[0001] Die Erfindung betrifft eine hydraulische Flüssigkeit auf der Basis von Borsäureestern
und Ethylenglykol-monoalkylethern
[0002] An hydraulische Flüssigkeiten, insbesondere an Bremsflüssigkeiten, werden hinsichtlich
ihrer chemischen und ph
ysikali- schen Eigenschaften hohe Anforderungen gestellt. Entsprechend den derzeit
bestehenden Normen (vgl. Spezifikationen DOT 3 und DOT 4 vom US-Department of Transportation
in Federal Motor Vehicle Safety Standard = FMVSS-Nr. 116 und Spezifikation SAE-J 1703
der Society of Automotive Engineers, New York) sollen Bremsflüssigkeiten einen besonders
hohen Trocken-Siedepunkt (Rückflußsiedepunkt-trocken) und Naß-Siedepunkt (Rückflußsiedepunkt-feucht)
besitzen und eine Viskosität aufweisen, die sich innerhalb eines weiten Temperaturbereiches
nur wenig ändert.
[0003] In der deutschen Auslegeschrift 17 68 933 und in den deutschen Offenlegungsschriften
24 37 936 und 24 38 038 sind Bremsflüssigkeiten auf der Basis von (a) Borsäureestern
aus Orthoborsäure, Alkylenglykol-monoalkylethern und/oder Alkylenglykolen, (b) Polyoxalkylenglykol-monoalkylethern
und gegebenenfalls (c) Polyoxalkylenglykolen beschrieben. Diese bekannten hydraulischen
Flüssigkeiten lassen jedoch bezüglich der eingangs genannten Anforderungen noch zu
wünschen übrig.
[0004] Es ist demnach Aufgabe der Erfindung, eine hydraulische Flüssigkeit, insbesondere
eine Bremsflüssigkeit zu schaffen, die eine ausgezeichnete Viskosität besitzt und
einen hohen Trocken-Siedepunkt und Naß-Siedepunkt aufweist. Die neue Bremsflüssigkeit
soll darüberhinaus, um eben den verschiedenartigen Anforderungen im technischen Gebrauch
gerecht zu werden, sowohl die Spezifikation DOT 3 und DOT 4 erfüllen.
[0005] Die erfindungsgemäße hydraulische Flüssigkeit besteht aus:
A) 10 bis 30 Gew.-%, bezogen auf Gesamtgewicht der Flüssigkeit, von mindestens einem
Borsäureester der allgemeinen Formel I

worin bedeuten: R und R1 eine Alkylgruppe mit 1 bis 8 C-Atomen, und x und y eine ganze Zahl von 1 bis 4,
B) 50 bis 80 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, von mindestens
einem Ethylenglykol-monoalkylether der allgemeinen Formel II

worin bedeuten: R2 eine Alkylgruppe mit 1 bis 4 C-Atomen und n eine ganze Zahl von 1 bis 4,
C) 1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, von mindestens
einem Inhibitor,
D) 0 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, von mindestens
einer Verbindung der Formel III

worin bedeuten: R3 und R4 eine (geradkettige oder verzweigte) Alkylgruppe mit 1 bis 4 C-Atomen, R5 ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe und z eine ganze Zahl von 1 bis 10 sowie
E) 0 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, von mindestens
einer Verbindung der Formel

worin bedeuten: R6 ein Wasserstoffatom, eine Methylgruppe oder eine Ethylgruppe und m eine ganze Zahl
von 2 bis 10.
[0006] Bei den Borsäureestern der Formel I (Komponente A) können R und R
1, x und y gleich oder verschieden sein. Die Alkylgruppe R und R, kann geradkettig
oder verzweigt sein, vorzugsweise ist sie geradkettig.
[0007] Bevorzugte Borsäureester der Formel I sind solche, bei denen R und R
1 eine Alkylgruppe mit 1 bis 4 C-Atomen, und x und y 2 oder 3 ist.
[0008] Besonders bevorzugt sind Borsäureester der Formel I, worin R und R
1 Methyl, Ethyl, Propyl oder Butyl, und x und y 2 oder 3 ist.
[0009] Die Herstellung der Borsäureester der Formel I - ein Reaktionsprodukt aus Orthoborsäure,
Diethylenglykol und einem gemäß Formel I geeigneten Ethylenglykol-monoalkylether im
Molverhältnis 1 : 1 : 1 - erfolgt nach an sich bekannten Arbeitsweisen. Die genannten
Reaktionskomponenten werden in einem mit Rührer und gegebenenfalls mit Rückflußkühler
ausgestattetem Reaktionsgefäß bei einer Temperatur von etwa 50 bis etwa 150 °C, vorzugsweise
etwa 110 bis etwa 140 °C, unter Rühren umgesetzt, wobei das entstehende Reaktionswasser
kontinuierlich abgeführt wird. Die Umsetzung wird zweckmäßigerweise in Anwesenheit
eines inerten, mit Wasser ein Azeotrop bildenden Lösungsmittels, wie beispielsweise
Benzol, Toluol, Xylol, Ethylbenzol und dergleichen, durchgeführt. Das Entfernen des
Reaktionswassers kann auch dadurch vorgenommen werden, daß man die Umsetzung unter
vermindertem Druck, beispielsweise im Wasserstrahlvakuum (7 bis 20 mbar) durchführt.
Zur Erzielung einer sehr hohen Ausbeute ist es vorteilhaft, den Ethylenglykolmonoalkylether
im Überschuß zu nehmen, die genannten drei Reaktionskomponenten also vorzugsweise
in den molaren Gewichtsmengen von etwa 1 : 1 : 1,2 bis 1 : 1 : 2,5 einzusetzen.
[0010] Nach Beendigung der unter kontinuierlicher Wasser-Entfernung durchgeführten Umsetzung
wird das gegebenenfalls verwendete Lösungsmittel durch übliche Destillation vom Reaktionsprodukt
entfernt und dieses - sofern noch eine weitere Reinigung erforderlich sein sollte
- zweckmäßigerweise bei einer Temperatur von 90 bis 150 °C vakuumgestrippt (Druck
etwa 7 bis 20 mbar).
[0011] Bei den Ethylenglykol-monoalkylethern der Formel II (Komponente B) kann die Alkylgruppe
R
2 geradkettig oder verzweigt sein, vorzugsweise ist sie geradkettig.
[0012] Bevorzugte Ethylenglykol-monoalkylether der Formel II sind solche, bei denen R
2 Methyl, Ethyl, Propyl oder Butyl, und n 2 bis 4 ist.
[0013] Ein besonders bevorzugter Ethylenglykol-monoalkylether gemäß Formel II ist das Methyltriethylenglykol

Als Inhibitor (Komponente C), insbesondere von Korrosion und Oxidation (Antioxidanz),
können die bei der Formulierung von hydraulischen Flüssigkeiten allgemein üblichen
Verbindungen eingesetzt werden.
[0014] Aus der großen Zahl der möglichen Korrosionsinhibitoren sind die folgenden Verbindungen,
einzeln oder in Mischung miteinander, erfindungsgemäß bevorzugt:
Alkalisalze, vorzugsweise die Natriumsalze der Kohlensäure, der phosphorigen Säure
und Phosphorsäure;
Fettsäuren, vorzugsweise Caprylsäure, Laurinsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure und
ölsäure;
Alkalisalze von Fettsäuren, vorzugsweise das Natriumsalz von Laurinsäure, Palmitinsäure,
Stearinsäure und ölsäure;
Ester der phosphorigen Säure und Phosphorsäure mit aliphatischen Alkoholen mit 1 bis
6 C-Atomen, vorzugsweise Ethylphosphat, Dimethylphosphat, Isopropyl-phosphat, Di-isopropyl-phosphat,
Butylphosphit und Dimethylphosphit.
Mono- und Dialkylamine - gegebenenfalls ethoxyliert mit 1 bis 5 Ethylenoxid-Einheiten
- und deren Salze mit Mineral- oder Fettsäure, wobei Alkyl eine Gruppe mit 1 bis 18
C-Atomen ist; davon sind bevorzugt: Butylamin, Hexylamin, Octylamin, Isononylamin,
Oleylamin, Di--propylamin und Di-butylamin;
Alkanolamine - gegebenenfalls ethoxyliert mit 1 bis 5 Ethylenoxideinheiten - und deren
Salze mit Fettsäuren, wobei Alkyl eine Gruppe mit 1 bis 6 C-Atomen ist; davon sind
bevorzugt: Monoethanolamin, Diethanolamin und Triethanolamin;
Cyclohexylamin; und
Triazole, vorzugsweise Benztriazol.
[0015] Die Korrosionsinhibitoren werden in der Regel in einer Menge von 1 bis 10 Gew.-%,
vorzugsweise von 2 bis 8 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, eingesetzt.
[0016] Aus der großen Zahl der für hydraulische Flüssigkeiten geeigneten Antioxidantien
sind die folgenden Verbindungen, einzeln oder in Mischung miteinander, erfindungsgemäß
bevorzugt:
Alkalisalze der salpetrigen Säure, vorzugsweise Natriumnitrit; phenolische Verbindungen,
vorzugsweise Phenyl-a-naphthylamin;
substituierte Phenole, vorzugsweise Dibutylkresol, 2,6-Dibutyl-p-kresol, 2,6 Di-tert.-butyl-p-kresol
und 2,4-Dimethyl-6-tert.-butylphenol;
Chinone, vorzugsweise Hydrochinone, Brenzchatechine, Anthrachinone und Phenothiazine,
die gegebenenfalls kernsubstituiert sind.
[0017] Die Antioxidantien werden in der Regel in einer Menge von 0,01 bis 2,0 Gew.-%, vorzugsweise
von 0,05 bis 1,0 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, eingesetzt.
[0018] Die erfindungsgemäße hydraulische Flüssigkeit enthält vorzugsweise von der Komponente
A) 15 bis 20 Gew.-%, von der Komponente B) 55 bis 65 Gew.-% und von der Komponente
C) 3 bis 8 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit.
[0019] Die erfindungsgemäße hydraulische Flüssigkeit kann neben den Komponenten A), B) und
C) auch noch D) Dialkyl-polyalkylenglykole der Formel III und/oder E) Polyoxialkylenglykole
der Formel IV enthalten. Diese Komponenten können aus Zweckmäßigkeitsgründen zur genauen
Einstellung einer gewünschten Viskosität verwendet werden.
[0020] Von den zahlreichen verwendbaren Verbindungen der Formel III haben sich die Alkyl-polyethylenglykol-tert.-butylether
als besonders geeignet erwiesen. Bevorzugt eingesetzt werden Alkyl-polyethylenglykol-tert.-butylether
der Formel

in der R
3 einen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 4 C-Atomen bedeutet und
z eine ganze Zahl von 2 bis 10 , vorzugsweise 2 bis 5 ist. Diese Polyethylenglykoldiether
sind in der deutschen Offenlegungsschrift 23 50 569 beschrieben. Der Anteil an Verbindungen
der Formel III, sofern sie in der erfindungsgemäßen hydraulischen Flüssigkeit eingesetzt
werden, liegt bei 0,5 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise bei 5 bis 10 Gew.-%, bezogen auf
das Gesamtgewicht der Flüssigkeit.
[0021] Brauchbare Verbindungen der Formel IV sind Polyethylenglykole, Polypropylenglykole
und Polybutylenglykole. Bevorzugt verwendbar sind Polyethylenglykole mit einem Molekulargewicht
bis zu 200, vorzugsweise von 100 bis 150,insbesondere Diethylenglykol und Triethylenglykol.
Der Anteil an Polyoxialkylenglykolen der Formel IV, sofern sie in der erfindungsgemäßen
hydraulischen Flüssigkeit eingesetzt werden, liegt bei 0,5 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise
bei 5 bis 18 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit.
[0022] Die Herstellung der Verbindungen der Formeln II; III und IV gehört seit langem zum
Stand der Technik.
[0023] Die Herstellung der erfindungsgemäßen hydraulischen Flüssigkeiten erfolgt durch Zusammenmischen
der Komponenten, beispielsweise in einem Behälter mit Rührorgan, wodurch in einfacher
Weise ein homogenes Gemisch erhalten wird. In der Regel wird das Zusammenmischen bei
Atmosphärendruck und bei Raumtemperatur vorgenommen, es kann gegebenenfalls auch bei
höherer Temperatur (30 bis 50 °C) durchgeführt werden, wobei zweckmäßigerweise Feuchtigkeit
abgehalten wird.
[0024] Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
[0026] Es wird eine erfindungsgemäße Bremsflüssigkeit durch Mischen der folgenden Komponenten
hergestellt:

Diese Bremsflüssigkeit besitzt die folgenden Eigenschaften, gemessen nach FMVSS Nr.
116 für DOT 3- und DOT 4-Bremsflüssigkeiten:

Zum Vergleich seien nachstehend die Forderungen für eine DOT 3-Bremsflüssigkeit und
eine DOT 4-Bremsflüssigkeit angegeben: FMVSS 116

Beispiel 2
1. Hydraulische Flüssigkeit im wesentlichen bestehend aus
A) 10 bis 30 Gew.-%, bezogen auf Gesamtgewicht der Flüssigkeit, von mindestens einem
Borsäureester der allgemeinen Formel I

worin bedeuten:R und R1 eine Alkylgruppe mit 1 bis 8 C-Atomen und x und y eine ganze Zahl von 1 bis 4,
B) 50 bis 80 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, von mindestens
einem Ethylenglykol-monoalkylether der allgemeinen Formel II,

worin bedeuten: R2 eine Alkylgruppe mit 1 bis 4 C-Atomen und n eine ganze Zahl von 1 bis 4,
C) .1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit von mindestens
einem Inhibitor,
D) 0 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit von mindestens einer
Verbindung der Formel

worin bedeuten: R3 und R4 eine Alkylgruppe mit bis 4 C-Atomen, R5 ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe und z eine ganze Zahl von 1 bis 10, und
E) 0 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, von mindestens
einer Verbindung der Formel

worin bedeuten: R6 ein Wasserstoffatom, eine Methylgruppe oder eine Ethylgruppe und m eine ganze Zahl
von 2 bis 10.
2. Hydraulische Flüssigkeit nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Komponente
D) 0,5 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, Alkyl-polyethylenglykol-tert.-butylether
der Formel

enthält, in der R3 einen geradkettigen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 4 C-Atomen bedeutet, und
z eine ganze Zahl von 2 bis 10 ist.
3. Hydraulische Flüssigkeit nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Komponente
E) 0,5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Flüssigkeit, Polyoxethylenglykole
mit einem Molekulargewicht von 100 bis 200 enthält.