[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Befestigen des Halters einer Pilzkatliode
in einer Bohrung eines Isolierteils, an dessen einer Seite der Halter mit einem Wulst
anliegt. Derartige Kathodenaufbauten werden z.B. in Elektronenstrahlerzeugungssystemen
von Bildröhren verwendet. Eine solche Kathode, wie sie auch in Fig. 1 dargestellt
ist, zeigt z.B. die Figur der DE-AS 23 13 911 und ist in dem Aufsatz von M. Tischer:
"Die Oxidkathode in der Bildröhre", Funkschau 1967, Heft 21 auf den Seiten 675-677
im Prinzip beschrieben.
[0002] Aus der GB-PS 725, 250 ist es bekannt, ein Kathodenrohr bis zu einem Wulst in eine
Isolierscheibe zu schieben und danach das durchgeschobene Ende längs seines gesamten
Umfanges umzubiegen. Mit Fortentwicklung der Kathodenstrahlröhrentechnologie wurde
die Forderung nach immer kürzeren Anheizzeiten der Kathoden aufgestellt. Statt des
direkten Befestigens der Kathode in der Isolierscheibe wurde es daher üblich, die
Kathode über einen Kathodenhalter unter Erzielung möglichst geringer Wärmeleitung
mit der Isolierscheibe zu verbinden. Dieser Schritt führte zu einer erheblichen Verkürzung
der Anheizzeit, weswegen solche Kathoden auch Schnellheizkathoden genannt werden.
[0003] Die Befestigung des Kathodenhalters in der Bohrung des Isolierteils, normalerweise
einem Keramikmaterial, erfolgt in den bisher bekannten Ausführungsformen durch Kaltnieten.
Dabei wird der über die Aussparung überstehende Teil des Kathodenhalters mittels eines
Stempels umgebogen und gleichzeitig der Kathodenhalter stauchend etwas verformt, so
daß er fest in der Aussparung sitzt. Die Materialauswahl sowohl bei den direkt eingenieteten
Kathoden wie auch bei den eingenieteten Kathodenhaltern ging dahin, möglichst gute
Bearbeitbarkeit beim Nieten zu gewährleisten.
[0004] Um eine weitere Verkürzung der Anheizzeit zu erzielen
Jwurde die Wärmekapazität des Kathodenhalters und die Wärmeleitfähigkeit des Materials
aus dem er hergestellt wurde, immer weiter verringert. Bei Wandstärken von < 0,1 mm
und/oder bei Verwendung eines schlecht wärmeleitenden und damit meistens auch schlecht
verformbaren Materials wie Ni 80 Cr 20 treten jedoch Längsrisse im Biegebereich auf,
die die Stabilität der Befestigung erheblich herabsetzen. Bei der Formung des Wulstes,
mit dem der Kathodenhalter an das Isolierteil angelegt wird, ergeben sich zwar ähnliche
Probleme, jedoch ist es bei der Fertigung dieses Halbzeugs ohne weiteres möglich,
spezielle Maßnahmen zu ergreifen, die eine Rißbildung verhindern, z.B. sehr hohe Temperaturen
an der Stelle , an der der Wulst geformt wird.
[0005] Die Risse in der Umbiegung führen auch zu nicht fest in dem Keramikteil sitzenden
Kathodenhaltern und infolge der schwankenden Wärmeübertragung zu unstabilen Kathodentemperaturen.
[0006] Davonausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben,
das ein Befestigen von Kathodenhaltern mit sehr geringen Wandstärken, auch aus schlecht
verformbarem Material, zuläßt, ohne daß Risse in der Umbiegung auftreten und das gleichzeitig
einen festen Halt des Kathodenhalters in der Aussparung der Keramikscheibe gewährleistet.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe ist den Ansprüchen zu entnehmen.
[0008] Neben dem Vorteil, daß durch das beanspruchte Verfahren Materialien, die mechanisch
schwierig zu bearbeiten sind, oder solche mit geringer Wandstärke verwendet werden
können, bietet sich der weitere Vorteil einer erheblichen Stabilisierung der Kathodentemperatur
durch einen gut reproduzierbaren Wärmeübergang Kathodenhalter-Keramik. Auch bei den
hohen Betriebstemperaturen lockert sich der Kathodenhalter nicht mehr.
[0009] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Figuren 1-3 näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1: Kathodenaufbau gemäß dem Stand der Technik
Fig. 2: Taumelverfahren
Fig. 3: Heißpressen
[0010] In dem in Fig. 1 dargestellten Kathodenaufbau bezeichnet 1 eine Pilzkathode, 2 den
Kathodenhalter und 3 eine Keramikscheibe. Die Bildung der Umbiegung. 4 ist Gegenstand
des ersten Teilschritts der Erfindung, der in Fig. 2 dargestellt ist. Unter die Umbiegung
4 ist of; unabhängig vom Befestigungsverfahren eine Metallscheibe untergelegt, die
ein Ausbrechen des Randes der Bohrung der Keramikscheibe sowie eine Bedampfung des
Keramikscheibe durch Kathodenmaterial verhindern soll. Diese Scheibe ist jedoch nicht
erfindungswesentlich und daher in allen Figuren weggelassen.
[0011] Das Taumelverfahren nach Fig. 2 ist geeignet, auch Kathodenhalter aus schwer ziehbarem
Material, wie Ni 80 Cr 20, oder mit sehr geringer Wandstärke ohne Rißbildung umzubiegen..
[0012] Fig. 2a zeigt den Beginn, Fig. 2b das Ende des Umbiegens durch das Taumelverfahren.
Der Kathodenhalter 2 wird wieder mit dem Wulst 5 auf eine Unterlage 6 aufgelegt, welche
dem Kathodenhalter festen Halt gibt. Der Stempel 7 übt gleichzeitig zwei Bewegungen
aus:
Eine kegelige Bewegung um die Achse A unter dem Winkel α.
Eine Vorschubbewegung in Richtung der Achse A.
[0013] Die Vorschubbewegung muß ca. 0,5 mm überbrücken, während der ca. 100 Umdrehungen
erfolgen. Zum Schmieren wird Alkohol verwendet. Der Vorgang ist in ca. 1 sec. abgeschlossen.
[0014] Es ist zweckmäßig, den Stempel so zu konstruieren, daß das dünnwandige Rohr auf einer
Seite gestützt wird, während es auf der anderen umgebogen wird.
[0015] In Fig. 2a, b wird der Kathodenhalter jeweils auf der linken Seite durch den Stempel
gestützt, während rechts umgebogen wird. Bei der kegeligen Bewegung des Stempels wandern
Stützfläche und Umbiegepunkt um den Kathodenhalter herum.
[0016] Wie aus Fig. 2a) ersichtlich, wird die% Stützfunktion gerade dann erreicht, wenn
der untere, kegelige Teil des Stempels im Durchmesser geeignet gewählt ist und wenn
er unter einem Winkel α gegenüber der Stempelachse berandet ist, wobei α der Winkel
ist, um den die Stempelachse gegen die Achse A des Kathodenhalters gekippt ist. «
liegt beim praktischen Anwendungsbeispiel zwischen 2° und 10°.
[0017] Nachdem mittels dieses Taumelverfahrens das Umbiegen auch unter den beschriebenen
erschwerten Umständen, die ein bekanntes Kaltnietverfahren ausschließen, erfolgt ist,
wird ein zweiter Verfahrenschritt durchgeführt, der die spielfreie Befestigung des
Kathodenhalters auch bei erhöhten Betriebstemperaturen gewährleistet.
[0018] Diese Befestigung erfolgt durch Heißpressen, wie in Fig. 3 dargestellt. Die Zahlenangaben
im folgenden beziehen sich auf ein praktisches Ausführungsbeispiel.
[0019] Zunächst wird der Kathodenhalter 2 mit dem Wulst 5 auf den metallischen Gegenhalter
8 aufgesetzt. Dann drückt die metallische Spitze 9 auf den Rand 4 mit einer Kraft
K von 4-10 kp. Die Spitze ist ein Kegel von 90° öffnungswinkel. Gleichzeitig beginnt
das Spülen mit einem Schutzgas, vorzugsweise N
2, um beim anschließenden Erhitzen des Kathodenhalters dessen Oxidation zu vermeiden.
[0020] Anlegen einer Spannung von 1-5 V an die Spitze 9 und den Gegenhalter 8. Einstellen
der Spannung so, daß der Kathodenhalter auf dunkle Rotglut erhitzt wird. Dabei versucht
sich der Kathodenhalter auszudehnen, wird jedoch durch Gegenhalter 8 und Spitze 9
daran gehindert, wodurch der Kathodenhalter in der Keramikscheibe verspannt wird.
[0021] Die Heizspannung wird ausgeschaltet.
[0022] Nach Zeitverzögerung, nach erheblicher Abkühlung des Kathodenhalters, unter 200°
C, wird die Stickstoffspülung ausgeschaltet und die Kraft K abgebaut.
[0023] Das Heißpressen ist in ca. 1 sec. durchgeführt. Das Erwärmen des Kathodenhalters
kann statt durch ohmsche Heizung auch durch induktives Erhitzen oder jede andere Heizart
durchgeführt werden. Bei den schwer verformbaren, dünnwandigen Metallteilen, wie sie
für Kathodenhalter vorzugsweise verwendet werden, genügt es nicht, das Metallteil
durch Strom zu erwärmen und dann nur durch ein Preßverfahren zu verformen, da dabei
das Kathodenhalterrohr so stark verformt werden würde, daß der beim nächsten Arbeitsgang
zu verwendende Aufnahmedorn nicht mehr in den Kathodenhalter eingeschoben werden könnte.
Das vorhergehende Umbiegen durch das beschriebene Taumelverfahren ist unbedingt erforderlich.
[0024] Das Umbiegen durch das Taumelverfahren und das anschließende Heißpressen führen zu
einem einwandfreien, festen Sitz des Kathodenhalters im Isolierteil auch bei den späteren
hohen Betriebstemperaturen.
1) Verfahren zum Befestigen des Kathodenhalters einer Schnellheizkathode an einer
Isolierscheibe, in die der Kathodenhalter durch die Bohrung bis zu einem an ihm angebrachten
Wulst durchgeschoben wird, worauf das durch die Isolierscheibe geschobene Ende des
Kathodenhalters auf seinem ganzen Umfang umgebogen wird, gekennzeichnet durch die
Kombination folgender Verfahrensschritte:
a) Umbiegen des durchgeschobenen Endes des Kathodenhalters (2) durch ein Taumelverfahren,
b) Anschließendes Verspannen des Kathodenhalters (2) durch Heißpressen, wozu eine
pressende Kraft zwischen dem Wulst (5) und der Umbiegung (4) auf den Kathodenhalter
unter gleichzeitiger Erhitzung ausgeübt wird.
2) Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß die beim Heißpressen angewandte
Temperatur beginnender Rotglut entspricht.
3) Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kathodenhalter
durch ohmsche Erwärmung erhitzt wird.
4) Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kathodenhalter
induktiv erhitzt wird.
5) Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kathodenhalter während des Heißpressens mit Schutzgas gespült wird.
6) Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennezichnet, daß das Schutzgas N2 ist.