(19)
(11) EP 0 015 564 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.09.1980  Patentblatt  1980/19

(21) Anmeldenummer: 80101155.2

(22) Anmeldetag:  07.03.1980
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3E04C 2/20, E04C 2/24, E04C 2/26
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT NL SE

(30) Priorität: 12.03.1979 DE 7906824 U

(60) Teilanmeldung:
82100860.4 / 0056660

(71) Anmelder: BASF Aktiengesellschaft
67063 Ludwigshafen (DE)

(72) Erfinder:
  • Krueckau, Fritz Ernst
    D-6719 Battenberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Schaumstoff-Platte


    (57) Plattenförmiges Formteil aus einem harten Schaumstoff vorzugsweise Schaumpolystyrol. Die Platte ist mit zwei Scharen parallel verlaufender Einschnitte senkrecht zur Plattenebene versehen. Die Schnittscharen verlaufen orthogonal zueinander. Die Schaumstoffplatten können zur Wärmeisolierung von Flachdächern und Gebäudefassaden verwendet werden




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Formteil aus einem harten Schaumstoff, das mit zwei Scharen von parallel verlaufenden Einschnitten versehen ist.

    [0002] Harte Schaumkunststoffe, z.B. auf Basis von Polystyrol-Partikelschaum, werden in großem Maßstab zur Isolierung von Gebäuden und Gebäudeteilen gegen den Einfluß von Kälte und Wärme eingesetzt. Bei der Isolierung von Flachdächern gegen Witterungseinflüsse werden auf die Schaumstoffplatten Dachdichtungsbahnen geklebt; bei der Fassadenisolierung werden die Platten mit einem festhaftenden Deckputz. versehen. Durch Schwindung und/oder thermische Kontraktion der steifen Schaumstoffplatten bilden sich bei Verformungsbehinderung in Plattenebene in der Plattenebene in beiden Hauptrichtungen starke Zugkräfte aus. Diese übertragen sich auf die schubfest mit der Plattenoberfläche verbundenen Deckschichten und führen dort zu Spannungen, die konzentriert über den Stoßfugen der Platten auftreten.

    [0003] Diese Spannungen überlagern sich den aus Temperaturbelastungen und Schwindung der Deckschicht selbst herrührenden Spannungen. Wird die Gesamtspannung größer als die Zugfestigkeit der Deckschicht, dann reißt diese.

    [0004] Der Erfindung lag nun die Aufgabe zugrunde, die durch die Schaumstoffplatten infolge Schwindung und thermischer Längenänderung auf den Gesamtverbund und insbesondere auf die Deckschicht ausgeübten Kräfte weitgehend zu vermindern, ohne daß jedoch die sonstigen Eigenschaften, vor allem die Wärmedämmung und die Drucksteifigkeit senkrecht zur Plattenebene negativ beeinflußt werden.

    [0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Platte auf mindestens einer Seite mit zwei Scharen parallel verlaufender Einschnitt senkrecht zur Plattenebene versehenist, wobei die Tiefe der Einschnitte größer ist als die halbe Plattendicke, die Abstände zwischen den Einschnitten zwischen 3 und 30 cm betragen und die beiden Schnittscharen orthogenal oder unter einen Winkel von 75° zueinander verlaufen.

    [0006] In der DE-OS 27 08 164 ist eine rollbare Wärmedämmbahn beschrieben, die aus einer Isolierschicht aus geschäumtem Kunststoffmaterial mit querverlaufenden Einschnitten besteht, die auf einer Abdeckbahn angeklebt ist. Verwendet man eine solche Wärmedämmbahn zum Isolieren von Flachdächern, so treten die oben geschilderten Zugkräfte senkrecht zur Schnittebene zwar nicht mehr auf, wohl aber noch parallel zur Schnittrichtung und können dort zur Ausbildung von Rissen über den Längsstößen der Deckschichten führen.

    [0007] Dagegen werden bei den erfindungsgemäßen Platten die aus behinderten Dehnungen der Platte herrührenden Kräfte in allen Richtungen der Plattenebene drastisch herabgesetzt, so daß Risse in Deckschichten und schubfest aufliegenden. Abdeckungen über den Stoßfugen vermieden werden.

    [0008] Die Steifigkeit und Festigkeit der Schaumstoffplatten senkrecht zur Plattenebene wird durch das Schnittraster nicht verändert, so daß z.B, die Begehbarkeit der Platten nicht beeinträchtigt ist. Außerdem kann die bei Schaumstoffplatten notwendige Ablagerungszeit bis auf wenige Tage reduziert werden oder ganz entfallen.

    [0009] Bevorzugte harte Schaumstoffe sind solche auf Basis von Polystyrol, insbesondere schwerentflammbarer Polystyrol- _ Partikelschaum. Daneben sind auch extrudierter Polystyrolschaum, Polyvinylchloridschaum und hart eingestellter Polyurethanschaum geeignet, ferner duroplastische Schäume auf Basis von Kondensationsprodukten von Harnstoff, Melamin oder Phenolen mit Formaldehyd.

    [0010] Die Dicke der Schaumstoffe liegt zwischen 10 und 100 g/1 vorzugsweise zwischen 10 und 50 g/l. Die Dicke der Platten kann zwischen 2 und 30, vorzugsweise zwischen 3 und 20 cm liegen. Die Platten sind vorzugsweise nur auf einer Seite mit den Schnittrastern versehen, und zwar auf der Seite, die im eingebauten Zustand mit der Deckschicht verbunden ist. Zur Erzielung besonderer Effekte kann es jedoch auch zweckmäßig sein, beide Seiten der Platten mit Einschnitten zu versehen. Die Einschnitte verlaufen zweckmäßigerweise senkrecht zur Plattenebene, es soll jedoch ein schräges Einschneiden, beispielsweise bis zu einem Winkel von 75° zur Plattenebene nicht ausgeschlossen werden. Die Abstände zwischen den einzelnen Einschnitte betragen 3 bis 30 cm, vorzugsweise 5 bis 20 cm, die Tiefe der Einschnitte ist größer als die halbe Plattendicke. Die Breite der eingeschnittenen Schlitze wird von der Art des Werkzeugs bestimmt. Sie kann zwischen 0 uhd 3 mm, vorzugsweise zwischen 0 und 1 mm, liegen; bei noch breiteren Schlitzen wird die Isolierwirkung der Dämmplatte beeinträchtigt und es können Kältebrücken entstehen.

    [0011] Die beiden Schnittscharen verlaufen vorzugsweise orthogonal; sie können jedoch auch unter einen Winkel von 75° zueinander verlaufen.

    [0012] Es gibt verschiedene Methoden, nach denen die Einschnitte in den Platten angebracht werden können. Als Werkzeuge kommen z.B. Sägen, Schneidringe, rotierende Messer, Glühdrähte oder oszillierende Drähte in Frage. Es ist auch möglich, mit Einschnitten versehene Schaumstoffplatten direkt nach dem Formteilverfahren herzustellen, indem man Formen mit eingebauten dünnwandigen Bleche verwendet.

    [0013] Die erfindungsgemäßen plattenförmigen Formteile können wie' herkömmliche Dämmstoffe auf einer oder beiden zur Plattenebene parallelen Oberflächen kaschiert und an den Rändern gefalzt werden. Als Kaschiermaterialien kommen zugfeste, aber leicht biegsame Materialien, z.B. Vliese, Gewebe aus Textil- oder Glasfasern, Metall-Folien, Kunststoff-Folien oder Bitumendichtungsbahnen sowie Dachpappe in Frage. Bei einseitiger Kaschierung und entsprechender Schnittiefe werden die Formteile als Bahnen aufrollbar. Die Kaschierung dient je nach verwendetem Material im Einbauzustand als Zugarmierung und/oder als Dampfbremse und/oder als Abdichtung gegen Luftzug oder Wasser. Durch eine beidseitige Kaschierung erhält man eine beidseitige Armierung mit gleichen Zusatzfunktionen wie bei einseitiger Kaschierung.

    [0014] Die erfindungsgemäßen Formteile können ein- oder beidseitig mit biegesteifen Deckschichten verbunden werden. Als Deckschichten für solche vorgefestigten Verbundelemente eignen sich beispielsweise Gipskarton-Platten, Asbestzement, Kunststoff-oder Sperrholzplatten sowie armierter Putz. Bei einseitig beschichteten Verbundelementen wird die Biegesteifigkeit ausschließlich von der Deckschicht bestimmt.

    [0015] Die beiden Hauptanwendungsgebiete für die erfindungsgemäßen Schaumstoff-Platten sind die Isolierung von Flachdächern und von Gebäude-Fassaden. In den nachfolgenden Beispielen sind zwei bevorzugte Ausführungsformen für diese Anwendungen beschrieben:

    1. Flachdachisolierung



    [0016] Der Aufbau entspricht dem üblichen Warmdachaufbau nach den Richtlinien des deutschen Dachdeckerhandwerks.

    [0017] Auf eine tragende Betondecke, die mit einem Bitumen-Voranstrich versehen ist, wird zunächst eine bituminierte Aluminiumfolie als Dampfsperre aufgeklebt. (Die gesamten Verklebungen und Verbindungen des Dachaufbaus werden mit Heißbitumen durchgeführt.) Auf die Dampfsperre wird als Ausgleichschicht eine Lochglasvliesbitumendachbahn aufgelegt. Darauf wird dann die erfindungsgemäße Schaumstoff-Dämmschicht geklebt. Diese besteht aus oberseitig mit einer Trägerschicht aus einer Glasvliesbitumendachbahn V 11 (nach DIN 52 143) kaschierten,12 cm dicken, 1 m breiten und 7,5 m langen Plattenbahnen aus schwerentflammbarem Schaumspolystyrol einer Dichte von 20 g/l. Die Plattenbahnen sind. Der Schaumstoff ist mit zwei orthogonalen Scharen von Einschnitten versehen, die einen Abstand von 10 cm voneinander haben. Die Einschnitte der Schnittschar, die senkrecht zur Längsrichtung der Plattenbahn verläuft, sind 10,5 cm tief, die der anderen Schnittschar sind nur 8 cm tief. Wegen der verhältnismäßig tiefen Einschnitte senkrecht zur Längsrichtung ist die Plattenbahn rollbar und deshalb beim Transport und Verlegen leicht zu handhaben. Auf die Dämmschicht wird schließlich noch eine Lage einer Glasvliesbitumendachbahn V 13-(nach DIN 52 143) geklebt;, und darüber eine Bitumendachdichtungsbahn mit Glasgittereinlage (200 g/m2), die oberseitig grob besandet ist.

    [0018] Man erhält eine Flachdachisolierung, die praktisch frei ist von Beanspruchungen, die vom Schaumstoff herrühren, und bei der die Abdeckbahnen im Vergleich zur herkömmlichen Warmdachisolierung einer wesentlich geringeren Zug- und Rißbeanspruchung unterliegen.

    2. Fassadenaußendämmung



    [0019] Auf ein 24 cm dickes Kalksandsteinmauerwerk wird die erfindungsgemäße Wärmedämmschicht mit einem üblichen Baukleber aus einer Kunstharzdispersion mit Zementzusatz aufgeklebt. Die Dämmschicht besteht aus 8 cm dicken, 50 cm breiten und 100 cm langen Platten aus schwerentflammbarem Schaumpolystyrol einer Dichte von 15 g/l. Die Platten sind mit zwei orthogonalen Scharen von 6 cm tiefen Einschnitten versehen, die Abstände von 10 cm haben (s. Zeichnung). Auf die Dämmschicht wird ein Grundputz einer Dicke von 5 mm aufgetragen, in den mittig ein Glasseidengittergewebe als Armierung eingebettet ist. Nach Erhärten des Grundputzes wird als Deckputz ein kunstharzgebundener Reibeputz in 3 mm Dicke aufgebracht.

    [0020] Man erhält eine Fassadenaußendämmung, bei der im Gegensatz zu konventionell aufgebauten Dämmungen auf Basis von unbehandelten Schaumstoffplatten keine Spannungsspitzen über den Stoßfugen der Platten auftreten, so daß das Risiko der Rißbildung in den Deckschichten weitgehend ausgeschaltet ist.


    Ansprüche

    1. Plattenförmiges Formteil aus einem harten Schaumstoff einer Dichte von 10 bis 100 g/l mit einer Dicke von 2 bis 30 cm, dadurch gekennzeichnet, daß die Platte auf mindestens einer Seite mit zwei Scharen parallel verlaufender Einschnitte senkrecht zur Plattenebene versehen ist, wobei die Tiefe der Einschnitte größer ist als die halbe Plattendicke, die Abstände zwischen den Einschnitten zwischen 3 und 30 cm betragen und die beiden Schnittscharen orthogonal oder unter einen Winkel von ≥ 75° zueinander verlaufen.
     
    2. Plattenförmiges Formteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine oder beide zur Plattenebene parallelen Oberflächen mit einem zugfesten, aber leicht biegsamen Material kaschiert sind.
     
    3. Plattenförmiges Formteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine oder beide zur Plattenebene parallele Oberfläche mit einer biegesteifen Deckschicht verbunden sind. Zeichn.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht