(19)
(11) EP 0 017 776 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.10.1980  Patentblatt  1980/22

(21) Anmeldenummer: 80101410.1

(22) Anmeldetag:  18.03.1980
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3B41F 13/00, B41F 21/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LU NL SE

(30) Priorität: 24.04.1979 DE 2916505

(71) Anmelder: Heidelberger Druckmaschinen Aktiengesellschaft
D-69019 Heidelberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Wirz, Arno
    D-6901 Bammental (DE)
  • Sobotta, Peter
    D-6900 Heidelberg (DE)
  • Arendt, Franz
    D-6909 Walldorf (DE)
  • Gramlich, Otto Karl
    D-6800 Mannheim (DE)

(74) Vertreter: Stoltenberg, Heinz-Herbert Baldo 
c/o Heidelberger Druckmaschinen AG Kurfürsten-Anlage 52-60
D-69115 Heidelberg
D-69115 Heidelberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Bogenführende Folie als Aufzug für Gegendruckzylinder


    (57) Eine bogenführende Folie, deren eine Fläche glatt ausgebildet und deren gegenüberliegende Fläche mit statisch gleichmässig verteilten, gleichhohen Kugelkalotten (3) versehen ist, dient als Aufzug für Gegendruckzylinder von Rotations-Offsetdruckmaschinen für Schön- und Widerdruck. Die Folie besteht aus zwei Schichten. Die Trägerschicht (6) ist aus chemisch beständigem, verschleissfestem und unnachgiebigem Material hergestellt. Sie besitzt ein gutes Farbabgabeverhalten. Auf ihre strukturierte Fläche ist eine dünne, die Mikrorauhheit ausgleichende Chromschicht (7) aufgebracht. Diese Chromschicht verbessert das Anlaufverhalten der bogenführenden Folie und verlängert deren Lebensdauer, insbesondere aber wird das gute Farbabgabeverhalten über die gesamte Lebensdauer der Folie annähernd konstant gehalten.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine bogenführende Folie als Aufzug für Gegendruckzylinder von Rotations-Offsetdruckmaschinen für Schön- und Widerdruck, deren eine Fläche glatt ausgebildet und deren gegenüberliegende Fläche mit statistisch gleichmäßig verteilten, gleich hohen Kugelkalotten versehen ist.

    [0002] Nach der DE-PS 12 58 873 ist bekannt, ein Aluminiumblech oder die Mantelfläche von Widerdruck- bzw. Bogenführungszylindern beispielsweise durch Sandstrahlen aufzurauhen und dann mit einer dünnen Chromschicht zu überziehen. Die tragenden Flächenteile der so geschaffenen Fläche sind unregelmäßig hoch und verschieden groß. Relativ spitze Tragflächen werden naturgemäß vom Papier schneller abgenutzt sein als flächige. An den abgenutzten Stellen kommt das Trägermaterial, z. B. Stahl oder Aluminium, zum Vorschein. Das Farbabgabeverhalten dieser freigelegten Flächen des Trägermaterials ist derart schlecht, daß die gesamte Mantelfläche zur Führung von frisch bedruckten Bogenseiten bei Schön- und Widerdruck nicht mehr taugt. Außerdem dringen an diesen stark abgenutzten Flächenteilen die beim Offsetverfahren verwendeten chemischen Mittel ein. Es kommt zum Korrodieren.

    [0003] Durch die DE-OS 28 20 549 ist ferner eine metallische Bogenführungsfolie bekannt geworden, die mindestens zwei Schichten aufweist. Eine Trägerschicht aus Aluminium oder Kupfer ist einseitig durch Sandbestrahlung aufgerauht und vernickelt. Auf diese zweite Schicht aus Nickel kann noch eine weitere dünne Lage aus Hartnickel aufgetragen sein.

    [0004] Das Aufrauhen der Trägerschicht mit Hilfe eines Sandstrahlverfahrens erzeugt tragende Flächen, die ungleich hoch und verschieden groß sind. Die während des Druckprozesses von der druckfrischen Bogenunterseite abgenommene Farbe wird daher unregelmäßig beim Verlassen des Druckspaltes wieder abgegeben. Es kommt zu Farbumverteilungen und damit zur Verschlechterung des Druckbildes. Ferner bietet eine solche Bogenführungsfläche aufgrund zu großer und zu unterschiedlicher Täler eine unzureichende Unterlage für den Bogen beim Aufbringen des Widerdrucks.

    [0005] Eine dreischichtige Bogenführungsfläche hat überdies den Nachteil, daß die Struktur der aufgerauhten Oberfläche eine Abschwächung erfährt. Die Täler werden enger und die tragenden Hochplateaus größer. Dies hat zur Folge, daß sich bei einer dreischichtigen Bogenführungsfolie das Farbabgabeverhalten verschlechtert. Darüberhinaus ist es schwierig, die dreischichtigen Bogenführungsfolien an den Enden zwecks Einspannen abzubiegen, da die Hartnickelschicht dabei reißt.

    [0006] Aufgabe der Erfindung ist es, die Lebensdauer der bogenführenden Folien zu verlängern, deren Farbabgabeverhalten zu verbessern und vor allem deren Farbabgabeverhalten über die gesamte Lebensdauer der Folie annähernd konstant zu halten.

    [0007] Gelöst wird die Aufgabe dadurch, daß auf die strukturierte Fläche einer chemisch beständigen, verschleißfesten und unnachgiebigen Trägerschicht mit gutem Farbabgabeverhalten eine dünne, die Mikrorauheit ausgleichende Chromschicht aufgebracht ist.

    [0008] Das Farbabgabeverhalten einer Fläche ist abhängig von ihrer Struktur und ihrem Material. Die Ausbildung der tragenden Flächen als Kugelkalotten begünstigt das Abziehen angenommener Farbe. Materialien wie Chrom, Nickel, Chromnickelstahl oder bestimmte Kunststoffe begünstigen zusätzlich die Farbabgabe.

    [0009] Die Trägerschicht kann deshalb beispielsweise aus einer mittels Galvanoformung hergestellten Nickelfolie, einem durch Ätzen oder Prägen bearbeiteten Chromnickelstahlblech oder aus gepreßten Kunststoffolien mit hohem Elastizitätsmodul, z. B. Hartpolyamidfolien, bestehen. Die aufgebrachte Chromschicht kann beispielsweise eine Dicke von 0,01 bis 0,03 mm aufweisen. Sie gleicht die Mikrorauhheit einer Nickel-, Chromnickelstahl- oder Kunststoffschicht weitgehend aus und bietet somit eine glattere Oberfläche als die Trägerschicht.

    [0010] Dies hat zur Folge, daß eine verchromte, bogenführende Folie schon in der Anfahrzeit bestes Farbabgabeverhalten zeigt sowie schneller zu waschen ist, als die anfangs etwas rauhere Trägerschicht.

    [0011] Vor allem aber wird die Lebensdauer der bogenführenden Folie um die Standzeit der sehr harten Chromschicht verlängert. Dabei bleibt das Farbabgabeverhalten einer solchen verchromten, bogenführenden Folie praktisch über die gesamte Lebensdauer konstant, weil nach dem Verschleiß der sehr dünnen Chromschicht an den bogentragenden Flächenteilen die zum Vorschein kommende Trägerschicht gleichfalls gute Farbabgabeeigenschaften aufweist.

    [0012] Besonders vorteilhaft ist die Verwendung von purem Nickel als Trägerschicht, weil sich die chemische Beständigkeit von Chrom und Nickel gegenüber den im Offsetdruck verwendeten Chemikalien ergänzen. So kann beispielsweise die dünne Chromschicht Durch Aufbringen von Rapidschwärzer beschädigt werden. Nickel ist jedoch gegen Rapidschwärzer beständig. Andererseits greifen bestimmte Wischwasserzusätze u. U. in Verbindung mit örtlichem Leitungswasser Nickel an. Chrom widersteht diesen Chemikalien. Die dünne Chromschicht verhindert also bei Verwendung ungünstiger Wischwasserzusätze den frühzeitigen Verschleiß einer Nickelfolie.

    [0013] Da die dünne Chrom schicht nicht nur hart, sondern auch spröde ist, würde sie beim Abkanten der Einspannenden einer bogenführenden Folie sehr leicht abplatzen. Aus diesem Grunde ist es vorteilhaft, die Trägerschicht an den Einspannenden abzukanten, bevor die Chromschicht aufgebracht wird.

    [0014] Die Erfindung wird im folgenden durch ein Ausführungsbeispiel anhand der Zeichnung näher erläutert.

    [0015] Es zeigt:

    Fig. 1 einen Ausschnitt der strukturierten Fläche einer bogentragenden Folie nach der Erfindung,

    Fig. 2 den Schnitt A-B durch diesen Folienausschnitt und

    Fig. 3 den Schnitt C-D durch denselben Folienausschnitt.



    [0016] Wie man aus der Fig. 1 ersehen kann, ist die strukturierte Fläche 1 der bogenführenden Folie 2 von Tragflächen in Form von Kugelkalotten 3 übersät. Diese Kugelkalotten 3 sind statistisch gleichmäßig verteilt angeordnet, d. h. ihre Verteilung ist nicht symmetrisch, nähert sich jedoch der Symmetrie. Statistisch gleichmäßig bedeutet auch, daß auf einer Flächeneinheit etwa die gleiche Anzahl von Kugelkalotten 3 vorgesehen wird. Dadurch ist gewährleistet, daß die Zwischenräume, die Täler 4, hinsichtlich ihrer Größe und Gestalt nicht wesentlich voneinander abweichen. Grundsätzlich ist also auch eine gleichförmige Unterlage eines zu bedruckenden Bogens gewährleistet.

    [0017] Wie aus den Figuren 2 und 3 zu entnehmen ist, sind die Kugelkalotten 3 alle gleich hoch. Die Kuppen der Kugelkalotten 3 bilden somit eine Tragebene 5. Die Kalottenform der Tragflächen und die Bildung der Tragebene 5 gewährleisten eine ausgezeichnete Abstützung des auf der anderen Seite zu bedruckenden Bogens. Diese Anordnung der Kugelkalotten 3 verhindert außerdem das vorzeitige Abnutzen höher stehender Tragflächen, wie es bei bekannten, bogentragenden Folien der Fall ist.

    [0018] Die bogenführende Folie 2 besteht gemäß Figur 2 aus zwei Schichten, nämlich der Trägerschicht 6 aus Nickel und der Deckschicht 7 aus Chrom. Die Trägerschicht 6 kann beispielsweise durch Galvanoformung hergestellt werden, wobei allerdings die tragenden Kuppen noch eine relativ große Mikrorauheit aufweisen. In einem anderen Bad kann die dünne Chromschicht 7 aufgebracht werden. Sie wird an ihrer Oberfläche wesentlich glatter als die Trägerschicht 6. Dadurch hat eine solche bogentragende Folie vom Beginn der Nutzung an ein gleich gutes Farbabgabeverhalten, während bei der Nutzung der Trägerfolie allein erst nach einer gewissen Glättung der Mikrorauheit das optimale Farbabgabeverhalten erzielt wird. Auch läßt sich die verchromte Oberfläche besser waschen als die geringfügig rauhere Fläche der Trägerschicht 6.

    [0019] Nach Herstellung der Trägerschicht 6 mittels Galvanoformung sind zunächst die Einspannkanten 8 abzubiegen, bevor im Chrombad die Deckschicht 7 aufgebracht wird.

    [0020] Das Ausführungsbeispiel kann insofern Abwandlungen erfahren, als statt der durch Galvanoformung hergestellten Trägerschicht 6 aus Nickel ein geprägtes bzw. geätztes Chrom-Nickel-Stahlblech oder eine geprägte bzw. geätzte Kunststoffolie, z. B. ein in Bezug auf gutes Farbabgabeverhalten geeignetes Hartthermoplast,aus PVC, Polyester, Polyamid oder Glas Verwendung findet. Der Thermoplast muß jedoch einen hohen Elastizitätsmodul aufweisen, weil er andernfalls im Druckspalt aufgrund des Walkprozesses nachgeben würde und das Breiterdrucken hervorriefe.

    TEILELISTE



    [0021] 

    1 Strukturierte Fläche

    2 Bogenführende Folie

    3 Kugelkalotten

    4 Täler

    5 Tragebene

    6 Trägerschicht

    7 Deckschicht

    8 Einspannkante




    Ansprüche

    1. Bogenführende Folie als Aufzug für Gegendruckzylinder von Rotations-Offsetdruckmaschinen für Schön- und Widerdruck, deren eine Fläche glatt ausgebildet und deren gegenüberliegende Fläche mit statistisch gleichmäßig verteilten, gleich hohen Kugelkalotten versehen ist,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    auf die strukturierte Fläche einer chemisch beständigen, verschleißfesten und unnachgiebigen Trägerschicht mit gutem Farbabgabeverhalten eine dünne, die Mikrorauhheit ausgleichende Chromschicht aufgebracht ist.
     
    2. Bogenführende Folie nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    als Trägerschicht Nickel oder Chromnickelstahl vorgesehen ist.
     
    3. Bogenführende Folie nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    eine Trägerschicht aus Kunststoff mit hohem Elastizitätsmodul, z. B. Polyamid oder PVC Verwendung findet.
     
    4. Bogenführende Folie nach den Ansprüchen 7 bis 3,
    dadurch gekennzeichnet, daß
    die Trägerschicht an den Einspannenden abgekantet ist, bevor die Chromschicht aufgebracht wird.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht