[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von gestrichenem
Papier und Karton, bei dem eine wässrige Streichmasse mit Teilchen mindestens einer
wässrigen Kunststoffdispersion und anorganischer Pigmente auf Streichrohpapier oder
-karton aufgetragen und getrocknet wird.
[0002] Den hohen Qualitätsanforderungen der Druckpapiere stehen die ständigen Forderungen
entgegen, eine Kostensenkung herbeizuführen. Von besonderer Dringlichkeit ist die
Lösung dieses Problems bei den sogenannten LWC-(light weight coated) Papieren, die
für Versandhauskataloge, illustrierte Magazine u.ä. verwendet werden. Nachdem die
Möglichkeiten über den Einsatz kostengünstigerer Rohstoffe ohne gleichzeitige Qualitätseinbußen
noch eine Kostensenkung herbeizuführen, weitestgehend erschöpft sind, werden LWC-Papiere
heute mit extrem niedrigen Flächengewichten hergestellt. Die Streichrohpapiere liegen
dabei zwischen 36 und 40 g/m
2, der Strichauftrag beträgt 8 - 12 g/m
2 und Seite. Diese Gewichte bilden eine technologische Grenze, die man trotz größter
Bemühungen nicht mehr unterschreiten kann. Vielmehr führt bereits das Arbeiten in
diesem Grenzbereich zu enormen Schwierigkeiten während des Streichprozesses. Infolge
des geringen Flächengewichtes kommt es vielfach zum "Durchschlagen" der Streichmasse.
Die Streichmasse durchdringt dabei das Substrat und baut sich auf der Coater-Walze
auf. Dabei enstehen zunächst Strichfehler und bei stärkerem Absetzen Abrisse der Papierbahn.
Die Streichanlage muß abgestellt und gesäubert werden. Die Stillstandzeiten und der
anfallende Ausschuß führen zu erhöhten Fertigungskosten.
[0003] Das Durchschlagen der Streichmassen hat aber auch noch einen weiteren Nachteil. Der
in das Papier eindringende Anteil der Streichmasse kann nicht mehr zur Qualitätsverbesserung
der Papieroberfläche beitragen. Es ist daher generell erwünscht, daß nur ein gewisser
Anteil der Streichmasse in das Substrat eindringt und dort die Verankerung der Oberflächenbeschichtung
bewirkt. Der grössere Anteil soll dagegen auf der Oberfläche verbleiben und die Bedruckbarkeit
verbessern. Zu tief eindringende Streichmassen verursachen daher auch bei solchen
Fapieren und Kartonsorten Qualitätsverluste, bei denen das Durchschlagen der Streichmasse
auf Grund ihres höheren Flächengewichtes nicht zu den oben beschriebenen Betriebsstörungen
führt.
[0004] Es hat in der Vergangenheit nicht an Bemühungen gefehlt, das zu tiefe Eindringen
der Streichmassen und insbesondere das Durchschlagen der Streichmassen bei LWC-Papieren
zu unterbinden. Die bekannten Vorschläge durch Erhöhung des Feststoffgehaltes oder
der Viskosität das Durchschlagverhalten der Streichmassen zu beeinflussen, haben aber
nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt. Die Erhöhung des Feststoffgehaltes wird
bei einer Streichmasse durch den Wasserbedarf limitiert, der zur Dispergierung der
verwendeten Pigmente erforderlich ist. In der Regel sind Streichmassen mit einem Feststoffgehalt
von mehr als 60 % nicht herstellbar oder zumindest unter praxisnahen Bedingungen nicht
verarbeitbar. Ein Durchschlagen der Streichmasse wird jedoch lediglich bei solchen
Streichmassen in geringem Umfang vermieden, die einen noch höheren Feststoffgehalt
aufweisen. Als zusätzliche Schwierigkeit kommt bei LWC-Papieren noch hinzu, daß sich
Strichauftrags
gewichte im interessierenden Bereich unter 12 g/m
2 mit Streichmassen, die einen Feststoffgehalt von über 60 % aufweisen, kaum erzielen
lassen. Lediglich in ihrer Viskosität erhöhte Streichmassen zeigen ebenfalls kein
geringeres Durchschlagverhalten. Es wurde auch schon der Zusatz von Elektrolyten und
kationischen Substanzen zur Streichmasse vorgeschlagen. Zumeist wird die Streichmassenrheologie
dadunh aber so ungünstig beeinflußt, daß auch diese Vorschläge keinen Eingang in die
Praxis gefunden haben.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, diese bekannten schwierigkeiten zu
beseitigen und ein Verfahren zum Herstellen von gestrichenem Papier und Karton zu
schaffen, bei dem die Streichmasse nur in geringem Umfang in die Substrate eindringt.
Insbesondere soll bei L
WC-Papieren das Durchschlagen der Streichmasse verhindert und ein problemloser und störungsfreier
Streichprozeß gewährleistet werden.
[0006] Eine weitere wichtige Aufgabe besteht in der Herstellung von LWC-Papieren mit verringertem
Flächengewicht, wobei aus einer geringeren Menge wertvoller Rohstoffe und unter Energieeinsparung
eine flächenmäßig gleichbleibende Papiermenge mit unverändertem Qualitätsniveau hergestellt
werden soll.
[0007] Die Aufgabe der Erfindung ist es auch, eine Streichmasse zu schaffen, die unter Verwendung
üblicher Streichfarbenkomponenten, insbesondere üblicher Kunststoffdispersionen und
Pigmente, hergestellt werden kann und die sich mit den üblichen Einrichtungen herstellen
und verarbeiten läßt, dabei jedoch in wesentlich geringerem Umfang in die Subtrate
eindringt und bei deren Anwendung zum Streichen von LWC-Papieren das Durchsc hlagen
weitestgehend vermieden wird.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt durch ein Verfahren zum Herstellen von gestrichenem
Papier oder Karton, das dadurch gekennzeichnet ist, daß
auf ein Streichrohpapier bzw. einen Streichrohkarton mit einem pH-Wert < 6,5
eine Streichmasse aufgetragen wird, deren pH-Wert > 6,5 ist,
bei der die Teilchen der Kunststoffdispersion eine nicht kationaktive Ladung tragen
und
die eine Subtanz enthält, die während der Herstellung und Lagerung der Streichmasse
deren Stabilität nicht beeinträchtigt, im pH-Bereich unterhalb 6,5 jedoch stark kationaktiv
wird und daß bei Kontakt mit dem sauer eingestellten Papier bzw. Karton die Streichmasse
an der Grenzfläche zum Streichrohpapier bzw. Streichrohkarton erstarrt.
[0009] Für die erfolgreiche Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es von entscheidender
Bedeutung, daß alle Verfahrensbedingungen eingehalten werden. Die Verwendung eines
Streichrohpapiers bzw. -kartons mit einem pH-WErt unterhalb .6,5 und die Einstellung
der Streichmasse auf einen pH-Wert oberhalb 6,5 ermöglichen dabei zunächst ein Arbeiten
im pH-Bereich der üblichen Streichmassen. Erst beim Kontakt der Streichmasse mit dem
Substrat wird die der Streichmasse zugegebene Substanz stärker kationaktiv. Die Auswahl
und Einsatzmöglichkeiten der stärker kationaktiv werdenden Substanzen und der Kunststoffdispersion
sind dabei sorgfältig aufeinander abzustimmen. Die Einsatzmöglichkeiten der verwendbaren
Kunststoffdispersionen sind dabei nicht an das Vorliegen eines bestimmten Polymerisats
gebunden. Es können vielmehr alle Kunststoffdispersionen verwendet werden, die auch
bisher zur Herstellung von Streichmassen Verwendung fanden, wie z.B. Butadienstyrol-Copolymerisate,
Acrylsäureester-Mischpolymerisate mit z.B. Polyvinylacetat o.ä., sofern sie die erhobene
Forderung nach einem nicht kationaktiven Ladungszustand ihrer Kunststoffteilchen erfüllen.
[0010] Unter dem Ausdruck Kunststoffteilchen mit einer nicht kationaktiven Ladung sollen
gemäß der vorliegenden Anmeldung solche Kunststoffdispersionen verstanden werden,
die über ein anionaktives Emulgatorsystem verfügen oder nichtionisch stabilisiert
sind. Viele Kuntstoffdispersionen, deren Emulgatorsystem sowohl aus anionischen als
aich aus nichtionischen Substanzen besteht, fallen ebenfalls unter den genannten Begriff.
Es werden aber auch solche Dispersionen von der gewählten Formulierung umfaßt, bei
denen der ionogene Ladungszustand durch bestimmte Gruppen des Polymerisats selbst
bestimmt wird.
[0011] Nicht geeignet für die Zwecke der vorliegenden Erfindung sind die Kunststoffdispersionen,
deren Teilchen eine kationaktive Ladung tragen und auch die nicht, die bei Zugabe
zu einer Streichmasse unter dem Einfluß einer schwach kationaktiven Substanz in ihrer
STabilität so beeinträchtigt werden, daß eine problemlose Herstellung, Lagerung und
Weiterverarbeitung der Streichmasse nicht mehr möglich ist. Um von einer empfindlichen
Störung des Stabilisierungsgrades zu sprechen, bedarf es nicht einer Koagulation der
Streichmasse, vielmehr macht sich eine Beeinflussung des Stabilisierungsgrades oftmals
schon durch eine über dem üblichen Maß liegende Steigerung der Biskosität bemerkbar.
[0012] Es sind auch die Kunststoffdispersionen nicht geeignet, die über einen derart hohen
STabilisierungsgrad verfügen, daß sie bei Zugabe einer schwach kationaktiven Substanz
zu einer Streichmasse unter dem Einfluß einer sauren Papieroberfläche in ihrem Stabilisierungsgrad
nicht oder nur so gering beeinflußt werden, daß ein Erstarren der Streichmasse an
den Berührungspunkten zwischen Strich und Papier nicht erfolgt.
[0013] Die Substanzen, die der Streichmasse zugegeben werden und erst im pH-Bereich unterhalb
6,5 stark kationaktiv werden, besitzen im allgemeinen auch bei höheren pH-Werten einen
schwach kationaktiven Charakter, sie werden deshalb nachfolgend als schwach kationische
Substanzen bezeichnet. Die von ihnen ausgehende kationische Wirkung ist jedoch so
gering. daß sie ohne nennenswerten Einfluß auf die Stabilität der Streichmassen bleibt.
Ihre charakteristische Wirkung tritt erst bei einem sauren pH-Wert ein. Bei Kontakt
mit einem sauer hergestellten Papier verstärkt sich ihre kationaktive Wirkung und
bewirkt eine Erstarrung der Streichmasse an den Stellen, an denen Kontakt zwischen
Streichmasse und saurem Papier besteht.
[0014] Durch das Erstarren der Streichmasse an dem genannten Grenzflächenbereich wird ein
weiteres Eindringen der Streichmasse in das Innere des Streichrohpapiers verhindert
und bei LWC-Papieren das Durchschlagen unterbunden. Die Papierstreichmasse kann aber
auch ihre vorgesehene Aufgabe, die in der Verbesserung der Oberfläche besteht, weitaus
besser erfüllen, als eine solche Streichmasse, die in einem erheblichen Umfang in
das Papier eingedrungen ist.
[0015] Wenn auch noch nicht restlos geklärt ist, wie es im Einzelfall zum Erstarren der
Streichmasse im Grenzflächenbereich kommt, kann die Wirkungsweise jedoch voraussichtlich
wie folgt erklärt werden:
Die der Streichmasse zugegebenen Substanzen beeinträchtigen die Stabilität der auf
einen pH-Wert > 6,5 eingestellten Streichmasse zunächst nicht. Herstellung und Verarbeitung
der Streichmassen sind daher keinen Beschränkungen unterworfen und können in der üblichen
Art und Weise erfolgen. Wird die Streichmasse jedoch auf die Oberfläche eines Streichrohpapiers
oder Streichrohkartons aufgetragen, dessen Oberfläche einen sauren pH-Wert aufweist,
so werden die Substanzen stark kationisch und beeinträchtigen den Stabilisierungsgrad
des verwendeten Kunststoffbindemittels. Der verringerte Stabilisierungsgrad der Kunststoffdispersion
kann sowohl in einer vollkommenen Koagulation im Grenzflächenbereich des Substrats
und der Streichmasse begründet sein, wobei in der Regel eine Wasserabspaltung zu beobachten
ist, es kann sich aber auch um die Überführung der Kunststoffdispersion in einen nicht
reversiblen, gelartigen Zustand handeln. In jedem Fall wird es infolge der verringerten
Stabilität der Kunststoffdispersion im Grenzflächenbereich zu einem Erstarren der
Streichmasse kommen. In diesem Grenzflächenbereich wirkt die erstarrte Streichmasse
quasi als Sperrschicht und verhindert ein weiteres Eindringen des Streichmassenanteils,
der mit der Oberfläche des Substrats nicht in Kontakt gekommen ist, infolgedessen
über einen unveränderten pH-Wert verfügt und dessen Stabilität nicht beeinträchtigt
ist.
[0016] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens hat sich die Verwendung eines Streichrohpapiers
oder -kartons mit einem pH-Wert zwischen 4,5 und 6,0 als besonders vorteilhaft herausgetellt.Streichrohpapiere
und -kartons werden vielfach in diesem pH-Bereich hergestellt und können daher ohne
zusätzliche Maßnahmen bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden. Von besonderem
Vorteil ist es dabei aber auch, daß durch die Verwendung solcher Substrate eine sehr
schnelle und vollkommene Destabilisierung im Grenzflächenbereich erfolgt.
[0017] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
solche Streichrohpapiere oder -kartons verwendet, bei denen die Einstellung des pH-Wertes
durch Zusatz einer Schwefelsäureverbindung des Aluminiums zum Faserstoffbrei auf einen
Wert von 4,5 bis 6,0 erfolgte. Es haben sich sowohl Aluminiumsulfat als auch Kalium-Aluminiumsulfat
als geeignet erwiesen. Wenn eine noch niedrigere pH-Wert-Einstellung erwünscht ist,
wird diese zweckmäßigerweise zusätzlich durch Schwefelsäure vorgenommen.
[0018] Wässrige Papierstreichmassen werden zumeist im alkalischen Bereich hergetellt und
verarbeitet. Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens hat sich die Einstellung
der Streichmasse auf einen pH-Wert, der zwischen 7,5 und 11 liegt, als zweckmäßig
erwiesen. Bei Streichmassen in diesem pH-Wert-Bereich ist sowohl eine ausreichende
Stabilität während der Herstellung und Verarbeitung als auch ein sicheres Erstarren
der Streichmasse im Grenzflächenbereich gewährleistet, wenn die Streichmasse auf das
Substrat aufgetragen wird.
[0019] Wenn für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens auch solche Kunststoffdispersionen
geeignet sind, deren Teilchen einen nichtionischen Ladungszustand aufweisen, so haben
sich doch solche Kunststoffdispersionen als besonders zweckmäßig erwiesen, bei denen
die Teilchen anionaktiv geladen sind. Bei diesen Dispersionen ist eine Destabilisierun
g durch die im sauren pH-Bereich stärker kationaktiv werdende Substanz besonders gut
erreichbar.
[0020] In einer zweckmäßigen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden dabei
solche Kunststoffdispersionen verwendet, bei denen der anionaktive Ladungszustand
der Teilchen durch anionische Gruppen des Kunststoffmoleküls bewirkt wird.
[0021] Als ganz besonders vorteilhaft haben sich jedoch sollche Kunststoffdispersionen erwiesen,
bei denen der anionaktive Ladungszustand der Teilchen auf ein anionaktives Emulgatoren-
oder Stabilisatorensystem zurückgeht.
[0022] Zur wirksamen Durchführung des Verfahrens kommt es darauf an, daß die der Streichmasse
zugegebene Substanz durch die Berührung mit der sauren Oberfläche des Substrates eine
Verstärkung ihres kationaktiven Ladungszustandes erfährt. Besonders geeignet sind
in dieser Hinsicht solche Substanzen, die in der Streichmasse nur schwach kationaktiv
sind. Solche Substanzen lassen sich durch eine Verschiebung in ihrem pH-Wert besonders
gut in ihrem Ladungszustand verändern.
[0023] Die der Streichmasse zuzugebenden kationaktiven Substanzen müssen lediglich die Eigenschaft
haben, bei einem pH-Wert < 6,5 stark kationisch zu werden. Als bevorzugt geeignet
haben sich in Wasser lösbare Aminoverbindungen erwiesen, die zwei oder mehr Alkyl-,
Aryl-oder Aralkylreste am Stickstoffatom tragen und zur Gruppe der tertiären und quaternären
Aminoverbindungen gehören. Dabei sind bevorzugt geeignet die quaternären Aminoverbindungen.
Die Destabilisierung der Streichmasse im Grenzflächenbereich zum Substrat hängt ab
von der Art der in einem pH-Bereich unterhalb 6,5 stark kationaktiv werdenden Substanz,
von der Stabilität des verwendeten Bindemittels und von der Menge, in der diese Substanz
der Streichmasse zugegeben wird. Vorteilhaft erfolgt die Zugabe nur in einer solchen
Menge, daß sie die Stabilität der Streichmasse nicht beeinträchtigt.
[0024] Als besonders zweckmäßig hat sich eine Zugabemenge von 2 bis 20 Gew.% bezogen auf
die Trockenteile der Kunststoffdispersion in der Streichmasse erwiesen.
[0025] In einer zweckmäßigen Ausführungsform ist das erfindungsgemäße Verfahren dadurch
gekennzeichnet, daß eine S-reichmasse mit einem Feststoffgehalt von 30 bis 35 Gew.%
mit einer Luftbürstenstreicheinrichtung einseitig auf ein Streichrohpapier oder -karton
in einer solchen Menge aufgetragen wird, daß das Gewicht des getrockneten Striches
10 - 12 g/m
2 beträgt. Es zeigt sich dabei, daß die Streichmasse weniger tief in das Substrat eindringt
und eine größere Menge des Striches auf der Oberfläche verbleibt und zur Verbesserung
der Qualität beiträgt.
[0026] Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung vom LWC-Papieren
geeignet. Durch seine Anwendung wird das gefürchtete Durchschlagen der Streichmasse
vermieden und ein störungsfreier Streichprozeß ermöglicht. Durch den Wegfall kostspieliger
Maschinenstillstandzeiten und die wesnetlich bessere Ausnutzung der mit hohem Investitionsaufwand
belasteten Maschinen und Aggregate entsteht also schon ein beträchtlicher wirtschaftlicher
Vorteil, wenn das Verfahren unter Beibehaltung der bisherigen Flächengewichte des
Streichrohpapieres bzw. des Strichgewichtes angewendet wird. Unter konsequenter Ausnutzung
der Vorteile, die durch das geringere Eindringen der Streichmassen entstehen, bietet
die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens weitere bedeutende Vorteile.
[0027] LWC-Papiere, die nach dem erfindungsgemäßen Streichverfahren hergestellt wurden,
sind im Tiefdruckverfahren erheblich besser bedruckbar. Die verbesserte Qualität macht
sich durch die stark verringerte Anzahl von "missing dots" (winzige, unbedruckte Stellen)
bemerkbar, die im Vergleich zu den bisher üblichen Streichverfahren auftreten. In
vielen Fällen treten "missing dots" nicht einmal dann auf, wenn bei Anwendung des
erfindungsgemässen Streichverfahrens im Vergleich zu den bisher gebräuchlichen Verfahren
gleichzeitig das Strichgewicht verringert wird. Dies ist ein eindeutiges Anzeichen
dafür daß die Streichmasse weniger tief in das Streichrohpapiff eindringt und in erheblich
größerem Umfang als bisher an der Oberfläche verbleibt.
[0028] Ein weiterer wichtiger Vorteil, der durch die Erfindung ermöglicht wird, ist die
Reduzierung des Flächengewichtes des Streichrohpapieres auf ein Flächengewicht bis
zu 32 g/m
2. Bisher lag die untere Flächengewichtsgrenze bei LWC-Rohpapieren bei 36 g/m
2. Ein Unterschreiten dieser Grenze führte zum verstärkt auftretenden Durchschlagen
der Streichmassen. Die Verwendung eines leichteren Streichrohpapieres ist deswegen
von besonderem wirtschaftlichen Interesse, weil das Papier im Vergleich zur Streichmasse
die teuere Rohstoffkomponente ist.
[0029] Durch die vorliegende Erfindung besteht die Möglichkeit, das Verhältnis von Streichrohpapier
und Strichauftragsgewicht über die bisher bestehenden Grenzen hinaus zu verschieben
und die Produkte den jeweiligen Anforderungen besser anzupassen. Ein weiterer Vorteil
entsteht dadurch, daß durch die Reduzierung des Strichgewichtes zusätzliche Rohstoffkosten
eingespart werden können. Während bisher ein Strichgewicht von 8 g/m
2 als untere Grenze galt, sind nunmehr Strichgewichte von 6 bis 7 g/m
2 und Seite erzielbar. Zur Erzielung dieser niedrigen Strichauftragsgewichte wird in
einfacher Weise der Feststoffgehalt der Streichmasse abgesenkt. Die Senkung des Feststoffgehaltes
steht dabei im direkten Gegensatz zu den bisher bekanntgewordenen Vorschlägen, ein
Durchschlagen der Streichmassen durch höhere Einstellung des Feststoffgehaltes zu
verhindern. Die bereits erwähnte untere Grenze von 8 g/m
2 im Strichgewicht je Seite war darin begründet, daß bei den hohen Feststoffgehalten
und so geringem Strichgewicht ein gleichmäßiger Auftrag nicht mehr zu erzielen war.
Eine weitere Absenkung des Strichgewichtes wäre nur durch Streichmassen mit noch weiter
verringertem Feststoffgehalt möglich, die dann jedoch zum Durchschlagen der Streichmassen
führen würden. Durch die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens und das dadurch
bedingte Erstarren der Streichmasse an der Grenzfläche zum Streichrohpapier ist jedoch
die Möglichkeit gegeben, das Strichgewicht und den Feststoffgehalt der Streichmasse'weiter
abzusenken.
[0030] In einer ganz besonderes vorteilhaften Ausführungsform zum Herstellen von leichtgewichtigem
gestrichenem Papier wird eine Streichmasse mit einem Feststoffgehalt von 45 bis 62
Gew.% verwendet. Diese Streichmasse wird auf ein holzfreies Streichrohpapier mit einem
Flächengewicht von 32 - 38 g/m
2, bevorzugt von 34 - 36 g/m
2, mit einer Rakelstreicheinrichtung beidseitig aufgetragen, wobei das Gewicht des
trockenen Striches 6 bis 7 g/m
2 und Seite beträgt.
[0031] Die in der Praxis der Papierstreicherei beliebte Maßnahme, bei der Herstellung einer
Streichmasse nicht nur eine Kunststoffdispersion, sonderen mehrere, gegebenenfalls
auch Bindemittel auf Stärke- oder Eiwasbasis einzusetzen, muß bei der Herstellung
der erfindungsgemäßen Streichmassen nicht aufgegeben werden. Es ist zur Erreichung
des Erfindungszieles nicht in jedem Fall notwendig, daß alle verwendeten Bindemittel
koagulieren bzw. in einen gelartigen Zustand übergeführt werden. Vielmehr genügt es
meistens, wenn eine der verwendeten Kunststoffdispersionen - in der Regel ist das
diejenige, deren Anteil in der Streichmasse am größten ist - in ihrer STabilität so
beeinträchtigt wird, daß eine weitestgehende Erstarrung der Streichmasse bewirkt wird.
Auch eine teilweise Erstarrung im Grenzflächenbereich erfüllt bereits die Aufgabe,
ein weiteres Durchschlagen bzw. Eindringen der Streichmasse in das Streichrohpapier
zu verhindern.
[0032] Als besonders geeignet zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens hat sich
eine STreichmasse erwiesen, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sie auf einen pH-Wert
von 8,1 bis 10,1 eingestellt ist und bei einem Feststoffgehalt von 48 - 62 Gew.% die
folgende Zusammensetzung aufweist:

[0033] Zwischen pH-Wert, Feststoffgehalt und Menge bzw. Art der schwach kationaktiven Substanz
besteht dabei ein Zusammenhang. Werden in einer Streichmasse alle übrigen Komponenten
in ihrer Art und Menge unverändert gelassen, kann bei gleichzeitiger Absenkungdes
pH-Wertes der Anteil der schwach kationaktiven Substanz verringert werden. Eine Reduzierung
kann ebenfalls erfolgen, wenn der Feststoffgehalt der Streichmasse erhöht wird. Im
Einzelfall sind alle Streichmassekomponenten aufeinander abzustimmen. Für Streichmassen
von 55 - 62 % Feststoffgehalt haben sich pH-Werte von 9 - 10 als besonders gut geeignet
herausgestellt. Sie verfügen dabei über ein Fließverhalten, das sich nicht von den
bisher üblichen Streichmassen unterscheidet.
[0034] Die Herstellung der Streichmasse ist keinen besonderen Beschränkungen unterworfen,
es hat sich jedoch als zweckmäßig erwiesen, nach der Dispergierung der Pigmente im
alkalischen Bereich und der Zugabe des oder der Kunststoffdispersionen zunächst die
kationaktive Substanz zuzugeben und dann den pH-Wert zu korrigieren.
[0035] Die nachfolgenden Beispiele verdeutlichen die Erfindung, ohne sie darauf zu beschränken.
[0036] Dabei stellen die Beispiele 1 bis 5 erfindungsgemäße Streichmassezusammensetzungen
dar, die bevorzugt für die Herstellung von leichtgewichtigen Papieren geeignet sind,
die sich sehr gut für den Tiefdruck eignen. Das Vergleichsbeispiel 1 beschreibt eine
Streichmassezusammensetzung ohne die zugegebenen Substanzen, die bei einem pH < 6,5
stark kationaktiv werden.
[0037] Die Beispiele 6 bis 8 beschreiben Streichmassezusammensetzungen gemäß der Erfindung,
die bevorzugt für die Herstellung leichtgewichtiger Papiere geeignet sind, die sich
sehr gut für den Rollenoffsett-Druck eignen. Das Vergleichsbeispiel 2 beschreibt wiederum
entsprechende Streichmassezusammensetzungen ohne die zugegebenen Substanzen, die bei
einem pH < 6,5 stark kationaktiv werden.
[0038] Beispiel 9 gibt ein typisches Beispiel für die Herstellung von gestrichenem Papier
unter Verwendung der Streichmassen der Beispiele 1 bis 8 und der Vergleichsbeispiele
1 und 2.
Beispiel 1:
[0039] Einerunter Zusatz eines Dispergiermittels hergestellten wässrigen Aufschlämmung von
10444 Gew.Teilen China Clay, die mit Natronlauge auf einen pH-Wert von 8,8 einge-
stellt wurde, werden 80 Gew.Teile einer 50 %igen Calziumstearatlösung und 1106 Gew.Teile
einer anionaktiven Kunststoffdispersion auf Basis eines Acrylsäureesterhaltigen Mischpolymerisats
mit einem Feststoffgehalt von 50 Gew.% zugemischt.
[0040] 857 Gew.Teile einer 2,3 %igen wässrigen Lösung einer tertiären Dimethyl-Hexylammoniumbase
werden in die Mischung von Pigment und Kunststoffdispersion eingerührt. Die Streichmasse
wird auf einen Feststoffgehalt von 50 Gew.% verdünnt und auf einen pH-Wert von 8,7
eingestellt .
Beispiel 2:
[0041] Einer Beispiel 1 entsprechenden Mischung von Pigment und Kunststoffdispersion werden
1716 Gew.Teile der in Beispiel 1 verwendeten Lösung an tertiärer Dimethyl-Hexylammoniumbase
zugegeben. Die Streichmasse wird auf 50 % Feststoffgehalt verdünnt und ein pH-Wert
von 8,4 eingestellt.
Beispiel 3:
[0042] Entsprechend Beispiel 1 wird eine Streichmasse hergestellt, wobei die in Beispiel
1 verwendete Lösung durch 857 Gew.Teile einer 2,3 %igen wässrigen Lösung einer quaternären
Trimethyl-Benzyl-Ammoniumverbindung ersetzt wird. Die Streichmasse wird auf einen
Feststoffgehalt von 50 Gew.% und einen pH-Wert von 8,6 einge-stellt.
Beispiel 4:
[0043] Entsprechend Beispiel 1 wird eine Streichmasse hergestellt, wobei 1287 Gew.Teile
der in Beispiel 3 verwendeten Lösung zugegeben werden. Die Streichmasse wird auf einen
Feststoffgehalt von 50 Gew.% und einen pH-Wert von 8,6 eingestellt.
Beispiel 5:
[0044] Entsprechend Beispiel 4 wird eine Streichmasse hergestellt, deren FEststoffgehalt
auf 46 Gew.% eingestellt wird und die einen pH-Wert von 8,2 hat.
Vergleichsbeispiel 1:
[0045] Entsprechend Beispiel 1 wird eine Streichmasse hergestellt, und auf einen Feststoffgehalt
von 50 % und einen pH-Wert von 8,5 eingestellt. Im Gegensatz zu den Beispielen 1 bis
5 wird dieser Streichmasse jedoch keine Lösung einer kationaktiven Substanz zugegeben.
Beispiel 6:
[0046] Unter Zugabe von 9 Gew.Teilen eines Dispergiermittels, 20 Gew.Teilen 33 %ige Natronlauge
und 15 Gew.Teilen Natriumcarbonat wird eine wässrige Aufschlämmung aus 9300 Gew.Teilen
China Clay hergestellt.
[0047] Aus 800 Gew.Teilen Wasser und 200 Gew.Teilen Kasein wird unter Zugabe von 19 Gew.Teilen
33 %iger Natronlauge und 12 Gew.Teilen 25 %igem Ammoniak eine Lösung hergestellt,
die der Pigmentaufschlämmung zugegeben wird.
[0048] 1440 Gew.Teile einer anionischen Kunststoffdispersion auf Basis eines Acrylsäureesters
und Styrolmischpolymerisates mit einem Feststoffgehalt von 50 Gew.% und 600 Gew.Teile
einer anionischen Kunststoffdispersion auf Basis eines Polyvinvlacetatmischpolymerisats
mit einem Feststoffgehalt von 45 Gew.% werden nacheinander zugegeben und mit der Mischung
aus Pigment und Kasein gut vermischt.
[0049] Zum Schluß werden 1515 Gew.Teile einer 12,5 %igen Lösung einer Trimethyl-benzyl-ammoniumverbindung
zugemischt und die Streichmasse auf einen Feststoffgehalt von 50 % und einen pH-Wert
von 8,4 eingestellt.
Beispiel 7:
[0050] Entsprechend Beispiel 6 wird eine Streichmasse hergestellt, der jedoch anstatt der
in Beispiel 6 zugefügten Lösung 1516 Gew.Teile einer 15,1%igen Lösung der gleichen
Substanz wie in Beispiel 6 zugefügt werden. Die Streichmasse wird auf einen Feststoffgehalt
von 50 % und einen pH-Wert von 8,2 eingestellt.
Beispiel 8:
[0051] Entsprechend Beispiel 6 wird eine Streichmasse hergestellt, der jedoch anstatt der
in Beispiel 6 zugegebenen Lösung 1312 Gew.Teile einer 12,5 %igen Lösung der gleichen
Substanz wie in Beispiel 6 zugegeben werden. Die STreichmasse wird auf einen Feststoffgehalt
von 60 % und einen pH-Wert von 9,6 eingestellt.
Vergleichsbeispiel 2:
[0052] Entsprechend den Rezepturen der Beispiele 6 bis 8 wird eine Streichmasse hergestellt,
der jedoch keine Lösung einer kationaktiven Substanz zugegeben ist. Die Streichmasse
wird auf einen pH-Wert von 10 und einen Feststoffgehalt von 50 % eingestellt.
Beispiel 9:
[0053] Auf einer Versuchsstreichanlage werden bei einer Maschinengeschw-indigkeit von 85
m/min. mit einer Rakelstreicheinrichtung die Streichmassen entsprechend den Beispielen
1 bis 4 , 6 bis 8 und Vergleichsbeispiel 1 und 2 auf ein leichtgewichtiges, holzhaltiges
Streichrohpapier mit einem Flächengewicht von 39 g/m
2 und einem Oberflächen-pH von 4,8 einseitig aufgestrichen und wie üblich getrocknet.
Das Gewicht des getrockneten Striches beträgt 11 g/m
2.
[0054] Unter gleichen Versuchsbedingungen an der Versuchsstreichanlage wird eine Streichmasse
gemäß Beispiel 5 auf ein holzhaltiges Streichrohpapier mit einem Flächengewicht von
35 g/m
2 und einem Oberflächen-pH von 4,6 aufgetragen und getrocknet, wobei das Gewicht des
getrockneten Striches 6,5 g/m
2 und Seite beträgt.
[0055] Mit den Streichmassen entsprechend den Beispielen 1 bis 8 wurde während einer zweistündigen
Versuchsdauer kein Durchschlagen der Streichmasse beobachtet, während es bei den Versuchen
mit den Streichmassen entsprechend Vergleichsbeispielen 1 und 2 zum Durchschlagen
von Streichmasse und Belegen der Coaterwalzen kam.
[0056] Um eine exakte Beurteilung und Einstufung des Durchschlagverhaltens der beschriebenen
Streichmassen gemäß den Beispielen 1 bis 8 und den Vergleichsbeispielen 1 und 2 zu
ermöglichen, wurde eigens für diesen Zweck eine neuartige Untersuchungsroethode und
eine dafür geeignete Prüfvorrichtung entwickelt und damit die einzelnen Streichmassen
untersucht. Im wesentlichen werden dabei als Beschichtungsträger geeignete Substrate
unter Scherung und Druck mit den Streichmassen beaufschlagt und das Durchschlagverhalten
sichtbar gemacht. Die dazu verwendete Prüfvorrichtung ist in den Fig. 1 - 3 dargestellt.
[0057] Es zeigen Fig. 1 und 2 schematische Seitenansichten eines Teiles der Vorrichtung,
[0058] Fig. 3 eine Gesamtansicht der Vorrichtung in perspektivischer Darstellung.
[0059] Fig. 1 verdeutlicht dabei in einfacher Weise das Prinzip. Aus der zu untersuchenden
Streichmasse wird ein Farbsumpf 17 gebildet. Durch den Druck der Quetschwalzen 4,5
wird die Streichmasse durch die Prüfbahn 12 gedrückt und erzeugt dabei auf einem Kontrastmaterial
16 mehr oder weniger starke Markierungen. Je größer und zahlreicher die Markierungen
sind, desto mehr neigt die Streichmasse zum Durchschlagen. Als Kontrastmaterial kann
ein in seiner Farbe von der Streichmasse abweichendes Papier verwendet werden.
[0060] Eine verbesserte und im vorliegenden Fall angewandte Prüfmethode wird aus den Fig.
2 und 3 erkennbar. Dabei ist die Quetschwalze 5 mit einer mitlaufenden Folienbahn
11 aus Polyäthylen abgedeckt. Die Folienbahn verhindert ein Festkleben der Prüfbahn
12 mit der Quetschwalze 5. Als Prüfbahn findet ein LWC-Rohpapier von 38 g/
m2 Verwendung. Auf die Prüfbahn 12 ist eine Anfangsmarkierung 18 angebracht, die unmittelbar
vor der Berührungslinie der beiden Quetschwalzen 4,5 und über dem Anfang des Kontrastmaterials
16 a liegt. Als Kontrastmaterial 16 a wird ein schwarzes Papier verwendet, das mit
seinem Anfang auf Quetschwalze 4 festgeklebt ist. Die Länge des Kontrastmaterials
16 a entspricht dem Umfang der Quetschwalze 4. Die Länge der Prüfbahn 12 ist so gewählt,
daß sie dem 6-fachen Umfang der Quetschwalze 4 und damit der 6-fachen Länge des Kontrastmaterials
16 a entspricht. Durch diese Maßnahme wird erreicht, daß die Markierungen auf dem
Kontrastpapier in 6-fach vervielfältigter Form entstehen. Das Ende der Prüfbahn 12
ist durch eine Klebenaht 14, die gleichzeitig die Endmarkierung darstellt, mit einer
für die Streichmasse undurchdringlichen Materialbahn 13 aus Polyäthylenfolie verbunden.
Dadurch ist es möglich, die Prüfbahn bis hinter das Ende der Klebenaht 14 durch den
Farbsumpf zu führen, ohne daß mehr Markierungen, als der abgemessenen Prüflän
ge entsprechen, auf dem Kontrastmaterial erscheinen. Die Breite des Kontrastmaterials
16 a ist ca. 3 cm geringer als die Breite der Quetschwalzen 45. Zur Erzielung einer
einwandfreien Bahnführung wird die Folienbahn 11 und die undurchdringliche Materialbahn
13 von Abwickelrollen 2 und 3 abgewickelt. Die Abwickelrollen 2,3 sind in auf Gestell
1 angebrachten Lagerböcken 15 gelagert und werden durch Bandbremsen 6 abgebremst.
Die Breite der Folienbahn 11 entspricht der Breite des Kontrastmaterials 16 a. Unterhalb
der Quetschwalze 5 ist die Lenkwalze 9 zur Führung der Folienbahn 11 angeordnet. Zur
Aufnahme herabtropfender Streichmasse ist unterhalb der Quetschwalzen 4,5 die Auffangwanne
10 angebracht. Der Antrieb der Quetschwalzen 4,5 erfolgt über Handkurbel 7 auf die
fest gelagerte Quetschwalze 5. Die Quetschwalze 4 ist gegen Quetschwalze 5 anpreßbar,
wobei der Anpreßdruck über den Drehknopf 8 eingestellt werden kann und an einer nicht
gezeigten Skala ablesbarist . Die Quetschwalze 4 wird über ein nicht gezeigtes Zahnradpaar
von Quetschwalze 5 angetrieben.
[0061] Versuchsdurchführung und Auswertung: Nachdem Walze 4 wie beschrieben, mit Kontrastpapier
umwickelt ist, werden die mit der Mäerialbahn 13 verbundene Prüfbahn 12 und die Folienbahn
11 eingeführt und die Quetschwalzen 4,5 zusammengepreßt. Anschließend wird aus der
Streichmasse ein Farbsumpf 17 gebildet. Durch Betätigung der Handkurbel 7 wird die
Prüfbahn 12 in der abgemessenen Länge durch den Farbsumpf geführt. Anschließend wird
das Kontrastmaterial 16 a entfernt und mit einer Bewertungsskala verglichen, die aus
acht unterschiedlichen Durchschlagstufen besteht.
[0062] Mit Stufe 1 ist dabei ein sehr geringes Durchschlagverhalten und mit Stufe 8 ein
sehr starkes Durchschlagverhalten gekennzeichnet.
[0063] Die Auswertung der in den Beispielen beschriebenen Streichmassen ergab dabei die
folgenden Werte:

[0064] Die Aussagekraft dieses Versuchsergebnisses wird zusätzlich gestützt, wenn Proben
der fertigen Papiere nach dem Heliotest-Verfahren untersucht werden. Das Heliotest-Verfahren
ist ein in der Papier- und Druckindustrie gebräuchliches Verfahren und wurde entwickelt
vom Centre Technique de l'Industrie des Papiers, Cartons et Celluloses; Grenoble,
Frankreich. Der Heliotest dient der zahlenmäßigen Feststellung von "missing dots".
Gegenüber den bisher üblichen Streichverfahren ergibt sich dabei eine Verringerung
der "missing dots" zwischen 30 und 40 %.
1. Verfahren zur Herstellung von gestrichenem Papier oder Karton, bei dem eine wässrige
Streichmasse mit Teilchen mindestens einer wässrigen Kunststoffdispersion und anorganischer
Pigmente wie Kreide, Titandioxid, Talkum und Kaolin auf ein Streichroh-papier bzw.
einen Streichrohkarton aufgetragen und anschliessend getrocknet wird, dadurch gekennzeichnet,
daß
auf ein Streichrohpapier bzw. einen Streichrohkarton mit einem pH-Wwrt < 6,5 eine
Streichmasse aufgetragen wird, deren pH-Wert > 6,5 ist,
die Teilchen der Kunststoffdispersion eine nicht kationaktive Ladung tragen und
die Streichmasse eine Substanz enthält, die während der Herstellung und Lagerung der
Streichmasse deren Stabilität nicht beeinträchtigt, im pH-Bereich unterhalb 6,5 jedoch
stark kationaktiv wird
und daß beim Kontakt mit dem sauer eingestellten Papier bzw. Karton die Streichmasse
an der Grenzfläche zum Streichrohpapier bzw. Streichrohkarton erstarrt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Streichrohpapier oder
-karton mit einem pH-Wert zwischen 4,5 bis 6,0 verwendet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Streichrohpapier
oder -karton verwendet wird, dessen pH-Mert durch Zusatz einer Schwefelsäureverbindung
des Aluminiums zum Faserstoffbrei auf 4,50 bis 6,0 eingestellt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Streichrohpapier
oder -karton verwendet wird, bei dem die pH-Wert-Einstellung zusäztlich durch Zugabe
von Schwefelsäure erfolgte.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine Streichmasse
verwendet wird, deren pH-Wert zwischen 7,5 und 11 liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine Streichmasse
verwendet wird, die eine Kunststoffdispersion enthält, deren Teilchen eine anionaktive
Ladung tragen.
7. Verfahren nach Anspruch 6,dadurch gekennzeichnet, daß eine Streichmasse verwendet
wird, bei der die anionaktive Ladung der Kunststoffdispersion durch anionische Gruppen
des Kunststoffmoleküls selbst bewirkt ist.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine Streichmasse verwendet
wird, bei der die anionaktive Ladung der Kunststoffdispersion durch Stabilisatoren
bzw. Emulgatoren bewirkt ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß eine Streichmasse
verwendet wird, bei der die im pH-Bereich unterhalb 6,5 stark kationaktiv werdende
Substanz schwach kationaktiv ist.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß eine Streichmasse verwendet
wird, deren schwach kationaktive Substanz aus einer oder mehreren wässrigen und in
Wasser lösbaren Verbindungen besteht, die aus der Gruppe der tertiären und quaternären
Aminoverbindungen ausgewählt sind.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Streichmasse verwendet wird, in der die in einem pH-Bereich unterhalb 6,5 stark kationaktiv
werdende Substanz in einer solchen Menge vorliegt, daß die Stabilität der Streichmasse
oberhalb eines pH-Wertes von 6,5 nicht beeinträchtigt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 und 10, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Streichmasse verwendet wird, in der die schwach kationaktive Substanz in einer Menge
von 2 bis 20 Gewichtsteilen Feststoff, bezogen auf 100 Gewichtsteile Trockensubstanz
der Kunststoffdispersion enthalten ist.
13. Verfahren zum Herstellen von gestrichenem Papier und Karton nach einem der Ansprüche
1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß eine Streichmasse mit einem Feststoffgehalt
von 30 bis 35 Gewichtsprozent mit einer Luftbürstenstreicheinrichtung einseitig auf
ein Streichrohpapier oder -karton in einer solchen Menge aufgetragen und getrocknet
wird, daß das Gewicht des getrockneten Striches 10 bis 12 g/m2 beträgt.
14. Verfahren zum Herstellen von gestrichnem Papier nach einem der Ansprüche 1 bis
12, dadurch gekennzeichnet, daß eine Streichmasse, die einen Feststoffgehalt von 45
bis 67 Gew.% aufweist, auf ein holzhaltiges Streichrohpapier, das ein Flächengewicht
von 32 - 38 g/m2hat, mit einer Rakelstreicheinrichtung beidseitig aufgetragen und getrocknet wird,
und daß das Gewicht des getrockneten Striches 6 bis 7 g/m2 und Seite beträgt.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß ein holzhaltiges Streichrohpapier
mit einem Flächengewicht von 34 bis 36 g/m2 verwendet wird.
16. Streichmasse zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 12
und 14 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Streichmasse auf einen pH-Wert von
8,1 bis 10,1 eingestellt ist und bei einem Feststoffgehalt von 45 bis 62 Gew.% die
folgende Zusammensetzung aufweist:

und bis 3 Gew.Teile sonstige Hilfsstoffe, wie Dispergiermittel, Entschäumer und Verdickungsmittel,
wobei sich die angegebenen Mengen auf 100 Trockengewichtsteile ergänzen.