[0001] Bei der Feuerverzinkung nach dem Trockenverfahren müssen die zu verzinkenden eisernen
Gegenstände vor dem Eintauchen in das flüssige Zink einer Vorbehandlung unterzogen
werden, die im wesentlichen aus Entfetten, Beizen der Oberflächen mit Säuren, insbesondere
Salzsäure, Spülen in Wasser, Eintauchen in eine wäßerige Flußmittellösung und anschließendem
Trocknen besteht.
[0002] Das Spülen der gebeizten Gegenstände ist erforderlich, um die an der Oberfläche des
Beizgutes anhaftenden Beizflüssigkeitsreste, die erhebliche Mengen an Säure und Eisensalzen
enthalten, weitgehend zu entfernen. Ein Verzicht auf diese Zwischenspülung würde bei
der Trockenverzinkung zu einer starken Anreicherung von freier Säure und von Eisensalzen
in der Flußmittellösung führen. Die hohe Eisensalz-Konzentration bedingt eine starke
Verschlechterung der Abkochfähigkeit des Flußmittels und führt damit verbunden leicht
zu Fehlverzinkungen. Außerdem fällt beim Verzinken mehr Hartzink an und die Zinkasche
enthält einen unerwünscht hohen Eisengehalt. Auch freie Säure ist im Flußmittelbad
im allgemeinen unerwünscht. Bei ausreichend hohen Temperaturen wird sie nämlich im
Trockenofen praktisch quantitativ abgespalten und mit der Trockenluft emittiert. Da
sie sehr korrosiv ist, muß nicht nur der Trockenofen, sondern es müssen auch die Einrichtungen
zur Abluftabführung aus korrosionsbestän-L
-1 aigen Materialien angefertigt werden. Auf der anderen Seite, wird bei vielen Verzinkereien
das Verzinkungsgut wegen ungenügender Trocknungskapazität nicht ausreichend getrocknet,
so daß in diesen Fällen die mit dem Gut aus dem Flußmittelbad ausgeschleppte Säure
mehr oder weniger vollständig in das Zinkbad eingebracht wird, was zu erhöhter Aschebildung
führt, wobei letzere wiederum unter diesen speziellen Bedingungen am Verzinkungsgut
haftet, was Fehlverzinkungen zur Folge hat.
[0003] Durch den, wie oben dargelegt, notwendigen Spülvorgang des Verzinkungsgutes zwischen
Säurebeize und Flußmittelbad fallen saure Eisen- und in manchen Fällen Zinksalze enthaltende
Abwässer an, die im Gegensatz zu den Abfall-Beizsäuren wegen ihrer relativ geringen
Eisenkonzentration nicht auf andere Eisenverbindungen aufgearbeitet werden können,
die aber andererseits wegen der bestehenden Umweltauflagen nicht in Vorfluter oder
öffentliche Abwässer abgegeben werden dürfen. Die Entsorgung dieser Abwässer ist dadurch
mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden, zu welchem sich bei den meist üblichen
Durchlaufspülbädern die Kosten für einen entsprechend hohen Wasserverbrauch addieren.
[0004] Es sind Verfahren bekannt geworden, bei denen keine sauren Abwässer aus der Spüle
anfallen. So kann beispielsweise letztere als Standspüle benutzt werden. Bei der Zugabe
von Frischsäure in das Beizbecken wird das zur Verdünnung derselben erforderliche
Wasser der Standspüle entnommen und in letztere die entsprechende Menge Frischwasser
zugegeben. Da in den meisten Fällen die dem Beizbecken aus der Standspüle zugeführte
Wassermenge deutlich über der Säuremenge liegt, die mit dem Beizgut aus dem Beizbecken
in die Standspüle eingeschleppt wird, ergeben sich in der Standspüle Säure-und Eisenkonzentrationen,
die meist nur bei 10 bis 30 % derjenigen im Beizbecken liegen.
[0005] Die aus der Standspüle in das Fluxbad eingeschleppten Eisen-* salze stören unter
den erwähnten Voraussetzungen im allgemeinen nicht, da sie nur in seltenen Fällen
Konzentrationen von 20 g Fe/1 überschreiten. Die in das Flußmittelbad eingeschleppte
Säure sollte dagegen aus den bereits erwähnten Gründen entfernt werden.
[0006] Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, lagerfähige und sich nicht
zersetzende Zinkchlorid- und Ammoniumchlorid-Flußmittel für die Trockenverzinkung
zu schaffen, die gute Flußeigenschaften aufweisen, deren wäßerige Lösungen in der
Lage sind, eingeschleppte Säure, insbesondere Salzsäure, auch bei größeren Mengen
sehr schnell und vollständig ohne Hinterlassung unlöslicher Rückstände zu neutralisieren
und in Verbindungen umzuwandeln, die die Eigenschaften der Flußmittel nicht negativ
beeinflussen.
[0007] Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe bei einem Zinkchlorid und Ammoniumchlorid
enthaltenden Flußmittel für die Trockenverzinkung dadurch gelöst werden kann, daß
sie zusätzlich Hydroxide und Carbonate des Natriums oder Kaliums einzeln oder im Gemisch
enthalten, mit der Maßgabe, daß das Molverhältnis Zink : Natrium bzw. Kalium zwischen
1 : 0,02 und 1 : 2 liegt, je Mol Zink 0,05 bis 4 Mole Ammoniumchlorid enthalten sind'und
der Gesamtgehalt an Ammoniumchlorid und den Hydroxiden des Natriums oder Kaliums insgesamt
60 Gew.% nicht übersteigt.
[0008] Überraschenderweise geben die erfindungsgemäßen Flußmittel trotz des basischen Charakters
der Zusätze bei der Lagerung in geschlossenen Gebinden, keinen Ammoniak ab. Auch bei
der Eintragung in die wäßerigen Flusslösungen oder bei längerer Einwirkung von feuchter
Luft ist kein störender Ammoniakgeruch wahrnehmbar.
[0009] Das Molverhältnis Zink : Natrium bzw. Kalium in den erfindungsgemäßen Flussmitteln
beträgt vorzugsweise von 1 :
0,02 bis 1 : 1,5. Der Gehalt an Ammoniumchloriden beträgt vorzugsweise 0,05 bis 2
Mol je Mol Zink.
[0010] Die Flußmittel können weiterhin auch die Chloride des Natriums oder Kaliums enthalten,
wobei darauf zu achten ist, daß das Molverhältnis Zink : Natrium bzw. Kalium nicht
geändert wird und ebenfalls von 1 : 0,02 bis 1 : 2, vorzugsweise von 1 : 0,02 bis
1 : 1,5 beträgt, mit der Maßgabe, daß der Gehalt an den beiden Chloriden maximal 1,2
Mol je Mol Zink beträgt.
[0011] Neben diesen Hauptkomponenten des erfindungsgemäßen Flußmittels, die zusammen mindestens
etwa 80 Gew.% ausmachen, kann das Flußmittel auch andere übliche Zusätze, wie Korrosionsschutzmittel,
Netzmittel, basisch reagierende Zinkverbindungen enthalten.
Beispiel 1
[0012] In einer Verzinkungsanlage wird das Verzinkungsgut nach dem Beizen in Salzsäure in
einer Standspüle gespült, deren Säu- .regehalt im Mittel bei 3 Gew.% liegt. Die Ausschleppverluste
aus der Standspüle durch das Verzinkungsgut liegen bei 5 l/t Durchsatz. Die zu verzinkenden
Gegenstände werden nach dem Spülen in der Standspüle in eine wäßrige Flußmittellösung
von 70°C getaucht, getrocknet und verzinkt. Dem Flußmittelbad wird in gewissen Zeitabständen
ein festes Flußmittel zugegeben, das aus 48 Gew.% ZnCl
2, 32 Gew.% NH
4Cl und 20 Gew.% K
2C0
3 (Molverhältnis Zn : NH
4Cl : K 1:1,7:0,8) besteht. Die zugegebene Flußmittelmenge entspricht dem durch das
Verzinkungsgut ausgeschleppten Flußmittel. Sie beträgt 1,8 kg/t Verzinkungsgut. Der
pH-Wert in der Flußmittellösung zeigt nur geringe Schwankungen und liegt im Mittel
bei 5, woraus sich ergibt, daß die eingeschleppte Säure vollständig neutralisiert
wird. Der Eisengehalt der Flußmittellösung beträgt 13 g/1 und zeigt auch über einen
längeren Zeitraum nur relativ geringe Abweichungen in beiden Richtungen von dem genannten
Wert. Die Qualität des Gutes nach dem Verzinken ist einwandfrei.
Beispiel 2
[0013] In einer ebenfalls mit Standspüle arbeitenden Verzinkerei beträgt der mittlere Salzsäuregehalt
in der Standspüle 3,7 %, die Ausschleppverluste aus der Standspüle liegen bei 6 1/t
Verzinkungsgut. Dem Fluxbad werden zur Aufrechterhaltung einer gleichbleibenden Konzentration
2,5 kg/t Verzinkungsgut eines Flußmittels, bestehend aus 73,5 Gew.% ZnCl
2, 11 Gew.% NH
4Cl, 12,5 Gew.% KOH und 3 Gew.% NaOH (Molverhältnis ZnCl
2 : NH
4Cl : Na + K = 1:0,38:0,55) zugegeben. Der pH-Wert der Flußmittellösung liegt im Mittel
bei 4,5, der Eisengehalt bei 16 g/l. Die Qualität des Gutes nach dem Verzinken ist
einwandfrei.
Beispiel 3
[0014] In der in Beispiel 1 beschriebenen Verzinkungsanlage wird statt des dort angeführten
Flußmittels ein solches, bestehend aus 47 Gew.% ZnCl
2, 37 Gew.% NH
4Cl und 16 Gew.% KOH (Mol-Verhältnis Zn : NH
4Cl : K = 1:2:0,83) verwendet. Alle sonstigen Bedingungen entsprechen denen des Beispiels
1.
[0015] Es wird ein fehlerfrei verzinktes Gut erhalten.
Beispiel 4
[0016] In der in Beispiel 2 beschriebenen Verzinkerei wird ein Flußmittel eingesetzt, das
aus 66 Gew.% ZnCl
2, 8 Gew.% NH
4Cl, 16 Gew.% Na
2C0
3 und 10 Gew.% NaCl besteht (Molverhältnis Zn : NH
4Cl : Na = 1:0,31:0,97).
[0017] Der mittlere pH-Wert und der Eisengehalt der Lösung ent- sprechen denen des Beispiels
2. Es wird ein einwandfrei verzinktes Gut erhalten.
Beispiel 5
[0018] In einer Verzinkungsanlage wird das Verzinkungsgut nach dem Beizen in Salzsäure in
einer Standspüle gespült, deren Säuregehalt im Mittel bei 2,2 % liegt. Die Ausschleppverluste
aus der Standspüle durch das Verzinkungsgut liegen bei 5,4 l/t Durchsatz. Die zu verzinkenden
Gegenstände werden nach dem Spülen in der Standspüle in eine wässerige Flußmittellösung
getaucht, in einem Trockenofen getrocknet und verzinkt. Dem Flußmittelbad wird zur
Aufrechterhaltung der Konzentration von Zeit zu Zeit ein festes Flußmittel zugegeben
und zwar in einer Menge von 2 kg/t durchgesetztes Verzinkungsgut. Das Flußmittel besteht
aus 55 % ZnCl
2, 36,5 % NH
4Cl, 7,5 % Zn0 und 2 % Soda. (Molverhältnis Zn : NH
4Cl : Na = 1:1,376:0,038)..
[0019] Das Zinkoxid liegt in dem Flußmittel nicht als solches sondern als basisches Zinkchlorid
bzw. Zinkaminchlorid vor.
[0020] Der pH-Wert der Flußmittellösung liegt im Mittel bei 4,8, der Eisengehalt bei 11
g/l. Es wird ein fehlerfrei verzinktes Gut erhalten.
1. Zinkchlorid und Ammoniumchlorid enthaltende Flußmittel für die Trockenverzinkung,
dadurch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich Hydroxide und Carbonate des Natriums oder
Kaliums einzeln oder im Gemisch enthalten, mit der Maßgabe, daß das Molverhältnis
Zink : Natrium bzw. Kalium von 1 : 0,02 bis 1 : 2 beträgt, je Mol Zink 0,05 bis 4
Mole Ammoniumchlorid enthalten sind und der Gesamtgehalt an Ammoniumchlorid und den
Hydroxiden des Natriums oder Kaliums insgesamt 60 Gew.% nicht übersteigt.
2. Flußmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich Chloride
des Natriums und/oder Kaliums enthalten, wobei das Molverhältnis Zink : Natrium bzw.
Kalium von 1 0,02 bis 1 : 2 beträgt, mit der Maßgabe, daß der Gehalt an den Chloriden
maximal 1,2 Mol je Mol Zink beträgt.
3. Flußmittel nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Molverhältnis
Zink : Natrium bzw. Kalium von 1 : 0,02 bis 1 : 1,5 beträgt, und daß sie pro Mol Zink
0,05 bis 2 Mole Ammoniumchlorid enthalten.