[0001] Die Erfindung betrifft eine Elektrodenaktivierungsmasse für eine Gasentladungsröhre,
enthaltend ein Metalloxid aus der vierten Nebengruppe des Periodensystems.
[0002] Eine solche Elektrodenaktivierungsmasse ist zur Verwendung bei Überspannungsableitern
beispielsweise aus der DE-OS 19 35 734 bekannt, wonach als Metalloxid der vierten
Nebengruppe Thoriumoxid vorgeschlagen worden ist.
[0003] Elektrodenaktivierungsmassen sind allgemein bei Gasentladungsröhren gebräuchlich
und je nach Anwendungszweck zum wesentlichen Beeinflussen der jeweils wichtigen elektrischen
Kenngrößen zusammengesetzt. 0b nun die Gasentladungsröhre als Überspannungsableiter
eingesetzt ist oder steuerbar als Schaltröhre (sog.Kaltkathodenthyratron) oder als
Blitzröhre: eine wichtige Forderung ist auf einen niedrigen Glimm-Bogen-Übergang gerichtet.
Dieser ist definiert als der Stromaugenblickswert, bei dem die gezündete Gasentladung
aus der Glimmentladung in die Bogenentladung übergeht. Niedrige werte ergeben dabei
ein gutes Zündverhalten, vor allem bei Zündung über eine dritte Elektrode mit geringen
Zündströmen, und durch gute Stromtragfähigkeit lange Lebensdauer. Darüber hinaus ist
die minimale Betriebsspannung vorteilhaft klein.
[0004] Ein niedriger Glimm-Bogen-Übergang läßt sich mit einer Elektrodenaktivierungsmasse
erreichen, die unter anderem radioaktives Thoriumoxid als wirksamen Bestandteil enthält.
Die wegen der Radioaktivität und damit Umweltgefährdung erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen
sowie die erheblichen Abfallbeseitigungskosten bedeuten aber einen gravierenden Nachteil.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das radioaktive Thoriumoxid
durch ein Material zu ersetzen, das nicht radioaktiv ist, aber auch nicht teuer und
insbesondere nicht die Vorteile eines niedrigen Glimm-Bogen-Übergangs wieder mit Nachteilen
verbindet, etwa durch allzu leichte Zerstäubbarkeit oder Verdampfbarkeit, wodurch
auf der Innenwand des Gasentladungsgefäßes leitende Beläge und damit Kurzschlüsse
entstehen könnten.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird bei einer Elektrodenaktivierungsmasse der eingangs
genannten Art erfindungsge- - mäß vorgeschlagen, daß das Metalloxid ein Titanoxid
ist.
[0006] Dabei soll mit "ein Titanoxid" ausgedrückt werden, daß je nach dem Anwendungszweck,
d.h. je nach den in Verbindung mit anderen Faktoren wie Elektrodenfläche, Elektrodenabstand,
Gasdruck, Fremdzündung oder Eigenz
ündung gewünschten elektrischen Kenngrößen das Titan in dem Oxid vierwertig oder niedrigerwertig
ist und auch nichtstöchiometrisch in der Wertigkeit zusammengesetzt sein kann. Wesentlich
ist, daß Titanoxid ein ungiftiger und billiger Stoff ist und daß sich mit diesem Bestandteil
in der Elektrodenaktivierungsmasse bei extrem kleinen Strömen und niedrigen Spannungen
ruhig stehende Bogenentladungen unterhalten lassen. Titanoxid verbindet ein gutes
Elektronenemissionsvermögen mit einer verhältnismäßig schlechten Wärmeleitfähigkeit.
[0007] Um das gewünschte Titanoxid in der Elektrodenaktivierungsmasse zu erhalten, hat man
grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die Masse wird im allgemeinen als pastenförmiges
Gemisch auf eine Elektrode oder auf die Elektroden aufgebracht und in einem Formierprczeß
zu der im Betrieb aktiven Masse formiert. Die eine Möglichkeit besteht nun darin,
von vierwertigem Titandioxid auszugehen und im Formierprozeß ein niedrigerwertiges
Titanoxid zu erzeugen, die andere, von Titan oder Titanhydrid auszugehen und im Formierprozeß
ein höherwertiges Titanoxid zu erzeugen.
[0008] Dementsprechend wird nach einer Ausgestaltung der Erfindung vorgeschlagen, daß die
Elektrodenaktivierungsmasse beim Aufbringen auf die Elektroden Titan und/oder Titanhydrid
und ein OxidationsmitTel enthält, womit in einem Formierprozeß zumindest teilweise
ein Titanoxid gebildet wird, oder daß sie beim Aufbringen auf die Elektroden Titan
und/oder Titanhydrid enthält, das in einem Formierprozeß in sauerstoffhaltiger Gasatmosphäre
zumindest teilweise oxidiert wird.
[0009] Entsprechend einer anderen Ausgestaltung wird vorgeschlagen, daß die Elektrodenaktivierungsmasse
beim Aufbringen auf die Elektroden Titandioxid und ein Reduktionsmittel enthält, womit
in einem Formierprozeß das Titandioxid zumindest teilweise zu einem niedrigerwertigen
Titanoxid reduziert wird.
[0010] Dabei wird als Reduktionsmittel einmal das in einer Elektrodenaktivierungsmasse an
sich bekannte metallische Titan (z.B. DE-PS 19 51 601) als Beimischung vorgeschlagen
oder eine an sich beispielsweise aus der DE-AS 19 50 090 bekannte Barium-Aluminium-Legierung
oder eine Alkaliverbindung wie Kaliumazid oder Kaliumboranat.
[0011] Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Elektrodenaktivierungsmasse werden sowohl eine hohe
Ansprechgleichspannung und eine hohe maximale Betriebsspannung einer Gasentladungsröhre
erreicht als auch eine geringe minimale Betriebsspannung und geringe Bogenbrennspannungen.
[0012] Durch geringen Energieumsatz - weil der Glimmbereich mit Spannung und Strom gering
gehalten werden kann - ist die Lebensdauer sehr hoch.
[0013] Das erreichbare große Verhältnis der "maximalen Betriebsspannung ohne Spontanzündung"
zur "minimalen Betriebsspannung mit 50% Zündwahrscheinlichkeit bei Beaufschlagen mit
einem bestimmten Triggerimpuls" bei triggerbaren Gasentladungsröhren läßt sich technisch
vorteilhaft ausnutzen. Die maximale Betriebsspannung darf sehr hoch sein, oder die
minimale noch triggerbare Ansprechgleichspannung sehr niedrig. Es können aber auch
die Anforderungen gesteigert werden, beispielsweise insofern, als Datenblattspezifikationen
nicht nur in einer, sondern in beiden Polaritäten erfüllt werden.
[0014] Weiter sind insbesondere bei triggerbaren Gasentladungsröhren geringe Zündströme
von Vorteil. Entladungsströme unter 10 mA lassen sich einfach erzeugen; es sind dafür
keine Elektrodendurchführungen für Zündelektroden in das Entladungsgefäß vonnöten.
Eine außen angebrachte leitende Fläche genügt, sofern eine Wechselspannung von wenigstens
2kV bei 0,1MHz zur Verfügung steht, um den kapazitiven Widerstand der Gefäßwand zu
überwinden. Voraussetzung zum Zünden des Lichtbogens ist dann nur noch ein genügend
hoher Gasdruck von etwa 400 m bar bis 500 m bar im Entladungsgefäß. Die Zündung beginnt
an der Kathode auf einer sehr kleinen Fläche mit einer Glimmentladung von hoher Leistungsdichte,
etwa einigen kW pro cm
2, wonach innerhalb von etwa 10-5sec ein weißglühender, Elektronen emittierender Bogenfußpunkt
entsteht. Sobald diese Nebenentladungsstrecke zur Gefäßwand gezündet hat, kann die
Gasentladungsröhre in ihrer Hauptentladungsstrecke durchschalten bzw. bei einer Blitzröhre
einen Blitzkondensator kurzschließen, wenn dessen ladespannung deutlich über der Brennspannung
der Nebenentladungsstrekke liegt. Als Füllgas dient ein Edelgas, wie Argon oder Xenon,
wenn Lichtausbeute und Farbe eine Rolle spielen.
[0015] Es ist von Vorteil, wenn die Elektrodenaktiviert.zngsmasse außer dem Titanoxid, wie
an sich bekannt (DE-PS 1951 601) ein Alkalihalogenid, insbesondere Kaliumiodid, Kaliumbromid
oder Kaliumchlorid enthält.
[0016] Es wird in der Praxis ein Gemisch aus Titandioxid, Barium-Aluminium-Legierung und
Kaliumhalogenid zu empfehlen sein, wobei die Zusammensetzung dem Druck der Gasatmosphäre
anzupassen ist.
[0017] Es sind dabei Bereiche bei Ti0
2 von 2% bis 60%, bei BaAl
4 von 5% bis 50% und bei EX (X = Cl,Br,J) von 0% bis 80% möglich.Die Zündspannung wird
weitestgehend durch das Verhältnis TiO
2: Reduktionsmittel bestimmt. Bei einem Verhältnis des TiO
2: EaAl
4<1 fällt die Zündspannung, und es entstehen bräunliche oder violette Wandbeläge.
[0018] Als optimale Beispiele werden für einen Gasdruck von 450 m bar bei Argon eine Zusammensetzung
aus 40%TiO
2, 40%BaAl
4 und 20%EX; bei 90m bar 10%TiO
2,.20%BaAl
4 und 70%KX angegeben.
[0019] Die Zeichnung zeigt eine Gasentladungsröhre in der Form eines sog. Knopfableiters
mit kegelstumpfförmigen Elektroden 2 und 3, die mit einander zugekehrten Auswölbungen
in einen rohrförmigen Isolierkörper 1 gasdicht eingesetzt sind. Als Werkstoff für
den Isolierkörper dient vorzugsweise Glas oder Keramik, während die Elektroden 2 und
3 aus einer Ni-Fe- bzw. Ni-Fe-Co-Legierung bestehen. Auf die einander gegenüberliegenden
Elektroden 2 und 3 ist jeweils eine Schicht 4 aufgebracht, die die erfindungsgemäße
Elektrodenaktivierungsmasse enthält.
1. Elektrodenaktivierungsmasse für eine Gasentladungsröhre, enthaltend ein Metalloxid
aus der vierten Nebengruppe des Periodensystems, dadurch gekennzeichnet, daß das Metalloxid
ein Titanoxid ist.
2. Elektrodenaktivierungsmasse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie beim
Aufbringen auf die Elektroden Titan und/oder Titanhydrid und ein Oxidationsmittel
enthält, womit in einem Formierprozeß zumindest teilweise ein Titanoxid gebildet wird.
3. Elektrodenaktivierungsmasse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie beim
Aufbringen auf die Elektroden Titan und/oder Titanhydrid enthält, das in einem Fcrmierprozeß
in sauerstoffhaltiger Gasatmosphäre zumindest teilweise oxidiert wird.
4. Elektrodenaktivierungsmasse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie beim
Aufbringen auf die Elektroden Titandioxid und ein Reduktionsmittel enthält, womit
in einem Formierprozeß das Titandioxid zumindest teilweise zu einem niedrigerwertigen
Titanoxid reduziert wird.
5. Elektrodenaktivierungsmasse nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Reduktionsmittel
eine Beimischung aus metallischem Titan dient.
6. Elektrodenaktivierungsmasse nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Reduktionsmittel
eine Barium-Aluminium-Legierung dient.
7. Elektrodenaktivierungsmasse nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß sie ein Alkalihalogenid, insbesondere Kaliumjodid, Kaliumbromid oder Kaliumchlorid
enthält.
8. Elektrodenaktivierungsmasse nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Reduktionsmittel
eine Alkaliverbindung, wie Kaliumazid oder Kaliumboranat dient.
9. Elektrodenaktivierungsmasse nach den Ansprüchen 4, 6 und 7, dadurch gekennzeichnet,
daß Anteile an TiO2 von 2% bis 60%, an BaAl4 von 5% bis 50% und an KX (X = Cl, Br, J) von C% bis 80% vorhanden sind.
10. Elektrodenaktivierungsmasse nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß sie bei
einem Gasdruck von 450 m bar Argon zusammengesetzt ist aus 40% TiO2, 40% BaAl4 und 20% KX.
11. Elektrodenaktivierungsmasse nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß sie bei
einem Gasdruck von 90 m bar Argon zusammengesetzt ist aus 10% TiO2, 20% BaAl4 und 70% KX.