführungsbeispiele vorteilhafte
Antriebsanordnungen dargestellt, die sich durch die Erfindung verwirklichen lassen,
und zwar sowohl mit quer als auch parallel zur Fahrtrichtung liegendem Motor.
Fig. l zeigt Einzelachsantriebe mit quer zur Fahrtrichtung liegenden Motoren,
Fig. 2 zeigt einen Einzelradantrieb mit vier quer zur Fahrtrichtung liegenden Motoren
1,
Fig. 2a stellt den Schnitt A-A aus Fig. 2 dar,
Fig. 3 zeigt einen Einzelradantrieb mit vier längs zur Fahrtrichtung liegenden Motoren
1,
Fig. 4 zeigt einen Einzelradantrieb mit vier in Fahrtrichtung liegenden Motoren,
Fig. 5 zeigt einen Einzelradantrieb mit vier Motoren, von denen zwei quer und zwei
parallel zur Fahrtrichtung angeordnet sind.
[0011] Es bezeichnet 1 den Motor, dessen Motoranker 2 mit einer Hohlwelle 3 versehen ist,
die zusammen mit dem Lüfter 22 auf die nach außen verlängerte Antriebswelle 4 des
Getriebes 36 fliegend aufgesteckt und mit dieser form- und/oder kraftschlüssig verbunden
ist (obere Hälfte d. Fig. l). Das Motorgehäuse 5 ist mit dem Getriebegehäuse 6 mittels
Schrauben 40 zentriert verbunden. Zumindest die Lager 7 der Antriebswelle 4 sind ölgeschmiert.
Das Getriebegehäuse 6, das eine zweistufige Untersetzung-enthält, welche auf das auf
der Radachse 8 befestigte Großrad 9 abtreibt, ist in der oberen Hälfte der Abbildung
mit Lagern 10 auf der Radachse 8 drehbar gelagert. Zum Aufnehmen des Reaktionsmomentes
ist das Getriebegehäuse 6 bei 11 am Drehgestellrahmen 20 in an sich bekannter Weise
gehalten.
[0012] In der unteren Hälfte der Fig. 1 ist das Getriebegehäuse 6 bei 12 mit dem Drehgestellrahmen
20 fest verbunden. Die Motorwelle 23 ist nach außen verlängert und im Zusammenwirken
mit der als Hohlwelle ausgebildeten Antriebswelle (= Ritzelwelle) 24, in die sie kraft-
und formschlüssig gesteckt ist, mit Lagern 7 im Getriebegehäuse 6 abgestützt. Das
abtreibende Großrad 9 ist auf einer im Getriebegehäuse 6 mit Lagern 13 drehbar gelagerten
Hohlwelle 14 angeordnet, die die Radachse 8 mit Spiel umgibt. Die Hohlwelle 14 treibt
über zwei Kupplungen 15 und eine dazwischen geschaltete bekannte Kardanhohlwelle 16
bei 17 in an sich bekannter Weise die Radachse 8 an, wobei die Radachse 8 in bekannter
Weise Parallel-und Längs-Verlagerungen ausführen kann.
[0013] Im Beispiel der Fig. 2 sind die beiden auf je eine Radachse 8 der koaxialen Räder
52 wirkenden zweistufigen Getriebe 36 in einem einzigen Getriebegehäuse 18 zusammengefaßt,
in welchem die beiden Getriebestufen nebeneinander angeordnet sind. Dementsprechend
sind auch zwei voneinander unabhängige Getriebe-Antriebswellen 19 vorhanden, die aus
dem Getriebegehäuse 18 heraus jeweils in einen Motor 1 hinein verlängert sind und
auf diesen Verlängerungen je einen fliegend angeordneten Motoranker 2 tragen (ähnlich
wie in Fig. 1). Die Motorgehäuse 5 sind seitlich am Getriebegehäuse 18 angeordnet
und an diesem mittels Schrauben 40 befestigt. Die beiden Getriebe 36 in dem gemeinsamen
Getriebegehäuse 18 sind mit den beiden Motoren 1 zu einem Antriebsblock 32 vereinigt,
und jeder der beiden Antriebsblöcke 32 ist bei 48 fest am Drehgestellrahmen 25 aufgehängt.
Der Antrieb der Räder 52 erfolgt vom Getriebe 36 aus über jeweils zwei Kupplungen
45; mit 35 sind Scheibenbremsen bezeichnet. Die Räder 52 sind in Schwingen 53 gelagert,
die um Gelenke 54 in Radebene schwingen können und gegenüber dem Drehgestellrahmen
25 mit einer Feder 26 in bekannter Weise abgestützt sind (vgl. Fig. 2a). Diese Bauweise
erlaubt eine besonders gute Anpassung der Räder an die Schiene auch bei Kurvenfahrten.
[0014] In Fig. 3 ist jedes der bei 49 fest im Drehgestellrahmen 20 gelagerten Motor-Getriebe-Aggregate
27 mit einem Winkeltrieb 28 bzw. 38 versehen, wobei der Motoranker 2 jeweils entweder
auf die aus dem Getriebegehäuse 51 nach außen verlängerte Ritzelwelle 29 des Winkeltriebs
28 (s. linke Seite der Fig.) oder auf die nach außen geführte Welle 30 einer dem Winkeltrieb
38 vorgeschalteten Stirnradstufe (s. rechte Seite d. Fig.) aufgesetzt ist. Der Antrieb
der Räder 52 erfolgt ähnlich wie in Fig. l, unterer Teil, über Kupplungen 15 mit Kardanhohlwellen
16, dabei ist im rechten Teil der Darstellung jeweils eine der Kupplungen 15 auf der
Außenseite des Rades 52 angeordnet; hierzu sind die Radachsen 47 hohl ausgebildet
und die Kupplungswellen 46 durch diese hindurch geführt.
[0015] Im Beispiel der Fig. 4 sind die zwei aus Motor 1 und Stirnradstufe 33 sowie 43 bestehenden
Motor-Getriebe-Aggregate einer Drehgestellseite zu je einem Block 31 motorseitig miteinander
vereinigt, und jeder Block 31 ist bei 50 mittels Schrauben 40 fest mit dem Drehgestellrahmen
25 verbunden, wobei aber eine Verbindung zwischen den beiden Motorankern 2 des jeweiligen
Blockes nicht besteht. Die Getriebegehäuse 39 weisen je eine Stirnradstufe 33 bzw.
43 auf, von der aus die Verbindung zu der am zugehörigen Rad 52 angeordneten Kegelradstufe
34 wie in Fig. 2 über zwei Kupplungen 45 und eine Kardanwelle 21 erfolgt. Die Räder
52 sind wie in Fig. 2 in Schwingen 53 gelagert.
[0016] Bei dem Ausführungsbeispiel der Fig. 5 sind die Räder 52 in ähnlicher Weise wie in
Fig. 3 in Schwingen 53 gelagert. Jedoch anders als in Fig. 3, sind in diesem Beispiel
die Motor-Getriebe-Aggregate 41 und 42 an den Schwingen 53 mittels Schrauben 40 angeflanscht,
während die Motorgehäuse 5 mit den Getriebegehäusen 51 mittels Schrauben 40 verschraubt
sind. Die Getriebeabtriebsräder 37 bzw. 44 sind jeweils auf der Achse des zugeordneten
angetriebenen Rades 52 angeordnet; dessen Lagerung ist also mit der des betr. Getriebeabtriebsrades
in der Schwinge 53 vereinigt. Durch diese Vereinigung der genannten Lagerungen sind
die Schwingen 53 zugleich Bestandteil des zugeordneten Motor-Getriebe-Aggregates 41
bzw. 42, so daß Kupplungsteile eingespart sind und eine wesentliche Gewichtsverminderung
erreicht ist.
[0017] Wie die Beispiele zeigen, lassen sich mit der erfindungsgemäßen Bauart sowohl teilweise
als auch voll abgefederte Antriebe verwirklichen, die je nach Fahrzeug-Geschwindigkeit
und Motordrehzahl in Frage kommen. Für den Nahverkehr genügen in der Regel die teilweise
abgefederten Ausführungen, während für den Fernverkehr die aufwendigeren voll abgefederten
bevorzugt werden.
1. Elektromotor-Getriebe-Aggregat für den Antrieb von Schienenfahrzeugen, bestehend
aus einem Antriebsmotor und einem von diesem angetriebenen Untersetzungsgetriebe,
welches auf einen oder beide Radsätze oder unmittelbar auf die Räder wirkt, dadurch
gekennzeichnet, daß der Motoranker (2) fliegend mittels im Getriebegehäuse (6, 18,
39, 51) mindestens zweifach mit ölgeschmierten Lagern (7) gelagerter Antriebswelle
(4, 19, 24, 29, 30) des Getriebes (28, 29, 36, 38) gelagert ist, wobei das Motorgehäuse
(5) mit dem Getriebegehäuse (6, 18, 39, 51) zentriert verschraubt ist.
2. Getriebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Motoranker (2) eine Hohlwelle
(3) aufweist, die auf die verlängerte Antriebswelle (4, 19, 29) des Getriebes aufgeschoben
und mit dieser form- und/oder kraftschlüssig verbunden ist.
3. Getriebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebswelle (24) als
Hohlwelle ausgebildet und die verlängerte Motorwelle-(23) in die Antriebswelle (24)
hineingeschoben ist und beide Wellen form- und/oder kraftschlüssig miteinander verbunden
sind.