[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein voluminöses, falschdrahttexturiertes Filamentgarn
aus gleichartigen Filamenten mit einer Vielzahl von einzeln abstehenden Filamentenden.
[0002] In der DE-OS 27 56 641 wird die Herstellung eines Filamentgarns mit abstehenden Filamentenden
beschrieben, bei dem alle Filamente aus einem einheitlichen Rohstoff bestehen sollen,
sich aber in der Dehnung, im Profil und im Titer unterscheiden müssen. Bei diesem
Verfahren können Filamentenden nur durch Reißen der Komponente mit der geringeren
Dehnung entstehen. Die erhaltenen Garne weisen daher die bekannten Nachteile auf,
die auf überdehnte bzw. gerissene Einzelfilamente zurückzuführen sind. Die so hergestellten
Garne führen auch nicht zu pillarmen Flächengebilden.
[0003] Diese Nachteile könnten durch das Verfahren gemäß der DE-AS 23 08 031, bei dem die
Einzelfilamente in der Texturierzone brechen und nicht zerrissen werden, vermieden
werden, jedoch ist die Lehre der DE-AS 23 08 031 nicht auf die Herstellung von Filamentgarnen
mit einer Vielzahl abstehender Filamentenden aus einem einheitlichen Rohstoff anwendbar.
[0004] In der DE-AS 23 08 031 werden Garne aus einem einheitlichen Rohstoff' zwar im Text
erwähnt, sämtliche Ausführungsbeispiele zeigen jedoch nur den Einsatz von Mischgarnen,
bei denen ein Teil der Filamente bei den Texturierverfahren endlos erhalten bleibt
und nur ein zweiter Teil der Filamente durch Brechen zu abstehenden Filamentenden
führt. Bei diesen aus 2 Komponenten bestehenden Garnen werden die unterschiedlichen
Eigenschaften der beiden Filamentgruppen oft auch zu weiteren Effekten, wie z.B. Hochbauscheffekten
genutzt.
[0005] Zweikomponentengarne dieser Art ergeben eine gute Garnfestigkeit, da für einen Teil
der Filamente die Festigkeit auch nach der Texturierung unvermindert erhalten bleibt.
Diese Garne können jedoch stets nur nach aufwendigen Verfahren hergestellt werden.
Entweder ist dabei eine Zweistoffspinnanlage zu benutzen, wie sie beispielsweise in
der US-PS 23 98 729 beschrieben wird, oder aber die Filamentgruppen werden an verschiedenen
Spinnmaschinen ausgesponnen und nach dem getrennten Spinnen oder unmittelbar vor der
Strecktexturierung miteinander gemischt. Diese Fachung ist immer mit der Gefahr unterschiedlicher
bzw. mangelhafter Durchmischung und den entsprechenden negativen Auswirkungen auf
das Aussehen daraus hergestellter Flächenartikel verbunden.
[0006] Die Lehre der DE-AS 23 08 031 ist, wie bereits oben ausgeführt, nicht auf die Herstellung
von Filamentgarnen mit einer Vielzahl abstehender Filamentenden aus einem einheitlichen
Rohstoff anwendbar, da durch die Auswahl einer bestimmten Knickscheuerbeständigkeit
sowohl die Zahl der abstehenden Filamentenden wie auch die Festigkeitseigenschaften
und die Pillneigung zwangsläufig festgelegt werden. Wurde versucht, ein Haargarn mit
großer
Haarig-
keit aus einem einheitlichen Fädenrohstoff gemäß der Lehre der DE-AS 23 08 031 herzustellen,
so war es erforderlich, die Knickscheuerbeständigkeit der Einzelfilamente so weit
abzusenken, daß die erzeugten voluminösen Bauschgarne nicht mehr die für eine Weiterverarbeitung
erforderliche Mindestgarnfestigkeit aufwiesen. Auf der anderen Seite ist jedoch eine
Vielzahl von abstehenden
Filamentenden erforderlich, um bei einem falschdrahttexturierten Filamentgarn die guten
Gebrauchseigenschaften sekundär gesponnener Stapelfasergarne ebenfalls zu erhalten.
[0007] Für textile Flächengebilde mit einer großen Zahl abstehenderFilamentenden wurden
aus diesen Gründen bisher überwiegend sekundär gesponnene Stapelfasergarne eingesetzt,
die vorzugsweise aus Fasern mit verminderter Knickscheuerbeständigkeit, meist unter
1000 Touren bestanden.
[0008] Es bestand also die Aufgabe, ein voluminöses falschdrahttexturiertes Filamentgarn
mit einer Vielzahl einzeln abstehender Filamentenden zu entwickeln, das aus Filamenten
des gleichen Polymerrohstoffes besteht und das weiterhin zu Flächengebilden verarbeitet
werden kann, die in ihren textilen Eigenschaften, im Griff, Fall und ihrer Optik und
Pillneigung Flächengebilden entsprechen, die aus sekundär gesponnenen Stapelfasergarnen
hergestellt wurden.
[0009] Überraschend wurde nun gefunden, daß ein Garn nach dem Oberbegriff des Anspruches
1 die gewünschten Gebrauchseigenschaften dann aufweist, wenn seine Festigkeit bei
5 cm Einspannlänge kleiner als etwa 1,7 cN/dtex aber größer als 1,3 cN/dtex ist und
die Festigkeit bei 200 cm Einspannlänge weniger als 75 % des Festigkeitswertes bei
5 cm, mindestens jedoch 0,8 cN/dtex beträgt und die
Un-gleichmäßigkeit des Garnes geringer als 3 Uster-% ist.
[0010] Die abstehenden Filamentenden weisen dabei bevorzugt eine Knickscheuerbeständigkeit
von 50 bis 400 Touren auf. Besonders bevorzugt ist das erfindungsgemäße Garn aus einheitlichen
Filamenten aufgebaut, die sich im Titer und Profil also nicht unterscheiden.
[0011] Als bevorzugter Rohstoff für die Herstellung derartiger Garne hat sich Polyäthylenterephthalat
mit einer relativen Viskosität von 1,5 bis 1,65,speziell zwischen 1,55 und 1,60 erwiesen,
das mit einem Zusatz von 0,3 bis 0,8 Gew.-% Trimethylolpropan, besonders bevorzugt
mit 0,5 bis 0,7 Gew.-% modifiziert wurde. Werden andere Verzweigungs- oder Vernetzungsmittel
eingesetzt, so werden die Zusätze entsprechend ihrem Einfluß auf die Knickscheuerbeständigkeit
ausgewählt.
[0012] Es wurde gefunden, daß der Verlauf der Festigkeit mit der Einspannlänge bei entsprechenden
Reißversuchen der erfindungsgemäßen Garne weitgehend dem Verlauf für sekundär gesponnene
Stapelfasergarne aus pillarmen Rohstoffen entspricht. Diese Gleichartigkeit ist vermutlich
die Hauptursache für die guten Gebrauchseigenschaften des erfindungsgemäßen Filamentgarns
mit einer Vielzahl von einzeln abstehenden Filamentenden. Die aufgeführten Grenzwerte
der Garnfestigkeiten sind kritisch, da bei Unterschreiten der Minimalwerte das Garn
auf üblichen Weiterverarbeitungsmaschinen nicht mehr einwandfrei verarbeitet werden
kann. So geht man beispielsweise davon aus, daß ein 5 cm langes Fadenstück beim Stricken
um ca. 10 % verdehnt wird und dabei wenigstens noch eine Festigkeit von 1,30 cN/dtex
aufweisen muß, während beim Zulauf zu einer Strickmaschine bis zu 2 m lange Fadenteile
durch Bremsung und Umlenkungen mindestens eine Beanspruchung von 0,8 cN/dtex aufzunehmen
haben. Unter diesen Bedingungen muß auch die gute Garngleichmäßigkeit des Filamentgarnes
erhalten bleiben, es dürfen also keine Noppen oder Aufschieber auftreten bzw. bereits
in dem Garn vorhanden sein.
[0013] Der Verlauf der Festigkeit mit der Einspannlänge beim
Reißversuch wird bei Sekundärspinngarnen als Maß für die Garngleichmäßigkeit benutzt
(Herzog, Melliand Textilberichte 1969, S. 268). Der Verlauf der Festigkeit in Abhängigkeit
von der Einspannlänge ist aber auch ein Maß für die Stapellänge eines Fasergarns oder
bei Filamentgarnen mit abstehenden Filamentenden ein zuverlässiges
Maß für die Zahl der Filamentenden (US-PS 4 088 016). Anders als bei optischen Methoden
wirken sich bei diesem Meßverfahren auch Filamentenden aus, die permanent oder temporär
in den Garnverband eingebunden sind, d.h. also beispielsweise durch eine aufgebrachte
Präparation oder ein Spulöl nicht abstehen.
[0014] Der Maximalwert der Garnfestigkeit bei 5 cm Einspannlänge von etwa 1,7 cN/dtex grenzt
das Gebiet nach oben ab, in dem die gewünschte Haarigkeit, die mit Stapelfasergarnen
vergleichbaren textilen Eigenschaften und.die geforderte Pillarmut erreicht werden.
Der angegebene maximale Grenzwert ist in geringem Maße auch noch beispielsweise vom
Einzeltiter der Filamente abhängig, bei geringem Einzeltitel von z.B. unter 2 dtex
kann dieser maximale Grenzwert um bis zu 10 % angehoben sein.
[0015] Die Garnfestigkeit ergibt sich in üblicher Weise als Quotient aus der Reißkraft des
Garnes und dem Ausgangstiter. Die Messungen erfolgten mit einem Instron-Festigkeitsprüfer,
wobei der Abstand der beiden Klemmbacken die Einspannlänge ergab. Unter Usterprozenten
oder dem Usterwert ist die übliche Angabe des Variationskoeffizienten der Masse eines
Garns zu verstehen, wie er mit Hilfe von Zellweger-Uster-Gleichmäßigkeitsprüfern bestimmt
werden kann.
[0016] Um die gewünschten Gebrauchseigenschaften des Filamentgarns sicherzustellen, ist
neben einer bestimmten Festigkeit bei 5 cm Einspannlänge auch der Festigkeitsabfall
von besonderer Bedeutung, der bei einer Ausweitung der Einspannlänge von 5 cm auf
200 cm zu beobachten ist.Es wurde gefunden, daß die bei einer Einspannlänge von 200
cm zu beobachtende Festigkeit höchstens 75 % der Garnfestigkeit bei einer Einspannlänge
von 5 cm betragen darf.
[0017] Zur Veranschaulichung der Verhältnisse soll das Diagramm der Figur 1 dienen, in dem
die Garnfestigkeit in Abhängigkeit von der Einspannlänge von verschiedenen Filamentgarnen
und einem Stapelfasergarn wiedergegeben ist.
[0018] Die Kurve a gibt das Festigkeitsverhalten von konventionellem falschdrahttexturiertem
Polyester
garn wieder, das keine abstehenden Filamentenden aufweist.
[0019] Die Kurve b zeigt den Verlauf der Festigkeit in Abhängigkeit von der Einspannlänge
für ein Zweikomponenten-Filamentgarn mit abstehenden Filamentenden, wie es nach Beispiel
1 der DE-AS 23 08 031 erhalten werden kann.
[0020] Die Kurve c gibt das Verhalten von in gleicher Weise texturiertem Garn aus einem
pillarmen Rohstoff wieder, das nach dem Stand der Technik hergestellt wurde. Die genauen
Daten sind in Beispiel 2 dieser Anmeldung wiedergegeben.
[0021] Die Kurve d charakterisiert das Verhalten von sekundär gesponnenem Stapelfasergarn
Nm 80/1 aus einem modifizierten
pillarmen Polyester. Der Titer der Einzelfasern betrug 1,7 dtex und die Schnittlänge 38 mm.
[0022] Die Kurve e zeigt den Verlauf der Festigkeit eines erfindungsgemäßen Garns (vgl.
Beispiel 1).
[0023] Die bei den untersuchten Garnen beobachteten Restfestigkeiten bei 200 cm Einspannlänge,
angegeben als Prozentwert der Festigkeitswerte bei 5 cm Einspannlänge sowie die mit
einem Uster-Gleichmäßigkeitsprüfer gemessene Ungleichmäßigkeit der untersuchten Garne
sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt worden.

[0024] Die erfindungsgemäß erforderlichen Garnfestigkeiten werden erzielt bei relativ niedrigen
Knickscheuerbeständigkeiten der abstehenden Filamentenden. Sie liegen vorzugsweise
bei Werten zwischen 50 und 400 Touren. Diese geringen Knickscheuerbeständigkeitswerte
der erfindungsgemäßen Garne sind sicherlich der Grund für das sehr gute Pillverhalten
daraus hergestellter Flächengebilde , obwohl die erfindungsgemäßen Garne keine Drehung
oder nur einen geringen Schutzdrall aufweisen.
[0025] Garne mit den gewünschten niedrigen Werten der Knickscheuerbeständigkeit können durch
Verspinnen von fadenbildenden Polyesterrohstoffen mit geringer Viskosität, bevorzugt
unter Einsatz eines mehrwertigen Vernetzungs-oder Verzweigungsmittels hergestellt
werden.
[0026] Bei Einsatz von Trimethylolpropan als Modifizierungsmittel haben sich Zusätze zwischen
0,3 und 0,8 Gew.-%, speziell zwischen 0,5 und 0,7 Gew.-%; bewährt. Geringere Zusätze
von z.B. 0,2 Gewichtsprozent reichen noch aus, um die
Knickscheuerbeständigkeit des daraus erzeugten Garnes so abzusenken, daß freie Filamentenden
gemäß der Offenbarung der DE-AS 23 08 031 entstehen. So geringe Zusätze von Trimethylolpropan
sind aber nicht ausreichend, um die Knickscheuerbeständigkeit der abstehenden Filamentenden
soweit abzusenken, daß hinreichend pillarme Flächengebilde aus derartigen Garnen entstehen.
Diese Garne weisen auch nicht die Eigenschaften auf, die bei sekundär gesponnenen
Stapelfasergarnen beobachtet werden können. Erhöht man den Zusatz an dem Modifizierungsmittel
über den angegebenen Bereich hinaus auf z.B. 1 Gew.-% Tri- methylolprcpan, so werden
Filamente mit außerordentlicher Sprödigkeit erhalten, das Garn ist nicht mehr verarbeitbar.
[0027] Ähnliche Grenzen bestehen auch für die anderen bekannten Modifizierungsmittel wie
z.B. Trishydroxymethyläthan, Glyzerin, Pentaerythrit, 3-Hydroxy-2,2-bishydroxy-methyl-
propionsäure, Trimellitsäuremethylester, Trimellitsäureanhydrid und ähnliche Verbindungen.
Die notwendigen Zusatzmengen können in erster Näherung stöchiometrisch aus den obigen
Angaben für den Trimethylolpropanzusatz errechnet werden, optimale Mengen können durch
einfache Experimente ermittelt werden.
[0028] Überraschend hat sich ergeben, daß die erfindungsgemäßen Garne auch als echte Einkomponentengarne
hergestellt werden können, d.h. als Garne, bei denen die Filamente untereinander im
Titer, Profil und auch in den Orientierungsdaten gleich sind. Diese Garne lassen sich
besonders einfach herstellen und erfordern keine speziellen Vorrichtungen.
[0029] Für manche Einsatzgebiete eignen sich aber auch Garne aus Filamenten aus einheitlichem
Rohstoff jedoch unterschiedlichem Querschnitt und/oder Titer, um z.B. spezielle Griffeigenschaften
zu erzielen. Diese Garne werden dann meist aus einer Spinndüse mit unterschiedlichen
Düsenlöchern ersponnen.
[0030] Die erfindungsgemäßen Filamentgarne mit abstehenden Filamentenden, die aus gleichartigen
Filamenten aus einem modifizierten Polyester bestehen, können nach dem nachfolgend
beschriebenen Verfahren hergestellt werden.
[0031] Ein durch Zusatz von z.B. Trimethoxysilanäthan-phosphonsäurediäthylester, Trimethylolpropan,
Pentaerythrit oder Trimellitsäure modifizierter Faüenrohstoff aus Polyester wird in
üblicher Weise zu Fäden versponnen, wobei vorzugsweise Aufwickelgeschwindigkeiten
zwischen 1400 und 3000 m/min angewandt werden. Bei der Auswahl der üblichen Spinnpräparation,
die vor dem Aufspulen auf die Spinnfäden aufgebracht wird, ist darauf zu achten, daß
die Spinnfäden nach ihrer Präparierung einen Rißindex von mehr als 5 aufweisen. Es
wurde nämlich gefunden, daß es möglich ist, Filamentgarne mit einer Vielzahl abstehender
Filamentenden aus gleichartigen Einzelfilamenten durch eine Streck-Falschdrahttexturierung
herzustellen, sofern durch geeignete Auswahl der Präparation für einen ausreichend
hohen Wert des Rißindex gesorgt wird und das Zuliefergarn vor Einlauf in die eigentliche
Texturierzone, d.h. in die Falschdrallspindel oder den Friktionsdrallgeber eine Knickscheuerbeständigkeit
von weniger als 1500 Touren aufweist.
[0032] Während nämlich nach dem Verfahren der DE-AS 23 08 031 die Zahl der gebrochenen Filamente
und das Pillverhalten der aus dem Garn hergestellten Flächengebilde zwangsläufig durch
das Ausmaß der Modifizierung gegeben war, gestattet jetzt die Variation der angewandten
Präparationen eine unabhängige Festlegung der Zahl der
ge-brochenen Filamentenden.
[0033] Eine genaue Zuordnung der zu erwartenden Haarigkeit bei Verwendung von Präparationen
bekannter Zusammensetzung kann bisher nicht gegeben werden, wohl aber ein einfaches
Meßverfahren, das eine Vorhersage der zu erwartenden Haarigkeit gestattet. Es wurde
gefunden, daß Filamente, die eine Knickscheuerbeständigkeit von weniger als 1500 Touren
aufweisen und außerdem einen Rißindex von mehr als 5 besitzen, unter den Bedingungen
der Falschdralltexturierung in der Texturierzone in unregelmäßigen Abständen brechen.
Wird dieser Rißindex von 5 unterschritten, so erhält man beim Falschdrahttexturieren
ein gekräuseltes Filamentgarn, das keine abstehenden Filamentenden aufweist, während
bei einem Wert des Rißindex von beispielsweise 100 ein sehr haariges Filamentgarn
erzeugt wird. Bevorzugt liegt der Rißindex im Bereich zwischen 10 und 100.
[0034] Die gefundene Korrelation zwischen dem Wert des Rißindex und der Haarigkeit des erzeugten
voluminösen Filamentgarns gilt nur für Filamente, die eine verminderte Knickscheuerbeständigkeit
von weniger als etwa 1500 Touren aufweisen. Derartige Filamente können durch die oben
geschilderte Modifizierung des Polyester-Fadenrohstoffes erhalten werden. Filamente
mit normaler Knickscheuerbeständigkeit (ca. 3000 bis 4000 Touren) ergeben dagegen
keine derartige Haarigkeit bei einer Falschdrahtstrecktexturierung, auch wenn sie
Rißindices größer 5 aufweisen. ' .
[0035] Der Zusammenhang zwischen Knickscheuerbeständigkeit und Pillneigung ist bereits in
der DE-AS 23 08 031 ausführlich dargestellt worden. Bei der nach der vorliegenden
Erfindung bevorzugten Verwendung unverstreckter, aber vororientierter Filamentgarne,
speziell aus Polyestern wie Polyäthylenterephthalat ist es nicht erforderlich, daß
die vorgelegten Spinngarne bereits vor der kombinierten Verstreckung und Texturierung
die erforderliche geringe Knickscheuerbeständigkeit von weniger als 1500 Touren aufweisen.
Die erforderliche geringe Knickscheuerbeständigkeit muß jedoch gegeben sein, wenn
das Zuliefergarn den Drallgeber der eingesetzten Falschdrahttexturiervorrichtung erreicht.
Die Bestimmung der Knickscheuerbeständigkeit erfolgt in diesem Fall an einer Probe
eines optimal verstreckten Zuliefergarns. Hierbei werden jedoch meist höhere Werte
der Knickscheuerbeständigkeit als bei der Strecktexturierung der Garne gefunden.
[0036] Der Rißindex gibt die Zahl der Spannungsrisse an, die bei einem Kaltverstrecken unverstreckter
bzw. noch verstreckbarer Filamente je 1 mm Filament eines Spinnfadens beobachtet werden.
Hierzu wird ein noch verstreckbares Stück Spinnfaden unter dem Mikroskop so angeordnet,
daß die Einzelfilamente gut sichtbar sind. Das eine Ende dieses Spinnfadens wird fest
eingespannt, das freie andere Ende über eine Rolle geführt und mit einem Gewicht so
belastet, daß ein Verstreckvorgang langsam abzulaufen beginnt.
[0037] Während des Verstreckvorganges lassen sich dann, falls vorhanden, die Spaltrisse,
welche über den Umfang der einzelnen Filamente verlaufen, beobachten. Der Rißindex
wird nun derart bestimmt, daß man die Verstreckung soweit ablaufen läßt, bis sich
maximal viele Risse gebildet haben. Hier beendet man die Verstreckung und bestimmt
die Zahl der Risse pro Längeneinheit der Filamente in diesem Zustand. Der Rißindex
gibt dann die Zahl der Risse je 1 mm Filament eines Spinnfadens an, bei dem die maximale
Zahl an Rissen beobachtet wurde. Die Messung muß mehrfach durchgeführt werden, um
einen gesicherten Mittelwert bestimmen zu können. Zur Veranschaulichung der zu beobachtenden
, Spaltrisse wurde in der Figur 2 ein Einzelfilament (1) wiedergegeben, bei dem eine
Anzahl von Spannungsrissen (2) beobachtet werden kann.
[0038] Wird die Verstreckung der Einzelfilamente weitergeführt, so verschwinden die Spannungsrisse
wieder, der verstreckte Faden weist keine Spaltflächen oder ähnliches mehr auf und
unterscheidet sich praktisch nicht in seinem Aussehen von einem Faden, der mit einer
anderen Spinnpräparation präpariert wurde, die nicht zur Ausbildung von Spaltrissen
führt.
[0039] Es wurde gefunden, daß eine weitgehende Proportionalität zwischen dem Rißindex und
der Zahl der erzeugten abstehenden Filamentenden pro Längeneinheit beim Streckfalschdrahttexturieren
besteht. Es ist daher ohne Schwierigkeiten möglich, durch entsprechende Auswahl einer
Spinnpräparation einen bestimmten Rißindex bei noch verstreckbaren Fäden zu erzielen
und damit auch die gewünschte Haarigkeit der voluminösen Filamentgarne vorherzubestimmen.
Die an den Filamenten zu beobachtenden Knickscheuerwerte werden durch die Art der
Präparation und daher auch von der Größe der gemessenen Rißindices nicht beeinflußt,
d.h., daß bei diesem Verfahren die Größe der Knickscheuerbeständigkeit und damit das
Pillverhalten daraus hergestellter Flächengebilde unabhängig von der gewünschten Haarigkeit
eingestellt werden kann. Nur so ist es möglich, voluminöse, falschdrahttexturierte
Filamentgarne mit einer Vielzahl einzeln abstehender Filamentenden aus gleichartigen
Filamenten herzustellen.
[0040] Die eigentliche Strecktexturierung kann mit üblichen Falschdraht-Streckvorrichtungen
durchgeführt werden. Als Drallgeber sind beispielsweise Spindeln mit Saphirsteg geeignet,
bevorzugt läßt sich das Verfahren jedoch auch mit Hilfe von Friktions-Drallgebern
durchführen.
[0041] Die Zahl der abstehenden Filamentenden-wird dabei, wie auch die Kräuseleigenschaften
des texturierten Garnes, von den Strecktexturierbedingungen beeinflußt, die einfache
Zuordnung zwischen Rißindex und Haarigkeit gilt also nur bei sonst unveränderten Parametern.
[0042] Zur Veranschaulichung der Erfindung sollen die nachfolgenden Beispiele dienen. Die
Bestimmung einer Reihe von Meßgrößen, wie z.B. der Pillneigung und der Knickscheuerbeständigkeit,
ist aus der Literatur bekannt und beispielsweise in der DE-AS 23 08 031 ausreichend
beschrieben.
[0043] Die Haarigkeit der erhaltenen voluminösen Filamentgarne wurde mit Hilfe eines Shirley
Yarn Hairiness Meter der Firma Shirley Development Ltd., England bestimmt. Mit diesem
Gerät werden beispielsweise mehr als 2 mm aus dem Garnverband abstehende Filamentenden
auf optischem Wege festgestellt und registriert.
Beispiel 1
[0044] Ein erfindungsgemäßes Haargarn wurde aus einem Polyäthylenterephthalat-Rohstoff hergestellt,
der mit 0,5 % Trimethylolpropan modifiziert war. Das Polymerisat wies eine relative
Viskosität von 1,57 auf, gemessen an einer Lösung von 1 g in 100 ml einer Mischung
Phenol-Tetrachloräthan (Gewichtsverhältnis 3:2) bei 25°C. Dieses Material wurde mit
einer Temperatur von 285°C durch Düsen gepreßt, die 16 Bohrungen mit 0,30 mm Durchmesser
und 32 Bohrungen mit 0,25 mm Durchmesser aufwiesen. Die Fördermenge betrug 30 g/min,
die Aufspulgeschwindigkeit der Spinnfäden 1500 m/min.
[0045] Vor der Aufspülung wurde eine 12%ige wässrige Emulsion einer Präparation auf die
Spinnfäden aufgebracht. Die Präparation hatte die folgende Zusammensetzung:
47 Gewichtsteile Trimet-hylolpropantrilaurat 26 Gewichtsteile Polycxyäthylensorbithexaoleat
20 Gewichtsteile Äthylenoxid-Propylenoxid-Copolymerisiat Molekulargewicht ca. 3000
20 Gewichtsteile n-Nonylphenol 10 AeO (Äthylenoxid) 5 Gewichtsteile Ölsäure 2 Gewichtsteile
Kaliumhydroxid
[0046] Bei den einzelnen Präparationsbestandteilen wurden Handelsprodukte üblicher Reinheit
eingesetzt. Der Präparationsauftrag, gemessen als Methanolextrakt,betrugt 0,5 % bezogen
auf das Gesamtgewicht der Fäden. Der Rißindex, gemessen unter dem Mikroskop betrug
27. Die Knickscheuerbeständigkeit wurde an Einzelfilamenten gemessen, die um den Faktor
1 : 2,3 verstreckt worden waren; sie betrug 420 Touren.
[0047] Der erhaltene Spinnfaden wurde als Zuliefergarn einer Texturiermaschine vorgelegt,
die mit einem 1,5 m langen Bügeleisen und einem dreiachsigen Frikticn&drallgeber,
bestehend aus 12 Scheiben mit Keramikoberfläche der Feldmühle AG, Rauhigkeit 50, ausgestattet
war. Das Verstreckverhältnis beim Texturieren wurde auf den Faktor 1
: 2,3 eingestellt. Der Heizer wies eine Temperatur von 190°
C auf. Die Spannung vor und nach dem Drallgeber betrug 20 cN, die Spulgeschwindigkeit
320 m/min.
[0048] Das so hergestellte voluminöse Haargarn vom Titer dtex 87 f 32+16 zeichnete sich
durch eine Vielzahl von abstehenden Filamentenden aus. Seine Haarigkeit wurde mit
Hilfe des Shirley Hairiness Testers zu 900/100 m bestimmt, wobei hier abstehende Filamentenden
ab 1 mm erfaßt wurden. Das Festigkeitsverhalten in Abhängigkeit von der Einspannlänge
ist als Kurve e in der Figur 1 wiedergegeben. Die rinkräuselung K 1 betrug 13,5 %,
die Dehnung 15%. Die Knickscheuerbeständigkeit der abstehenden Filamentenden lag bei
250 für die Filamente mit einem Einzeltiter von 1,4 dtex und bei 135 für die Filamente
mit einen Einzeltiter von 2,7 dtex.
Beispiel 2 (Vergleich)
[0049] Der im ersten Teil des Beispiels 1 beschriebene Spinnversuch wurde unter genau gleichen
Bedingungen wiederholt, diesmal jedoch unter Verwendung einer 15%igen wässrigen Emulsion
einer Präparation der folgenden Zusammensetzung:
95 Gewichtsteile Pentaerythritäthoxylat-propoxilat (4 : 1) 5 Gewichtsteile Kalium-dilaurylphosphat
[0050] Der Präparationsauftrag , gemessen als Methanolextrakt, betrug ebenfalls 0,5 %, der
Rißindex jedoch 0. Auch ein so präparierter Spinnfaden wurde unter den in Beispiel
1 genannten Bedingungen strecktexturiert, wobei ein voluminöses Filamentgarn erhalten
wurde, das jedoch keinerlei gebrochene Filamentenden aufwies. Der Verlauf der Festigkeit
dieses Garnes in Abhängigkeit von der Einspannlänge entspricht der Kurve c der Figur
1.
Beispiel 3
[0051] Ein erfindungsgemäßes Zuliefergarn vom Spinntiter dtex 300 f 64 wurde durch Verspinnen
eines mit 0,5 Gew.-% Trimethylolpropan modifizierten Polyäthylenterephthalat der relativen
Viskosität 1,57 hergestellt. Die Spinnfäden waren mit einer wässrigen Emulsion der
Präparation entsprechend Beispiel 1 vor dem Aufwickeln in üblicher Weise präpariet
worden, der Präparationsauftrag betrug 0,75 %, die Aufwickelgeschwindigkeit der frisch
gesponnenen Fäden 500 m/min. An den erhaltenen Spinnfäden wurde ein Rißindex von 14
gemessen.
[0052] Spinnfäden, die 1 : 2,2 erstreckt waren, wiesen eine Knickscheuerbeständigkeit von
ca. 450 Touren auf.
[0053] Diese Garne wurden einer Strecktexturierung unterworfen, bei der ein 3-achsiger Friktionsdrallgeber,
bestehend aus 12 Scheiben mit Keramikoberfläche der Rauhigkeit 50 (Hersteller Feldmühle
AG), den Falschdrall erzeugt. Die Zuliefergarne wurden hier 1 : 2,54 verstreckt, die
Texturiertemperatur lag bei 195°C, der Endtiter des gekräuselten Haargarnes betrug
dtex 123 f 64.
[0054] Die so hergestellten, erfindungsgemäßen Haargarne zeigten eine Haarigkeit von 393/100
m Garn (Haare über 2 mm), einen K
1-Wert von 14%sowie eine Knickscheuerbeständigkeit von 258. Der Verlauf der Festigkeit
mit der Einspannlänge des Garns war praktisch nicht unterscheidbar von der Kurve d
in Figur 1 für das sekundär gesponnene Fasergarn.
[0055] Die Werte der Einkräuselung K
1 wurden gemäß den Angaben auf S 12 der DE-CS 22 11 843 gestimmt.
1. Voluminöses, falschdrahttexturiertes Filamentgarn mit einzelnen abstehenden Filamentenden,
das aus Filamenten eines einheitlichen Polyesterrohstoffes aufgebaut ist, dadurch
gekennzeichnet, daß seine Festigkeit bei 5 cm Einspannlänge kleiner als etwa 1,7 cN/dtex
jedoch größer als 1,3 cN/dtex ist und die Festigkeit bei 200 cm Einspannlänge weniger
als '75 % der Festigkeitswerte bei 5 cm Einspannlänge, mindestens jedoch 0,8 cN/dtex,
beträgt und daß die Gleichmäßigkeit des Garnes besser als 3 Uster-% ist.
2. Garn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß die abstehenden Filamentenden
eine Knickscheuerbeständigkeit von etwa 50 bis 400 Touren aufweisen.
3. Garn nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Filamente des
Garnes untereinander gleich sind.
4. Garn nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Filamente als
fadenbildende Substanz ein modifiziertes Polyäthylenterephthalat der relativen Viskosität
1,5 bis 1,65, bevorzugt 1,55 bis 1,60 aufweisen.
5. Garn nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die fadenbildende
Substanz aus Polyäthylenterephthalat besteht, das durch Zusatz von 0,3 bis 0,8 Gew.-%,
bevorzugt 0,5 bis 0,7 Gewichtsprozent Trimethylolpropan oder einem anderen'Vernetzungsmittel
in entsprechendem stöchiometrischen Verhältnis, modifiziert ist.