(57) Kraft- oder Sulfat-Zellstoff wird unter anderem im ungebleichten Zustand aufgrund
seiner guten Festigkeitseigenschaften zur Herstellung von Verpackungsmaterial verwendet.
Für die Verwendung als Verpackungsmaterial für Lebensmittel ist der ungebleichte Kraft-
oder Sulfat-Zellstoff jedoch nicht geeignet, da er eine häßliche braune Farbe und
einen unangenehmen Geruch, der aus dem Aufschlußprozess und der Waschung mit Eindampfkondenstaen
herrührt, aufweist.
Erfindungsgemäß kann nun der Kraft- oder Sulfat- Zellstoff um ca. 5 Punkte mittels
Peroxid aufgehellt und desordoriert werden, ohne daß die Festigkeit vermindert wird.
Die Behandlung kann dabei in bekannten Anlagen zur Herstellung von Zellstoff nach
der Diffusionswäsche in einem Dickstoffturm durchgeführt werden.
Als Peroxid wird vorzugsweise Wasserstoffperoxid verwendet.
[0001] Zellstoffe, welche nach dem Kraft- oder Sulfatverfahren erzeugt wurden, zeichnen
sich durch hervorragende technologische Eigenschaften aus. Sie werden unter anderem
nach einer Bleiche in grossen Mengen zur Papiererzeugung verwendet.
[0002] In ungebleichtem Zustand wird der Kraft- oder Sulfat- zellstoff in nicht unerheblicher
Menge zur Herstellung von Verpackungsmaterialien, wie z.B. Kartons, eingesetzt. Auf
Grund seiner sehr hohen Festigkeitseigenschaften eignet sich der Kraft- oder Sulfatzellstoff
nämlich für Verpackungen, bei denen mit starker mechanischer Beanspruchung gerechnet
werden muss.
[0003] Der ungebleichte Kraft- oder Sulfatzellstoff weist jedoch wesentliche Nachteile auf,
die seine Verwendung zur Herstellung von Verpackungsmaterial unerwünscht stark einschränken.
[0004] So sind z.B. die erhaltenen Verpackungsmaterialien auf Grund der braunen Farbe des
Zellstoffes unansehnlich und hässlich. Weiterhin entstehen bei derSulfat-Kochung intensiv
riechende schwefelhaltige Verbindungen, wie z.B. Äthyl- und Methylmerkaptan, die dem
Kraft-oder Sulfatzellstoff einen charakteristischen Geruch verleihen und bei der Waschung
und Trocknung nicht mit ausreichender Sicherheit entfernt werden können. Besonders
nachteilig wirken sich diese Eigenschaften des Kraft- oder Sulfatzellstoffes bei Lebensmittelverpackungen
aus, so dass bisher eine Verwendung des ungebleichten Kraft- oder Sulfatzellstoffes
für diesen Zweck, z.B. für Milchverpackungen, nicht möglich ist.
[0005] Es besteht somit ein enormes Bedürfnis, auf eine wirtschaftlich vertretbare Weise
mit den in Zellstofffabriken zur Verfügung stehenden, üblichen Anlagen den Kraft-
und Sulfatzellstoff aufzuhellen und zu desodorieren und somit als Material für die
Herstellung von Lebensmittelverpackungen verwendbar zu machen.
[0006] Während der ungebleichte Kraft- oder Sulfatzellstoff mit einem Weissgehalt von ca.
25 bis 26 erhalten wird, soll Zellstoff für Lebensmittelverpackungen einen Weissgehalt
von 3o bis 32 - ohne Verlust seiner guten Featigkeitseigenschaften - aufweisen.
[0007] Um dem Verpackungsmaterial eine ansprechende Farbe zu verleihen, genügt es, den Weissgehalt
des Kraft- oder Sulfatzellstoffes um ca. 5 bis 1o Punkte zu verbessern. Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zum Aufhellen und Desodorieren von Kraft- oder Sulfatzellstoff,
welches dadurch gekennzeichnet ist, dass man nach der Sulfat-Kochung während der Stoffaufbereitung
im Bereich einer Diffusionswäsche unter Benutzung der in dem Zellstoff nach der alkalischen
Kochung noch vorhandenen Restalkalität der Zellstoffsuspension ein Peroxid in einer
Menge von
0,
05 bis 3 Gev.-% (bezogen auf 100%iges Peroxid), bezogen auf atro-Zellstoff, zusetzt.
[0008] Dabei kann für die gewünschte Verbesserung des Weissgrades eine Menge an Peroxid
von o,5 bis 2,5 Gew.-% (100%iges Peroxid) bezogen auf atro Zellstoff notwendig sein,
während für die Desodorierung allein eine Menge von
0,
05 bis o,3 Gew.-% Peroxid, bezogen auf atro Zellstoff, ausreichend sein kann.
[0009] Als Peroxid wird vorzugsweise Wasserstoffperoxid in wässriger Lösung verwendet. Die
Restalkalität der Zellstoffsuspension kann zu Beginn der Zugabe des Peroxides einem
Auswaschungsgrad von o,2 bis 1,8 Gew.-% Na
2SO
4, vorzugsweise von 1,2 bis 1,5 Gew.-% Na
2SO
4 entsprechen. Bei dem erfindungsgemässen Verfahren ist vor allem vorteilhaft, dass
in der benutzten Phase des Kraft- oder Sulfatzellstoffherstellverfahrens die Zellstoffsuspension
mit einer Stoffdichte von 1o bis 15 Gew.-%, bezogen auf atro Zellstoff bei hohen Temperaturen,
welche in dem Bereich von 6o bis 80°C liegen, anfällt und mehrere Stunden, vorzugsweise
7 bis 2o Stunden, gelagert wird.
[0010] Darüberhinaus kann das erfindungsgemässe Verfahren bei Stoffdichten im Bereich von
3 bis 2o Gew.%, sowie bei Temperaturen im Bereich von 4o bis 90°C durchgeführt werden.
Eine Temperatur von 6o bis 70°C ist besonders vorteilhaft.
[0011] Die Lagerzeit des Zellstoffes kann darüberhinaus zwischen 1 bis 25 Stunden und in
einer vorteilhaften Ausführungsform 7 bis 15 Stunden betragen.
[0012] Normalerweise wird bei der Produktion von Sulfat- Zellstoff im Bereich der Diffnsionswäsche
ein Auswaschungsgrad erreicht, der für die Peroxidbehandlung optimal ist. Sollte dies
jedoch nicht der Fall sein, so ist es notwendig, die Restalkalität (Auswaschungsgrad)
zu korrigieren.
[0013] Eine zu hohe Alkalität des Zellstoffes bewirkt einen zu raschen Peroxidverbrauch
und damit ein schlechtes Ergebnis. In solchen Fällen ist es vorteilhaft, das einzusetzende
Peroxid mit einer adäquaten Säuremenge zu versehen, die ausreicht, die Alkalität des
Zellstoffes in den optimalen Bereich zu bringen. Als Säure kann man anorganische oder
organische Säuren verwenden, die keine reduzierenden Anteile beinhalten. Vorteilhafterweise
kann Schwefelsäure eingesetzt werden.
[0014] Das erfindungsgemässe Verfahren ist überraschenderweise in der beschriebenen Phase
des Kraft- oder Sulfat-Zellstoffherstellverfahrens möglich, obwohl bekannte Rezepturen
für eine Zellstoffbleiche mit Peroxid in dieser Phase des Zellstoffherstellverfahrens
keine ausreichenden Ergebnisse erzielen. Es
: besteht daher die allgemein herrschende Meinung, dass noch aus der Kochung vorhandene,
nicht ausgewaschene oxidierbare Anteile zu einem vorzeitigen Peroxidverbrauch führten
und eine Bleiche unmöglich machten. Überraschenderweise hat sich nun bei dem erfindungsgemässen
Verfahren gezeigt, das eine Peroxidbleiche in der beschriebenen Phase des Kraft- oder
Sulfat-Zellstoffherstellverfahrens möglich ist, wenn man auf die Zugabe der für eine
Peroxidbleiche ansonsten unbedingt notwendigen Natronlauge verzichtet. Auch anf die
Mitverwendung von bekannten Bleichstabilisatoren kann verzichtet werden.
[0015] Der mittels am erfindungagemässen Verfahren behandelte Kraft- oder Sulfat-Zellstoff
kann ohne Schwierigkeiten als Material für Lebensmittelverpackungen, z.B. Milchpackungen,
verwendet werden.
[0016] Das erfindungsgemässe Verfahren wird anhand der folenden Beispiele näher erläutert
und beschrieben:
Beispiel 1
[0017] Der in einem kontinuierlichen Kocher erzeugte Sulfat- Zellstoff wird nach Durchlaufen
der üblichen Sortierungs- und Waschungsoperationen über ein letztes Vaschfilter geleitet,
auf dem er mit einem Auswaschungsgrad von 1,2 bis 1,5 % Na
2SO
4 anfällt. Der Stoff wird am Filter auf 15% Stoffdichte eingedickt, er fällt mit 7
00C in eine Schnecke und wird in einem Dickstoffturm gepumpt, in dem er 7 bis 2o Stunden
lagert (Diffusionsturm).
[0018] Am Turmeingang hat der Stoff 26,5 Weissgehalt. In der Schnecke werden mittels einer
Tropfrinne 1.5oo l/h einer 1
0 %igen wässrigen Wasserstoffperoxidlösung gleichmässig verteilt.
[0019] Entsprechend der Produktion von 10.000 kg/h Sulfat-Zellstoff entspricht dies der
Anwendung von 1,5% H
2O
2 Der nach 7 Stunden Reaktionszeit aus dem Turm kontinuierlich abgepumpte Stoff hat
einen Weissgehalt von 32 bei gleichzeitiger Veränderung des Farbtons von Graubraun
zu bräunlichgelb. Er ist praktisch geruchlos. Die Festigkeitseigenschaften vor und
nach der Behandlung sind gleich.
Beispiel 2
[0020] In der in Beispiel 1 beschriebenen Anlage werden an der gleichen Zngabestelle 15
0 1/h einer 10%igen Wasserstoffperoxidlösung zudosiert, was auf Stoff bezogen 0,15%
entspricht. Der Weissgehalt des nach 1o Stunden Reaktions- und Lagerzeit aus dem Stapelturm
entnommenen Stoffes war mit 27,5 praktisch unverändert, Der zuvor eindringliche Geruch
war verschwunden, so dass der Stoff für eine Produktion von Milchbecherkarton eingesetzt
werden konnte.