[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Entfernen mit gleichzeitigem Wenden abgelängter
Warmstrangabschnitte aus Auslaufrollgängen einer Mehrstranggiessanlage für Stahl auf
ein seitlich angeordnetes Kühlbett mit Hilfe von mit Aufnehmern für die Strangabschnitte
versehenen Schwenkhebeln.
[0002] Bei einem bekannten Kühlbett werden Strangabschnitte mittels schwenkbarer Hebel individuell
von den Zuführrollgängen abgenommen und an ein höher liegendes Kühlbett übergeben.
Der Kühlbettrost ist bis über die Rollgänge verlängert und weist je Strangbahn schwenkbare
Klappen auf, die während des Hochschwenkens der einzelnen Strangabschnitte von diesen
hochgedrückt werden und dadurch den einzelnen Abschnitten den Weg auf den Rost freigeben.
Die Abschnitte werden entlang bogenförmiger, in die Kühlbettebene mündender Führungen
auf den Kühlbettrost geleitet, wobei sie um 90
0 gewendet werden. Ein Kühlbettabschieber verschiebt die Abschnitte anschliessend in
Austragsrichtung. Diese Vorrichtung hat den Nachteil, dass für jeden Strang ein eigener
Verschwenkmechanismus benötigt wird, was die Anlage, wie auch der zusätzliche Kühlbettabschieber,
verteuert und obendrein störanfällig macht.
[0003] Bei einer anderen bekannten Mehrstranggiessanlage befindet sich unterhalb des Auslaufrollgang-Niveaus
eine, aus einer endlosen Transportkette bestehende, erste Quertransportvorrichtung,
welche in ein seitlich der Ausfördereinrichtung angeordnetes Kühlbett mündet. Mit
Hilfe von jedem Strang zugeordneten, zwischen Rollgang- und Kühlbett-Niveau drehbar
gelagerten Schwenkhebeln, welche mit Aufnehmern zum Abschieben der Strangabschnitte
vom Rollgang versehen sind, werden die abgelängten Abschnitte individuell nach unten
geschwenkt - wobei sie aufgrund der Ausbildungsform der Aufnehmer eine Drehung um
90° vollziehen - und auf das stillstehende Querförderband abgelegt, welches den Strang
anschliessend in Richtung Kühlbett bewegt. Sobald die Strangabschnitte in den Wirkbereich
einer auf dem Kühlbett installierten zweiten Quertransportvorrichtung in Form eines
Querschleppers gelangen, werden sie gemeinsam mit sich schon dort befindlichen Abschnitten
in Richtung Austragevorrichtung geschleppt. Eine derartige Ausfördereinrichtung ist
konstruktiv sehr aufwendig. Die den einzelnen Strängen zugeordneten Schwenkhebel müssen
unabhängig voneinander schwenkbar sein, was entsprechend der Anzahl Stränge eine Vielzahl
von Schwenkmechanismen erfordert. Es werden zwei Quertransporteinrichtungen benötigt.
Diese Einrichtungen bedeuten eine beträchtliche Verteuerung der Anlagenkosten.
[0004] Die vorliegende Erfindung will die oben geschilderten Nachteile vermeiden und stellt
sich die Aufgabe, eine konstruktiv einfache Einrichtung zu schaffen, mit der die abgelängten
Strangabschnitte um 90
o gewendet funktionssicher aus den Auslaufrollgängen direkt auf das Kühlbett gefördert
werden können.
[0005] Dies wird dadurch erreicht, dass sich die Drehachse der Schwenkhebel, deren Aufnehmer
mit einen Winkel miteinander bildenden Auflageflächen zur Aufnahme der vom Kühlbett
entferntesten Strangabschnitte versehen sind, unterhalb des Niveaus des Kühlbettes
annähernd in der Mitte zwischen dem Kühlbett und dem von diesem entferntesten Rollgang
befindet, die dem Kühlbett zugewandten Hebelflanken zum Abschieben der benachbarten
Strangabschnitte bogenförmig gestaltet sind, und der dem Kühlbett nächstliegende Rollgang
mit einer teilweise abfallenden und in die Kühlbettebene einmündenden Rutsche versehen
ist.
[0006] Durch die Tieflage der Drehachse wird ein 'Schwenkbereich der Hebel zwischen dem
Kühlbett und dem von diesem am weitesten entfernten Rollgang erzielt. Hierdurch, wie
auch durch die Ausbildungsform der Aufnehmer sowie der Rutsche, ist es möglich, mehrere
Strangabschnitte um 90° gewendet gleichzeitig aus verschiedenen Rollgängen gemeinsam
mit Hilfe nur einer einzigen Schwenkvorrichtung direkt auf das Kühlbett zu fördern.
Mit dieser Lösung fallen zusätzliche aufwendige Fördermittel, wie Transportbänder
und Querschlepper, weg.
[0007] Die Drehung der einzelnen Strangabschnitte bewirkt, dass die durch den Abschervorgang
gebreiteten Strangenden in eine vertikale Endlage gelangen, wodurch die Strangabschnitte
bündig nebeneinander zu liegen kommen und ein nachteiliges Durchbiegen beim Schieben
vermieden werden kann. Zusätzliche Wendevorrichtungen für die Strangabschnitte sind
nicht notwendig.
[0008] Die Erfindung kann weiter ausgestaltet werden, indem die Schwenkhebel mit je einem
Kippgelenk versehen werden. Hierdurch wird ein Zurückschwenken der Schwenkhebel auch
dann ermöglicht, wenn nachfolgende Strangabschnitte erneut teilweise in den Schwenkbereich
der Schwenkhebel hineinreichen. Eine Verkürzung der Ausgleichstrecke für die zeitlich
ungleich laufenden Stränge wird hierdurch ermöglicht.
[0009] Die Erfindung wird anhand schematisch dargestellter Zeichnungen näher erläutert.
[0010] Es zeigen:
Fig. l eine Draufsicht auf eine erfindungsgemässe Ausfördereinrichtung einer Zweistrang-Knüppel-Anlage,
Fig. 2 einen vergrösserten Vertikalschnitt entlang der Linie II-II nach Fig. 1 und
Fig. 3 eine detaillierte Seitenansicht eines Schwenkhebels mit Kippgelenk.
[0011] In Fig. 1 und Fig. 2 wird durch Pfeile 31 bzw. 32 die Auslaufrichtung von Strängen
einer Zweistrang-Knüppel-Anlage gekennzeichnet. Scheren 3, 4 sind Ausgleichsrollgänge
nachgeordnet, deren angetriebene Rollen 5, 6 die Strangabschnitte beschleunigt in
eine Ausfördereinrichtung transportieren. Diese Ausfördereinrichtung 7 setzt sich
zusammen aus mit nicht angetriebenen Rollen 17 versehenen Auslaufrollgängen 8, 9 und
einem zwischen den.Rollgängen 8, 9 angeordneten Schwenkhebelmechanismus. Dieser besteht
aus drei auf einer gemeinsamen Drehachse 10 befestigten Schwenkhebeln 11 und einer
vom Rollgang 8 zu einem, in Giessrichtung seitlich links angeordneten Kühlbett 12
reichenden, aus mehreren Segmenten bestehenden, in die Kühlbettebene einmündenden
Rutsche 13. Das Kühlbett 12 befindet sich mit den Rollgängen 8, 9 auf gleichem Niveau.
Die Drehachse 10 befindet sich unterhalb des Kühlbett-Niveaus annähernd in der Mitte
zwischen dem Anfangbereich des Kühlbettes 12 und dem von diesem entfernteren Rollgang
9. Die Träger des Kühlbettes sind mit Bezugszeichen 14 markiert. Feste Anschläge .
15, 16 am Ende der Auslaufrollgänge 8, 9 sind mit nicht dargestellten Schaltern versehen.
Nach Betätigung beider Schalter durch Strangabschnitte l', 2' wird die Schwenkvorrichtung
mit Hilfe einer an einem der Hebel 11 angeflanschten Kolben-Zylinder-Einheit 18 in
Richtung Kühlbett 12 bewegt. Hierbei wird von - in der dargestellten Ausgangsposition
annähernd waagrecht verlaufenden - Auflageflächen 20 der mit Aufnehmern 19 versehenen
Schwenkhebeln 11, der vom Kühlbett 12 entferntere Strangabschnitt 2' vom Auslaufrollgang
9 abgehoben und in Richtung Kühlbett 12 getragen. Während der Schwenkbewegung wird
beim Passieren der Strangbahn des Stranges 1 der auf dem Rollgang 8 liegende Strangabschnitt
l' mit Hilfe bogenförmiger Hebelflanken 21 vom Rollgang 8 abgeschoben und über eine
Rutsche 13 auf das Kühlbett 12 befördert.
[0012] Einzelheiten des Schwenkmechanismus sowie des Bewegungsablaufes während des Verschwenkens
sind aus Fig. 2 ersichtlich, in welcher einer der Schwenkhebel 11 zu verschiedenen
Zeitpunkten während des Verschwenkens strichpunktiert dargestellt ist. Durch die Lage
der Drehachse 10, annähernd in der Mitte zwischen dem Kühlbett 12 und dem entfernteren
Rollgang 9 unterhalb des gemeinsamen Niveaus, ist ein Schwenkbereich vom'Rollgang
9 bis zum Kühlbett 12 gewährleistet. Wie ersichtlich, durchlaufen die Hebelenden aufgrund
der Tieflage der Drehachse eine kreisbogenförmige Bahn 28, deren Scheitelpunkt 22,
das ist der gedachte Schnittpunkt mit der Vertikalen, oberhalb des Rollgang-Niveaus
liegt. Hierdurch erst ist das angestrebte Abheben zur Ausführung der Schwenkbewegung
des Strangabschnittes 2' vom Rollgang 9 möglich. Der Strangabschnitt 2' wird von der
annähernd waagrechten Aufnehmerfläche 20, die auch schräg verlaufen kann, vom Rollgang
9 abgehoben und rutscht während des Verschwenkens beim Ueberschreiten des Scheitelpunktes
22 auf eine Auflagefläche 23, wobei der Strangabschnitt mit einer anderen Seitenfläche
auf dem Aufnehmer 19 zu liegen kommt. Beim Ablegen des Abschnittes 2' auf dem Kühlbett
12 hat dieser eine Drehung um 90° vollzogen, wodurch die gebreiteten Strangenden 26
in eine vertikale Position gelangen. Die an ihrem Ende daumenförmigen Auflageflächen
20 reichen am Ende des Verschwenkweges zwischen die Kühlbettträger 14 und verschieben
die auf dem Kühlbett liegenden Abschnitte in Austragsrichtung.
[0013] In dem Moment, wo die Schwenkhebel 11 während des Schwenkens zwischen den Rollen
des Rollganges 8 hindurch die Auslaufbahn des Stranges 1 durchstossen, wird der Strangabschnitt
l' mit Hilfe der bogenförmigen Hebelflanken 21 vom Rollgang 8 geschoben, rutscht über
einen nach unten geneigten Teil 24 der Rutsche 13 hinunter, vollzieht dabei eine Drehung
um ca. 90° und wird im weiteren entlang einer Schräge 25 auf das Kühlbett geschoben.
[0014] Wie aus
Fig. 3 ersichtlich, können die Schwenkhebel 11 in einem oberen Teil ein Kippgelenk
28 aufweisen, wodurch ein Zurückschwenken der Hebel 11 auch im Fall, dass Strangabschnitte
schon wieder in die Auslaufrollgänge hineinragen, gewährleistet ist. Der Schwenkhebelkopf
27 wird bei Berührung mit dem Strangabschnitt in Richtung des Pfeiles 29 abgekippt
und anschliessend durch einen nicht dargestellten Federmechanismus in seine ursprüngliche
Lage gezogen. Eine derartige Kippvorrichtung erlaubt eine Verkürzung der Auslaufrollgänge,
da auf die jeweilige Position des Schwenkmechanismus im Hinblick auf das Ausfördern
weiterer Strangabschnitte keine Rücksicht genommen werden muss.
[0015] Die für zwei Stränge beschriebene Ausfördereinrichtung ist ebenfalls für drei Strangabschnitte
denkbar. Hierbei wird am Schwenkhebelende ein weiterer Aufnehmer mit zwei, einen Winkel
miteinander bildenden Auflageflächen vorgesehen. Bei .einer derartigen Konstruktion
der Hebel werden anstelle nur eines, zwei Strangabschnitte von den Rollgängen abgehoben,
gewendet und auf dem Kühlbett abgelegt. Die Gestaltung der Hebelflanken zum Abschieben
des dritten Strangabschnittes bleibt unverändert. Die Lage der Schwenkachse, die Neigung
und Länge der Aufnehmerflächen müssen auf die jeweilige Konstruktion abgestimmt werden.
[0016] Es ist offensichtlich, dass die Erfindung nicht auf die beschriebene 2-Strang-Knüppel-Anlage
beschränkt ist. Mit der erfindungsgemässen Vorrichtung können Anlagen mit ein Vielfaches
von zwei oder drei aufweisenden Strangzahlen ausgerüstet werden. Hierbei bleibt es
freigestellt, ob die je nach Zahl der Stränge benötigten zusätzlichen Kühlbetten in
Stranglaufrichtung hintereinander oder einander gegenüberliegend angeordnet werden.
[0017] Es ist ebenfalls nicht zwingend, dass das Kühlbett und die Rollgänge gleiches Niveau
aufweisen. Bei unterschiedlichem Niveau müssen die Lage der Schwenkachse sowie die
Länge der Auflageflächen so aufeinander abgestimmt werden, dass ein Schwenkbereich
zwischen entferntestem Rollgang und Kühlbett gesichert ist.
[0018] Die Erfindung kann auch bei Vorblockanlagen Verwendung finden. Die Anzahl der pro
Vorrichtung vorzusehenden Schwenkhebel muss jeweils auf die Länge der Strangabschnitte
und auf das Stranggewicht abgestimmt werden.
[0019] Bei Anlagen mit kleineren, leichteren Strangabschnitten kann die gemeinsame Schwenkachse
so heb- und senkbar gelagert werden, dass beim Zurückschwenken der Hebel der Scheitelpunkt
der Schwenkbahn unterhalb des Rollgang-Niveaus zu liegen kommt. Ein Zurückschwenken
trotz sich auf den Rollgängen befindlicher Strangabschnitte wird damit ermöglicht,
weshalb auf eine lange Ausgleichsstrecke verzichtet werden kann.
1. Vorrichtung zum Entfernen mit gleichzeitigem Wenden abgelängter Warmstrangabschnitte
aus Auslaufrollgängen einer Mehrstranggiessanlage für Stahl auf ein seitlich angeordnetes
Kühlbett mit Hilfe von mit Aufnehmern für die Strangabschnitte versehenen Schwenkhebeln,
dadurch gekennzeichnet, dass sich die Drehachse (10) der Schwenkhebel (11), deren
Aufnehmer (19) mit einen Winkel miteinander bildenden Auflageflächen (20, 23) zur
Aufnahme der vom Kühlbett (12) entferntesten Strangabschnitte (2') versehen sind,
unterhalb des Niveaus des Kühlbettes (12) annähernd in der Mitte zwischen dem Kühlbett
(12) und dem von diesem entferntesten Rollgang (9) befindet, die dem Kühlbett (12)
zugewandten Hebelflanken (21) zum Abschieben der benachbarten Strangabschnitte (1')
bogenförmig gestaltet sind, und der dem Kühlbett (12) nächstliegende Rollgang (8)
mit einer teilweise abfallenden und in das Kühlbett (12) einmündenden Rutsche (13)
versehen ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwenkhebel (11)
je ein Kippgelenk (28') aufweisen.