[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbringen einer Schutzfolie auf ein durch
Extrusion hergestelltes Kunststoffprofil.
[0002] Es ist bekannt, empfindliche Teile eines Kunststoffprofils mit einer selbstklebenden
Folie als'Schutzfolie zu versehen, die diese empfindlichen Teile vor mechanischer
Beschädigung und aggressiven Flüssigkeiten während der weiteren Verarbeitung schützt.
Man verwendet z.B. Schutzfolien für die Dichtungslippen von Fenster- und Türdichtungen,
um sie vor der Grundimprägnierung im Herstellerwerk und dem Fertiganstrich an der
Einbaustelle sowie vor mechanischer Einwirkung während des Einbaus zu schützen. Die
Folie muß sicher und vollständig haften, damit sie sich bei dem Einsetzen in den Fensterrahmen
nicht versehentlich aufgrund der mechanischen Einwirkung löst oder bei der Knickung
oder Biegung des Profils Wellen bildet, unter denen sich kammerförmige Hohlräume befinden,
in die das Imprägnier- oder Anstrichmittel eindringen kann. Da Dichtungsprofile häufig
als auf Rollen gewickelte Endlosprofile in den Handel kommen, muß die vorgenannte
Wirkung der Schutzfolie auch für längere Lagerzeiten, z.B. bis zu einem Jahr, auch
unter Berücksichtigung ungünstiger Einflüsse wie Temperaturschwankungen, aggressive
atmosphärische Bedingungen und dergl., erhalten bleiben. Weiterhin sollen derartige
Schutzfolien sich kostengünstig aufbringen und leicht und zusammenhängend abziehen
lassen. Schließlich müssen auch kompliziert gestaltete Profile mit einer Schutzfolie
der hier genannten Art versehen werden können, ohne daß diese bei der Entfernung der
Schutzfolie beschädigt werden. Schließlich soll die Möglichkeit bestehen, die Haftung
der Schutzfolie an dem Profil je nach den sich ändernden Qualitäten des Profilmaterials,
der-Profilform und dem Anwendungszweck zu ändern.
[0003] Es wurde nun gefunden, daß man ein Kunststoffprofil mit einer die vorgenannten Anforderungen
vollständig erfüllenden Schutzfolie überziehen kann, indem man gleichzeitig mit der
oder im Anschluß an die Extrusion des Kunststoffprofils auf das noch heiße Kunststoffprofil
ein Gemisch von mindestens zwei thermoplastischen Kunststoffen aufbringt, wobei der
erste thermoplastische ..Kunststoff gegenüber dem Profilmaterial schlechte und der
zweite thermoplastische Kunststoff starke Haftungseigenschaften aufweist, und daß
man das Mischungsverhältnis des schlecht und des stark haftenden thermoplastischen
Kunststoffs so einstellt, daß einerseits eine ausreichende Haftung und andererseits
ein leichtes und vollständiges Entfernen der Schutzfolie gewährleistet ist. Vor--teilhafterweise
wird die Schutzfolie durch Extrusion aufgebracht. Stattdessen könnte sie auch unmittelbar
im Anschluß an die Extrusion des Kunststoffprofils in einem durch Erhitzung flüssigen
Zustand durch Sprühen oder Streichen oder Rollen oder dergl. appliziert werden. Jedoch
ist das Aufbringen durch Extrusion meist besser, weil dabei auch solche Querschnittsbereiche,.die
am fertigen Profil schlecht zugänglich sind, mit einer gleichmäßigen Schutzschicht
versehen werden können und weil die Dicke der Schutzfolie genauer und ggf. stellenweise
unterschiedlich bestimmt werden kann. Die Extrusion des Kunststoffprofils und der
Schutzfolie kann in einem und demselben .an sich bekannten Mehrfach-Extrusionskopf
stattfinden.
[0004] Dabei kann durch Änderung des Mischungsverhältnisses der die Schutzfolie bildenden
thermoplastischen Komponenten das Haftvermögen der Schutzfolie jederzeit auf den gewünschten
Anwendungszweck eingestellt werden. Die Änderung der Haftung der Schutzfolie an der
Unterlage verlangt also keinerlei Änderung der verwendeten Apparaturen oder der für
die Herstellung der Schutzfolie eingesetzten Substanzen; es werden lediglich deren
Mischungsverhältnisse verstellt. Insbesondere die Verwendung zusätzlicher haftfördernder
oder haftmindernder Additive ist nicht erforderlich.
[0005] Bringt man erfindungsgemäß die Schutzfolie nach der Extrusion des Kunststoffprofils
auf, erfolgt dies vorzugsweise gleichzeitig oder unmittelbar im Anschluß an die Extrusion
auf das noch heiße Kunststoffprofil, das sich dann ebenso wie das Schutzfolienmaterial
noch in einem haftungsaktiveren Zustand befindet.
[0006] Zweckmäßigerweise stellt man das Kunststoffprofil als solches aus zu diesem Zweck
an sich bekannten und bewährten Kunststoffen wie Polyvinylchlorid oder Polyvinylchlorid-Copolymeren
her.
[0007] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung verwendet man als schlecht
haftenden Kunststoff ein keine polaren Gruppen aufweisendes Polyolefin oder ein Gemisch
mehrerer derar- tiger Polyolefine. Bevorzugt setzt man Polyethylen, Polypropylen und/oder
Polybutylen ein. Besonders bevorzugt ist ein Hochdruckpolyethylen mit einem durchschnittlichen
Molekulargewicht von etwa 15.000 bis 50.000, insbesondere etwa 20.000.
[0008] Als stärker haftende Kunststoffkompomente für die Schutzfolie verwendet man einen
Kunststoff, der mit der schlecht haftenden Komponente verträglich ist. Erfindungsgemäß
verwendet man hierfür polare Gruppen bzw. haftfreudige Gruppen tragende Polymere oder
Copolymere. Bevorzugt setzt man Polyvinylacetat ein. Insbesondere bei der Verwendung
von Polyvinylchlorid als Profilmaterial sowie Polyethylen als schlecht haftende Schutzfolienkomponente
hat sich ein mit Polyethylen copolymerisiertes Polyvinylacetat mit einem durchschnittlichen
Molekulargewicht von etwa 10.000 bis 40.000 als besonders geeignet erwiesen.
[0009] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung bringt man auf das
aus Polyvinylchlorid extrudierte Kunststoffprofil ein Gemisch aus zwei thermoplastischen
Kunststoffen durch Extrusion auf, wobei der erste termoplastische Kunststoff ein Hochdruckpolyethylen
mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von etwa 20.000 und der zweite thermiplastische
Kunststoff ein Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat mit 25-30 Polyethyleneinheiten und
75-65 Vinylacetateinheiten sowie einem durchschnittlichen Molekulargewicht von etwa
28.000 ist, wobei das Gewichtsverhältnis zwischen dem ersten und dem zweiten thermoplastischen
Kunststoff 3:2 bis 4:1 beträgt.
[0010] Man kann dem Material für die Schutzfolie Farbstoffe zusetzen, um die Erkennbarkeit
der Schutzfolie zu erleichtern.
[0011] Die der Erfindung zugrunde liegende allgemeinere Regel besteht darin, daß mischungsfähige
Komponenten für einen Schutzfolienüberzug für Kunststoffprofile ausgewählt werden,
von denen die eine Komponente sich gegenüber dem Profilmaterial stark haftend und
die andere nicht oder wenig haftend verhält, wobei die Schutzfolienmaterialien gemeinsam
die erforderliche Widerstandsfähigkeit gegenüber den abzuwehrenden Einflüssen aufweisen.
Ein besonders wichtiger Gesichtspunkt kann in diesem Zusammenhang die erfindungsgemäß
gewährleistete Sperrfähigkeit gegenüber dem Lösungsmittel- und/oder Weichmacherdurchtritt
sein. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß manche Imprägnierungs- oder Anstrichmittel
auf einer Schutzfolie ungenügenden Lösungsmittel- oder Weichmacherdiffusionswiderstandes
auf weichmacherhaltigem Polyvinylchlorid nicht fest werden und gleichzeitig das Material
unter der Schutzfolie verhärtet. Diese an sich unerwartete Erscheinung wird so gedeutet,
daß das Lösungsmittel des Imprägnier- bzw. Anstrichmittels durch die Sshutzfolie hindurchdringt
und das Auswandern des Weichmachers durch die Schutzfolie hindurch in das Imprägnier-
bzw. Anstrichmittel beschleunigt, so daß der Weichmacher des Kunststoffprofilmaterials
in nachteiliger Weise einerseits diesem entzogen und andererseits der Imprägnier-
bzw. Anstrichmittelschicht zugeführt wird, so daß diese am Festwerden gehindert wird.
[0012] Die erfindungsgemäß hergestellte Schutzfolie hat sich weiterhin in Klimakammerversuchen
als außerordentlich verwitterungsbeständig erwiesen. Auch wenn erfindungsgemäß mit
einer Schutzfolie versehene Endlosprofile eng zusammengerollt-bei höheren Temperaturen
gelagert werden, tritt keine Ablösung der Schutzfolie auf. Dadurch unterscheiden sich
die Schutzfolien der Erfindung in vorteilhafter Weise von durch Aufstreichen eines
Kunststoff/Lösungsmittel/Gemischs erhaltene Schutzfolien. Es ist praktisch nicht möglich,
derartige Schutzüberzüge vollständig lösungsmittelfrei zu erhalten. Bei längerer Lagerung
entweicht jedoch das restliche Lösungsmittel aus diesen Überzügen, so daß sich deren
Eigenschaften während der Lagerung ständig ändern können.
[0013] Die Erfindung betrifft weiterhin nach einem der beanspruchten Verfahren mit einer
Schutzfolie verseheneiKunststoffprofile. Die Dicke des Schutzüberzugs darf nicht zu
klein sein, da der Schutzüberzug sonst zu leicht beim Entfernen von dem Kunststoffprofil
reißt. Andererseits darf nicht eine zu große Dicke des Schutzüberzugs gewählt werden,
weil sonst möglicherweise nicht mehr eine ausreichende Flexibilität des Schutzüberzugs
gewährleistet ist. Vorzugsweise trägt man die Schutzfolie in einer Dicke von etwa
0,05-0,5 mm auf das Kunststoffprofil auf.
[0014] Insbesondere bei komplizierter gestalteten Verglasungs-, Dichtungs- und/oder Konstruktionsprofilen
kann es zweckmäßig sein, die Schutzfolie lediglich im Bereich der Dichtlippe(n) anzuordnen.
Bei derartigen Schutzfolien, die das Kunststoffprofil nur im Bereich der besonders
starken Beanspruchungen unterworfenen Dichtlippen abdecken, hat es sich als vorteilhaft
erwiesen, daß die Schutzfolie an ihren an das ungeschützte Profilmaterial anliegenden
Rändern je eine Verstärkungsrippe erhält. Diese Verdickung der Schutzfolie an ihren
Rändern erleichtert das Ergreifen und Abziehen. Weiterhin erhöht sie die Zerreißfestigkeit
der Schutzfolie während des Abziehens von dem Kunst/ stoffprofil. Zur weiteren Erhöhung
der Festigkeit können auf der Schutzfolie auch mehrere, parallel zu den Verstärkungsrippen
verlaufende Rippen vorgesehen werden. Das sich zwischen den Rippen befindliche Folienmaterial
kann dann entsprechend dünner ausgeführt werden.
[0015] Die Erfindung wird im folgenden anhand einer Zeichnung sowie eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0016] Die Zeichnung zeigt ein erfindungsgemäß mit einer Schutzfolie 1 überzogenes Profil
2 zur Verwendung als Dichtungsprofil für Fenster. In der gezeigten Ausführungsform
ist die Schutzfolie 1 lediglich im Bereich der Dichtlippe 3 des Dichtungsprofils 2
angeordnete Es ist nämlich für derartige Dichtungsprofile nicht erforderlich, daß
sie vollständig von einer Schutzfolie umhüllt sind, da die nicht von der Schutzfolie
überdeckten Teile in einen Rahmen eingelassen werden, so daß sie von schädlichen Einflüssen
von außen ohnehin.geschützt sind. Für die Erleichterung des Abziehens der Schutzfolie
ist diese an ihren an das ungeschützte Profilmaterial anliegenden Rändern mit je einer
Verstärkungsrippe 4 ausgestattet, die mit einem geeigneten Werkzeug oder lediglich
mit den Fingern ergriffen und gelöst werden kann. Die Erfindung ist selbstverständlich
nicht auf Dichtprofile der in der Figur gezeigten Art beschränkt.
[0017] Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel für das Verfahren der Erfindung gegeben.
Beispiel:
[0018] Die Dichtungslippe eines aus weichmacherhaltigem Polyvinylchlorid bestehenden Dichtungsprofils
wird durch Coextrusion mit einer Schutzfolie versehen, die eine Mischung aus 75
Gew.-%
Hochdruckpolyethylen mit einem mittleren Molekulargewicht von 20.000 und 25 Gew.-%
eines Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren besteht. Das Ethylen-Vinylacetat-Copolymer bestand
aus 28 Einheiten Vinylacetat und 72 Einheiten Polyethylen.
[0019] Die Schutzfolie wies eine Dicke von 0,2 mm auf. Sie war weich und durchsichtig, ließ
sich jedoch zum Zwecke der besseren Erkennbarkeit anfärben. Sie haftete gut und vollflächig.
Die Haftung wurde auch durch scharfes Biegen des Profils.nicht beeinträchtigt. Die
Schutzfolie ließ sich leicht und zusammenhängend abziehen. Die Oberfläche der Dichtungslippe
zeigte keinerlei Änderung gegenüber dem nicht mit einer Schutzfolie versehenen Teil
des Dichtungsprofils.
1. Verfahren zum Aufbringen einer Schutzfolie auf ein durch Extrusion hergestellte
Kunststoffprofil, dadurch gekennzeichnet, daß man auf das extrusionswarme Kunststoffprofil'ein
Gemisch von mindestens zwei thermoplastischen Kunststoffen aufbringt, von denen der
erste thermoplastische Kunststoff gegenüber dem Profilmaterial schlechte und der zweite
starke Haftungseigenschaften aufweist, und daß man das Mischungsverhältnis des schlecht
und des stark haftenden thermoplastischen Kunststoffs so einstellt, daß ein leichtes
und vollständiges Entfernen der Schutzfolie gewährleistet ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufbringung der Schutzfolie
durch Extrusion gleichzeitig oder unmittelbar im Anschluß an die Extrusion des Kunststoffprofils
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man für das Kunststoffprofil
Polyvenylchlorid oder ein Polyvinylchlorid-Copolymer verwendet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man als
schlecht haftenden Kunststoff ein keine polaren Gruppen aufweisendes Polyolefin oder
ein Gemisch mehrerer derartiger Polyolefine einsetzt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man Polyethylen
als schlecht haftenden Kunststoff einsetzt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man als
schlecht haftenden Kunststoff ein Hochdruckpolyethylen mit einem durchschnittlichen
Molekulargewicht von etwa 15.000-50.000, insbesondere etwa 20.000, einsetzt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man als
stark haftenden Kunststoff ein polare Gruppen tragendes Polymeres oder Copolymeres
verwendet.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß man Polyvinylacetat verwendet.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Polyvenylacetat
mit Polyethylen copolymerisiert ist und ein durchschnittliches Molekulargewicht von
etwa 10.000 bis 40.000 aufweist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man auf
das aus Polyvinylchlorid extrudierte Kunststoffprofil ein Gemisch aus zwei thermoplastischen
Kunststoffen durch Extrusion aufbringt, wobei der erste thermoplastische Kunststoff
ein Hochdruckpolyethylen mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von etwa 20.000
und der zweite thermoplastische Kunststoff ein Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisat mit
25-35 Ethyleneinheiten und 75-65 Vinylacetateinheiten sowie einem durchschnittlichen
Molekulargewicht von etwa 28.000 ist, wobei das Gewichtsverhältnis zwischen dem ersten
und dem zweiten thermoplastischen Kunststoff 3:2 bis 4:1 beträgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man dem
ersten und/oder dem zweiten thermoplastischen Kunststoff Farbstoffe zusetzt.
12. Kunststoffprofil, hergestellt nach einem der Ansprüche 1 bis 11.
13. Kunststoffprofil nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzfolie
eine Dicke von etwa 0,05 bis 0,50 mm aufweist.
14. Kunststoffprofil nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzfolie
lediglich im Bereich der Dichtlippen aufgebracht ist.
15. Kunststoffprofil nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzfolie
an ihren an das Profilmaterial anliegenden Rändern je eine Verstärkungsrippe aufweist.
16. Kunststoffprofil nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß parallel zu den
Verstärkungsrippen weitere Rippen angeordnet sind.