[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren'zum Färben von Cellulosefasermaterialien mit
wasserlöslichen Reaktivfarbstoffen in Gegenwart von Salz und Alkalien nach dem Ausziehverfahren,
beispielsweise auf Haspelkufen, Jetfärbeanlagen, Strangfärbemaschinen und Apparaten.
[0002] Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß Färbeflotten verwendet werden, deren
jeweiliger Farbstoffgehalt nicht höher ist als die Farbstoffmenge, die erforderlich
ist, um auf der Faser eine als Unegalität sichtbare Farbtiefendifferenz zu erzeugen.
Beim Färben von Cellulosefasern mit Reaktivfarbstoffen nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren wird der Faser somit jeweils innerhalb einer gegebenen Zeit Δ t in Form
von kleinen Schritten Δ s nur so viel Farbstoff angeboten, wie von der Faser in dieser
Zeit unter den gegebenen pH-, Salz- und Temperaturbedingungen chemisch fixiert werden
kann. Das erfindungsgemäße Verfahren steht damit in Gegensatz zu der bestehenden Auffassung,
daß eine egale Färbung um so leichter zu erzielen ist, je höher die Farbstoffkonzentration
im Färbebad ist und daß Färbeflotten mit geringem Farbstoffgehalt mit höherer Wahrscheinlichkeit
unegalewfärbungen ergeben als Färbeflotten mit hohem Farbstoffgehalt. Die Farbstoffmenge,
die eine noch sichtbare Farbdifferenz erzeugt beträgt <10% iusbes 3-8 %, vorzugsweise
4-6 % des Gesamtfarbstoffverbrauchs der Färbung.
[0003] Es wurde überraschenderweise gefunden, daß beim Färben von Cellulosefasern mit Reaktivfarbstoff
enthaltenden Färbeflotten, welche die zur Erreichung der gewünschten Farbtiefe erforderliche
Gesamtmenge an Reaktivfarbstoff nicht gleichzeitig enthalten, sondern in kleinen Schritten
über die gesamte Färbezeit verteilt zudosiert bekommen, eine bessere Egalität erzielt
werden kann als bei der üblichen Verfahrensweise, bei der der Farbstoff dem Bad vor
dem Erreichen der Fixierbedingungen zugesetzt und anschließend durch Steigerung des
pH-Wertes, durch Temperaturhöhung oder Salzzusatz auf der Faser in der für Reaktivfarbstoffe
üblichen Weise fixiert wird.
[0004] Das Verfahren wird in der Weise durchgeführt, daß man die Färbeflotte in der üblichen
Weise mit Salz und über Alkali beschickt und dann den Farbstoff mindestens 2/3 der
gesamten Färbezeit in den Hauptstrom der zirkulierenden Färbeflotte einbringt.
[0005] Das Verfahren kann auch in der Form durchgeführt werden, daß nicht nur der Farbstoff,
sondern auch das für die Durchführung der Fixierungsreaktion erforderliche Alkali
gleichzeitig oder unabhängig kontinuierlich dem Bad zugeführt wird, oder daß der Farbstoff
während der 1.Hälfte der Färbezeit und dann anschließend das Alkali während der 2.
Hälfte der Färbezeit kontinuierlich dem Bad zugeführt wird.
[0006] Als für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete Haspelkufen kommen solche in Betracht,
welche über eine von der Warenbewegung unabhängige Flottenumwälzung verfügen, wie
es bei Jetfärbeanlagen und Apparaten der Fall ist.
[0007] Als für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete Reaktivfarbstoffe kommen mindestens
eine faserreaktive Gruppe aufweisende sulfogruppenhaltige Farbstoffe der Azo-, Anthrachinon-
und Phthalocyaninreihe in Betracht. Besonders vorteilhaft ist die Verwendung des Verfahrens
be
4i Farbstoffen, welche eine hohe Substantivität aufweisen und unter den bisher üblichen
Färbebedingungen infolge zu geringer Migration zu Unegalitäten neigen.
[0008] Unter Migration wird dabei die Fähigkeit eines Reaktivfarbstoffs verstanden, während
des Färbevorgangs von Bereichen mit höherer Farbstoffkonzentration auf der Faser auf
Bereiche mit niederer Farbstoffkonzentration auf der Faser überzuwandern, wie es von
M.Aoyagi und E.Ogawa.in Japan Textile News, Juli 1977, S. 95-98 beschrieben wurde.
Unter Reaktivfarbstoffen mit hoher Substantivität werden dabei solche verstanden,
welche in Gegenwart von 50 g/1 Natriumsulfat auf gebleichter Baumwolle bei 40° im
Gleichgewicht eine substantive Baderschöpfung von mindestens 50 % aufweisen.
[0009] Als geeignete Farbstoffe sind beispielsweise solche mit mindestens einer Mono-, Dichlortriazinyl-,
Monofluortriazinyl- oder mindestens einer Mono- oder Difluor-Pyrimidingruppe, Sulfatoethylsulfonylgruppe,
Ethylsulfonylbenzothiazolgruppe oder 2,3-
Dichlorchinoxalincarbonylgruppe zu nennen, welche im Temperaturbereich von 30 - 100°
und bei einem pH von 9-12 und in Gegenwart von 10-100 g/1 Salz nach dem Ausziehverfahren
gefärbt werden.
[0010] Als für das beanspruchte Verfahren geeignete Fasermaterialien kommen insbesondere
solche in Betracht, die infolge ihrer hohen Affinität nach herkömmlichen Verfahren,
.bei denen der Farbstoff der Ware mit einer hohen Anfangskonzentration angeboten wird,
nicht sicher und reproduzierbarer egal zu Färben sind. Derartige Fasermaterialien
bestehen bevorzugt aus im Garn oder im Stück mercerisierter Baumwolle oder Zellwolle.
[0011] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß auch solche
Reaktivfarbstoffe angewandt werden können, die durch die unzureichende Maximallöslichkeit
in Gegenwart von Kochsalz normalerweise nicht oder nur für helle Töne verwendet.werden
lönnen. Nach dem anspruchsgemäßen Verfahren können ferner höhere Salzkonzentrationen
als üblich eingesetzt werden, ohne daß der Farbstoff ausfällt, und damit zu Abfleckungen
auf der Ware d.h. zu unbrauchbaren Färbungen führt. Auf diese Weise erhält man bei
gleichem Farbstoffeinsatz eine höhere Ausnutzung des eingesetzten Farbstoffs und damit
eine bessere Wirtschaftlichkeit.
[0012] Das anspruchsgemäße Verfahren ergibt jedoch auch dann höhere Farbausbeuten im Vergleich
zu der bisher üblichen Färbeweise, wenn mit gleichen Salzmengen gearbeitet wird.
[0013] Ein überraschender Vorteil des Verfahrens besteht in der Verbesserung des gleichzeitigen
Aufziehens von Reaktivfarbstoffen unterschiedlicher Substantivität. Während bei herkömmlichen
Färbeverfahren der substantive Farbstoff vorzieht und dadurch auf hochaffinem Material
zu einem unegalen Warenbild führt, lassen sich nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
auch mit solchen Farbstoffen egale Färbungen erzielen, die durch unterschiedliches
Aufziehen nicht nur zu Farbtiefen-, sondern auch zu Farbtondifferenzen neigen.
[0014] Bei den in den folgenden Beispielen angegebenen Teilen handelt es sich, sofern nicht
anders angegeben ist, um Gewichtsteile. Die Konstitution der in den Beispielen verwendeten
Farbstoffe I-V sind in der auf die Beispiele folgenden Tabelle angegeben. Die Temperaturangaben
bedeuten Celsiusgrade.
Beispiel 1
[0015] 100 Teile einer Baumwollwirkware werden in eine handelsübliche Jetfärbeanlage eingezogen
und diese mit 700 Teilen Wasser von 25° und 1,4 Teilen Natriumbicarbonat beschickt.
Anschließend werden 0,4 Teile di(2-ethylhexyl)phosphor- saures Natrium zugesetzt und
die Flotte bei guter Waren-und Flottenzirkulation auf 45° erwärmt.
[0016] Nach Erreichen dieser Temperatur werden 35 Teile Kochsalz in fester Form zugegeben.
In das so vorbereitete zirkulierende Färbebad werden dann nach 15 Minuten während
zwei Stunden kontinuierlich und unabhängig voneinander zwei Lösungen zugetropft. Die
eine Lösung besteht aus 60 Teilen Wasser und 4 Teilen des Farbstoffs I und die zweite
Lösung aus 40 Teilen Wasser und O,5 Teilen Natriumhydroxid.
[0017] Nach Beendigung des Zutropfvorgangs wird noch 10 Minuten bei der eingestellten Temperatur
laufen gelassen und anschließend nach Ablassen der Restflotte in der üblichen Weise
kalt und warm gespült und kochend geseift.
[0018] Man erhält eine egale Rotfärbung.
Beispiel 2
[0019] 100 Teile einer im Stück mercerisierten Baumwollwirkware werden in eine handelsübliche
Haspelkufe mit Flottenumwälzung eingezogen und diese mit 1300 Teilen Wasser von 25°
und 1,5 Teile Natriumdihydrogenphosphat versetzt. Die erhaltene Flotte wird dann bei
guter Zirkulation auf 80° erwärmt und 120 Teile Natriumsulfat werden in fester Form
dem Färbebad zugesetzt. Nach 10 Minuten Laufen lassen bei 80° werden dann in das so
vorbereitete Färbebad während 1 Stunde kontinuierlich unabhängig voneinander zwei
Lösungen zugetropft. Die eine Lösung besteht aus 96 Teilen Wasser und je 1 Teil des
Farbstoffs I, 1,5 Teilen des Farbstoffs II sowie 1,5 Teilen des Farbstoffs III.
[0020] Die zweite Lösung besteht aus 99,7 Teilen Wasser und 0,3 Teilen Natriumhydroxid.
Nach Beendigung des Zutropfvorganges wird die Ware weitere 10 Minuten bei 80° behandelt,
dann wird die Flotte abgelassen und die erhaltene Färbung wie üblich kalt und warm
gespült und kochend geseift. Man erhält eine egale Braunfärbung.
Beispiel 3
[0021] 100 Teile einer im Stück mercerisierten Baumwollwirkware werden in eine handelsübliche
Jetfärbeanlage eingezogen und diese mit 1400 Teilen Wasser von 25°, 1,5 Teilen 1,3-Bis-(ethylhexyl)-glycerinether-2-sulfat
und 0,8 Teilen Natriumbisulfat beschickt. Die Flotte wird dann bei guter Waren- und
Flottenzirkulation auf 70
0;erwärmt und während des Aufheizens 140 Teile Kochsalz in fester Form zugegeben.
[0022] Nach Erreichen der Temperatur von 70° wird 10 Minuten bei dieser Temperatur laufen
gelassen und dann allmählich in 120 Minuten auf 45° abgekühlt. Während des Abkühlens
werden kontinuierlich und unabhängig voneinander mit langsam ansteigender Zulaufgeschwindigkeit
2 Lösungen in die rasch zirkulierende Flotte eingespritzt. Die eine Lösung besteht
aus 2 Teilen des Farbstoffs IV, 0,2 Teilen Natriumdihydrogenphosphat und 50 Teilen
Wasser, die andere Lösung aus 1 Teil Natriumhydroxid in 50 Teilen Wasser.
[0023] Nach Beendigung des Zutropfvorganges wird nocht 20 Minuten bei 45° behandelt und
anschließend wie üblich gespült und kochend geseift. Man erhält eine egale Rotfärbung.
Beispiel 4
1. Verfahren zum Färben von Cellulosefasern und Cellulosefasern enthaltenden Textilmaterialien
mit wasserlöslichen Reaktivfarbstoffen nach dem Auszieh-Verfahren, dadurch gekennzeichnet,
daß Färbeflotten verwendet werden, deren jeweiliger faserreaktiver Reaktivfarbstoffgehalt
geringer ist als 10 % des fixierten Gesamtfarbstoffgehaltes der Endfärbung.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Färbeflotten verwendet
werden, deren jeweiliger faserreaktiver Reaktivfarbstoffgehalt geringer ist als 6
% des fixierten Gesamtfarbstoffgehaltes der Endfärbung.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß man den Reaktivfarbstoff
in Form seiner wäßrigen Lösung kontinuierlich während einer Zeit von 1/2 - 3 Stunden
dem Färbebad zuführt.
4. Verfahren gemäß Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man den Reaktivfarbstoff
in Form seiner wäßrigen Lösung kontinuierlich während einer Zeit von 1 bis 2 Stunden
dem Färbebad zuführt.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den Reaktivfarbstoff
in Form seiner wäßrigen Lösung kontinuierlich während einer Zeit von 1 bis 2 Stunden
einem/einen pH-Wert von 8-12 aufweisenden Färbebad zuführt.
6. Verfahren gemäß Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den Reaktivfarbstoff
und das für die Fixierung notwendige Alkali gleichzeitig und unabhängig voneinander
zuführt.
7. Verfahren gemäß Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man den Reaktivfarbstoff
und das für die Fixierung erforderliche Alkali gleichzeitig in Form einer alkalischen
Farbstofflösung zuführt.
8. Verfahren gemäß Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß Färbeflotten verwendet
werden, deren pH-Wert kontinuierlich von pH 7 bis pH 12 ansteigt.