[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Polyäthern und Acetalen auf
der Basis von Methanol und/oder Äthanol als Dieselkraftstoffe sowie diese Komponenten
enthaltende Dieselkraftstoffe.
[0002] Es ist allgemein bekannt, daß sich Alkohole, darunter Methanol und Äthanol, als Kraftstoffe
für Ottomotoren eignen. Für Dieselmotoren sind diese Alkohole jedoch nicht brauchbar,
da sie hier nur Cetanzahlen von ungefähr 8 - 10 erbringen, ein störungsfreier Fahrbetrieb
aber erst mit Cetanzahlen ab etwa 20 gewährleistet ist. Zwar kann man die Wirkung
derartiger Mischungen zur Verbesserung des Zündverhaltens durch Zugabe von Zündwilligkeitsverbesserern
oder Zündbeschleunigern erhöhen, jedoch sind diese Hilfsmittel entweder teuer oder
sie weisen erhebliche Nachteile auf. Alkyl- und Cycloalkylnitrate, die hauptsächlich
für diesen Zweck verwendet werden, sind toxikologisch nicht unbedenklich oder technisch
nur aufwendig herzustellen und, da sie zu Explosionen neigen, nicht gefahrlos zu handhaben.
Vor allem aber können sie infolge des in den Alkoholen stets noch enthaltenen Wassers
unter Bildung der korrosiven Salpetersäure hydrolysieren.
[0003] Da sich einerseits Kraftstoffe auf Basis von Mineralöl zunehmend verteuern und die
ausreichende Versorgung mit Rohöl bekanntermaßen gefährdet ist, andererseits aber
Methanol, wenn auch in begrenztem Umfang, zunehmend konkurrenzfähiger wird und Äthanol
pflanzlicher Provenienz in zahlreichen Ländern in großen Mengen zur Verfügung gestellt
werden kann, lag der Erfindung die allgemeine Aufgabe zugrunde, die Mineralöl-Dieselkarftstoffe
durch wirtschaftliche und umweltfreundliche Kraftstoffe auf der Basis dieser Alkohole
zu ersetzen.
[0004] Aus der DE-OS 27 53 027 ist es bekannt, Mischungen aus überwiegenden Mengen Methanol
und Polyalkylenglykoläthern als Dieselkraftstoffe zu verwenden. Methanol ist jedoch
im wesentlichen preiswert nur erhältlich, wo auch Erdgas oder Kohle verfügbar ist,
so daß das Problem der größeren Unabhängigkeit von Erdgas oder Erdöl produzierenden
Ländern mit diesem Vorschlag nicht zufriedenstellend gelöst wird. Außerdem ist es
ein Nachteil dieser Gemische, daß sie mit herkömmlichen Dieselkraftstoffen nicht mischbar
sind.
[0005] Demgemäß war es Aufgabe der Erfindung, herkömmliche Dieselkraftstoffe gänzlich oder
zum Teil durch Dieselkraftstoffe auf der Basis von Methanol und vor allem Äthanol
zu ersetzen.
[0006] Es wurde gefunden, daß sich
a) Polyäther der allgemeinen Formel I

in der A eine Äthylen- oder 1,2-Propylengruppe bedeutet, R1 für einen C1-C8-Alkylrest und R2 für Wasserstoff oder einen C1-C4-Alkylrest steht und n einen Wert von 1-5 hat, und/oder
b) Acetale. der allgemeinen Formel II

in der R3 Wasserstoff oder eine C1-C12-ALKYLgrup- pe und R4 für die Methylgruppe cder die Äthylgruppe steht und m einen Wert von 0-5 hat, allein
oder in Mischung mit
c) bis zu 45 Vol.% Äthanol (III) und/oder Methanol (IV) und/oder
d) bis zu 30 Vol.-% Wasser (V) und/oder
e) bis zu 85 Vol.-% von Dieselkraftstoffen auf Mineralölbasis (VI)
hervorragend als Dieselkraftstoffe eignen.
[0007] Gut geeignete Kraftstoffe dieser Art sind durch folgende Zusammensetzung gekennzeichnet:
i) 15-90 Vol.-% eines Polyäthers (I) oder Mischungen solcher Polyäther und/oder 15-90
Vol.-% eines Acetals (II) oder Mischungen solcher Acetale
ii) bis zu 45 Vol.-% Äthanol (III) und/oder Methanol (IV)
iii) bis zu 30 Vol.-%'Wasser (V) und
iv) bis zu 85 Vol.-% von Dieselkraftstoffen auf Mineralölbasis (VI).
[0008] Hierbei gilt die Regel, daß die durch die Cetanzahl definierte Qualität des Polyäthers
(I) und des Acetals (II) mit steigendem Polyverätherungsgrad zunimmt, wodurch sich
der Anteil der Komponenten (III) bis (V) entsprechend erhöhen läßt.
[0009] Unter dem' Polyverätherungsgrad n ist jeweils der mittlere Polyverätherungsgrad zu
verstehen.
[0010] Da die Polyäther (I) und die Acetale (II) mit steigendem Verätherungsgrad einerseits
teurer werden, andererseits aber mit umso größeren Mengen der wesentlich billigeren
Alkohole (III) und (I
V) verschnitten werden können, richtet sich das wirtschaftliche Mischungsoptimum nach
dem Preis dieser Komponenten. Der Monomethyl- und Monoäthyläther des Äthylenglykols
und des Prcpylenglykols als Verbindungen (I) eignen sich für sich allein weniger als
Dieselkraftstoffe, hingegen jedoch als Komponenten in Mengen bei zu etwa 85 Vol.%
in Mischungen mit den höhermolekularen Verbindungen (I) und (II).
[0011] Unter den Polyäthern (I) werden diejenigen bevorzugt, in denen A für Äthyleneinheiten
steht, da diese größtenteils aus Äthanol als Rohstoff hergestellt werden können, indem
man Äthanol zum Äthylen dehydratisiert, dieses oxidativ in Äthylenoxid überführt,
welches sodann in einer Polyadditionsreaktion an Methanol angelagert wird.
[0012] Die Qualität der Acetale (II) nimmt zwar mit steigendem Verätherungsgrad m und steigendem
C-Gehalt der Reste R
3 und R
4. zu, jedoch bevorzugt man aus wirtschaftlichen Gründen Formaldehyd- und Acetaldehyddimethylacetal,
da diese Acetale gänzlich aus Methanol und Äthanol gewonnen werden können. In abgeschwächter
Form gilt dies auch für solche Aldehyde, die über die Aldolkondensation von Acetaldehyd
erhältlich sind, wie beispielsweise Crotonaldehyd. Auch das relativ preiswerte Äthylhexanal
ist hier hervorzuheben. Allgemein können die Alkylreste verzweigt oder unverzweigt
sein, wobei jedoch den Verbindungen (II) mit Verzweigt geradkettigem Resten der Vorzug
zu geben ist.
[0013] Die Acetale (II) bieten den Vorteil, daß sie mit Dieselkraftstoff auf Basis von Mineralöl
in jedem Verhältnis gemischt und in Form dieser Mischungen verwendet werden können.
Dies gilt auch für Polyäther (I), in denen R
2 ‡ H ist. Für die übrigen Polyäther (R
2 = H) sind die Mischungsverhältnisse unschwer zu ermitteln.
[0014] Die Polyäther (I) und die Acetale (II) sind bekannt oder nach bekannten, großtechnisch
ausgeübten Verfahren leicht zugänglich.
[0015] Durch die verhältnismäßig hohen Wasseranteile wird die Motorleistung überraschenderweise
nicht herabgesetzt. Zwar ist der absolute Energieinhalt in wasserhaltigen Mischungen
entsprechend ihrem Wasseranteil geringer, jedoch wird der Wirkungsgrad der Motoren
durch das Wasser erhöht, weil die Wärmeverluste vermindert werden.
[0016] Die erfindungsgemäßen Dieselkraftstoffe, denen man die für mineralische Dieselkraftstoffe
üblichen Hilfsmittel zusetzen kann, in aller Regel aber nicht zuzusetzen braucht,
eignen sich nicht nur im Hinblick auf die Motorleistung und das Fahrverhalten hervorragend
für ihren Zweck, sondern sind außerdem noch besonders umweltfreundlich, da sie praktisch
restlos zu Kohlendioxid und Wasser verbrennen und da die Abgase deshalb nur noch sehr
wenig Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe, nitrose Gase und Ruß enthalten. Ein zusätzlicher
Vorteil der erfindungsgemäßen Dieselkraftstoffe liegt darin, daß sie mit steigendem
Gehalt an den Polyäthern (I) und den Acetalen (II) kältestabiler als die herkömmlichen
Kraftstoffe werden. Besonders sind hier die Polyäther mit R2 =
H hervorzuheben, die in reiner Form bis zu (-50°C) betriebsfähig bleiben.
[0017] Der Energieinhalt der erfindungsgemäßen Dieselkraftstoffe liegt pro Gewichtseinheit
bei 60 - 90% der herkömmlichen Kraftstoffe auf Mineralölbasis. Hierdurch werden an
den Dieselmotoren üblicher Bauart einige technische Veränderungen, wie die Vergrößerung
der Pumpenelemente in der Kraftstoffeinspritzpumpe, bedingt. Diese Änderungen lassen
sich bei der Fertigung der Motoren ohne weiteres berücksichtigen sowie an herkömmlichen
Motoren nachträglich anbringen. Im übrigen bestehen keine Unterschiede zu den herkömmlichen
Motoren, weder im Hinblick auf die Bauart noch auf das Fahrverhalten.
Beispiele
1. Verwendung von
a) Polyäthern der allgemeinen Formel I

in der A eine Äthylen- oder 1,2-Propylengruppe bedeutet, R1 für einen C1-C8-Alkylrest und R2 für Wasserstoff oder einen C1-C4-Alkylrest steht und n einen Wert von 1-5 hat, und/oder
b) Acetalen der allgemeinen Formel II

in der R3 Wasserstoff oder eine C1-C12-Alkylgruppe und R4 für die Methylgruppe oder die Äthyl- .gruppe steht und m einen Wert von 0-5 hat,
allein oder in Mischung mit
c) bis zu 45 Vol.-% Äthanol (III) und/oder Methanol (IV) und/oder
d) bis zu 30 Vol.-% Wasser (V) und/oder
e) bis zu 85 Vol.-% von Dieselkraftstoffen auf Mineralölbasis (VI)
als Dieselkraftstoffe.
2. Dieselkraftstoffe, gekennzeichnet durch folgende Zus-ammensetzung:
i) 15-90 Vol.-% eines Polyäthers (I) oder Mischungen solcher Polyäther und/oder 15-90
Vol.-% eines Acetals (II) oder Mischungen solcher Acetale
ii) bis zu 45 Vol.-% Äthanol (III) und/oder Methanol (IV)
iii) bis zu 30 Vol.-% Wasser (V) und
iv) bis zu 85 Vol.-% von Dieselkraftstoffen auf Mineralölbasis (VI).